Wie erklärt man seinen Lesern, dass das Privatleben von Konstantin Wecker die Öffentlichkeit etwas angeht?
Eine Recherche über den Münchner Liedermacher spaltet das Publikum der „Süddeutschen Zeitung“. Zu viel Boulevard? Oder zu wenig Klartext? Im Gespräch mit Holger Klein erklärt SZ-Investigativchef Ralf Wiegand, warum sie die Geschichte veröffentlicht haben – und was sie zur Kritik sagen.
Vergangene Woche hat die „Süddeutsche Zeitung“ eine große Recherche veröffentlicht, wonach der bekannte Münchner Liedermacher Konstantin Wecker eine Beziehung zu einer Minderjährigen gehabt haben soll. Die Frau, die damals 15 Jahre alt war und heute 30 ist, hatte sich mit ihrer Geschichte an die Redaktion gewandt. Sie wirft Wecker unter anderem manipulatives Verhalten vor.
Es gebe ein „sehr großes Gefälle zwischen dem Bild, das Wecker für die Öffentlichkeit aufgebaut hat, und dem Verhalten, das er über eine lange Zeit“ gezeigt habe, sagt SZ-Investigativchef Ralf Wiegand. Er ist diese Woche zu Gast im Übermedien-Podcast und spricht über die brisante Recherche und die unterschiedlichen Leserreaktionen darauf.
Es gebe viel Kritik, erzählt Wiegand. Dass die Resonanz von Print- und Digitallesern dabei so weit auseinanderfalle, habe er in dieser Form noch nie erlebt. Von den Printlesern sei zu hören, das Thema sei zu boulevardesk und gehöre nicht in die Öffentlichkeit. Jüngere Leser hingegen, die sich eher digital informieren, hätten kritisiert, die SZ habe den Missbrauch nicht klar genug benannt, wenn sie von einer „Beziehung“ schreibe.
Wie geht die Redaktion mit der Kritik um? Wieso hat sich die „Süddeutsche“ entschieden, die Geschichte – auch in dieser Detailtiefe – zu erzählen? Und was unterscheidet diesen Fall von anderen MeToo-Recherchen? Darüber sprechen Holger Klein und Ralf Wiegand in der neuen Folge „Holger ruft an“.
Der Gesprächspartner
Ralf Wiegand ist seit 2021 Leiter des Ressorts Investigative Recherche bei der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Zuvor arbeitete er bei der SZ im Reportageressort „Buch Zwei“, als innenpolitischer Korrespondent für Norddeutschland sowie als Sportredakteur. Volontiert hat Wiegand im Lokalen, bei den „Fränkischen Nachrichten“ in Tauberbischofsheim. Bevor er 1997 zur SZ wechselte, war er Redakteur beim „Weser Kurier“ in Bremen.
Als weibliche SZ-Abonentin zwischen 50 und 60 fühle ich mich bemüßigt, klarzustellen, dass ich es absolut richtig finde, dass dieser Artikel veröffentlicht wurde. Es muss über solche Verfehlungen berichtet werden, damit sich Menschen in Machtpositionen daran erinnern, dass auch sie sich nicht alles erlauben dürfen.
Dass Wecker anscheinend gewartet hat bis die Betroffene 16 war, widerlegt für mich das von ihm bemühte Narrativ, er sei zu der Zeit Alkoholismus bedingt nicht recht zurechnungsfähig gewesen. Das ist planvolles Vorgehen, um nicht belangt zu werden. Wer das kann, weiß auch, wie komplett unangemessen eine Nachricht wie die auch im Podcast zitierte von einem über Sechzigjährigen an eine 16jährige ist.
Ich muss allerdings sagen, dass ich (obwohl Münchnerin) die Begeisterung für Wecker gerade wegen seiner zur Schau gestellten Testosteronprotzigkeit nie recht verstehen konnte. Mir war der schon immer unangenehm.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Turnstile. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Als weibliche SZ-Abonentin zwischen 50 und 60 fühle ich mich bemüßigt, klarzustellen, dass ich es absolut richtig finde, dass dieser Artikel veröffentlicht wurde. Es muss über solche Verfehlungen berichtet werden, damit sich Menschen in Machtpositionen daran erinnern, dass auch sie sich nicht alles erlauben dürfen.
Dass Wecker anscheinend gewartet hat bis die Betroffene 16 war, widerlegt für mich das von ihm bemühte Narrativ, er sei zu der Zeit Alkoholismus bedingt nicht recht zurechnungsfähig gewesen. Das ist planvolles Vorgehen, um nicht belangt zu werden. Wer das kann, weiß auch, wie komplett unangemessen eine Nachricht wie die auch im Podcast zitierte von einem über Sechzigjährigen an eine 16jährige ist.
Ich muss allerdings sagen, dass ich (obwohl Münchnerin) die Begeisterung für Wecker gerade wegen seiner zur Schau gestellten Testosteronprotzigkeit nie recht verstehen konnte. Mir war der schon immer unangenehm.