Fotobombe Armin Laschet

Ein Bild von einem Kandidaten

Armin Laschet hat es in den vergangenen Monaten geschafft, eine derart umfangreiche und groteske Enzyklopädie komplettverrutschter Clownfotos zu produzieren, dass das Internet vor Erschöpfung die Hände in die Luft wirft und ruft: Laschet! Hab Erbarmin! Bleib einfach mal ein paar Tage drinnen! Und zieh um Himmels willen die Vorhänge zu! Aber warum ist das so? Und ist das wichtig?

Den Auftakt machte, soweit wir das noch überblicken, Nasenlaschet. Nasenlaschet war nicht der einzige, dem das richtige Tragen der Maske misslang. Auch Peter Altmaier patzte bei der Aerosolverhütung und machte sich kurzweilig zum Gespött. Aber schon damals galt, was Laschet dieser Tage das Leben und den Wahlkampf erschwert: Das peinliche Bild unterstreicht die politische Kritik. Laschet, so sagten jedenfalls seine Kritiker, habe die Pandemie so wenig im Griff wie seine OP-Maske.

Dass Laschet mit einem Medien-Dompteur wie Markus Söder rangeln muss, macht die Sache mit den Bildern nicht einfacher. Maliziös etwa bastelte der Franke einen Geburtstagsgruß für den Kollegen: „Das, Armin, wird eines Tages auf gar keinen Fall Dir gehören“, scheint er auf dem Bild zu sagen – und auch auf dem Bild neben Spahn scheint Laschet irgendwie hinterher zu tapsen, Randfigur zu sein.

Söder war da aber noch nicht fertig. Etwa vier Wochen nach seiner Niederlage im Machtkampf um die Kandidatur verbreitete er dieses Bild:

Laschet scheint wieder klein (das liegt in der Natur der Sache) und im Hintergrund (das nicht), aber er wirkt zudem auch irgendwie … listig. Söder sieht hingegen aus, als hätte er gerade in Drachenblut gebadet. Mit dem unbedingten Machtwillen des CSU-Politikers allein ist dieses Bild nicht zu erklären, denn er bediente sich hier beim offiziellen Laschet-Wahlkampffoto. Und darauf ist der kleine Mann vornübergebeugt abgebildet und trägt einen schlecht sitzenden Anzug, erkennbar an der unvorteilhaften Nackenfalte.

Armin Laschet
Das offizielle Pressefoto von Armin Laschet Foto: CDU

Warum man ausgerechnet dieses Bild für den Marsch ins Kanzleramt erkoren hat – unklar. Womöglich würde es klarer, wenn man die Alternativen zu Gesicht bekäme.

Dann kam die Flut und sie verhalf Laschet nicht zu guten Bildern. Da war, natürlich, #Laschetlacht. Doch auch danach entglitt dem Kandidaten immer wieder die Bildbotschaft. Bei seinem ersten Besuch in den Flutgebieten trug Laschet Gummistiefel. Wenig später spazierte Laschet hingegen mit Lederschuhen und im blütenweißen Hemd durch Modder und Elend in Euskirchen.

Eine interessante Wahl der Kleidung. Vielleicht hat Laschet irgendwer geraten, sich nicht überzuinszenieren, weil die Gummistiefel, seit Gerhard Schröder mit ihnen durch den Wahlkampf stapfte, „verbrannt“ seien (so formulierte es die Politikwissenschaftlerin Paula Diehl im „Spiegel“). Merkel kam jedenfalls in Wanderschuhen.

Olaf Scholz hatte den Vorteil, dass er in letzter Zeit ohnehin häufiger so herumläuft, als würde er gerade Pressplatten aus dem Hagebau tragen.

Annalena Baerbock blieb derweil zunächst im Urlaub, was man Laschet inzwischen auch gewünscht hätte.

Laschet besuchte nun wieder das Katastrophengebiet und hielt es für eine prima Idee, dabei die Hände in den Taschen zu versenken.

Das hat zwar auch Gerhard Schröder gemacht. Bei dem sah das aber grimmig entschlossen aus und funktionierte, bei Laschet wirkt es unbeteiligt – und sein Gesicht kommuniziert Ekel. Es ist ohnehin ein riskantes Manöver, wenn es denn eines war, denn Hände in den Taschen sind eigentlich immer falsch – ob auf Beerdigungen, Baustellen, beim Besuch bei der Oma, auf Rednerbühnen, in der Kirche, beim Date, oder eben in einem Katastrophengebiet – man könnte sogar sagen: Außer beim Kramen nach Maske und Kleingeld haben die Hände in den Taschen nichts verloren.

Laschet, der Gottvater des Anti-Timings, schaffte es sogar, sich genau zum richtigen Zeitpunkt einmal in den Regen und einmal unter einen Schirm zu stellen: Unterm Schirm, während er neben einem nassgeregneten Arbeiter stellt, wobei ihm der Schirm natürlich gehalten wurde – zur Freude der grünen Konkurrenz.

Patschnass zeigt er sich neben Olaf Scholz. Das ist natürlich unfair, denn Scholz bleibt bekanntlich unabhängig vom Wetter das, was er immer ist: knüppeltrocken.

Und niemand in Laschets Umfeld bekam ein Störgefühl, als die Staatskanzlei für den geplagten Kandidaten ausgerechnet vor einem gigantischen Müllhaufen ein adrettes kleines Rednerpult mit Landeswappen aufbaute.

Laschets Körpersprache ist unkontrolliert und passt auch so zu seinem reizbaren Naturell: Er nestelt und fummelt sich auch oft genug im Gesicht herum, dass bei gefühlt jedem Termin ein besonders doofes Foto herumkommt. Das nimmt man als Redaktion natürlich herzlich gern an, wenn es gilt, eine unangenehme Situation zu bebildern.

Als Laschet mit Merkel durch Euskirchen schritt, fiel Reportern auf, wie unsicher er wirkt. „Wenn Merkel jemandem winkt, der gerade aufräumt, winkt auch Laschet“, notierte der „Spiegel“. An der Steinbachtalsperre tritt Bundesinnenminister Horst Seehofer auf einen Damm, „Laschet schaut verdutzt, geht dann schnell hinterher“. Der CDU-Kandidat braucht nicht einmal mehr Fotografen, um schlechte Bilder zu produzieren.

Natürlich kommen nach so vielen Illustrationen der Tollpatschigkeit allerlei kognitive Verzerrungen hinzu: Da suchen Fotografen und Redakteure womöglich besonders gierig peinliche Momente aus – wer weiß, womöglich lacht er ja noch einmal (Selection Bias), vielleicht ja wieder mit Zunge! Zudem bleiben solche Bilder inzwischen natürlich erst recht hängen und sorgen für Häme (Confirmation Bias). Wenn Laschet die Bildfläche betritt, ist das wie ein Film mit Leslie Nielsen: Man wartet auf Slapstick, nicht Substanz.

Vielleicht denken Sie jetzt: Wir haben gerade die größte Flutkatastrophe der deutschen Geschichte erlebt, Menschen sind gestorben, andere stehen vor dem Nichts, Helfer schaufeln und krempeln sich die Arme lahm, die Polizei muss Querdenkerknallköpfe von den Hilflosen fernhalten: Sollten Medienheinis aus dem Prenzlauer Berg da über verrutschte Fotos sprechen?

Man muss sogar: Laschet möchte einer der mächtigsten Männer des Globus werden. In einer medialisierten Welt ist die Frage, warum er ständig durch die Szenerie stolpert wie ein Schulpraktikant durch eine Uhrenwerkstatt, relevant – und das Internet ist zudem groß genug für mehr als ein Thema.

Offenbar hat niemand aus seinem Umfeld den nicht eben unerfahrenen Politiker beiseite genommen und gesagt, Armin, diese Kanzlersache geht vermutlich mit ein bisschen Medienaufmerksamkeit einher, achte da mal drauf. Vielleicht hat Laschet auch einfach besonders gemütlich geantwortet, dass ihm sowas egal sei, er sei Armin Laschet.

Das ist auf eine womöglich rheinländische Art irgendwie rührig und putzig, und Laschets Umfeld bemüht sich ja auch nach Kräften, ihn als Nichtinszenierer zu inszenieren. Aber ist ein rühriger und irgendwie putziger Kandidat der richtige, um Deutschland durch Mega-Aufgaben wie Klimaschutz, Migrationspolitik, Handelskriege und kalte Machtkonflikte zu führen? Kann ein vermeintlicher Integrationsmeister auch komplett ohne Medienkompetenz integrieren? Auf Bundesebene? Global? Laschet könnte aus der Bildsprache fallen wie Donald Trump bei vielen Gelegenheiten – nur, dass er dessen bräsiges Dominanzgehabe durch Tapsigkeit ersetzt.

Laschets Fürsprecher betonen gern, dass auch andere Kanzlerkandidaten sich einigermaßen ungeschickt ins Amt getrottelt haben. Da ist etwas dran: „Erst verhöhnt, dann lange Kanzlerschaft“, schreibt etwa Eckart Lohse von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über Adenauer, Kohl und Merkel. Doch gerade Helmut Kohl war äußerst alert, wenn man ihn etwa im ungünstigen Kamerawinkel auf einen „entsetzlichen Stuhl“ platzierte.

Bilder sind für Laschet ein besonderes Risiko – ebenso wie für Annalena Baerbock. Er war wie die Grünenpolitikerin für viele Bürgerinnen und Bürger vor seiner Kandidatur ein unbeschriebenes Blatt. Laschet ist zwar für Insassen der Polit-Bubble als Ministerpräsident des mitgliederstarken Landes Nordrhein-Westfalen eine feste Größe, vielen Wählern dürfte er sich aber erst in den letzten Wochen vorgestellt haben. Und vor diesen steht Laschet inzwischen da wie jemand, der erstmals die Schwiegereltern besucht und dabei deren Katze überfährt. Mehrmals.

Der Kontrast fällt brutal aus, wenn man die Laschetbilder mit den großen Bildmomenten der Geschichte vergleicht: Willy Brandt – bekanntlich auch Journalist – ist in Warschau auf die Knie gegangen, angeblich spontan. Helmut Kohl und Francois Mitterand haben sich, angeblich spontan, an den Händen gefasst. Angela Merkel hat mit Sicherheit spontan die an MS erkrankte Malu Dreyer gestützt. Der Ernst und Trost historischer Bildmomente lebt davon, dass ihre Protagonisten visuell denken. Ein Bundeskanzler Armin Laschet müsste sich wohl andere Wege suchen.

Vielleicht probiert er es mal mit einem Podcast.

Programmhinweis: Übermedien befasst sich in ein paar Tagen noch einmal ausführlich und grundsätzlich mit Macht und Wirkung von Politikerfotos.

27 Kommentare

  1. #1 Und welches Kalkül sollte das sein? Boris Johnson ist längst in der Downing Street, Armin möchte noch in die Willy-Brandt-Str. 1 einziehen. Laschet und Johnson verbindet soviel wie Aachener Printen und feinste englische Schokolade – nämlich gar nichts. Johnson hat eine Elite Ausbildung. Bei Laschet weiß ich das gar nicht. Abitur? Man weiß so viel nicht über diesen Mann. Und was man weiß macht unglücklich…

  2. @ #2 Ich hab da auch keine Erklärung. Vielleicht ist es ganz banal, dass man durch Tolpatschigkeit von Inhalten ablenkt. Vielleicht ist es auch komplexer. Aber um das zu klären bezahl ich ja das Abo hier, damit Menschen mit Expertise das untersuchen.

  3. Ich bin gespannt auf den unten angekündigten Artikel über Politikerfotos, denn dieser hier ist für die Katz‘ – auf dem Niveau der zahlreichen höhnischen Tweets, nur länger. Inkl. Schenkelklopfer-Namenswitz zum Einstieg. (Verwahren Sie sich hier nicht normalerweise gegen Namenswitze, Herr Niggemeier?)

    Höhö, da guckt er doof; höhö, da ist er nass; höhö, da trägt er feines Schuhwerk; höhö, da wird er ausgelacht – und so weiter und so fort. Keinerlei Auseinandersetzung mit der Frage, ob die Dauerinterpretation von Fotos politisch irgendwie sinnvoll ist; keine Auseinandersetzung mit dem Faktum, dass Politiker ihre Außenwirkung in Zeiten der sozialen Medien immer schwieriger kontrollieren können. Stattdessen gegen Ende dann das hier:

    „Aber ist ein rühriger und irgendwie putziger Kandidat der richtige, um Deutschland durch Mega-Aufgaben wie Klimaschutz, Migrationspolitik, Handelskriege und kalte Machtkonflikte zu führen?“

    Die irgendwie putzige Vermischung von Teenager-Jargon („Mega“) und staatspolitischer Pseudo-Besorgtheit mal außen vor: Ernsthaft? Das leiten Sie aus unpassenden Schuhen und missglückten Fotos ab? Und führen dann gleich noch Brandts Kniefall in Warschau als Gegenbeispiel an. Geht’s nicht ne Nummer kleiner? Und gehört diese Moral von der Geschicht‘ (Wählt den Armin Laschet nicht!) in eine Glosse?

    Die Argumentation am Ende ist nichtmal stringent: Zwischen „Kommt doof rüber, also kann er’s nicht“ und „Kommt doof rüber, also wird er nicht gewählt“ besteht ein himmelweiter Unterschied.

    Ob er’s kann, weiß ich nicht – ich werde ihn nicht wählen, aber das hat inhaltliche Gründe. Von Übermedien würde ich mir mehr Distanz zu Twitter-Stimmungen und Medienhypes wünschen. Will sagen: Deren kritische Analyse, nicht deren Affirmation.

  4. Dieser Artikel hat mich sehr geärgert. Aber ich wusste nicht, wie ich es ausdrücken soll. Deshalb mein Dank an „Kritischer Kritiker“.
    Er sprach mir aus der Seele.

  5. #5
    „Teenager-Jargon („Mega“)“

    Man mag streiten, ob es die Mega-Aufgabe oder die Megaaufgabe sein sollte. Das war es dann aber auch.
    Oder nur das Präfix, so wie es die Berufsjugendlichen (höhö) Bohlen und Nuhr gerne absondern … aber selbst das dürfte den meisten jungen Leuten bereits zu peinlich sein.
    Ansonsten sind Komposita mit dem Präfix „mega“ Standardsprache, gebräuchlich quer durch die gesamte Medienlandschaft, sowie an Akademien und Ministerien.

    Sehr bemüht also der Herr.

    Der Kommentar liest sich in etwa so, als würden Sie Herrn Widuwilt dafür kritisieren wollen, dass er das tut, was seiner Berufsbeschreibung entspricht:
    Die professionelle Analyse der Medienpräsenz des potentiellen neuen Bundeskanzlers.

  6. Eine Glosse als professionelle Analyse zu bezeichnen, scheint mir mindestens gewagt, die ernsthafte Analyse kommt ja offenbar in Kürze.
    Ich empfinde das Foto im Teaser übrigens als positiv für Laschet. Der den Elementen trotzende Macher reckt Brillenbefreit und zuversichtlich den Daumen in die Höhe, während der Kanzlerkonkurrent gewohnt schlumpfig in die Geografie starrt. Aktiv gegen Passiv. Es kommt eben immer auch darauf an, wann der Fotografierende den Auslöser drückt und eine eigentlich nichtsaussagende Momentaufnahme produziert.
    Aber darüber werden wir hier wohl bald mehr lesen dürfen.

  7. @#5: Volle Zustimmung

    „Sollten Medienheinis aus dem Prenzlauer Berg da über verrutschte Fotos sprechen?
    Man muss sogar: Laschet möchte einer der mächtigsten Männer des Globus werden. In einer medialisierten Welt ist die Frage, warum er ständig durch die Szenerie stolpert wie ein Schulpraktikant durch eine Uhrenwerkstatt, relevant – und das Internet ist zudem groß genug für mehr als ein Thema.“

    Diese eineinhalb Absätze enthalten den Kern meiner Kritik am Text: Nur die Fauxpas‘ und Albernheiten von Laschet aufzuzählen, ist schon amüsant (mir geht dieses Nette-Onkel-Getue Laschets echt auf den Zeiger), aber weder geistreich noch zielführend im Sinne, die Eignung eines Kanzlerkanditaten für den anvisierten Job zu bewerten.

    Außerdem lenkt jeder Hype um Äußerlichkeiten vom Wesentlichen ab. Er blockiert Aufmerksamkeit, Engagement. Siehe diesen Artikel hier (hinter der Bezahlschranke, aber lesenswert): https://www.sueddeutsche.de/kultur/klimawandel-hype-kalifornien-anthropozaen-1.5371804?reduced=true

    Und ja, Herr Wieduwilt macht hier das, was er offenbar kann: Er bewertet den medialen Autritt eines Kanzlerkandidaten. Dass das bei Herrn Laschet sehr einfach ist, geschenkt.
    Aber die wesentliche Frage ist doch: Ist ein souveräner Umgang mit Medien gleichbedeuted mit der Fähigkeit, ein guter Kanzler (was auch immer jede/r darunter verstehen möchte) für Deutschland zu sein?

    Wir müssen eher aufpassen, dass wir nicht die Britney-Spears-Nummer abziehen: Die Regenbogenpresse wartete nur auf Fotos, die sie irgendwie müde oder gestresst aussehen ließen, um dann den ganzen großen Skandal von Lebensuntauglichkeit in die Welt zu posaunen. So lange, bis es irgendwann gestimmt hat.

    Ich habe lieber eine/n maximal medienaverse/n Kanzler/in, der/die langfristig denkt und eine entsprechende Poltik durchsetzt, als umgekehrt. Und ja, auch da ist Laschet raus.

  8. Das ist echt spannend. Sogar eine Glosse kann mittlerweile „sehr verärgern“. Gut – das kann sie grundsätzlich wirklich, aber Fotos sind etwas ganz Spezielles im Journalismus. Sie stellen zwar immer nur einen Ausschnitt der Realität dar – nämlich begrenzt durch den Sucher der Kamera – aber es ist Realität. Ziemlich nah dran an echer Wirklichkeit sogar. Da gibt es erstmal nichts dran zu rütteln. (Es sei denn man ist Opfer von Photoshop oder Deep Fake). Und natürlich erzeugt ein Foto ganz automatisch einen Eindruck beim Betrachter, und hier kommen „Wertvorstellungen“ ins Spiel: z.B. sollte man in einem Schlammgebiet mit normalem Lederwerk herumlaufen? Kann man machen, aber man entlarvt sich als Tölpel, denn es gibt dazu spezielles Schuhwerk. Kann man im Clownskostüm zur Bundespressekonferenz erscheinen? Auch das ist erlaubt – man darf sich nur nicht über die Returns wundern. Tatsächlich scheint es so, dass Herr Laschet von der Macht und Wirkung von Fotos nicht die notwendige Ahnung hat. Auch das offizielle Pressefoto zeugt davon. Ganz objektiv. Deshalb gibt es ja sogenannte Profis, die es sich halt teuer bezahlen lassen in der richtigen 1000/s auf den Auslöser zu drücken. In der Öffentlichkeit ist man als Politiker innen und außen ganz automatisch „zum Abschuss frei“. Das sollte man nicht nur, sondern das muss man in einer elektronischen Mediengesellschaft wissen. So ist es. Man muss es ja nicht mögen. Und ganz aktuell: die Grünen scheinen so ihre eigene Auslegung von Bildausschnitt zu haben. Sjitstorm läuft schon. A picture tells more than 1000 words. Stupid.

  9. #10 „Eine Glosse als professionelle Analyse zu bezeichnen, scheint mir mindestens gewagt, die ernsthafte Analyse kommt ja offenbar in Kürze.“
    Touche. Da habe ich mich blenden lassen.

  10. Schöner Artikel, gut zusammengefasst.

    Aber gefühlt ist das auch nur eine Diskussion in der Medienbubble. Man darf nie vergessen: Twitter ist irrelevant. Twitter-Trends sind irrelevant. Kamen die lustigen Bilder in der Tagesschau oder in der Bild vor? Nein? Dann kennt sie vermutlich keiner.

    Wenn etwas hängen bleibt dann vlt. Laschets Lachen. Oder ein allgemeines Gefühl: „So ein guter Krisenmanager ist er wohl nicht“. Aber ob da die Bilder so viel ausmachen?

  11. #15. So, so. Twitter ist irrelevant? Kann man vertreten, dürfte aber nicht sooo ganz stimmen. Die Fotos sind allesamt in anderen – in Ihrer Auffassung nach dann relevanten – Medien erschienen. Insbesondere das Herumwaten im Schlamm, etc. Vor laufender Kamera geschah nicht nur besagter Lacher, sondern auch das Ablesen eines Statements über die ganze Tragik der vom Hochwasser Betroffenen vom Zettel, usw., usw. Aber interessant. Ihr Post legt unterschwellig nahe, dass Fotos sich irgendwie „versenden“ – wie es so schön heißt. Das tun sie auch – aber nicht wie Sie meinen – sondern bei Twitter & Co.

  12. #16 Ja, das Lachen habe ich sogar live in der Tagesschau gesehen. Und danach im Brennpunkt ;) Twitter hat vielleicht eine Relevanz by Proxy, stimmt.

    Aber Twitter ist für Nicht-Medien-Leute in Deutschland absolut irrelevant. Relevant ist das, was Tante Erna in die Whatsapp-Familiengruppe schreibt. Oder was in der Stadtteilgruppe auf Facebook steht. Und das ist nicht der DPA-Fotostream über Laschet, wo es bei jedem Foto heißt: Also so einer kann ja nicht Kanzler werden.

    Kurz: Wahlen werden nicht auf Twitter entscheiden. Glaube ich :)

  13. So entscheidend ist es inzwischen ja auch nicht mehr, wann jemand auf den Kamera-Auslöser drückt, weil man praktisch beliebig viele Digitalfotos machen kann.
    D.h., man hat fast immer eines, wo Laschet staatstragend-ernst guckt, und eines, wo er schlunzig-stoffelig aussieht.

    Aber die Schuhe waren eine Entscheidung. Und die lässt eine gewisse Lebensferne erkennen UND den Mangel an gescheiten Beratern, um ersteres zu kompensieren.

  14. @ Mycroft (#18):

    „D.h., man hat fast immer eines, wo Laschet staatstragend-ernst guckt, und eines, wo er schlunzig-stoffelig aussieht.“

    Oder bösartig, oder grenzdebil. Man muss nur einen beliebigen Redner im Serienbildmodus aufnehmen, und nach zwei, drei Sekunden hat man von jedem dieser Gesichtsausdrücke ein Beispiel – der Redner ist dann vom Wohlwollen des Fotografen abhängig. Dieses Problem hat Wieduwilt nicht mal angerissen, obwohl es zentral ist und er es als Kommunikationsprofi natürlich kennt.

    Anders ist es bei Bildern, die von Laschets Leuten selbst ausgesucht wurden. Stichwort Nackenfalte. Vielleicht hätte er sich für sowas lieber auf das Insta-Team seines Dressman-Söhnchens verlassen sollen. Denen wäre sowas nicht passiert.

    P.S.: Dass Laschet auf dem CSU-Sharepic klein und im Hintergrund erscheint, ist natürlich ein klassischer Bossmove, der die in München gefühlte Unions-Hackordnung abbildet. Ein Laschet ohne Nackenfalte hätte an dieser Inszenierung nichts geändert.

  15. #18 Sicher. Aber wechselt deswegen wirklich jemand von der CDU zu den Grünen ist zur FDP? Oder kommt es einfach allgemein so rüber, als wäre Laschet nicht der richtige Kanzler für die aktuellen Probleme? Fast schon unabhängig von diesen Bildern?

  16. Ich schmeiß mich weg, danke für diesen herrlichen Artikel!
    Die beste Stelle ist die mit der Katze😂

  17. Jein.
    Es gibt Menschen, die keine Stammwähler sind, und die machen ihre Wahl evt. von der allg. Performance der Kandidaten abhängig, und das kann durch Bilder beeinflusst werden. Umgekehrt gibt es genauso Leute, denen egal ist, was ihr Kandidat sagt, tut, lässt und wie er dabei aussieht. Für die ist Berichterstattung auch egal.

    Bzw., bei Laschet könnte es ja sympathisch sein, wenn er immer etwas ungeschickt und nicht auf Perfektion durchdesignt rüberkäme, aber halt andere Tugenden hätte. Also z.B. etwas trottelig vor der Kamera, aber trifft dahinter schnell Entscheidungen, die dann zielstrebig umgesetzt werden, um eine Krise in den Griff zu kriegen.
    Aber nun ja.

  18. Die Erklärung „moderne Kameras liefern unbegrenzt viele Bilder in fast beliebiger Frequenz“ erklärt nicht den Umstand, dass Laschet beim Katastrophen Besuch im Ahrtal lachend und feixend im Hintergrund fotografiert werden kann. Soviel Selbstdisziplin sollte man einem Politprofi durchaus zumuten können, das zu vermeiden. Die Kameras erklären auch nicht, warum sein Team ein Pult vor aufgetürmten Müllbergen drapieren muss, so dass das Resultat aussieht, wie die Mutter aller Katastrophentourismus Wahlkampfversuche. Sie erklären auch nicht, warum dediziert nur ihm, während er mit einem offensichtlichen Flutopfer spricht, welches vom strömenden Regen durchweicht wird, ein Regenschirm schützend über den Kopf gehalten wird.
    Die Versuchung bei Laschet etwas ungünstiges, fahrlässiges, naives oder auch dummes ausgraben zu können und es ihm genüsslich unter die Nase zur reiben, ist in diesem Wahlkampf sicher gewachsen. Aber nur die ganz unterkomplexen Geister vermuten „linksgrüne“ Agenden dahinter. Laschet erlebt einen Backlash dessen, was seine Unterstützer gegen Baerbock anscheinend zu fast 100% als legitimen Wahlkampf ansahen.
    Und siehe da, er ist das weitaus dankbarere Opfer, was bei Baerbock schon was heissen will.

  19. „… erklärt nicht den Umstand, dass Laschet beim Katastrophen Besuch im Ahrtal lachend und feixend im Hintergrund fotografiert werden kann.“
    Soll es auch nicht. Im obigen Artikel geht es um alle Fotos, nicht nur die, wo Laschet direkt ins Fettnäpfchen getreten hat.
    Dass er vor einem Müllberg eine Rede hielt, halte ich eigentlich nicht für schlimm, man soll ja ruhig sehen, was das Problem ist, und wenn nur ER den Regenschirm bekommt, liegt das eigentlich am Regenschirmhalter, und, theoretisch, hat sein Gesprächspartner drei Sekunden später auch einen Regenschirm bekommen, und da kommt wieder die Entscheidung ins Spiel, welches von zig Fotos verwendet wird.

    „Aber nur die ganz unterkomplexen Geister vermuten „linksgrüne“ Agenden dahinter.“ Och, ich wähle den sowieso nicht, es geht mir nur darum, dass die Existenz und Verwendung von semi-optimalen Fotos nicht ausschließlich Laschets Schuld ist. (Gaaanz blöd gesagt, gäbe es gar keine „schlechten“ Fotos hieße das ja, dass er die Katastrophe nutzt, um Wahlkampf zu machen. Catch-22)

  20. >>>Dass er vor einem Müllberg eine Rede hielt, halte ich eigentlich nicht für schlimm, man soll ja ruhig sehen, was das Problem ist,<<< Die Müllberge sind das Problem?
    Puh, und ich dachte es sei viel schlimmer. Kann man mit ein wenig Logistik ja leicht wieder in den Griff bekommen.
    Ich weiss nicht, wer ihn da zum Thema "Bildsprache" berät. Aber das ist wohl eher so mittelgutes consulting.
    Wichtig dabei, nichts davon ist zufällig. Er redet auch nicht zufällig mit Max Mustermann auf der Straße. Es gibt sicher noch Anteile an Zufälligem in den Settings, aber die gröbsten Schnitzer zu vermeiden, wäre Aufgabe eines halbwegs professionellen Teams.
    Wenn die Unprofessionalität einer Baerbock, resp. "der Grünen", so hohe Wellen schlug, dann doch bitte hier auch.
    Aktuell ist es dieses Zitat,
    "Der Glaube an Gott ist prägend für mein Verständnis der Welt, […] wenn man daran glaubt, dass es nach dem Tod irgendwie weitergeht, macht man auch Politik anders als zum Beispiel ein Kommunist, der bis zum Lebensende dringend mit allen Mitteln das Paradies auf Erden schaffen will." ,
    was mich wiederum ungläubig zurücklässt.
    Es ist nicht allein dieses Kindergartenglaubensbekenntnis "nach dem Tod irgendwie weiter", dass mich verzweifeln lässt. Es ist diese offen angekündigte Arbeitsverweigerung vor Antritt des höchstem Amtes eines, doch hoffentlich, säkularen Staates, die mich fassungslos macht.
    Was schwört so ein Mensch eigentlich beim Amtsantritt? Ich schwöre mir ein bißchen Mühe zu geben, aber letztlich ist die Erde ja eh ein Jammertal? Würde ja keiner mehr in die Kirche gehen, wenn es hier zu schön wäre?
    Ehrlich, ich habe ANGST vor soviel Dummheit.

  21. „Die Müllberge sind das Problem? Puh, und ich dachte es sei viel schlimmer. Kann man mit ein wenig Logistik ja leicht wieder in den Griff bekommen.“
    Dann verstehe ich erst recht nicht, was Ihr Problem mit _diesem_ Foto ist. Dass das Problem gezeigt wird, oder dass nur ein Teil des Problemes gezeigt wird?
    Bei mir die Straße runter sind die Müllberge übrigens letzten Samstag erst abtransportiert worden, also löst „ein wenig“ Logistik dieses Problem nicht „leicht“.
    Natürlich könnte Laschet sich auch einfach vor ein einsturzgefährdetes Haus stellen, aber möglichweise ist sein Gottvertrauen nicht unendlich.

  22. Achso, mit „Problem“ meinte ich nicht, dass Müll im Weg liegt, sondern dass dieser Müll vor einem Monat noch Möbel, Kleider, Haushaltsgegenstände, Bücher, Kinderspielzeug, Bilder, Fotoalben und andere Dinge war.
    Und das ist ein Problem, was über den reinen Entsorgungsprobleme hinausgeht, und welches mMn bei einer Rede gezeigt werden kann.

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.