Der Autor

René Martens ist Mitautor der MDR-Medienkolumne „Altpapier“. Er gehört regelmäßig der Grimme-Preis-Nominierungskommission Information & Kultur an. Zudem ist er Autor diverser Bücher über den FC St. Pauli.
Bei Wahlrunden im Fernsehen geht es ja immer darum, wer „gewonnen“ hat. Deshalb klären wir das beim „Quadrell“, das RTL am Sonntagabend veranstaltete, gleich vorweg: Friedrich Merz heißt der Sieger – jedenfalls dann, wenn man den „Faktencheck“ zum Maßstab nimmt, den RTL-Partner „Stern“ parallel zur Sendung auf stern.de veröffentlichte.
Das 20-köpfige Team prüfte fünf Aussagen des Kanzlerkandidaten der Union und spürte dabei keinen faktischen Fehler auf. Robert Habeck und Olaf Scholz wurden je viermal geprüft und müssen sich nachsagen lassen, sie hätten sich jeweils einmal „nicht präzise“ geäußert. Bei Alice Weidel schauten die Prüfer achtmal genau hin und stießen dabei, immerhin, einmal auf einen wahren Kern.
Die AfD-Politikerin untermauerte die rote Laterne in der Wertung noch dadurch, dass sie die Falschbehauptung, Deutschland habe „die höchsten Energiepreise weltweit“, gleich zweimal aufstellte. Tatsächlich liegt Deutschland auf Platz neun.
René Martens ist Mitautor der MDR-Medienkolumne „Altpapier“. Er gehört regelmäßig der Grimme-Preis-Nominierungskommission Information & Kultur an. Zudem ist er Autor diverser Bücher über den FC St. Pauli.
Das Ganze war ein journalistisch durchaus ambit…
Warum müssen die Sendungen eigentlich live sein? Bei einer Aufzeichnung könnte man doch parallel die Faltenchecks einblenden oder einschieben. Bei Live kann natürlich niemand behaupten, es wäre geschnitten worden, aber dann veröffentlicht man halt zusätzlich eine Fassung von einer einzigen Kamera.
Gestern gab es einen Moment, bei dem die ARD-Moderation Alice Weidel faktisch widersprach, aber Weidel bei ihrer falschen Darstellung blieb. Daraufhin hieß es, das werde dann wohl der Faktencheck klären.
Weidel: „Ja, unbedingt. Machen Sie dazu unbedingt den Faktencheck.“
Das zeigte für mich klar auf, welchen Wert diese Checks haben: einen sehr geringen. Ich finde sie sinnvoll, um in Diskussionen ggf. auf eine Einordnung zurückzugreifen. Dabei geht es dann aber immer um gängige Behauptungen und selten um konkrete Redeanlässe. Ansonsten lese ich die auch nicht. Das Gesagte bleibt eben im Raum.
Das Gespräch mit dem Faktenchecker von RTL hat auch gut die Schwierigleiten gezeigt: die labern so viel Stuss, dass man das unmöglich alles korrigieren kann. Geschweige denn in derselben Zeit die Quelle herausfinden und nachlesen und einordnen kann.
Wer das übrigens vielleicht kann: KI. Wenn man eine KI gut programmiert, kann man vielleicht sogar eine grob sinnvolle Echtzeit-Einschätzung einblenden – und nicht erst später irgendwo veröffentlichen.
Das letzte Problem der Faktenchecks wird oben gut beschrieben. Da ist eine Untertreibung auch falsch. Ich würde auch behaupten, wenn Deutschland die neunt-höchsten Kosten weltweit hat, ist „die teuersten“ noch eine zulässige Verkürzung von „unter den 10 teuersten Ländern“, mit der das Problem korrekt beschrieben wird. Aber Faktenchecks sind dann da sehr genau. Wenn gleichzeitig aber völliger Stuss geredet wird, ist das Urteil „eine Quelle konnten wir nicht finden, also können wir diese Aussage zumindest nicht bestätigen“. Je dreister die Lüge, desto harmloser der Faktencheck.
Dann kann man sich das auch schenken.
„An dieser Stelle wurde eine Devise der AfD deutlich: Möglichst viel Bullshit auf zeitlich engem Raum produzieren, dann bleibt mindestens ein Teil davon unkommentiert stehen. “
Echt, erst an dieser Stelle?
„(…) die irrwitzige Behauptung, die Ampel sei dafür verantwortlich, „dass wir offene Grenzen haben“.“
Ampel – Merkel … rollt ähnlich gut von der Zunge. Bei der AFD geht es um Wirkung, nicht um Wahrheit. Ohne Sündenbock, kein Opfermythos.
@2: „KI“ kann noch nicht mal Textinhalte vernünftig zusammenfassen
https://blog.fefe.de/?ts=98281f44
Da kann man auch nichts „programmieren“ … so ein LLM muss ja trainiert werden und danach weiß kein Mensch, wie die „KI“ zu ihren Ergebnissen kommt.
Woher kommt dieser Glaube, dass KI irgendwas besser machen könne? Billiger für Arbeitgeber evtl., aber besser?
„Je dreister die Lüge, desto harmloser der Faktencheck. “
Amen.
@Anderer Max:
Man sollte Maschinen machen lassen, was Maschinen besser können:
Daten zum Thema Sicherheit, Migration, EU, Wirtschaftseckdaten etc. hätte man schon mal als sichere Bank lernen lassen können.
Dogwhistling kann eine trainierte KI erkennen und die entsprechenden Verdächtigen haben keine Chance mehr, irgendwelchen „shit“ zu „flooden“, weil sie nur noch unterbrochen würden.
Möööp!
Die einen sagen, Faktencheck bringt eh nix, weil die Politiker trotzdem lügen, die anderen sagen, wir müssen die Faktenchecks optimieren, schneller, besser, sonstwas machen. Mal ein ganz anderer Vorschlag: Lass alle raushauen, was sie wollen. Danach wird faktengecheckt. Aber bei der nächsten Sendung wird den Lügnern für jede Lüge Sprechzeit abgezogen. Hätten wir das vor z.B. zehn Jahren eingeführt, würde es heute bei jeder Talkshow nur noch um Fakten und Argumente gehen.
Ich weiß nicht, was Sie alle haben.
Talkshows sind generell eher ungeeignet, Lügen oder Halbwahrheiten zu entlarven. Mit dem Faktencheck ist es besser, aber nicht perfekt, und wenn es nicht perfekt ist, wird es schlecht geredet.
Eigentlich wäre die Idee, dass man einzelne Politiker interviewt, die dabei mit ihren größten Unwahrheiten konfrontiert und hofft, dass das auch deren Wähler sehen oder lesen. Gewiss werden die üblichen Verdächtigen das auch kaputtreden.
@#5 Ja, so Konsequenzen wären in der Tat angebracht. Wer dreimal in 10 Minuten Redezeit lügt oder nachweislich bewusst irreführt, sollte 6 Wochen Talkshow-Verbot bekommen – senderübergreifend. Reichelt wird die Leute allerdings dennoch einladen und diese Abmachung gewinnbringend torpedieren: Sehet her ihr kleinen Wichte, wie Die-Da-Oben die Redefreiheit beschränken – bei uns darf jeder sagen was er will. Wir sind die guten, wählt Nazis, damit es mir noch besser geht.
@7: Ich meine ja, es ist besser, wenn die rechten Lügenschleudern sich mit der Realität beschäftigen müssen, statt ihnen den Freiraum zu überlassen, die Gesellschaft mit ihrem Bullshit zu fluten.
Sprich: Ich halte es für sinnvoller, wenn Reichelt und Konsorten damit beschäftigt sind, sich darüber zu beschweren, dass ihre Lügen in der Öffentlichkeit sanktioniert werden, als dass sie sich sich damit beschäftigen, ungehindert ihre Lügen in der Öffentlichkeit zu verteilen.
Der sarkastischen „3 Lügen für 6 Wochen Miosga-Verbot“ Losung stimme ich nicht zu. Wie wäre es mit: Wenn im nachträglichen Faktencheck einer Sendung klar wird, dass etwas gelogen war, werden in der nächsten Sendung mit der Person erst noch mal diese Lügen besprochen, bevor diese neue Redezeit erhält. Gilt natürlich für Alle. So würde der Aufklärung der Lüge auch mehr Zeit eingeräumt.
Realistisch? Nur, wenn die Quote stimmt.
@4: Da kommen bei mir Westworld-Vibes auf. Als Maeve erkennt, dass der Computer ihre Sätze formt, bevor sie sie ausspricht. Ich finde den Gedanken höchst unangenehm, dass eine (von wem kontrollierte?) KI Redeverbote erteilen könnte. Das ist ja ultimativ auch nur eine Auslagerung der Verantwortung. Ich fürchte, ohne Aufklärung und Mündigkeit (von Menschen) wird dat alle nix.
Passend dazu und leider auch etwas ernüchternd
https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/wahlarena-fixed-video/
Das ist nun mal so, man kann nicht alles haben. Und man kann nicht immer ganz vorn sein. Das gilt für alle, im Kleinen wie im Großen, für den FC Bayern München und für Deutschland. Aber wenn man das Ziel immer im Auge hat, wenn man sich täglich bemüht, dann ist man auf jeden Fall immer in der Spitzengruppe.
Unterschiedlich sind nur die Sportarten. Der FC Bayern München spielt beim Fußball immer ganz vorn mit und gewinnt auffällig oft den Titel. Deutschland als Staat hält sich schon jahrelang im Spitzenfeld bei den Disziplinen Steuern, Abgaben, Gaspreis, Strompreis.
Voriges Jahr sind wir beim Strompreis wieder Europameister geworden. Ein schöner Erfolg!
Aber kein Grund arrogant zu werden. Denn im Weltmaßstab haben wir es noch nicht nach ganz oben geschafft. An den Könnern, wie etwa den Bermudas, kommen wir einfach nicht vorbei.
Noch nicht.
Analyse der Unwahrheiten in der Wahlarena Show:
https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/wahlarena-fixed-video/
@FrankD:
Da ist es doch viel besser, wenn der Staat den Strompreis deckelt.
„Die EDF gleicht die Differenz zu den Erzeugungskosten ihrer Kraftwerke aus. Durch dieses System und die exorbitant hohen Kosten für den staatlich finanzierten Strompreisdeckel in der Energiekrise hat die EDF inzwischen einen Schuldenberg von über 50 Milliarden Euro angehäuft. Auch Emmanuel Macron hat inzwischen einsehen müssen, dass das System Reformbedarf hat. 2026 wird der Industriestrompreis um rund zwei Drittel auf sieben Cent steigen. “
https://www.focus.de/earth/energie/neuer-atom-boom-in-vollem-gange-frankreichs-milliarden-akw-fiasko-zeigt-wie-falsch-merz-und-weidel-liegen_id_260644887.html
Und nicht nur ist auch Frankreichs Atomindustrie komplett unterversichert, es gibt auch Null-komma-Null Rücklagen für Rückbau und Endlager. Die Forschung etc. hat der Steuerzahler dort ja schon bezahlt, den Rest zahlt er später.
So ist das, mit „billigem“ Atomstrom.
P.S.: Ich habe mal extra den Focus als Quelle genommen, um den „linksgrün“ Verdacht zu vermeiden.
„In den laut Bericht wahrscheinlicheren Auslastungsszenarien läge der Preis sogar bei knapp 14 Cent.“
Also halb so teuer wie in D.; und ja, da fehlt die Versicherung für einen Supergau – die Kosten wird man sowieso auf den Steuerzahler umlegen, nicht den Stromkunden – aber der dt. Steuerzahler zahlt die Supergaukosten vermutlich mit. Also alle Nachteile von Atomstrom, aber trotzdem hohe Stromkosten.
@Mycroft:
Sie glauben irgendwo bezahlt der Kunde den Erzeugerpreis? War wohl doch nichts mit Ihrer marktwirtschaftlichen Expertise?!
Vielleicht mal das Ende des Artikels lesen?
„Erneuerbare sind erheblich günstiger als Atomstrom
SPD, Grüne und Linke hingegen setzen auf Erneuerbare Energiequellen und lehnen neue Kernkraftwerke kategorisch ab. Wind, Solar und Co. haben bereits 2024 rund 60 Prozent des deutschen Stroms erzeugt – Tendenz jährlich steigend. Außerdem ist Strom aus Erneuerbaren deutlich günstiger als Atomstrom. Während Solar- und Windenergie im großen Maßstab produziert dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme zufolge schon für zwischen 4,1 und 10,3 Cent erzeugt werden können, kostet Kernenergie aus neuen Atomkraftwerken unter Einbeziehung von Abbruch-, Entsorgungs- und weiterer Kosten zwischen 13,6 und 49 Cent pro Kilowattstunde. “
Und das ist der Focus, der das noch so darstellt, dass es nicht komplett desaströs für AKWs aussieht.
„Sie glauben irgendwo bezahlt der Kunde den Erzeugerpreis?“
Nein.
„Wind, Solar und Co. haben bereits 2024 rund 60 Prozent des deutschen Stroms erzeugt – Tendenz jährlich steigend.“
Ja, das steht beim Statistischen Bundesamt. Da steht aber auch, dass 2024 mehr Strom importiert als exportiert wurde, weshalb wir immer noch Atomstrom verbrauchen, wenn auch ziemlich wenig.
„Außerdem ist Strom aus Erneuerbaren deutlich günstiger als Atomstrom.“
Man muss natürlich entweder den einen Endpreis mit dem anderen Endpreis vergleichen oder den Erzeugerpreis vor Subventionen mit dem anderen vor Subventionen. Insofern ist die Aussage von Weidel eh etwas weltfremd; bzw., wenn die dt. Regierung Solarenergie so bezuschussen würde wie die französische die Atomkraft, wäre sie natürlich auch dagegen.
Dass die niedrigen Ökostromkosten sich nicht im Strompreis niederschlagen, liegt auch am Umbau der Netze, was etwas entspannter wäre, wenn die AKWs in D. noch so lange gelaufen wären, bis der Umbau erledigt wäre oder aber, wenn man mit dem Umbau eher angefangen hätte. „Danke Merkel!“ kann man da nur sagen.
@Mycroft:
„Da steht aber auch, dass 2024 mehr Strom importiert als exportiert wurde, weshalb wir immer noch Atomstrom verbrauchen, wenn auch ziemlich wenig.“
Ich sehe schon, ausgerechnet ich muss Ihnen den Markt erklären.
Nein, wir brauchen keinen Atomstrom, sondern unter bestimmten Umständen ist der französische Atomstrom günstiger als unsere Fallback Kraftwerke oder Strom von woanders.
Und zwar weil der Preis in Frankreich staatlich gedeckelt ist und der Stromversorger fleissig Schulden anhäuft. Wobei es derzeit eine günstigere Phase ist.
AKWs sind günstig, wenn die Baukosten abgeschrieben sind und der Abriss noch nicht einkalkuliert wird. 70% der frz. AKWs sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, die Anfangssubventionen hat der Steuerzahler bereits bezahlt ( Kosten für Polizei ( Sicherheit ), mangelnde Abdeckung der Versicherung ( im Schadensfall ) , irgendwann mal Endlagerung und wahrscheinlich auch Rückbau bezahlt der Steuerzahler dann auch noch. Danke liebe Franzosen ) . Jedes Jahr können aber neuerdings Schäden wie vor 2 Jahren entdeckt werden, die dann wieder Frankreich zum Stromimporteur auf unbestimmte Dauer machen. Mit dem Alter der Meiler und dem Klimawandel wachsen die Chancen auf Ausfälle.
Und ja, Netzausbau. Strompreiszonen würden da sicher etwas Beschleunigung bringen.
Ansonsten haben wir die Bayern, die AKWs wollen, aber keinesfalls bereit sind, ein Endlager aufzunehmen. Sie dürfen auf gar keinen Fall am Verfahren beteiligt werden.
Der Schutzheilige der Bayern scheint Florian zu sein.
„Nein, wir brauchen keinen Atomstrom, …“
Das stimmt. Ich schrieb ja auch, dass wir welchen _ver_brauchen statt „brauchen“.
Außerdem tragen wir das Risiko mit, dass im benachbarten Ausland so ein AKW explodiert. Insofern ist es etwas Augenwischerei zu sagen, dass wir aus der Atomkraft ausgestiegen seien.
„…irgendwann mal Endlagerung und wahrscheinlich auch Rückbau bezahlt der Steuerzahler dann auch noch. Danke liebe Franzosen.“
Ja, wir sind da offenbar einer Meinung. Wobei den Rückbau selbst hat der französische Steuerzahler zu zahlen, der deutsche zahlt nur die Kosten für das verstrahlte Rheinland.
Wenn die realen Kosten für Atomstrom zwischen 14 und 49 ct/kWh liegen, die halt zwischen „Kunde“ und „Steuerzahler“ aufgeteilt werden, und die theoretischen für Erneuerbare bei unter 11 ct/kWh, ok, dann zahle ich als Kunde gerne sogar 20 ct/kWh, wenn ich dafür als Steuerzahler damit gar nichts mehr zu tun hätte. Jaja, Ponyhof und Wunschkonzert.