Hasswort (61)

Familienvater

Männer, die Kinder haben, sind nicht einfach nur Väter, nein, Medien machen sie oft zu „Familienvätern“. Angeblich betont das ihre Fürsorge. Komisch, dass der Begriff vor allem dann auftaucht, wenn es um Mord und Totschlag geht.

Als der rechtsextreme Influencer Charlie Kirk erschossen wurde und Reporter und Reporterinnen der deutschen Leserschaft eilig erklärten, wen genau die Kugeln getroffen hatten, fiel es mal wieder auf: Männer, die Nachwuchs gezeugt haben, sind nicht einfach nur Väter. Sie sind: Familienväter. 

4 Kommentare

  1. „Familienvater“ bezieht sich offenbar auf Väter, die im selben Haushalt wie ihre nicht-erwachsenen Kinder leben, weshalb der Begriff nicht völlig redundant ist:
    Ein Vater von drei Kindern, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat, oder ein 80-jähriger Rentner, dessen Kinder und sogar Enkel bereits erwachsen sind, würde man nicht als „Familienvater“ bezeichnen. (Ebensowenig fällt mir ein Fall ein, wo von einer „Mutter einer 25-jährigen Tochter“ o.ä. zu lesen wäre. Kennt das jemand?)
    Insofern heißt das zumindest bei Familienvätern, die Opfer von Verbrechen und Unfällen werden, dass man ihren Tod weniger betrauern müsse, wären sie einfach Männer ohne minderjährigen Nachwuchs, den sie mitversorgen.
    Ja, danke schön – ich werde mir Mühe geben, erst dann zu sterben, wenn ich das Mitgefühl der Medien auch maximal abgreifen kann.

    Bei Vätern, die ihre Familie gerade ermordeten, von „Familienvätern“ zu schreiben, ist natürlich trotzdem zynisch.

  2. Danke für den Text. Wieder ein Begriff über den man (oder zumindest ich) sich keine großen Gedanken macht bis man einmal kurz darüber nachdenkt.
    Mein Fazit nach dem kurz drüber nachdenken:
    Eindeutig misogyn, aus der Zeit gefallen und daher eigentlich nicht mehr verwendbar.
    Mein erster Gedanke nach Überschrift und Einleitung (oder wie auch immer der kurze Textabschnitt unter der Überschrift genannt wird) stimmt, ich hab noch nie von der Familienmutter gehört.

    Bin immer wieder dankbar für solche Gedanken/Themen die einen dazu bringen alltägliches, Gewohnheiten und Normen zu hinterfragen.

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.