Holger ruft an (116)

Wie und warum schüren Medien Angst vor dem geplanten Heizungsgesetz?

Screenshots: „Bild“

Darf man überhaupt noch mit der alten Gastherme heizen, wenn das neue Heizungsgesetz kommt? Braucht für die Wärmepumpe jetzt jeder eine Fußbodenheizung? Und wann kommt der Staat persönlich bei mir vorbei und reißt meine Ölheizung aus dem Keller? Viele Mythen und Sorgen kursieren in der Debatte um die sogenannte Wärmewende und die geplante Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), wie es korrekt heißt.

Das neue (noch nicht beschlossene) GEG sieht vor, dass in Zukunft keine Heizungen mehr eingebaut werden dürfen, die nur mit Gas oder Öl  laufen. Vor allem „Bild“ macht Stimmung gegen das sogenannte „Heizungsverbot“; auch der „Spiegel“ sorgte unlängst mit seinem Cover, auf dem Wirtschaftsminister Robert Habeck im Blaumann eine Gastherme demontiert, für Irritationen. Im Übermedien-Podcast sagt der Journalist Malte Kreutzfeldt:

„Das ist so eine Kombination aus wahnsinnig vielen Falschannahmen und Falschbehauptungen, die in der Öffentlichkeit rumgeistern und die dazu führen, dass viele Leute das kritisch sehen.“

Kreutzfeldt beobachtet für das StartUp „Table Media“ die deutsche Energiepolitik und sieht mehrere Gründe für Angst und Verwirrung beim Thema Heizen. Fehlende Fachkenntnis bei einem Teil der Politiker und Journalisten zum Beispiel. Auch die übliche Kommunikationsstrategie Robert Habecks gehe hier nicht auf.

„Es zeigt sich jetzt eben, dass es nicht langt, wenn man irgendwie freundlich mit allen redet und das bessere Argument auf seiner Seite hat. Wenn es um knallharte Machpolitik geht, ist es egal, wie nett man ist und wie gut man erklärt.“

Denn hier gehe es um die finanziellen Interessen der Gasnetzbetreiber, die um ihre Geschäftsmodelle fürchten. Fallen Medien auf eine Kampagne rein? Warum regen sich jetzt auf einmal alle auf, obwohl die Pläne der Koalition zum Heizungsaustausch nicht neu sind? Und wer denkt eigentlich vor lauter Heizungspanik noch an die Klimakrise?

Darüber sprechen Holger Klein und Malte Kreutzfeldt diese Woche im Übermedien-Podcast:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

Links:

3 Kommentare

  1. Seit Dezember tut unsere WP ihren Dienst mit einer Vorlauftemperatur von 38 Grad. Keine Bodenheizung, normale Doppelverglasung, ungedämmt. Wir haben wahrscheinlich weniger für Heizung ausgegeben als mit der alten Gasheizung.

  2. Hoffentlich hören diesen Podcast möglichst viele Leute, vielen Dank dafür!
    Interessant finde ich, dass „Habecks Heizgesetz“ eine Novelle des 2020 von der Großen Koalition beschlossenen und aktuell gültigen GEG ist, in dem festgelegt wurde, dass (außer Brennwert- und Niedertemperaturheizungen) alle Heizungen nach 30 Jahren ausgetauscht werden müssen. Auch der Abschnitt „Verbot von Heizanlagen“ stammt aus diesem Gesetz. Dagegen wird in verschiedenen Medien häufig der Eindruck vermittelt (oder das Narrativ verwendet) „die Grünen“ hätten sich das ausgedacht und von heute auf morgen müssten durch „Habecks Heizgesetz“ unglaublich viele Heizungen ausgewechselt werden..

  3. Noch was: letzthin war zu vernehmen, dass die Novelle jetzt auf Neubau beschränkt werden solle. Damit ginge das ganze alles andere als „gut aus“: Neubauten haben ohnehin einen sehr geringen Energiebedarf. Wenn im Altbau weiterhin mit fossiler Energie geheizt wird, wird sich in puncto Klimaschutz wenig ändern……. ich bin nicht so optimistisch.

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