Kanzlerkandidaten bei RTL

Wie sich die Faktenchecker des „Stern“ beim Quadrell geschlagen haben

Ein Team von Stern.de hat Aussagen der Kanzlerkandidaten noch während des RTL-Quadrells überprüft. Dabei zeigte sich recht deutlich, was ein solcher Live-Faktencheck leisten kann – und wo die Schwächen liegen.
Die vier Kandidat*innen im Studio: Olaf Scholz, Robert Habeck, Friedrich Merz und Alice Weidel (v.l.) Foto: RTL/Joerg Carstensen

Bei Wahlrunden im Fernsehen geht es ja immer darum, wer „gewonnen“ hat. Deshalb klären wir das beim „Quadrell“, das RTL am Sonntagabend veranstaltete, gleich vorweg: Friedrich Merz heißt der Sieger – jedenfalls dann, wenn man den „Faktencheck“ zum Maßstab nimmt, den RTL-Partner „Stern“ parallel zur Sendung auf stern.de veröffentlichte.

Das 20-köpfige Team prüfte fünf Aussagen des Kanzlerkandidaten der Union und spürte dabei keinen faktischen Fehler auf. Robert Habeck und Olaf Scholz wurden je viermal geprüft und müssen sich nachsagen lassen, sie hätten sich jeweils einmal „nicht präzise“ geäußert. Bei Alice Weidel schauten die Prüfer achtmal genau hin und stießen dabei, immerhin, einmal auf einen wahren Kern.

Die AfD-Politikerin untermauerte die rote Laterne in der Wertung noch dadurch, dass sie die Falschbehauptung, Deutschland habe „die höchsten Energiepreise weltweit“, gleich zweimal aufstellte. Tatsächlich liegt Deutschland auf Platz neun.

Anspruch an Schnelligkeit nicht ganz eingelöst

Das Ganze war ein journalistisch durchaus ambitionierter Versuch: Üblicherweise werden Faktenchecks zu TV-Wahlkampfsendungen erst am Folgetag veröffentlicht. Im Gespräch mit Übermedien hatte der für das Projekt verantwortliche „Stern“-Journalist Finn Rütten daher auch auf die Herausforderungen verwiesen, die ein solcher Live-Check mit sich bringt. Dennoch war der Anspruch der „Stern“-Redaktion hoch: „Unser Ziel ist es, jeweils nach fünf bis zehn Minuten etwas zu veröffentlichen.“

Dieses Ziel wurde am Sonntagabend nicht ganz eingehalten, einigermaßen zeitnah erschienen die Überprüfungen dennoch. In fast allen 21 Fällen verging zwischen der Live-Äußerung und der Einordnung bei stern.de ungefähr eine Viertelstunde. Nun ist Schnelligkeit zwar nicht alles, gerade wenn es um Sorgfalt geht, allerdings stellt sich so die Frage, warum (ausgewählte) Ergebnisse dann nicht wenigstens am Ende in der Sendung noch thematisiert wurden.

Auch weniger präsente Themen werden berücksichtigt

Wie schneidet der stern.de-Faktencheck aber nun in den wichtigsten Kategorien ab, der Auswahl und Einordnung von Aussagen?

Einer der eher weniger kniffligen Fälle für die Rechercheure dürfte Olaf Scholz’ Behauptung „Wir haben mehr Unterstützung für die Ukraine aus Europa gewährleistet als die USA“ gewesen sein. „Scholz’ Einordnung stimmt“, lautete das Urteil hier. Unter Mischungsaspekten durchaus lobenswert war, dass die Redaktion Themen berücksichtigte, die in den größeren Wahlkampfdebatten sonst eher am Rande vorkommen – etwa, als Robert Habeck mithilfe von, wie die Faktenchecker befanden, „richtigen Daten“ den Anteil arbeitender Frauen und Teilzeitquoten bei Müttern hierzulande mit dem europäischen Durchschnitt verglich.

Kritikwürdig war hingegen, dass die Redaktion darauf verzichtete, eine Äußerung von Merz zu Afghanistan zu überprüfen. Die FAZ schreibt dazu am heutigen Montag: „Der Kanzlerkandidat der Union behauptet, dass Deutschland als einziger Staat Europas Gruppen von Afghanen mithilfe von Nichtregierungsorganisationen ins Land hole – statt Menschen von Deutschland nach Afghanistan abzuschieben.“ Robert Habeck habe dann „zurecht gerückt“, dass es „bei den nach Deutschland geholten Menschen“ um afghanische Ortskräfte gehe, „die vor der Machtübernahme der Taliban mit Deutschland zusammengearbeitet haben“.

Illegal und irregulär bedeuten nicht das Gleiche

Fragwürdig ist auch der Umgang von stern.de mit einer Äußerung von Bundeskanzler Olaf Scholz, der in der Sendung gesagt hatte: „Es geht darum, dass wir alles dafür tun, die irreguläre Migration zu begrenzen. Deshalb haben wir sie um 100.000 im letzten Jahr reduziert. Und es wird in diesem Jahr noch mal eine Reduzierung um 100.000 geben.“

Sowohl in der Zwischenüberschrift – „Scholz: Haben illegale Migration um 100.000 reduziert“ – als auch im Fließtext – „Deshalb haben wir sie (die illegale Migration; Anm. d. Red) um 100.000 im letzten Jahr reduziert“ – wird Scholz ein falsches Adjektiv untergeschoben. Er sagte eben nicht „illegale Migration“, sondern „irreguläre Migration“. Den Begriff „illegale Migration“ verwendete in der RTL-Runde dagegen Alice Weidel.

Nach Ansicht des Migrationsforschers Bernd Kasparek von der Humboldt-Universität Berlin ist die Formulierung „illegale Migration“ „unnötig stigmatisierend“. Es werde „oftmals übersehen, dass die Genfer Flüchtlingskonvention vorschreibt, dass schutzsuchende Personen nicht wegen eines unautorisierten Grenzübertritts bestraft werden dürfen“, sagte er 2023 dem „Tagesspiegel“.

Einen anderen Fehler hat stern.de nach der Sendung korrigiert. Zu Merz’ Aussage, dass „Herrn Höcke (…) in Deutschland jeder Mann und jede Frau ungestraft einen Nazi nennen darf“, hieß es zunächst: „Friedrich Merz irrt. Ein Urteil o.ä., das es erlaubt, Björn Höcke ausdrücklich ‚Nazi‘ zu nennen, gibt es nicht.“ Die korrigierte Version lautet nun: „Merz hat recht, es ist von der Meinungsfreiheit gedeckt, Björn Höcke einen Nazi zu nennen; eine Strafe bekäme man dafür nicht.“ Vermutlich reagierte das Team mit der Änderung auf einen Hinweis der „Spiegel“-Redakteurin und AfD-Expertin Ann-Katrin Müller.

Moderationsteam verzichtet oft auf Einordnungen

Ein bemerkenswerter Nebenaspekt des Experiments: Die Moderierenden der Sendung verleitete der Umstand, dass die „Stern“-Kollegen parallel einen Faktencheck produzierten, offenbar dazu, auf Falschdarstellungen äußerst großzügig zu reagieren.

Pinar Atalay wedelte einmal zwar leicht drohend mit einem Papierstapel, der Studien verschiedener Wirtschaftsinstitute zu den steuerpolitischen Vorschlägen der Parteien enthielt. Auf die Studien griffen Co-Moderator Günther Jauch und sie dann aber so gut wie gar nicht zurück. Jauch hatte schon vorab in der FAZ wissen lassen: „Zu viel Fakten- oder Zahlenhuberei ist immer eine Gefahr.“ Wer keine Lust hatte, parallel den „Second Screen“ zu nutzen, hätte aber gegen ein bisschen mehr Huberei wahrscheinlich nichts einzuwenden gehabt.

Teilweise übernahm Robert Habeck die Arbeit der Moderierenden. Als Atalay nach einer wilden Suada Weidels zur Energiepolitik, während der die AfD-Politikerin den Eindruck erweckte, „Kernkraft, Kohle und Gas“ seien eine Garantie für sinkende Energiepreise, ungerührt einfach die nächste Frage stellte, merkte der Grüne an: In Weidels Ausführungen seien derart „viele Falschaussagen und zu korrigierende Aussagen drin“, dass die Faktenchecker „jetzt viel zu tun haben werden“.

Möglichst viel Bullshit

Die ihm daraufhin von Atalay angebotene Gelegenheit, Weidel zu korrigieren, lehnte Habeck ab. Täte er das, käme er selbst nicht mehr dazu zu sagen, was er sagen wollte. An dieser Stelle wurde eine Devise der AfD deutlich: Möglichst viel Bullshit auf zeitlich engem Raum produzieren, dann bleibt mindestens ein Teil davon unkommentiert stehen. Schließlich wollen weder Moderierende noch andere Gäste mit Korrekturen den Rahmen der Sendung sprengen.

Zwei Äußerungen aus Weidels Energiepolitik-Block stellte stern.de schließlich richtig. Eine zum Thema CO2-Preis, eine weitere zu einer Benzinpreisprognose. In letzterem Fall flüchteten sich die Prüfer in Süffisanz. Auf die Behauptung „Wir werden Sprit-Preissteigerungen haben von bis zu einem Euro pro Liter“ reagierten sie mit dem Kommentar: „Sogar der größte deutsche Automobilclub geht von deutlich geringeren Werten aus. Mit der Formulierung ‚bis zu‘ ist Alice Weidel aber auf der sicheren Seite.“

An anderer Stelle der Sendung sagte Robert Habeck an Weidel gerichtet: „Ich empfehle den Faktencheck: Die erneuerbaren Energien machen den Strom günstiger.“ Ob er damit den Faktencheck von stern.de meinte oder Weidel eher grundsätzlich empfahl, ihre Fakten zu überprüfen, lässt sich natürlich nicht klären.

Einige Falschaussagen Weidels bleiben unerwähnt

Zu den, um es mit Habeck zu sagen: „vielen Falschaussagen und zu korrigierenden Aussagen“ Weidels, die weder in der Sendung noch im „Faktencheck“ aufgegriffen wurden, gehörte die irrwitzige Behauptung, die Ampel sei dafür verantwortlich, „dass wir offene Grenzen haben“. Tatsächlich sind die Grenzen seit 1985 „offen“. Zudem fehlte zum Beispiel eine Korrektur der falschen Aussage, dass „vor allen Dingen ausländische Staatsbürger“ Bürgergeld beziehen. Auch eine Überprüfung des apokalyptischen Satzes „Die Deindustrialisierung in unserem Land ist im vollen Gang“ fehlte.

Die Lücken in den drei genannten Fällen schloss dann der „Spiegel“. Er präsentierte ebenfalls einen umfangreichen Faktencheck in einem Live-Blog.* Die Redaktion des Nachrichtenmagazins wählte drei Äußerungen weniger aus als stern.de (18), begründete seine Bewertungen aber teilweise ausführlicher. Bemerkenswert sind dabei vor allem im Detail voneinander abweichende Einschätzungen.

Unterschiedliche Studien, unterschiedliches Ergebnis

Ein Beispiel: Alice Weidel erweckt in der Sendung den Eindruck, die Bundespolizei könne die gesamte deutsche Außengrenze sichern. stern.de beurteilt die Plausibilität so: „Rechnerisch mag eine derart dichte Bewachung der Grenze möglich sein – inwiefern das praktikabel oder in dieser Form sinnvoll ist, ist eine andere Frage.“ Die „Spiegel“-Dokumentare kommen nach ihren Recherchen dagegen zu einem etwas klareren Schluss: „Natürlich kann die 3.900 Kilometer lange deutsche Außengrenze nicht flächendeckend kontrolliert werden.“

In zwei Fällen weichen Einschätzungen zur Korrektheit von Zitaten voneinander ab. Bei Friedrich Merz’ Behauptung, dass Deutschland „beim Bauen deutlich teurer“ sei als Österreich, bezieht sich stern.de auf eine „Analyse des globalen Immobiliendienstleisters CBRE“ und sagt: „Auf Basis dieser Analyse hat Merz recht“. Die „Spiegel“-Dokumentare meinen dagegen, Merz’ Aussage sei „irreführend“ – was daran liegt, dass sie auch noch eine andere Studie gelesen haben.

Unterschiedliche Studienlektüren führen auch dazu, dass „Stern“ und „Spiegel“ bei einer Äußerung von Robert Habeck zu Milliardären zu nicht identischen Einschätzungen kommen. Habeck sagte in der Sendung: „Wir haben 130 Milliardäre, also Milliardäre, nicht Millionäre. Die haben im letzten Jahr 28 Milliarden mehr Vermögen bekommen.“ Stimmt, sagt stern.de mit Verweis auf eine Oxfam-Studie.

Der „Spiegel“ schreibt dagegen: „Habecks Aussage ist nicht korrekt.“ Denn: „Das manager magazin schätzt, dass es in 2024 sogar 249 Milliardäre in Deutschland gibt. Diese haben im Vergleich zu 2023 ein Vermögenszuwachs von 53 Milliarden Euro erzielt.“
Die vom „Spiegel“ verwendete Formulierung „nicht korrekt“ ist sozusagen korrekt. Aber wenn man davon ausgeht, dass das „Manager Magazin“ substanziellere Zahlen hat als Oxfam, besteht Habecks Fehler an dieser Stelle letztlich darin, dass er untertrieben hat. Das gehört nicht zu den größten Sünden in der politischen Kommunikation.

Dramatische Abweichungen sind das zwar nicht. Es ist natürlich möglich, dass „Stern“ und „Spiegel“ zu denselben Bewertungen gekommen wären, wenn sie mehr Zeit gehabt hätten, mehr Studien heranzuziehen. Aber aufschlussreich für eine generelle Debatte dazu, was Faktenchecks leisten und wie schnell sie es leisten können, sind diese Unterschiede allemal.

*Korrekturhinweis, 18.2.25: An dieser Stelle hatten wir zuerst geschrieben, der „Spiegel“ habe seinen Faktencheck erst nach Ende der Sendung veröffentlicht. Tatsächlich lieferte das Magazin bereits während des Quadrells einen Live-Faktencheck.

17 Kommentare

  1. Warum müssen die Sendungen eigentlich live sein? Bei einer Aufzeichnung könnte man doch parallel die Faltenchecks einblenden oder einschieben. Bei Live kann natürlich niemand behaupten, es wäre geschnitten worden, aber dann veröffentlicht man halt zusätzlich eine Fassung von einer einzigen Kamera.

  2. Gestern gab es einen Moment, bei dem die ARD-Moderation Alice Weidel faktisch widersprach, aber Weidel bei ihrer falschen Darstellung blieb. Daraufhin hieß es, das werde dann wohl der Faktencheck klären.

    Weidel: „Ja, unbedingt. Machen Sie dazu unbedingt den Faktencheck.“

    Das zeigte für mich klar auf, welchen Wert diese Checks haben: einen sehr geringen. Ich finde sie sinnvoll, um in Diskussionen ggf. auf eine Einordnung zurückzugreifen. Dabei geht es dann aber immer um gängige Behauptungen und selten um konkrete Redeanlässe. Ansonsten lese ich die auch nicht. Das Gesagte bleibt eben im Raum.

    Das Gespräch mit dem Faktenchecker von RTL hat auch gut die Schwierigleiten gezeigt: die labern so viel Stuss, dass man das unmöglich alles korrigieren kann. Geschweige denn in derselben Zeit die Quelle herausfinden und nachlesen und einordnen kann.

    Wer das übrigens vielleicht kann: KI. Wenn man eine KI gut programmiert, kann man vielleicht sogar eine grob sinnvolle Echtzeit-Einschätzung einblenden – und nicht erst später irgendwo veröffentlichen.

    Das letzte Problem der Faktenchecks wird oben gut beschrieben. Da ist eine Untertreibung auch falsch. Ich würde auch behaupten, wenn Deutschland die neunt-höchsten Kosten weltweit hat, ist „die teuersten“ noch eine zulässige Verkürzung von „unter den 10 teuersten Ländern“, mit der das Problem korrekt beschrieben wird. Aber Faktenchecks sind dann da sehr genau. Wenn gleichzeitig aber völliger Stuss geredet wird, ist das Urteil „eine Quelle konnten wir nicht finden, also können wir diese Aussage zumindest nicht bestätigen“. Je dreister die Lüge, desto harmloser der Faktencheck.

    Dann kann man sich das auch schenken.

  3. „An dieser Stelle wurde eine Devise der AfD deutlich: Möglichst viel Bullshit auf zeitlich engem Raum produzieren, dann bleibt mindestens ein Teil davon unkommentiert stehen. “
    Echt, erst an dieser Stelle?

    „(…) die irrwitzige Behauptung, die Ampel sei dafür verantwortlich, „dass wir offene Grenzen haben“.“
    Ampel – Merkel … rollt ähnlich gut von der Zunge. Bei der AFD geht es um Wirkung, nicht um Wahrheit. Ohne Sündenbock, kein Opfermythos.

    @2: „KI“ kann noch nicht mal Textinhalte vernünftig zusammenfassen
    https://blog.fefe.de/?ts=98281f44
    Da kann man auch nichts „programmieren“ … so ein LLM muss ja trainiert werden und danach weiß kein Mensch, wie die „KI“ zu ihren Ergebnissen kommt.
    Woher kommt dieser Glaube, dass KI irgendwas besser machen könne? Billiger für Arbeitgeber evtl., aber besser?

    „Je dreister die Lüge, desto harmloser der Faktencheck. “
    Amen.

  4. @Anderer Max:
    Man sollte Maschinen machen lassen, was Maschinen besser können:
    Daten zum Thema Sicherheit, Migration, EU, Wirtschaftseckdaten etc. hätte man schon mal als sichere Bank lernen lassen können.
    Dogwhistling kann eine trainierte KI erkennen und die entsprechenden Verdächtigen haben keine Chance mehr, irgendwelchen „shit“ zu „flooden“, weil sie nur noch unterbrochen würden.

    Möööp!

  5. Die einen sagen, Faktencheck bringt eh nix, weil die Politiker trotzdem lügen, die anderen sagen, wir müssen die Faktenchecks optimieren, schneller, besser, sonstwas machen. Mal ein ganz anderer Vorschlag: Lass alle raushauen, was sie wollen. Danach wird faktengecheckt. Aber bei der nächsten Sendung wird den Lügnern für jede Lüge Sprechzeit abgezogen. Hätten wir das vor z.B. zehn Jahren eingeführt, würde es heute bei jeder Talkshow nur noch um Fakten und Argumente gehen.

  6. Ich weiß nicht, was Sie alle haben.
    Talkshows sind generell eher ungeeignet, Lügen oder Halbwahrheiten zu entlarven. Mit dem Faktencheck ist es besser, aber nicht perfekt, und wenn es nicht perfekt ist, wird es schlecht geredet.

    Eigentlich wäre die Idee, dass man einzelne Politiker interviewt, die dabei mit ihren größten Unwahrheiten konfrontiert und hofft, dass das auch deren Wähler sehen oder lesen. Gewiss werden die üblichen Verdächtigen das auch kaputtreden.

  7. @#5 Ja, so Konsequenzen wären in der Tat angebracht. Wer dreimal in 10 Minuten Redezeit lügt oder nachweislich bewusst irreführt, sollte 6 Wochen Talkshow-Verbot bekommen – senderübergreifend. Reichelt wird die Leute allerdings dennoch einladen und diese Abmachung gewinnbringend torpedieren: Sehet her ihr kleinen Wichte, wie Die-Da-Oben die Redefreiheit beschränken – bei uns darf jeder sagen was er will. Wir sind die guten, wählt Nazis, damit es mir noch besser geht.

  8. @7: Ich meine ja, es ist besser, wenn die rechten Lügenschleudern sich mit der Realität beschäftigen müssen, statt ihnen den Freiraum zu überlassen, die Gesellschaft mit ihrem Bullshit zu fluten.
    Sprich: Ich halte es für sinnvoller, wenn Reichelt und Konsorten damit beschäftigt sind, sich darüber zu beschweren, dass ihre Lügen in der Öffentlichkeit sanktioniert werden, als dass sie sich sich damit beschäftigen, ungehindert ihre Lügen in der Öffentlichkeit zu verteilen.

    Der sarkastischen „3 Lügen für 6 Wochen Miosga-Verbot“ Losung stimme ich nicht zu. Wie wäre es mit: Wenn im nachträglichen Faktencheck einer Sendung klar wird, dass etwas gelogen war, werden in der nächsten Sendung mit der Person erst noch mal diese Lügen besprochen, bevor diese neue Redezeit erhält. Gilt natürlich für Alle. So würde der Aufklärung der Lüge auch mehr Zeit eingeräumt.
    Realistisch? Nur, wenn die Quote stimmt.

    @4: Da kommen bei mir Westworld-Vibes auf. Als Maeve erkennt, dass der Computer ihre Sätze formt, bevor sie sie ausspricht. Ich finde den Gedanken höchst unangenehm, dass eine (von wem kontrollierte?) KI Redeverbote erteilen könnte. Das ist ja ultimativ auch nur eine Auslagerung der Verantwortung. Ich fürchte, ohne Aufklärung und Mündigkeit (von Menschen) wird dat alle nix.

  9. Das ist nun mal so, man kann nicht alles haben. Und man kann nicht immer ganz vorn sein. Das gilt für alle, im Kleinen wie im Großen, für den FC Bayern München und für Deutschland. Aber wenn man das Ziel immer im Auge hat, wenn man sich täglich bemüht, dann ist man auf jeden Fall immer in der Spitzengruppe.
    Unterschiedlich sind nur die Sportarten. Der FC Bayern München spielt beim Fußball immer ganz vorn mit und gewinnt auffällig oft den Titel. Deutschland als Staat hält sich schon jahrelang im Spitzenfeld bei den Disziplinen Steuern, Abgaben, Gaspreis, Strompreis.

    Voriges Jahr sind wir beim Strompreis wieder Europameister geworden. Ein schöner Erfolg!
    Aber kein Grund arrogant zu werden. Denn im Weltmaßstab haben wir es noch nicht nach ganz oben geschafft. An den Könnern, wie etwa den Bermudas, kommen wir einfach nicht vorbei.
    Noch nicht.

  10. @FrankD:
    Da ist es doch viel besser, wenn der Staat den Strompreis deckelt.

    „Die EDF gleicht die Differenz zu den Erzeugungskosten ihrer Kraftwerke aus. Durch dieses System und die exorbitant hohen Kosten für den staatlich finanzierten Strompreisdeckel in der Energiekrise hat die EDF inzwischen einen Schuldenberg von über 50 Milliarden Euro angehäuft. Auch Emmanuel Macron hat inzwischen einsehen müssen, dass das System Reformbedarf hat. 2026 wird der Industriestrompreis um rund zwei Drittel auf sieben Cent steigen. “
    https://www.focus.de/earth/energie/neuer-atom-boom-in-vollem-gange-frankreichs-milliarden-akw-fiasko-zeigt-wie-falsch-merz-und-weidel-liegen_id_260644887.html

    Und nicht nur ist auch Frankreichs Atomindustrie komplett unterversichert, es gibt auch Null-komma-Null Rücklagen für Rückbau und Endlager. Die Forschung etc. hat der Steuerzahler dort ja schon bezahlt, den Rest zahlt er später.

    So ist das, mit „billigem“ Atomstrom.

    P.S.: Ich habe mal extra den Focus als Quelle genommen, um den „linksgrün“ Verdacht zu vermeiden.

  11. „In den laut Bericht wahrscheinlicheren Auslastungsszenarien läge der Preis sogar bei knapp 14 Cent.“
    Also halb so teuer wie in D.; und ja, da fehlt die Versicherung für einen Supergau – die Kosten wird man sowieso auf den Steuerzahler umlegen, nicht den Stromkunden – aber der dt. Steuerzahler zahlt die Supergaukosten vermutlich mit. Also alle Nachteile von Atomstrom, aber trotzdem hohe Stromkosten.

  12. @Mycroft:
    Sie glauben irgendwo bezahlt der Kunde den Erzeugerpreis? War wohl doch nichts mit Ihrer marktwirtschaftlichen Expertise?!
    Vielleicht mal das Ende des Artikels lesen?

    „Erneuerbare sind erheblich günstiger als Atomstrom
    SPD, Grüne und Linke hingegen setzen auf Erneuerbare Energiequellen und lehnen neue Kernkraftwerke kategorisch ab. Wind, Solar und Co. haben bereits 2024 rund 60 Prozent des deutschen Stroms erzeugt – Tendenz jährlich steigend. Außerdem ist Strom aus Erneuerbaren deutlich günstiger als Atomstrom. Während Solar- und Windenergie im großen Maßstab produziert dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme zufolge schon für zwischen 4,1 und 10,3 Cent erzeugt werden können, kostet Kernenergie aus neuen Atomkraftwerken unter Einbeziehung von Abbruch-, Entsorgungs- und weiterer Kosten zwischen 13,6 und 49 Cent pro Kilowattstunde. “

    Und das ist der Focus, der das noch so darstellt, dass es nicht komplett desaströs für AKWs aussieht.

  13. „Sie glauben irgendwo bezahlt der Kunde den Erzeugerpreis?“
    Nein.

    „Wind, Solar und Co. haben bereits 2024 rund 60 Prozent des deutschen Stroms erzeugt – Tendenz jährlich steigend.“
    Ja, das steht beim Statistischen Bundesamt. Da steht aber auch, dass 2024 mehr Strom importiert als exportiert wurde, weshalb wir immer noch Atomstrom verbrauchen, wenn auch ziemlich wenig.
    „Außerdem ist Strom aus Erneuerbaren deutlich günstiger als Atomstrom.“
    Man muss natürlich entweder den einen Endpreis mit dem anderen Endpreis vergleichen oder den Erzeugerpreis vor Subventionen mit dem anderen vor Subventionen. Insofern ist die Aussage von Weidel eh etwas weltfremd; bzw., wenn die dt. Regierung Solarenergie so bezuschussen würde wie die französische die Atomkraft, wäre sie natürlich auch dagegen.
    Dass die niedrigen Ökostromkosten sich nicht im Strompreis niederschlagen, liegt auch am Umbau der Netze, was etwas entspannter wäre, wenn die AKWs in D. noch so lange gelaufen wären, bis der Umbau erledigt wäre oder aber, wenn man mit dem Umbau eher angefangen hätte. „Danke Merkel!“ kann man da nur sagen.

  14. @Mycroft:
    „Da steht aber auch, dass 2024 mehr Strom importiert als exportiert wurde, weshalb wir immer noch Atomstrom verbrauchen, wenn auch ziemlich wenig.“
    Ich sehe schon, ausgerechnet ich muss Ihnen den Markt erklären.
    Nein, wir brauchen keinen Atomstrom, sondern unter bestimmten Umständen ist der französische Atomstrom günstiger als unsere Fallback Kraftwerke oder Strom von woanders.
    Und zwar weil der Preis in Frankreich staatlich gedeckelt ist und der Stromversorger fleissig Schulden anhäuft. Wobei es derzeit eine günstigere Phase ist.
    AKWs sind günstig, wenn die Baukosten abgeschrieben sind und der Abriss noch nicht einkalkuliert wird. 70% der frz. AKWs sind zwischen 30 und 50 Jahre alt, die Anfangssubventionen hat der Steuerzahler bereits bezahlt ( Kosten für Polizei ( Sicherheit ), mangelnde Abdeckung der Versicherung ( im Schadensfall ) , irgendwann mal Endlagerung und wahrscheinlich auch Rückbau bezahlt der Steuerzahler dann auch noch. Danke liebe Franzosen ) . Jedes Jahr können aber neuerdings Schäden wie vor 2 Jahren entdeckt werden, die dann wieder Frankreich zum Stromimporteur auf unbestimmte Dauer machen. Mit dem Alter der Meiler und dem Klimawandel wachsen die Chancen auf Ausfälle.

    Und ja, Netzausbau. Strompreiszonen würden da sicher etwas Beschleunigung bringen.
    Ansonsten haben wir die Bayern, die AKWs wollen, aber keinesfalls bereit sind, ein Endlager aufzunehmen. Sie dürfen auf gar keinen Fall am Verfahren beteiligt werden.
    Der Schutzheilige der Bayern scheint Florian zu sein.

  15. „Nein, wir brauchen keinen Atomstrom, …“
    Das stimmt. Ich schrieb ja auch, dass wir welchen _ver_brauchen statt „brauchen“.
    Außerdem tragen wir das Risiko mit, dass im benachbarten Ausland so ein AKW explodiert. Insofern ist es etwas Augenwischerei zu sagen, dass wir aus der Atomkraft ausgestiegen seien.
    „…irgendwann mal Endlagerung und wahrscheinlich auch Rückbau bezahlt der Steuerzahler dann auch noch. Danke liebe Franzosen.“
    Ja, wir sind da offenbar einer Meinung. Wobei den Rückbau selbst hat der französische Steuerzahler zu zahlen, der deutsche zahlt nur die Kosten für das verstrahlte Rheinland.
    Wenn die realen Kosten für Atomstrom zwischen 14 und 49 ct/kWh liegen, die halt zwischen „Kunde“ und „Steuerzahler“ aufgeteilt werden, und die theoretischen für Erneuerbare bei unter 11 ct/kWh, ok, dann zahle ich als Kunde gerne sogar 20 ct/kWh, wenn ich dafür als Steuerzahler damit gar nichts mehr zu tun hätte. Jaja, Ponyhof und Wunschkonzert.

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