Holger ruft an (108)

Warum werden freie Journalisten so mies bezahlt?

Freie Mitarbeiter des rbb streiken
Streik der Freien beim rbb Foto: IMAGO / Jürgen Heinrich

110 Euro für einen Aufmacher im „Tagesspiegel“-Kulturteil? Für Ausstellungsbesuch, Interviews und das Schreiben des Textes? Die Konditionen, die die Journalistin Laura Ewert öffentlich machte, sind üblich. Üblich niedrig. Nicht zum ersten Mal entfachte kürzlich eine Diskussion um die Bezahlung von freien Journalist:innen.

Ein Honorar in dieser Höhe könne man schon als Ausbeutung bezeichnen, sagt Joachim Budde, Co-Vorsitzender der „Freischreiber“, im Übermedien-Podcast. Der Berufsverband hat eine Kampagne gestartet, fordert von Medienhäusern 15 Prozent mehr Geld für freie Mitarbeiter:innen.

„Die meisten diktieren halt den Satz und kommen auch bei den meisten Freien damit durch“, sagt Budde. Das Schlimme sei dabei, dass diese Honorarsätze seit vielen Jahren gleich sind – trotz Inflation. Wichtig ist aber nicht nur, wie Medienhäuser mit ihren Honorarkräften umgehen, sondern auch, wie sich die Freien selbst positionieren. „Solange wir zu schlechten Bedingungen arbeiten, solange werden sich die Bedingungen nicht bessern“, sagt Budde.

Aber welche Machthebel haben Freie, um in Zukunft besser bezahlt zu werden? Und was kann man eigentlich als Leser und Leserin für faire Honorare tun? Darüber sprechen Holger Klein und Joachim Budde diese Woche im Podcast.

Die neue Folge „Holger ruft an…“ hören Sie hier:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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2 Kommentare

  1. Ein interessanter Beitrag, den ich noch um folgende Aspekte ergänzen möchte: Manche Zeitungs- und Zeitschriftenhonorare sind in den vergangenen Jahren nicht nur nicht erhöht, sondern sogar gekürzt worden – teils offen (wie bei einem großen Nachrichtenmagazin), teils verdeckt (wie bei einer Zeitung im Badischen, die seit einer Umstellung ihrer IT nur noch Buchstaben, aber keine Leerzeichen mehr bezahlt).
    Außerdem sind die Monatsabrechnungen von Tageszeitungen nicht immer korrekt: Oft fehlen einzelne Artikel, oder sie werden nicht vollständig honoriert, zum Beispiel, weil das Redaktionssystem den vom Autor verfassten Vorspann nicht als honorarpflichtig erkennt.
    Wer für mehrere Abnehmer schreibt und nicht akribisch alle Honorarabrechnungen überprüft und dann reklamiert, der verschenkt im Laufe eines Jahres vierstellige Beträge.
    Ausführlicher nachzulesen sind meine bitteren Erfahrungen mit „Hohnoraren“ im „journalist“-Heft Januar/Februar 2023 unter dem Titel „Auf der Jagd nach vorenthaltenen Honoraren“ (leider nicht online).

  2. 110 Euro: das ist ja noch viel für ein Honorar bei einer Tageszeitung. Der Tagesspiegel in Berlin zahlt das vielleicht noch. Schaut man in die „Provinz“, sieht es richtig düster aus. Für Konzertbesprechungen in meiner Neusser Lokalzeitung bekomme ich grade mal ein Drittel davon. Würde ich nicht als Freier mein Geld für meine Lebenshaltungskosten anderswo verdienen, könnte ich das nicht machen: professionelle Konzertkritiken für die lokale Kulturseite schreiben. Ich mach das auch nur, weil ich damit in gewisser Weise meine eigenen Anfänge als Musikjournalist reflektiere …

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