Wochenschau (159)

Die Empörung über die „Barbie“-Nicht-Nominierungen ist falsch und verräterisch

Shocking Oscar snubs for „Barbie's“ Greta Gerwig and Margot Robbie just prove the movie's point
Screenshot: „Los Angeles Times“

Als ich vor ein paar Tagen aus unruhigen Träumen erwachte, fand ich meine Timeline zu einer Barbie™-Solidaritätskachel von Hillary Clinton verwandelt. Mein Postfach quoll derweil über, in zahlreichen privaten Nachrichten wurde mir aufgebracht die Frage gestellt, was ich denn zum – so klang es zumindest – größten Skandal der Oscar-Geschichte sagen würde.

Am Dienstag wurden die Nominierungen für die 96. Verleihung der Oscars bekannt gegeben. Und man kann durchaus feststellen, dass aus cineastischer Sicht das Jahr 2023 ertragreich war, originell, schön, lustig, schlau.

Das Phänomen „Barbenheimer“ revitalisierte im Double Feature den Kinobesuch als grau-pinkes-Spektakel. Mit „Poor Things“ ist ein subversiv feministischer, mit „Barbie“ ein popfeministischer Film vertreten. „Killers of the Flower Moon“ ist eine intersektionale Dekonstruktion des True-Crime-Genres, welche den organisierten Feminizid an amerikanischen Ureinwohnerinnen durch ihre erbgeilen, weißen Ehemänner verhandelt. Mit „Anatomie eines Falls“ wiederum haben wir einen Film, der die Ökonomie einer heterogeschlechtlichen Ehe zu einem Justizthriller macht, in dem eine bisexuelle Frau ihr Handeln als Gattin und Mutter vor einem patriarchalen Rechtssystem rechtfertigen muss. Auf jede unterkomplexe Frauenfigur eines Nolan-Films scheint in den Nominierungen ein ganzer, eigener Film über eine facettenreiche, ergründete Heldin zu kommen.

Der zum popkulturellen Ereignis gewordene Blockbuster „Barbie“ konnte hierbei ganze acht Oscar-Nominierungen für sich verbuchen – jedoch keine in den Kategorien „Beste Regie“ und „Beste weibliche Hauptrolle“. Greta Gerwig und Margot Robbie, die beiden Frauen, die als Regisseurin und als Hauptdarstellerin den Film über das Patriarchat gestaltet haben, gingen leer aus – während der männliche Star, Ryan Gosling, sich Hoffnung auf einen Oscar für seine Rolle als Ken machen darf.

Das Empörung erregende Framing, geboren aus der Ironie, dass es in „Barbie“ ausgerechnet um die strukturelle Benachteiligung von Frauen zu Gunsten von Männern geht, war gesetzt; das ungerechte Gefühl, Gosling sei irgendwie von der Academy vor Robbie bevorzugt worden.

Robbie hat nicht gegen Gosling verloren

Ich weiß nun gar nicht, ob ich das extra niederschreiben soll, denn Sie wissen das natürlich – ich lasse es aber zur Sicherheit trotzdem nochmal hier stehen: Robbie hat natürlich nicht gegen Gosling verloren. Auch wenn solch eine Erzählung die Relevanz des Films gut veranschaulichen würde: Es haben sich in einer Kategorien für Frauen andere Frauen gegen Robbie durchgesetzt. Fünf Schauspielerinnen, von denen ich behaupten würde, dass sie tatsächlich noch besser gespielt haben als die wirklich unbenommen fantastische Robbie. Wenn ich mir die Nominierten anschaue, wüsste ich wirklich nicht, wen ich mit der „Barbie“-Darstellerin tauschen sollte.

Die Erzählung einer Brüskierung der beiden Frauen – im Englischen als „Barbie snub“ oder „Oscars snub“ bezeichnet – verfing in der Presse wie in sozialen Medien. Und obwohl es jedes Jahr irgendeine ähnliche Geschichte über solch einen „snub“ gibt, wurde die Nicht-Nominierung zweier Frauen in diesem Jahr zu einer politischen Frage gemacht. „Da ist sie wieder am gatekeepen, die snobistische Academy, die nichts mit diesem pinken ‚Mädchenfilm‘ anfangen kann, und in latenter Misogynie den Fans und/oder Feministinnen den Oscar für ihr normschönes Idol nicht gönnt.“

Gosling meldet sich kenergetisch kritisch zu Wort und betonte: „Zu sagen, dass ich enttäuscht bin, dass sie nicht in ihren jeweiligen Kategorien nominiert wurden, wäre eine Untertreibung.“ Und weiter: „Ohne Barbie gibt es keinen Ken, und es gibt keinen Film über Barbie ohne Greta Gerwig und Margot Robbie.“

Frauen diskreditieren im Namen des Feminismus

Die Bitterkeit in sozialen Medien und vielen Meinungstexten war ebenfalls groß, so groß, dass die Kommentator:innen teilweise komplett in ihren Kategorien verrutschten. So beginnt zum Beispiel die „Los Angeles Times“-Kolumnistin Mary McNamara ihren Artikel mit folgenden Zeilen:

„Hätte Barbie doch nur ein wenig Zeit als Sexarbeiterin verbracht. Oder wäre sie nur knapp davor entkommen, das nächste Opfer eines Massenmordes zu werden. Oder wäre sie doch beschuldigt worden, Ken aus dem obersten Fenster des Traumhauses gestoßen zu haben.“

McNamara diskreditiert hier drei der nominierten Schauspielerinnen und unterstellt, dass sie vor allem aufgrund ihrer Figuren und nicht aufgrund ihres Spiels nominiert worden seien. Wie feministisch.

So bezieht sich der sarkastische Hieb in Richtung Sexarbeit auf Emma Stone und ihre Rolle in „Poor Things“. Kens Wurf aus dem Traumhaus meint „Anatomie eines Falls“, wo Sandra Hüllers Figur unter Verdacht steht, ihren Ehemann aus einem Fenster geschubst zu haben. Der mittlere Satz, der schrecklichste, stichelt in Richtung des auf Tatsachen beruhenden Krimis „Killers of the Flower Moon“, der eine Mordserie an Frauen des Stammes der Osage im Oklahoma der Zwanzigerjahre nacherzählt: Weiße Amerikaner stahlen durch Hochzeit und Totschlag indigene Ölvermögen. Ja, Mensch, das ist ja wirklich schade, dass in der Rolle der Barbie nicht auch noch die Angst vor rassistischen Massenfeminiziden angelegt wurde, das hätte die Margot doch mit pinks hinbekommen!

Clintons karenmäßiges Kondolieren

Für mich war intellektuell hier schon der magentabene Rubikon überschritten. Aber dann schaltete sich tatsächlich Hilary Clinton ein und teilte ein unangnehmes „schwesterliches“ Trost-Posting, inklusive Hashtag #HillaryBarbie, das es in verklausulierter Weise schaffte, vor allem ihre eigene Wahlniederlage zum Kern der Aussage zu machen:

Dieses karenmäßige Kondolieren hat der achtfach nominierte Film weder verdient noch nötig. Und das Traurigste daran ist der Umstand, dass die Nominierung einer anderen Frau dadurch kaum Erwähnung findet: Während Gosling in der Kategorie „Bester männlicher Nebendarsteller“ gewinnen könnte, ist in derselben Kategorie bei den Frauen America Ferrera gelistet, die in „Barbie“ die Mutter Gloria spielt, deren Tochter sich von ihr entfremdet hat und die ganze Handlung überhaupt erst in Gang bringt. In all der Brüskierung-Diskussion wirkt es, als wolle man Ferrara geradezu übersehen, ich frage mich, woran das liegen könnte.

„Margot Robbie hat doch den Film erst möglich gemacht“, schrieb man mir oft. Und ja, das stimmt. Und dafür hat sie eine Oscar-Nominierung erhalten – als Produzentin! „Barbie“ könnte als „Bester Film“ gewinnen, Robbie könnte mit einer goldenen Statue nach Hause gehen, für ihre Arbeit, diesen Film ins Leben gerufen zu haben.

Weißer Feminismus und Hyperpolitik

Das ist ist vielleicht das perfekte Beispiel für das, was der belgische Historiker Anton Jäger als „Hyperpolitik“ bezeichnet. In seinem Buch „Hyperpolitik: Extreme Politisierung ohne politische Folgen“ beschreibt Jäger den Übergang aus einem post-politischen Zeitalter, in dem wir annahmen, das Politische hinter uns gelassen zu haben und die Entpolitisierung als Erfolg feierten (es leben die Spaßgesellschaft der 1990er und die Märkte der 2000er!), hin zu einem hyperpolitischen Zustand, in dem jeder kommunikative Akt und jede Konsumentscheidung politisch aufgeladen wird. Nur – so erklärt er es – haben wir bei einer Politisierung, die ohne eine Institutionalisierung einhergeht, dafür aber mit einer enormen Atomisierung der Gesellschaft, keine oder kaum politische Wirkung.

Und weißer Feminismus ist immer hyperpolitisch. Er neigt dazu zu glauben, dass die bloße Sichtbarkeit einer erfolgreichen, privilegierten Frau in einem ungerechten System darauf hindeutet, dass dieses System funktioniert, wenn man sich durchsetzt. Deswegen legt er so viel Wert auf Optik und Symbolik, interessiert sich jedoch weniger für die Hebel, welche dieses Bild strukturell verändern könnten. Im Gegenteil, ein weißer Feminismus profitiert von der reinen Kosmetik einer vermeintlichen Diversität, weil er den Status Quo, von dem privilegierte Frauen profitieren, überhaupt nicht bedroht.

Deswegen erscheint die Nicht-Wahl der beiden Frauen so empörend, als sei eine Nominierung Robbies als beste Schauspielerin rein symbolisch schon Ausdruck eines Feminismus der Akademie, weil sie die Hauptrolle in einem sich feministisch präsentierenden Film verkörpert. Als sei die Wahl von Gerwig in der Kategorie „Beste Regie“ zwingend, nicht weil sie eine tolle Regisseurin wäre, sondern eine Frau. In solch einer Logik ergibt die Empörung Sinn, ergibt es Sinn, dass ausgerechnet Hillary Clinton, Girlboss aller Girlbosse, auf den pinkfarbenen Plastikbus aufspringt und ihr Beileid ausspricht. In Anbetracht ihres Schweigens über buchstäblich alles andere in der Welt, könnte man ihr ein Barbie-Marketing-Poster bauen: „Diese Barbie ist selektiv in ihrem Feminismus“.

Selektive Empörung

Aber die Selektivität dieser Empörung offenbart eben auch, was aus diesem hyperpolitischen Feminismus einen weißen Feminismus macht. Denn es wird deutlich, dass die Prämissen einer „politischen Bedeutung der Nominierung“ (wichtigster Film des Jahres, weil Feminismus!) und einer „Ästhetik der Nominierung“ (Frau nominieren, weil Frau!) plötzlich in Vergessenheit geraten, wenn nicht-weiße Frauen eine Würdigung erfahren.

Wenn man die Kategorie, wie im Fall von Gerwig und Robbie behauptet wird, wirklich so bewertet, müsste man doch gleichzeitig viel mehr Anerkennung für Nominierungen an den Tag legen, die tatsächlich eine politische Bedeutung haben – wie zum Beispiel im Falle von Lily Gladstone, die erste nordamerikanische Ureinwohnerin in der Geschichte der Oscars, die in der Kategorie beste weibliche Hauptrolle nominiert wurde. (Und sie hat sehr gute Chancen zu gewinnen, sie war herausragend in „Killers of the Flower Moon“.)

Oder die Tatsache benennen, dass dieses Jahr zum ersten Mal in der Geschichte der Oscars mit Sterling K. Brown und Jeffrey Wright ein Schwarzer Hauptdarsteller und ein Schwarzer Nebendarsteller aus demselben Film nominiert wurden.

Oder bemerken, dass America Ferrera erst die neunte Latina ist, die für einen Oscar in Betracht gezogen wird. Oder würdigen, dass in der Kategorie „Originaldrehbuch“ mit der Regisseurin von „Past Lives“ Celine Song zum ersten Mal eine asiatische Frau berücksichtigt wurde – eine Kategorie, in der Greta Gerwig übrigens nominiert wurde. Diejenigen, die Gerwig und Robbie leidenschaftlich verteidigen, haben wenig über diesen anderen Oscar-Snub zu sagen: „Past Lives“ wurde für „Bester Film“ nominiert, aber die Regisseurin Celine Song und die Hauptdarstellerin Greta Lee wurden sowohl bei der besten Regie als auch bei der besten weiblichen Hauptrolle nicht bedacht.

Wenn die Brüskierung zweier weißer Frauen so einen Verteidigungimpuls auslöst, der anderen Frauen in öffentlichen Diskursen oft versagt bleibt, dann ist diese Auseinandersetzung auch keine feministische, sondern Hyperpolitik, die am Beach der Privilegierten rumliegt und davon habe ich erstmal kenug.

17 Kommentare

  1. Aus meiner Sicht hätte sich nicht Gosling unterstützend zu Wort melden sollen – aus Kollegialität ist das verständlich -, sondern es wären zuallererst Robbie und Gerwig, die als „good sports“ die Luft aus diesem Ballon hätten lassen können.

  2. Vor ein paar Jahren war die Aktion „Oskars so white“. Das hat ja anscheinend geholfen. Aber irgendwas ist immer.

    Inwieweit Symbolpolitik echte Politik ersetzen kann, ist ja nur die halbe Frage, die andere Hälfte ist, ob man ausgerechnet bei einem Kunstpreis immer mehr Politik fordern sollte.

  3. #2
    Naja, sie fordern ja nicht „mehr Politik“ aus ihrer Sichtweise heraus, sondern beklagen, dass die Vergabe noch immer mutmaßlich politisch sei. Bei Kunstpreisen ist es halt umso schwerer die mutmaßlich objektive Wahrheit festzuhalten. Also unterstellen wir den Kritikern der Academy doch mal im positiven Sinne, dass sie felsenfest davon überzeugt sind, dass Robbie und Gerwig nominiert hätten werden sollen.
    (Ob alle, die sich dazu äußern, tatsächlich „Barbie“ und die Filme aller anderen Nominierten so gründlich und mehrmals angeschaut haben, um dieses Urteil auch treffen zu können, steht auf einem anderen Blatt.)

  4. Gibt es denn Aussagen, die, im Unterschied zu Frau Ouassil, eine der Konkurrentinnen von Margot Robbie als die „objektiv“ schlechtere Wahl betrachten, oder gar mehr als eine? Ich habe mir jetzt nicht alles zum Thema durchgelesen. Wenn nicht, scheint mir das mehr eine politische als künstlerische Forderung zu sein.
    Kann es nebenbei sein, dass man gerade in Hinblick auf den Intersektionalismus eher Lily Gladstone nominiert als eine gleichgute Weiße, einschließlich Robbie? Insofern wäre diese Entscheidung ja schon politisch, aber eben antirassistisch _und_ antifeministisch, weil Gladstones Rolle ein feministisches Thema behandelt UND ein rassistisches.

  5. @Mycroft
    Ich glaube, nicht. Viel mehr gab es die Forderung, auch die Schauspielkategorien zu erweitern (wie beim „Besten Film“ – in der Kategorie können bis zu 10 Filme nominiert werden). Also, 6 oder 7 Nominierungen (dann bekäme Greta Lee auch direkt noch einen Platz..) statt 5. Aber, warum jetzt Jahr diese Ausnahme/Neuerung fordern – und in anderen Jahren nicht? Jedes Jahr gibt es diese sogenannten „Snubs“ und andere Filme wie „All of us Strangers“ gingen in diesem Jahr z.B. ganz leer aus bei den Nominierungen.

    Sicherlich wird es in den beiden Kategorien (Schauspiel/Regie) auch ein enges Rennen gewesen sein und Gerwig/Robbie ihren jeweiligen Platz auf der Liste nur ganz knapp verpasst haben. Darauf weisen zumindest die Nominierungen der DGA und SAG hin. Die Konkurrenz ist in diesem Jahr einfach sehr stark. Dass es bei der besten Hauptdarstellerin ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Lily Gladstone und Emma Stone wird, steht zudem so gut wie fest (beide Performances hätten es mehr als verdient!); ebenso, dass Christopher Nolan in der Regiekategorie gewinnen wird und Robert Downey Jr. sich gegen Ryan Gosling als bester Nebendarsteller behaupten wird.

  6. Finde den Text sehr nachvollziehbar, hat mir einiges sichtbar gemacht was im medialen Trubel eben oft unsichtbar bleibt bzw. gemacht wird. Genau dafür bin ich Übonnent. Danke sehr!

  7. Vielleicht sollte mal kurz erwähnt werden, das die Nominierungen von Hundert bis Tausend (je nach Gewerk) Mitgliedern der Academy eingereicht werden können. Das ist keine kleine Hinterzimmer-Jury, sondern das sind Peers. Und die sprechen sich auch nicht ab, sondern machen einfach Vorschläge die zusammengezählt werden.

    Insoweit kann man am Ende nur mutmaßen, welche Produktion die beste Werbekampagne im Vorfeld den Nominierungen lanciert hat. Das Stichwort ist hier: For your consideration.

    Natürlich spielt Zeitgeist eine Rolle. Und auch die Annahme, das ein Film oder eine Person bestimmt auch in einer anderen Kategorie sicher nominiert wird und man deswegen man ruhig jemand anderes in der eigenen Kategorie vorschlagen kann.

    Von der Annahme das hier die objektiv beste Leistung gekürt wird, muss man sich ja sowieso schon verabschieden.

  8. Die Arbeitstheorie ist, dass die Academy überwiegend aus weißen Männern besteht, daher weiße Männer bevorzöge, die deshalb eben nicht „Peers“ seien.
    Aus den genannten Gründen scheinen die diesjährigen Entscheidungen mir aber nicht grob unfair gewesen zu sein, und acht Nominierungen wären auch ziemlich viel für einen Film, den man aus politischen Gründen ablehnt.

  9. Ja, es sind (je nach Kategorie) Hunderte bis Tausende, die abstimmen. Bei den Schauspielenden (die entsprechend wählen, wer in der Schauspielkategorie nominiert wird + Bester Film, für den alle abstimmen dürfen) wird das Gleichgewicht mit Blick auf das Geschlecht der Abstimmenden mittlerweile ausgewogener sein. Zudem gibt es hier ja die separaten Kategorien (männlich/weiblich). Daher kann Margot Robbie hier in der Tat nicht als Frau benachteiligt worden sein.

    Greta Gerwig hingegen … Zuletzt hieß es , 75% der Regisseur*innen in der Academy seien männlich, und da diese Mitglieder entsprechend für „Beste Regie“ abstimmen, kann es schon zum Nachteil für die weiblichen Kolleg*innen werden… Zumal es fast so scheint, als könne immer nur eine Frau neben vier Männern in dieser Kategorie nominiert werden. Dabei gab es in diesem Jahr drei (sehr) starke Anwärterinnen, deren Filme auch als bester Film nominiert sind.

  10. @Mycroft Peers bezieht sich hier auf die Gewerke/Kategorien.

    @Soso87 Das Problem an der Alibi-Frau-Vermutung ist, dass Abstimmende nur eine Stimme haben. Man könnte jetzt spekulieren, daß Männer immer nur für Männer, Frauen immer nur für Frauen, kulturelle Gruppen nur für ihre eigene Gruppe, etc. abstimmen würden und dadurch die Zusammensetzung der Academy gespielt wird.

    Was mir auch nicht geläufig war, daß die Nomienierungsliste nicht direkt aus den initialen Nominierungen erstellt wird, sondern das es noch eine Vorabstimmung gibt, wo aus den eingereichten Nominierten die jetzt bekannte Liste abgestimmt wird. D.h. die Academy-Mitglieder sehen hier was möglich ist und hier wäre für jeden einzelnen eine Option auf Bias möglich.

    Weiterhin ist es je nach Kategorie auch möglich, daß es ranked Votings gibt. Bei Bester Film z.B. seit Jahren der Fall. Auch hier wird es etwas schwieriger aus bestimmten Ergebnisse Bias ableiten zu wollen.

    Worauf ich eigentlich hinaus will: Die Vorstellung die für mich in dieser Berichterstattung oft mitschwingt, wenn explizit der Begriff Academy verwendet wird, ist das es da eine kleine Jury gibt (a la Grimme Preis z.B.) die dann irgendwie „falsch“ entscheidet.

    Das die Mitglieder selbst nachwievor keinen Querschnitt über alle Schaffenden in Hollywood abgeben ist Tatsache. Aber hier haben wir ja auch schon ein Dilemma, was IIRC Olivia Spencer in ihrer Dankesrede aussprach: Wie sollen bitte schwarze Schauspielerinnen für Oscars nominiert werden, wenn es so wenig gute Rollen für sie gibt, resp. sie so wenig besetzt werden?

  11. Die Empörung ruht aus meiner Sicht vor allem darauf, dass die meisten Barbie gesehen haben und die anderen Filme eben (noch?) nicht.
    Danke für die Darstellung und den Buchtipp!

  12. Ich möchte daran erinnern, dass ein Film nicht schlechter wird, wenn er keinen Oscar und nicht besser wenn er einen bekommt .

  13. Hi Samira,

    kleiner Fehler im Absatz „Frauen diskreditieren im Namen des Feminismus“. Dort steht „sarkastisch Hieb“. Denke, da fehlt ein e. :)

  14. #13 Frank
    Das kurze, treffende Statement ist das, was mir zum „Oscar-Gedöns“ auch immer einfällt.

  15. Ich dachte erst „Och Mensch, soll ich wirklich auf diesen Artikel klicken“ – aber es hat sich gelohnt. Wirklich gut geschrieben und hat mir eine ganz neue Perspektive eröffnet!
    Ich habe mich nie viel mit den Oscars beschäftigt und habe nur über feministische Seiten von dem „Skandal“ erfahren und mich natürlich erstmal solidarisiert, aber die Sichtweise von Samira El Ouassil bringt eine ganz neue Qualität in die Diskussion. Danke dafür!

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