Grauer Hintergrund, Stückchen nach rechts, Arme verschränken – so werden bei der „Welt“ Autorenfotos geschossen. Warum das keine schlechte Idee ist, aber trotzdem ein bisschen nach Mannschaftsaufstellung und noch ein bisschen mehr nach Sitcom aussieht.
Angeblich schieben im Westen der USA Tausende Diebe seelenruhig Beute aus den Läden, weil die Taten nicht mehr verfolgt werden dürfen, solange es um weniger als 950 Dollar geht. So berichtet es „Focus Online“. Daran stimmt ungefähr nichts.
Halten wirklich 62 Prozent „der Deutschen“ den FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff für geeignet, Minister in der Ampel-Koalition zu werden? So viele kennen ihn mutmaßlich gar nicht. Die Zahlen sind Ergebnis einer super unseriösen Umfrage-Auswertung des „Spiegel“.
Die Reaktionen auf die erste große Fernsehdebatte von Baerbock, Laschet und Scholz haben es gezeigt: Mehr oder weniger bewusst wünschen sich die Menschen gerade den Kanzler, der am besten einen Kanzler spielen kann.
Wie soll man in Zeiten der Pandemie eine Lifestyle-Zeitschrift machen? Die Kulturtechnik „Fotoshooting“ ist implodiert, zu promoten gibt es gerade auch fast nichts. Doch wichtigste Frage lautet: Welches Lebensgefühl wünschen sich die Menschen in ein paar Monaten?
Damals, 2020, als man durchs Zuhausebleiben zum Helden wurde: Die Bundesregierung wirbt mit einer Parodie auf Veteranen-Geschichten für den Kampf gegen die Pandemie. Und löst bei „Bild“- und „Welt“-Leuten damit eine Art intellektuelle Kernschmelze aus.
Wer machen kann, was er will, steht vor der schwierigen Aufgabe, wissen zu müssen, was er will. Über lineares Fernsehen, Netflix, gemeinsames Schwingen – und wie Unverfügbarkeit Begehrlichkeit weckt.
Ohne den Schutz anonymer Quellen wäre investigativer Journalismus nicht möglich. Aber so notwendig dieses Prinzip ist, so problematisch ist es auch. Das zeigt besonders schmerzhaft die Diskussion um einen falschen „Spiegel“-Bericht über den GSG9-Einsatz in Bad Kleinen vor 27 Jahren.
Die SZ hat ihre Leser und den Pianisten Igor Levit um Entschuldigung gebeten. Zu Recht. Wenn eine Vielzahl von Lesern und Redakteuren einer Zeitung empfindet, ein Text greife die Würde eines Menschen an, dann ist es zwingend für das zukünftige Verhältnis, diese Empfindung aufzugreifen.
Die Zeiten einer fiktiven Zeitungs-Kolumnistin wie Carrie Bradshaw in „Sex and the City“ sind vorbei. In der neuen Serie ihres Schöpfers ist eine Influencerin die Heldin. Das ist bezeichnend – und verheißt wenig Gutes.
Medien haben die Aufgabe, dafür sorgen, dass wichtige relevante Informationen im öffentlichen Raum zugänglich sind. Das betrifft die politischen Mordfantasien eines AfD-Funktionärs ebenso wie die Erpressbarkeit und die Lügen des amerikanischen Präsidenten. Dafür müssen sie manchmal handeln wie Aktivisten.
Große Unternehmen suchen gerade ihren Sinn und Zweck, um zu zeigen, dass sie mehr sind als seelenlose Verkäufer von irgendwas. Sie suchen ihren „Purpose“, um Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Denn die arbeiten anscheinend nicht so gerne für seelenlose Firmen. Nur: Welchen Purpose haben eigentlich noch die Verleger in Deutschland?