Vor zwei Jahren berichtete der Musiker Gil Ofarim in einem Instagram-Video darüber, dass er in einer alltäglichen Situation in einem Hotel Opfer einer antisemitischen Beleidigung geworden sei. Die öffentliche Empörung darüber war groß. „Für die jüdische Community war diese Story eine Non Story“, sagt Laura Cazés, Leiterin der der Abteilung Kommunikation und Digitalisierung bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Denn die Erfahrung, Antisemitismus zu erleben, sei für Jüdinnen und Juden in Deutschland eine sehr alltägliche.
Diese Woche hat Ofarim überraschend zugegeben, dass seine Vorwürfe gelogen waren. Den Schaden werden vor allem auch die tragen, die tatsächlich Anfeindungen erleben. Cazés: „Das Problem ist, dass jüdischen Personen ohnehin schon Antisemitismus als Erfahrung abgesprochen wird.“ Und das gelte vor allem für Personen, die kein öffentliches Sprachrohr haben.
Was können Journalist:innen besser machen, wenn sie über Antisemitismus berichten? Welche Stimmen werden zu wenig gehört? Und was hat sich seit dem 7. Oktober, dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel, für Jüdinnen und Juden in Deutschland verändert?
Darüber sprechen Holger Klein und Laura Cazés diese Woche im Übermedien-Podcast. Die neue Folge „Holger ruft an …“ hören Sie hier.
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Die Gesprächspartnerin
Laura Cazés leitet bei der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland den Bereich Kommunikation und Digitalisierung und ist regelmäßig als Moderatorin tätig. Als Publizistin und Rednerin befasst sie sich damit, wie vielfältig jüdische Lebenswelten in Deutschland sind und wie sie in gesellschaftliche Debatten einbezogen werden. 2022 erschien der von ihr herausgegebene Sammelband „Sicher sind wir nicht geblieben – Jüdischsein in Deutschland“ bei S. Fischer.
Was ich daraus mitnehme, ist, dass einzelfallbezogene Berichterstattung keine flächendeckenden Probleme abbilden kann, es sei denn, man nimmt den Einzelfall nur zum Anlass, über die flächendeckenden Probleme zu berichten, statt nur über den Einzelfall.
(Die Frage, ob Juden „wirklich“ Diskriminierung und Gewalt erführen, hielt ich schon vorher für extrem „naiv“…)
Danke für das schöne Interview.
Was ich daraus mitnehme, ist, dass einzelfallbezogene Berichterstattung keine flächendeckenden Probleme abbilden kann, es sei denn, man nimmt den Einzelfall nur zum Anlass, über die flächendeckenden Probleme zu berichten, statt nur über den Einzelfall.
(Die Frage, ob Juden „wirklich“ Diskriminierung und Gewalt erführen, hielt ich schon vorher für extrem „naiv“…)