An vielen Stellen findet sich eine einfache Erklärung für das Drama beim Zeitschriftenverlag: Die zahlenfixierten Chefs von Bertelsmann hätten die Marken nicht ins Digitale überführt, die Journalisten selbst könnten nichts dafür. Das stimmt so nicht.
Keine Pressekonferenz, kein selbstgedrehtes Video, nur eine dünne Pressemitteilung: Christine Lambrecht tritt als Verteidigungsministerin zurück. Nicht aber, ohne den Medien, die sie hart kritisiert hatten, die Schuld daran zu geben.
Beim Verlag Axel Springer schließt man nicht aus, die Redaktionen seiner Zeitungen zusammenzulegen. Dahinter steckt eine offene Missachtung des Wertes, den die eigene Marke für die Journalisten hat.
In Nordrhein-Westfalen streikt seit fast elf Wochen das Personal an sechs Uni-Kliniken für bessere Arbeitsbedingungen. Einiges an dem Arbeitskampf hat historische Ausmaße, aber die Medienresonanz ist vergleichsweise gering. Das ist unschön, lässt sich aber erklären.
Beim „Pioneer Briefing“-Newsletter ist jemand in einen Topf voll Photoshop gefallen, und das Ergebnis ist psychedelisch. Über eine stolze Magazin-Tradition und ihre nicht immer ganz so gelungene Gegenwart, die täglich im E-Mail-Postfach landet.
Viele Leute scheinen das Gefühl zu haben, dass der Bundeskanzler nicht mit ihnen kommuniziert. Woher kommt das? Und stimmt das überhaupt?
Grauer Hintergrund, Stückchen nach rechts, Arme verschränken – so werden bei der „Welt“ Autorenfotos geschossen. Warum das keine schlechte Idee ist, aber trotzdem ein bisschen nach Mannschaftsaufstellung und noch ein bisschen mehr nach Sitcom aussieht.
Angeblich schieben im Westen der USA Tausende Diebe seelenruhig Beute aus den Läden, weil die Taten nicht mehr verfolgt werden dürfen, solange es um weniger als 950 Dollar geht. So berichtet es „Focus Online“. Daran stimmt ungefähr nichts.
Die Reaktionen auf die erste große Fernsehdebatte von Baerbock, Laschet und Scholz haben es gezeigt: Mehr oder weniger bewusst wünschen sich die Menschen gerade den Kanzler, der am besten einen Kanzler spielen kann.
Wie soll man in Zeiten der Pandemie eine Lifestyle-Zeitschrift machen? Die Kulturtechnik „Fotoshooting“ ist implodiert, zu promoten gibt es gerade auch fast nichts. Doch wichtigste Frage lautet: Welches Lebensgefühl wünschen sich die Menschen in ein paar Monaten?
Damals, 2020, als man durchs Zuhausebleiben zum Helden wurde: Die Bundesregierung wirbt mit einer Parodie auf Veteranen-Geschichten für den Kampf gegen die Pandemie. Und löst bei „Bild“- und „Welt“-Leuten damit eine Art intellektuelle Kernschmelze aus.
Wer machen kann, was er will, steht vor der schwierigen Aufgabe, wissen zu müssen, was er will. Über lineares Fernsehen, Netflix, gemeinsames Schwingen – und wie Unverfügbarkeit Begehrlichkeit weckt.