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„Es ist nicht so leicht, über eine wie Ruhs zu schreiben“, schreibt Vicky Bargel im „Spiegel“ über Julia Ruhs, und das war einem als Leser der über 12.000 Zeichen, die vor diesem Satz stehen, auch schon aufgefallen. Die „Spiegel“-Journalistin gibt der von ihr porträtierten ARD-Moderatorin die Schuld daran: „Weil es bei ihr nicht um Inhalte geht. Es geht um Gefühle.“
Aber was, wenn es gar nicht an Julia Ruhs liegt, sondern am „Spiegel“? Wenn es vielleicht grundsätzlich eine schlechte Idee war, über Julia Ruhs zu schreiben – jedenfalls so, wie es der „Spiegel“ in der aktuellen Ausgabe getan hat: als dreiseitiges Porträt, das in ihrer Biografie gründlich (und vergeblich) nach Hinweisen sucht, wie es passieren konnte, dass eine junge Journalistin von 31 Jahren nicht links, sondern eher rechts ist; das ihre Körperhaltung analysiert und in irgendwelchen banalen Begebenheiten psychologisierend nach tieferer Bedeutung schürft.
Julia Ruhs‘ Erfolgskurve ist steil. In nur drei Jahren hat sie es von der Volontärin beim Bayerischen Rundfunk zur Autorin einer eigenen „Focus Online“-Kolumne, zur Moderatorin einer eigenen Politiksendung und zur Bestseller-Autorin geschafft. Okay, das letzte ist noch nicht passiert, ihr Buch „Links-grüne Meinungsmacht. Die Spaltung unseres Landes“ erscheint erst diese Woche, aber es ist in seiner kalkulierten Schlichtheit so zielgruppenoptimiert, dass alles andere ein Wunder wäre.
Der Erfolg von Julia Ruhs ist ein Phänomen, aber das Interessante an dem Phänomen ist nicht Julia Ruhs. Das Interessante sind die Mechaniken, die dazu geführt haben, dass sie eine Projektionsfläche wurde, für links und für rechts. Das Interessante ist die mediale Realität, in der sie ziemlich mühelos zur Hassfigur und Heldin wurde und das eine das andere bedingte.
Eigentlich hätte die „Spiegel“-Reporterin das auch vorher schon ahnen können. Oder spätestens merken können nach dem offenbar ziemlich unergiebigen Treffen mit der Kollegin, die sie porträtieren wollte. Aber stattdessen notierte sie Absatz um Absatz banale, unspektakuläre Details aus dem Leben von Julia Ruhs, erklärte dieses Banale, Unspektakuläre, womöglich Normale zum Besonderen und flüchtete sich in den Satz, dass es wirklich nicht so leicht sei, über eine wie sie zu schreiben.
Wir erfahren, dass sie eine behütete, friedliche Kindheit hatte. Auf der Suche nach traumatischen oder potentiell politisierenden Ereignissen findet der „Spiegel“ nur, dass ihrer Katze Streifi von einem Auto der Schwanz abgefahren wurde, nachdem aus dem Feld in der Nähe ihres Elternhauses ein Neubaugebiet geworden war. Für Politik hat sie sich nicht interessiert, Judo hat sie gemacht, aber nicht besonders gut, Querflöte hat sie gespielt, aber nicht besonders gut.
„‚Wir waren eine stinknormale Familie‘, sagt sie, und fügt an: soweit man stinknormal noch sagen dürfe. Ihren Eltern möchte sie ein Heft dieses SPIEGEL schicken, der Tante auch.“
Später, bei journalistischen Praktika, habe sie zum ersten Mal gespürt, dass sie irgendwie nicht richtig reinpasse, notiert der „Spiegel“.
„Einmal habe sie gesagt, dass sie es gar nicht schlecht fände, wenn die CSU bei den Landtagswahlen in Bayern wieder die absolute Mehrheit bekäme. Das habe ihr schräge Blicke eingebracht, sagt Ruhs. ‚Sie war vom Typ her eine, die immer ihre Hausaufgaben macht‘, sagt eine Mitstipendiatin aus dieser Zeit.“
So eine also. Krasse Sache.
Sogar ihren Instagram-Account hat die „Spiegel“-Reporterin durchgearbeitet und geguckt, was Julia Ruhs da gepostet hat, bevor sie „Meinungsmacherin“ wurde. Sie fand: Berglandschaften, Urlaubsaufnahmen, Sonnenuntergänge, Ruhs beim Skifahren. Und, uiuiui, 2019 ein Foto vom Trump-Tower in New York mit dem Satz: „Das Gebäude ist viel netter als dessen Besitzer.“
Der „Spiegel“ scheint sich wirklich bemüht zu haben, den einen Moment zu finden, den Knacks, der dafür sorgte, dass Julia Ruhs auf die schiefe Bahn geriet und plötzlich nicht mehr war wie die anderen Journalisten. Und er merkt nicht, wie problematisch das ist, wenn er eine konservative Journalistin erforscht wie ein exotisches, neu entdecktes Lebewesen und gleichzeitig die Geschichte ihrer angeblichen Normalität erzählt und ihre behauptete Durchschnittlichkeit sogar zur Überschrift macht: „Eine durchschnittliche Deutsche”.
Das ist Julia Ruhs Erzählung: Sie ist normal, nur der Rest der etablierten Medienwelt ist es nicht. Der „Spiegel“ bestätigt diese Erzählung mit dieser Art von Porträt auf das Unschönste.
Die Prominenz von Julia Ruhs beruht auf gerade einmal zwei Auftritten: Auf einem Kommentar im ARD-„Mittagsmagazin“ im März 2021, in dem sie sich gegen das Gendern aussprach – sie postete ihn mit dem Hashtag #gendergaga auf Twitter. Und auf einem Kommentar im Oktober 2023 in den „Tagesthemen“, in dem sie gegen „illegale Einwanderung“ polemisierte.
Beides löste jeweils einen erheblichen „Shitstorm“ aus – dabei habe sie doch nur, wie sie in ihrem Buch schreibt, eine „‚normale‘ Meinung“ geäußert. Sie behauptet, dass Medien definierten, „was eine ‚erlaubte‘ Meinung ist und was als ‚unerlaubte‘ Meinung gilt“. Aber Ruhs‘ Meinung zum Gendern und zur Migration war in der ARD ganz offenkundig nicht nur erlaubt, sondern wurde sogar ausdrücklich gesucht. Dass sie als nicht einmal 30-Jährige einen Kommentar in den „Tagesthemen“ sprechen durfte, lag daran, dass sie genau diese vermeintlich unerlaubte Meinung hatte.
Das Gegenteil von „Cancel Culture“ ist hier am Werk: Die ARD gab der Nachwuchsjournalistin gerade wegen ihrer nicht-linken Positionen eine außergewöhnlich große Bühne und schließlich sogar ein eigenes Magazin: „Klar“. Auch dessen drei Sendungen lösten – neben sachlicher Kritik – wieder übertriebene Empörung und übertriebenen Beifall aus.
Sie ist mit ihren politischen Positionen eher eine Ausnahmeerscheinung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, insbesondere für eine junge Frau, und profitiert von diesem wahrgenommenen Mangel. Zensiert wurde sie beim BR nach eigenen Angaben nie. Und wie bei einem Judo-Move benutzt sie die Anfeindungen gegen sich zu ihrem eigenen Vorteil, kokettiert mit ihnen und lässt sich dafür feiern. Jede Beleidigung, aber auch jede berechtigte Kritik wird so zu einer Auszeichnung.
Es wäre gut, wenn mehr Journalistinnen und Journalisten mit konservativem Profil im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sichtbar würden, schon weil es die Chance wäre, tatsächlich über ihre Positionen zu diskutieren und die albern pubertäre Pose abzulegen, mit der sie vorgetragen werden. „Regt euch doch auf“, heißt Ruhs‘ „Focus Online“-Kolumne. „Was jetzt kommt, wird vielleicht nicht jedem gefallen“, lautete ihr erster Satz als Moderatorin von „Klar“ – als sei das schon ein Qualitätsmerkmal und als gelte das nicht auch und gerade für Sendungen mit linker Schlagseite.
Am Freitag postete Julia Ruhs stolz, dass sie jetzt „offiziell ‚umstritten‘“ sei, weil der „Spiegel“ sie prompt mit diesem denkfaulen Etikett vorgestellt hat:
Wenn es mehr prominente Konservative im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gäbe, hätten sie vielleicht auch mehr inhaltliche Substanz, weil sie sich nicht auf die reine Provokation verlassen müssten. Andererseits ist es auch verblüffend, wie sehr Leute wie Julia Ruhs immer noch als Kämpferinnen gegen den „Zeitgeist“ dargestellt werden – als wehte der Wind nicht ohnehin längst von rechts.
Im „Spiegel“ sind diese Mechanismen eher ein Randaspekt, während die Redakteurin Vicky Bargel sich stattdessen damit aufhält, neben der politischen auch die körperliche Haltung ihrer Gesprächspartnerin zu analysieren:
„Wenn Menschen von Berufs wegen vor der Kamera stehen, dann haben sie oft eine natürliche Präsenz. Sie reden mit klarer Stimme und gestrafften Schultern, auch dann, wenn die Kamera aus ist. Ruhs hat das nicht. Sie ist eine, die an Ärmeln und Reißverschluss nestelt. Wenn sie lacht, dann oft aus Verlegenheit, so scheint es.“
Vielleicht ist sie einfach nervös, weil sie gerade für ein großes Porträt mit dem „Spiegel“ spricht? Der „Spiegel“ bietet noch eine andere Erklärung an, die auch dazu passt, dass er sich wirklich nicht erklären kann, warum eine junge Journalistin rechte Positionen vertritt: Sie glaubt das selbst alles gar nicht.
„Wenn man vor Julia Ruhs sitzt, ist es schwer auszumachen, wofür sie wirklich steht. Ob sie Überzeugungstäterin ist oder ihr die Rolle nur gelegen kommt.“
Dass der „Spiegel“ im Zusammenhang mit einer Publizistin auf ein aufgeladenes Wort wie „Überzeugungstäterin“ kommt, spricht aber eher gegen ihn als gegen sie.
Am Ende des Porträts flüchtet sich die „Spiegel“-Redakteurin vollends in die Rolle einer Therapeutin – was ebenso anmaßend wie hilflos wirkt.
„An dem Abend, als Julia Ruhs beim Griechen sitzt und über ihr Leben erzählt, sagt sie, dass sie gern noch ein Dessert bestellen würde, es gebe da so einen leckeren Pistaziennachtisch. Einen Kellner winkt sie aber nicht heran. Es scheint, als wage sie das nicht. Als müsse erst ihr Gegenüber den Nachtisch bestellen, damit auch sie einen bekommt.“
Das steht einfach so da. Womöglich bedeutet es etwas. Womöglich nicht. Ist es etwa eine Metapher? Ist es ein Bild für unsere gespaltene Gesellschaft, dass die Leute, die sich nach Pistaziennachtisch sehnen, ihn nicht einfach bestellen, sondern darauf warten, dass jemand anders es tut?
Der nächste und letzte Absatz des Textes geht so:
„Irgendwann sagt sie: ‚Falls das noch von Interesse ist: Das Krasseste, was ich jemals gemacht habe, war, als ich zum Basislager des Mount Everest aufgestiegen bin.‘ Das habe sie zusammen mit ihrer Schwester gemacht und ein paar Freunden. Eine extreme Erfahrung sei das gewesen. Das Gepäck hätten sie zwar nicht alles selbst getragen. Und ganz bis ins Basecamp habe sie es auch nicht geschafft. Kurz vor dem Ziel, auf 4900 Metern, sei sie höhenkrank geworden. Julia Ruhs musste umkehren, bevor sie oben ankam.“
So viele Fragen: Wäre alles anders gekommen, wenn sie es bis ins Basecamp geschafft hätte? Wird sie es nun, als rechte Ausnahme-Ikone im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bis ganz nach oben in der Medienwelt schaffen? Oder ist dieses Porträt schon der Gipfel?
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Die Kritik am Psychologisieren ist berechtigt, aber zeigt der Text nicht einfach die Weltfremdheit des Autors? Wenn Leute Ruhs‘ Persönlichkeit als so aussergewöhnlich und unvorstellbar erachten, dass diese wie eine seltene Art analysiert werden muss, ist an dem Vorwurf der Rechten an die Gegenseite, dass diese eine beschränkte Sicht auf die Welt hat, vllt was dran. Irgendwo müssen die CDU-Ortvereinsmitglieder und sonstige zahlreichen Bewohner konservativer Horte ja herkommen. Man mag das vllt einfach als polemischen lustigen Text auffassen, der sich über die missliebigen Streber, whs. intendiert mit einem Augenzwinkern, lustig machen will, aber der Teil daran, der diesen Vorwurf ernst meint, ist halt einfach nur weltfremd.
Nachtrag, im Ärger über diesen Spiegel-Artikel hab ich den eigentlichen Punkt vergessen: Es geht doch Ruhs’s Sendung und ihrer sonstigen Beiträge, und am Ende ja aller anderen Medienprodukte, die auf die gleiche Art funktionieren, doch nicht um die Persönlichkeiten der Autor*innen! Alle Klar!-Beiträge sind mindestens an einzelnen Stellen, teilweise auch fast ausschließlich manipulativ. Die Sendung zu Migration wimmelt von Falschdarstellungen bzw. gezielten Auslassungen, ähnlich auch bei der Sendung zum „Leid“ der Bauern. Darauf muss die Kritik doch abzielen. Ruhs und andere, die ähnlich arbeiten, werden entgegnen, dass man einer bestimmten politischen Richtung eine andere politische Richtung etwas entgegen halten muss. Man kann der Position des nicht-neutralen sondern politisch positionierten Journalismus grundsätzlich ablehnen, ab selbst wenn man diesen Position akzeptiert, geht Ruhs aber so weit, dass Fakten eben nicht mehr zählen, weil sie ja auch auf der Gegenseite nicht mehr zählen. Gerade dieser Vorwurf auf der Meta-Ebene hölt das Vertrauen in den öffentliche Diskurs weiter aus, und das muss aufgezeigt werden. Für Leute wie Ruhs sind die Inhalte ihrer Beiträge nur Teil der Strategie. Der gefährlichere Teil der Strategie ist das systematische Polemisieren der politischen Debatte.
Ein ehrliche, nicht-manipulative Darstellung der Gegenposition zu den Themen von Ruhs‘ Beiträgen sollte meiner Ansicht eben bei den fremdenfeindlichen Ressentiments bzw. den internalisierten Präferenzen in den Köpfen bleiben. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung ist fremdenfeindlich. Alle weiteren Diskussionen mit manipulierter Faktendarstellung sind unnötig. Das heisst nicht, dass diese moralisch ok sind, oder dass jegliche Einschränkung von Menschenrechten oder demokratischer Prinzipien dadurch legitimiert sind, aber wenigstens muss man sich diese unehrliche Debatte nicht mehr antun.
Will sie vielleicht nicht „Baklawa“ sagen? Oder essen? Weil „ausländisch“ oder „kulturelle Aneignung“?
Wenn sie tatsächlich Jobs deshalb kriegt, weil sie rechte oder jedenfalls konservative Meinungen rüberbringen kann, widerlegt das zwar einerseits ihre Behauptung, wegen ihrer Meinung abgestraft zu werden, bestätigt aber andererseits die Wahrnehmung, dass es (zu) wenige Journalisten mit solchen Meinungen gibt.
Ansonsten ja, sie ist unter „normalen“ oder sagen wir bürgerlichen Verhältnissen großgeworden, konservative Einstellungen werden in solchen Elternhäusern oft vermittelt.
Kann es sein, dass Leute aus bürgerlich-konservativen Elternhäusern derartig unterproportional häufig in den Medien arbeiten, dass die, die es doch tun, tatsächlich die Exoten sind?
@Mycroft (#3):
Gute Frage, vermutlich kommt es auf’s Medium an. Aber grundsätzlich neigen die Sprösslinge aus konservativen Elternhäusern vermutlich eher zu Berufen in der freien Wirtschaft, im Handwerk oder im Beamtenapparat – während sich die „schreibende Klasse“ (zumindest in den letzten paar Jahrzehnten) eher aus einem progressiv-akademischen geprägten Umfeld rekrutiert.
Das Feld „freie Wirtschaft“ ist in den Medien allein schon durch Finanzkraft und gemeinsame Interessen gut abgedeckt – mit dem Handwerk, mit Bauern oder auch mit Arbeitern sieht es anders aus.
@Stefan Niggemeier:
Meines Erachtens eine sehr gebräuchliche Masche beim Spiegel. Stefan Gärtner hat das am Beispiel Alexander Osangs mal als „Raunpflegen“ bezeichnet. Tiefsinns-Simulation. Jeder Satz, jeder Blick, jede Geste soll etwas bedeuten, was die These des Autors stützt. Und das ist natürlich nicht: „Pistazien-Dessert, geil! Aber eigentlich bin ich schon satt, und soviel Zucker ist ungesund…“ Nein, es muss Angst vor sozialen Kontakten o.ä. unterstellt werden.
Der Anschlusssatz „Irgendwann sagt sie…“ passt perfekt in diese Dramaturgie. Er suggeriert eine Schweigepause, die sinnend ins Leere starrend verbracht wurde.
@Kritischer Kritiker: Womöglich hatte Julia Ruhs zu dem Zeitpunkt auch das Gefühl, der „Spiegel“-Redakteurin einfach nicht genug Stoff geliefert zu haben, und zermarterte sich das Hirn, bis ihr zum Glück noch die Mount-Everest-Geschichte einfiel. So habe ich es mir zumindest ausgemalt, und zum selbst Ausmalen hat der „Spiegel“ es ja offensichtlich aufgeschrieben.
@Stefan Niggemeier: Gut möglich. Der gescheiterte Mount-Everest-Trip ist jedenfalls besser als die Geschichte, wie sie damals auf diesem Feld hinter ihrem Elternhaus eine Kuh umschubsen wollte und es dann doch nicht gemacht hat. Oder so.
„Weil es bei ihr nicht um Inhalte geht. Es geht um Gefühle.“
Ich finde genau da darf Journalismus nicht resignieren, sondern anfangen nachzubohren. Für mich ist das ein extrem wichtiger Aspekt des Konservatismus. Genauer geht es nicht nicht um Inhalte, sondern nicht um Fakten.
Konservatismus bedeutet in seiner Essenz, dass es zwei Gruppen gibt: die innere Gruppe wird durch Regeln nicht eingeschränkt, aber geschützt, die äußere wird durch Regeln eingeschränkt, aber nicht geschützt. Ob Polizei, Steuern zahlen, Schutz vor Anfeindungen und Angriffen, Menschenwürde, Menschenrechte, Asyl, Sprachverbote etc, immer geht es darum, dass Regeln für die anderen gelten sollen. Das ist inhärent ungerecht und inkonsistent.
Mit Realität, Fakten, Wissenschaft ist Konservatismus deshalb nicht kompatibel. Er muss immer wieder daran scheitern und deshalb bleiben nur die Gefühle, vor allem dass sich die ganze Welt/Realität/“linksgrüner Mainstream“ gegen einen verschworen hat.
Ob das beim Klima ist, wo die Fakten klar sind. Wir zerstören unsere Umwelt, unsere Zivilisation, angefangen im globalen Süden, mit Autobahn und Bratwurst. Wer Autos und Bratwurst mag, muss dafür Gefühle über Fakten stellen.
Ob das beim Gendern ist, denn Sprache schafft Sichtbarkeit. Es ist psychologisch und soziologisch erforscht, dass nichtbinäre Menschen existieren und dass nur mitgemeinte Menschen nicht mitgedacht werden. Wer nicht Gendern will, hat als Argument nur Gefühle.
Ob beim Rassismus: wer die Würde des Menschen ernst meint, universelle Menschenrechte achtet, die Statistiken zu Polizeigewalt, Racial Profiling, Kriminalität kennt und nicht bloß fühlt, der könnte es sich nicht in nem konservativen Weltbild bequem machen.
Oder Steuern für Reiche und Kapital: wer die Umverteilungspläne der Parteien kennt, von unabhängigen Instituten berechnet, plus sein eigenes Einkommen, und dann nicht die Linke zumindest auf dem Gebiet für die beste Lösung und AfD/CDU/FDP für die falsche Richtung hält, der muss eine Realität ablehnen, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, viele Kinder und Familien in Deutschland in Armut leben, Geld für die Ärmeren die Wirtschaft ankurbelt, die Klimawissenschaftler vom IPCC schreiben, dass nur mir Umverteilung Klimaprogramme gerecht und vermittelbar gestaltet werden können. Und vor allem eine Realität, in der man selbst nur global betrachtet reich ist, niemals zum Milliardär aufsteigen würde und selbst vom Sozialstaat viel mehr profitiert als dass man gibt.
Konservative stehen mit der Realität auf Kriegsfuß und dafür gibt es auch bekannte psychologische Biase und Verdrängungsmechanismen, was sie selbst konsequenterweise ignorieren können, aber doch zumindest dem Spiegel vielleicht besser stehen würde als Küchenpsychologie über Nachtisch.
@erwinzk:
Ob es bei Konservativen wirklich ausschließlich um Gefühle geht statt Eigeninteressen, sei mal dahingestellt, aber hier ist wohl das Problem, dass der Spiegel nicht mit Fakten zu kommt, oder wenigstens Ruhs Gefühle erklären kann.
Er scheitert dabei, ihre Gefühle zu verstehen, und wird am Ende anscheinend noch gefühliger als sie.
Das schwarze Schaf im ÖRR. Besser geht es nicht. Die Konservativen (und die noch rechteren) jubeln: Eine von uns normalen Deutschen. Die Linken (und grünen) jubeln: Das ist der Beweis, der ÖRR ist ausgewogen. 99 zu 1, das sind 100 Prozent. Alle Richtungen vertreten.
Eigentlich wollte ich mich ja zurückhalten, aber dieser Artikel und die Kommentare triggern mich doch sehr.
Dass Kinder aus bürgerlich-konservativen Elternhäusern automatisch konservative Einstellungen übernehmen, ist fast ebenso Küchenpsychologie wie die Thesen der Spiegel-Autorin. Und besteht ein „progressiv-akademisches Umfeld“ tatsächlich überwiegend aus Kindern eben solcher Eltern?
Niemand spricht außerdem das Henne-Ei-Problem an: Ist eine Meinung im ÖRR wirklich unterrepräsentiert (was ich stark bezweifle), oder ist sie nicht vielmehr in der Gesellschaft überrepräsentiert, weil ihre Vertreter:innen über enorme Medienmacht verfügen und diese auch skrupellos einsetzen?
Wer besitzt die Medien, wie gehen die unterschiedlichen Lager mit diesem Einfluss um – und wer kontrolliert eigentlich den ÖRR?
Eine britische Fabrik in Manchester zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ja nicht automatisch sozialistisch, nur weil die Arbeiter sich gewerkschaftlich organisierten. Die eigentliche Machtfrage blieb weiterhin bestehen.
Ähnlich verhält es sich in den Medien: Wahrscheinlich würden diese Berufe noch stärker von altruistisch geprägten Menschen dominiert, wenn nicht das Problem unbezahlter oder schlecht bezahlter Praktika hinzukäme, die sich viele schlicht nicht leisten können. Wer es auf Geld oder Macht abgesehen hat, wählt ohnehin meist ein anderes Studium oder Berufsfeld.
Dass Begriffe wie „Gutmenschen“ oder das pauschale Elitenbashing den Kulturkrieg von rechts prägen, ist deshalb kein Zufall.
„Dass Kinder aus bürgerlich-konservativen Elternhäusern automatisch konservative Einstellungen übernehmen,“ hat niemand behauptet. Es ist kein Automatismus, aber diese Frau scheint das getan zu haben. Und selbst, wenn es anders wäre, bietet der Artikel keine plausiblere Erklärung. Und drittens ist es relativ egal, warum sie „so wurde“, jedenfalls zu egal, um darüber ein Interview zu führen.
„Niemand spricht außerdem das Henne-Ei-Problem an: Ist eine Meinung im ÖRR wirklich unterrepräsentiert (was ich stark bezweifle)…“ Warum bezweifeln Sie das? Haben Sie konkrete Zahlen?
Eine einzige Quotenkonservativenstelle kann bei der ARD besetzt werden – dem Anschein nach mit einer CDU-Wählerin – obwohl die CDU bei aktuellen Wahlen den Kanzler stellt? Ein gewisses Missverhältnis ist wohl gegeben.
„…oder ist sie nicht vielmehr in der Gesellschaft überrepräsentiert, weil ihre Vertreter:innen über enorme Medienmacht verfügen und diese auch skrupellos einsetzen?“ Ist die Gesellschaft das Maß der ÖRR, oder der ÖRR das Maß der Gesellschaft?
„wer kontrolliert eigentlich den ÖRR?“ Der Rundfunkrat? Oder irgendwelche Geheimorganisationen, kP.
„Eine britische Fabrik in Manchester zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ja nicht automatisch sozialistisch, nur weil die Arbeiter sich gewerkschaftlich organisierten.“ Ja, der SPIEGEL ist nicht automatisch „linksliberal“ oder was das Label sein soll, nur weil Redaktion, Angestellte und Freie Mitarbeiter nicht nur linksliberal sind, sondern anscheinend schon so lange nicht mehr damit konfrontiert wurden, dass es auch konservative Journalisten gibt, dass sie es sich (und ihrer Leserschaft) nicht erklären können.
Aber vom ÖRR könnte man schon erwarten, dass er die Gesellschaft irgendwie abbildet. Nur weil die Fabrik in Manchester im 19. Jhrd. genau einen Gewerkschaftler eingestellt hat, ist sie noch lange nicht sozialistisch.
@Mycroft:
“ Warum bezweifeln Sie das? Haben Sie konkrete Zahlen?
Ich bezweifle das. Haben Sie konkrete Zahlen, die meinen Zweifel zerstreuen? Seien Sie nicht so bequem!
Ich habe unlängst seit langem mal wieder ins Frühstücksfernsehen und auch ins Mittagsmagazin geschaut und fand es gruselig.
Aber vor allem: Wie kommt man darauf, dass diese Moderator:innen nicht mehrheitlich konservativ sein können?
Die Fälle, die hier prominent diskutiert werden, wären doch, wären sie links und nicht rechts, klar dem Feld „Aktivist:innen“ zugeordnet.
Also eher so Restle von rechts.
Das, was aber hauptsächlich transportiert wird, ist bieder und brav bis bräsig.
Ansonsten:
https://www.zeit.de/kultur/2025-02/oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-studie-politik-einfluss
„41 Prozent der Rundfunkratsmitglieder der untersuchten zwölf Anstalten lassen sich politischen Parteien zuordnen, beim ZDF sind es 60 Prozent.“ Neben Politikern sitzen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Gruppen in den Rundfunkräten: aus Gewerkschaften, Kirchen, Sportvereinen oder Wohlfahrtseinrichtungen, teilweise auch von Umweltschutzorganisationen, Künstler- oder LGBTQ-Verbänden.
Höchster Wert beim ZDF
Ähnlich sieht es der Studie zufolge bei den Verwaltungsräten aus. Nach klassischer Lesart liege der Anteil politischer Vertreter hier bei 15 Prozent; werde die Parteizugehörigkeit mit einbezogen, seien es hingegen 53 Prozent. Auch hier sei das ZDF mit 83 Prozent Spitzenreiter.“
Natürlich, wenn einem wie Frau Klöckner mitunter die katholische Kirche schon zu links ist, dann wird es eng.
Constantin Schreiber geht von der Tagesschau direkt zu Springer. Der einzige Tagesschau-Prominente, der auch aktivistische Nebentätigkeiten aufblitzen ließ, und wen wundert’s, eher ein Konservativer.
Die Zeit feiert die neue rechte Schickeria in New York, der Spiegel hat auch immer mindestens einen „meinungsstarken“ Rechtsausleger (Matussek, Fleischhauer, Blome …). Solche Ausreißer sucht man bei Springer vergeblich, bei der FAZ scheinen diese Zeiten auch eher vorbei.
Wie naiv muss man eigentlich sein, zu glauben, dieser Rechtsruck wäre tatsächlich eine Grassroots-Bewegung und nicht von Medienoligarchen herbeigetextet?
„Ich bezweifle das. Haben Sie konkrete Zahlen, die meinen Zweifel zerstreuen?“
Es gab für die Stelle „jemand, der konservative Meinungen vertritt“ offenbar nur eine (in Zahlen: 1) geeignete Person im ganzen Sender.
Bzw., das behaupten Ruhs und ihr „Umfeld bei der ARD“, und der Artikel nennt auch kein Gegenbeispiel.
Lügen die also alle?
„Aber vor allem: Wie kommt man darauf, dass diese Moderator:innen nicht mehrheitlich konservativ sein können?“ Anscheinend waren die nicht konservativ genug für „Fakt“. Oder wollten aus anderen Gründen nicht.
„41 Prozent der Rundfunkratsmitglieder der untersuchten zwölf Anstalten lassen sich politischen Parteien zuordnen, beim ZDF sind es 60 Prozent.“ Ach, warum fragen Sie dann? Aber nur, weil die Fabrik einem Politiker gehört, fangen die Angestellten ja nicht an, politisch zu sein.
„Wie naiv muss man eigentlich sein, zu glauben, dieser Rechtsruck wäre tatsächlich eine Grassroots-Bewegung und nicht von Medienoligarchen herbeigetextet?“
Kann ja sein, aber dann sollte eine SPIEGEL-Mitarbeiterin – also jemand, der für die Medienoligarchie arbeitet – sich nicht ernsthaft wundern, dass es „rechte“ oder jedenfalls „konservative“ Journalisten (m/w/d) gibt. Insbesondere beim ÖRR, der bekanntlich von Vertretern auch konservativer Gruppen kontrolliert wird.
Aber genau das lesen wir hier.
Nebenbei – dass die CDU eine Graswurzelbewegung sein soll, höre ich jetzt auch zum ersten Mal. Aber 1 konservative (oder meinetwegen rechte) Person mit 1 Sendung in einem großen, wohletablierten Sender ist entweder Etablishment oder Alibiveranstaltung.
Nein, die lügen nicht alle, aber Rechte jammern gerne.
Je älter und je mehr Testosteron, umso ausgiebieger.
Liest man hier auch andauernd.
1 Person im Sender. Sicher, sicher.
Sonst alles nur Restle.
Wenn man sich nur weit genug in die eine Ecke drückt, sind halt irgendwann alle links.
Auch wenn die Chefetage Unionspolitik macht. Das einzige, was ein Buhrow jemals gecancelt hat, war ein Kinderchor wegen Linksrünlastigkeit.
Katrin Vernau hängt eher noch weiter nach Rechts.
Man muss nur lange genug den Sermon vom Stapel lassen, dann glaubt es noch einer.
„Nein, die lügen nicht alle, aber Rechte jammern gerne.“
Ok, Ruhs jammert darüber, dass sie wegen ihrer Rechtlastigkeit einen Job machen muss, mit dem sie in ihrem Alter und Berufserfahrung noch nicht hätte rechnen können. Nagut, hohes Niveau. (Sie ist ganz sicher keine Graswurzel, sondern bekam ihren Buchvertrag hinterhergetragen. Steht im Interview.)
Die ARD jammert darüber, dass sie nur eine rechtslastige Sendung (mit einer Berufsanfängerin) machen können und nicht drei mit irgendwelchen WHAM. Oder zehn. Ok, hohes Niveau.
Und konservativen Zuschauern ist Frühstücksfernsehen nicht rechts genug, oder zu unpolitisch, wasweißich. Auch hohes Niveau.
Und vermutlich haben Sie Recht und es gibt auch mehr als die eine Quotenkonservative bei der ARD, schon rein statistisch. CDU, große dt. Volkspartei, stellt gerade zum wiederholten Male die Regierung und Buhrow und so.
Aber Vicky Bargel hinterfragt das alles nicht. Sie sagt nicht, dass ja genug rechte oder jedenfalls konservative Positionen bei der ARD veröffentlicht werden, und dass Ruhs vielleicht aus anderen Gründen so bevorzugt wird oder dass es noch andere explizit rechte Personen gibt. Und das hat einen Grund, mMn:
Vicky Bargel scheint nicht fassen zu können, dass Journalisten überhaupt konservativ sein können. Eine einzige rechte Journalistin ist ihr schon so unverständlich, dass ihr die Frage: „Aber es muss im Sender doch mehr als eine Person geben, die gegen Gendern ist?“ nicht in den Sinn kommen kann. Stattdessen versucht sie den geheimen Grund für diese eine, absolut exotische Ausnahmeerscheinung zu finden.
Vielleicht Nachwirkungen der Höhenkrankheit. Oder Pistazienallergie.
Heute Morgen habe ich bei der Arbeit nebenbei noch einmal kurz den Fernseher und das Moma laufen lassen – quasi als kleine Feldstudie.
Und was kam? Robin Alexander und andere „links“-unverdächtige Stimmen in Serie, zu einem Thema, das offenbar wieder einmal das Narrativ von 2015 und den angeblichen Sündenfall Merkels – also ihren „Verrat“ am Konservativismus – bedienen sollte. Eine dieser endlosen Dauerrillen auf den medialen Plattentellern der Republik.
Wenn Merkel eigentlich schon als linksgrünversiffte Guerillakämpferin gilt, passt das offenbar auch bestens ins aktuelle ÖRR-Schema.
Ruhs ist dagegen nicht einfach nur konservativ, sondern eher eine Klöckner in jünger.
Dobrindt in XX.
Obendrauf lobt sie im Merkur noch die Schuler-Interviews auf Nius.
In der heutigen CDU gilt man ab der Linie Wüst/Günther bereits als verdächtig sozialistisch. Wer sich noch mit Merkel gut versteht, sollte das besser nicht laut sagen. Ich frage mich, wie lange das noch gutgeht, bevor der linke Rand der Union in Scharen zu anderen Parteien überläuft. Derweil steigt die AfD, weil das „Original“ bei diesen Themen am Ende immer bevorzugt wird.
Vicky Bargel interessiert mich nicht. Der Spiegel ebenfalls kaum noch – und ganz sicher nicht wegen eines angeblichen Linksrutsches, sondern weil er schon seit längerem kontinuierlich an Substanz verliert.
Danke für die Kritik! Dafür abonniere ich Übermedien. Ja, hört sich sehr intellektuell faul an, Küchenpsychologie (beim Spiegel). Und wem hilft das? Der Aufklärung wohl eher nicht.
Interessant hätte ich noch gefunden, wenn man den Spiegel mit der lausigen Qualität des Artikels konfrontiert hätte und was dann die Redaktion dazu geantwortet hätte.
„Ruhs ist dagegen nicht einfach nur konservativ, sondern eher eine Klöckner in jünger.“ Eine ÖRR-Volontärin, die genauso rechts ist wie eine andere von vor 25 Jahren belegt höchstens, dass dieser Rechtsruck bereits vor einem Vierteljahrhundert bei der ARD angekommen ist.
„Vicky Bargel interessiert mich nicht. Der Spiegel ebenfalls kaum noch…“ Schade, dass Sie sich gezwungen sehen, sich zu Artikeln äußern zu müssen, deren Gegenstand Sie kaum oder gar nicht interessiert.
@Mycroft: Antworten Sie doch bitte auf das, was ich tatsächlich schreibe.
Weiter oben:
„Eigentlich wollte ich mich ja zurückhalten, aber dieser Artikel und die Kommentare triggern mich doch sehr.“
Ein Artikel kann mich durchaus triggern, auch wenn die Schreiberin mich nicht interessiert. Gerade weil dessen Qualität so schlecht ist.
Topic ( Gegenstand ) und Autor sind nicht automatisch dasselbe.
Lassen Sie das Geätze doch einfach.
Der Vorwurf, der ÖRR sei linksgrün dominiert, ist ein Potemkinsches Dorf, errichtet mit der Absicht, die Medien noch weiter nach Rechts zu zwingen.
@StefanNiggemeier
Ich glaube, dass es bereits ein Framing ist, dass Journalisten mehrheitlich links sind. Journalismus ist der Wahrheit verpflichtet. Damit sollten ernsthafte Journalisten wissenschaftsgläubig sein. Und wer wissenschaftsgläubig ist, glaubt an den menschengemachten Klimawandel, an mehr als zwei Geschlechter (nicht nur schwarz und weiß), daran, dass Sprache etwas an Einstellungen Respekt bewirkt (Gendern).
Konservative bewahren. Das impliziert möglicherweise, dass das Beharren auf dem, was mal war, Wissenschaft ignoriert. Daher verfolgen vermeintlich Konservative eher eine Agenda bis hin zum Kulturkampf. Um es banal zu schreiben: Tradition ist Weitergabe des Feuers und nicht Anbetung der Asche. „Journalisten und Journalistinnen wie Frau Ruhs beten die Asche an. In diesem Sinne sollte man für Journalismus die Begriffe links und rechts streichen.
Hier haben sich ja einige wenige mal wieder die Deutungshoheit auf die Fahne geschrieben.
Vor allem die Deutungshoheit darüber, was Realität ist.
Die einseitige und wertende (links=gut, konservativ bis rechts = schlecht) Sichtweise ist erschütternd und sehr kurz gedacht.
Spricht für mich von Menschen, die in ihrem Leben eben nicht nicht großartig mit der Realität konfrontiert waren oder sind. „Wer es auf Geld oder Macht abgesehen hat, wählt ohnehin ein anderes Berufsbild oder Studium“. Leute gehts noch???
Erkennt ihr, die ihr bequem von zuhause aus arbeitet und nebenbei MoMa schaut, auch noch eure eigene Küchenpsyhologie? Eure festgefahrene Meinung, die ihr ausführlichst niederschreibt, in endlosen intellektuellen Monologen, ist genauso schlimm, wie das, was ihr hier kritisiert.
#24
„die Begriffe links und rechts streichen“. Weiter oben: Wissenschaft. Wissenschaft ist Offenheit für Neues, damit genau nicht festgefahrene Meinung…
@Bindel:
Wie gut, dass immer nur die anderen die weltfremden Ideologen sind.
Ein kleiner Tipp: Ich war schon Maurer, Leiter eines Maurergewerks, Landschaftsgärtner, Kurierfahrer, habe in Kneipen und Konzerthallen gearbeitet, dann mein Abi nachgeholt, studiert und bin heute Produktionsleiter eines IT-Unternehmens.
Was mich wirklich ermüdet, sind diejenigen, die – weil sie inhaltlich nicht einsteigen können – lieber mit Lebensleistung, angeblicher Realitätsnähe oder aus der Luft gegriffenen Meritokratie-Märchen argumentieren, um ihr Gegenüber abzuwerten.
Jetzt fehlen eigentlich nur noch die dekadenten Stadtmenschen oder gleich die Lifestyle-Linken als Vorwurf, und die Liste ist vollständig.
„Ein Artikel kann mich durchaus triggern, auch wenn die Schreiberin mich nicht interessiert.“ Ob Sie gezwungen oder getriggert werden, ist jetzt so ein Unterschied gehupft wie gesprungen.
@Mycroft:
Lesen können hilft!
Jetzt ist mal gut.
Frank, da ist aber durchaus etwas dran. Es fällt auf, dass viele mit einer solchen Meinung auch entsprechende Berufe und Lebensumstände haben. Gleichzeitig sind Journalisten tatsächlich auch eher links eingestellt, das kann man sogar über Generationen hinweg beobachten.
Ich empfinde das gar nicht mal als so schlimm, wenn sich nicht dieses neue Prinzip der „Haltung“ hinzugekommen wäre. Medien fühlen sich plötzlich berufen, „Dinge einzuordnen“, „Leute abzuholen“ und eben allgemein „Haltung“ zu zeigen.
Alles im absoluten Widerspruch zum berühmten „Schreiben, was ist!“. So entsteht wirklich ein realer „Meinungmarkt“, aus dem man „seine Wahrheit“ aussuchen kann.
@Xennial:
1. Personal vs. Eigentum
Einzelne Journalist:innen können progressiv sein, aber Macht liegt bei Führung, Gremien und Eigentümer:innen.
Sie entscheiden, welche Themen hochgezogen und wie Schlagzeilen gesetzt werden.
2. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk (ÖRR)
Kaum jemand wurde dort wegen „zu linker Haltung“ geschasst.
Rechte Stimmen hingegen bekommen regelmäßig Sendezeit – oft mit dem Argument, sie seien „unterrepräsentiert“.
Das Narrativ von angeblich fehlender konservativer Sicht ist selbst schon ein politisches Instrument.
3. Politik & Medien-Verzahnung
Die AfD bestimmt Debatten weit über ihren Stimmenanteil hinaus (Stichwort Overton Window).
Durch Skandalisierung und Tabubrüche setzen sie Themen, denen Medien und andere Parteien folgen.
Ergebnis: Statt über soziale Gerechtigkeit, Bildung oder Klima zu reden, wird ständig „Messerkriminalität“ oder „Remigration“ diskutiert.
4. Was ist wirklich „links“?
Menschenwürde, Freiheitsrechte, Gleichheit vor dem Gesetz sind Grundpfeiler der Verfassung, nicht „linke Sonderrechte“.
Dass Rechtsaußen diese infrage stellt, verschiebt die Wahrnehmung: Wer Normalität verteidigt, gilt plötzlich als „links“.
5. Fazit
Es geht nicht darum, ob Journalist:innen links oder konservativ sind.
Entscheidend ist, wer strukturell die Themen setzt und welche Stimmen medial verstärkt werden.
Lautstärke, Agenda-Setting und Machtverhältnisse geben konservativen bis rechten Akteuren längst mehr Gewicht, als ihre Stimmenanteile hergeben.
1. Personal vs. Eigentum
Da fängt es ja schon an. Bezahlen müssen alle den Spaß. Die Gremien wählen wir hingegen nicht. So gibt es stellenweise sehr abenteuerliche Vertreter wie etwa der DITIB beim NDR.
Mithin: Eigentümer haben nichts zu sagen, das Personal wird politisch besetzt und entsprechend muss man die geforderte Musik spielen, wenn man an das Geld der Eigentümer mit ran will.
2. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk (ÖRR)
(„Haltung“)
Wenn man sich die Produktionen dort anschaut, dann ist ganz klar ein linker Überhang zu erkennen. Das liegt am Journalistenberuf selbst als auch an der Liebe politisch Linker zu Verwalterstrukturen. Der Wasserkopf des ÖRR ist gewaltig und ein nicht unerheblicher Teil sind Pensionszusagen. Gibt es ein konservatives Format bei „funk“? Müssen die Nachrichten die Reden von Reichineck „einordnen“? Wie ging man mit Störern bei den Interviews jeweils um? (nicht nur seitens der Medien)
3. Politik & Medien-Verzahnung
Die ÖRR-Medien haben insbesondere bei politischen Sendung eine starke linke Schlagseite. Ein Höhepunkt war da die Schmachtshow von Miosga als Habeck zu Gast war. Die Berichterstattung zur PR-Aktion von Greta Thunberg war auch stark geframt. Man sprach von einem „Hilfsschiff“ mit sagenhaften 100kg Mehl an Bord. Für „junge Leute“ werden dann im Internet Dinge produziert, die noch wesentlich linkslastiger sind. An sich gute Ideen wie „Unbubble“ zeigen deutlich wie sehr da schon eine Schlagseite gegeben ist, wenn man drauf achtet.
Und damit gibt man dem Narrativ der AfD ja gerade Recht!
4. Was ist wirklich „links“?
Menschenwürde, Freiheitsrechte, Gleichheit vor dem Gesetz sind Grundpfeiler der Verfassung, nicht „linke Sonderrechte“.
Richtig. Und die gelten eben auch für Konservative und sind keine Frage der „Haltung“.
„Dass Rechtsaußen diese infrage stellt, verschiebt die Wahrnehmung: Wer Normalität verteidigt, gilt plötzlich als „links“.“
Was meinst Du mit „diese infrage stellt“? Von „rechtsaußen“ (für mich also AfD und rechter) kamen meiner Wahrnehmung nach weder Meldeportale „für Äußerungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze“ noch Rufe nach Quotenregelungen und Verstaatlichung noch eine auffällige Billigung von Demonstrationen mit Gesetzesverstößen, die dann auch noch aus dem Ausland finanziert wurden.
Um beim Thema zu bleiben: dieses spezielle Phänomen wurde über den gesamten Zeitraum hinweg vom ÖRR absolut unkritisch und sogar befürwortend begleitet.
5. Fazit
Wenn man die CDU zu den konservativen Parteien rechnet, dann haben konservative Stimmen im Moment eine regierungsfähige Mehrheit. Wäre es so wie von Dir behauptet, dann gäbe es ja auch keine „Brandmauer“.
Es muss Dir und mir nicht gefallen, aber das Thema Migration verfängt. Und wie damit – auch von unserer (linker) Seite umgegangen wird, schadet dem Land, schadet den Migraten, die sich anständig benehmen und nützt nur der AfD.
Würden die anderen Parteien es schaffen, diese Themen zufriedenstellend zu lösen, könnte ein Szenario wie Du beschreibst ebenfalls nicht eintreten!
@Xennial:
Eine CDU, die in eine Wahl geht mit der Aussage, mit der AfD zu koalieren, kann sich an der FDP orientieren, was die Zukunft angeht.
Dass die Merkel Fans unter den Wähler:innen noch nicht ausgestiegen sind, liegt daran, dass Unionswähler:innen extrem treu und duldsam sind. Der Rest wählt irgendwann gleich das Original und das war es dann mit der Mehrheit.
Merkel hat die Union zur Mitte geöffnet. Diese Menschen haben Null Verständnis für Mehrheitsbildungen mit der AfD.
Das Thema Migration verfängt, weil es hochgejazzt wird. Merz und Co spielen mit, weil sie nicht begreifen wollen, dass sie am Ende nur verlieren können.
@Xennial:
Der ÖRR so:
„Hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass in den zwölf Rundfunkräten genauso viele Interessenvertreter*innen von Bauern und Bäuerinnen (weniger als 1 Prozent der Bevölkerung) wie von Menschen mit Migrationshintergrund (mehr als 27 Prozent der Bevölkerung) sitzen? Dass es Heimatvertriebene auf mehr Sitze bringe als muslimische Organisationen? Dass Jäger*innen in den Gremien besser repräsentiert werden als Rom*nja und Sinti*zze? Dass mehr Über-80-Jährige das öffentlich-rechtliche Programm überwachen als Unter-30-Jährige?“
https://uebermedien.de/74777/wen-vertreten-eigentlich-die-rundfunkraete-von-ard-und-zdf/
Die Programmdirektorin der ARD Christine Strobl ist in der CDU, ist mit einem CDU Mitglied verheiratet und Tochter von Schäuble.
“ Von „rechtsaußen“ (für mich also AfD und rechter) kamen meiner Wahrnehmung nach weder Meldeportale „für Äußerungen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze“ noch Rufe nach Quotenregelungen und Verstaatlichung noch eine auffällige Billigung von Demonstrationen mit Gesetzesverstößen, die dann auch noch aus dem Ausland finanziert wurden.“
Die AfD hat bereits Meldeportale betrieben, um parteikritische Lehrkräfte an Schulen zu denunzieren – und in Sachsen wie Thüringen wird derzeit versucht, dieses Instrument wiederzubeleben. Dass Gelder aus dem Ausland in die Partei fließen, ist ohnehin fast schon eine Spezialität der AfD.
Dein Problem mit „Quoten“ und „Verstaatlichung“ können wir gern beim nächsten Beispiel einer Vorzeigekonservativen im ÖRR mit Quotenbonus diskutieren – oder alternativ bei Elbvertiefung, Kraftwerks- und Autobahnbauprojekten.