Übertriebene Zahlen zum Silvesterkrawall

Auch Ausländer unter den Tätern

In der vergangenen Woche hat Übermedien über die Debatte um die Silvester-Krawalle und die Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte berichtet, die in Windeseile zu einer Debatte um „Integration“ wurde – womit Kriminalität mal wieder im Kontext einer diffusen „Herkunft“ statt anhand kriminologischer Kriterien wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status verhandelt wurde. Wir berichteten von 145 Menschen, die in Berlin in diesem Zusammenhang festgenommen worden seien. Darunter seien 45 Deutsche, 27 Afghanen und 21 Syrer gewesen – insgesamt gab es 18 verschiedene Nationalitäten.

Diese Zahlen hatten zahlreiche Medien kolportiert, unter anderem die „BZ“, der RBB, die „Tagesschau“, der „Stern“ oder die „Berliner Zeitung“ . Nirgendwo wird dabei deutlich, dass die Zahl dieser Festgenommenen möglicherweise nicht direkt mit den Krawallen oder Angriffen auf Polizei- und Rettungskräfte zu tun haben könnte.

Auch die Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa), deren Meldungen von den meisten deutschen Medien verbreitet werden, hatte am Abend des 3. Januar folgende Formulierung gewählt:

„Nach den Silvesterkrawallen in Berlin hat die Polizei weitere Informationen zu den Tatverdächtigen veröffentlicht. Demnach wurden im Zusammenhang mit den Ausschreitungen 145 Menschen vorläufig festgenommen…“

Doch das stimmt so nicht.

Von wem stammt die „Präzisierung“?

Der Medienjournalist Stefan Fries schrieb schon vergangene Woche in den Kommentaren, seiner Auffassung nach beziehe sich die Zahl auf alle in Berlin Festgenommenen, nicht nur auf an den Ausschreitungen und Angriffen Beteiligte. Daraufhin hatte ich mir die Meldungen noch einmal angeschaut und ihm geantwortet, diese bezögen sich ausdrücklich auf den „Zusammenhang mit den Krawallen“.

Exlusiv: Neue Zahlen zu Berliner Silvester-Krawallen / Nur 38 Festgenommene wegen Böller-Attacken - mehrheitlich Deutsche
Screenshot: „Tagesspiegel“

Am 8. Januar veröffentlichte dann der „Tagesspiegel“ eine „Exklusiv“-Meldung mit der Überschrift: „Neue Zahlen zu Berliner Silvester-Krawallen: Nur 38 Festgenommene wegen Böller-Attacken – mehrheitlich Deutsche“. Alexander Fröhlich, stellvertretender Leiter des Ressorts Berlin-Brandenburg, berichtet darin, dass die Polizei „sich nun präzisiert“ habe:

„Nach einer neuen Randalestatistik der Berliner Polizei zur Silvesternacht waren die meisten festgenommenen Täter nach reinen Böllerattacken auf Polizisten und Feuerwehrleute deutsche Staatsbürger und unter 21 Jahre alt. Nur 38 Personen sind nach solchen Angriffen festgenommen worden – zwei Drittel davon sind Deutsche. Das erfuhr der Tagesspiegel aus der Polizei.“

„Die bisher bekannte Zahl von 145 Festgenommenen mit 18 verschiedenen Nationalitäten“ sei „nur bedingt aussagekräftig: Sie bezieht sich auf alle Personen, die von den eigens für Silvester eingesetzten Einheiten wegen verschiedener Delikte in der gesamten Stadt festgenommen wurden“.

Auf Anfrage von Übermedien teilte dpa-Pressesprecher Jens Petersen mit, dass die Agentur zur Klärung des Sachverhalts erneut bei der Polizei angefragt habe. Diese habe dann am 9. Januar mitgeteilt, dass man sich „diese Zahl (38)“ „nicht erklären“ könne. Die dpa habe daraufhin am selben Tag eine weitere Meldung verbreitet. Darin heißt es:

„Bislang gab es von der Polizei unterschiedliche Angaben zur Zahl der Verfahren und Beschuldigten. Dies hängt nach Angaben eines Polizeisprechers mit unterschiedlichen Zeiträumen und Tatvorwürfen zusammen. So bezogen sich erste Zahlen mit 145 festgenommenen Verdächtigen auf sämtliche Geschehnisse im Zusammenhang mit Silvester. Jetzt filtert die eingesetzte Zentralstelle bei der Polizei gezielt die Fälle raus, bei denen es tatsächlich um Angriffe auf Einsatzkräfte oder -fahrzeuge ging. Nach Angaben des Sprechers sollen bis Ende der Woche die aufgeschlüsselten Daten vorliegen.“

„Die weitere Präzisierung“ mache die dpa nach den Worten Petersens „von den weiteren Informationen der Polizei abhängig. Wir werden weiterhin klarmachen, dass die Festnahmen im Zusammenhang mit den Silvester-Krawallen erfolgt sind, es sich aber nicht in jedem Fall um gezielte Angriffe auf Einsatzkräfte handelt. Wir wollen die pauschale Angabe ‚145 Festgenommene‘ vor diesem Hintergrund zurückhaltend nutzen, um dem Eindruck vorzubeugen, dass alle Verdächtigen beschuldigt werden, sie hätten Einsatzkräfte gezielt attackiert.“

Auch Übermedien hat bei der Polizei nachgefragt. Antwort bekamen wir nach drei Tagen. Sie lautete sehr pauschal, der Polizei liege „keine dahingehende Presseanfrage des ‚Tagesspiegel‘ vor“, bei der Zahl 38 handle es sich aus ihrer Sicht nicht um eine „Präzisierung“. Der „Tagesspiegel“ hat auf eine Nachfrage von Übermedien, ob er bei seinen Zahlen bleibe, bislang nicht geantwortet.

Die Polizei teilte uns weiter mit:

„Eine fortdauernde proaktive Berichterstattung über die Bilanzmeldung vom 1. Januar 2023 erfolgte seitens der Polizei Berlin nicht. Zu keinem Zeitpunkt kommunizierte die Polizei Berlin, dass die 145 anlässlich des Einsatzes zum Jahreswechsel 2022/2023 festgenommenen Personen ausschließlich wegen des Angriffes auf Einsatz- oder Rettungskräfte festgenommen worden waren.“

Polizei lässt falsche Zahlen in der Welt

Dem könnte man allerdings böswillig hinzufügen: Sie sah auch keinen Anlass, die kolportierten Zahlen zu dementieren, auch dann nicht, als daraus eine Einwanderungsdebatte erwuchs, auch dann nicht, als Polizeigewerkschaften mit politischen Forderungen nur so um sich warfen, auch dann nicht, als die Berliner CDU im Abgeordnetenhaus die Vornamen der festgenommenen Deutschen wissen wollte, um daraus deren möglichen Migrationshintergrund zu erfragen. Kurz gesagt: Man hat in aller Seelenruhe zugesehen, wie aus einer medial erkennbar in einen anderen Zusammenhang gestellten Zahl eine in Teilen massiv rassistisch gefärbte „Debatte“ erwuchs.

In der „Süddeutschen Zeitung“ kritisiert Ronen Steinke diese Pressearbeit der Berliner Polizei scharf:

„In der Welt der Public Relations, im Milieu der Spindoktoren, könnte man anerkennend nicken: Hier hat eine Polizei, die sich gerade im links regierten Berlin nicht immer ausreichend politisch geliebt sieht und die außerdem dauernd um Ressourcen kämpfen muss, eine ‚kommunikative Chance‘ erkannt und sie kraftvoll ergriffen. In einem Rechtsstaat aber, dessen Sicherheitsbehörden nicht nur die Öffentlichkeit informieren, sondern hier offenbar Messaging betreiben, muss man da eher eine sorgenvolle Frage aufwerfen. Diese richtet sich dann auch an den Journalismus selbst.“

Die Berliner Polizei hat Silvester ihre Einsätze auf Twitter live getickert und so gewissermaßen schon während der Nacht das Feld bereitet für eine spektakuläre Meldung am Neujahrsmorgen, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Auch die Polizeigewerkschaften hatten bereits vor Silvester vor Angriffen auf Einsatzkräfte gewarnt, zum Beispiel prominent in der „Tagesschau“.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich sind die entsprechenden Angriffe trotzdem geschehen und zu verurteilen. Sie sind aber in einem Land, in dem mittlerweile 84 Millionen Menschen leben, bei einem Fest wie Silvester, das kulturell in vielerlei Hinsicht auf einen Exzess ausgelegt ist (oder warum ist an diesem einen Tag im Jahr allen Bürger:innen das Böllern erlaubt?) in einer gewissen Größenordnung auch keine Überraschung. Die Polizei selbst rechnet im Vorfeld bereits damit – und stellt sich entsprechend auf. Dass in einer Millionenmetropole wie Berlin, plus aller anwesenden Touristen, in einer solchen Nacht 145 Menschen wegen allem Möglichen festgenommen werden, ist für sich genommen auch keine Breaking News.

In vielen Teilen Deutschlands blieb es eher ruhig – und wurde, wie gesagt, von der Polizei auch so vermeldet. In keiner Weise rechtfertigen die Berliner Angriffe die Größe der Debatte, die durch sie losgetreten wurde und auch ins Rassistische kippte. Die Berliner Polizei und viele Medien müssen sich dazu kritisch befragen. Und auch Medienkritiker wie ich, die all dies bei Übermedien kritisieren, sollten aufpassen, bevor sie en passant 145 Tatverdächtige und ihre Nationalitäten auflisten – obwohl ein Großteil von ihnen offenbar weder Polizei- noch Rettungskräfte angegriffen hat.

17 Kommentare

  1. Vielen Dank für den Nachtrag. Ich hatte die Informationen aus meinem Gespräch mit Dlf-Korrespondent Panajotis Gavrilis im Dlf-Medienmagazin @mediasres (https://www.deutschlandfunk.de/debatte-ueber-silvesternacht-ohne-fakten-dlf-b58f0046-100.html, ab Min. 1:18). Er hatte schon vorige Woche Mittwoch bei der Polizei nachgefragt und immerhin von der Polizei gehört, dass die 145 sich auf alle Festnahmen bezogen, nicht nur auf die im Zusammenhang mit den Angriffen. Mir war damals nicht klar, dass diese Information offenbar nur an dieser einen Stelle so veröffentlicht wurde. Die Zahl 38 hatte Panajotis damals nicht. Es gab auch keine Differenzierung, welche Einsatzkräfte wie bei welchem Vorfall verletzt wurden.

  2. 1. es ist naiv, an zu nehmen, die orchestrierung der debatte sei nicht bereits vor silvester geplant worden

    2. wo sind eigentlich demnächst wahlen?

  3. Die Anteil der Deutschen wird die rassistischen Narrative nicht widerlegen, aber natürlich ist es offensichtlich, wessen Argumentation man polizeilicherseits unterfüttern will.

    Astrologiefans würden natürlich nach den Sternzeichen der Festgenommenen fragen, aus rein wissenschaftlicher Neugier.

  4. Vor Wahlen wird aus einer großen Mücke gern ein Elefant gemacht,manche Medien und besonders Politiker sind gern eingestiegen. Manchmal tauchten im Nebensatz auch andere Orte auf, ohne näher darauf einzugehen.

  5. Aber das, was sich da in immer katastrophalerer Weise Bahn bricht, nimmt man m.E. noch nicht ernst genug und sollte nicht durch Abschiebung auf das Rassissmus-Gleis relativiert werden.
    Ich brauche keine Erbsenzählerei der Medien, wieviel Leute festgenommen wurden (um die Rücksichtslosigkeiten viel zu vieler Leute am eigen Leibe zu erleben, muss ich mich noch nicht mal in einer Brennpunktstadt bzw. einem entsprechenden Viertel bewegen). Die Anzahl der Festnahmen dürfte häufig genug an der Verhinderung durch die Akteure liegen.

    Ja, es ist ein Sozialproblem (durch alle Nationalitäten) und Prävention hat zu häufig versagt und braucht weiterhin Ideen und Anstrengungen. Aber für diejenigen, die man bis an diesen Punkt verloren hat, müssen die Entschuldigungen, „mildernde Umstände“ ect. endlich aufhören, und da darf auch keine Nationalität oder Hautfarbe verschwiegen werden.

    Und die Diskussion über „Böllerverbote“ ist überfällig. Es ist nicht zu begreifen, warum Feuerwerksmaterial, das 36O Tage des Jahres in die Hände von Fachleuten gehört, plötzlich von den „dämlichsten“ Menschen ge- und missbraucht werden darf (von Luft-und Umweltverschmutzung mal ganz abgesehen). Warum schwingt sich nicht jede Stadt/Gemeinde zu einem zentralen Ereignis an sicherer Stelle, gezündet von Fachleuten auf? Es könnte neben einem Grundbetrag ja durch Beiträge der Ortsansässigen an Pracht gewinnen.

  6. @4: Wer redet denn von „mildernenden Umständen“? Im Text und auch in dem, auf den dieser Bezug nimmt (https://uebermedien.de/80538/mediale-silvester-randale-i-predict-a-riot/) geht es um wissenschaftliche(!) Erklärungen, welche Faktoren eine Verbrecherkarriere (im weiteren Sinne) begünstigen. Die Hautfarbe und Herkunft sind es nicht; Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status dagegen schon.

    Niemand aber hat im Text oder den Kommentaren verlangt, dass diejenigen, die auf die Schiefe Bahn geraten sind, zu schonen, weil auf sie eines der oben genannten Merkmale zutrifft.
    Die Suche nach Erklärungen kann/sollte dazu dienen, die Ursachen zu bekämpfen und so möglichst dazu beitragen, dass solche Lebenswege verhindert werden.

    Von pseudo-konservativer AKA rassistischer Seite kommt immer gerne diese Unterstellung, man wolle grundsätzlich Verbrecher schonen (der „Gutmensch“ schwingt da gleich mit), wenn man nicht gleich „Ausländer raus“ brüllt, weil ein Dunkelhaariger ne Packung Kaugummis mitgehen lassen hat. Wirklich Banane sowas (oder wem das nicht Deutsch genug ist: Gurke).

  7. Weil es ausführlicher geworden ist und es zahlreiche Bezugnahmen gibt, sei ein Verweis gestattet. Zentrale Aussage: für eine differenzierte Debatte braucht es mehr und nicht weniger Informationen zur Herkunft von Tatverdächtigen. Und in der Praxis wird es eine Mediendifferenzierung geben. Eine medienübergreifend einseitige Haltung ist der Demokratie nicht förderlich. Das ist leider auch in der Medienethik (ausweislich eines aktuellen Aufsatzes in der „Publizistik“) noch nicht angekommen.
    https://www.spiegelkritik.de/2023/01/16/zur-medialen-debatte-um-silvester-ausschreitungen/

  8. @7: Was hier und im verlinkten Artikel leider untergeht (und viel zu selten gesagt wird): Nur weil Menschen so gepolt sind, dass sie immer nach Hautfarbe und Herkunft fragen, heißt das noch lange nicht, dass Medien das bedienen müssen. Warum auch, wenn es mit den Vorkommnissen nichts zu tun hat (im Sinne einer Ursache).

    Wenn es nur darum ginge, alle Fakten auf den Tisch zu legen, also wertfrei, dann müsste man auch ermitteln, wie viele der Festgenommenen Linkshänder sind, welche durschnittliche Schuhgröße sie haben und was deren Liebglingsketchup ist. Aber all das wird nicht erwähnt, weil Medien eine Filterfunktion haben. Und diese greift eben auch bei Herkunft und Hautfarbe. Diese Fakten lenken die Aufmerksamkeit und damit die Diskussion in eine völlig falsche Richtung, weil sie eben den Sachverhalt nicht aufklären oder erklären. Stattdessen werden Vorurteile und Klischees bedient und gefördert.

  9. @sid:
    Es ist eigentlich schlimmer: Das ganze wird zur self-fulfilling prophecy. Es gibt sicher Nachkommen der Migrant:innen, der 3. oder 4. Generation mittlerweile, denen durch diese Art der Analyse zum x-ten Male einfach nur klar gemacht wird, dass sie für einen beachtlichen Teil der Gesellschaft niemals Deutsche sein werden. Oder aber immer Deutsche unter Vorbehalt sind. Wie auch immer man das nennen mag. Zum alltäglichen strukturellen Rassismus kommt das hinzu, wie die Kirsche auf der Torte.
    Ich frage mich eigentlich nie, warum ein kleiner Teil der jungen Menschen so wütend ist, ich frag mich, wie die übergroße Mehrheit das schafft, mit all den Problemen umzugehen und dennoch nicht von Wut beherrscht zu sein.

  10. @9, 10: Das Abstruseste ist ja auch dabei, dass durch Verweise auf Nationalität bzw. dem Migrationshintergrund (wenn’s Deutsche sind) bzw. den Migrationshintergrund der Großeltern (wenn’s Deutsche in zweiter, dritter Generation sind) suggeriert wird, dass das kritisierte Verhalten in den jeweiligen Herkunftsländern (der Vorfahren, die halt irgendwie ins Narrativ passen) irgendwie üblich, typisch, geduldet, straffrei oder häufig wäre.

  11. Daten suggeriern doch erstmal gar nichts. Man kann da Dinge heraus oder hineinlesen, sinnvollerweise stellt man Hypothesen auf und überprüft sie an neuen (!) Daten. Was Sie suggerien nennen, ist vielmehr die Unterstellung bzw. Erwartung, dass (bestimmte) Menschen etwas Bestimmtes herauslesen. Das wird im Alltag meist nicht problematisiert (etwa bei der Interpretation von Fußballergebnissen, denen ungerne z.B. der Faktor Zufall zugeschrieben wird). Es gibt einen hoch signifikanten Unterschied in der juristisch erfassten Kriminalität von Männern und Frauen. Diese Daten „suggeriern“ aber keine geschlechtschromosomale Disposition. Die kann annehmen und prüfen, wer mag. Es gibt aber auch zig andere denkbare Gründe für diesen Unterschied. Er ist jedenfalls da – und verschwindet auch nicht, wenn man ihn in der eigenen Wahrnehmung ausblendet.

  12. @Timo Rieg:
    Nicht alles, was hinkt …

    Jens Spahn [ Merkur 4.1. ]:
    „Da geht es eher um ungeregelte Migration, gescheiterte Integration und fehlenden Respekt vor dem Staat statt um Feuerwerk“
    weiss, unbeleckt von jeglicher Sorgfalt, Herr Spahn schon früh.

    Nun kommt kurz darauf die Korrektur der Zahlen, der an Übergriffen auf Rettungsdienste und Polizisten Beteiligten und die Richtigstellung, dass die überwiegend Deutsche sind.

    Also soll der „Phänotyp“ anscheinend über die „Vornamen“ geklärt werden.
    Volle Rassismuspunktzahl auf der nach oben offenen Populistenskala.

    Die nächste Nachricht ist dann, dass Neukölln gar nicht der Schwerpunkt der Zwischenfälle war:
    „Gewalt im Herzen der Berliner Republik
    Der Höhepunkt der Gewalt gegen nicht differenzierte Einsatzkräfte lag demnach nicht in Neukölln – dort sind vier Fälle verzeichnet, drei weniger als in Tempelhof-Schöneberg und genauso viele wie in Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg –, sondern ganz symbolisch im Bezirk Mitte. Das Brandenburger Tor im Herzen Berlins ist als Symbol der Freiheit auch ein Wahrzeichen der Bundesrepublik. Die Gewalt gehört zu Deutschland.
    „[ MigMagazin ]

    Das Erfragen der Hintergründe muss also möglich sein? Ja sicher, wenn Aufrichtigkeit zu erwarten ist.
    Bislang ist so tendentiös nur durch die AfD gefragt worden. Nach „Messermännern“, die dann plötzlich doch Michael und Stefan hiessen z.B..

    Tatsächlich gibt es die betreffenden Analysen und Studien ja auch schon lange. Kann man mit marginalem Rechercheaufwand jederzeit auffinden. Handlungsempfehlungen gibt es, ganze Maßnahmenkataloge.
    Die verkaufen sich an die entsprechende Klientel nur leider schlecht. Wer will es schon so genau wissen?

  13. Es geht doch hier um Medienkritik, nicht um politische Positionen. Mit einer aktuellen „Handlungsempfehlung“ habe ich mich im verlinkten TP-Artikel ausführlich beschäftigt. Es geht ausschließlich um die Herkunftsnennung – und die nutzen Sie für Ihre Argumentation doch selbst, sind also selbst an Herkunftsaufklärung beteiligt.

    Die letzten Zahlen laut Berliner Morgenpost:
    126 Strafanzeigen, davon 77 von der Polizei Berlin und 49 von der Feuerwehr Berlin
    81 Strafanzeigen wegen Einsatz von Pyrotechnik, 15 Strafanzeigen wegen Einsatz von Waffen, 30 Strafanzeigen wegen Beschädigung und Zerstörung
    44 tatverdächtige Personen (43 Männer, 1 Frau)
    Von diesen Personen haben 16 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit, zehn eine doppelte Staatsangehörigkeit, 18 sind keine deutschen Staatbürger.
    https://www.morgenpost.de/berlin/article237401001/silvester-2022-berlin-randale-ausschreitungen-attacken-polizei-feuerwehr-statistik.html

    Die medienjournalistische Frage ist doch zunächst allein, ob diese Zahlen kommuniziert werden sollen oder nicht. Die nächste Frage ist dann, wie man mit den Daten, für die man sich (als Medium) entschieden hat, umgeht, was es an Tatsachen und Meinungen zu recherchieren gibt etc.
    Was die Relevanz des eigentlichen Themas „Silvesterkrawalle“ angeht, halte ich persönlich sie für komplett überbewertet. Aber der Furor wird natürlich von allen Lobbyisten genutzt, ganz gleich für welche Politik sie stehen.

  14. Herr Rieg, ich glaube, Sie haben missverstanden, wie das Wort „suggerieren“ gemeint war – diejenigen, denen es ganz wichtig ist, den Migrationshintergrund der mutmaßlichen Täter zu benennen, suggerieren damit, dass das Verhalten typisch etc und an den Migrationshintergrund geknüpft sei. Mir ging es nicht darum, dass Daten etwas suggerieren würden.

    Und ansonsten: Es ist doch eine klar medienjournalistische Frage, wer wie über das Thema kommuniziert und zitiert wird?

  15. @Timo Rieg:

    Sie möchten erzwingen, dass Ihr Beitrag in Ihrem Blog in die Kommentierung hier einfliesst. Und zwar recht penetrant.
    Dazu nur eines:
    Sie schreiben bspw., dass ein „Ausländeranteil“ von etwa 69% der Verhafteten bei etwa 23,5% Ausländeranteil in Berlin zu hoch sei und diskutiert werden müsse.
    Das ist so weit entfernt von ernstzunehmender Auseinandersetzung, dass sich für mich der Beitrag eigentlich da schon erledigt hat.
    Es ist Silvester, es ist die Hauptstadt Berlin, es geht um junge Männer ( fast ausschliesslich ) im Alter von 15-40 die nachts auf den Straßen unterwegs sind und Sie wollen die Zahlen mit der WOHNBEVÖLKERUNG Berlins, männlich/weiblich von 0-100 Jahre alt, vergleichen? Touristen in Berlin? Kommt ja so gut wie nie vor.
    Sogar das BKA weist in seinen Statistiken übrigens darauf hin, dass ein solcher Vergleich mit der Wohnbevölkerung untauglich ist.

    Nett dass Sie noch selber zumindest auf den Begriff racial-profiling hinweisen.
    Ham wa anjesprochen, jibbet in Berlin laut Polente nich!

    Beweisbar ist aber, migrantisch gelesene Menschen werden häufiger tatverdächtig und auch häufiger danach durch die Untersuchungen entlastet. Es gibt also starke Hinweise auf racial-profiling.

    Also, Ihr Blog in Ehren, würde ich aber jetzt nicht abonnieren wollen.

    Was spricht also noch einmal dafür, die Zahlen so rauszustellen? Dass man weiss, welche Vorurteile so trefflich getriggert werden können, oder dass dadurch ein konstruktiver Diskurs ins Rollen käme, der die Lage für uns alle erleichtern hilft?

    Nee, is klar. Ich Ideologe ich.

  16. @ #6 Ritter der Nacht

    Sorry, „Hautfarbe“ ist da wohl reingerutscht, weil die Diskussionen so oft von ungerechten Polizeikontrollen in Bezug auf people of color die Rede ist.

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