Nicht alles, was rechte Medien skandalisieren, ist kein Skandal
Bei rechten Alternativmedien kriegt man immer gleich zwei Aufregungen zum Preis von einer. Die erste Aufregung ist die um einen angeblich entdeckten Skandal. Die zweite Aufregung ist die, dass dieser Skandal dann von den Nicht-Alternativmedien totgeschwiegen wird.
Zwischen der ersten Aufregung und der zweiten muss nicht viel Zeit vergehen: Schon wenige Stunden, nachdem der Skandal enthüllt ist, sehen sich andere Medien dem Vorwurf ausgesetzt, aus der Geschichte nicht sofort eigene angemessen aufgeregte Schlagzeilen gemacht zu haben. Deren Ausbleiben wird von einigen Social-Media-Wütenden nicht einmal abgewartet: Sie raunen auch vorher schon, dass diese Geschichte ja wohl sicher von den Mainstream-Medien totgeschwiegen werde – weil die etablierten Parteien (idealerweise die Grünen) darin schlecht aussehen oder die etablierten Medien selbst.
In dieser Woche war es die Seite „Apollo News“, die einen womöglich riesigen Skandal enthüllte. „Apollo News“ ist als Schülermedium entstanden und hatte zwischenzeitlich enge Verflechtungen mit rechten Wutmedien wie „Tichys Einblick“ und „Pleiteticker“, dem Vorgänger von Julian Reichelts „Nius“. Es geht um Vorwürfe gegen Stephan Kramer, den Präsidenten des Thüringer Verfassungsschutzes. Und gegen zwei namentlich genannte Investigativjournalisten des MDR, die ihm gegenüber einen Whistleblower verraten haben sollen, der sich mit internen Informantionen an sie wandte. „Apollo News“ schreibt deshalb von einem „schweren Bruch des journalistischen Ehrenkodex“: Der Schutz von Quellen ist für Journalisten elementar.
Alte und neue Vorwürfe
Die Vorwürfe gegen Kramer reichen zurück bis ins Jahr 2015. Es gibt Fotos, die ihn bei einer Kranzniederlegung mit Mitgliedern der berüchtigten nationalistischen russischen Rocker „Nachtwölfe“ an einem Sowjetischen Ehrenmal in Brandenburg zeigen. Kramer selbst war Mitglied im Motorradverein Euro-Biker, der vom verstorbenen SPD-Politiker Peter Struck gegründet wurde, und offenbar in dieser Funktion vor Ort.
2019 wurde ein Foto von der Begegnung auf der linksextremistischen Seite Indymedia veröffentlicht. Unter anderem die „Welt“ berichtete damals über das erstaunliche Dokument. Kramer sagte dem Blatt damals, es sei ein Fehler gewesen, dass es zu der Begegnung gekommen sei. Der Vorgang sei aber im Amt bekannt und bereits bei seiner Sicherheitsüberprüfung zur Berufung ins Amt besprochen worden.
Damals spekulierte die „Welt“ auch, dass hinter dem anonymen Lancieren des Bildes womöglich „frustrierte Mitarbeiter des Landesamts“ st…
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