Der Autor
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Seit vielen Jahren Autor, Blogger und freier Medienkritiker, früher unter anderem bei der FAS und beim „Spiegel“.
Dieser Beitrag ist eine Antwort auf einen Kommentar von Michael Kraske mit dem Titel „Hört auf, die AfD in Talkshows einzuladen!“.
Nach der „Caren Miosga“-Sendung mit Alice Weidel am vergangenen Sonntag machte ein zehnsekündiger Ausschnitt die Runde. Man hört, wie die ARD-Moderatorin die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag erwähnt, und sieht, wie die AfD-Kanzlerkandidatin die Augen verdreht. „Warum verdrehen Sie die Augen?“, fragt Miosga irritiert. „Mach ich nicht“, antwortet Weidel.
Alice Weidel hört „Gedenkstunde für die Opfer des Nationsozialismus“ und verdreht direkt die Augen. 🙄
Und leugnet es dann live.
Was für eine Szene. #miosga
— Anton Rainer (@antonrainer.bsky.social) 2. Februar 2025 um 21:56
Die Szene wurde in den sozialen Medien geteilt und in vielen Sendungskritiken erwähnt. „Bild“-Briefeschreiber Franz Josef Wagner sprach gar von einem „Gänsehautmoment“ und feierte die „Augenmoderatorin Caren Miosga“.
Manche Beobachter fanden entlarvend, wie Weidel reagierte, und noch mehr, wie sie das sofort bestritt.
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Seit vielen Jahren Autor, Blogger und freier Medienkritiker, früher unter anderem bei der FAS und beim „Spiegel“.
Andere fanden, dass es diese Szene gar nicht hätte geben dürfen. „Und deswegen lädt man Faschisten nicht in Talkshows ein“, schrieb der Autor Jan Skudlarek auf BlueSky.
Das verstehe ich nicht. Weil es eine Zumutung ist, zu sehen, wie eine deutsche Spitzenpolitikerin bei der Erwähnung des Holocaust die Augen verdreht? Aber die eigentliche Zumutung ist doch, dass eine rechtsradikale Partei mit all dem, was eine rechtsradikale Partei ausmacht, im aktuellen Bundestag sitzt und in Umfragen für den nächsten an zweiter Stelle liegt! Die kleine Szene bei Miosga illustrierte nur diese Realität. Sie machte diese Zumutung anschaulich, inklusive der Methode der Kanzlerkandidatin, das Offensichtliche zu leugnen.
Ich weiß nicht, ob die Szene irgendjemanden in seiner Haltung zur AfD umgestimmt hat; ob sie Leute erschreckt und potentielle Wähler ins Grübeln gebracht hat; ob sie entlarvend war im wörtlichen Sinne, dass sie etwas über Alice Weidel verraten hat, was man vorher nicht sehen konnte. Die Szene ließ sich natürlich auch als bedeutungslos abtun – oder sogar als Beleg dafür, wie besessen oder voreingenommen die AfD-Gegner sind, die selbst in einen Augenaufschlag alles mögliche Böse hineininterpretieren wollen.
Aber selbst wenn man in dem Moment keine Bloßstellung der AfD-Chefin sieht – inwiefern belegt er, dass man Leute wie Alice Weidel eigentlich gar nicht in solche Sendungen einladen sollte? Was ist so schlimm daran?
Es wird gerade wieder einmal, aus sehr nachvollziehbarem Anlass, die Frage diskutiert: Soll man die AfD in Talkshows einladen? Michael Kraske hat die Frage hier bei Übermedien klar mit Nein beantwortet. Ich möchte widersprechen. Aber mir geht es nicht so sehr darum, sie mit Ja zu beantworten. Sondern festzustellen: Das ist die falsche Frage.
Um beispielhaft noch einmal Jan Skudlarek zu zitieren: „Lädt [der öffentlich-rechtliche Rundfunk] die rechtsextreme AfD in seine Talkshows ein, riskiert er eine Radikalisierung des Publikums.“ Das klingt fast nach einem Automatismus.
Es wird auch oft so getan, als könne man mit den üblichen journalistischen Bordmitteln in solchen Diskussionen gegen die Scheinargumente von Populisten nicht ankommen. Als sei man ihren rhetorischen Tricks und Spielchen hilflos ausgeliefert. Ich will gar nicht bestreiten, dass es eine Herausforderung ist, mit Leuten zu diskutieren, zu deren Repertoire es einerseits gehört, Menschengruppen pauschal abzuwerten, und andererseits, mit einer auch für Politiker überdurchschnittlichen Renitenz die Unwahrheit zu sagen.
Im Fall von Alice Weidel bei Caren Miosga konnte man noch ein spezielles Kunststück beobachten: Sie schaffte es, gleichzeitig zu behaupten, sie habe nicht von „Schuldkult“ gesprochen, und mehrfach von „Schuldkult“ zu reden. Ja, so jemand ist schwer zu packen zu kriegen, aber das Publikum sieht doch auch, was da passiert.
Ich teile die Skepsis, was die Möglichkeit angeht, solche Politiker in solchen Gesprächen zu „stellen“. Aber das ist auch eine extrem hohe Anforderung, die man damit an Talkshows anlegt. Es würde bedeuten, dass es ihnen gelingen müsste, alle Verdrehungen und Propaganda-Erzählungen ihrer Gesprächspartner eindeutig zu entlarven, Argumente zu entkräften, Lügen kenntlich zu machen, Rechtsradikalismus rechtsradikal wirken zu lassen. Jemanden wie Alice Weidel dürfte man dann, wenn man es zu Ende denkt, nur in eine Talkshow einladen, wenn sie hinterher weniger wählbar wirkt. Das ist ein Anspruch, der nur schwer einzulösen ist, aber es ist auch ein übertriebener Anspruch.
Der Widerspruch und der Versuch der Aufklärung gehört natürlich zum normalen konfrontativen Gespräch und Interview. Aber wie man jeden Tag erleben kann, gelingen dabei nur selten Momente völliger Klarheit. Eindeutig falsche Behauptungen bleiben unwidersprochen oder erscheinen als eine von mehreren Möglichkeiten, die Sache zu sehen. Selbst klare Argumente von renommierten Quellen können, wie in der Miosga-Sendung, einfach als falsch vom Tisch gewischt werden, woraufhin dann nur noch der hilflose Hinweis auf einen nachträglichen Faktencheck bleibt, den dann aber kaum noch jemand zur Kenntnis nimmt und wenn, dann auch nicht unbedingt überzeugend finden muss.
Das ist Alltag, und im Gespräch mit Politikerinnen und Politikern aus nicht-rechtsradikalen Parteien nimmt man es auch – frustriert – hin, dass am Ende einer Sendung sich selten alle im Studio darauf einigen konnten, wie es wirklich ist, geschweige denn alle vor den Bildschirmen. Eine Sendung gilt deshalb nicht gleich als gescheitert, weil es trotzdem einen Austausch von Argumenten gab – und Anstöße, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Ist das so grundsätzlich anders, wenn Rechtsradikale beteiligt sind? Michael Kraske zitiert das Beispiel, dass Alice Weidel im RTL-Kandidatencheck nicht in der Lage gewesen sei, sich konkret zur Entlastung von Familien zu äußern. „Der Versuch, mit Weidel über Steuerpolitik zu sprechen, endet erwartbar bei Migration und Sündenböcken.“ Der Versuch, Antworten auf Sachfragen zu bekommen, mag damit gescheitert sein, aber Zuschauer und Wähler können doch trotzdem aus der Weigerung oder Unfähigkeit Weidels zu antworten, ihre Schlüsse ziehen, welche auch immer.
Caren Miosga gelang es nicht, Alice Weidel dazu zu bringen, sich zur Aufstellung eindeutig rechtsextremer AfD-Kandidaten zu verhalten. Aber es gelang ihr, deutlich zu machen, dass Alice Weidel sich dazu nicht verhalten will. Auch das ist doch eine Erkenntnis eines solchen Gesprächs.
Allerdings bleibt dem Zuschauer die Wahl, wie er das findet: Disqualifiziert sich Weidel damit? Oder zeigt es ihre Souveränität?
Ich finde es legitim, sie zu stellen, und es gibt auch Argumente, sie mit Nein zu beantworten. Aber die Lautstärke, mit der vor allem linke Kritiker aufschreien, wenn AfD-Personal mal wieder die öffentlich-rechtlichen Talkshows bevölkert, die Dramatik, mit der sie davor warnen, diesen Leuten eine Bühne zu geben, erweckt den Eindruck, Rechtsradikalismus sei eine ansteckende Krankheit, die von ihren Protagonisten übertragen wird, auch durch den Fernseher. Als müsse die normale Bevölkerung um jeden Preis vor einem Kontakt mit diesen Personen geschützt werden.
Ich schreibe diese verschiedenen Möglichkeiten deshalb hin, weil ich das Gefühl habe, dass die Frage, ob Sendungen mit AfD-Leuten zulässig sind, oft von der Wirkung beim Zuschauer her gedacht werden. Aber die lässt sich nicht bestimmen, und es ist auch nicht die Aufgabe von Journalismus, sie zu beeinflussen. Journalisten sollen informieren und aufklären. Journalisten sollen helfen, dass deutlich wird, für welche Art Politik Politiker stehen. Wenn dadurch rechtsextremistische Positionen sichtbar werden, kann es trotzdem sein, dass die für einen Teil des Publikums nicht gegen den Politiker, sondern für ihn sprechen.
Journalismus kann und soll die Gefahr solcher Politik thematisieren, das Menschenbild, das dahintersteht. Aber er kann die Menschen nicht davon abhalten, so zu wählen, und ich glaube, es ist auch nicht seine Aufgabe, es zu versuchen. Das müssen andere Akteure in der Gesellschaft tun.
Man darf meiner Meinung nach die Möglichkeiten von Journalisten nicht überschätzen, Politiker in solchen Talkshows in einer Weise zu entlarven und zu entzaubern, die eine Wirkung auf ihre (potentiellen) Wähler hat. Man darf aber umgekehrt auch die Wirkung von populistischen Politikern nicht überschätzen. Als müsse Alice Weidel nur etwas gegen Ausländer sagen und schon würde das Publikum reihenweise zu Ausländerfeinden. Als verfügten nicht nur Journalisten, sondern auch ganz normale Bürger über Wissen, Erfahrungen und Antennen für Bullshit.
Die Zeiten sind ohnehin vorbei, in denen ein Ausschluss solcher Politiker aus Talkshows dafür sorgen würde, dass sie nicht mehr gehört werden. Die Metapher von der Bühne, die ihnen ARD und ZDF oder andere seriöse Medien durch Einladungen bieten, verkennt, dass es vor Bühnen inzwischen nur so wimmelt, und auf den meisten anderen sprechen die Alice Weidels dieser Welt entweder direkt zu den Menschen oder mit politischen Verbündeten, die gar kein Interesse haben, ihr kritische Fragen zu stellen.
Vermutlich gibt es gerade unter den treuesten Unterstützern von ARD und ZDF viele, die daran verzweifeln, dass ihr, unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk den Vertretern einer Partei so viel Raum gibt, die ihn abschaffen wollen. Aber man kann den Sendern wirklich nicht vorwerfen, Vertreter der AfD in den vergangenen Jahren unverhältnismäßig oft in die Talkshows eingeladen zu haben.
Dass ihre Präsenz jetzt vor den Bundestagswahlen zunimmt, mag damit zu tun haben, dass Fragen des Proporzes wichtiger werden. Vielleicht spricht daraus auch eine veränderte Haltung über den richtigen Umgang mit der AfD, wie sie sich zum Beispiel aus den Äußerungen der neuen WDR-Intendantin Katrin Vernau herauslesen lässt. Aber entscheidend ist doch, dass es auch journalistisch geboten ist, sich jetzt mit dieser Partei und ihren Protagonisten auseinanderzusetzen, und das heißt im Rahmen von Talkshows mit ihren Mitteln und in ihrer Logik eben auch: sie einzuladen.
Dass eine „Caren Miosga“-Sendung mit Alice Weidel überdurchschnittlich viele Zuschauer erreichte, kann man zynisch als Beleg interpretieren, dass es den Verantwortlichen bei der Einladung nur um die billige Quote ging. Aber sie ist doch auch erstmal ein Hinweis darauf, dass es ein Interesse bei den Menschen daran gibt, zu sehen, wie sich diese erstaunlich oder erschreckend beliebte Politikerin in einer solchen Auseinandersetzung schlägt.
Und erweckt es nicht einen merkwürdigen Eindruck, wenn man so tut, als müssten normale Bürger auf jeden Fall daran gehindert werden, Alice Weidel unmittelbar zu erleben? Wie verführerisch müssen sie und ihre gefährlichen Ideen sein, wenn beides mit Flatterband weiträumig abgesperrt werden muss? In einer Dämonisierung wirkt sie womöglich attraktiver als in der schnöden, mühsamen, kleinteiligen Auseinandersetzung einer Talkshow.
All dies ist kein Plädoyer dafür, naiv mit den Protagonisten dieser Partei umzugehen. Sich nicht genau zu überlegen, wann man sie einlädt und wie man sie befragt.
Das größte Problem an der Fixierung auf die Frage, ob man die AfD in Talkshows einladen soll, ist für mich, dass sie von der viel wichtigeren Frage ablenkt: Wie sehr die AfD längst den politischen Diskurs und die Themen bestimmt. Die Frage, ob eine Redaktion Beatrix von Storch zu „Hart aber fair“ einlädt, ist viel weniger wichtig, als die, ob man sich viele Erzählungen der AfD nicht längst zu eigen gemacht hat. Dieser Vorwurf trifft Parteien, die entweder die Problembeschreibung oder gleich größere Teile der Lösungsvorschläge der AfD übernommen haben. Und er trifft Medien, die bestimmte Prämissen gar nicht mehr hinterfragen.
Zum Beispiel die falsche Erzählung, dass Deutschland heute ein besonders unsicheres Land mit besonders vielen Verbrechern sei. Schon diese Annahme wird in vielen Diskussionen und Talkshows einfach unhinterfragt übernommen und auf der Grundlage dann bestenfalls noch diskutiert, in welchem Maß das an den Zuwanderern und Flüchtlingen liegt, und schlechtestenfalls nur noch, welcher Umgang mit Zuwanderern und Flüchtlingen dagegen hilft.
Umfragen zeigen, dass Migration für die meisten Menschen nicht das drängendste Problem ist – aber wer die meisten Medien verfolgt, muss einen anderen Eindruck bekommen. Ob dann in der Talkshow ein AfD-Vertreter oder nur Thorsten Frei von der CDU sitzt und diesen Eindruck verstärkt, um daraus Profit zu schlagen, ist nicht der entscheidende Unterschied.
OK, der letzte Abschnitt hat es wieder rausgerissen. Die Diskursverschiebung ist tatsächlich das viel größere Problem.
Aber: Diese Diskursverschiebung ist auch ein Resultat solcher Auftritte und so kann der Ausschluss der Akteure aus den Talkshows diesen Effekt zumindest abmindern. Ich würde mittlerweile sogar fast soweit gehen, die Merzes, Söders und Kubickis dieser Welt nicht mehr einzuladen, eben weil die immer öfter genauso agieren. (Aber wenn man die als Rechtspopulisten bezeichnet, dann ist man ja gleich linksextrem.)
„Allerdings bleibt dem Zuschauer die Wahl, wie er das findet: Disqualifiziert sich Weidel damit? Oder zeigt es ihre Souveränität?“
Wenn die Strategie der AfD (wie so oft) aufgeht, ist dieser Satz absoluter Unsinn. Die allermeisten Menschen haben nicht die Zeit sich mit den Themen so tief zu beschäftigen, dass sie den Blödsinn und die Lügen immer als solche erkennen. Und dann bleibt eben doch was hängen, dass innerhalb der Talkshow natürlich unwidersprochen bleibt. Und beim nächsten mal wieder und dann wieder und dann ist eine Lüge als Meinung oder sogar als Fakt legitimiert und etabliert. Der Faktencheck hinterher ist nur ein Feigenblatt für das Format, um sagen zu können, dass man ja seine journalistische Arbeit gemacht hat.
„Die AfD war in Talkshows zuletzt unterrepräsentiert“
Dazu gibt es auch gegenteilige Interpretationen: http://de.mediatenor.com/de/bibliothek/newsletter/1382/nicht-erst-im-wahljahr-bieten-ard-und-zdf-der-afd-eine-medienpraesenz-die-fragen-aufwirft
(wobei zugegebenermaßen Media Tenor nicht die vertrauenswürdigste Quelle zu ein scheint und die Statistiken in dem Bericht auch einige Fragen offen lassen – aber das wäre vielleicht sogar einen eigenen Übermedien-Artikel wert, die Methoden des Unternehmens mal genauer zu betrachten)
Mich, immerhin, haben zwei kurze Ausschnitte aus Befragungen Weidels (Wellner, Zervakis) davon überzeugt, dass diese Partei GAR KEINE Antworten auf konkrete Fragen nach Geld hat.
Is doch was.
Also – auf jedem Fall einladen !
100 % … unsure.
Ich glaube, da sind einige irritierende Aussagen drin. Etwa das „RTL-Argument“, der Zuschauer sei intelligent genug, das alles zu durchschauen. Was vielleicht stimmt, ganz sicher aber ein rhethorischer Trick ist um die Kritik an der Sendung und den Leuten dahinter als Kritik am Zuschauer umzudeuten. Und die will ja keiner leisten.
Zwei andere Sachen sind glaube etwas zu kurz dargestellt. Zum einen das „Bühne bieten“, das als Bild eigentlich schon das Problem beschreibt. Die AFD-Leute brauchen diese Shows und die Präsenz nicht um sich mit anderen zu messen. Sie nutzen es als Bühne, als Open Mic, bei dem sie halt immer alles sagen dürfen. Geht’s um ihre Themen, gut. Geht’s nicht um ihre Themen, reden sie über ihre Themen. Es ist kein demokratisches Sprechen, kein Diskurs sondern nur einreden und aufsagen.
Das zweite unterschätzte ist, dass AFD-Leute ja nicht mehr nur zu „ihren“ Themen eingeladen werden. Sondern weil sie „andere Meinungen“ haben. Das lässt sich vielleicht am besten an einem Nicht-AfD-Politiker illustrieren, dem Stellvertretenden Vorsitzenden für Wirtschaft, Klima und Energie, Mittelstand, Tourismus der Unionsfraktion, Jens Spahn, der inzwischen nur noch zum Thema Migration geladen wird. Das passiert der AFD permanent. Beatrix von Storch sitzt im Fiebertraum Talkrunde hart aber fair zu Trump und den USA. Warum? Chrupralla gestern bei Lanz, mit Blome und Gisy und Antje Höning zu Gaza und Trump.
AFD-Köpfe werden wie Hendrick Streeck dazugesetzt, damit es andere Ansichten gibt. Und mit „andere“ meine ich genau eine, das ist ein Problem.
Und, der Aufenthalt adelt sie natürlich. Da dachte ich sofort an Jens Söring, bei dem Stefan Niggemeier mal meinte, natürlich trage es dazu bei, seine Unschuldserzählung zu erzählen, wenn er sie in seriösen Medien erzählen darf. Die würden ja keinen Mörder einladen, oder? Natürlich trägt es dazu bei, die Geschichte der AFD von der Rechtsstaats- und Demokratie-Partei zu erzählen, wenn die in solchen Shows sitzen. Die würden doch keine antidemokratischen Parteileute da einladen, oder?
Vorletzter Punkt: die Quote. Denn dass Alice Weidel Miosga so gute Zahlen beschert, hat ja zwei ungenannte Gründe. Den Tabubruch. Miosga meinte ja selbst, sie werde keine Rechtsextremisten in die Sendung einladen. Dann kam Weidel. Und: Ragebait funktioneirt. Mit Weidel bringt man die Weidel-Fans und Hasser gleichermaßen vor den Fernseher. Mit einem Gas polarisieren ist Quotengold.
Letzter Punkt: Das größte Problem sind aber die Themen, das ist völlig richtig.
Und: Ich hab die Knalleridee für „Faktenchecks“. Die braucht es nicht während der Sendung sondern kurz vor Ende. Da pausiert die Show, die Leute werden kurz eingeblendet, können nichts sagen und aus dem Off und mit Texten im Bild werden sie faktengecheckt.
Da sieht man dann Weidel, hört und liest ein Statement von ihr aus der Sendung und dann den Faktencheck.
#3: Die Idee am Ende wird nicht funktionieren. Schau dir nur mal z.B. Sarah Wagenknecht an, wenn die in einer Runde von einem Experten zerpflückt wird. Die verzieht einfach keine Miene und das wird dann hinterher auf ihren Kanälen rausgeschnitten oder einfach für den Opferkult missbraucht.
Wenn überhaupt, dann darf die Sendung nicht live sein und bei Ausstrahlung müssten direkt zum Statement die Fakten eingeblendet werden. Aber das ist auch nur unwesentlich besser.
Herr Niggemeier hat Unrecht. Wenn aber sogar hier für die Einladung das Wort ergriffen wird, habe ich wenig Hoffnung, dass sich die Einsicht durchsetzt.
Die AfD ist toxisch. Sie will nicht diskutieren. Sie will nur die Debatte stören. Es ist daher müßig, mit ihr zu reden. Es ist sogar schadhaft. Ich lade mir keinen Virus runter, nur weil ich mir alle Programme mal ansehen will.
Die AfD sorgt dafür, dass sich alle zu ihr verhalten müssen und dann nicht über anderes sprechen, weil man ihre Äußerungen nicht stehen lassen kann. Die AfD selbst kümmert es überhaupt nicht, was man ihr entgegenbringt oder welche Faktenchecks es gibt.
Und jetzt kann man sagen, die Menschen durchschauen das schon selbst. Dann wundert man sich, wann das denn endlich passiert. Vielleicht sollte die ja mal regieren, dann entzaubert sie sich bestimmt. So wie die FPÖ oder Trump.
Toxische Menschen kann man nur ausschließen und ignorieren. Und wenn eine Partei toxisch ist, wenn sie eine Gefahr für das System ist, dann ist es auch die Aufgabe von Journalistinnen, dem zu begegnen.
@Daniel:
Zustimmung zu so ziemlich allem!
Aber bei Jens Spahn fehlt noch der Gesundheitsexperte. Die Liste der Felder, die zu beackern, dieser skrupellose Pausenclown vorgeschickt wurde, ist gleichzeitig verlässlicher Indikator dafür, wie absolut inhaltsleer und zynisch dieser Teil der Politik geworden ist.
@Niggemeyer:
Der Fernsehzuschauer muss nicht dumm sein, um auf dressierte Medienprofis reinzufallen. Ich glaube aber auch kaum, dass nicht schon aller Schaden angerichtet ist, der angerichtet werden konnte und wahrscheinlich ist es komplett illusorisch zu glauben, man könne diesen Rosstäuschern die Plattform irgendwie sinnvoll vorenthalten. Ähnlich naiv, wie am Beginn der Pandemie zu glauben, wir könnten den Virus durch konsequente Maßnahmen aushungern.
Schlimmer ist die weitgehende Naivität und Unfähigkeit der Journalist:innen, die mit diesen Aufgaben betraut werden.
Wenn es auch nicht die Aufgabe der Medienprofis ist, Menschen von einer Wahl abzuhalten, so wäre es doch verdammt noch mal die Aufgabe von der Profis, den Budenzauber zu entlarven und Stück für Stück den mündigeren Konsumenten zu ermöglichen. Das haben Sie doch bei Printmedien viel mehr auf dem Zettel, als beim TV. Beim Internet wirds dann noch ein wenig beliebiger. Und das schreibe ich als jemand, der Ihre Arbeit schätzt.
Volle Zustimmung zum Artikel. Neben den Talk Shows entgleisen auch regelmäßig Interviews in Nachrichtensendungen weil man entweder gar nicht einordnet oder schlecht vorbereitet sind.
Das Problem ist dass insbesondere das Fernsehen für alte Leute sendet. Neben den Talk Shows entgleisen auch regelmäßig Interviews in Nachrichtensendungen weil man entweder gar nicht einordnet oder schlecht vorbereitet ist.
Sie versuchen alte Sehgewohnheiten zu bedienen. Die funktionieren aber bei der AfD nicht. Im Gegenteil, dadurch wird sie normalisiert. Man hat das auch bei Trump gesehen. Wenn jemand einfach konsequent bullshitet sind viele Journalisten überfordert.
Ein der Teile Europas, wo sich der Rechtsruck am wenigstens spüren lässt, ist Wallonien, also der französischsprachige Teil Belgiens. Der Brandmauer gilt hier nicht nur politisch sondern auch journalistisch: Vertreter rechtsextremistischer Parteien werden einfach von den Medien ignoriert. Ein Einzelfall lässt sich natürlich nicht verallgemeinen, aber ist meiner Meinung nach in dieser Debatte Wert zu erwähnen.