Wieso ist das so? (34)

Wie live ist live?

So manches scheinbare Live-Gespräch in Radio oder Fernsehen wird schon vor der Sendung aufgezeichnet – und oft erfährt das Publikum davon nichts. Der Journalist Florian Bauer erklärt, welche Formate wirklich in Echtzeit ausgestrahlt werden und welche Herausforderungen das mit sich bringt.
DFB-Kapitän Joshua Kimmich wird von ARD-Journalistin Esther Sedlaczek interviewt
Direkt nach diesem Interview stand DFB-Kapitän Joshua Kimmich schon auf dem Spielfeld – das Gespräch wurde vorher aufgezeichnetScreenshot: Sportschau/ARD

Wenn Caren Miosga sonntagabends Politiker befragt, passiert das in Echtzeit. Auch ein Interview mit einem Nationalspieler wirkte live, wurde aber schon vorher aufgezeichnet. Ist das ein Problem? Nicht, solange journalistische Standards eingehalten werden, findet Florian Bauer. Mit dem Journalisten, Fernsehmoderator und Medientrainer haben wir darüber gesprochen, welchen Reiz und welche Risiken Liveformate haben und warum man sich Live-Situationen freiwillig antut.


Übermedien: Herr Bauer, wenn Sie sich entscheiden müssten: Von nun an nur noch live oder nur noch aufgezeichnet – was würden Sie wählen?

Florian Bauer: Auf jeden Fall live.

Was macht für Sie den Reiz aus?

Live im Fernsehen und Radio ist extrem ehrlich: Alles, was wir da machen, machen wir tatsächlich in dieser Sekunde. Ich rate immer, nicht auswendig zu lernen. Live heißt, spontan zu sein, bei guter Vorbereitung.…

2 Kommentare

  1. Es wäre natürlich interessant gewesen, bei den einzelnen Sendern mal nachzufragen, wie sie es handhaben. Eigentlich ist die Sache klar: wenn man es für live halten könnte, es aber nicht live ist, muss das klargestellt werden. Ein einfaches „mein Kollege hat vor der Sendung…“ würde da schon viel helfen.

    Ein besonders krasses Fehlverhalten ist ausgerechnet vom öffentlich-rechtlichen SWR überliefert, als dieser 2014 ein Interview kurzerhand schon mehrere Tage zuvor aufgezeichnet hatte und seine Redakteure hier über etwas reden (i.d.F.: lügen) ließ, was sie noch gar nicht wissen konnten, weil es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden hatte.

    https://www.radioforen.de/threads/swr-faelscht-redaktionellen-radiobeitrag-zwecks-eigenwerbung.38224/

  2. Der „Nicht-Live-Hinweis“ gerade auch bei Radio-Interviews ist wichtig, aber schön, dass es bei einigen Sendern auch zum guten Ton gehört, darauf hinzuweisen. Lustig wirds nur, wenn in der Abmoderation eines Beitrags dann gesagt wird, „und jetzt sind wir wieder live“ und dann kommt ein Musikstück aus dem Rechner. ;-)
    Interessant fand ich vor vielen Jahren ein Interview bei einem Radiosender, bei dem ein bekannter Promi im Studio war. Da ich diesen damals auch sehr schätzte, dachte ich mir: „Schauste doch mal auf die Webcam im Studio.“ Aber irgendwie „hakte“ die seit Beginn der Sende-Stunde, wo das Gespräch stattfinden sollte, und zu Beginn der nächsten Stunde lief sie wieder. Da kann man dann auch mal drüber nachdenken.
    Apropos Webcam im Studio. Es wird Gründe haben, warum diese Mode in der letzten Zeit arg zurückgefahren wurde. Man würde vermutlich viele, lange leere Studios sehen, verbunden mit der Erkenntnis, dass im Radio viel mehr nicht live ist, als man denkt. Voicetrack lässt grüßen.

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