Wochenschau (150)

Klimakrise: Nepper, Verschlepper, Bauernfänger

Macht ist, nicht nur Handlungsfähigkeit und Souveränität zu haben, sondern andere am Handeln hindern zu können. Mit ein paar gesäten Zweifeln etwa. Bei der Klimakrise kommt beides ganz besonders deutlich und schmerzlich zusammen.

„Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Packen wir es richtig an, kann Klimaschutz aber auch zu einer unserer größten Chancen werden“, schreibt die FDP gelbgelaunt auf ihrer Homepage. So ganz anders klingt das bei CDU-Politiker Erwin Rüddel auf Twitter, der kürzlich den Satz „Die CO2-Theorie ist nur geniale Propaganda“ retweetet hatte, zusammen mit einem Link zu einem „Welt“-Artikel mit gleichlautendem Titel aus dem Jahr 2011. Dazu verlinkte Rüddel einen eigenen Text, den er im Mai auf seiner Abgeordnetenseite veröffentlicht hatte. Titel: „Deutschland, das ‚Klima‘ – und einige offene Fragen“.

Beide Aussagen – Klimaschutz als Chance, Klimakrise als Propaganda – wirken, als handele es sich um ein Gegensatzpaar. In Wirklichkeit sind sie jedoch zwei Seiten derselben Klimakrisenverschleppungsmedaille.

In seinem Statement unternahm Rüddel den Versuch, Argumente für eine gewisse Dringlichkeit beim Bewältigen der Klimakrise zu widerlegen. Aussagen wie beispielsweise „Ob der Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist, wird von manchen bestritten“ oder „es grenzt an Hybris, ihnen [den jungen Menschen] gegenüber heute zu behaupten, dass die Menschen einen gesicherten Einfluss auf die Erderwärmung in einem Umfang des 1,5°C Zieles haben werden, wie es das Pariser Klimaabkommen postuliert“ lesen sich wie ein Best-of konservativer Klimakrisenkritik.

Ähnliche argumentative Muster finden wir auch bei der FDP sowie dem Klimaleugnungs-Thinktank EIKE. Und so war es nicht verwunderlich, dass man am vergangenen Donnerstag auch Christian Dürr, den Fraktionsvorsitzenden der FDP, bei Markus Lanz mit dieser Haltung bestaunen durfte: Er kämpfte entgegen aller Argumente, die sowohl der Moderator als auch der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze vorbrachten, um die technologieoffene Automobilität und E-Fuels, als ginge es ihm tatsächlich um die Rettung der Welt.

Sicherlich fallen Ihnen weitere solcher Beispiele ein. Für mich markieren sie mittlerweile eine neue Phase von Klimakrisenverdrängung in Deutschland. Einlassungen von zumeist liberalen oder konservativen Politiker:innen, die mithilfe sogenannter Obstruktionstaktiken unbeirrbar Auseinandersetzungen verschleppen und Lösungen blockieren. Diese kommunikative Strategie einer Diskursverschiebung verhindert oder verlangsamt zumindest Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise. Dabei ist eine gewisse rhetorische Anpassungsfähigkeit erforderlich, denn heutzutage kann man sich natürlich nicht einfach AfD-mäßig hinstellen und den menschengemachten Klimawandel leugnen, wie etwa Flatearther die Rundheit der Erde bestreiten.

Gehirnwaschmittel in unterschiedlichen Härtegraden

In einer Studie, die im Magazin „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht wurde, stellten James Painter und sein Forschungsteam am Reuters-Institut fest, dass der öffentliche Diskurs über die Klimakrise sich weltweit verändert hat. Und zwar dahingehend, dass nicht mehr die Klimaforschung infrage gestellt wird, sondern die Notwendigkeit, gegen die Klimakrise tätig zu werden. Im Rahmen einer länderübergreifenden Medienanalyse sah man sich Nachrichtensendungen auf 20 verschiedenen Kanälen in Australien, Brasilien, Schweden, Großbritannien oder den USA an, die Berichte über den IPCC-Report 2021 und über die wissenschaftlichen, physikalischen Grundlagen des Klimawandels beinhalteten. Dabei stellten die Forscher:innen fest: Wissenschaftsleugnung sei nicht im Mainstream angekommen; was aber nun verfange, seien die Obstruktionen, also das, was der Soziologe Keith Kahn-Harris in seinem Buch „Denial: The Unspeakable Truth“ als „sanftes Leugnen“ beschreibt:

„Im Bereich des Leugnens der globalen Erwärmung werden langsam Quasi-Geständnisse üblich, die mit der Zeit die Wissenschaft anerkennen, ohne jedoch die politischen und moralischen Prioritäten aufzugeben. Die Behauptungen, die von Leugnern der globalen Erwärmung im Laufe der Zeit aufgestellt wurden, weisen eine gewisse Ordnung auf:

  1. Die anthropogene globale Erwärmung ist nicht möglich.
  2. Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung ist möglich, findet aber nicht statt.
  3. Die globale Erwärmung findet statt, aber sie ist nicht anthropogen.
  4. Die anthropogene globale Erwärmung findet statt, aber sie ist kein Problem.
  5. Die anthropogene globale Erwärmung findet statt, aber es ist ein Problem, an das wir uns anpassen können, und es gibt ernstere Probleme, die die Menschheit vorrangig angehen sollte.
  6. Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung findet statt und verursacht ernsthafte Probleme, aber es ist zu spät, etwas dagegen zu tun, außer sich anzupassen.“

Dasselbe Gehirnwaschmittel, unterschiedliche Härtegrade. Diese Progressionsstufen hin zu einem sanften Leugnen decken sich wiederum mit den fünf systematischen „Super-claims“, in die der Kognitionswissenschaftler John Cook Fehlinformationen über den Klimawandel einteilt:

  1. Die globale Erwärmung findet nicht statt.
  2. Menschliche Treibhausgase sind nicht die Ursache für eine globale Erwärmung.
  3. Klimaauswirkungen sind nicht schlecht.
  4. Klima-Lösungen werden nicht funktionieren.
  5. Klimabewegung und Klimawissenschaft sind unseriös.

In Deutschland scheinen wir uns im Schema des „sanften Leugnens“ von Keith Kahn-Harris politisch je nach Akteur:in zwischen Punkt 4 und 6 zu befinden. Man versucht die Verantwortung umzuleiten. Entweder auf eine Zukunft, die rettende Innovationen parat halten soll, auf den grünen Verbraucher oder auf andere emittierende Länder. Und das alles, um nur nicht jetzt so handeln zu müssen, wie es die Dringlichkeit der Sache eigentlich erforderlich macht.

Mithilfe von Obstruktionstaktiken, wie sie Kristoffer Ekberg, Bernhard Forchtner, Martin Hultman und Kirsti M. Jylhä in ihrem interdisziplinären Buch „Climate Obstruction: How Denial, Delay and Inaction are Heating the Planet“ beschreiben, säen politische, mediale oder wirtschaftliche Akteur:innen genügend Zweifel, um die Richtigkeit oder Notwendigkeit des Kampfes gegen die Klimakrise grundsätzlich infrage zu stellen. Ziel ist es, durch genügend Verunsicherung zu verhindern, dass sich ein Konsens für das Ergreifen notwendiger Maßnahmen bilden kann. Die Mikroverunsicherungen sollen die diskursive wie politische Startlinie verschieben, von der wir eigentlich schleunigst lossprinten müssten.

Zudem werden diejenigen, die versuchen, Mobilisierungssarbeit für die ökologische Transformation zu leisten, damit behelligt, beständig die Falschaussagen der Blockierer zu widerlegen. Das politische Hin und Her in Bezug auf den „Heizungs-Hammer“ war hierfür ein Paradebeispiel. Den Zweifelsäenden gelingt es dadurch, zumindest diskursiv eine Alternative anzubieten, die mutmaßlich bessere und angenehmere Lösungen verspricht als die real notwendigen Veränderungen und die furchteinflößende klimatische Wirklichkeit. Jede Idee aus dem Setzkasten der „Climate Obstruction“ ist ein freundliches Verdrängungangebot, das die erregten Gemüter entlasten, aber nicht zu Lösungen beitragen soll.

Wissenschaflter:innen an der Universität Cambridge haben 2020 vier wiederkehrende Erzählungen in den Diskursen der Klimakrisenleugner ausgemacht, die sich folgendermaßen umschreiben lassen:

„Jemand anderes sollte zuerst etwas unternehmen.“

Das, was wir machen, bringt nichts, wenn die anderen nicht mitmachen!

Hier geht es wenig überraschend darum, die Verantwortung umzuleiten. Im Klimadiskurs erfolgt dies auf drei Arten: Whataboutism, Individualisierung und das Trittbrettfahrerproblem.

„Ob der Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist, wird von manchen bestritten. Aber wenn wir, um unnötige Kontroversen zu vermeiden, annehmen, es wäre so, dann bleibt doch die Tatsache bestehen, dass sich der deutsche Anteil am CO2 in der Luft irgendwo im Promillebereich bewegt und so verschwindend gering ist, dass sich das ‚Klima‘ selbst dann kaum messbar verändern würde, wenn es Deutschland morgen nicht mehr gäbe.“

Das schreibt der CDU-Politiker Rüddel auf seiner Seite. Und das ist: Whataboutism. Im Gegensatz zu China ist Deutschland nicht China. Nirgendwo anders würde man das „Aber die anderen!“-Argument gelten lassen, aber bei der größten Krise der Menschen ist das der Lieblings-Take der Passivbleibenwoller.

Über die Verindividualisierung des Problems wurde bereits oft gesprochen. Wir wissen inzwischen hoffentlich alle, dass der CO2-Fußabdruck eine Erfindung der fossilen Industrie ist. Er bleibt allerdings die wirkmächtigste Verzögerungstaktik, da diese Erzählung zum einen dank marktradikaler Thinktanks 40 Jahre lang durch erfolgreiche Lügenkampagnen der größten Öl-Firmen kultiviert und verfeinert wurde. Und zum anderen diejenigen zu engagierten Komplizen macht, die glauben, dem Klima wäre geholfen, wenn wir uns alle persönlich nur mehr zusammenreißen und mehr machen würden. Zudem hat dieses Märchen nicht nur eine lange Tradition; seine Erzähler:innen haben auch astronomisch viel Geld zur Verfügung, um die Idee der Verbraucher:innen als tapfere Klimahelden zu verfestigen.

„Um dieser frustrierenden Ohnmacht zu entkommen, müssen wir uns von dem Mythos des grünen Verbrauchers befreien, der die Nachhaltigkeitsdebatte seit etwa 30 Jahren überschattet. Solange wir uns von individuellen Verhaltensänderungen blenden lassen, werden wir einer Lösung nicht näher kommen. Strukturelle Veränderungen erfordern politische Interventionen“, schreibt der niederländische Journalist Jaap Tielbeke in seinem jüngsten Buch „Een beter milieu begint niet bij jezelf“ (Eine bessere Umwelt fängt nicht bei einem selbst an) – und weiter: „Denn während besorgte Bürger sich für ihren ökologischen Fußabdruck schämen, stützen Unternehmen bewusst ein schädliches System.“

Wenn jeder damit beschäftigt ist, allein die Welt zu retten, und das hauptsächlich über Konsumentscheidungen, braucht ein profitorientiertes System strukturell nicht viel zu ändern. Systemische Probleme werden so ausschließlich zu einer Angelegenheiten der Eigenverantwortung. Das bedeutet praktischerweise auch, dass man das Nicht-Gelingen dem Individuum vorwerfen kann. Unvergessen ist die Sternstunde Christian Lindners Ende März bei Maybrit Illner, als er seinen Verkehrsminister Volker Wissing verteidigte:

„Es ist nicht Volker Wissing, der die Klimaziele im Verkehr nicht erreicht, es sind die Bürgerinnen und Bürger, die die Klimaziele nicht erreichen, weil die Menschen eben mobil sein wollen.“

Das ist natürlich eine herrlich liberale Herangehensweise: Jeder ist selbst seines Klimas Schmied!

Doch solch eine Behauptung erschreckt mich doch immer noch ein bisschen, wenn sie mit solch einer politischen Überzeugtheit vorgetragen wird – denn sie bedeutet, dass die Klimakrise offenbar nicht soziologisch gedacht wird. Der Einzelne soll durch sein Verhalten Verantwortung übernehmen – für Entscheidungen anderer, deren Opfer er selbst ist. Beispielsweise die Ausgestaltung der Energiepolitik oder die Organisation von Infrastruktur und Mobilität.

Und dann ist da noch das mutmaßliche Trittbrettfahrerproblem; die Behauptung, dass es nichts bringt, wenn wir beispielsweise in Deutschland CO2 einsparen, weil dann diejenigen, die sich nicht an den Einsparung der Emissionen beteiligen, von uns profitieren würden. Es ist einerseits die Vorstellung, dass die eigenen Bemühungen von anderen ausgenutzt werden, und andererseits die Schlussfolgerung daraus, dass es mathematisch nichts bringt, wenn man das einspart, was andere folglich doppelt emittieren. Dieser Gedanke steht nahezu wörtlich bei Rüddel:

„Es liegt auf der Hand, dass nicht nur China, sondern auch viele andere Staaten durch den forcierten Ausbau fossiler Energien künftig mehr als zunichtemachen werden, was Deutschland und die EU in den kommenden Jahren bestenfalls einsparen können. Das bedeutet: Alles, was die einen einsparen, werden andere Länder verbrauchen.“

„Ein grundlegender Wandel ist gar nicht erforderlich.“
Wir machen doch schon ganz viel!

Auf der Webseite der FDP findet man folgendes Aufbruchsversprechen:

„Wir sind davon überzeugt, dass wir einen effektiven Klimaschutz nur dann erreichen, wenn wir auf Erfindergeist und Technologieoffenheit setzen. Im Verkehrsbereich müssen wir neben der Elektromobilität deshalb auch das Potenzial von E-Fuels nutzen. Sie sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität. Wir setzen uns dafür ein, dass auch nach 2035 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in der EU zugelassen werden, wenn sie mit E-Fuels betrieben werden.“

Der technologische Optimismus bündelt die Aufmerksamkeit und Ressourcen auf Lösungen, die möglicherweise Hoffnung spenden, aber ebenso eine Flucht vor der Zukunft darstellen. Er ist ein Märchen für Erwachsene, das die Illusion verkauft, man könne sich durch Technologie aus der Krise heraus innovieren. Diese Ablenkung – die den Menschen als erfindungsreiches Genie imaginiert, das das Klima stets unter Kontrolle hat – führt ebenfalls zur Verlangsamung der Klimaschutzmaßnahmen. Es mangelt ihr an Realismus, sie leugnet den politischen Charakter der Klimakrise, und verwischt so die wirtschaftlichen und sozialen Machtverhältnisse, die diese Krise erzeugen und die diese Krise erzeugt haben. Sie lässt die Verantwortlichen komplett außen vor. Im Gegenteil gerieren sich die Verursacher:innen der Klimakrise als Teil der Lösung.

Eine weitere rhetorische Strategie, die in die Kategorie „Wir machen doch schon ganz viel!“ fällt, betitelte die Cambridge-Analyse als „all talk, little action“ – viel Gerede, wenig Handeln. Indem die Anforderungen für einen Erfolg sehr niedrig angesetzt werden, wird jeder kleine Fortschritt bei der Reduktion der Emissionen zum Beleg dafür, wie viel doch schon getan wird. Dadurch werden Argumente, die für ein entschiedeneres, schnelleres Vorgehen plädieren, entkräftet – schließlich zeige das, was man macht, doch schon Wirkung. Und diese Fiktion ist wiederum eng mit der Idee verknüpft, dass man nur nicht zu schnell vorpreschen darf. Ausgerechnet auf der Klimaautobahn fordert die FDP ein Tempolimit.

Symptomatisch fand ich die Rede von Christian Lindner auf dem FDP-Parteitag im April, auf dem er Volker Wissings Vorgehen im Verkehrssektor verteidigen wollte. Lindners Argumentation war, dass Wissing die gesetzlich vorgegeben Klimaschutzziele gar nicht einhalten könne; es sei denn, man würde jetzt so rigoros handeln, dass die Bevölkerung nicht mehr mitgehen werde. Was für eine hellsichtiger Moment versehentlicher Selbsterkenntnis.

„Im Grunde müsste man fortwährend Sofortprogramme in jedem Jahr beschließen, und zwar mit harten, teilweise drakonischen Maßnahmen. Wollte Volker Wissing auf Punkt und Komma in seinem Sektor, den er verantwortet, würde er die Klimaziele, die ihm vorgegeben sind, eins zu eins in seinem Sektor einhalten wollen, dann reden wir nicht übers Tempolimit, dann reden wir in wenigen Jahren davon, dass wir über Fahrverbote nachdenken müssen: Wer kein Elektroauto hat, der bekommt am Sonntag ein Fahrverbot. Ich bin überzeugt, die Mehrheit der Bevölkerung würde solche drakonischen Maßnahmen und Eingriffe in ihre Freiheit ablehnen.“

Lindner weiß, dass die notwendigen Maßnahmen mit der Blockadehaltung der FDP nicht erreicht werden können. Die Pointe dabei ist natürlich, dass die Klimaschutzziele nicht zu groß sind, sondern eben notwendig, die Bemühungen nicht zu rigoros, sondern eben zu langsam.

Im Kontrast zur Besonnenheit der Ballflachhalter scheint so jede Forderung nach Verschärfung oder Beschleunigung als alarmistisch und führt folglich zum Vorwurf der irrationalen, sektenartigen oder gar teuflischen Hysterie.

Rüddel präsentiert hierfür eine beispielhafte Formulierung:

„Die Propheten der ‚Klimahölle‘ haben es geschafft, hierzulande ein gesellschaftliches Klima zu erzeugen, in dem der ‚Kampf gegen die Klimakrise‘ teilweise quasi-religiöse Züge angenommen hat. Dazu drängen sich unerfreuliche Assoziationen auf – etwa an Savonarola, an die Wiedertäufer, die Kinderkreuzzüge und an allerhand verwirrte Untergangssekten.“

Klimaschutz und Religiosität zusammenzubringen ist ein gängiges Framing. Die italienische Klima-Journalistin und Fotografin Stella Levantesi erklärt in ihrem Buch „I bugiardi del clima: Potere, politica, psicologia di chi nega la crisi del secolo“ (Die Klimalügner: Macht, Politik und Psychologie derer, die die Jahrhundertkrise leugnen):

„Die Verknüpfung des Klimawandels mit der Religion verstärkt auch die Botschaft, dass es sich um eine Glaubensfrage handelt und nichts mit einer faktischen, physischen Realität zu tun hat. Mit anderen Worten: Sie neutralisiert den Konsens der Klimawissenschaft.“

Und auch hier geht es darum, bestehende Kräfteverhältnisse und Machtasymmetrien nicht ins Wanken zu bringen. Es wird viel geredet, aber nichts getan.

„Die Veränderungen werden Nachteile haben.“
Macht mal halblang!

Die möglichen Nachteile des Klimaschutzes werden so sehr betont, dass sie die Nachteile eines ausbleibenden Klimaschutzes auf magische Weise neutralisieren. Die sozialen Auswirkungen werden in den Fokus genommen – was gut ist – und mit der Behauptung verknüpft, dass die ökologische Transformation viel zu belastend und kostspielig sei – was schlecht ist. Denn in diesem Gegensatzpaar wird ausgeblendet, wie teuer es für arme Menschen wird, wenn ökologisch nicht oder zu langsam gehandelt wird. Die Bekämpfung der Klimakrise kann nicht ohne die Bekämpfung ökonomischer Ungerechtigkeiten gedacht werden. Der globale Süden wird am härtesten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sein. Menschen, die es sich nicht leisten können, unter den veränderten Bedingungen zu überleben, werden sterben. Zugleich werden durch Hitze, Dürren, Brände oder Überflutungen die größten Migrationsströme der Geschichte ausgelöst werden.

Die Frage ist, ob in einem anderen Kontext ebenso leidenschaftlich über Ungerechtigkeiten und die Benachteiligung Einkommensschwacher gesprochen wird – oder ob Liberale und Konservative nur im Falle des Klimas plötzlich zu Klassenkämpfern werden?

„Es ist nicht möglich, den Klimawandel abzuschwächen.“
Machen wir uns nichts vor. Akzeptiert endlich die Realität!

Pech! Aus! Finito! Es bringt alles nichts! Wir sollten „unsere Aufmerksamkeit verstärkt darauf richten, wie wir mit dem Klimawandel künftig leben können, indem wir uns rechtzeitig auf mögliche Folgen der Erderwärmung einstellen“, erklärt der CDU-Politker Rüddel. „Fest steht, dass weder Deutschland allein noch die Europäer allein eine Chance haben, den Klimawandel aufzuhalten.“

Die letzte Geschmacksrichtung konservativer Verdrängung ist der Doomismus, die simple Empfehlung, dass wir eben mit den Folgen der Klimakrise leben müssen.

Insgeheim wissen, was man nicht wahrhaben will

Die Anhänger:innen des Klima-Passivismus gefallen sich darin, Untätigkeit oder unzureichende Bemühungen zu rechtfertigen, indem sie die Verantwortung und die sozialen Kosten von sich weisen und verdrängen. Der Begriff der Klima-Obstruktion ist hilfreich, um dies zu benennen und zu kritisieren, da er auf eine Verhinderung verweist – ein aktiver Prozess – und damit die Frage erlaubt, wer verhindert. Das sollte bei der Betrachtung der kommunikativen Strategien der Akteure und Parteien immer präsent sein: Wer blockiert hier gerade durch seine Rhetorik etwas? Warum bemüht man sich so sehr um unser Zögern?

In ihrem Buch „It’s Not That Radical: Climate Action to Transform Our World“ schreibt die Aktivistin und Autorin Mikaela Loach:

„Es wird oft behauptet, dass die Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, den Klimawandel nicht ernst nehmen. Tatsächlich nehmen sie ihn aber viel ernster als fast jede andere Institution, seit sie in den 1980er Jahren herausgefunden haben, wie verheerend ihre eigenen Produkte sind. Sie haben den Klimawandel so ernst genommen, dass sie Milliarden von Dollar ausgegeben haben, um Fortschritte und Maßnahmen zu verzögern.“

Man wünschte sich, Konservative und liberale Akteur:innen würden die Klimakrise so ernst nehmen wie die fossile Industrie es tut. Kahn-Harris beschreibt in „Denial: The Unspeakable Truth“, dass Leugnung aus dem Bereich des Wissens um die Wahrheit und Angst vor der Wahrheit kommt. Die traurige Feststellung ist also, dass die Obstruktionisten insgeheim wissen, was sie nicht wahrhaben wollen. Dieses verdruckste Verschleppen und opportunistische Verzögern kommt auch bei der Bevölkerung genauso an und führt zur Ungeduld mit der Ampel-Regierung. Die politische Kommunikation der Klimakrise besteht derzeit aus viel „was wir machen bringt nichts, wenn die anderen nicht mitmachen“, „wir machen schon ganz viel!“, „machen wir mal halblang!“ und „machen wir uns nichts vor“. Es ist sicher kein Zufall, dass letzte Woche mindestens zwei großartige Texte veröffentlicht wurden, die fast verzweifelt zur Handlung aufrufen. Die Überschriften der Artikel von Jonas Schaible („Spiegel“) und von Vera Schröder (SZ) lauten

„Das ist keine Übung!“

und

„Macht endlich“.

15 Kommentare

  1. Was für ein toller, erkenntnisreicher Artikel.

    Ich habe da noch eine Anmerkung zu

    Das, was wir machen, bringt nichts, wenn die anderen nicht mitmachen!

    Warum sollen wir Emissionen senken, bringt eh nichts, weil China nichts tut? Das Gegenteil ist der Fall: China tut mehr als alle anderen zusammen.

    Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt (altes Chinesisches Sprichwort). Ich gebe mein bestes, wenn ich auch nicht immer so konsequent handle, wie ich weiß, dass es richtig wäre. Wenn das alle täten, wäre viel geholfen.

    Und trotzdem muss die Politik die Leitplanken anders aufstellen: Gebt/lasst den Menschen so viel Einkommen, dass sie den Grundernergiebedarf stemmen können, macht die Energie aber so teuer, dass es sich lohnt, keine Energie zu verschwenden.

  2. In Teilen von China haben wir nun bis 52° Celsius gehabt. Ich denke, dass es da keine weitere Motivation braucht.
    Ja, China baut zur Absicherung ( vor allem auch der Produktion für den Rest der Welt ) auch Kohlekraftwerke. Es ist aber unlauter, deren potentiellen CO2 Ausstoss 1 zu 1 als gegeben zu rechnen. In keinem Land der Erde werden so massiv EE ausgebaut, wie in China. Wie auch hier lohnt das Anfahren der Kohlekraftwerke sich überwiegend nicht, weil die EE konkurrenzlos günstig sind. Hörenswert dazu das „Jung und Naiv“ Interview mit Adam Tooze.

    @SvenR:
    Ja, wir sollten lernen, auch individuell weniger CO2 zu produzieren, um ein besseres-, weil ökologischeres Verhalten zu etablieren und normalisieren.
    Wirkliche Änderungen sind aber nur über Druck auf die Industrie, auf die Konzerne und den Handel zu erreichen. Wenn wir an einer Stelle weniger CO2 als Endverbraucher abnehmen, werden die Zertifikate verschleudert und woanders benutzt.
    Druck wird nur durch Gesetze und Regelungen erreicht. Und weil das eigentlich allen klar ist, gibt es die lächerliche „Freiheits“offensive der „Bürgerlichen“.

    Wir brauchen diese Regulierungen auch, um zukünftige Zwangsgesellschaften vielleicht noch zu verhindern. Da geht es dann nämlich wirklich nicht mehr um Tempolimits und fossile Heizanlagen.
    Einen Vorgeschmack auf den Horror der Zukunft bekommen wir an den EU Außengrenzen, so wir es schaffen, mal hinzuschauen. Die Dystopie hat schon begonnen.

  3. Ein hervorragender Artikel und ich bin zugegebenermaßen sehr zufrieden mit mir selbst ihn als Abonnent zu ermöglich, aber er sollte wirklich ohne Bezahlschranke verfügbar sein.

    Viele der genannten Erkenntnisse sind nämlich noch immer viel zu wenig in der Breite bekannt und vor allem bewusst. Nicht ohne Grund fallen immer noch viel zu viele Menschen auf eben die genannten Taktiken zu Obstruktion herein.

  4. Lieber H.R.,

    Danke für das Feedback! Der Artikel wird wie alle Artikel, die wir zunächst hinter der Paywall veröffentlichen, nach rund einer Woche für alle, ob Abonnent:in oder nicht, frei verfügbar gemacht.

    Viele Grüße!

  5. Das finde ich gut. Alle Artikel nach einer gewissen Zeitspanne frei verfügbar machen. Das sollten die großen News-Portale auch tun. Übrigens: Ich bin trotzdem Abonnent von Übermedien (und vieler News-Portale).

  6. Dieser Artikel hatte mir überaus gut gefallen. Zeigte dieser die ganzen Verzögerungstaktiken der „Macht mal halblang“-Fraktion der entscheidungsträger perfekt auf.
    Und obwohl Sie Frau Samira El Ouassil sachlich geschrieben haben, konnte ich auch zwischen den Zeilen eine gewisse Wut auf diese Gestrigen und Leugner nicht überlesen.

    Ich frage mich immer wieser, was die ganzen Verzögerer hierzulande tun würden, wenn ein Land vom Format der USA, also mächtigste Supermacht, nun komplett vom Klimawandelverharmloser- wenn nicht Leugnertum abkehren würde und auch wahrhaftig aber sehr medienwirksam seine Politik um 180 Grad ändern würde hin zum Erreichen der CO2- und Methanausstoß-Neutralität, durch:
    – Massenproduktion von Windrädern,
    – Wasserkraftwerken (in jedem Fluss, kleine, die das Leben der Gewässertiere nicht beeinträchtigt),
    – Fotovoltaiksystemen,
    – Geothermie,
    – Nach der Entwicklung der Kernfusion (hoffentlich) auch dieser.
    Und das alles am richtigen Platz, wo diese energieerzeuger die beste Effizienz haben.
    Und vor allem, wenn das von mindestens dem dort allergrößten Energiekonzern ernsthaft mitgetragen werden würde.

  7. „Wir wissen inzwischen hoffentlich alle, dass der CO2-Fußabdruck eine Erfindung der fossilen Industrie ist“: nun ja, ich räume ein: ich gehörte nicht dazu. Ich wusste es nicht. Das ist mein persönliches „lessons learned“ heute morgen.
    Und der Rest aus dem Beitrag ist Erkenntnis, die man woanders nicht liest, man sich aber wünscht, dass die Diskurse auf diesem Niveau weitergeführt werden würden.
    Werden sie aber nicht – das können wir uns abschminken:
    Der Blick auf die Seite von Erwin Rüttel offenbart, dass die Herren (Damen versteigen sich nicht in solche Milchmädchenrechnungen) Betriebswirtschaftler (so die Vita vom Erwin) – eigentlich nicht viel mehr können, als Prozentrechnung – (https://www.erwin-rueddel.de/news/lokal/2567/Deutschland-das-Klima—und-einige-offene-Fragen.html), um weiter zu argumentieren, dass der menschengemachte Klimawandel „….nach der herrschenden Theorie…“ auf den den CO2 Anstieg zurückgeführt wird, der doch nur „3% von 0,04%“ ausmache. Für die Rendite einer Geldanlage reicht das bei weitem nicht aus – und so wird munter auf’s aufs Klima extrapoliert.

    Zitat aus der Seite:
    Worum geht es eigentlich beim „Klima“?
    Kohlenstoffdioxid (CO2), im allgemeinen Sprachgebrauch Kohlendioxid, ist als Spurengas mit einem Volumenanteil von etwa 0,04 Prozent in der Erdatmosphäre enthalten, die zu 78 Prozent aus Stickstoff und zu 21 Prozent aus Sauerstoff besteht.
    Von diesen 0,04 Prozent sind wiederum 97 Prozent natürlichen Ursprungs; die restlichen drei Prozent gelten als vom Menschen verursachte Emissionen.
    Nach der herrschenden Theorie sind diese drei Prozent von 0,04 Prozent für die Erwärmung der Erde – den „Klimawandel“ – seit dem Beginn des Industriezeitalters Mitte des 19. Jahrhunderts verantwortlich.
    „Klima“ ist allerdings keine physikalische Größe, sondern beinhaltet die Wettermittelwerte wie Temperatur, Druck, Wind, Niederschlag, Strahlung über 30 Jahre Wetterbeobachtung. Wetterwechsel über klimatische Zeiträume hinaus hat es in der Erdgeschichte indes schon immer gegeben, übrigens auch bereits mehrfach in beide Richtungen.
    Wetter und „Klima“ sind keine exakte Wissenschaft wie Physik und Chemie, sondern betrachten die vom Menschen verursachten CO2-Emissionen als Ursache für den jüngsten Temperaturanstieg und treffen auf dieser Grundlage mit computermathematischen Modellen Vorhersagen für die Erwärmung in der Zukunft. Es ist dies das mehr oder minder monokausale Narrativ, um das sich derzeit in Politik und Medien alles dreht.
    —– zitat ende – – – –

    Und jeden Tag stehen Menschen auf und glauben das, was so ein Bundestagsfritze von sich gibt.

  8. Es muss von jedem verstanden werden, dass er neben seinem individuellen Konsumverhalten auch durch seine Wahl einer politischen Partei eine Verantwortung für die Reduktion von klimarelevanten Emissionen hat. Erschreckend ist doch, wieviele Wähler der FDP ein Mandat gegeben haben, oder der CDU oder AFD. Wenn wir nicht verstehen, dass wir schnell politische Lösungen brauchen, und lieber auf Verharmlosung-Verschleppung-Leugnen setzen ( bzw. denjenigen, die dafür stehen eine politische Verantwortung geben ), werden uns diejenigen, die in die richtige Richtung gezeigt haben zu Recht die Mitschuld an den Folgen der Klimakrise zuschreiben. Insofern finde ich diesen Artikel als wirklich excellent in allen Facetten. Deshalb gilt mein besonderer Dank der Autorin, die ich ermuntern möchte, weiter den sachlichen Kampf für die Wahrheit zu führen.

  9. Interessant, dass in dem Artikel kein Wort zur Politik der SPD und der Grünen gesagt wird. In Baden-Württemberg z.B. haben die Grünen ja schon ziemlich lange den größten parteipolitischen Einfluss. Trotzdem werden hier z.B. mit Abstand die wenigsten Windräder gebaut….Und darüber, ob die z.Zt. so hoch gehandelten alternativen Energieträger überhaupt umweltfreundlich sind ist m.E. noch keineswegs das letzte Wort gesprochen.
    Auch die Bundesregierung sieht sich der Tatsache gegenüber, dass nach wie vor die meisten Menschen vor allem ihre eigene, ganz persönliche Zukunft – und nur das, was sie überschauen können – im Blick haben. Der Individualismus und nicht das Gemeinwohl ist in den letzten Jahrzehnten mit ungeahnter Geschwindigkeit gewachsen – auch dank sozialdemokratischer und grüner Politiker, die uns immer wieder versichert haben: Jede/r Einzelne ist wertvoll, jedes Individuum hat das Recht, gehört zu werden, seine/ihre Probleme sind wichtig. Entscheidungen für das Gemeinwohl, die langfristig wirken, fallen so sehr häufig dem individuellen Widerstand zum Opfer.
    Aber weil ja der Einzelne eben nicht verantwortlich gemacht werden kann ist es leicht, die Industrie als Sündenbock für alle Übel dieser Welt darzustellen.
    Ich bin enttäuscht von der Einseitigekeit des Artikels!

  10. Ein interessanter Artikel! Nur eine Klarstellung. „Wir wissen inzwischen hoffentlich alle, dass der CO2-Fußabdruck eine Erfindung der fossilen Industrie ist. – Nein! Es ist ein extrem hartnäckiges Gerücht, dass die Fossilindustrie den „CO2-Fußabdruck“ erfunden habe. Es stimmt nur nicht. Der Schweizer Matthis Wackernagel war dessen Erfinder. Er publizierte bereits 1992 erste Arbeiten dazu. 2004 kaperte BP die Idee und startete eine millionenschwere Kampagne inklusive eines Online-Klimarechners mit der Aufforderung an „Finde heraus, wie du deinen Fußabdruck verringern kannst!“. Matthis Wackernagel hatte nie Kontakt zu BP und musste mit ansehen, wie seine Idee von der Fossilindustrie für ein gingantisches Greenwashing instrumentalisiert wurde. Wackernagel hat sich nicht beirren lassen. Er ist Mitgründer der 2003 ins Leben gerufenen Denkfabrik «Global Footprint Network». Die berechnet jährlich den Fußabdruck von mehr als 220 Ländern sowie den „Earth Overshoot Day“. Die ganze Geschichte ist hier im Energiewende-Magazin nachzulesen: https://www.ews-schoenau.de/magazin/wackernagel

  11. Ich möchte hier noch einen Denkanstoß im allgemeinen zu dieser Thematik geben, der mir immer wieder zu kurz kommt.
    Selbst von denjenigen, die den Klimawandel nicht leugnen, hören wir immer wieder folgende Ausführung: eine Photovoltaikanlage ( oder Solarthermie oder Wärmepumpe etc. ) lohnt sich für mich nicht. Auf Nachfrage, warum es sich nicht lohnt, kommt dann stereotyp die Antwort, dass sich diese Investition ja erst in 25 Jahren amortisiert, und ob ich da noch am Leben bin, usw. usw.

    Hier werden zwei Dinge grundsätzlich vermengt, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: 1.: eine finanzielle Investition, und 2. deren Nutzen. Üblicherweise investieren Menschen Geld, um daraus einen pekuniären Nutzen zu ziehen. Leider wurde dieser Rendite-Aspekt seitens der Politik ( und der Stammtischgespräche der Oberschlauen ) immer wieder in Bezug auf die Anschaffung einer PV-Anlage in den Vordergrund gestellt. Dies ist vollkommen falsch und irreführend, bringt er die weniger Begabten doch zum eingangs formulierten Schluss, die Investition in PV lohnt sich nicht.
    Hier folgende Frage: welche Rendite einer Investition in ein Auto erwarten die Menschen denn? Antwort: keine, denn der Nutzen eines Autos liegt nicht in der finanziellen Rendite. Warum wird aber ausgerechnet dann, wenn es um die Investition in die Zukunft unseres Planeten, unserer Kinder, unseres Klimas nach einer solchen blödsinnigen Rendite gefragt? Warum erwarten die Menschen, dass es sich „lohnen“ muss ( also eine Rentierlichkeit in Form von Geld! ), wenn es darum geht, die Emissionen für die selbst verbrauchte Energie zu reduzieren?
    Die Antwort, wo die Rendite einer PV-Anlage liegt, ist sehr einfach. Sie liegt darin, emmissionsfrei Strom zu erzeugen. Sie liegt darin, den in der Vergangenheit angerichteten Schaden, nämlich Strom aus dem Netz zu ziehen ( der womöglich aus Kohleverstromung stammt ), zukünftig zu vermeiden. Sie liegt darin, die dringend erforderliche Energiewende zu ermöglichen. Sie liegt darin, nachhaltig und für kommende Generationen eine Situation zu schaffen, die akzeptabel und verantwortungsvoll ist.
    Warum unseren ( mündigen? ) Bürgern immer wieder vorgerechnet wird ( auch die Handwerksunternehmen stellen sich diesbezüglich ziemlich vertrottelt an ), wie und ob sich eine Investition in Form einer PV-Anlage „rechnet“, anstelle den eigentlichen Nutzen aufzuzeigen, erschließt sich mir nicht. In den allermeisten Fällen wird die Erkenntnis einer nicht oder erst sehr spät einsetzenden Rentierlichkeit bei einer Anschaffung einer nachhaltigen Energieerzeugung auch noch als intellektuelle Glanzleistung verkauft. Ich appelliere deshalb an alle Verantwortlichen, insbesondere an die Energieberater und Installateure: ziehen Sie die Dinge gerade, verbreiten Sie nicht den Mythos, dass es eine Rentierlichkeit in Form von Geld geben muss, wenn es eigentlich um etwas ganz anderes geht. Klima-und Naturschutz gibt es nicht gratis, und wirft eine Rendite ab, die viel mehr Wert hat, als jedes Geld.

  12. Zum Beitrag von Babina von der Heydt als Klarstellung:

    Neubau an Windkraft in 2021 ( mir liegen keine neuere Zahlen vor ):

    – Baden Württemberg 114 Megawatt
    – Bayern 27 Megawatt
    – Schleswig Holstein 269 Megawatt
    – Sachsen Anhalt 71 Megawatt
    – Mecklenburg Vorpommern 70 Megawatt
    etc.

    Wenn schon Kritik ( die ich für berechtigt halte ), dann bitte die Regierungen nennen, die das Thema mal richtig blockieren.

  13. 2022 wurden in Baden-Württemberg ganze 9 (in Worten: neun) Windräder gebaut. Ziel waren 200!

  14. zu #10 Babina von der Heydt
    Eine unfreiwillig treffende Veranschaulichung der Thesen des Artikels. Erst der Whataboutism nach dem Motto „Die anderen machen ja auch nichts.“, der vom Thema des Artikels ablenkt (das Thema sind die Kommunikationsstrategien). Dann wird als Variante dieser Ablenkung suggeriert, die Politik könne die notwendigen Maßnahmen nicht durchsetzen, weil Rot-Grün den Egoismus so befördert habe. Und schließlich der Strohmann, dass „die Industrie als Sündenbock für alle Übel dieser Welt“ dargestellt worden sei, obwohl es im Artikel vor allem um die politische Kommunikation geht, beispielhaft bei Dürr, Lindner und Rüddel gezeigt.

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