Die Podcast-Kritik (38)

Dieser Podcast über rechten Terror hätte viel mehr Aufmerksamkeit verdient

„Deutsche Abgründe“ ist ein bemerkenswerter Podcast, gleich in mehrfacher Hinsicht: Er ist nicht nur eine Zusammenarbeit von „Süddeutscher Zeitung“ und der noch relativ jungen Audio-Plattform „FYEO“ des ProSiebenSat.1-Konzerns. Der Podcast ist auch nur hinter der jeweiligen Bezahlschranke der beiden Partner zu hören. Für Journalismus ist das zwar nicht ungewöhnlich, für journalistische Podcasts in Deutschland aber schon.

Noch bemerkenswerter ist aber der Inhalt: Auf dem Papier mag der Achtteiler anmuten wie ein Podcast zu den rassistischen Morden durch den sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“. In Wirklichkeit ist der Podcast vielmehr „eine Tiefenbohrung in die Gesellschaft“. So beschreibt die Gerichtsreporterin und Rechtsextremismus-Expertin der SZ, Annette Ramelsberger, zwar eigentlich den NSU-Prozess in der vorletzten Folge des Podcasts. Aber es sind auch die richtigen Worte für den Mehrteiler „Deutsche Abgründe“, der Bemerkenswertes leistet: Der Podcast löst alle Erwartungen ein, die der vielleicht erstmal reißerisch anmutende Titel weckt.

Ich möchte gar keinen Hehl daraus machen: Ich halte Annette Ramelsberger für eine beeindruckende Journalistin, die überragende und wichtige Arbeit leistet. Der Podcast lässt mich noch mehr zum Fan werden. Zwar wird er von SZ-Podcast-Redakteur Vinzent-Vitus Leitgeb als Ich-Erzähler präsentiert, aber für mich ist Ramelsberger in den Gesprächen das Highlight.

Erst spät habe ich beim Hören erkannt, dass diese Host-Entscheidung wahrscheinlich eine bewusste war: Nahezu jede Folge speist sich aus Ramelsbergers Recherchen, Gesprächen, Beobachtungen und Analysen. Dadurch, dass sie keine erzählerische Struktur tragen muss, hat sie die völlige Freiheit und ist eine dankbare Co-Pilotin. Der eher fragend-neugierige Host Vinzent-Vitus Leitgeb stützt sich auf ihre Expertise und kann damit glaubwürdig naive wie logisch aufploppende Fragen stellen, stellvertretend für das Publikum.

Ramelsberger hat eine Gabe, Menschen und Situationen zu beobachten und zu beschreiben. Das ist im Podcast deutlich zu hören. Sie redet effizient, aber bildlich. Ihre Beschreibungen treffen genau, zeigen Empathie für ihre Gesprächspartner und lösen damit bei mir als Hörer viel aus, rational und emotional.

Ein großer Bogen

Die acht Folgen setzen auf das bekannte Episoden-Format, das sich mittlerweile viele Podcast-Dokumentationen zu eigen gemacht haben: Ein Thema, mehrere Blickwinkel und Schwerpunkte, mit wenigen Querbezügen und nur wenigen Passagen, die sich zwischen den Episoden überschneiden. Streng genommen ist „Deutsche Abgründe“ damit keine Serie, die Folgen bauen formal nicht aufeinander auf.

Doch die Folgen schaffen es, einen großen Bogen zu ziehen: Von der Gegenwart des selbsternannten „NSU 2.0“ und dessen Drohschreiben an Menschen wie die Anwältin Seda Başay-Yıldız. Über den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und die rechtsextremen Anschläge in Halle und Hanau. Zurück zu den Anfängen des Trios Böhnhardt-Mundlos-Zschäpe Anfang der 90er Jahre.

Die Schlussnote ist ein besorgter Blick von Vinzent-Vitus Leitgeb und Annette Ramelsberger auf die gesellschaftliche, politische, behördliche Aufarbeitung des Rechtsextremismus in Deutschland.

Verknüpft sind die Einzelteile durch gut gesetzte Cliffhanger und Ankündigungen. Es ist schwer, sich dem zu entziehen.

Es gibt viele mutige redaktionelle Entscheidungen, die aber alle aufgehen. Ich bin beispielsweise sehr froh, dass dieser Podcast sich nicht chronologisch durch das Thema arbeitet und sich durch Protokolle hangelt. Durch die aktuellen Bezüge zum NSU 2.0. bettet der Podcast das Vergangene in eine Gegenwart ein, gibt auch durch die Erzählstruktur immer wieder zu verstehen: Das Terror-Trio und der NSU-Komplex mögen zwar einmalig in der deutschen Nachkriegsgeschichte sein, aber sie sind keineswegs im luftleeren Raum spontan entstanden. Gerade die Folge 2 zum Entstehen der rechten Szene in Jena und Thüringen, über die Baseballschläger-Jahre in Ostdeutschland nach der Wende bis hin zur Entwicklung von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe ist für sich genommen schon eine beeindruckende, nuancierte Dokumentation.

In Folge 4 räumt „Deutsche Abgründe“ mit dem Mythos auf, dass das NSU-Trio isoliert vom Rest der Gesellschaft gelebt hätte und berichtet von Fehmarn-Aufenthalten, bei denen sich das Trio mit einer Urlauberfamilie anfreundete, später sogar zu den Geburtstagsfeiern der Tochter eingeladen wurde. Oder vom Nachbarn mit dem Hitler-Foto auf dem Fernseher, der Zschäpe liebevoll „Diddlmaus“ nannte.

Virtuos im Umgang mit wenig Audio und viel Recherche

Der Podcast hat es nicht leicht: Viel Audio-Material gibt es nicht. Schriftliche Prozessprotokolle, abstraktes und vertuschtes Behördenversagen, blinde Flecken wie struktureller Rassismus sind keine akustischen Selbstläufer. Das wiegt der Podcast einerseits mit einem guten Sound-Design auf: zurückhaltend und minimalistisch, ohne Effekthaschereien, ohne bedrohlich wummernde Bässe, ohne das klischeehafte Storytelling-Xylophon-Geklimper. Es gibt nur einige wenige, wiederkehrende Motive auf dem Klavier und perkussive Elemente, die wie das Ticken einer Uhr im Raum hallen.

Andererseits liegt die Konzentration von „Deutsche Abgründe“ ohnehin auf den perfekt eingepassten Interview-Ausschnitten von Expert*innen und Politiker*innen. Dazu Gespräche mit Zeitzeugen wie dem Jenaer Jugendsozialarbeiter Thomas Grund, Angehörigen wie Abdulkerim Şimşek, dessen Vater Enver Şimşek vor knapp zwanzig Jahren als Erstes vom „NSU“ ermordet wurde.

Es ist die beeindruckende Leistung, dass aus diesen vielen Stimmen, den umfangreichen Recherchen und Eindrücken eine gut strukturierte, aber nie überwältigende oder unterkomplexe Erzählung zu zimmern. Und dabei virtuos mit vielen Zeitsprüngen, O-Tönen, Reportage-Momenten, Originaldokumenten und Nachrichtenausschnitten umzugehen. Die zwangsläufig nachgesprochenen Protokolle aus der NSU-Verhandlung sind gut inszeniert, besonders in Folge 7, wenn Zschäpes letzte Aussage und Ramelsbergers Einordnung gegeneinander geschnitten werden. (Auch wenn ich als Ostdeutscher darüber lächeln musste, dass mitunter Zeugen aus Zwickau dann für meine Ohren mit leicht bayerischem Dialekteinschlag der Schauspieler*innen sprechen.)

Keine „True Crime“-Effekthascherei

Ich will in meinen Podcast-Kritiken eigentlich möglichst darüber zu schreiben, was ein Podcast nicht ist. Diesmal kann ich es mir nicht verkneifen: „Deutsche Abgründe“ ist das beste Gegenbeispiel, das ich wirklich allen Macher*innen von True-Crime-Podcasts ans Herz legen möchte, mit dem Hinweis: Hier werden übrigens reale Verbrechen wirklich gesellschaftlich relevant aufgearbeitet! Einfach als kurzer Realitätscheck, zum Ehrlichmachen. Denn viel zu oft geben True-Crime-Podcasts nur vor, dass es um die gesellschaftliche Relevanz der besprochenen Verbrechen gehe oder um Aufklärung und Empathie.

Eine große Masse der True-Crime-Podcasts steht mittlerweile den Mechanismen von Fiktion und Unterhaltungsformaten deutlich näher als der Dokumentation einer Realität. Wo „True Crime“ draufsteht, ist immer häufiger Gruselporno drin. Podcasts wie „Deutsche Abgründe“ oder „Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau“ zeigen, dass der Herangang zwangsläufig anders sein muss, wenn Unterhaltung nicht das alleinige Ziel ist.

„Deutsche Abgründe“ schließt mit der Aufnahme einer Trauerminute von einer der Gedenkfeiern und den Worten „Wir trauern“. Was auch zeigt: Nicht immer braucht es einen plaudernden Host, der sich und seine Wahrnehmung in den Vordergrund stellt, um eine Haltung zu vermitteln.

Konstruktiver Journalismus mit Haltung

Besonders die letzte Episode wirkt auf mich wie ein deutliches Plädoyer an Bürgerinnen und Bürger, an Demokratinnen und Demokraten, immer wieder den Rechtsextremismus in den Blick zu nehmen und sich zu positionieren. „Deutsche Abgründe“ würdigt hier die kleinen und großen Initiativen, das gesellschaftliche Engagement, beispielsweise das Theaterstück „Der NSU-Prozess. Die Protokolle“ in Kassel oder die Stadtspaziergänge zur Geschichte des NSU in Zwickau, das kleine Mahnmal am Nürnberger Straßenrand für Enver Şimşek. Der Podcast geht auch dorthin, wo Abgründe überwunden und verarbeitet werden.

Zum Ende warnt Annette Ramelsberger:

„Früher waren es die Kameradschaften, früher waren es die Parteien auch, die NPD, aber jetzt reißt diese Welle des Völkischen, des Nationalen, dieses Ausländerfeindlichen – sie reißt Menschen mit, die früher gar nicht aus ihren Mauselöchern herausgekommen wären, und die sich plötzlich mächtig fühlen, getragen von dieser Woge. Und die sich dann auch einfach fühlen wie der militärische Arm einer politischen Bewegung. Sie sind plötzlich wichtig, sie haben etwas zu tun und sie machen es dann auch.“

Ramelsberger begleitet längst den nächsten Prozess um einen rechtsextremen Mord: Den Prozess von Stephan E., den mutmaßlichen Mörder von Walter Lübcke, der sich ähnlich wie die Terroristen von Halle und Hanau auch online radikalisiert hat.

Viel Relevanz mit wenig Resonanz

„Deutsche Abgründe“ wurde im April veröffentlicht, und ich bin verwundert, warum es bis heute relativ wenig Resonanz für den Podcast gab, selbst in der sich professionalisierenden Podcast-Szene. Aber relativ harte Abo-Bezahlschranken wie bei „FYEO“ oder auch bei „Audible“ sind ein massives Hindernis dafür, dass die Eigenproduktionen dieser Plattformen von einem breiteren Publikum wahrgenommen werden.

Zeitgleich ist „Deutsche Abgründe“ auch ein Beispiel, warum Bezahlschranken für aufwendige Podcast-Produktionen durchaus Sinn ergeben: In dieser Serie steckt die Arbeit eines Teams von einem Dutzend Personen. Dazu kommt allein die jahrelange Arbeit und Prozessbeobachtung durch Annette Ramelsberger in Sachen „NSU“, die den Podcast überhaupt erst möglich macht. Zugleich fehlt mir die Fantasie für eine Werbefinanzierung: Ich kann mir keine Podcast-Werbung vorstellen, die sich im Kontext der Dokumentation über rechtsextremistischen Terrorserie nicht mindestens merkwürdig oder deplaziert anfühlen würde.

Trotzdem ist es tragisch, dass dieser Podcast nicht frei verfügbar ist. Er gehört in Unterhaltungen, Klassenzimmer und Hörsäle, in Museen und Gedenkstätten.


Podcast: „Deutsche Abgründe“, von „Süddeutscher Zeitung“ und „FYEO“
Episodenlänge: 8 Folgen mit jeweils 50 Minuten
Offizieller Claim: „Die Geschichte des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ist die Geschichte von zehn Morden, drei Bombenattentaten und 15 Raubüberfällen. Es ist aber auch die Geschichte eines Staatsversagens“
Inoffizieller Claim: Weg mit dem Mythos vom isolierten Trio, das ohne ein Netzwerk und eine Gesellschaft funktionieren konnte

Wer diesen Podcast hört, hört auch: „Oury Jalloh und die Toten der Polizeiwache Dessau“

27 Kommentare

  1. Die Lösung könnte recht einfach ein: eine „Bildungsflatrate“, mit der Schulen Zugang zu Zeitungeb wie zB die Süddeutsche bekommen. Dann müssen Lehrkräfte auch nicht immer die verfügbaren Artikel von der Welt nehmen.

  2. Es ist ja nicht nur die Bezahlschranke selbst – sondern auch die Tatsache, dass bspw. die Süddeutsche-App alles ist, nur nicht eine Podcast-App. 10 Minuten hören, Pause machen, etwas später an derselben Stelle weiterhören? War zumindest für mich unmöglich. Immer erst in der App den Podcast wiederfinden, dann die richtige Stelle zum Weiterhören suchen … das macht das Hören eines hervorragenden Podcasts praktisch deutlich unattraktiver.

  3. Für mich ist das kein Podcast, wenn ich gezwungen bin, die App eines Anbieters zu nutzen. Der Witz bei Podcasts ist doch, dass ich die Folgen im Podcatcher meiner Wahl in meine Hörliste einfügen kann. Nicht, dass ich für gute Inhalte nicht zahlen möchte, aber dann bitte mit RSS-Feed und idealerweise auch gleich in allen öffentlichen Podcast-Verzeichnissen auffindbar.

  4. Die NSU-Berichterstattung der SZ war von Anfang an ein Trauerspiel.
    Ein exemplarisches Stück erschien bereits am 29.11.2011 und gab den Ton für alles Weitere vor: Unheimliche Parallelen.
    Die Aussage dieses Artikels war eindeutig: ein Zusammenhang zwischen der lokalen rechten Szene und den beiden „Ceska“-Morden in München drängte sich förmlich auf. Der Ausblick auf die künftige Aufklärung gab sich hoffnungsfroh:
    „Jetzt führt die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen. ‚Wir gehen allen Hinweisen nach‘, heißt es dort“
    Tatsache ist aber, dass sich aus diesen Hinweisen bis zum und auch nach dem NSU-Prozess absolut nichts ergab: kein verurteilter Mittäter oder Unterstützer aus München, und auch sonst blieben alle in dem Artikel als heiß beschriebenen Spuren offiziell völlig kalt.
    Als seriöse Zeitung hätte die SZ darauf mit zwei Optionen reagieren können. Sie hätte eigene Fehler thematisieren können, etwa eine „überbordende Fantasie oder „substanzloses Geraune“. Oder sie hätte der mit Vorschusslorbeeren bedachten Bundesanwaltschaft schlechte Ermittlungsarbeit oder gar mangelnden Ermittlungswillen vorwerfen können. Von beidem hat der damals noch treue SZ-Leser aber niemals etwas vernommen, obwohl er sehr gut im Thema drin ist.
    Liegt das etwa daran, dass Anette Ramelsberger übernommen hat und eben gerne „bildlich redet“, statt kühl und konsistent zu den Fakten zu arbeiten? Oder hat es gar damit zu tun, dass diese „beeindruckende Journalistin“ für den BND-kundigen Autor Erich Schmidt-Eenboom nur als peinlicher „Hofberichterstatter“ des Dienstes richtig zu verstehen ist?
    „Auffällig wurde die Mitarbeiterin des Hauptstadtbüros der Süddeutschen Zeitung im Oktober 2004 mit einem ausführlichen Porträt von BND-Präsident August Hanning“
    Wo bleiben Ramelsberger konkrete und scharfe „Recherchen und Analysen“: Wer? Was? Wann? Warum.
    Kommt da irgendwann noch mehr als „bildliches“ und letztlich zahmes Geraune über „vertuschtes Behördenversagen“?
    Solange das nicht der Fall ist, sind Podcasts der SZ mit Ramelsberger hinter einer Paywall bestens aufgehoben.

  5. Auch Übermedien ist „eine atemberaubende gesellschaftliche Tiefenbohrung.“ Geht es, wie in diesem Artikel, um rechten Terror oder so etwas wie Moria, halten sich die Kommentare in Grenzen. Geht es jedoch um dem Missbrauch von Begriffen wie „Pull Faktor“ oder, noch besser, einen Artikel, der irgendwas mit dem Kampfbegriffen „Gender“ und „öffentlich Rechtliche“ enthält, überschlagen sich die Kommentarspalten ins grob Dreistellige. That’s Deutschland ;-)

  6. Geht es, wie in diesem Artikel, um rechten Terror …, halten sich die Kommentare in Grenzen.

    Vielleicht liegt es am Peinlichkeitsfaktor, dass immer weniger das Bedürfnis haben, sich mit dem Unfug gemein zu machen.

    Was kommt wohl raus aus Ramelsbergers Tiefenbohrung?
    Vielleicht Nazis? Oder Nazis? Oder sogar Nazis?
    Allesamt verbunden über zwar nicht näher beschriebene, aber umso mehr sog. „Rechte Netzwerke“, verborgen und doch aufgetaucht im „Behördenversagen“?

    Wobei Ramelsberger ja partiell noch erträglich war. In der Prantl-Prawda war es Leyendecker, der den Vogel abgeschossen hat. Ich habe mir den Nonsens aufgehoben, wenn Sie wollen können wir das gern diskutieren. Speziell die Frage, was die Quelle seiner Kenntnisse sein mag, mal abgesehen von seiner regen Fantasie. Die Protokolle der Untersuchungsausschüsse, das Urteil und auch die Prozessmitschriften von NSU-Watch bestätigen seine Halluzinationen jedenfalls nicht.
    Was rede ich, das haben Sie ja alles selbst gelesen.

    Und nicht nur journalistisch war die Bearbeitung des NSU strange, auch auf der legalen Seite sind Fragen offen geblieben. Zum Beispiel die Frage, welche gerichtsfesten Beweise es denn nun wirklich für die Existenz eines NSU gibt und die Täterschaft von Böhnhardt und Mundlos bei den immerhin 28 „NSU-Verbrechen“ an 27 Tatorten.
    Eine Frage, bei der es selbst den gläubigsten der Gläubigen mulmig wird. Die glauben zwar, nur haben die auf die naheliegenden Fragen keine Antwort, mal abgesehen vom depperten Wers nicht glaubt ist Nazi. Deshalb halten sie sich lieber zurück.

    Für die Interessierten, das NSU-Urteil in seiner erhabenen Inhaltslosigkeit:
    https://fragdenstaat.de/dokumente/4766-nsu-urteil/

  7. „Vielleicht liegt es am Peinlichkeitsfaktor, dass immer weniger das Bedürfnis haben, sich mit dem Unfug gemein zu machen.“

    Vielleicht brauch man dazu keine zwei Dutzend Zeilen Erklärungsversuch, denn vielleich liegt es einfach nur an den Fingern in der Wunden, worauf keiner so richtig Bock hat. NSU? Oury Jalloh? Halle? NSU 2.0? Hanau? Uniter? Asgaard? NRW? KSK? Och nöö, Schwamm drüber und lieber über das Gendern ablästern ;-)

  8. @ Alex
    „NSU?“
    NSU steht u.a. für Neckarsulm. Am Transformatoren-Häuschen in Heilbronn, neben dem die erschossene Michèle Kiesewetter gefunden wurde, fanden sich 2007 die 3 Buchstaben. Medien haben nach 2011 im Ernst versucht, daraus die Signatur eines allgegenwärtigen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ zu konstruieren.
    Dabei steht „NSU“ in Heilbronn eindeutig für die Nachbarstadt und den dortigen Autohersteller NSU, der erst 1985 endgültig in Audi aufgegangen ist.
    Vor November 2011 hat kein einziges Medium irgendeinen Hinweis auf einen „rechten“ Hintergrund dieses mysteriösen Mordes gedruckt, auch kein linkes Medium.
    Bis ins Frühjahr 2009 hat sich die ganze Medienlandschaft allerdings 2 Jahre lang breit in einem pseudowissenschaftlichen Unsinn namens „Phantom von Heilbronn“ gewälzt und so darüber hinweggetäuscht, dass zum Polizistenmord von Heilbronn tatsächlich gar nicht ernsthaft ermittelt wurde. Diesen hanebüchenen Unsinn muss man sich schon mal geben, wenn man an der Frage interessiert ist, was Medienberichte (und auch Ermittlungsverfahren) über solche Kriminalfälle tatsächlich wert sind, damals und auch später.

  9. @ 5 Alex
    Das mag daran liegen, dass aus irgendeinem Grund NSU-Leugner/-Relativierer hier nicht achtkantig aus der Kommentarspalte fliegen. Die ersten beiden sind ja bereits am Start und hoffen auf Trollerfolg. Bevor ich mehr als fünf Zeilen an das Nazigesocks verschwende, gehe ich lieber kotzen.

  10. @Michael Frey-Dodilett

    Geht mir genauso. Wenn Admins und Moderatoren schweigen, kann unsereiner das ja auch so handhaben.

    (Aber bitte dann keine Artikel darüber, wie andere Medien tatenlos dem Treiben in ihren Kommentarspalten zuschauen.)

  11. @ MFD #9
    In einem medienkritischen Blog muss es möglich sein zu thematisieren, dass Medien nachweisbar mit einer tatsächlich auch frech so getauften Phantom-Suche daran mitgearbeitet haben, die Mörder einer jungen Polizistin zu decken:
    „Das könnte den Verdacht erhärten, dass die gesuchte Täterin sich als Mann tarnt“
    Nicht nur, dass die Tat mit dieser völlig absurden Phantom-Geschichte sexistisch einer Frau in die Schuhe geschoben wurde, nein, diese wurde auch noch subtil rassistisch als Zigeunerin geframet:
    „Die gesuchte Frau ist sehr mobil und hält sich häufig in Kleingartenanlagen auf“
    Und wenn man dem Gericht glaubt, hat der SPIEGEL mit diesem sexistisch-rassistischen Narrativ (bei der sogar ein späterer Relotius vor Neid und Scham erblassen muss) niemand anderen als Böhnhardt und Mundlos gedeckt.
    Hier sollten Sie angreifen, nicht bei dem Boten, der Ihnen den Skandal korrekt und mit 1a Belegen aufbereitet.

  12. Vielleicht brauch man dazu keine zwei Dutzend Zeilen Erklärungsversuch, denn vielleich liegt es einfach nur an den Fingern in der Wunden, worauf keiner so richtig Bock hat. NSU? Oury Jalloh? Halle? NSU 2.0? Hanau? Uniter? Asgaard? NRW? KSK? Och nöö, Schwamm drüber und lieber über das Gendern ablästern ;-)

    Respekt, dass Sie sich trauen heiße Eisen anzupacken. Dass Sie reden, wo andere schweigen. Fürwahr, das sind ja alles Tabu-Themen, die Sie hier bringen.

    Google, was sagt Ihr dazu?
    „NSU“ –Neckarsulm -Motorrad – 320.500 Ergebnisse
    „Oury Jalloh“ – 107.000
    Anschlag in Hanau – 470.000
    So sieht das aus, worauf keiner Bock hat.

    Ach so, fast vergessen. Es gibt ja noch NSU 2.0, Uniter, Asgaard, NRW, KSK.
    Keine Ahnung, was Sie damit sagen wollen. Trotzdem schön, dass wir darüber gesprochen haben.

  13. @MICHAEL FREY-DODILLET völlig klar. Der Hintergrund mag folgender sein: Medienkritik ist wichtig, aber ein schmaler Grat, den Nigge & Co. einigermaßen fundiert und neutral meistern, was höchsten Respekt verdient. Sowas zieht natürlich auch Zeitgenossen an, die normalerweise auf alles anspringen, was nach „Lügenpresse“ tönt. Und diese Gestalten ziehen sich ihre Informationen genauso raus, wie sie es für ihre Instrumentalisierung gebrauchen können. Geht es gegen etwas, was in ihr Framing passt, sind sie schnell zur Stelle und sülzen die Kommentarspalte voll, geht es um Rechtskonservatives und Faschistisches, halten sie die Klappe oder polemiosieren mit „Ich hatte mal ein NSU Fahrrad“. Arm, erwartbar und unterraschend.

  14. @ Alex #14
    „diese Gestalten“
    Sie rutschen ab in eine unterirdische Meta-Analyse.
    „was in ihr Framing passt“
    Weil die Fakten nicht in Ihr Framing passen.
    „Ich hatte mal ein NSU Fahrrad“
    Ich nie.
    Das „Phantom von Heilbronn“ ist Gegenstand sehr interessanter Arbeiten. Wie so oft, geht es dort aber nur um die „Fehlleistungen“ und Vorurteile von Ermittlungsbehörden. Ausgeblendet wird der eminent wichtige Beitrag, den Leidmedien zur Ausschmückung und Verbreitung solcher Narrative leisten, womit sie den Behörden aktiv und freiwillig (?) zuarbeiten. Interessanterweise sind dabei die Unterschiede zwischen Medien, die als irgendwie „rechts“ oder irgendwie „links“ verkauft werden, oftmals marginal, was sich an den oben verlinkten Arbeitsproben von WELT (#8) und SPIEGEL (#11) sehr gut nachvollziehen lässt.
    Hier finden Sie einflussreichere „Gestalten“ als die, an denen Sie sich (zur Ablenkung?) so dankbar abarbeiten.

  15. „Sie rutschen ab in eine unterirdische Meta-Analyse.“

    Mhm. Sagt der Mann, der die Erwähnung einer Frau per se bereits antiziganistisch und sexistisch nennt?

    Das scheint mir doch ein gewagter Vorwurf.

    Es handelte sich übrigens tatsächlich um DNA-Spuren einer Frau, ich muss Ihnen das vielleicht mal erklären: die DNA ist Teil der Chromosomen, die das genetische/ biologische Geschlecht definieren, mithin kann man aus DNA-Spuren dieses Geschlecht ablesen.

    Es ist also kein Sexismus, bei weiblichen Spuren von einer Frau zu reden.

    Zu Ihrer NSU-Leugnung geht es mir wie MFD, und da muss man auch nichts zu sagen, weil nur absolute Vollidioten Ihrem Geschwurbel Glauben schenken.

  16. Wieder ein schöner Meta-Diskurs über irgendwelche „Kreise“, und wieder kein Ton zu den Methoden, den Motiven und dem materiellen Aufwand, mit denen große und seriöse Medien ihre Leser und Zuschauer hinter die Phantom-Fichte geführt haben:
    „Alle großen Medien waren inzwischen in Heilbronn“ (nur Wochen vor dem Ende des faulen Zaubers, der die Ermittlungen effektiv sabotiert hatte).
    Aber keines dieser Medien (außer der kleinen Heilbronner Stimme selbst) hatte bis zu diesem Zeitpunkt öffentlich die Frage aufgeworfen, ob das Phantom vielleicht tatsächlich das sein könnte, was sein Name nahelegt: ein Trugbild.

  17. @ Stefan Pannor #16
    „Es handelte sich übrigens tatsächlich um DNA-Spuren einer Frau“
    Was Sie nicht sagen! Es ist aber in der DNA-Forensik Allgemeinwissen und war es auch 2007 schon, dass eine DNA-Spur am Tatort oder an einem Tatmittel allein keine Tatbeteiligung belegen kann. Diese muss durch andere starke Beweise belegt werden. Hätte es solche jemals gegeben, wären sie nicht zerstoben, als klar war, dass die DNA zu einer Packerin gehört. Der Phantom-Suche fehlte also immer das entscheidende Stück zu einer rationalen Grundlage.
    „ich muss Ihnen das vielleicht mal erklären“
    Nein, das müssen und können SIE nicht. Es ist belegt, dass die Heilbronner Ermittler schon 2008 mit dieser Frage einen Top-Experten befasst haben, weil sie schon seit 2007 wussten, dass die Spur zwar weiblich war, aber die bereits überführten Täter in anderen Fällen ausschließlich Männer waren, die von einer Frau nichts wussten.
    Der Zusammenhang von dieser Spur zu irgendwelchen Tätern stand also immer in Zweifel. Im Zusammenhang mit dem Polizistenmord von Heilbronn trat diese Tatsache aber plötzlich und unerklärlich in den Hintergrund und die Phantom-Jagd in den Vordergrund.

  18. @ MR RE #19
    „Mordserie von Nazis leugnen dürfen“
    Erstens habe ich hier gar nichts geleugnet außer der Glaubhaftigkeit der Ermittlungen und der zugehörigen Berichterstattung und zweitens ist der islamistische Terror mindestens so merkwürdig und hat die eine oder andere „Leugnung“ redlich verdient. Amri war zB ziemlich sicher ein Terror-Bauernopfer oder gar völliger -Sündenbock.
    Auch dort „passierten“ Behörden wieder unmögliche Fehler mit System, die von „unabhängigen“ Medien aber nicht ernsthaft recherchiert, sondern mit dünnen Geschichtchen zugedeckt werden. Im Ergebnis geistern diese Geschichten meist jahrelang durch die Medien, ohne dass irgendetwas substanziell geklärt werden kann.
    Spätestens seit dem Celler Loch wissen wir, dass Terror auch ein Mittel der „Antiterrorpolitik“ ist. Und bei Terrorismusberichterstattung ist der Leser mit 50% Desinfo überdurchschnittlich gut bedient.

  19. @ Stefan Pannor #21
    „Sie meinen, Polizisten wollten nicht nach rechtsaussen ermitteln?“
    Das wäre eine mögliche Folgerung, diejenige, die das Verfahren vor dem OLG etwas besser aussehen lassen würde.
    Konsequenz bleibt aber in jedem möglichen Fall, dass sie dabei von Medien unterstützt wurden, nicht von wenigen, sondern von ziemlich vielen und besonders den großen. Durch Nichtrecherche und auch aktive Fakes.

  20. @Andreas Müller: Sie haben jetzt die Diskussion erfolgreich zu ungefähr allen anderen großen Kriminalfällen der Republik gelenkt und brav die Begriffe „Relotius“ und „Leidmedien“ untergebracht. Ich finde das für einen Diskussionsstrang genug an Off-Topic-Beiträgen.

    (Nein, ich will mit Ihnen nicht darüber diskutieren, ob es nicht gar nicht Off-Topic ist.)

  21. Ohne hier besonders Werbung machen zu wollen, aber weil ich danach recherchierte, um mal reinzuhören: Die erste Folge des Podcasts ist als Auskopplung im kostenlosen SZ-Podcast „Das Thema“ vom 10.9. zu hören.

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