Warum dann doch alle über die Herkunft des mutmaßlichen Täters berichten
Triggerwarnung: Dieser Artikel beinhaltet Schlagzeilen von „Nius“ und „Bild“, die drastische Gewalt beschreiben.
Am 14. Januar brannte in der brandenburgischen Kleinstadt Beelitz ein Apartment in einem Wohnkomplex. Nach den Löscharbeiten fand sich darin der Körper eines jungen Mannes, der offenbar ermordet worden war. Den mutmaßlichen Täter bekam die Polizei knapp zwei Wochen später zu fassen, weil er im gleichen Gebäude ein zweites Opfer attackiert hatte. Die Frau überlebte. Der Tatverdächtige hat die Taten laut Landesinnenministerium inzwischen gestanden.
Es ist eine grausame Tat und es gäbe viele Gründe, in einem Text darüber das Leid der Opfer und der Hinterbliebenen des jungen Mannes in den Vordergrund zu stellen. Trotzdem muss es an dieser Stelle um den mutmaßlichen Täter gehen, denn auffällig ist, wie über ihn berichtet wurde.
Das überregionale Interesse an den Gewalttaten war überschaubar, obwohl sich „Bild“ und das Portal des Ex-„Bild“-Chefs Julian Reichelt, „Nius“, Mühe gaben, Beelitz der Reihe von Städten hinzuzufügen, deren Namen inzwischen stellvertretend für den Kampfbegriff „importierte Kriminalität“ stehen: Aschaffenburg, Magdeburg, Solingen.
„Afrikaner schlitzte CDU-Mitarbeiter die Kehle auf“, hieß es bei „Bild“. „Nius“ titelte: „Migrant aus Guinea ermordet CDU-Politiker mit Stichen in den Hals“.
Aus „Beelitz“ wurde bisher keine weitere Symbolstadt. Trotzdem lässt sich an dem Fall beobachten, wie sehr sich der Diskurs bereits nach Rechts verschoben hat: Dass der Straftäter kein Deutscher ist, war auch in weiteren, seriösen Medien zu lesen. Wie passt das zu der Forderung im Pressekodex, die Herkunft von Tatverdächtigen nur in Ausnahmefällen zu nennen, um keine Vorurteile gegen Minderheiten zu schüren?
Falschbehauptung bei „Bild“ und „Nius“
Die ersten Artikel über den mutmaßlichen Täter erschienen am 27. Januar, als die Polizei seine Festnahme bekannt gab. „Bild“ und „Nius“ stiegen mit maximaler Lautstärke in die Berichterstattung ein – im Brustton rassistischer Überzeugung und mit größtmöglichem politischen Eskalationspotenzial.
Ihre Schlagzeilen nahmen keine Rücksicht auf den Pressekodex, demzufolge die Zugehörigkeit zu einer Gruppe nicht in der Überschrift unangemessen herausgestellt werden solle. Auch die Grundregeln der Verdachtsberichterstattung missachteten sie, indem sie den Tatverdächtigen direkt für schuldig erklärten. Nicht einmal die Fakten in den Überschriften stimmten: Der junge Erwachsene, der ermordet wurde, war zwar aktives Mitglied der Jungen Union Potsdam-Mittelmark – sein Instagram-Profil zeigt unter anderem, dass er sich am Verteilen von Wahlplakaten beteiligte und zwei CDU-Verbände kondolierten zum Tod ihres „geschätzten Mitglieds“. Es gibt abe…
Leider nützt der Kodex nichts, wenn der Herkunft als begründetes Interesse angesehen wird. Allein, dass einige Leser das wissen wollen, dürfte für Medien als Begründung genügen.
Ich glaube, die Sau lässt sich nicht mehr einfangen mit einem doch eher freiwilligen Kodex. Vielleicht sollte man alle Medien immerzu verpflichten, die Staatsangehörigkeit zu nennen. Dann muss auch keiner mehr mit Begründungen hantieren. Leider wird sich das auch umgehen lassen. Dann wird aus einem Deutschen eben des Patenkind eines Syrers.
Traurige Welt, dass es nicht nur Leute wie bei Bild und Nius gibt, sondern viele, die das feiern.
Es ist NiUS wohl scheißegal, was die MAZ verlangt, der Bericht steht mit vollem Namen und seinem Foto noch immer auf der Plattform.