In eigener Sache

Übermedien bekennt sich zu „Code of Fairness“

Code of Fairness
Foto: Sabine Gudath

Übermedien hat den „Code of Fairness“ unterschrieben. Mit diesen zehn Regeln, die der Berufsverband Freischreiber entwickelt hat, verpflichten wir uns zu einem fairen Umgang mit freien Journalistinnen und Journalisten. Es geht darin unter anderem um eine angemessene und zügige Bezahlung, um einen transparenten Umgang mit Themenideen und um eine Beteiligung von Freien an allen Erlösen ihrer Werke.

„Warum unterschreiben wir erst jetzt – und warum machen das nicht viel mehr Redaktionen?“ Das haben wir uns gefragt, als wir uns vor ein paar Tagen mit Carola Dorner, der Vorsitzenden und Sprecherin von Freischreiber, in unserem Büro zur Unterschrift trafen.

Carola Dorner von Freischreiber mit Boris Rosenkranz und Stefan Niggemeier (links) von Übermedien. Foto: Sabine Gudath

Wir haben selbst als freie Journalisten gearbeitet und kennen die Probleme, die im Umgang mit Redaktionen immer wieder auftreten können. Umso wichtiger war es für uns seit der Gründung von Übermedien 2016, gute und verlässliche Auftraggeber zu sein. Eine kleine Redaktion wie unsere lebt ganz besonders von der Arbeit von freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von einem fairen Umgang miteinander profitieren alle.

Deshalb fiel es uns leicht, den „Code of Fairness“ zu unterzeichnen.

Fast alle Punkte, die darin aufgeführt werden, sind für uns selbstverständlich und waren es von Anfang an. Bei einzelnen waren wir nicht immer so perfekt, wie wir es uns vorgenommen hatten, und nehmen die Unterschrift als Ansporn, besser zu werden. Vor allem einen Punkt haben wir bisher noch nicht immer erfüllt: die schriftliche Bestätigung der Aufträge mit Umfang, Inhalt und Honorar, damit es am Ende keine Missverständnisse gibt. Das machen wir jetzt.

Wir wollen uns an diesen Regeln messen lassen.

Eigentlich sind die meisten Punkte Selbstverständlichkeiten und sollten für alle Medien leicht zu erfüllen sein. Umso erstaunlicher ist es, dass den Code, den die Freischreiber vor zehn Jahren entwickelt haben, bislang nur wenige Redaktionen unterschrieben haben: „Krautreporter“, „Die Zeit“, „Der Freitag“, „Eltern“, die „P.M.“-Gruppe und „National Geographic“.

Und jetzt wir.

Wir wollen Medien besser machen, und fangen bei uns selbst an.

Sie können uns bei unserer Arbeit unterstützen. Wir wollen bis Ende Juli #über7000 Übonnentinnen und Übonnenten gewinnen. Übermedien finanziert sich ausschließlich durch sie. Abonnieren Sie uns!

Code of Fairness

Übermedien verpflichtet sich zu einer fairen Zusammenarbeit mit freien Journalistinnen und Journalisten.

Das bedeutet für unsere Redaktion,

  1. dass wir Aufträge schriftlich bestätigen. Festgehalten werden in dem Schreiben das Thema, der Umfang der Arbeit, ihr Abgabetermin sowie das vereinbarte Honorar.
  2. dass wir weder zu offener noch zu verdeckter PR auffordern.
  3. dass wir Beiträge weder tendenziös noch wirklichkeitsverzerrend bearbeiten.
  4. dass wir innerhalb von vier Wochen einen Beitrag verbindlich abnehmen. Änderungs- oder Ergänzungswünsche, die später erfolgen, werden extra honoriert; Gleiches gilt für zusätzlich zu recherchierende Aspekte, die nicht im Briefing vereinbart wurden.
  5. dass wir freien Journalisten rechtzeitig die Endfassung ihres Beitrags zur Durchsicht zukommen lassen.
  6. dass wir unsere Autoren entsprechend ihres Zeit- und Rechercheaufwands sowie ihrer Expertise angemessen bezahlen.
  7. dass wir spätestens vier Wochen nach Abnahme das Honorar überweisen.
  8. dass wir uns verpflichten, Beiträge, die aus redaktionellen Gründen nicht oder nur in gekürztem Umfang erscheinen, vollständig zu vergüten.
  9. dass wir fair und transparent mit Themenideen umgehen; Themenvorschläge, die uns nachweislich zuerst von Freien angeboten wurden, und die wir intern oder durch Dritte realisieren wollen, werden angemessen honoriert.
  10. dass wir unsere freien Autoren an allen Erlösen ihrer Werke finanziell beteiligen.

15 Kommentare

  1. Ich hätte mir ne clickbaitigere Überschrift dazu gewünscht. So a la „Bei Punkt 2 hat sich die Axel Springer Chefredaktion fast am Kaffee verschluckt.“

  2. Aus einigen Punkten werde ich irgendwie nicht ganz schlau, vermutlich weil ich zu wenig Einblick in die Prozesse habe.

    1. Wie könnt ihr Umfang, Arbeitsaufwand und Honorar schon vorab festlegen? Sind Recherchen nicht meist ergebnisoffen? Und wenn man auf eine Ergebnis hin recherchiert, ist da nicht unklar, welche Zwischenaspekte sich auftun und welchen Umfang das Thema haben wird?

    4. Verstehe ich das richtig? Änderungswünsche während der vier Wochen werden nicht honoriert, danach aber schon, beziehungsweise nur, wenn neue Aspekte recherchiert werden müssen? Was genau soll diese Regelung bezwecken? Dass ihr in die Pötte kommt? ;-) Oder liegt dem die Annahme zugrunde, dass ein:e Autor:in nach vier Wochen längst nicht mehr im Thema ist und sich wieder einarbeiten muss?

    6. Wie bemisst man Expertise und warum bekommen Experten für dasselbe Thema und denselben Output mehr Geld als Nicht-Experten? Oder geht es um die Annahme, dass Nicht-Experten länger für dasselbe Ergebnis benötigen und der Artikel dann am Ende für euch gleich teuer war?

    8. Hier geht es offensichtlich um andere Kürzungen als übliche Überarbeitungen, oder? Wo macht ihr da den Unterschied?

    9. Warum gibt es die Untscheidung zwischen „Wollen wir nicht“ und „Wollen wir nicht, weil wir es selbst machen“?

    10. Was für Erlöse sind hier gemeint? Welche Einnahmen macht ihr konkret mit einzelnen Artikeln? Oder geht es darum, wenn euch beispielsweise der Spiegel eine beretis veröffentlichte Story abkaufen will?

  3. Also bei 8. und 9. kommt mir das offensichtlich vor.
    – Wenn eine bestimmte Menge Wörter bestellt wurde, soll die auch dann bezahlt werden, wenn die Redaktion deutlich weniger veröffentlicht (aus Gründen, die nicht in Verantwortung des freien Mitarbeiters liegen, und die damit auch nicht darin liegen können, am Honorar zu sparen).
    – Damit weder die Redaktion sich moralisch verpflichtet sieht, eine bestimmte Person mit dem Projekt zu beauftragen, noch Leute mit potentiell guten Ideen abgeschreckt werden, lieber zur Konkurrenz zu gehen.

  4. dass wir innerhalb von vier Wochen einen Beitrag verbindlich abnehmen
    […]
    dass wir spätestens vier Wochen nach Abnahme das Honorar überweisen

    Demzufolge ist es üblich, acht Wochen und länger auf das Honorar zu warten?

  5. @Nils: Ich versuche das mal, ein bisschen zu erklären.

    1.) Natürlich ist sowas immer im Fluss: Man merkt während der Recherche, dass eine Geschichte anders ist als gedacht, größer oder kleiner. Aber darüber spricht man dann gemeinsam und passt entsprechend z.B. Umfang und Honorar an. Aber es hilft trotzdem, vorab schonmal zu fixieren, was denn die Idee, der Auftrag, der Ausgangspunkt – allgemein: der Plan ist. Damit es darüber keine größeren Missverständnisse gibt.

    4.) Naja, die Idee ist einfach, dass Freie nicht ewig in der Luft hängen, ob ihr abgeliefertes Stück denn in Ordnung ist. Und, ja, auch dass wir in die Pötte kommen und dass die Mitarbeiter sich nicht wieder neu einarbeiten müssen.

    6.) Es geht um eine Annährung an das, was als „angemessene“ Honorierung gelten darf. Wenn jemand besonderes Fachwissen hat, ist das natürlich etwas Wert.

    8.) Es geht im Grunde um Kürzungen, für die der Autor nichts kann. Wenn wir uns entscheiden, dass wir ein Stück doch nicht mehr haben wollen, darf das nicht zu seinen Lasten gehen.

    9.) Die Unterscheidung ist zwischen „Dieser Themenvorschlag ist nichts für uns“ und „Dieser Themenvorschlag ist was für uns, aber wir wollen damit jemand anders beauftragen“. Für das erste gibt es kein Geld, weil wir ja in keiner Weise von dem Vorschlag profitieren, fürs zweite sollte es wenigstens ein kleineres Honorar geben (wenn schon keinen Auftrag).

    10.) Ja, wir bekommen zum Beispiel immer wieder Nachdruckanfragen von anderen Medien. In dem Fall geben wir das Honorar vollständig an den Urheber.

    Hilft das ein bisschen?

  6. Ich las die Überschrift auf der Startseite. Und dachte: was soll das jetzt? Ein weiterer „Code of….“ , eine weitere Benimmregel. Diese „Codes of…“ , wie beispielsweise die Codes of Conducts in Firmen, empfinde ich immer als ein Bekenntnis zu Werten und Regeln, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sind. Wozu muss man Selbstverständlichkeiten immer neu erfinden?
    Ich habe ihn gelesen und freue mich, dass es um die Stärkung von unabhängigen Journalismus geht.
    Prima!
    Nur: bisher 10 Unterzeichner ist wirklich wenig.

  7. „verpflichten wir uns zu einem fairen Umfang mit freien Journalistinnen und Journalisten.“
    Ich nehme an, das sollte „Umgang“ heißen…

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