„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt war zu Gast bei der Jungen Union, mitten im Wahlkampf. Er lieferte eine Propagandashow ab – für sich, nicht die CDU.
Jede Saison hat ihr Thema und ihr Fabelwesen, und alle vier Jahre im Wahlkampf ist das: der „Mensch“. Es handelt sich offenbar um eine besondere Spezies: lieb, aber auch bisschen doof.
Der Kanzlerkandidat der Union hat es in den vergangenen Monaten geschafft, eine derart umfangreiche und groteske Enzyklopädie komplettverrutschter Clownfotos zu produzieren, dass das Internet vor Erschöpfung die Hände in die Luft wirft und ruft: Laschet! Hab Erbarmin!
Armin Laschet hat schon zum zweiten Mal die Teilnahme an einer Talkshow für ein jüngeres Publikum abgesagt. Das ist aus seiner Sicht genau richtig.
Medien profitieren davon, Menschen in den Fokus zu stellen, aber die Personalisierung des Wahlkampfs passt einfach nicht zu unserem System. Und gute Politik wird meist von biederen, etwas langweiligen Leuten gemacht.
Es ist bisher ein unglaublich langweiliger Bundestags-Wahlkampf. Für ein bisschen Aufregung sorgt immerhin die Vorstellung, es könnte wenigstens der „schmutzigste aller Zeiten“ sein, aber auch das glaubt ernsthaft wohl nur die „Bild“-Zeitung.
Ein Tabu-Bruch soll das sein: Die AfD-Vorsitzende macht mit ihrem kleinen Kind Wahlkampf! Doch mit der übertriebenen Aufregung geht man bloß der Werbestrategie der Partei auf den Leim.
Der Wahlkampfberater Frank Stauss über ein mögliches Comeback für Martin Schulz, den Bedeutungsverlust klassischer Medien – und wie die Befindlichkeit von Journalisten die Berichterstattung beeinflusst.