Holger ruft an (100)

Was war denn das für ein Rückfall ins sexistische Steinzeit-Fernsehen bei DSDS?

Dieter Bohlen bei DSDS
Screenshot: RTL

In dieser Woche sorgte „Deutschland sucht den Superstar“ mal wieder für Negativschlagzeilen. Dieter Bohlen hatte die 22-jährige Kandidatin Jill Lange, die vorher schon in verschiedenen Reality-Formaten aufgetreten war, gefragt: „Hast du irgendwas Normales gemacht? Oder hast du nur Abi und dich durchnudeln lassen?“

Der Ausschnitt war nur in der Vorabausstrahlung im Streamingangebot RTLplus zu sehen. Nachdem Lange sich öffentlich über den Umgang mit ihr beschwert hatte und es viele negative Reaktionen gab, schnitt RTL die Szene aus der Ausstrahlung im Fernsehen heraus.

War diese Art, Kandidaten bloßzustellen, nicht eigentlich längst Geschichte, gerade auch bei RTL? Braucht es immer erst einen Shitstorm, bis der Sender merkt, wenn er Grenzen überschreitet? Oder ist das alles Kalkül?

Darüber spricht Holger Klein mit unserer Kolumnistin Samira El Ouassil. Sie sagt, dass diese Art Fernsehen „nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“, das versucht, „das Hässlichste, Schlimmste und Schlechteste im Menschen sichtbar zu machen und vor anderen so vorzuführen, dass es niedergemacht werden kann.“

Früher hätte sich das Publikum mit einer gewissen Hässlichkeit, mit Schadenfreude oder Voyeurismus auf die Seite des Alpha-Männchens Bohlen gestellt. Es sei beim Gucken um „Abwärtsvergleiche“ gegangen: „Sie helfen uns, unser Selbstwertgefühl zu bestärken, indem wir einen Menschen im Fernsehen sehen und sagen: Gottseidank bin ich nicht so wie der.“ Dieses „Paläo-Fernsehen“ habe sich aber entwickelt und emanzipiert zu einem Aufwärtsvergleich: Die Leute schauten sich diese Formate nicht mehr an, um die Leute blöd und oll zu finden, „sondern um aufzuschauen, um sie zu mögen, um sie zu bewundern, um sie anzufeuern.“ Dieses soziale Bewusstsein zeige sich in verschiedenen Formaten des Reality-TV.

Was ist ein „Gottschalkismus“? Wie funktioniert das „fantastisch inzestuöse Erfolgsmodell“ des Reality-TV, das in einem Format schon die Gäste für die anderen Formate generiert? Wieso bestimmen inzwischen nicht mehr die Regeln des Fernsehens, sondern von Plattformen wie Tiktok, wer ein Star wird? Und gibt es wirklich gute Gründe, Trash-TV zu gucken?

Um all das und viel mehr geht es in der neuen Folge „Holger ruft an“:

(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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4 Kommentare

  1. @1: Nein :(
    Hatte es auch schon versucht und eine Absage bekommen.
    Es gibt Speech-to-Text Programme, da kriegt man okaye Ergebnisse raus. Muss man leider vorher in Echtzeit durchlaufen lassen und kann dann erst lesen.
    Außerdem wäre das Ergebnis urheberrechtsgeschützt, das nur als Hinweis.

  2. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man Podcasts hören muss und nicht lesen kann – jedenfalls wenn es freie, ganz und gar ungescriptete Gespräche sind wie bei uns. Eine 1:1-Transkribierung läse sich seltsam, weil man eben nicht druckreif spricht, nicht einmal Samira. Und eine beiläufige, ungenaue, überspitzte Formulierung, die man beim Hören im Gesprächskontext richtig einordnet, wirkt in schriftlicher Form womöglich plötzlich problematisch.

  3. Da ich schon länger keinen Fernseher mehr habe, war ich erstaunt, dass es DSDS überhaupt noch gibt. Ich hatte angenommen, dass sich das in den frühen 2010er Jahren erledigt hatte.
    Man muss also erst Übermedien lesen um das nötige Update darüber zu bekommen 😉

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