Wer in „Bunte“ Sinn sucht, findet einen Rosengarten voller Glück und Türen
Seit fünfeinhalb Jahren schenkt Chefredakteur Robert Pölzer seinen Leserinnen jede Woche einen selbst ausgedachten Sinnspruch, irgendwas mit Blumen, Licht, Wolken, Herz. Wir würdigen seine Verdienste um die Poesialbumisierung der Promi-Berichterstattung mit einer Dokumentation seines Lebenswerkes.
Robert Pölzer ist Chefredakteur der „Bunten“. Seine wichtigste Aufgabe ist es, die Illustrierte mit Sinn auszupölzern.
Es ist leicht, in der „Bunten“ nur ein Klatschblatt zu sehen; einen Voyeur, der das Leben von Prominenten verfolgt, ihre öffentlichen Auftritte, ihre privaten Dramen, ihre Lieblingsmarken, ihre Einrichtungstipps. Dabei stellt sie mehr als jedes andere Medium die ganz großen Fragen: nach dem guten Leben, nach dem Weg zum Glück, nach dem Warum.
Der Autor
Stefan Niggemeier ist Gründer von Übermedien und „BILDblog“. Seit vielen Jahren Autor, Blogger und freier Medienkritiker, früher unter anderem bei der FAS und beim „Spiegel“.
Seit fünfeinhalb Jahren schreibt Pölzer jede Woche ein Editorial, das noch vor dem ersten Beauty-Trend, dem ersten Promi-Schnappschuss, dem ersten „Liebesgeflüster“ jeden möglicherweise aufkommenden Verdacht der Oberflächlichkeit mit behaupteter Tiefe bekämpft. Aufgehängt an einer aktuellen Promi-Geschichte macht Pölzer sich Gedanken: Sollten wir nicht mehr aufeinander hören? Müssten wir einander nicht mehr vergeben? Wäre miteinander nicht besser als gegeneinander? Und zusammen besser als alleine? Warum sind wir so besessen von Äußerlichkeiten? Sind Kinder nicht toll?
Die meisten seiner Editorials lassen sich sogar noch lesen, wenn die Titelgeschichten längst gelöscht wurden, weil die Prominenten dann doch nicht der Meinung waren, dass ihre privaten Dinge in einer Zeitschrift ausgebreitet gehören, egal welche Lebensweisheiten man aus ihnen als Nichtprominenter ableiten konnte. Nur manchmal muss er einzelne Sätze in seinen Vorworten schwärzen.
Die Rubrik „Mein Thema der Woche“ hatte auch schon Vorgängerin Patricia Riekel gefüllt, aber Pölzer hat ihr etwas eigenes, einzigartiges hinzugefügt: eine Taschenweisheit zum Schluss. Optisch abgesetzt vom restlichen Text, aber inhaltlich meistens mehr oder weniger verbunden gibt es jeweils einen kleinen Sinnspruch, der sich aus einem Poesiealbum oder einer Whatsapp-Gruppe hierhin verirrt haben könnte, einen Aphorismus, nein: einen Pölzerismus.
Er veredelt schlichte Gedanken zu krankenkassenabreißkalendertauglichen Sprüchen, indem er sie als Metaphern formuliert, irgendwas mit Blumen, Türen, Licht, Wolken, Herz.
Aus einem Korn backt man kein Brot.
Aus einem Ziegel mauert man kein Haus.
Er formuliert Sätze, die einem sofort einleuchten oder nie, aber Kryptik ist auch nur die hässliche Schwägerin der Verständlichkeit, wie Pölzer vielleicht sagen würde.
Unter einem weichen Kissen liegt selten ein Stein.
Manchmal ergibt sich die besondere Tiefgründigkeit dieser Sätze erst, wenn man sie im Wissen um die Sätze liest, die ihnen vorausgegangen sind:
Ein Zaun ist nur ein Zaun, wenn du davorstehst.
Eine Tür ist erst eine Tür, wenn man durch sie hindurchgeht.
Die Medienwelt stellt einzelne Menschen oft in grelles Scheinwerferlicht, während die unermüdliche Arbeit anderer kaum Aufmerksamkeit bekommt. Um das Lebenswerk des Robert Pölzer und seine Verdienste um die Poesiealbumisierung der Promi-Berichterstattung zu würdigen, dokumentieren wir im Folgenden alle 285 bis heute in „Bunte“ erschienenen Pölzerismen, handlich sortiert nach Themen, Kategorien und Bauplänen.
Gartentipps
Im Schatten blühen keine Blumen. (23/2017)
Im Schatten blühen keine Rosen. (29/2020)
Eine Blume vermag nicht im Schatten zu gedeihen. (6/2018)
Was wächst, blüht nur, wenn man es gießt. (18/2017)
Ein Reiskorn ohne Wasser ist immer nur ein Reiskorn. (45/2017)
Ein im Herzen eines Apfels versteckter Kern ist ein unsichtbarer Obstgarten. (13/2018)
Erst hinter dem Tor erblickt man den ganzen Garten. (30/2019)
Die Pracht der Rose fußt in ihrer Wurzel. (12/2020)
Die Süße holt die Rebe aus der Sonne, die Kraft aus ihren Wurzeln. (28/2020)
Für die Biene ist die Blume ein Quell des Lebens – für die Blume ist die Biene eine Botin der Liebe. (34/2020)
Auf dem Asphalt blühen keine Blumen. (9/2021)
An seinen Blumen erkennt man den Gärtner. (20/2021)
Bauarbeiten
Jede Brücke, die du baust, kannst du auch selbst betreten. (31/2018)
Aus einem Ziegel mauert man kein Haus. (11/2021)
Der Elfenbeinturm ist kein Zuhause. (15/2021)
Aus dem Elfenbeinturm hat man keine Weitsicht. (27/2021)
Was ein guter Baumeister hat erschaffen, kann ein Sturm nimmermehr zerstören. (16/2019)
Häuser würden nur Ruinen sein, wären sie nicht für Gäste. (8/2020)
Ein Tempeldach braucht zwei starke Säulen. (15/2018)
Das Leben ist ein Schloss aus Glas. (31/2017)
Gedanken sind manchmal eine Wand und können doch eine Brücke sein. (1/2022)
Pölzer Maps
Die Seele kennt keinen geraden Weg. (1/2017)
Der Weg durch eine dunkle Gasse gibt immer den Blick zu den Sternen frei. (46/2017)
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr – sind die Wege auch schwer und steil. (22/2018)
Wer den Weg kennt, kann ihn auch gehen. (2/2021)
Der erste Schritt ist schon der halbe Weg. (34/2021)
Der Weg zum Glück besteht aus vielen kleinen Schritten. (44/2021)
Das Gute liegt uns oft so fern. (37/2020)
Der Blick in die Ferne verstellt den Blick nach vorne. (37/2021)
Gegensätze ziehen ihn an
Nichts ist beständiger als der Wechsel. (44/2016)
Das einzig Beständige ist der Wandel. (30/2017)
Freude ist entschleiertes Leid. (20/2017)
Ein Abschied ist oft kein Abschied. (5/2018)
Abschied ist der Anfang vom Wiedersehen. (51/2021)
Jedes Ende ist ein Anfang. (3/2019)
Nur wer sich fallen lässt, wird aufgefangen. (48/2018)
Nur wer loslässt, wird aufgefangen. (26/2020)
Das Große entsteht im Kleinen. (2/2020)
Das Langsame bringt einen schneller ans Ziel. (24/2020)
Die Letzten werden die Ersten sein. (39/2020)
Oft ist der Schritt zurück der Schritt nach vorn. (43/2020)
Ein kleiner Schritt zurück ist oft ein großer Schritt nach vorne. (31/2021)
Das Kostbarste ist kostenlos. (8/2021)
Links gehört zu rechts – und Schwarz zu Weiß. (28/2021)
Etwas Flüchtiges kann etwas so Gewaltiges sein. (6/2020)
Oft verliert man das Gute, wenn man das Bessere sucht. (9/2020)
Wenn die Nacht am tiefsten, ist der Tag am nächsten. (49/2018)
Die meiste Nachsicht übt der, der sie am wenigsten braucht. (47/2018)
Der Mutige kann vertrauen, den Schwachen zerfrisst das Misstrauen. (18/2019)
Lass diejenigen in deine Seele schauen, die es ernst mit dir meinen. (43/2016)
Kontrolle ist das Vertrauen der Schwachen. (28/2017)
Zu wenig und zu viel Vertrauen sind Nachbarskinder. (35/2017)
Vertrauen ist die Oase des Herzens, das die Karawane des Denkens nie erreicht. (7/2020)
Wahrheit
Sage nicht: „Ich habe die Wahrheit gefunden“, sage lieber: „Ich habe eine Wahrheit gefunden.“ (52/2016)
Zeit ist der Steigbügel der Wahrheit. (3/2017)
Alles, was wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch. (49/2019)
Takt sieht alles, doch er spricht nicht darüber. (29/2017)
Freiheit
Liebe schenkt Freiheit. (23/2018)
Es gibt keine Freiheit ohne gegenseitiges Verständnis. (39/2018)
Treue ist die schönste Form der Freiheit. (12/2019)
Loslassen lässt einen selbst fliegen. (36/2019)
Freiheit ist manchmal nur ein anderes Wort für Scheitern. (10/2020)
Ein Vogel im Käfig kennt nur den Wunsch zu fliehen. (32/2021)
Geduld
Gewohnheit ist König über den Verstand. (27/2017)
Alles kommt zu dem, der warten kann (47/2017)
Alles kommt zu dem, der warten kann. (32/2018)
Manchmal brauchen auch wir Großen etwas länger, bis wir erwachsen werden (33/2016)
Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. (34/2018)
Das größte Geduldsspiel ist die Geduld. (15/2020)
Kardiologie
Ein glühendes Herz kennt immer nur einen Weg. (51/2016)
Wenn die Vernunft das Herz regiert, erkennt das Herz die Liebe. (14/2020)
Denke mit dem Herzen und fühle mit dem Verstand. (17/2017)
Wer in deinem Herzen wohnt, zieht dort niemals aus. (39/2017)
Viele Herzen wären Gräber, wohnte ihnen nicht die Liebe inne. (41/2017)
Ein Herz kennt viele Sprachen. (36/2018)
Das Herz ist ein kluger Ratgeber. (26/2019)
Ein Herz kann eine Festung sein. (40/2019)
Ein Herz ist nicht aus Silikon. (26/2021)
Das Herz kennt keine Sperrfrist. (35/2021)
Wahres Alter steht im Herzen, nicht im Pass. (9/2017)
Sport
Menschen sind wie Engel mit einem Flügel. Nur wenn sie sich umarmen, können sie fliegen. (49/2016)
Der Flügelschlag der Liebe hebt jeden in die Schwerelosigkeit. (30/2016)
Verzeihen ist die Eigenschaft des Starken. (51/2017)
Eltern sind der Bogen, Kinder die Pfeile. (4/2019)
Werte machen wehrhaft. (22/2019)
Wer sich beugt, bricht nicht. (10/2021)
Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. (21/2021)
Weggeworfen ist leicht, aufgehoben ist schwer. (12/2018)
Bequem ist nur ein anderes Wort für gleichgültig. (24/2021)
Lach nicht, wenn jemand fällt! (43/2021)
Schmerz
Ach, wäre der Schmerz nur eine Medizin, die unsere darbende Seele heilt! (2/2017)
Der Schmerz bricht die Schale auf, die das Verstehen allzu oft umschließt. (25/2017)
Einem Freund kann man nicht wehtun, ohne sich selbst zu verletzen. (43/2018)
Schmerz? Ja, sofort! (7/2021)
Im Versteck wartet nur die Einsamkeit (50/2020)
Keine Kategorie ist auch eine Kategorie
Freundschaft ist Freude, die keinen Beifall braucht. (1/2018)
Ein Vorbild ist eine Idee, keine Gebrauchsanweisung. (40/2016)
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden. (23/2019)
Im Kleinen versteckt sich das Wunderbare. (33/2019)
Wer sich Zeit nimmt für das Wesentliche, lernt das Unwesentliche gar nicht kennen. (38/2020)
Stell mir keine Frage, auf die ich die Antwort weiß. (42/2021)
12 Kommentare
Na Ihr habt Zeit…
Einer muss es tun!
@Stefan Niggemeier
Warum?
Ich denke, die Welt wäre auch ohne Auflistung aller Pölzer Zitate nicht untergegangen :)
Guten Rutsch an alle!
Na danke, wie bekommt man das Klebezeug jetzt wieder raus aus den Hirnwindungen?
Frohes Neues!
Im Vergleich zu Herrn Pölzer hat der Wortbrei der Brigitte Huber fast essayistische Qualität.
Seit 2018 fragt die Liebe also immerzu nach dem Wie. Im Jahr vorher hat sie nie danach gefragt.
Worauf ist denn da noch Verlass?
*Hust*, das ist furchtbar!
Guten Rutsch, allerseits.
Die Faust aufs Aug’ sagt mehr als tausend Worte.
Nach angestrengtem Googeln weiß ich jetzt wenigstens, dass sowohl „Was du nicht willst, das man dir tu …“ als auch „Was du nicht willst, dass man dir tu …“ korrekt sind. Immerhin!
Gibt es eigentlich noch eine Ausbildung zum Aphorismiker, oder macht das inzwischen ein Algorithmus?
Frohes neues Jahr allerseits!
@Stefan Niggemeier:
Ich beantrage hiermit, den Terminus „etwas mit Sinn auszupölzern“ in den Duden für Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten mitaufzunehmen.
:-D
Verspätet, aber danke für das Wort „Aphoristiakum“, komme aus dem vor-mich-hin-glucksen gar nicht mehr raus.
Na Ihr habt Zeit…
Einer muss es tun!
@Stefan Niggemeier
Warum?
Ich denke, die Welt wäre auch ohne Auflistung aller Pölzer Zitate nicht untergegangen :)
Guten Rutsch an alle!
Na danke, wie bekommt man das Klebezeug jetzt wieder raus aus den Hirnwindungen?
Frohes Neues!
Im Vergleich zu Herrn Pölzer hat der Wortbrei der Brigitte Huber fast essayistische Qualität.
Seit 2018 fragt die Liebe also immerzu nach dem Wie. Im Jahr vorher hat sie nie danach gefragt.
Worauf ist denn da noch Verlass?
*Hust*, das ist furchtbar!
Guten Rutsch, allerseits.
Die Faust aufs Aug’ sagt mehr als tausend Worte.
Nach angestrengtem Googeln weiß ich jetzt wenigstens, dass sowohl „Was du nicht willst, das man dir tu …“ als auch „Was du nicht willst, dass man dir tu …“ korrekt sind. Immerhin!
Gibt es eigentlich noch eine Ausbildung zum Aphorismiker, oder macht das inzwischen ein Algorithmus?
Frohes neues Jahr allerseits!
@Stefan Niggemeier:
Ich beantrage hiermit, den Terminus „etwas mit Sinn auszupölzern“ in den Duden für Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten mitaufzunehmen.
:-D
Verspätet, aber danke für das Wort „Aphoristiakum“, komme aus dem vor-mich-hin-glucksen gar nicht mehr raus.