„Klar“-Moderatorin Julia Ruhs

„Spiegel“ enthüllt: Rechte Meinungsmacherin traut sich nicht einmal, selbst Nachtisch zu bestellen

In einem dreiseitigen Porträt versucht der „Spiegel“ herauszufinden, wie es dazu kommen konnte, dass die ARD-Journalistin Julia Ruhs jung und konservativ ist. Der Text spart nicht an Küchenpsychologie. Nur: Die wirklich interessanten Fragen stellt er nicht.

„Es ist nicht so leicht, über eine wie Ruhs zu schreiben“, schreibt Vicky Bargel im „Spiegel“ über Julia Ruhs, und das war einem als Leser der über 12.000 Zeichen, die vor diesem Satz stehen, auch schon aufgefallen. Die „Spiegel“-Journalistin gibt der von ihr porträtierten ARD-Moderatorin die Schuld daran: „Weil es bei ihr nicht um Inhalte geht. Es geht um Gefühle.“

Keine so gute Idee, dieser Text

Aber was, wenn es gar nicht an Julia Ruhs liegt, sondern am „Spiegel“? Wenn es vielleicht grundsätzlich eine schlechte Idee war, über Julia Ruhs zu schreiben – jedenfalls so, wie es der „Spiegel“ in der aktuellen Ausgabe getan hat: als dreiseitiges Porträt, das in ihrer Biografie gründlich (und vergeblich) nach Hinweisen sucht, wie es passieren konnte, dass eine junge Journalistin von 31 Jahren nicht links, sondern eher rechts ist; das ihre Körperhaltung analysiert und in irgendwelchen banalen Begebenheiten psychologisierend nach tieferer Bedeutung schürft.

Julia Ruhs, Moderatorin von "Klar"
Trotz glücklicher Kindheit heute konservativ: ARD-Moderatorin Julia RuhsScreenshot: ARD Mediathek

Juli…

3 Kommentare

  1. Die Kritik am Psychologisieren ist berechtigt, aber zeigt der Text nicht einfach die Weltfremdheit des Autors? Wenn Leute Ruhs‘ Persönlichkeit als so aussergewöhnlich und unvorstellbar erachten, dass diese wie eine seltene Art analysiert werden muss, ist an dem Vorwurf der Rechten an die Gegenseite, dass diese eine beschränkte Sicht auf die Welt hat, vllt was dran. Irgendwo müssen die CDU-Ortvereinsmitglieder und sonstige zahlreichen Bewohner konservativer Horte ja herkommen. Man mag das vllt einfach als polemischen lustigen Text auffassen, der sich über die missliebigen Streber, whs. intendiert mit einem Augenzwinkern, lustig machen will, aber der Teil daran, der diesen Vorwurf ernst meint, ist halt einfach nur weltfremd.

  2. Nachtrag, im Ärger über diesen Spiegel-Artikel hab ich den eigentlichen Punkt vergessen: Es geht doch Ruhs’s Sendung und ihrer sonstigen Beiträge, und am Ende ja aller anderen Medienprodukte, die auf die gleiche Art funktionieren, doch nicht um die Persönlichkeiten der Autor*innen! Alle Klar!-Beiträge sind mindestens an einzelnen Stellen, teilweise auch fast ausschließlich manipulativ. Die Sendung zu Migration wimmelt von Falschdarstellungen bzw. gezielten Auslassungen, ähnlich auch bei der Sendung zum „Leid“ der Bauern. Darauf muss die Kritik doch abzielen. Ruhs und andere, die ähnlich arbeiten, werden entgegnen, dass man einer bestimmten politischen Richtung eine andere politische Richtung etwas entgegen halten muss. Man kann der Position des nicht-neutralen sondern politisch positionierten Journalismus grundsätzlich ablehnen, ab selbst wenn man diesen Position akzeptiert, geht Ruhs aber so weit, dass Fakten eben nicht mehr zählen, weil sie ja auch auf der Gegenseite nicht mehr zählen. Gerade dieser Vorwurf auf der Meta-Ebene hölt das Vertrauen in den öffentliche Diskurs weiter aus, und das muss aufgezeigt werden. Für Leute wie Ruhs sind die Inhalte ihrer Beiträge nur Teil der Strategie. Der gefährlichere Teil der Strategie ist das systematische Polemisieren der politischen Debatte.

    Ein ehrliche, nicht-manipulative Darstellung der Gegenposition zu den Themen von Ruhs‘ Beiträgen sollte meiner Ansicht eben bei den fremdenfeindlichen Ressentiments bzw. den internalisierten Präferenzen in den Köpfen bleiben. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung ist fremdenfeindlich. Alle weiteren Diskussionen mit manipulierter Faktendarstellung sind unnötig. Das heisst nicht, dass diese moralisch ok sind, oder dass jegliche Einschränkung von Menschenrechten oder demokratischer Prinzipien dadurch legitimiert sind, aber wenigstens muss man sich diese unehrliche Debatte nicht mehr antun.

  3. Will sie vielleicht nicht „Baklawa“ sagen? Oder essen? Weil „ausländisch“ oder „kulturelle Aneignung“?
    Wenn sie tatsächlich Jobs deshalb kriegt, weil sie rechte oder jedenfalls konservative Meinungen rüberbringen kann, widerlegt das zwar einerseits ihre Behauptung, wegen ihrer Meinung abgestraft zu werden, bestätigt aber andererseits die Wahrnehmung, dass es (zu) wenige Journalisten mit solchen Meinungen gibt.
    Ansonsten ja, sie ist unter „normalen“ oder sagen wir bürgerlichen Verhältnissen großgeworden, konservative Einstellungen werden in solchen Elternhäusern oft vermittelt.
    Kann es sein, dass Leute aus bürgerlich-konservativen Elternhäusern derartig unterproportional häufig in den Medien arbeiten, dass die, die es doch tun, tatsächlich die Exoten sind?

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