Sie kennen sich aus, weil es ihr Fachgebiet ist. Immer wieder stolpern sie über Ungenauigkeiten und Fehler in journalistischen Berichten, die sie ärgern – und hier erzählen sie davon. In der zehnten Folge unserer Reihe „Sachverstand“ spricht der Lehrer und Bildungsinfluencer Bob Blume über angeblich faule Pädagogen und andere medial geschürte Vorurteile über seinen Beruf. Unsere Autorin Kathrin Hollmer hat seine Aussagen protokolliert. Wenn Sie auch immer wieder Falsches über Ihren Beruf oder Ihr Fachgebiet in den Medien lesen, schreiben Sie uns eine E-Mail.
Zur Person
Bob Blume unterrichtet Englisch, Deutsch und Geschichte am Windeck-Gymnasium in Bühl, Baden-Württemberg. Daneben ist er Bildungsinfluencer und spricht in einem Podcast, auf Youtube und Instagram über Schulalltag und -politik. Er schreibt Kolumnen und Gastbeiträge in verschiedenen Medien und hat mehrere Sachbücher publiziert, sein nächstes, „Warum noch lernen“, erscheint im September.
„Über die Tagesaktualität hinaus – wenn wieder eine neue PISA-Studie erscheint – sind Lehrkräfte kaum Thema in den Medien. Wenn über uns berichtet wird, dann häufig über die Privilegien, die damit einhergehen. Darüber kann man ja sprechen, die Verbeamtung zum Beispiel, die meiner Meinung nach nicht nur Vorteile hat. Ein anderes Privileg ist die angeblich geringe Arbeitszeit. Medien zeichnen oft ein völlig verzerrtes Bild. Teilweise kursieren komplett falsche Informationen – und zwar bei renommierten Medien. Das ZDF zum Beispiel postete vor zwei Jahren auf Twitter (heute X, Anm.): ‚Eine volle Stelle an Grundschulen bedeutet in Baden-Württemberg rechnerisch 28 Wochenstunden Arbeitszeit.‘ (Der Original-Tweet ist nicht mehr zu finden, aber Blumes Reaktion darauf, Anm.)
Das ist natürlich absoluter Quatsch! Was die Redaktion da meinte, sind die Unterrichtsstunden, also die Zeit, in der die Lehrkraft tatsächlich vor der Klasse steht. Die Unterrichtszeit, das zeigte zum Beispiel eine Studie der Telekom-Stiftung(Disclaimer: Blume schreibt eine Kolume für t-online.de), macht nur etwa ein Drittel der Arbeitszeit aus. Ein weiteres Drittel entfällt auf sogenannte ‚unterrichtsnahe Tätigkeiten‘, zum Beispiel Vertretungen, Korrekturen, die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, und ein Drittel auf Organisation und Verwaltung, dazu gehören Besprechungen und Beratungsstunden.
Die alte Story vom faulen Lehrer
Mit solchen Takes nähren Medien Privilegienneid und das alte Lehrerbild: Vormittags recht haben und nachmittags frei. Das ist noch das Echo von Gerhard Schröder, der in den 90-er Jahren in einer Schülerzeitung über Lehrkräfte sagte: ‚Ihr wisst doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.‘ Die Aussage hat er vor ein paar Jahren zurückgenommen, aber den Tenor merke ich oft in der Berichterstattung. Dabei gibt es Zahlen, die belegen, dass Lehrkräfte sogar mehr als die weit verbreiteten 40 Wochenstunden arbeiten. Das Deutsche Schulportal zum Beispiel veröffentlichte vergangenes Jahr eine Studie, der zufolge Lehrkräfte in Vollzeit im Schnitt 46 Stunden und 38 Minuten arbeiten. Ich selbst arbeite in Teilzeit, habe aber zehn Jahre voll gearbeitet. Mit meiner Fächerkombination Englisch, Deutsch und Geschichte habe ich jeden Samstag und jeden Sonntag gearbeitet und Arbeiten korrigiert.
Ein anderes beliebtes Thema sind die Urlaubstage. Es wird ja regelmäßig spekuliert, ob Lehrkräfte 14 Wochen im Jahr – also so lang wie die Schulferien gehen – frei haben. Spoiler: Haben wir nicht. Doch anscheinend sind immer wieder Artikel nötig, die das einordnen, wie hier. Meiner Erfahrung nach kommen die Sommerferien noch am ehesten an tatsächlichen Urlaub ran, aber auch das hängt von der Schulform und vom individuellen Engagement ab. Vier Wochen Sommerferien dürften die meisten Kollegen hinkriegen, wenn sie nicht Schul- oder Abteilungsleiter sind. Von ihnen arbeiten viele weit in die Sommerferien hinein und fangen vor Ferienende wieder damit an. Die anderen Ferien brauchen wir in der Regel für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts.
Was heißt eigentlich Migration?
Besonders ärgerlich finde ich, wenn Medien mit populistischen Aussagen Klicks machen. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands fragte neulich, angesprochen auf das schlechte Urteil des nationalen Bildungsberichts: ‚Sie (die Lehrkräfte, Anm.) können schließlich kein Farsi, kein Arabisch und auch kein Ukrainisch. Wie sollen sie da unterrichten? ‘ Und das ZDF macht daraus die Überschrift: Schulsystem: Überfordert wegen Zuwanderung?‘ Da wird immer der Eindruck erweckt, als wäre das die Meinung aller Lehrkräfte. Anstelle die Schuldfrage zu stellen, wäre es wichtiger, die Realität der Einwandungsgesellschaft anzuerkennen und eine systematische Unterstützung zu gewährleisten: in Form von Fortbildungen im Studium und Referendariat zum Thema Lehren und Lernen mit Heterogenität, das brauchen wir flächendeckend und länderübergreifend. Der Begriff Migration, mit dem die AfD operiert und den die Medien oft übernehmen, hat keine Aussagekraft. Wer ist denn damit gemeint? Der ukrainische Schüler, der kurz vor dem Abitur ist? Der syrische Flüchtling, der nicht lesen und schreiben kann? Ein türkischer Junge in der dritten Generation?
Ein Lehrer-Bashing aus dem ‚Tagesspiegel‘ ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Es stammt aus 2022, die Kolumnistin folgert aus der Forderung von Verbandsvertretern, neue Schul-Lockdowns vorzubereiten: ‚Wenn nun ausgerechnet Lehrer nach einem Ende des Präsenzunterrichts rufen, kann ich nur schlussfolgern, dass diesen Lehrern offenbar das Schicksal ihrer Schülerinnen und Schüler nicht allzu sehr am Herzen liegt.‘ Ich war so wütend, dass ich ihr in einem Blog-Post geantwortet habe.
Mir fehlt oft eine Differenzierung. Stattdessen gibt es immer wieder kurze Trendthemen. In letzter Zeit war zum Beispiel manchmal Künstliche Intelligenz in der Schule Thema (zum Beispiel hier), aber bevor es in die Tiefe ging – die wichtige Frage ist ja, wie wird in Zukunft gelernt? – war der Hype schon wieder vorbei.
Lehrer im Film: Entweder böse oder unfähig
Zuletzt war der Lehrerberuf Thema in großen Filmen. Ich muss gestehen, ich habe nicht alle geguckt. ‚Fack Ju Göhte‘ und ‚Der Rausch‘ habe ich gesehen, ‚Das Lehrerzimmer‘ nicht. Ich habe mich noch nicht getraut, weil ich fürchte, der Film ist zu nah an der Realität. (Es geht darin um eine Diebstahlserie an einer Schule, Anm.) Es gibt auch viele Serien über uns, angefangen mit ‚Unser Lehrer Doktor Specht‘ im ZDF bis zu ‚Der Lehrer‘ auf RTL. Das Lehrerbild ist sehr eingeschränkt. Sie sind entweder streng, böse, haben keine Empathie und geben viele Hausaufgaben auf. Oder es ist wie in ‚Fack Ju Göhte‘, da ist der Lehrer empathisch, aber unfähig und erreicht deshalb die Klasse. Und im Lehrerzimmer lästern alle über die Schüler. Das ist mir zu holzschnittartig. Wobei ich einsehe: Wenn man nahe an der Realität erzählen wollte, müsste man Lehrer ganz viel allein zu Hause am Schreibtisch filmen, das gibt dramaturgisch wenig her.“
Wenn über Lehrkräfte berichtet wird, fällt mir der Spiegel oft positiv auf. In Erinnerung geblieben ist mir die Reportage ‚Hölle Referendariat – so werden die Lehrer von morgen vergrault‘. Darin wird deutlich, wie schwer diese zwei Jahre für junge Lehrkräfte teilweise sind, und dass viele genau dann scheitern, nachdem sie viele Jahre studiert haben. Der Artikel ist gut recherchiert und nah an der Realität, wie ich sie wahrnehme.
Mein Lieblingswerk über meinen Beruf ist ein Roman: ‚Tag und Nacht und auch im Sommer‘ von Frank McCourt. Er erzählt sehr zugewandt. Was in den Medien oft runterfällt, ist die menschliche Dimension unseres Berufs. Wir arbeiten an einer der wichtigsten Stellen der Gesellschaft. In Medien geht es immer entweder um Privilegien oder Herausforderungen, kaum um die Sinnstiftung, die unseren Beruf so wunderbar macht.“
Die Autorin
Kathrin Hollmer arbeitet als freie Journalistin in München. Sie schreibt nicht nur über Filme und Serien, sondern diskutiert auch gern in Jurys darüber, insbesondere, wie Frauen und Diversität erzählt werden. Sie ist Vorsitzende der Nominierungskommsion des Grimme-Preises für die Kategorie Fiktion. Für Übermedien spricht sie in der Serie „Sachverstand“ mit Expertinnen und Experten über deren Fachgebiet und wie Medien darüber berichten. Sie haben einen Vorschlag für die „Sachverstand“-Reihe? Dann schreiben Sie Kathrin Hollmer eine Mail.
6 Kommentare
Unbedingt „Das Lehrerzimmer“ nachholen!
Das ist einer der besten eindrucksvollsten und verstörendsten Filme der Neuzeit und sicher kein Vergleich zu so einem Klamauk wie „Fack U Göthe“.
Aber ja – der dürfte tatsächlich näher an der Realität sein (Konjunktiv, weil meine Zeit auf dem Gymnasium schon etwas her ist).
Wahr. Meine Mutter war Realschul-Lehrerin in Niedersachsen – ich glaube, nach dem Spruch von Schröder hat sie nie wieder SPD gewählt. Verständlich: Obwohl sie nur halbe Stundenzahl hatte, hat sie Vollzeit gearbeitet. Neben dem Unterricht gab es Vor- und Nachbearbeitung, die Korrektur von Klassenarbeiten, Elterngespräche, Klassen- und Gesamtkonferenzen, zeitweise eine Fachbereichsleitung, Personalrat, etc. pp.
Hinzu kam in ihrem Fall noch das Engagement für Schüler in Schwierigkeiten – eine Schülerin, die in der 10. Klasse schwanger wurde, hat sie nach deren Abschluss noch über Jahre begleitet. Habe ich immer bewundert, und aus der Rückschau noch mehr.
Zum Gesamtbild gehört aber auch: Lehrer haben, solange sie verbeamtet sind, einen sicheren Job mit gutem Gehalt, viel Sicherheit und satter Altersvorsorge. Und die faulen, inkompetenten, aber quasi unkündbaren Säcke gibt es durchaus (hatte in meiner Schülerlaufbahn drei davon, neben sehr vielen guten Beispielen).
Das Lehrerbild ist sehr eingeschränkt. Sie sind entweder streng, böse, haben keine Empathie und geben viele Hausaufgaben auf.
Vielleicht täuscht mich die Rückschau, aber Dr. Specht war doch das dezent verkitschte Idealbild eines engagierten Lehrers, oder? Erinnere mich, dass meine Mutter die Serie mochte, während ich mich (als Teenie) über die klischeehafte Darstellung von Teenies aufgeregt habe…
Nicht nur das ZDF, auch Herr Blume könnte Zahlen zur Lehrerarbeitszeit treffender einordnen:
Lehrer arbeiten der zitierten Studie zufolge durchschnittlich 46 Stunden in einer Unterrichtswoche, nicht jedoch in den 14 unterrichtsfreien Wochen im Jahr. Knapp die Hälfte der befragten Lehrer:Innen arbeitet sogar weniger.
Wenn Herr Blume „Privilegienneid“ wittert, dann kann kann ich mir ein bisschen Polemik nicht verkneifen:
Herr Blume, wenn sie die Zeit finden, dann googeln sie einmal in welchem Percentil der Einkommensverteilung ein Studienrat in Baden-Württemberg so landet. Vielleicht ja im vierwöchigen Sommerurlaub. Oder im Wartezimmer bei Arzt, wenn sie trotz privater Krankenversicherung doch einmal länger warten müssen.
Behalten Sie ruhig Ihre Privilegien, aber bitte hören Sie auf im Internet rum zu jammern.
Ich finde auch, daß engagierte Lehrer größten Respekt verdienen. Es ist einer der wichtigsten Berufe unserer Gesellschaft!
Und dennoch wird es schwarzen Schafen leicht gemacht, sich in diesem Beruf mit wenig Aufwand aber hohem Gehalt durchzumogeln. Diese Exemplare kennt wohl jeder aus der eigenen Schulzeit oder aus der Schule der eigenen Kinder. Ich auch. Wenig Leistungswillige und -fähige Menschen gibt es in jeder Branche. Lehrer haben aber leider das Pech, daß wirklich alle sofort solche Beispiele parat haben, weil der Beruf alle betrifft. Das ist halt einfach so und sie müssen einen Umgang damit finden. Darum ist so ein Beitrag wie hier immens wichtig.
Anekdotisch: Ich war mal ein paar Jahre mit einer Sonderschullehrerin zusammen. Unter den Lehrern nochmal ein Spezialfall, ich weiß. Ein nervenzehrender Job, der viel Kompetenz verlangt. Und ich habe sie auch immer bewundert, wie gut und engagiert sie dem nachkam. Jetzt das Aber: Sie hat zwei Tage voll, zwei Tage nur ein paar Stunden am Vormittag unterrichtet, war ab zwei daheim ohne weitere Verpflichtung; Freitags komplett frei für Kaffee mit Freunden, Sport und sonstige Erledigungen. Ferien waren freie Tage, bis auf ein paar wenige Konferenzen. Das Gehalt fürstlich, damals 3.800 Euro netto (Baden-Württemberg), private Krankenversicherung muß man aber noch abziehen . Unterrichtsvorbereitung selten, Korrekturen nie, weil in dem Sinne keine Klassenarbeiten bei der Schulform. Ich kann es nicht anders sagen: Wenn man diesen Job – Sonderpädagogin – grundsätzlich mag und kann – dann kann man bei hoher Bezahlung und Sicherheit eine ruhige Kugel schieben. Gehört meiner Meinung nach auch zum Gesamtbild. (Ohne Neid, da – wie gesagt – ein wichtiger Beruf.)
Guter Artikel! Allerdings zweifle ich den Wert von Studien zur Arbeitszeit, die auf Selbstauskunft beruhen an.
Natürlich arbeite ich gerade, in Wahrheit lese und kommentiere ich gerade einen Übermedien Artikel.
Welche Lehrerin oder Lehrer würde den angeben, dass das mit der Vorbereitung mit gewisser Erfahrung gar nicht mehr so viel ist und man noch genügen Zeit für ein Hobby oder gesellschaftliches Engagement hat?
Ich bin überzeugt, dass das eher eine Minderheit ist, aber mit solchen Studien ist das halt so ein Ding. Vielleicht auch mal ein Thema für Übermedien?
Als Nichtlehrerin mit vielen Lehrkräften im privaten und beruflichen Umfeld (von Kindesbeinen an) kann ich vieles wiedererkennen und breche gern eine Lanze für alle Schul-Pädagog*innen, die ihre Arbeit und ihre SuS ernstnehmen, sich weiterentwickeln und ihren verdammten Job machen.
Stimmt schon, das mit den Ferien und der Arbeitszeit, jedenfalls bei Mittelstufenklassenleitungen oder Oberstudienrät*innen mit LK und anderen Fächern als Sport, Musik oder Kunst.
Für andere sind aber schon Konferenzen 3 Tage vor Sommerferienende ein Affront, nach Verbeamtung ist da wenig mit Qualitätssicherung und -kontrolle, wenn die LuL das nicht selbst wollen, und selbst Schulleitungen mit A16-Besoldung beschweren sich über Abendtermine bei Festen, weil das ja Freizeit verdränge, Ja, was soll man dazu sagen? Gibt halt sone und solche und noch janz andere
Unbedingt „Das Lehrerzimmer“ nachholen!
Das ist einer der besten eindrucksvollsten und verstörendsten Filme der Neuzeit und sicher kein Vergleich zu so einem Klamauk wie „Fack U Göthe“.
Aber ja – der dürfte tatsächlich näher an der Realität sein (Konjunktiv, weil meine Zeit auf dem Gymnasium schon etwas her ist).
Wahr. Meine Mutter war Realschul-Lehrerin in Niedersachsen – ich glaube, nach dem Spruch von Schröder hat sie nie wieder SPD gewählt. Verständlich: Obwohl sie nur halbe Stundenzahl hatte, hat sie Vollzeit gearbeitet. Neben dem Unterricht gab es Vor- und Nachbearbeitung, die Korrektur von Klassenarbeiten, Elterngespräche, Klassen- und Gesamtkonferenzen, zeitweise eine Fachbereichsleitung, Personalrat, etc. pp.
Hinzu kam in ihrem Fall noch das Engagement für Schüler in Schwierigkeiten – eine Schülerin, die in der 10. Klasse schwanger wurde, hat sie nach deren Abschluss noch über Jahre begleitet. Habe ich immer bewundert, und aus der Rückschau noch mehr.
Zum Gesamtbild gehört aber auch: Lehrer haben, solange sie verbeamtet sind, einen sicheren Job mit gutem Gehalt, viel Sicherheit und satter Altersvorsorge. Und die faulen, inkompetenten, aber quasi unkündbaren Säcke gibt es durchaus (hatte in meiner Schülerlaufbahn drei davon, neben sehr vielen guten Beispielen).
Vielleicht täuscht mich die Rückschau, aber Dr. Specht war doch das dezent verkitschte Idealbild eines engagierten Lehrers, oder? Erinnere mich, dass meine Mutter die Serie mochte, während ich mich (als Teenie) über die klischeehafte Darstellung von Teenies aufgeregt habe…
Nicht nur das ZDF, auch Herr Blume könnte Zahlen zur Lehrerarbeitszeit treffender einordnen:
Lehrer arbeiten der zitierten Studie zufolge durchschnittlich 46 Stunden in einer Unterrichtswoche, nicht jedoch in den 14 unterrichtsfreien Wochen im Jahr. Knapp die Hälfte der befragten Lehrer:Innen arbeitet sogar weniger.
Wenn Herr Blume „Privilegienneid“ wittert, dann kann kann ich mir ein bisschen Polemik nicht verkneifen:
Herr Blume, wenn sie die Zeit finden, dann googeln sie einmal in welchem Percentil der Einkommensverteilung ein Studienrat in Baden-Württemberg so landet. Vielleicht ja im vierwöchigen Sommerurlaub. Oder im Wartezimmer bei Arzt, wenn sie trotz privater Krankenversicherung doch einmal länger warten müssen.
Behalten Sie ruhig Ihre Privilegien, aber bitte hören Sie auf im Internet rum zu jammern.
Ich finde auch, daß engagierte Lehrer größten Respekt verdienen. Es ist einer der wichtigsten Berufe unserer Gesellschaft!
Und dennoch wird es schwarzen Schafen leicht gemacht, sich in diesem Beruf mit wenig Aufwand aber hohem Gehalt durchzumogeln. Diese Exemplare kennt wohl jeder aus der eigenen Schulzeit oder aus der Schule der eigenen Kinder. Ich auch. Wenig Leistungswillige und -fähige Menschen gibt es in jeder Branche. Lehrer haben aber leider das Pech, daß wirklich alle sofort solche Beispiele parat haben, weil der Beruf alle betrifft. Das ist halt einfach so und sie müssen einen Umgang damit finden. Darum ist so ein Beitrag wie hier immens wichtig.
Anekdotisch: Ich war mal ein paar Jahre mit einer Sonderschullehrerin zusammen. Unter den Lehrern nochmal ein Spezialfall, ich weiß. Ein nervenzehrender Job, der viel Kompetenz verlangt. Und ich habe sie auch immer bewundert, wie gut und engagiert sie dem nachkam. Jetzt das Aber: Sie hat zwei Tage voll, zwei Tage nur ein paar Stunden am Vormittag unterrichtet, war ab zwei daheim ohne weitere Verpflichtung; Freitags komplett frei für Kaffee mit Freunden, Sport und sonstige Erledigungen. Ferien waren freie Tage, bis auf ein paar wenige Konferenzen. Das Gehalt fürstlich, damals 3.800 Euro netto (Baden-Württemberg), private Krankenversicherung muß man aber noch abziehen . Unterrichtsvorbereitung selten, Korrekturen nie, weil in dem Sinne keine Klassenarbeiten bei der Schulform. Ich kann es nicht anders sagen: Wenn man diesen Job – Sonderpädagogin – grundsätzlich mag und kann – dann kann man bei hoher Bezahlung und Sicherheit eine ruhige Kugel schieben. Gehört meiner Meinung nach auch zum Gesamtbild. (Ohne Neid, da – wie gesagt – ein wichtiger Beruf.)
Guter Artikel! Allerdings zweifle ich den Wert von Studien zur Arbeitszeit, die auf Selbstauskunft beruhen an.
Natürlich arbeite ich gerade, in Wahrheit lese und kommentiere ich gerade einen Übermedien Artikel.
Welche Lehrerin oder Lehrer würde den angeben, dass das mit der Vorbereitung mit gewisser Erfahrung gar nicht mehr so viel ist und man noch genügen Zeit für ein Hobby oder gesellschaftliches Engagement hat?
Ich bin überzeugt, dass das eher eine Minderheit ist, aber mit solchen Studien ist das halt so ein Ding. Vielleicht auch mal ein Thema für Übermedien?
Als Nichtlehrerin mit vielen Lehrkräften im privaten und beruflichen Umfeld (von Kindesbeinen an) kann ich vieles wiedererkennen und breche gern eine Lanze für alle Schul-Pädagog*innen, die ihre Arbeit und ihre SuS ernstnehmen, sich weiterentwickeln und ihren verdammten Job machen.
Stimmt schon, das mit den Ferien und der Arbeitszeit, jedenfalls bei Mittelstufenklassenleitungen oder Oberstudienrät*innen mit LK und anderen Fächern als Sport, Musik oder Kunst.
Für andere sind aber schon Konferenzen 3 Tage vor Sommerferienende ein Affront, nach Verbeamtung ist da wenig mit Qualitätssicherung und -kontrolle, wenn die LuL das nicht selbst wollen, und selbst Schulleitungen mit A16-Besoldung beschweren sich über Abendtermine bei Festen, weil das ja Freizeit verdränge, Ja, was soll man dazu sagen? Gibt halt sone und solche und noch janz andere