Wieso ist das so? (31)

Wieso vertrauen Journalisten manchen Quellen mehr als anderen?

Eigentlich sollten Journalisten Informationen nur veröffentlichen, wenn sie von mindestens zwei Quellen bestätigt sind. In der Praxis sieht das oft anders aus: Aussagen von Polizei oder Behörden werden häufig ungeprüft übernommen. Warum gelten solche Stellen als „privilegierte Quellen“ – und wann wird das zum Problem? Fragen an Markus Reuter von netzpolitik.org.
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Die Polizei gilt als „privilegierte Quelle“. Foto: IMAGO / mix1

Ob Polizeimitteilung, Zitat der Staatsanwaltschaft oder dpa-Meldung – viele journalistische Texte stützen sich auf sogenannte privilegierte Quellen. Doch wie neutral und verlässlich sind diese wirklich? Und gehen Journalistinnen und Journalisten zu unkritisch mit ihnen um? Markus Reuter, Redakteur bei netzpolitik.org, hält blindes Vertrauen in solche Quellen für gefährlich – besonders, wenn es um die Polizei geht. Im Interview erklärt er, warum das Zwei-Quellen-Prinzip oft nicht gilt, welche Folgen das hat und was ist, wenn es keine zweite Quelle gibt.


Herr Reuter, es gibt Quellen, denen Journalisten besonderes vertrauen. Was sind das für Quellen?

Das sind sogenannte privilegierte Quellen, bei denen Journalisten annehmen, dass sie Dinge sehr sachlich, wahrheitsgemäß und objektiv darstellen. Das sind Behörden wie Staatsanwaltschaften, die Polizei oder Ministerien, aber auch Nachrichtenagenturen wie die dpa.

4 Kommentare

  1. Dass die Umweltbehörde kein „aktiver Player“ sein soll, tut der Umweltbehörde bestimmt auch weh, aber ansonsten ein sehr lehrreiches Interview!

  2. Liebe Frau Bernklau, nur am Rande, nicht wirklich wichtig: In einer Frage schreiben Sie: „Wenn bei der dpa ein Fehler passiert, ist der im schlimmsten Fall in jeder Sendung und in jeder Zeitung.“ Das ist inhaltlich natürlich völlig richtig. Als Beispiel verlinken Sie aber auf diese Übermedien-Geschichte, die nach meinem Verständnis gar keinen dpa-Fehler thematisiert: https://uebermedien.de/96201/hoergeraete-studie-laesst-aufhorchen-dass-sie-falsch-ist-leider-nicht/

  3. Lieber Herr Homburger, Sie haben recht. Da ist mir bei der Produktion des Textes ein Fehler unterlaufen. Tut mir leid. Habe den Link entfernt.

  4. Die „privilegierte Quelle“ Polizei weist eine mehr oder weniger kalkulierte Unschärfe auf, die den Umgang mit ihr – oder mit ihr assoziierten Kanälen – zusätzlich fragwürdig erscheinen lässt.

    Was genau sind eigentlich „Aussagen von Polizei (oder Behörden)“?
    Ist damit das gemeint, was ein Polizeisprecher auf einer Pressekonferenz sagt? Oder zählt auch das Interview mit einem Funktionär einer Polizeigewerkschaft dazu? Gilt nur das, was schriftlich auf offiziellem Briefpapier veröffentlicht wird – oder auch Beiträge in den sozialen Medien?

    Das staatliche Gewaltmonopol, das der Polizei übertragen wurde, bringt mit sich, dass von ihr zu Recht erwartet werden kann, nicht zur Partei zu werden. Wenn diese Erwartung bereits bei offiziellen Erklärungen nicht vollständig erfüllt wird, ist sie in sozialen Netzwerken und erst recht bei öffentlichen Äußerungen von Gewerkschaftsvertretern völlig hinfällig.

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