Im Sommer hat „Bild“ Corona für beendet erklärt und gegen alle gewettert, die irgendwelche Einschränkungen aufrecht erhalten wollten. Warnungen vor einer vierten Welle wurden als „Panikmache“ abgetan. Nun ist die vierte Welle mit voller Wucht da – und „Bild“ prangert die fehlenden Maßnahmen an.
Verlegerpräsident Mathias Döpfner hat in einem Rundschreiben an die deutschen Zeitungsverlage auf den Unmut über seine Äußerungen reagiert. Er nehme die Kritik „sehr ernst“. Die Aufregung könne er nachvollziehen.
Holger Klein spricht mit Stefan Niggemeier in der Spezial-Ausgabe des Übermedien-Podcasts über den Rauswurf von „Bild”-Chef Julian Reichelt, die Taktik von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner und das Eingreifen von Ippen-Verleger Dirk Ippen, der die Veröffentlichung von Recherchen über „Bild“ in den eigenen Medien stoppte.
Monatelang geht ein Team von „Ippen Investigativ“ (früher: „Buzzfeed News“) den Vorwürfen nach, die mehrere Frauen gegen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt erheben. Kurz vor der Veröffentlichung stoppt Dirk Ippen die geplante Berichterstattung. Die Redaktion protestiert in einem Brief: „Wir sind schockiert von dieser Entscheidung.“
Seit sechs Wochen ist „Bild“-TV auf Sendung. Das Grundprinzip ist Empörung. Wie weit lässt sich das treiben und um welchen Preis? Darüber spricht Holger Klein mit Stefan Niggemeier.
Es ist vielleicht der erste Fall, bei dem eine Radikalisierung im Umfeld von Corona-Verschwörungsideologen zu einem Mord geführt hat. Aber für die „Bild“-Zeitung ist er kein großes Thema. Dabei gäbe er Anlass, die eigene Berichterstattung zu hinterfragen.
„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt war zu Gast bei der Jungen Union, mitten im Wahlkampf. Er lieferte eine Propagandashow ab – für sich, nicht die CDU.
Kritiker sehen im neuen „Bild“-Fernsehprogramm eine deutsche Version des rechten US-Krawallsenders. Der Vergleich liegt nahe, aber er trifft nicht ganz, auch wenn „Bild“ gerade außerordentlich schrill ist. Vor allem ist das gesellschaftliche Umfeld ein anderes.
Am Sonntag geht der neue „Bild“-Sender auf Sendung. Wie der funktionieren wird – und was an ihm zu fürchten ist – konnte man schon in den vergangenen Monaten im Internet sehen.
In einer internen Videokonferenz erläutert der Springer-Chef der „Bild“-Belegschaft, wie das Compliance-Verfahren gegen Chefredakteur Julian Reichelt ausgegangen ist. Der bittet seine Kolleginnen und Kollegen um Entschuldigung und beklagt, „vernichtenden Hass“ zu spüren bekommen zu haben.
Julian Reichelt werden Machtmissbrauch und Mobbing vorgeworfen. Eine Untersuchung läuft. Er ist beurlaubt. Holger Klein spricht mit Stefan Niggemeier über den „Bild“-Chefredakteur, wie und was man überhaupt berichten kann und darf – und was der Fall für Axel Springer bedeutet.
Der „Bild“-Chefredakteur kündigt an, sich gegen die zu wehren, „die mich vernichten wollen, weil ihnen ‚Bild‘ und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt“. Was bedeutet seine vorübergehende Freistellung?