Reporter Edmund Brettschneider

So funktioniert Bauers Kopierfabrik für Hollywood-Interviews

Seit fast 50 Jahren liefert der Reporter Edmund Brettschneider Geschichten aus Hollywood, hauptsächlich für den Hamburger Bauer-Verlag, dessen Büro in Los Angeles er drei Jahrzehnte lang geleitet hat. Weit mehr als 200 Brettschneider-Interviews hat Bauer über die Jahre veröffentlicht. Aber hat er sie wirklich geführt?

Edmund Brettschneider sei „ein renommierter, von der Branche geschätzter Journalist, der seit Jahrzehnten tadellos arbeitet“, und mit seinen Interviews sei „alles in Ordnung“, teilte der Verlag mit, als wir ihn voriges Jahr damit konfrontierten, dass viele seiner Interviews anscheinend aus Interviews anderer Medien zusammengesetzt sind. Und das sagt Bauer immer noch: renommiert, geschätzt, alles tadellos. Obwohl es nun neue Hinweise gibt, dass Brettschneider seine Interviews ordentlich frisiert – offenbar mit Hilfe einiger Ordner voller alter Zeitungsschnipsel und der Hollywood Foreign Press Association, jener Organisation, die jedes Jahr die Golden Globes vergibt.

Unterhält man sich mit Menschen, die in Los Angeles unter Brettschneider im Bauer-Büro gearbeitet haben, kommen sie schnell auf das „clippings archive“ zu sprechen, in dem ihr damaliger Chef oder seine MitarbeiterInnen sorgfältig Interviews und Artikel über Hollywoodstars abgeheftet hätten.

„Wenn eine Bauer-Publikation dann Interesse an einem Promi-Interview anmeldete“, sagt ein früherer Mitarbeiter, habe Brettschneider oft dieses Archiv hervorgeholt und mit Hilfe der Schnipsel sowie „einiger Phantasie“ ein eigenes Interview „gestrickt“.

Ein kleiner Teil der angeblichen Brettschneider-Interviews.

Ein anderer ehemaliger Mitarbeiter bestätigt das. Habe Brettschneider ein Interview nach Hamburg schicken wollen, „bei dem noch irgendwas fehlte“, sei er eben seine Ordner durchgegangen, „und wenn in einem drei Jahre alten Interview der ‚New York Times‘ etwas Passendes stand“, habe er das „einfach in sein eigenes Interview eingebaut“.

Oft habe es aber nicht mal diese Ordner gebraucht: „Ich wollte zum Beispiel mal für eine Geschichte wissen, wie groß das Vermögen von Arnold Schwarzenegger ist.“ Darauf angesprochen, habe Brettschneider einen zweistelligen Millionenbetrag angegeben. Auf die Frage nach einer Quelle habe er keine genannt, „und auch nicht den Eindruck gemacht, als gäbe es eine“.


Auf noch etwas kommen Brettschneiders ehemalige Kollegen zu sprechen, wenn sie über dessen Arbeitsethik reden: auf Kiki Brettschneider, die damalige Ehefrau des Reporters. Ihr Name ist uns bei den Recherchen häufiger begegnet. In der „TV Movie“, zum Beispiel, fanden wir Interviews von ihr mit Stars wie George Clooney, Michael Douglas oder Madonna.

Interviews mit George Clooney, John Travolta, Michael Douglas, Madonna und Josh Hartnett
Interviews von Kiki Brettschneider in Bauers „TV Movie“, Anfang der 2000er

Kiki Brettschneider habe ebenfalls als Korrespondentin im Bauer-Büro in L.A. gearbeitet, sagen zwei der damaligen Mitarbeiter. Das Problem: Sie habe weder flüssig Deutsch gesprochen oder geschrieben, noch habe sie eine journalistische Ausbildung absolviert. Beides eigentlich Voraussetzungen, um als Korrespondentin für deutsche Medien zu arbeiten.

Im Normalfall habe Edmund Brettschneider deshalb die in sehr brüchigem Deutsch verfassten Texte seiner Frau umgeschrieben, „um sie weniger peinlich und halbwegs lesbar zu machen, bevor sie nach Hamburg gefaxt wurden“.

11.2.00 - Redaktion DAS NEUE - An: Frau Hansen-Blank - Von: Kiki Brettschneider - DON JOHNSON. Die unglaubliche Enthuelungen eines Amerikanische Wochenblatt (GLOBE) haben jede Party in Hollywood und San Francisco in bester Stimmung mit pikantem Gesparaechstoff ueber "Miami Vice" Star Don Johnson. Aber ausser Klatsch, dies Enthuelungen koennen die Ehe von Don Johnson (59) und seine Ehefrau Kelley (31) kaput machen: Die beiden heirateten im vergangenen April. Vor zwei Monaten kam die kleine Tochter Atherton Grace zur Welt. Don und Kelley sind das beliebteste Ehepaar in San Francisco wo sie leben. "Die Ehe zwischen Don und Kelley scheint eine ewige Flitterwoche zu sein!" ihre engsten Freunden berichten. Nach vielen Jahren von wilden Leben, Sauferei und Schuertzenjaegerei, Johnson ist endlich ein Pantoffel-Familienmann und ideale Vater geworden. Was jetzt Reporter und Ueberwachtungskameras des Amerikanischen Blatt entdeckt haben, gehoert zum schokierten Skandals in San Francisco's bessere Kreisen: Am 29. Januar man beobachtete Johnson's Ehefrau Kelley als sie mit Toechterch fuer einen kleinen Spaziergang in der Nachbarschaft ging. Minuten spaeter Don verlaesst vorsichtig das Familienhaus in seinem blauen Land Rover. Waehrend Mutter und Tochter frische Luft geniessen, die Journalisten mit der Ueberwachtungskamera im Hand haben Johnson "in der Akt" gefasst: Der Miami-Vice Star besuchte das Pornoladen "Art Theater" in San Francisco's Tenderloin Viertel. Er blieb fast eine Stunde dort und er hat fuer $300 Dollar heisse homosexuelle Videos und sexuelle Spielzeuge gekauft! Sein naechste Aufenthalt war das Hotel "Coventry Motor Inn" wo er fuer $80 Dollars Zimmer 217 mietete. Drei Stunden spaeter Don Johnson has das Hotel verlassen und faehrt nach Hause! Was ist denn mit Don Johnson los, dass er Porno Videos heimlich im Hotel anschaut und warum gerade homosexuelle Videos? Die Amerikanische Psychologin Dr. July Kuriansky meint, dass Johnson's seltsames Benehmen zeigt, das er unter sexuelle unerfuehlte Fantasien leidet, ...
Ausriss eines Text-Manuskripts von Kiki Brettschneider für den Bauer-Verlag

Die ehemaligen Mitarbeiter gehen davon aus, dass der Bauer-Verlag spätestens seit Ende der 1990er-Jahre von den Problemen wusste. Trotzdem hielt er weiter am Ehepaar Brettschneider als Korrespondenten-Team fest.


Auch nach der Schließung des L.A.-Büros im Jahr 2004, mit der Brettschneider offiziell in den Ruhestand ging, druckte Bauer weiter seine Interviews; von Kiki Brettschneider haben wir aus dieser Zeit keine Artikel mehr gefunden.

Edmund aber blieb der „Mann am Puls der Traumfabrik“, wie Bauer ihn nannte. Inzwischen ist er fast 84 Jahre alt – und immer noch aktiv. Trotz all der Zweifel. Seit unserem Bericht vor eineinhalb Jahren sind mehr als 20 neue Interviews mit Top-Stars von ihm erschienen, unter anderem mit Kevin Costner, Meryl Streep oder Scarlett Johansson. Mindestens acht davon druckte Bauer („Das neue Blatt“), mindestens zwölf der Alles-Gute-Verlag („Greta“, „My Illu“). Einige erschienen auch in italienischen und amerikanischen Medien.

Dabei sei Brettschneider längst nicht mehr „am Puls der Traumfabrik“, sagen ehemalige Mitarbeiter, nicht mal geographisch: Seit mehr als 15 Jahren lebe er nicht mehr in Los Angeles, sondern in Spanien.


Schaut man sich diese aktuellen Brettschneider-Interviews genauer an, fallen wieder etliche Dopplungen mit anderen Interviews auf. Folgende Passagen sind uns bisher aufgefallen:

Emma Watson

Vanity Fair, 2017 Das neue Blatt, 2020
„I’d walk down the red carpet and go into the bathroom. I had on so much makeup and these big, fluffy, full-on dresses. I’d put my hands on the sink and look at myself in the mirror and say, ‚Who is this?‘ I didn’t connect with the person who was looking back at me, and that was a very unsettling feeling.“ „Nach dem roten Teppich ging ich auf die Toilette, um mich frisch zu machen. Als ich vor dem Spiegel stand und mich mit all der Schminke und dem flauschigen Kleid sah, starrte mich eine Fremde an. Ich sagte mir: ‚Das bis du nicht.‘ Mich überkam ein bedrückendes Gefühl (…)“
„I was finding this fame thing was getting to a point of no return. I sensed if this was something I was ever going to step away from it was now or never.“ „Mich überkam ein bedrückendes Gefühl, dass das Berühmtsein außer Kontrolle geraten war, zu einer Monstrosität zu werden drohte, von der es kein Zurück gäbe. Und dass ich mich davon lösen müsste.“
„I’ve often thought, I’m so wrong for this job because I’m too serious; I’m a pain in the ass; I’m difficult; I don’t fit. But as I’ve got older, I’ve realized, No! Taking on those battles, the smaller ones and the bigger ones, is who I am.“ „Ich hatte zuvor schon öfter Zweifel gehabt, ob ich überhaupt richtig für diesen Job war, weil ich oft das Gefühl hatte, nicht reinzupassen. Aber dann sagte mir eine innere Stimme: ‚All dem, was du wirklich liebst, den Rücken zu kehren – das bist du nicht. Nicht vor dem zurückzuschrecken, was dir im Weg steht – das ist deine Art.'“
Vogue, 2015 Das neue Blatt, 2020
„I felt really uncomfortable, even before my relationship ended.“ „Ich war in einer festen Beziehung. Das Ende war sehr unkomfortabel, noch bevor ganz Schluss war.“

Antonio Banderas

NPR, 2019 My Illu, 2020
„Yeah, I (laughter) became not only very sad but very sensitive to anything. I am not a crier. I was never a crier (laughter). I was, you know, a tough guy, you know? And suddenly I was watching movies, and I was listening to music, and suddenly I got all teary.“ „Mich überkam oft bei den geringsten Anlässen von Sentimentalität eine Traurigkeit. Es konnte ein Film sein, den ich gerade sah, oder eine Geschichte, die ich las. Manchmal reichte irgendeine Bemerkung. Dann wurde ich sehr nachdenklich.“

Kevin Costner

AARP, 2014 Das neue Blatt, 2019
„I have never played a video game, so I’m not on Xbox. But I teach the kids about hunting and fishing (…)“ „Eine ‚Xbox‘ gab es früher nicht. Für mich ist so etwas noch immer ein heißes Eisen. Ich hatte früher nie Videospiele mit meinen Kindern gespielt. Bei den Jüngeren musste ich das. Gut darin bin ich aber nicht geworden. Ich habe meinen Kindern lieber beigebracht, wie man fischt und jagt.“
Telegraph, 2011 Das neue Blatt, 2019
„The one thing I pray for in life is not success but being able to raise my children and that nothing happens to me in the next 20 years. I want it to be me who tells them about the secrets, the beauty, the treachery and everything that is in life. I don’t want them to learn from someone else.“ „Mich ängstigt nur, dass mir etwas passieren könnte. Das aber nur meiner Kinder wegen. Ich fürchte mich davor, dass ich nicht mehr da bin, um sie groß ziehen zu können, und sie all das lehren kann, was zum Leben notwendig ist. Und ich habe Angst davor, dass jemand anderer an meine Stelle tritt und diese Rolle übernimmt.“

Hugh Jackman

Daily Sabah, Februar 2019 Das neue Blatt, August 2019
„When we got married, we made a pact we would look at each other at every turning point; we would ask ourselves is this good or bad for our family. It seems to be a simple question. (…) I can tell you at least seven or eight times in the last 25 years where my eyes have lit up with ‚Oh, this opportunity, that opportunity‘ and I just look over at my wife and she would just give me a look like, ‚No, this is not the time.'“ „Als ich Deborra vor 23 Jahren heiratete, hatten wir uns geschworen, keine wichtige Entscheidung zu treffen, ohne vorher die Frage zu beantworten: Ist sie gut oder schlecht für die Familie? Wir haben uns eisern und ohne Ausnahme an diese Vereinbarung gehalten, obwohl es mitunter sehr schmerzhaft war. Es gab so manches Rollenangebot, bei dem ich glänzende Augen bekam, dann aber doch absagte.“
Telegraph, 2013 Das neue Blatt, 2019
„The greatest gift I got from my parents was their unconditional love. My father always talked about passion. He never asked me what I was going to do; he only ever asked me, ‚Do you love what you’re doing?‘ And if there’s anything I want to pass on to my kids it’s the idea of passion for life, because that’s really what sustains you.“ „(…) was mir mein Papa als schönstes Geschenk mitgegeben hat: selbstlose Liebe. (…) was unser Vater immer sagte: ‚Erfolg kommt, wenn du deinem Herzen folgst und tust, was du wirklich willst.‘ Ich möchte, dass mich meine Kinder als einen guten Vater in Erinnerung behalten, der ihnen das immer gegeben hat.“

Michelle Pfeiffer

The Jakarta Post, 2018 Das neue Blatt, 2019
„I kind of do a little bit of everything, a little bit of running and yoga and Pilates. I just eat clean food, organic, non-processed.“ „Von allem etwas – Jogging, Yoga, Pilates. Ich esse saubere Lebensmittel. Bio, wie man das heute nennt. Vegetarisch. Fertiggerichte stehen bei mir auf keiner Einkaufsliste.“
„I have become a little more picky. The older you get the more you really value your time.“ „Meine Zeit ist mir zu kostbar, um sie mit unbedeutenden Projekten zu vergeuden. Also wurde ich im Laufe der Jahre immer wählerischer.“
Good Housekeeping, 2007 Das neue Blatt, 2019
„So when she [Claudia] came, he and I had only been together for about two months. So we had this child with us right away (…) and we were both at the age where we were ready to start a family. So we both got to see each other as parents before we progressed in our relationship together, and in a strange way, it took the pressure off us, as a couple. We had something else to focus on. It was sort of perfectly timed.“ „Wir waren somit erst zwei Monate zusammen, als Claudia ankam. Wir hatten also von Anfang an ein Kind und konnten uns gegenseitig als Eltern beurteilen, bevor wir überhaupt Fortschritte in unserer Beziehung machten. Wir waren beide in dem richtigen Alter, eine Beziehung zu starten. Und so seltsam das klingen mag, gerade das nahm den Druck von uns beiden als Paar weg. Wir hatten etwas anderes als nur uns selber, auf das wir uns konzentrieren konnten. Es war perfektes Timing.“
„I really got to see him in a situation that certainly would separate the boys from the men. Obviously, [David] really rose to the occasion.“ „Er war gleich zu Anfang unserer Beziehung in eine Situation geraten, in der sich Jungs von Männern unterscheiden. David war sofort der Lage gewachsen.“
New York Times, 2017 Das neue Blatt, 2019
„Around the time we started looking at colleges, I realized how it was going to hit me really hard [to have an empty nest] and that I better get something going.“ „Als meine Kinder sich nach einem College umsahen, fiel es mir wie Schuppen von den Haaren: Du wirst demnächst auf einem leeren Nest glucken. Mir wurde klar, dass es hart sein wird, wenn die Kinder ausgeflogen sind. Deshalb begann ich, meine Rückkehr ins Berufsleben vorzubereiten.“

Nick Nolte

GQ, 2011 My Illu, 2020
„When you start thinking about death more than sex, you know you’re getting old.“ „Ich denke heute häufiger ans Sterben und nicht an Sex. Wenn man dieses Stadium erreicht hat, weiß man, dass man alt ist.“

Renée Zellweger

Reader’s Digest, 2007 Greta, 2019
„I don’t want the first shot of the movie to be a close-up on my naked breast because what that leads to doesn’t have a place in my life. ‚[Older brother] Drew, Dad, Mom, there’s a premiere tonight. You want to come?‘ I have to keep that in mind.“ „Ich will nicht, dass die erste Szene eines Films eine Nahaufnahme meines nackten Busens ist, weil das, wohin der Rest führt, keinen Platz in meinem Leben hat. Ich bin konservativ und altmodisch. In der Hinsicht ganz besonders. Ich habe immer mit gutem Gewissen sagen können: ‚Drew, Dad, Mom, wollt ihr zu meiner Premiere kommen?'“

Richard Gere

USA Today, 2015 My Illu, 2019
„I’m not aware of [deepening laugh lines]. Not at all. It’s about being curious. I’m more curious now than when I was a kid.“ „Ich bin mir bisher keiner Falten bewusst; daran verschwende ich auch keine Gedanken. Mich beschäftigt viel mehr die Tatsache, dass ich mit zunehmendem Alter immer neugieriger werde. Ich bin heute neugieriger, als ich es als Kind war.“

Meryl Streep

Hello, 2015 My Illu, 2020
„We’re kind of the perfect odd couple. Don is a man of few words – I’m the one who keeps up a constant stream of chatter in the house. He listens very patiently and then goes back to his work. He also loves me as I am, eager and overactive, even at my age. He’s the definition of the introverted and introspective artist. I’m very expressive and more exuberant. We complement each other beautifully that way.“ „Wir sind ein perfektes ungleiches Paar. Don ist wortkarg. Ich bin diejenige, die fürs ewige Schnattern im Hause sorgt. Don hört geduldig zu und liebt mich, wie ich bin, ungeduldid, begierig auf Arbeit und überaktiv. Don ist der introvertierte Künstler. Ich bin mehr expressiv und überschwänglich. Wir ergänzen uns blendend.“

Barbra Streisand

Telegraph, 2011 Greta, 2019
„They say that when a person goes to heaven, God doesn’t ask ‚how well were you loved?‘ but ‚how well did you love?‘ So your obligation is not just to take love but to be as loving a person as you can be.“ „Man sagt bei uns, wenn man in den Himmel kommt, fragt Gott nicht: ‚Wie gut bist du geliebt worden?‘, sondern ‚Wie gut hast du geliebt?‘ Deine Pflicht ist es also, nicht einfach nur Liebe zu bekommen, sondern ein so liebender Mensch zu sein, wie du nur sein kannst.“
Harper’s Bazaar, 2010 Greta, 2019
Perhaps the key to marital bliss is letting your husband handle his domestic space. „He has his own rooms that he’s in charge of: his office, his bath, his workshop“ [Der Schlüssel zu einer glücklichen Ehe:] „Dem Ehemann seine ganz eigene häusliche Sphäre zu überlassen, für die er allein verantwortlich ist. Jim hat in unserem Haus seine eigenen Räume, sein eigenes Bad, seine Werkstatt, sein Büro, das nur ihn etwas angeht.“
„I also have intense relationships with furniture … probably because we practically had none when I was growing up,“ she writes in her book. Only when she was eight, when her family moved into a housing project on Newkirk Avenue in Brooklyn, did they get a sofa, an ugly nubby olive-green thing that her mother covered completely in plastic. „Ich habe eine sehr intensive Beziehung zu Möbeln. Wahrscheinlich [kommt diese] daher, dass wir nie welche hatten, als ich Kind war. Erst als ich acht war und wir in einen Sozialwohnungsbau in Brooklyn zogen, bekamen wir zum ersten Mal ein Sofa. Ein hässlich olivgrünes Ding, das meine Mutter komplett in Plastik hüllte.“
Now she feels a sense of loss when she misses out on an item at auction. „Ich leide unter einem großen Verlust, wenn mir bei einer Auktion etwas durch die Lappen geht.“

Auch innerhalb der verschiedenen Brettschneider-Interviews tauchen einige Aussagen immer wieder auf. Ein Beispiel: 2013 erschien in „Das neue Blatt“ ein Brettschneider-Interview mit Meryl Streep. Darin sagt die Schauspielerin über sich und ihren Mann:

„Wir haben die gleichen Werte. Wir denken gleich, wenn es um Geld und Kinder geht. Wenn wir das Gefühl haben, unsere Beziehung könnte leiden, verdrücken wir uns. Zusammen natürlich! Manchmal dorthin, wo es keinen Fernseher gibt. Ich kann das als Ehetherapie nur empfehlen.“

2015 druckte „Das neue Blatt“ ein weiteres Brettschneider-Interview mit Meryl Streep. Darin sagt sie über sich und ihren Mann:

„Wir haben die gleichen Werte, denken gleich, wenn es um Geld und Kinder geht, worüber ja viele streiten. Bei uns geht es mehr um kleinere Dinge. Und wenn es uns mal zu bunt wurde und wir das Gefühl hatten, es könnte Auswirkungen auf unsere Beziehung haben, verdrückten wir uns. Am besten dorthin, wo es kein Telefon und keinen Strom gab. Als Ehetherapie nur zu empfehlen.“

Voriges Jahr veröffentlichte die Zeitschrift „My Illu“ ein Brettschneider-Interview mit Meryl Streep. Darin sagt sie über sich und ihren Mann:

„Aber wir stimmen bei den meisten Dingen überein, haben dieselben Werte. Wir denken gleich, wenn es um Geld und Kinder geht. Unsere Streitereien haben wir nur über die kleineren Dinge im Leben. Und wenn wir das Gefühl hatten, es könnte Auswirkungen auf unsere Beziehung haben, verdrückten wir uns. Am besten dorthin, wo es kein Telefon und keinen Strom gab. Als Ehetherapie nur zum empfehlen.“


Auf die zahlreichen Doppelungen in seinen früheren Interviews angesprochen, entgegnete der Bauer-Verlag bei unserer Recherche vor eineinhalb Jahren:

Dass Prominente ihre O-Töne auch gegenüber anderen Medien wiederholen oder von weiteren Medien aufgegriffen werden, ist nicht nur gängige Praxis, es manifestiert darüber hinaus deren Richtigkeit.

Tatsächlich kommt es vor, dass Prominente in verschiedenen Interviews für verschiedene Medien das Gleiche erzählen. Ungewöhnlich in den Brettschneider-Interviews ist jedoch die hohe Zahl von Wiederholungen: Fast jede Passage, die wir bisher überprüft haben, stand vorher schon mal woanders. Auffällig ist auch die wortwörtliche Übereinstimmung; häufig gleichen sich nicht nur einzelne Begriffe, sondern ganze Absätze, Wort für Wort.

Oft sind auch die Themen identisch. Barbra Streisand zum Beispiel springt im Brettschneider-Interview vom Schlüssel für eine glückliche Ehe über ihr erstes Sofa bis zu ihrer Angst, dass ihr bei Auktionen was durch die Lappen geht. Über genau diese Themenmischung hatte neun Jahre zuvor das Magazin „Harper’s Bazaar“ geschrieben.

Auffällig ist auch, dass Brettschneiders Interviews immer nach den anderen Interviews erscheinen: Bei keiner der Dopplungen, die wir bisher gefunden haben, war Brettschneider derjenige, der es als Erster geschrieben hatte.

Und die Prominenten wiederholen zwar manche Aussagen angeblich gegenüber Edmund Brettschneider, aber gegenüber niemand sonst. Emma Watson etwa spricht in einem kürzlich erschienenen Brettschneider-Interview über eine Situation bei einer Gala, bei der sie ins Badezimmer ging und vor dem Spiegel einen Moment großer Selbstzweifel erlebte. Wie in der Titelstory der „Vanity Fair“ aus dem März 2017, in der Emma Watson fast wortwörtlich genau diese Geschichte erzählt. Man findet diese Geschichte in vielen anderen Medien, aber: immer nur mit Verweis auf die „Vanity Fair“. Das heißt: Emma Watson scheint diese Geschichte nur ein einziges Mal erzählt zu haben, danach nie wieder. Und dann, drei Jahre später, erzählt sie sie plötzlich Edmund Brettschneider, nahezu Wort für Wort. Und das ist nur ein Beispiel nach diesem Muster. Das passiert immer wieder.

Der Bauer-Verlag sagt, es sei üblich, „dass Prominente ihre O-Töne auch gegenüber anderen Medien wiederholen“. Viele der O-Töne wurden jedoch in keinem einzigen Interview je wiederholt – außer in denen von Edmund Brettschneider.


Es gibt eine Passage, die sich nicht nur in zwei, sondern in drei Interviews findet: Michelle Pfeiffer erzählt in einem Brettschneider-Interview von 2019, dass sie in Sachen Sport „von allem etwas“ mache: „Jogging, Yoga, Pilates“; dass sie „saubere Lebensmittel“ esse und „Fertiggerichte“ meide.

Ein Jahr zuvor erzählte sie das in einem Interview, das in der indonesischen „Jakarta Post“ erschien:

What type of exercise do you do?
I kind of do a little bit of everything, a little bit of running and yoga and Pilates.

And food choices?
I just eat clean food, organic, non-processed.

Und noch ein Jahr zuvor in einem Interview mit der philippinischen Zeitung „The Philippine Daily Inquirer“:

How do you keep yourself fit and looking great?
It’s what I eat – just clean, organic, nonprocessed food. Exercise is pretty critical. I do a little of everything — running, yoga and Pilates.

Auch andere Fragen und Antworten der drei Interviews sind nahezu identisch.

Der Verfasser des Interviews in der philippinischen Zeitung ist Ruben V. Nepales, Journalist und Mitglied der Hollywood Foreign Press Association. Der Verfasser des Interviews in der indonesischen Zeitung ist Philip Berk, Journalist und Mitglied der Hollywood Foreign Press Association. Die Organisation, in der auch Brettschneider Mitglied war.


In Deutschland kennt man die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) vor allem dafür, dass sie die Golden Globes vergibt. Eine große, ehrwürdige Institution von Filmjournalisten, könnte man meinen.

In Hollywood genießt sie einen anderen Ruf. Unter vielen Filmemachern und Schauspielern gilt sie als Gruppe von Juroren, die ziemlich klein ist, ziemlich mächtig und vor allem: ziemlich beeinflussbar.

Schauspieler Denzel Washington, der 2016 einen Golden Globe für sein Lebenswerk bekam (insgesamt sein dritter), sagte in der Dankesrede:

„[Mein Produzent] lud mich zu meinem ersten Essen mit der Hollywood Foreign Press Association ein. Er sagte: ‚Sie werden sich den Film anschauen. Wir werden sie verköstigen. Du wirst mit allen Fotos machen. Du wirst ihre Magazine hochhalten, Fotos machen – und du wirst den Preis gewinnen.'“

(Gelächter im Publikum.)

„In dem Jahr habe ich den Preis gewonnen.“

Seit Jahrzehnten gibt es Geschichten darüber, wie Hollywoodstars und Filmstudios die rund 90 Mitglieder der HFPA (zum Vergleich: die „Oscar“-Academy hat fast 10.000 Mitglieder) umschmeicheln in der Hoffnung, damit einen Golden Globe zu ergattern. Von teuren Uhren ist die Rede, von exklusiven Fototerminen, von Luxusreisen.

Selbst ihr eigener langjähriger Pressesprecher erhob 2011 Bestechungsvorwürfe gegen die HFPA: Die Mitglieder seien korrupt und ließen sich von Studios und Produzenten mit Reisen und Geschenken bezahlen. Er verklagte die HFPA sogar, später einigte man sich außergerichtlich. Details der Einigung wurden nicht veröffentlicht.

Erst vor wenigen Tagen reichte eine Journalistin aus Norwegen Klage gegen die HFPA ein. Darin spricht sie (PDF) unter anderem von einer „Kultur der Korruption“: Die HFPA, die von einigen Journalisten aus gutem Grund „the cartel“ genannt werde, sehe „keinen ethischen Konflikt“ darin, Reisen und Vergütungen im Wert von „tausenden von Dollars“ zu akzeptieren.

Die Mitglieder der HFPA machen kein Geheimnis daraus, dass ihr Job „mit vielen Privilegien verbunden“ ist, wie ein Mitglied aus Österreich vor ein paar Jahren schrieb:

Man hört Hugh Jackman bei den Dreharbeiten von Les Misérables live singen, kann Altmeister Woody Allen beim Regieführen beobachten, mit Jon Bon Jovi im intimen Kreis zu den besten Hits rocken oder mit Pixar-Chef John Lasseter in Schottland über seine Inspiration zu „Merida“ philosophieren (abgerundet mit einem 40 Jahre alten Scotch).

Dementsprechend begehrt ist eine solche Mitgliedschaft. Viele Reporter versuchen – oft jahrelang und oft vergeblich –, in den kleinen Kreis der HFPA aufgenommen zu werden. Von deutschen Medien gibt es nicht viele Korrespondenten, die es geschafft haben. Zwei aber waren jahrelang mittendrin: Edmund und Kiki Brettschneider.


Dank ihrer Mitgliedschaft in der HFPA hätten die Brettschneiders tatsächlich Zugang zu Prominenten gehabt, meist über sogenannte Pool- oder Roundtable-Interviews, sagen ehemalige Bauer-Mitarbeiter. Oft sei es aber anders gelaufen: Edmund Brettschneider habe sich einfach die Mitschriften älterer HFPA-Interviews schicken lassen, bei denen er nicht anwesend war, und habe diese dann „übersetzt und sehr kreativ neu zusammengestellt“. So seien, sagt ein früherer Mitarbeiter, „mitunter aus vier Interviews, die vielleicht über einen Zeitraum von vier oder fünf Jahren stattgefunden hatten, jeweils neue“ entstanden.

Tatsächlich scheint das ein weiteres Privileg zu sein, das HFPA-Mitglieder genießen: Sich die Transkripte jener Interviews schicken zu lassen, bei denen sie nicht dabei waren. Schon 1998 schrieb die „Washington Post“:

The studios hold exclusive HFPA screenings and news conferences with directors and stars for every major film; members who have not attended are entitled to transcripts of the interview sessions.

Zwei ehemalige Mitarbeiter Brettschneiders nehmen an, dass Brettschneider sich weiterhin die Mitschriften der HFPA-Interviews schicken lasse, um sie, wie einer von ihnen sagt, „entsprechend aufgepeppt und umgemodelt unter seinem Namen weiterzuverkaufen“. Das würde auch die erwähnten Doppelungen im Interview mit Michelle Pfeiffer erklären, die zunächst in Interviews der HFPA-Mitglieder Ruben V. Nepales und Philip Berk zu lesen waren. Berk war übrigens mal Präsident der HFPA und stand im vergangenen Jahr unter dem Verdacht, ein Interview gefälscht zu haben.

In einem Brettschneider-Interview mit Kathleen Turner gibt es ebenfalls Passagen, die zwei Jahre zuvor im „Philippine Daily Inquirer“ erschienen waren, ebenfalls geführt von HFPA-Mitglied Nepales.

In Brettschneiders Interview mit Hugh Jackman gibt es eine Passage, die sechs Monate vorher nahezu wortgleich in „Daily Sabah“ stand, einer englischsprachigen Zeitung in der Türkei. Das Interview wurde geführt von Barbaros Tapan, einem Mitglied der HFPA.

Eine andere Passage in Brettschneiders Jackman-Interview sowie eine Passage des Kevin-Costner-Interviews standen sechs bzw. acht Jahre zuvor in Interviews des britischen „Telegraph“. Beide wurden geführt von Journalist John Hiscock – Mitglied der HFPA.

Passagen aus Brettschneiders Interview mit George Clooney decken sich mit Aussagen in einem drei Monate zuvor erschienenen Interview des australischen Portals „News.com.au“, verfasst von der Journalistin Michele Manelis – Mitglied der HFPA.

Wir haben der HFPA deshalb eine Reihe von Fragen geschickt. Unter anderem, ob Brettschneider noch Mitglied bei ihnen ist, ob er noch immer die Transkripte der HFPA-Interviews bekommt, ob sie sich die zahlreichen Dopplungen in den Interviews erklären können und ob es mit den HFPA-Richtlinien vereinbar wäre, aus Versatzstücken ein Interview zusammenzustellen, das man gar nicht selbst geführt hat. Die PR-Firma Sunshine Sachs antwortet im Auftrag der HFPA nur knapp:

Edmund Brettschneider has not been a member since 2004 and no one within the organization has been in contact.


Schon 2004, als das Bauer-Büro in L.A. geschlossen wurde, gab es die Vermutung, dass Brettschneider sich trotz Ruhestand weiter Transkripte der HFPA zukommen lasse. Damals wurde eine Mail an die Mitglieder der HFPA geschickt, geschrieben von Bauer-Reporterin Helen Höhne, die seinerzeit ganz neu in der HFPA war und Brettschneider als Hollywoodkorrespondentin der „TV Movie“ nachfolgte.

I have become aware of rumors that Edmund has asked me to supply him with HFPA transcripts

… schrieb sie in der Mail. Dies sei unwahr: „I deny that conjecture in the strongest possible terms“.

Was hatte es mit diesen „rumors“ auf sich? Einer der damaligen Mitarbeiter des Büros erzählt:

„In den letzten Tagen des Bauer-Büros, kurz bevor Brettschneider in Rente gegangen ist, tauchte auf einmal, zur Überraschung aller Mitarbeiter, immer wieder Frau Höhne, die bis dahin mit Bauer nichts zu tun gehabt hatte, zu persönlichen Gesprächen mit Brettschneider auf. Eine Büro-Mitarbeiterin berichtete dann, dass die beiden eine Vereinbarung getroffen hätten: Brettschneider, der in der HFPA noch gut vernetzt war, würde dafür sorgen, dass Höhne aufgenommen wird. Im Gegenzug für dieses Privileg, das mit vielen ‚perks‘ verbunden ist – internationale Reisen mit Unterbringung in Luxushotels, Besuche von Press-Junkets rund um den Globus, Filmfestivals und Dreharbeiten an exotischen Orten, Geschenkkörbe der Studios, Interviews mit Stars etc. –, habe Höhne Brettschneider versprochen, ihn auch nach seiner offiziellen Pensionierung weiterhin unter der Hand mit den Interview-Kopien der Organisation zu beliefern. Eine sehr bequeme Einkommensquelle im Ruhestand.“

Wir haben Helen Höhne mehrere Anfragen zukommen lassen, sie hat auf keine davon reagiert.

Auch der Alles-Gute-Verlag, der im vergangenen Jahr mindestens ein Dutzend Interviews von Edmund Brettschneider veröffentlicht hat, hat nicht geantwortet.

Und Bauer?

Wir wollten wissen, was der Verlag zu den Schilderungen und Vorwürfen seiner ehemaligen Mitarbeiter sagt, weshalb er Kiki Brettschneider trotz ihrer offenbar fragwürdigen Qualifikation viele Jahre als Korrespondentin beschäftigt hat, warum er bis heute Texte von Edmund Brettschneider veröffentlicht, obwohl dessen problematische Methoden offenbar seit den 1990er-Jahren im Verlag bekannt sind. Und wie er es sich erklärt, dass auch in dessen aktuellen Interviews so viele Passagen zu finden sind, die sich wörtlich mit älteren Interviews anderer Medien decken.

Auf keine der Fragen ist der Verlag eingegangen. In Absprache mit Edmund und Kiki Brettschneider schreibt eine Verlagssprecherin lediglich:

Wir haben seit Ihrer letzten Berichterstattung einige Beiträge von Edmund Brettschneider veröffentlicht, da sich unsere Position diesbezüglich nicht geändert hat. Hier finden Sie noch einmal unsere Stellungnahme:

Und dann wiederholt die Sprecherin die Stellungnahme, die der Verlag schon vor eineinhalb Jahren abgegeben hat: Dass mit den Interviews „alles in Ordnung“ sei – und Edmund Brettschneider „ein renommierter, von der Branche geschätzter Journalist, der seit Jahrzehnten tadellos arbeitet“.

18 Kommentare

  1. Die scheinen die sich für juristisch nicht angreifbar bzw. zu irrelevant zu halten.

    Wäre es eine Möglichkeit, sich mal an die Sprecher der Stars selbst zu wenden und da einfach mal nachzufragen, ob der Typ die überhaupt interviewt hat?
    Vielleicht hat ja einer von denen Bock zu klagen und man muss sie nur mit der Nase mal drauf stoßen, wie Sandra Bullock?
    https://uebermedien.de/25203/gefaelschte-interviews-sandra-bullock-verklagt-die-freizeitwoche/

    Wenn der Verlag jetzt für jedes ausgedachte Interview nachträglich 50.000€ zahlen müsste … Läppert sich ;)

  2. Wenn sich Claas Relotius Artikel ausdenkt und Passagen fälscht, dann ist das ein riesiges Problem für den Spiegel. Wochenlange Diskussionen um die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche waren die Folge. Zurecht.

    Aber wenn jemand (mutmaßlich) für den Bauer-Verlag jahrelang Interviewpassagen mit Prominenten aus anderen Zeitungen zusammenbastelt, dann interessiert das keine Sau. Der Spiegel wird diese Recherche nicht aufgreifen, die SZ, die Welt, die FAZ oder die Zeit auch nicht.

    Für die Journalismus-Branche gehören solche Regenbogenblätter halt nicht dazu, egal was irgendein Chef aus dem Bauer-Verlag über Qualitätsjournalismus erzählt. Was im Spiegel ein großer Skandal ist , ist es im neuen Blatt nicht. Für den Leser ist ein Interview mit Meryl Streep aber ein Interview mit Meryl Streep, egal ob es im Spiegel erscheint oder im goldenen Blatt.

  3. Guttenberg hat seine Doktorarbeit auch zusammengecopypasted und ich behaupte mal, die Doktorarbeit an sich hatte keinen großen Wert für die Wissenschaft. Wichtiger war die Person, die dahinter steht und die den Titel dazu nutzte, zu glänzen sowie Türen zu öffnen.

    Journalistisch gesehen ist ein erfundenes Hugh Jackman Interview in einem der Bauer-Dutzendware-Publikationen auch nicht so wichtig wie beispielsweise ein erfundener Artikel von Relotius im Spiegel, dennoch haben beide die Intension, einen gewissen Abstrahleffekt zu erzeugen sowie Glanz und Renommee zu erzielen.

    Über Guttenberg sowie Relotius schrieb sich die deutsche Journaille die Finger wund, der Bauer-Krähe scheint man aber kein Auge aushacken zu wollen. Bin mal gespannt wie das jetzt weitergeht. Ich Topf-voll-Golde schon mal: SORGE UM DEN BAUER-VERLAG: ERST DER BRETTSCHNEIDER WEG, JETZT AUCH NOCH DAS TÄGLICHE BROT! :-)

  4. Tatsächlich gibt es einen noch besseren Vergleich als Claas Relotius: Tom Kummer. Damals mussten die Chefredakteure des SZ-Magazins gehen, als die zusammengebastelten Interviews von Kummer aufflogen.

    Aufregung und Branchendebatte gabs inklusive. Weil Kummer wie Relotius nun einmal Journalismus produzieren sollten. Beim Neuen Blatt ist das wohl egal.

  5. Ich vermute, das regt niemanden auf, weil einfach niemand zu Schaden kommt. Klar, die journalisitische Ethik als aber dann doch reichlich abstraktes Opfer nimmt Schaden. Aber wer sonst?

    Ein Verlag hat preiswerte Inhalte: Interviews mit Menschen, die gemeinhin als „Stars“ angesehen werden. Diese „Stars“ haben die Aufmerksamkeit, von der sie gut leben, und das auch noch ohne das eh immer gleich immer wieder sagen zu müssen.

    Sollte irgendetwas grob Sinn entstellend zusammengestückelt werden, wird vielleicht jemand klagen. Wenn nicht, dann nicht, und wo kein Kläger, da in dererlei Dingen ganz sicher auch kein Richter.

    Ich will diesen Praktiken gar keine Absolution erteilen. Aber es ist eben das gleich wie mit den komplett erfundenen Geschichten und deren Überschriften: Alle leben ganz gut damit und davon.

  6. Der Skandal besteht ja nicht darin, dass Bauer seine Leserschaft regelmäßig verarscht. Denn die will sich ja offensichtlich verarschen lassen. Anders würde dieses Geschäftsmodell ja nicht funktionieren.

    Der eigentliche Skandal besteht darin, dass die unVerantwortlichen von Bauer kackfrech und dummdreist behaupten, das habe irgend etwas mit tadellosem Journalismus zu tun.

    Damit schaden sie der gesamten Branche. Ist diesen unverfrorenen Typen aber ganz offensichtlich völlig wurst.

  7. Ich wäre immer vorsichtig mit Aussagen wie „die Zielgruppe will sich ja verarschen lassen“, denn ich glaube das stimmt einfach nicht. Und das wird allzuoft als billige Entschuldigung von den „Verarschern“ missbraucht.

  8. @7: Glaube ich auch. Wenn der Leser damit kein Problem hat und es sogar will, könnte man es ja drüberschreiben: „Dieses Interview hat der Autor aus vorherigen Interviews irgendwoher zusammengebastelt. Vielleicht hat er sich auch Sachen ausgedacht, uns egal. Er hat nie mit dem Promi gesprochen. Dieser Weltstar würde eh niemals mit einem Reporter unserer Zeitschrift reden.“

    Das könnte man auch für andere Bereiche der Regenbogenpresse machen:

    Wie Süß: Es werden ZWILLINGE*
    * Natürlich nicht, sie ist ja nichtmal schwanger. Aber wir haben da ein Bild gesehen, wo ihr Shirt nicht ganz fest am Waschbrettbauch klebt. Sie als Leser wollen sich doch so verarschen lassen ;)

    Gegen leichten Schwindel hilft der gut verträgliche Pflanzenwirkstoff Spitzwegerich. Er ist zum Beispiel im Dr. Märchenheims patentierten Wegerichtropfen* enthalten (Apotheke, Rezeptfrei).
    * Diese Schleichwerbung steht da nur, weil die Firma hinter den Tropfen rechts neben diesem Artikel eine Anzeige geschaltet hat. Wir verkaufen unsere Empfehlung seelenlos an den Höchstbietenden. Sie wollen sich ja verarschen lassen und wir brauchen das Geld, das verstehen Sie sicher ;)

    Das steht da aber nicht. Diese Blätter tun ja immer so, als seien sie seriös. So schaden sie der Journalismus-Branche und ihren Lesern.

  9. @9 Ne, da zahlen ich lieber mein Übermedien-Abo, damit sich Mats Schönauer professionell durch den Bullshit kämpft. Das ist sehr viel besser und bringt tolle Recherchen wie diese hier ;)

  10. Immer wieder beeindruckend, wie sich die Verantwortlichen von Bauer (aber auch anderen Klatschblättern) feige und leicht durchschaubar aus der Affäre zu ziehen versuchen, wenn ihnen kritische und unangenehme Fragen gestellt werden. Keine Antwort dumm genug.
    Dass sich diese Typen nicht mal für ihr stinkendes Geschäft schämen, das sie in der Medienlandschaft hinterlassen, ist ekelhaft.

  11. Irgendwie ist das Problem deswegen keins weil es seit Jahrzehnten bekannt ist. Schön und lobenswert ist natürlich die Sorgfalt und die Akribie aber daraus einen Relotius zu drehen, überflüssig. Wer diese Yellow Press konsumiert, wird weder diesen Artikel konsumieren und selbst wenn man ihn/sie mit der Nase draufstupst, nichts besonderes daran finden. Solange die Kunden diesen Dreck kaufen wird es so weitergehen. Das gleiche gilt für Bild (auch wenn ich Bildblog sehr schätze weil sie eben nicht nur die Rudi Dutschke Strasse im Auge haben), für das mir schon vor 60 Jahren von meinen Eltern beigebracht wurde: „Mutter drehte Kind durch Fleischwolf-Bild sprach zuerst mit der Boulette“

  12. @12 Hanno 27. August 2020 um 16:13 Uhr

    „Solange die Kunden diesen Dreck kaufen …“

    Das wäre noch eine Möglichkeit. Wir gründen „Das Neue Bunte“, dass sich komplett aus Versatzstücken zusammensetzt und zu 99% vom Rechner geschrieben wird. Dann hoffen wir darauf, dass die Leser irgendwannmal zufällig oder aus Langeweile das Impressum lesen, wo beschrieben wird, wie die Zeitschrift wirklich entsteht. Das schwierigste neben dem Kapitaleinsatz dürfte sein, das Dahingeplätschere durchzuhalten ohne in eine ernsthafte Satire à la Der Postillion abzukippen.

  13. Ich bewundere ja die Energie, mit der seit Jahren in diesem Fall recherchiert wird! Einerseits. Andererseits waren die Belege von vor eineinhalb Jahren zahlreich, plausibel und erdrückend genug – und man kann fragen: Was macht den Unterschied, ob man 50 oder 100 Belege aufführt?
    Die Geschichte hinter der Geschichte ist schließlich, dass sich das alles in einem Biotop abspielt, in dem ethische Überlegungen keine Rolle spielen, insbesondere journalistische nicht.

  14. Sitze ab und dann in Arztpraxen,
    und man liest die Klatsch-Magazine, und denkt
    sich , das habe Ich auch irgendwie schon mal gehört ?!

    Quasi ein Dejavu an Informationen.
    Der ältere Mann scheint ja noch „geistig“ auf Höhe der Zeit zu sein,
    wenn es ihm gelingt, alte „Magazin-Schnipsel“ zuzuordnen.
    Dieser Senior…

  15. Rechnet die Zielgruppe, so wie Alex es in #7 schreibt, denn tatsächlich damit, daß die Interviews echt sind? geht die Leserschaft tatsächlich davon aus, daß ein bekannter Star aus Nordamerika einem kleinen Klatschblatt im fernen Deutschland ein exklusives Interview gibt? Oder ist nicht aufgrund der Situation schon klar, daß das Interview eher literarische Kunst anstatt ein tatsächlich geführtes Gespräch ist?

    Was wäre denn, wenn man Interviews abdruckt, wo von vornherein klar ist, daß sie nicht stattgefunden haben können?

    Beispielweise könnte man mit Wau Holland über die Bedeutung des Microblogging-Dienstes Twitter diskutieren, mit Lady Norah Docker über ihre Erwartungen bezüglich selbstfahrender Kraftfahrzeuge sprechen, sich von Dieter Thomas Heck über die Auswirkungen des Coronavirus auf die Schlagerbranche informieren lassen, Simone de Beauvoir zur Kanzlerschaft von Angela Merkel befragen, mit Konrad Zuse über das Betriebssystem Ubuntu philosophieren oder sich mit Hanns Martin Schleyer über die Rolle der Arbeitgeberverbände in einer globalisierten und elektronisch vernetzten Welt unterhalten.

    Wenn es mehr Klatsch und Tratsch sein soll, könnte man sich mit den drei Binomischen Formeln über den Konkurrenzdruck unter Geschwistern und über Eifersucht austauschen. Man könnte die Kontinuumshypothese dazu befragen, wie sehr sie mit ihrer eigenen Unentscheidbarkeit hadert, und ob sie schon mal ein heimliches Verhältnis mit einer Gödelnummer hatte.

    Es ergibt sich da sicherlich noch eine Menge mehr Stoff für den Klatsch und Tratsch in einem Regenbogenblatt, wenn man nur lange genug darüber nachdenkt.

    Würde man die Leserschaft betrügen, wenn man nicht dabeischriebe, daß diese Interviews allesamt frei erfunden sind?

  16. Ich lese so was nicht, außer beim Frisör oder Arzt.
    Das Problem: Diese Art des Abschreibens und der Kungelei in „Arztpraxiswartezimmerblättern“ befördert die „Fake News“-Argumente vieler Bürger. Denn wenn in der Regenbogenpresse erfunden wird, warum sollte es in seriösen Zeitungen anders zugehen.

    „Das Gleiche“ groß. Sonst super.

    Danke für den Hinweis! Ist korrigiert. – JK

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