Vorwürfe gegen Julian Reichelt

Döpfner: „Bitte glauben Sie uns, auch wir wollen so viel Transparenz wie möglich“

Mathias Döpfner (links) und Julian Reichelt bei einer Podcast-Produktion Foto: Axel Springer

Das Unternehmen Axel Springer hat intern bestätigt, dass es ein sogenanntes Compliance-Verfahren gegen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt wegen möglicher Verstöße gegen Verhaltensregeln gibt. In einem Schreiben versuchen Vorstandschef Mathias Döpfner sowie News-Vorstand Jan Bayer, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beruhigen:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wissen, dass die aktuelle Medienberichterstattung zu einer Compliance-Untersuchung bei BILD viele von Ihnen sehr beschäftigt und beunruhigt. Sie werden sich fragen, was ist da dran und vor allem, was wird unternommen, um die Vorwürfe aufzuklären. Es ist für uns schwer, zu diesem Zeitpunkt im Detail Auskunft zu geben. Das können und dürfen wir bei einem laufenden Compliance- Verfahren auch nicht.

Wir möchten aber, dass Sie wissen, dass wir alles tun, um zügig und zugleich sorgfältig aufzuklären. Uns ist dabei daran gelegen, dass wir eine unabhängige Aufklärung sicherstellen. Daher haben wir auch externe Experten hinzugezogen, die den Vorwürfen nachgehen.

Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Das bedeutet: Es liegt bislang kein Ergebnis vor, weder in die eine noch in die andere Richtung. Julian Reichelt bestreitet die Vorwürfe. Bitte glauben Sie uns, auch wir wollen so viel Transparenz wie möglich. Wir wollen, dass jeder ohne Angst auf mögliche Missstände und Fehlverhalten hinweisen kann. Wir werden aber keine Form der Vorverurteilung zulassen.

Bei Axel Springer gilt: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal welche Funktion und Stellung sie haben, verdienen gleichermaßen unseren Schutz und unsere Fürsorge. Für uns ist wichtig, dass wir bald Klarheit haben.

Der „Spiegel“ und andere Medien haben gestern über das Verfahren berichtet. Mindestens ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen soll Reichelt Vorwürfe machen. Unter anderem geht es um Machtmissbrauch und die Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen.

3 Kommentare

  1. Ich weiß nicht, ich tue mich mit der Sache extrem schwer.
    Bei den Ermittlungen gegen einen ehemaligen Nationalspieler habe ich mich über die öffentliche Berichterstattung und die Kommentare bei Twitter echauffiert .Selbst für einen Menschen wie Julian Reichelt muss ich da aber die gleichen Maßstäbe anlegen, obwohl er mir natürlich unsympathisch ist, aber Vorverurteilungen, gerade bevor es rechtsstaatliche Ermittlungen gab (das ist ja alles noch intern) lehne ich ab.
    Natürlich hält sich BILD nicht an solche moralischen Ansprüche, aber darf man den Protagonisten, dies dann mit gleicher Münze heimzahlen?
    Wie weit ist diese Argumentation von der Forderung nach der Todesstrafe für Mörder entfernt?
    Genau deswegen habe ich mich nach einer Einordung durch Übermedien gesehnt und lehne genau deswegen auch diesen Artikel irgendwie ab.
    Eine besonders delikate Note erhält das ganze dann noch dadurch, dass die rechte Blase Reichelt plötzlich als Helden feiert, weil diese Beschuldigungen angeblich die Antwort auf seine vermeintliche Regierungskritik wäre.
    Ich bin ratlos…

  2. @butterchicken
    Ich finde Übermedien tut hier etwas richtiges mit diesem Artikel:
    Abwarten und Tee trinken und nicht wild spekulieren. Absolute Zustimmung von mir.

    Alles was sie sagen, stimmt ja. Ich fand die ganzen H*********-
    Beschimpfungen an die Adresse von Metzelder auch völlig unreflektiert. Thomas Fischer hatte dazu auch mal explizit drüber geschrieben, wie er das ablehnt, wenn das Volksempfinden harte Strafen fordert, er bezog sich dabei explizit auf die Causa Metzelder. Wenn wir die Analogie aus dem Strafrecht heranziehen, gilt nach unserem Grundgesetz: Straftäter, egal welcher Art, verwirken nicht Ihre Menschenrechte. Und genauso verwirkte Reichelt nicht sein Recht auf eine faire mediale Behandlung durch seriöse Medien.
    Er kann indes auch nichts dafür, dass die rechte Blase da solchen Unsinn fabuliert. (Ok, kann ich nicht 100%ig sicher sein, aber es erscheint mir eher abwegig) Die haben sich seinen Fall einfach als passend in ihre schräge Weltsicht geframed.

    Da ich ja völliger Amateuer bin, darf ich mal spekulativ sagen: Für mich liest sich das Statement wie eine deutliche Distanzierung zu Reichelt, die sich eine Hintertür offen hält. Also da ist man von Axel Springer sonst ganz andere Rückendeckungen gewohnt, meine ich. Das spricht eher für die Stichhaltigkeit etwaiger Vorwürfe. Indes ist ja nicht zu erwarten, dass BILD ohne JR auf einmal völlig seriös würde. Aber warten wirs doch in Ruhe ab. Ich empfehle Roibos/Vanille mit einem Schuss Honig :-)

  3. Eigentlich erwartbar, was die Rechte Blase da so fabriziert, unisono von einander abschreibt und dann in die Welt twittert. Aber mit Dolchstoßlegenden kennen sich die Brüder und Schwestern ja bestens aus ;-)

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