Schönschrift angepasst an Zeichenbeschränkung und Kachelformat: Franziska Giffey verfasst eine handschriftliche Nachricht, fotografiert sie und stellt sie ins Netz. Sie will damit wohl Authentizität vermitteln. Das kann klappen, wie bei Helge Schneiders Schreibmaschinen-Nachricht an Olaf Scholz, kann aber auch nach hinten losgehen – wie bei der Postkarte vom kleinen Ben an die Hamburger Polizei.
Damals, 2020, als man durchs Zuhausebleiben zum Helden wurde: Die Bundesregierung wirbt mit einer Parodie auf Veteranen-Geschichten für den Kampf gegen die Pandemie. Und löst bei „Bild“- und „Welt“-Leuten damit eine Art intellektuelle Kernschmelze aus.
Optimier dich! Mach was! Ständig wird in Business- und Lifestyle-Magazinen gefordert, man solle aus der „Komfortzone“ rauskommen. Dabei wären viele Menschen in unserer Gesellschaft froh, wenn sie überhaupt mal in eine Komfortzone reinkommen würden.
In „Amerika, wir müssen reden“ plaudert der „Tagesthemen“-Moderator und ehemalige Korrespondent mit seiner amerikanischen Ehefrau über die Nicht-so-vereinigten-Staaten. Das könnte viel interessanter sein, als es ist.
Wer machen kann, was er will, steht vor der schwierigen Aufgabe, wissen zu müssen, was er will. Über lineares Fernsehen, Netflix, gemeinsames Schwingen – und wie Unverfügbarkeit Begehrlichkeit weckt.
Wahl gewonnen bevor alles ausgezählt ist? Wenn es um die Lügen von Donald Trump geht, müssen Journalisten endlich lernen, dessen Zitate wie Käsescheiben zu behandeln – und sie in ihren Überschriften und Tweets in ein Sandwich einzubetten: Wahrheit – Lüge – Wahrheit.
Ohne den Schutz anonymer Quellen wäre investigativer Journalismus nicht möglich. Aber so notwendig dieses Prinzip ist, so problematisch ist es auch. Das zeigt besonders schmerzhaft die Diskussion um einen falschen „Spiegel“-Bericht über den GSG9-Einsatz in Bad Kleinen vor 27 Jahren.
Ein neunteiliger Podcast erzählt die fiktive Geschichte einer Investigativjournalistin und einer Frau, die aus Nigeria nach Deutschland geflohen ist. Vor allem aber erzählt er die reale Geschichte unseres verlogenen Umgangs mit Flüchtlingen.
Friedrich Merz inszeniert sich in vier Interviews an einem Tag als einsamer Kämpfer gegen das Partei-Establishment. Es ist die klassische David-gegen-Goliath-Erzählung, die schon bei Trump immer hochgradig albern und unglaubwürdig wirkte.
Die SZ hat ihre Leser und den Pianisten Igor Levit um Entschuldigung gebeten. Zu Recht. Wenn eine Vielzahl von Lesern und Redakteuren einer Zeitung empfindet, ein Text greife die Würde eines Menschen an, dann ist es zwingend für das zukünftige Verhältnis, diese Empfindung aufzugreifen.
Der „Spiegel“ bittet die Virologin Sandra Ciesek zum Gespräch – und würdigt sie erst mal herab. Wieso? Es gäbe ja journalistisch verschiedene Herangehensweisen und viele gute Fragen. Der „Spiegel“ aber entscheidet sich dafür, Sexismus zu reproduzieren und schadet damit auch der Wissenschaftskommunikation.
Die Trump-Jahre sind ein schier endloser Reigen von Provokationen, Aufregern, Ablenkungen, echten Skandalen, Normbrüchen und Tweets. Das hat wahnsinnig viel mediale Aufmerksamkeit absorbiert. „Trump Inc“ entzieht sich der Dauerempörung über diese Reality-TV-Präsidentschaft – und schaut stattdessen auf die größeren Zusammenhänge.