Bis Anfang Juni war Demian von Osten wieder in Belarus. „Der Druck auf Journalisten ist enorm groß“, sagte bei einer „Tagesschau“-Schalte über die Arbeit dort.
Von Osten, Korrespondent im Moskauer ARD-Büro, ist einer der wenigen westlichen Journalisten, die eine offizielle Akkreditierung haben und auch in diesen Zeiten noch regelmäßig aus Belarus berichten können und dürfen.
Warum hat er die eigentlich – und andere nicht? Und wie frei kann er die nutzen, herumreisen, reportieren? Holger Klein spricht mit von Osten über das Recherchieren und Drehen in der Diktatur und die Folgen, die diese Arbeit für ihn und seine Protagonisten haben könnte. Von Osten sagt:
„Die Menschen vor Ort stehen viel mehr unter Druck als wir. Das Schlimmste, was mir passieren kann, als privilegiertem Westeuropäer, ist, dass ich ausgewiesen werde und die Akkreditierung verliere. Aber ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, dass man es riskieren würde, jetzt einen westlichen Journalisten ewig lang festzuhalten und sozusagen als Geisel zu benutzen.“
Aber hat nicht der Fall des entführten Roman Protasewitsch gerade gezeigt, dass das Regime unter Präsident Alexander Lukaschenko zu fast allem bereit ist? Protasewitsch sei für viele Belarussen ein Fall gewesen, wie sie schon so viele erlebt hätten, sagt von Osten, „mit dem einen Unterschied, dass es auf einem Flug passierte zwischen zwei EU-Städten, deswegen haben wir in Deutschland, in Europa auf einmal wieder hingeschaut“. Aber diese Festnahmen, diese Durchsuchungen, diese Abwesenheit von nachvollziehbaren Vorwürfen – die sähen die Belarussen fast jeden Tag.
Kann man da unparteiisch sein?
„Ich bin sicherlich kein Anwalt für die Oppositionsbewegung. Das sollten wir nicht sein. Aber ich finde schon, dass es unsere Aufgabe ist, auf solche massiven Menschenrechtsverletzungen, wie sie derzeit in Belarus stattfinden, hinzuweisen.“
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Der Gesprächspartner
Demian von Osten, Jahrgang 1983, hat Politik und Betriebswirtschaftslehre in Mannheim und Lyon studiert, berichtete als Reporter unter anderem von den Maidan-Protesten 2014 in der Ukraine – und ist seit 2018 Korrespondent im Moskauer ARD-Büro.
Meine Hoffnung wurde enttäuscht, dass wenigstens bei den medienkritischen Übermedien mal die Frage gewagt worden wäre, warum Protasewitschs fotografisch gut belegte faschistische Vergangenheit weder der ARD noch anderen großen Medien eine Randnotiz wert ist. Einen Medienvertreter zu fragen, ob er sich zum Anwalt der Opposition macht und sich mit einer Verneinung zufriedenzugeben ist jedenfalls wenig medienkritisch (so wie die restlichen Fragen). Aber dafür ist Holger Klein wohl auch der Falsche.
Meine Hoffnung wurde enttäuscht, dass wenigstens bei den medienkritischen Übermedien mal die Frage gewagt worden wäre, warum Protasewitschs fotografisch gut belegte faschistische Vergangenheit weder der ARD noch anderen großen Medien eine Randnotiz wert ist. Einen Medienvertreter zu fragen, ob er sich zum Anwalt der Opposition macht und sich mit einer Verneinung zufriedenzugeben ist jedenfalls wenig medienkritisch (so wie die restlichen Fragen). Aber dafür ist Holger Klein wohl auch der Falsche.