In einer internen Videokonferenz erläutert der Springer-Chef der „Bild“-Belegschaft, wie das Compliance-Verfahren gegen Chefredakteur Julian Reichelt ausgegangen ist. Der bittet seine Kolleginnen und Kollegen um Entschuldigung und beklagt, „vernichtenden Hass“ zu spüren bekommen zu haben.
Der „Bild“-Chefredakteur kündigt an, sich gegen die zu wehren, „die mich vernichten wollen, weil ihnen ‚Bild‘ und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt“. Was bedeutet seine vorübergehende Freistellung?
Julian Reichelt wird beschuldigt, mit jungen Mitarbeiterinnen intime Beziehungen gehabt und sie begünstigt zu haben. Verschiedene Vorwürfe von Machtmissbrauch werden jetzt vom Springer-Konzern untersucht; Reichelt bestreitet sie. Aber auch andere haarsträubende Geschichten aus der „Bild“-Welt werden jetzt kolportiert – teils auf zweifelhaften Umwegen.
Nach den Vorwürfen gegen „Bild“-Chef Julian Reichelt versucht der Vorstand von Axel Springer, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beruhigen: „Wir wollen, dass jeder ohne Angst auf mögliche Missstände und Fehlverhalten hinweisen kann. Wir werden aber keine Form der Vorverurteilung zulassen.“
Eine „neue Qualität“ der Kritik an „Bild“ beklagt der Axel-Springer-Chef nach deren Kampagne gegen den Virologen Christian Drosten. In einem Gespräch mit dem „Bild“-Chefredakteur versucht er herauszufinden, warum die Arbeit des Blattes so wenig gewürdigt wird. Es ist ein erstaunliches Dokument der Realitätsverdrehung.
Nach dem ersten bestätigten Corona-Fall bei dem Berliner Medienhaus ordnet der Vorstand an, dass möglichst alle Mitarbeiter „ins Mobile Office wechseln“. Auch bei Madsack in Hannover gibt es einen noch unbestätigten Verdachtsfall.
Mathias Döpfner nimmt den tödlichen Anschlag eines Rechtsextremisten in Halle zum Anlass, über alles zu schreiben außer über Rechtsextremismus. Er benutzt die Toten von Halle für seinen Kampf gegen die angebliche „Political Correctness“, gegen die Flüchtlingspolitik, gegen die Öffentlich-Rechtlichen, gegen Kritiker der „Bild“-Zeitung.
Im Kampf um Werbeeinnahmen beschwören die Verlage Springer, Burda, Funke, Bauer und Gruner+Jahr ihre „publizistische Verantwortung“. Anders als den sozialen Medien könne man ihnen trauen, behaupten sie – und erklären sogar die Regenbogenblätter mit all ihren Lügen ausdrücklich zu gutem Journalismus.
Ein europäisches Leistungsschutzrecht für die Presse sei „schicksalhaft für die demokratische Grundordnung in Europa“, sagt der Vorstandschef von Axel Springer. Und behauptet, bislang dürfe man sich bei Artikeln und Videos von Verlagen frei bedienen, sie kopieren und selbst vermarkten.
Wo sind die Grenzen der Toleranz beim Anzeigengeschäft? Springer lehnt Werbung von der AfD und von der Linken grundsätzlich ab.
Ist der Verlegerpräsident auf „Fake News“ hereingefallen? Oder müssen wir schon deshalb Angst haben vor einer größeren Zahl von Muslimen im Land, weil sie nicht genügend Schweinefleisch essen?
Verlegerin? „Ich verlege gar nichts“, sagt die Mehrheitseigentümerin des Axel-Springer-Konzerns, „höchstens mal meine Brille.“ (Journalisten-Gelächter.)