Achtung, Achtung, hier spricht die Polizeigewerkschaft!
Nach dem Messerangriff in Aschaffenburg im Januar 2025 sitzt der Polizeigewerkschafter Manuel Ostermann um kurz nach halb neun im Sat.1- Frühstücksfernsehen. Ostermann, 34 Jahre alt, Anzug, Krawatte, akkurater Kurzhaarschnitt, spricht eloquent. Er analysiert die Hintergründe der Tat, indem er Dinge behauptet, die sich wissenschaftlich nicht belegen lassen: „Wir haben natürlich auch mit dieser Migrationspolitik eine Kriminalitätskrise mitbekommen.“ Dabei widerlegen Studien regelmäßig, dass Fluchtmigration zu einer höheren Kriminalitätsrate führt.

Manuel Ostermann ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), CDU-Mitglied und eine Art rechter Influencer. Auf X folgen ihm über 85.000 Menschen, er spricht dort davon, dass er sein Vaterland liebt. Und mahnt, dass Deutschland zu links regiert werde und nicht mehr sicher sei, wegen einer „

Das Geheimnis der Döner-Tüte

„(…) nicht neutral, weil sie zum Teil wissenschaftlich umstrittene Standpunkte vertreten oder Statistiken fragwürdig auslegen.“
Wie nennt man das noch mal, wenn man wider besseres Wissen die Unwahrheit sagt? Oder sagen wir nur, was ist, wenn es uns in den Kram passt?
Mir geht der Fakt in diesem Artikel etwas unter:
Fluchtmigration führt nicht zu einer höheren Kriminalitätsrate. Das ist Fakt. In vielen Studien belegt. Und daraus müssen Journalisten schließen können, wer ihnen einen Bären aufbindet. Und diese Person darf man dann nicht einfach weiter über KI und anlasslose Kontrollen schwafeln lassen. Das ist die journalistische Verantwortung.
Von der besonderen Verantwortung von (Polizei)beamten, wie z. B. dem Mäßigungsgebot und der Neutralitätspflicht mal abgesehen … yadda yadda, ihr kennt den Rest …
Wenn Lügen kurze Beine haben, nehmen Sie halt den Dienstwagen und kommen schneller an ihr Ziel.
Wenn man sich Manuel Ostermann widmet, sollte sein Netzwerk nicht fehlen. In 2019 war Ostermann als Abschiebepolizist (damals Wachtmeister, mittlerer Dienst, heute Hauptwachtmeister) zu einem Werkstattgespräch der CDU geladen. Diese Gespräche hat AKK veranstaltet.
Die mediale Aufmerksamkeit brachte Ostermann zuerst in die BILD, dann zu SAT1. Zu diesem Zeitpunkt war er schon seit 2014 Mitglied in der DPolG als Vorstand der Jugendorganisation in NRW.
Auf Facebook wurde er bekannt mit Posts, die mit Tacheles“ überschrieben waren.
Zu diesem Zeitpunkt lernte er über Rainer Wendt den Peter Weber aus Nürnberg kennen, der sich mit Videos gegen Merkel einen Namen gemacht hat. Aus der Bekanntschaft entstand die „Bewegung“ Hallo Meinung, die in Zusammenarbeit mit Klaus Kelle als Bürgerbewegung konzipiert war, dann aber als Verlautbarungsmedium mit Leuten wie Niklas Lotz endete.
2020 hat Ostermann einmal sein Profil bei Twitter gelöscht, es gab eine Disziplinarmaßnahme wegen des Vergleichs Grüne mit Unkraut.
Der neue Account war sehr kurz sehr zahm. Seitdem Ostermann hauptberuflich den Gewerkschafter gibt, sind alle Barrieren gefallen.
Das ist schon eine Crux.
Vor einem halben Jahr (Übermedien 12. November 2024, Warum Gewalt gegen Frauen extremistisch ist) haben wir erfahren, dass es in Deutschland jährlich 150 vollendete Tötungsdelikte zum Nachteil von Frauen gibt. Und dass die gesamte Hochintelligenz sich außerstande sieht, bei diesen 150 Fällen die Provenienz der Täter zu ermitteln.
Anders sieht es aus bei der Erfassung der gesamten Kriminalität. Da müssen die nicht sagenhafte 150 Fälle analysieren, sondern lediglich ein paar Millionen. Die Zahl ist überschaubar, deshalb kann die Hochintelligenz mit gutem Gewissen verkünden: Zuwanderer sind nicht krimineller als Deutsche
Und es wird noch schlimmer.
Die Praxis beweist alltäglich, die polizeiliche Kriminalstatistik alljährlich, Migranten sind (statistisch) krimineller als Deutsche.
Die Wissenschaft beweist regelmäßig, Migranten sind nicht krimineller als Deutsche. Es ist dieselbe Wissenschaft, die schon hoffnungslos überfordert ist, bei 150 Fällen von ermordeten Frauen die Provenienz der Täter zu erforschen.
Um den Bogen zum Artikel zu kriegen – wen sollen die Medien befragen. Die Wissenschaft, deren Schrottstudien kein Vernunftbegabter mehr ernst nehmen kann?
Oder doch lieber die Praktiker. Die Polizei kann wenigstens aus der täglichen Erfahrung sagen, wie sich die Kundschaft zusammensetzt.
Die Forderung der Autoren, die Interviewpartner vollständig vorzustellen, ist natürlich richtig. Das sei so im Fall von Polizeigewerkschaftern, und allen anderen auch
Warum man rechten Trollen keine Zahlen überlassen darf
Nein, es waren nicht „150 vollendete Tötungsdelikte zum Nachteil von Frauen“.
Es waren 155 Femizide, bei denen Frauen von ihrem (Ex-)Partner ermordet wurden – und insgesamt 331 getötete Frauen im Jahr.
Was soll man erwarten von denen, die sich nur für ihre eigene Hetze interessieren? Für sie sind die Opfer bloß Mittel zum Zweck, nützlich für Narrative – aber nicht als Menschen mit Namen, Geschichten und Hinterbliebenen.
Man kann es ihnen hundert Mal erklären:
Ausländische Banden, die Geldautomaten sprengen oder Autos stehlen, sind keine „ausländischen Mitbürger:innen“.
Touristen, Hooligans oder Feierwütige auf der Reeperbahn oder dem Oktoberfest ebenfalls nicht.
Auch wird regelmäßig unterschlagen:
Männer sind statistisch deutlich krimineller als Frauen.
Jüngere eher als Ältere.
Ärmere deutlich häufiger als Reiche – was auch daran liegt, dass Wohlhabende sich viel besser juristisch absichern können.
Wenn also eine Gruppe tendenziell jünger und männlicher ist als der Durchschnitt, spiegelt sich das zwangsläufig in der Kriminalitätsstatistik wider.
Und wenn sie dann noch häufiger kontrolliert, verdächtigt oder angezeigt wird, entsteht aus der sogenannten Tatverdächtigenstatistik (PKS) eine selbsterfüllende Prophezeiung – perfekter Zündstoff für rechte Hetze.
Gerade deshalb darf man den Trollen die Deutungshoheit über Zahlen nicht überlassen.
Also sagen wir es noch einmal – und notfalls ein weiteres hundert Mal.
Ein besonders raffinierter Trick, den man seit einiger Zeit vermehrt bei der AfD beobachten kann – zum Beispiel auf „Threads“ oder in einschlägigen Telegram-Kanälen:
Es wird eine Kleine Anfrage im Bundestag gestellt, in der bereits eine bestimmte Behauptung oder ein framing transportiert wird.
Die Antwort der Parlamentarischen Dienste fällt meist sachlich, differenziert und oft deutlich kürzer aus – und widerspricht nicht selten dem Narrativ.
Dann wird das Ganze verpackt: Ein langes, scheinbar sachlich-analytisches Vorwort wird vorgeschaltet, ein offizieller Look (Logo, Briefkopf, „Analyse“-Format) sorgt für Seriosität.
Diese „Drucksache“ wird dann als Beleg verwendet – oft mit dem Satz „steht doch schwarz auf weiß!“ – obwohl die eigentliche Antwort genau das Gegenteil nahelegt.
Das Kalkül dahinter: Kaum jemand liest sich die Quelle vollständig durch. Viele übernehmen nur den Teaser, das Framing, den Screenshot des Vorworts – und teilen weiter. So entsteht aus parlamentarischer Arbeit eine scheinbar legitime Grundlage für gezielte Desinformation.
Gerade deshalb ist Quellenkritik heute so wichtig wie nie – und ebenso wichtig: Solche Taktiken offen zu benennen und zu entlarven.
Ein Beispiel hierfür ist die Kleine Anfrage 1931 vom 7. Juni 2023, in der die AfD-Fraktion behauptet, dass Polizeibeamte in Dortmund-Nord angewiesen wurden, „möglichst wenig Migranten zu kontrollieren“.