Youtube-Format mit Glaubwürdigkeitsproblem

Was man aus dem Streit zwischen Rezo und „Strg_F“ über guten Journalismus lernen kann

strg_f Framing, Lügen, mehr Framing, mehr Lügen
Vorschaubilder von Rezos Videos

Das Gute an der Auseinandersetzung zwischen dem Youtuber Rezo und dem NDR-Youtube-Format „Strg_F“ ist, dass das Publikum dabei viel über Medien lernen kann. Über journalistische Praktiken und Standards. Über die angemessene Länge von Antwortfristen und die genauen Regeln für „Hintergrundgespräche“. Über Techniken wie „Framing“ und rhetorische Tricks wie Strohmänner-Argumente. Und nicht zuletzt über einen guten Umgang mit Fehlern – am Beispiel eines nicht so guten Umgangs mit Fehlern.

In Videos, die teilweise ein Millionenpublikum erreichen, werden zwischen dem Influencer und der Redaktion zwar einerseits ausufernd die kleinsten Details verhandelt, was wer wann in welcher Form wie kommuniziert hat. Andererseits geht es um große grundsätzliche Fragen, um die Ansprüche, die man an Journalismus haben darf, insbesondere öffentlich-rechtlichen Journalismus.

Das Zwischenergebnis: Nach einem Video von „Strg_F“, einem Antwort-Video von Rezo, einem Antwort-Antwort-Video von „Strg_F“ und einem Antwort-Antwort-Antwort-Video von Rezo steht es um die Glaubwürdigkeit von „Strg_F“ so schlecht, dass Funk-Content-Chef Stefan Spiegel bereits erklärt hat, dass eine „sehr große Community auf Youtube“ dem Format nicht mehr traue. Funk, das Jugendnetzwerk von ARD und ZDF, ist Auftraggeber von „Strg_F“.

Das hat es selten gegeben: dass ein öffentlich-rechtlicher Verantwortlicher sich so schonungslos über eine eigene Sendung äußert. Es wirkt vernichtend – ist aber immerhin ein Beispiel für eine offene und ungeschönte Kommunikation, die oft gefordert und selten gepflegt wird, insbesondere auch von öffentlich-rechtlichen Medien.

Spiegels Diagnose ist nicht übertrieben, das lässt sich zum Beispiel in den Kommentaren unter dem aktuellen „Strg_F“-Video nachlesen, das gar nichts mit der aktuellen Auseinandersetzung zu tun hat, sondern davon handelt, was das Leben in Armut mit jungen Menschen macht. In großer Zahl schreiben dort Nutzerinnen und Nutzer, begleitet von viel Applaus, dass sie es nicht mehr schafften, die Dokumentation zu verfolgen, ohne sich dauernd zu fragen, ob das alles überhaupt stimme: „Ihr könnt nicht mehr so weitermachen wie bisher“ ist eine typische Reaktion.

„Strg_F“ hat inzwischen mit zwei Statements reagiert. Während ein erstes noch so wirkte, als wolle man vor allem Zeit gewinnen, klingt ein zweites vom Sonntagabend deutlich zerknirschter und gibt konkrete Fehler im Umgang mit Rezo zu. Darin heißt es: „Wir sind gerade schlicht bestürzt darüber, was in den letzten Wochen passiert ist, und wir beschäftigen uns intensiv mit den Dingen, die wir falsch gemacht haben.“ Und: „Wir haben uns hier verrannt.“

Die Redaktion räumt ein, „Abläufe, Strukturen und auch unseren Umgang mit Fehlern verbessern [zu] müssen, damit so etwas nicht noch einmal passiert.“ Man arbeite „alles“ gemeinsam mit externen Leuten auf.

1:20 von 30 Minuten

Auslöser der Kontroverse ist ein kritischer Beitrag, den „Strg_F“ über die Firma More Nutrition gemacht hat, einen Hersteller von Nahrungergänzungsmitteln mit zweifelhaften Produkten und Methoden. Rezo hat groß und euphorisch für More Nutrition geworben, weshalb er auch im „Strg_F“-Beitrag Thema ist. Er steht nicht im Mittelpunkt der Recherche, er kommt überhaupt nur in 1:20 von 30 Minuten vor, aber er wirft der Redaktion vor, unfair und unjournalistisch mit ihm umgegangen zu sein. Und weil er ein großes Publikum und ein paar gute Punkte hat und wie kaum anderer weiß, wie man sowas wirkungsvoll erzählt, hat das größere Aufmerksamkeit erregt.

Am 2. Dezember hat Rezo ein Video mit dem Titel „Meine Kritik an StrgF & wie sie arbeiten“ veröffentlicht. Im Vorschaubild steht das Logo der Sendung über den Wörtern „Framing“ und „Lügen“. Es geht vor allem darum, wann und wie die „Strg_F“-Macher ihn mit Fragen zu More Nutrition kontaktiert haben – und wie sie mit seinen Antworten umgegangen sind. Eine schriftliche Anfrage von „Strg_F“ bei Rezos Management vom 7. November mit einer Frist bis zum 9. November war offenbar im Spam-Filter gelandet. Rezo sagt, er habe am 10. November vormittags über die SMS-Nachricht eines der Autoren an sein Handy überhaupt erst von den Fragen an ihn erfahren.

Von hier an wird es extrem kleinteilig. Als die „Strg_F“-Folge am selben Tag um 20 Uhr online geht, sieht sich Rezo darin jedenfalls gleich mehrfach falsch dargestellt: Der Beitrag behauptet, er habe auf Fragen nicht antworten wollen, obwohl er in einem Telefongespräch mit dem Autor ausführlich geantwortet habe. Und der Beitrag behauptet, dass er sich nicht von More Nutrition trennen wolle, obwohl er in diesem Gespräch gesagt habe, dass er an einem Aufhebungsvertrag gearbeitet habe.

Die einzelnen Punkte verdichten sich zu einem Gesamtvorwurf: „Strg_F“ ordne eine genaue und umfassende Schilderung von Fakten dem Ziel unter, eine eindeutige Geschichte erzählen, bei der Gut und Böse im Voraus feststehen und Widersprüche heruntergespielt oder weggelassen werden.

Können und Müssen

Bis hierhin war es eine Sache, bei der „Strg_F“ nicht gut aussah, aber noch keine Katastrophe. Mit gutem Willen ließen sich Fehler mit Missverständnissen, Kommunikationspannen und der Hektik einer Produktion kurz vor der Deadline erklären; manches waren auch einfach Geschmacks- oder Stilfragen.

Doch dann reagierte „Strg_F“ in einem Video auf Rezos Vorwürfe, und machte darin einiges falsch, was sich auch mit gutem Willen kaum erklären ließe. Nun wurde auch die Kritik des Publikums nochmal lauter.

Dabei hat auch die Redaktion nachvollziehbare Argumente. Sie schildert unter anderem detailliert, wie sich die Kontaktaufnahme mit Rezo aus ihrer Sicht darstellte – und man kann sich als unbeteiligter Zuschauer durchaus fragen, wie professionell der Umgang von Rezos Management mit der Anfrage war, wenn gleich mehrere Kontaktversuche und Nachfragen ins Leere liefen. Solche Fragen werden aber überdeckt von der unprofessionellen Art, wie „Strg_F“ nun mit den eigenen Fehlern umgeht – auch mit denen, die die Redaktion sogar einräumt.

Besonders eindrucksvoll ist das an einer Stelle, an der die Autorin zugibt, dass man zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Strg_F“-Videos über More Nutrition schon von Rezo wusste, dass er seine Zusammenarbeit mit More Nutrition nicht fortsetzen will, und trotzdem formuliert hatte: „Am Ende bleibt: Rezo trennt sich nicht von More.“ Die Autorin räumt ein: „Das hätten wir nach unserem Hintergrundgespräch [mit Rezo] rausnehmen können.“

Nein: müssen.

Das ist keine Frage, über die man irgendwie kontrovers diskutieren könnte: Wenn ich vor der Veröffentlichung weiß, dass ein Satz in einem Beitrag nicht stimmt, ganz egal, ob ich das Schwarz auf Weiß habe oder nur als „Hintergrundwissen“, wie in diesem Fall, muss ich ihn rausnehmen, was denn sonst.

Hier aus einem Muss ein Kann zu machen, ist nicht nur eine unglückliche Wortwahl, sondern verräterisch und symptomatisch in der Absicht, selbst noch beim Einräumen eines Fehlers keinen Fehler einräumen zu wollen.

Unangenehmer Gegner

Ein solches Video, mit dem eine Redaktion auf Kritik an ihrer Arbeit reagiert, hat realistischerweise zwei Ziele: falsche Vorwürfe zurechtzurücken und für zutreffende Vorwürfe um Entschuldigung zu bitten. Voraussetzung für beides ist eine glaubwürdige, ehrliche Kommunikation.

Zumal jemand wie Rezo der vielleicht unangenehmste Gegner für ein öffentlich-rechtliches Format für junge Leute ist: Er kombiniert seine große Reichweite und erwiesene Effektivität mit einer grundsätzlichen Bekundung, ein Freund des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu sein. Er differenziert und fordert seine Zuschauer immer wieder dazu auf, das auch zu tun und nicht zu „haten“. Damit wirkt seine zur Schau gestellte Verzweiflung über das Vorgehen von „Strg_F“ umso vernichtender.

Rezo nimmt den Reaktionsbeitrag also in einem weiteren Video, das er am 6. Januar veröffentlicht, auseinander und veröffentlicht zahlreiche Belege, die der Darstellung von „Strg_F“ widersprechen. Die Liste der Vorwürfe ist nicht kürzer, sondern noch länger geworden. Selbst über Fragen wie die, ob und wann beide Seiten ein klärendes persönliches Gespräch vereinbart haben, gibt es nun widersprüchliche Darstellungen.

So viele Vorwürfe! Screenshot: Youtube/@Renzo69

Was mit dem Grundvertrauen fickt

„Strg_F“ liefert Rezo viele Beispiele für einen missglückten Umgang mit Fehlern: Sogar zugestandene Fehler werden nicht korrigiert, zu spät korrigiert, nicht transparent korrigiert. Unabhängig von der Frage, ob Rezo bei den strittigen Fragen in jedem Punkt recht hat und „Strg_F“ unrecht, ist sein pädagogischer Appell deshalb richtig, mit dem er sein Video beendet:

Fehler macht jeder Mensch, auch Journalisten. (…) Und wenn das mal passiert, kommen die meisten damit klar, und das fickt jetzt nicht mit dem Grundvertrauen.

Aber – und das ist jetzt der Knackpunkt – nur dann fickt das nicht mit dem Grundvertrauen, wenn diese Fehler auch jedesmal ehrlich und transparent aufgearbeitet werden. (…) Wenn aber sehr viele Leute den nachvollziehbaren Eindruck bekommen, dass das nicht passiert, dass stattdessen Probleme aus Prinzip runtergespielt werden, oder durch weirde Moves von ihnen abgelenkt werden oder sogar aktiv versucht wird, sie zu vertuschen, wenn man sich ganz klar versucht rauszureden und sich dabei in noch mehr Unwahrheiten und Widersprüche verwickelt, dann fickt das mit dem Grundvertrauen. Und zwar viel mehr als die ursprünglichen Fehler.

„Strg_F“ haben sich und auch anderen öffentlich-rechtlichen Medien einen „großen Schaden zugefügt“, sagt Rezo. Das bedaure er.

Superreich oder nur superprovokant

Man könnte das bei einer einmaligen Sache vielleicht für übertrieben halten. Aber es ist keine einmalige Sache bei „Strg_F“. Rezo geht in seinen Videos auch auf eine Ausgabe aus dem Juli 2023 ein. Der ursprüngliche Titel lautete: „Wie Superreiche das Klima beeinflussen“. Seit Monaten gibt es Kritik an dieser Sendung, insbesondere an der Auswahl eines jungen Protagonisten: Theo Stratmann. Ein Clip mit ihm war viral gegangen; das Video mit dem ganzen Beitrag extrem erfolgreich.

Ob Stratmann wirklich superreich ist, ist extrem zweifelhaft: Vermutlich ist er nur superprovokant. Und darauf scheint es den Filmemachern angekommen zu sein. Der tatsächliche Reichtum spielte, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle. Vermögensverhältnisse wurden offenbar erst im Nachhinein zu recherchieren versucht, als Fragen und Kritik laut wurden. Rezo wirft „Strg_F“ hier vor, statt um Journalismus gehe es darum, „ein möglichst spektakuläres Narrativ zu erzeugen“.

Offenbar im Versuch, auch dieses Thema nach Monaten der öffentlichen Kritik schnell noch abzuräumen, nutzt „Strg_F“ in seinem Antwort-Video unter anderem einen Taschenspielertrick: Auf den Vorwurf, Stratmann sei gar nicht „superreich“, reagiert man mit einer Darstellung, warum Stratmann sehr wohl „reich“ sei – das „super“ lässt man einfach unter den Tisch fallen. Und liefert Rezo so ein sehr anschauliches Beispiel dafür, was eigentlich ein „Strohmann-Argument“ ist, bei dem man sich nicht mit der tatsächlichen Kritik auseinandersetzt.

Hintergrund über Hintergrundgespräche

Und damit zu den größeren Fragen des journalistischen Handwerks. Auch „Strg_F“ nutzt die Gelegenheit für grundsätzliche Informationen und Einblicke in die Arbeit von Journalisten. Das ist eine gute Idee; noch schöner wäre es, wenn diese Einblicke auch aufrichtig und umfassend wären, und nicht nur maßgeschneidert wirkten, um das eigene Handeln im konkreten Fall zu rechtfertigen.

Es geht zum Beispiel um den Umgang mit Hintergrundgesprächen. Ein solches führte ein Autor der Sendung mit Rezo wenige Stunden, bevor die More-Nutrition-Sendung online ging. Um zu begründen, warum man dessen Inhalte weitgehend unberücksichtigt ließ, erklärt „Strg_F“ die Praxis solcher Gespräche und zitiert aus einem „Leitfaden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ des Deutschen Journalistenverbandes (DJV):

„Hintergrundgespräche sind als solche zu behandeln. (…) Vertraulichkeitsabsprachen sind einzuhalten. Sollte dennoch aus vertraulichen Äußerungen zitiert werden, muss das Zitat vorher ausdrücklich freigegeben werden.“

Hier bedient sich „Strg_F“ wieder eines Tricks: Es setzt „Hintergrundgespräch“ mit „vertrauliches Hintergrundgespräch“ gleich und tut so, als wäre das identisch. Dabei treffen im fraglichen Hintergrundgespräch Rezo und sein Gesprächspartner konkrete Absprachen, in welcher Form die Redaktion daraus zitieren könnte. Das belegt Rezo mit Aufnahmen. Und natürlich muss ein Journalist Erkenntnisse, die er in einem Hintergrundgespräch gewonnen hat, nicht bis zu einer schriftlichen Bestätigung ignorieren, wie „Strg_F“ suggeriert.

Rezo ist es dann auch, der in seinem Video – im Gegensatz zu den journalistischen Profis – die grundsätzliche schillernde Natur eines Hintergrundgesprächs zutreffend schildert. Kurz gesagt: Alles hängt davon ab, was die Gesprächspartner über Vertraulichkeit und Zitierbarkeit miteinander vereinbaren.

Nur noch 48 Stunden

Grundsätzlich wird es auch bei der Frage, wann und wie eine Redaktion jemandem, über den sie berichtet, die Gelegenheit zu einer Stellungnahme geben soll. Reichten die 48 Stunden, die Rezo bekam, wirklich aus? Und zählten sie, obwohl die erste Anfrage offenbar im Spamfilter seiner Agentur landeten? Wie viel Mühe müssen sich Journalisten geben, einen Betroffenen tatsächlich zu erreichen?

Das sind Fragen, über die auch Journalisten regelmäßig diskutieren – oder vor Gericht mit Medienanwälten derjenigen streiten, über die sie berichtet haben. „Strg_F“ will sich in diesem Zusammenhang den Hinweis nicht verkneifen, dass es ein Gerichtsurteil gebe, wonach auch eine Nachricht, die im Spamfilter gelandet ist, als zugestellt gilt. Das ist in der konkreten Auseinandersetzung eigentlich nicht relevant, denn es geht bei Rezos Vorwürfen weniger um die Erfüllung formaler, juristischer Kriterien als um Fairness im Umgang. Aber dass „Strg_F“ die rechtliche Ebene in seinem Antwortvideo so erwähnt, gibt Rezo die Gelegenheit zur Erwiderung: Es gebe aber auch andere Urteile, die zum gegenteiligen Ergebnis kommen. Eines erwähne die Redaktion sogar in einem Begleitdokument mit Quellen zum Video, aber nicht im Beitrag selbst.

Das stimmt, und nun könnten Rechtsexperten an dieser Stelle vermutlich zu einer ausufernden Analyse ansetzen, welche Urteile in welchen Zusammenhängen von welcher Relevanz sind. Festhalten könnte man aber vereinfachend auch: Auf Grundlage der Rechtsprechung unter anderem des Bundesgerichtshofes – und aus eigener Erfahrung mit E-Mails – spricht viel dafür, häufig in die Spamfilter von geschäftlich genutzten E-Mail-Eingängen zu schauen.

Die Kunst des Weglassens

Entscheidender als diese konkreten Fragen ist ein ein fundamentaler Kritikpunkt Rezos: Die Journalisten würden sich nur die Informationen herausgreifen, die ihnen in den Kram passen. Die ihre Argumentation stützen, die ihre Meinung untermauern.

Er erwarte von Journalisten, dass sie das ganze Bild präsentierten – damit das Publikum sich auf der Grundlage auch widersprechender Informationen eine eigene Meinung bilden kann. Das ist ein großer Anspruch, und dafür, dass Journalisten ihm oft nicht gerecht werden, gibt es viele Gründe: Zeitdruck, fehlende Ressourcen, begrenzte Sendezeit. Auch über die Frage, welche Informationen wirklich zu einem „ganzen Bild“ gehören und welche nicht, lässt sich im Einzelfall regelmäßig streiten: Hätte „Strg_F“ zum Beispiel wirklich im Zusammenhang mit der Kritik an More Nutrition eine Studie erwähnen sollen, die Bedenken gegenüber bestimmten Süßmitteln ausräumt, aber von der Süßmittel-Industrie finanziert wurde?

Welche Informationen sind wirklich unverzichtbar, um einen komplexen Sachverhalt angemessen komplex und notfalls widersprüchlich zu schildern? Und welche sorgen nur für eine „False Balance“ zwischen gut begründeten Urteilen und einzelnen Gegenmeinungen? Zur Aufgabe von Journalisten gehört auch, Informationen einzuordnen, und das kann auch bedeuten: weniger Relevantes wegzulassen. Hinter der Forderung, das „ganze Bild“ zu zeigen, kann auch der Versuch stehen, nicht für mehr, sondern für weniger Klarheit zu sorgen.

Belege für und gegen die These

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es eine große Verführung gibt, sich als Journalist auf die eine Seite einer Geschichte zu beschränken. Wer problematische Geschäftspraktiken eines Unternehmens aufdeckt, wird im Zweifel die Stimmen zufriedener Kunden weglassen. Wer das Versagen einer Regierung anprangert, wird im Zweifel das Gelungene nicht erwähnen.

Es gibt Situationen, in denen das einen eindeutigen Verstoß gegen ethische Regeln darstellt – oder, im Fall von Verdachtsberichterstattung, sogar gegen juristische. Aber in vielen Fällen ist eine solche Einseitigkeit auch einfach gelebter journalistischer Alltag.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, was der „Spiegel“ – als Reaktion auf den Relotius-Skandal – 2020 in seinen „Standards“ formuliert hat:

Folgt die Recherche einer These, ist nicht nur nach Belegen für, sondern auch nach Belegen gegen diese These zu suchen. Jede Recherche erfolgt ergebnisoffen. (…)

Ein SPIEGEL-Text muss eine Idee und eine These haben, aber er darf keinen Spin haben, dem die Argumentation untergeordnet wird.

Wir müssen Einwände zulassen, dürfen Störendes nicht weglassen, müssen gegenläufige Argumentationen anführen.

Verführerisches Framing

Zum ganzen Bild in diesem Fall gehört, dass auch die Kritiker von „Strg_F“ tricksen. So hatte „Strg_F“ im Zusammenhang mit Theo Stratmann nach eigenen Angaben den Kollegen von „Business Insider“ folgendes Zitat geschickt:

Sein tatsächlicher beruflicher und auch familiärer Hintergrund spielen für unsere Berichterstattung keine Rolle – auch wenn wir sowohl Bilder von seinen Flügen in einem Privatjet gesehen haben und Zeugen, die vertraulich mit uns gesprochen haben, diesen Eindruck eines reichen Lebensstils bestätigen.

„Business Insider“ zitiert davon zunächst nur die erste Hälfte, und liefert den Teil nach dem Gedankenstrich erst zwei Absätze später nach. So als wäre er nicht wichtig, um den Teil davor unmittelbar einordnen zu können.

Und Rezo wirft „Strg_F“ vor, die Aussage verbreitet zu haben: „Nahrungsergänzungsmittel sind für ’nen gesunden Menschen, der sich normal ernährt, eigentlich überflüssig.“ Tatsächlich hatte die Autorin formuliert: „Das Bundesinstitut für Risikobewertung sagt allerdings: Nahrungsergänzungsmittel sind für ’nen gesunden Menschen, der sich normal ernährt, eigentlich überflüssig.“ Für jemanden, der es an vielen Stellen sehr genau nimmt, geht er hier erstaunlich ungenau vor, wenn er die genannte Quelle weglässt, auf die sich der Satz bezieht.*

Nachtrag/Korrektur, 23. Januar. Um hier auch selbst möglichst genau zu sein: Rezo nennt die Quelle für die Aussage der Autorin etwas später in seinem Video durchaus; er setzt sich ausführlich mit den Einschätzungen des BfR und der Art, wie sie „Strg_F“ wiedergibt, auseinander. Trotzdem finde ich es problematisch, dass er in dem Ausschnitt, den er zeigt, diesen relevanten Vor-Satz der „Strg_F“-Autorin weglässt.

Problematisches „Framing“, das mehr oder weniger grobe Sich-passend-Machen von Fakten, um sie leichter kritisieren zu können – es ist keine Spezialität öffentlich-rechtlicher Jugendformate, sondern allgegenwärtig.

Ansprüche an seriösen Journalismus

Seriöser Journalismus braucht Menschen, die an seriösen Journalismus besondere Ansprüche stellen. Diese Rolle nimmt Rezo hier beispielhaft ein. Er hat im aktuellen Konflikt natürlich ein besonderes persönliches Interesse daran, aber es wäre falsch, das allein damit abzutun.

Medien, nicht nur öffentlich-rechtliche, tun gut daran, nicht nur auf die handfesten Fehler und das misslungene Fehlermanagement von „Strg_F“ zu schauen, sondern das Bedürfnis hinter der an manchen Stellen überlauten Kritik wahrzunehmen: Nach einem Journalismus, der sich die Mühe macht, eine komplette Geschichte zu erzählen, mit all ihren Widersprüchen. Nach einem Journalismus, der die Umstände, unter denen er entsteht, transparent macht. Der sich um Fairness, Offenheit und Wahrhaftigkeit bemüht.

Journalismus bietet selbst im besten Fall oft Angriffspunkte, über die sich streiten lässt und die von interessierter Seite groß gemacht und skandalisiert werden. Und es ist für More Nutrition sicher nicht unpraktisch, dass über die ganze Auseinandersetzung um die Praktiken von „Strg_F“ die Praktiken des Unternehmens More Nutrition fast aus dem Blickfeld geraten sind. Aber richtig ist auch: Von einem „besten Fall“ kann bei dem kritisierten „Strg_F“-Beitrag zumindest in Bezug auf den Umgang mit Rezo keine Rede sein.

Plattform-Mechanismen und Anstalts-Fehlerkultur

Die Redaktion wird aber auch für sich klären müssen, in welchem Maße sie der Logik von Plattformen wie Youtube ihre Integrität geopfert hat: mit Inhalten und Präsentationsformen, die Aufmerksamkeit und Klicks generieren, aber gegen seriöse journalistische Standards verstoßen. Solche Mechanismen aus der neuen Medienwelt in Verbindung mit einer abblockenden Fehlerkultur aus der alten Medienwelt des NDR, ergeben eine giftige Mischung.

(Ironischerweise wirkt die Plattform-Aufmerksamkeitslogik jetzt auch gegen „Strg_F“: Es lohnt sich für jeden Youtuber gerade ganz besonders, auf die Debatte aufzuspringen und auf das Format einzuprügeln.)

Die Redaktion will die aktuelle Winterpause jetzt nutzen, „Fehler und Ungenauigkeiten“ zu analysieren und zu fragen, wie sie in Zukunft verhindert werden können. „Aus zahlreichen Kommentaren zu STRG_F auf Social Media spricht deutliche Kritik“, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit. „Hier ist Vertrauen verloren gegangen. Mit Maßnahmen, die sich aus der Überprüfung ergeben, wird die Redaktion alles daran setzen, dieses Vertrauen zurückzugewinnen.“ Das ist das andere Gute an der Auseinandersetzung zwischen dem Youtuber Rezo und dem NDR-Youtube-Format „Strg_F“: Dass es die Chance gibt, tatsächlich besser zu werden.

Das ist auch schon passiert: Zu seinem Rezo-Antwort-Video hat „Strg_F“ ein Dokument mit Quellenangaben veröffentlicht, genau in dem Stil, wie es Rezo immer macht.

Am vergangenen Freitag trafen sich „Strg_F“-Redaktionsleiter Lutz Ackermann und Moderatorin Desiree Marie Fehringer mit Rezo und seiner Assistentin in Aachen. Ziel war es laut NDR, „konstruktiv miteinander ins Gespräch zu kommen“. Beide Seiten haben vereinbart, sich über den Verlauf öffentlich nicht zu äußern.

44 Kommentare

  1. Danke, Stefan.

    (Ich hatte schon befürchtet, mir einen Tag freinehmen zu müssen, um die ganzen Videos anzuschauen, um die ganze Situation zu verstehen.)

    Was noch interessant gewesen wäre: ein kurzer Abriss, in welcher Form Rezo zuvor für More Nutrition geworben hatte.

  2. Danke für die Zusammenfassung.
    Was ich am krassesten an der Geschichte finde – die Firma wäre angeblich nicht von der zuständigen Lebensmittelbehörde kontrolliert worden, weil diese wegen der häufigen Wechsel des Firmenstandortes gar nicht wüsste, dass sie zuständig sei.
    Rezo fragt die zuständige Behörde, und die sagt, dass sie Kontrollen durchgeführt habe. (Das scheint jedenfalls kein Geheimwissen zu sein.)
    Kann ja sein, dass das Produkt aus anderen Gründen nix taugt, aber wenn das mit den fehlenden Kontrollen es zu einem Joke bei Böhmi schafft, wäre die Richtigkeit der Aussage sowohl für die Firma als auch für die Behörde wesentlich, oder? Jedenfalls mehr als Detail #357, was strg_F wann Rezo ungenau formuliert gefragt haben soll.

  3. Für Rezo ist die Diskussion natürlich sehr praktisch – Vor lauter kleinteiliger Diskussion über Journalismusmethodik stellt kein Mensch mehr die ursprüngliche Kernfrage, mit der alles angefangen hat: Warum war Rezo denn nun so ein fast schon peinlich leidenschaftliches Werbegesicht für so eine fragwürdige Firma?

    Es ist zu befürchten, dass er vor lauter „Strohmann-Empörung“ vergisst, das zu beantworten – egal wie viel Zeit ihm Journalisten dafür lassen…

  4. Danke für’s Aufdröseln! Habe mir tatsächlich drei der erwähnten Videos angeschaut – Antwort Rezo, Antwort Strg_F, Antwort-Antwort Rezo. Es ist wie bei einem Autounfall in Zeitlupe: Man kann nicht wegschauen, auch wenn’s lange dauert.

    Und ja, Rezo sollte über seine Agentur nachdenken. Wenn eine telefonische Anfrage die Pressestelle nicht erreicht, weil der Anrufer mit der Telefonzentrale gesprochen hat – dann werden da professionelle Standards verfehlt.

    „Wie Superreiche das Klima beeinflussen“

    Das war die reinste Publikumsverarsche: Thema extrem interessant, aber komplett verfehlt. „Superreiche“ machen nicht bei YouTube im Miet-Lambo auf dicke Hose oder lassen sich mit Papas Cessna fürs Wochenende nach Sylt fliegen – „Superreiche“ (zumindest deutsche) posen nicht in den Medien. Und wenn sich ein Kamerateam ihrem Anwesen nähert, erscheinen höfliche, aber bestimmte Herren und beenden den Dreh.

    Wäre ja schick, wenn Strg_F es geschafft hätte, Susanne Klatten oder Klaus-Michael Kühne nach deren ökologischem Fußabdruck zu befragen. Haben sie aber nicht. Stattdessen Theo „Ich fahr nicht mit der Bahn nach Sylt“ Stratmann beim Kaviar-Missbrauch. Erbärmlich.

  5. Ein Artikel zum Ausdrucken und Einrahmen! (Nachdem man die versehentlich fehlenden Worte ergänzt hat.)
    Ich mag (und neide) Stefan Niggemeiers Fähigkeit des Einordnens, Beobachtens, Kombinierens; überführt in in einer scharfsinnigen Klarheit verfassten Texte, die auch stilistisch überzeugen.
    Allein die Wiedergabe der Auseinandersetzung und die Ableitung von Detailfragen hin zum Großen und Ganzen, ja: der Zukunft des Journalismus als solcher, ist großes Kino.

    (Mit der Verdachtsberichterstattung und wie es sich medienrechtlich verhält muss ich mich noch mal beschäftigen; dachte bislang, das ist grundsätzlich legal. Gleich noch mal die Übermedien-Podcastfolge zu Rammstein hören…)

  6. Danke für den Artikel! Hatte gestern gerade angefangen, mich in die Sache einzuarbeiten. Der Überblick hilft mir viel Zeit zu sparen. In der Tat sehr lehrreich!

    Außerdem muss man natürlich noch hinzufügen: Rezo hatte Glück, dass er so eine Reichweite hat und sich wehren konnte – gegen die Reichweite öffentlicher Medien beziehungsweise dieses Formats. Anderen, die durch öffentliche Medien fehldargestellt werden, haben nicht diese Reichweite und diese Macht wie Rezo. Ohne diese, wäre der Sender mit seinen Verdrehung durchgekommen, hätte nicht innegehalten und das Ruder schließlich umgerissen, um das zerstörte Vertrauen zurückzugewinnen. Ob in Letzteres wirklich gelingt, muss man sehen. Auf alle Fälle das Gegengift gegen zerstörtes Vertrauen ist: radikale Transparenz und radikale Ehrlichkeit. Genau genommen, diese zwei Dinge sind die Stärken von Rezo. (Sicherlich nicht in Perfektion, aber grundsätzlich.) Dann wäre dann noch die Qualitäten der kritischen Selbstreflektion und Präzision. (ich glaube, da können beide Seiten noch dran arbeiten.) Muss man nun sehen, was daraus wirklich gelernt wird und ob die Basis für neues Vertrauen gelegt wird oder nicht.

  7. Vielen Dank für den Artikel!
    Ich habe die Auseinandersetzung seit der Veröffentlichung der Beiträge von Strg_F und dem ZDF Magazin Royal verfolgt und habe schon mit dem Gedanken gespielt Übermedien per Mail eine Aufarbeitung des Themas vorzuschlagen. Dass das nicht notwendig war, ist ein weiterer Grund für mein Abo. ^^

    Was aber tatsächlich leider unter den Tisch fällt, ist die Auseinandersetzung mit der berechtigten Frage, wieso Rezo über so lange Zeit und so intensiv Werbung für ein scheinbar zumindest fragwürdig agierendes Unternehmen gemacht hat.
    Das More Nutrition Kritik verdient hatte, war ja nicht erst seit kurzem der Fall und lange vor dem Video Rezos über den Gründer Christian Wolf bekannt.
    Verwiesen sei hier bspw. auf die Podcastfolge der Science Cops aus dem Jahr 2022 (https://www.quarks.de/podcast/science-cops-folge-44/). Vor dem Hintergrund wirkt das Agieren Rezos auf mich persönlich schon sehr nach Selbstschutz, was die berechtigte Kritik an Strg_F natürlich nicht schmälern soll.

    Es ist sehr schade, dass die Art und Weise wie Strg_F mit Rezo und der Nachbereitung seiner Kritik umgegangen sind, die berechtigte Kritik an Rezo für das lange Festhalten an dieser Kooperation und auch die Kritik an More Nutrition selbst komplett überschattet.

    Und klar, jede/r Youtuber/in kann frei entscheiden, für welche Firmen Werbung gemacht wird.
    Aber gerade Rezo hat in der Vergangenheit mit Kritik nicht gegeizt und immer wieder betont, wie vorsichtig er bei der Auswahl seiner Werbekunden angeblich sei (bspw. auch während der Auseinandersetzung mit dem Funk-Format „offen un‘ ehrlich“ im Jahr 2022).
    Da wäre ein Anlegen der eigenen Maßstäbe an sich selbst nur recht und billig. Und die Argumente seiner Follower, etwa dass er ja nur Werbung für ein Produkt und nicht für Nahrungsergänzungsmittel der Firma gemacht habe und ihm deshalb nichts vorzuwerfen sei, die sind schon haarsträubend. Wenn ich in Werbespots von McDonalds auftrete und nur Gartensalat futtere, dann mach ich ja trotzdem Werbung für McDonalds und indirekt seine ganze Produktpalette.

    Also lange Rede kurzer Sinn:
    Danke für die gelungene Aufbarbeitung der Debatte! Und weiterhin viel Glück an Rezo, dass sich auch in Zukunft niemand unter Einhaltung journalistischer Standards mit diesen Kritikpunkten ihm gegenüber auseinandersetzt.

    (Und auch Glückwunsch an das ZDF Magazin Royal, dass sie es geschafft haben sich komplett aus der Debatte herauszuhalten, obwohl es auch hier meiner Einschätzung nach desöfteren berechtigte Kritik an deren Einhaltung journalistischer Standards geben dürfte.)

  8. @Niggemeier „Für jemanden, der es an vielen Stellen sehr genau nimmt, geht er hier erstaunlich ungenau vor, wenn er die genannte Quelle weglässt, auf die sich der Satz bezieht.“

    Bin das nur ich, oder sagt Rezo durchaus im entsprechenden Video (min 28:18), dass Strg_F diese Aussage vom BfR zitiert haben?

    Für jemanden der gerade jemanden dafür kritisiert, ungenau zu arbeiten während er andere kritisiert, ungenau zu arbeiten, ist das ganz schön ungenau. ;-)

  9. Rezo beweist großes Geschick (wer fände ihn nicht sympathischer als irgendeinen anderen YouTuber), indem er sich als ein bedeutender Werbepartner aus der m.E. berechtigten Kritik an der von ihm lange Zeit beworbenen Firma, deren Produkten und Werbestrategien (mittels Influencer) herausredet. Die Kritik wird umgeleitet auf den – unfairen – Umgang der strg-F Redaktion mit ihm. Da geht es dann (gefühlt stundenlang) um Fragen der Fristsetzung, um Telefon-Hintergrundgespräche, Spamfilter und Mail-Höflichkeiten. Die strg-F Redaktion hat es ihm leicht gemacht, viel zu leicht. Aber irgendwann, dachte ich, muss er doch jetzt auch mal zur More-Geschichte selbst kommen. Eher nicht. In seiner Antwort-Antwort zur Frage des Zuckerersatzes als Backzutat stellt er es geradezu so dar, als sei es unzulässiges Framing, wenn die Journalistin feststellt, sie selbst würde bei der Empfehlung eines unabhängigen Instituts lieber „safety first“ konsumieren. Während seine Position – erstmal alle komplexen Studien selbst lesen, bevor man sich entscheidet, ob man mit dem Produkt (nicht) backt – nun aber gar nichts damit zu tun hat, dass er von der Werbung dafür profitiert (hat)? Er macht es geschickter, ja. Aber er macht es eben auch.

  10. “ zwar einerseits ausufernd die kleinsten Details verhandelt, was wer wann in welcher Form wie kommuniziert hat“
    Details, deren Unterschlagung nur STRG_F zu gute kamen. die das dann ja auch gerne unterschlugen…
    wobei: man muss es wohl eher einem einzigen redaktionsteam anlasten.

  11. „wie professionell der Umgang von Rezos Management mit der Anfrage war, wenn gleich mehrere Kontaktversuche und Nachfragen ins Leere liefen.“
    das ist schlicht unsinn.
    vermutlich den „details“ geschuldet.
    man hat eher den eindruck, die kontakaufnahme wurde absichtlich von strg_f so unprofessionel vorgenommen (die anfrage landete ja nicht ohne grund im spam, auch die „anfrage“ über instagram war lächerlich). und als der kontakt da war – da wurden die aussagen nachgewiesenermaßen schlicht ignoriert, schlimmer noch: man behauptete die seien nicht frei gegeben worden. eine glatte lüge. die man tätigen konnte, indem man einen tag vor veröffentlichung das management am freitag um 22uhr zur explizieten freigabe auffordert. what?
    aber, sind ja nur details, solche tricks… oh, erinnern als blöd zeitung, solche „journalistischen“ tricks…

  12. „„Strg_F“ zum Beispiel wirklich im Zusammenhang mit der Kritik an More Nutrition eine Studie erwähnen sollen, die Bedenken gegenüber bestimmten Süßmitteln ausräumt, aber von der Süßmittel-Industrie finanziert wurde?“
    es ging nicht nur um more nutrition – sondern um nahrungsergänzungsmitteln. wo dann schlicht behauptet wurde, die bräuchte ein gesunder mensch nicht. oh stimmt – solange er gesund ist, braucht er sie nicht…

  13. #3
    „stellt kein Mensch mehr die ursprüngliche Kernfrage, mit der alles angefangen hat: Warum war Rezo denn nun so ein fast schon peinlich leidenschaftliches Werbegesicht für so eine fragwürdige Firma“

    äh, wer bitte sehr, hat denn das gefragt? außer Sie jetzt hier gerade?

    darum ging es doch gar nicht in dem beitrag von strg_f.

  14. zu #15
    Haben Sie den erwähnten Film „More Nutrition: Wie ehrlich sind die Versprechen?“ denn gesehen? Da geht es um die Fragwürdigkeit der Firma „More Nutrition“ auf mehreren Ebenen.
    Wenn Rezo also in einer Dokumentation über die Fragwürdigkeit einer Firma vorkommt, für die er – sehr euphorisch und schon lange – Werbung macht:
    Welche Frage steht dann Ihrer Meinung wohl im Fokus?

  15. #15
    „äh, wer bitte sehr, hat denn das gefragt? außer Sie jetzt hier gerade?„

    Auch, wenn es nicht mein Kommentar war, auf den Sie sich beziehen:
    So explizit hat die Frage leider niemand gestellt. Das ist aber die Frage, die indirekt mitschwingt, wenn man More Nutrition Fragwürdigkeit attestiert und gleichzeitig feststellt, dass Rezo Werbung für More Nutrition macht bzw. lange und geradezu leidenschaftlich gemacht hat.

    ABER: Genau das ist ja der Punkt einiger Kommentare hier:

    Die Frage „Warum war Rezo denn nun so ein fast schon peinlich leidenschaftliches Werbegesicht für so eine fragwürdige Firma?“ sollte eigentlich auch mal gestellt werden.
    Wird sie aber nicht, besonders nicht von Rezo selbst.
    Ist doch schade, finden Sie nicht?

  16. zu #18.
    Wäre meine Vermutung. :)
    Mag jetzt wenig überraschend und auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär sein.

    Aber da Rezo gerne als DAS Paradebeispiel eines reflektierten und aufgeklärten Influencers gilt, auch in Bezug auf die großartige Auswahl seiner bisher angeblich skandalfreien Werbepartner, ist das doch trotzdem ein wichtiger Punkt.

    Ich meine, der Mann hat ein super Image, Gewicht im medialen Diskurs, eine ziemlich große Reichweite und augenscheinlich ziemliche loyale Fans.

    Und schafft es aufgrund dieser Steilvorlage von Strg_F und seiner nicht ungeschickten Art mit dieser umzugehen, dass dieses Image komplett unbeschadet aus dieser Diskussion hervorgeht.

    Deswegen, schön, dass sie die Frage so eindeutig beantworten können. Da darüber aber praktisch nur vereinzelt in Kommentarspalten gesprochen wird, bleib ich dabei:
    Die Frage „Warum war Rezo denn nun so ein fast schon peinlich leidenschaftliches Werbegesicht für so eine fragwürdige Firma?“ sollte eigentlich auch mal gestellt werden. Und zwar nicht nur in Kommentarspalten.

  17. zu #19 Käpt’n Blaubär

    Auf den Punkt!
    Und es wäre – journalistisch gesehen – fast schon tragisch, wenn Strg_F jetzt wegen der zwar gerechtfertigten, aber eben auch sehr überhypten Methodenkritik aufhören würde, diese inhaltlich relevante Frage weiter zu stellen.
    … Sieht ja leider so aus, nachdem sie Rezo jetzt aus dem Film komplett rausgeschnitten haben.

  18. Je nun, aus meiner Sicht – ich gucke ihn gern (nur bei Youtube), ohne mich als „Fan“ zu bezeichnen – hat er sich das Image halt redlich erarbeitet. Die Werbung für More Nutrition hat in aller Öffentlichkeit stattgefunden, dass er dafür bezahlt wurde, ist selbstverständlich. Wer sein Image dadurch nunmehr beschädigt sieht – nun, bitteschön, das steht jedem frei.

    Verstehe trotzdem noch nicht, was man da näher journalistisch beleuchten (können) sollte. Aber vielleicht ist auch schon zu Freitag für mein Hirn.

  19. Rezo macht „peinlich leidenschaftlich“ Werbung, um damit Geld zu verdienen, warum er für genau dieses Produkt Werbung macht statt für ein anderes, möglicherweise besseres, liegt vermutlich daran, dass die Anbieter der besseren Produkte ihm kein Angebot gemacht haben (oder schlechtere); der Werbevertrag ist so oder so aufgehoben worden, also belegt das immerhin eine gewisse Lernkurve auf Seiten Rezos.
    Aber gut, einfach nichts mehr kaufen, für das Rezo so Werbung macht, und dann ist das Thema ja durch.

  20. Es lag definitiv nicht Rezos Verantwortung, dass Strg-F ihr Thema nicht anbringen konnte und nun vor dem Kollaps steht.

    Das Erste Problem, das sich offenbart hat, ist die Rückwärtsarbeit: Recherchen wurden anscheinend um ein bestehendes Ergebnis gebaut und Erkenntnisse dagegen ignoriert. Man hätte problemlos Rezos vergangene Arbeit kritisieren können, auch ohne derart breite Anfragen 3 Tage vor Veröffentlichung. „Sag mal was zu Studie xy?“ Wo sollte das thematisch überhaupt eingebunden werden, ohne cherrypicking?
    Stattdessen wurden Falschaussagen eingebunden (möglicherweise versehentlich).

    Das zweite Problem hier war das herrausreden aus berechtigter substanzieller Kritik. Teils geschah dies mit nachweisbaren Falschausagen, sogar übergreifend, also auch im Hinblick auf die ältere Recherche. Wie soll man ein Rechercheergebnis ernst nehmen, wenn selbst nach Kritik versucht wird Fehler zu vertuschen, selbst solche die in der Redaktion schon als solche erkannt wurden?

    Es gibt mindestens drei solcher Punkte, die man bein Einzelpersonen als klare Lügen bezeichen würde. Von“wir haben garnicht persönlich mit Rezo gesprochen“, über „wir durften nicht zitieren“ bei unliebsamen infos (Trotz eindeutiger Erlaubnis und zweimaliger wiederholung derselben während eines Gesprächs) bis zu „wir haben voher sauber recherchiert und sehen auch jetzt keine Fehler“ und dann im gleichen Zuge bei der Mutter des „supereichen“ Protagonisten nach Einkommensbelegen anfragen. Das ist wohlgemerkt Fehlverhalten NACH den Beiträgen, und anhalteder Kritik.
    Hier wurde nichts überhyped, so ein Umgang mit Fehlern ist für eine Redaktion nicht tragbar.

    Dagegen ist Rezo durchaus selbstkritisch im ursprünglichen Hintergrundgespräch. Es wäre ein leichtes gewesen diese von ihm klar geäuserten Zweifel in die Recherche einzubinden und sie mit angemessener Kritik an der vergangenen Kooperation zu verbinden. Dann wäre die Kritik etwas moderater ausgefallen aber wahrheitsgemäß geblieben und auch zielführender gewesen.

  21. Was Thol in #23 darlegt, ist wohl richtig (vom zu absoluten Vorwurf der bewussten Lüge mal abgesehen). Richtig schon, aber nun auch schon sehr oft gesagt. Und alles, was schon sehr oft gesagt wurde, ist irgendwann überhypt.

    Das an sich ist aber nicht das Problem. Problematisch ist – und dazu trägt auch Thol in #23 bei – wenn durch die Überbetonung des einen Fehlers der Fehler der anderen Seite überdeckt wird. Also wenn die Kritik an Rezos fragwürdigem Werbeengagement überdeckt wird durch Rezos Kritik an der fragwürdigen Recherchemethode seiner Kritiker.

    Wir können gerade erleben, wie effektiv dies dem ursprünglich mal kritisiertem Rezo gelingt, indem er seine Rhetorikmacht und seine Marktmacht einsetzt.

    Nun ist weder der Influencer Rezo, noch die Firma More Nutrition, noch das Format Strg_F so wahnsinnig wichtig für unsere Mediengesellschaft. Singulär gesehen.
    Was aber, wenn diese Vorgehensweise dank des aktuellen Rezo-Erfolgsbeispiels Schule macht?

    Was, wenn rein formale Methodenkritik an Journalisten zur gut trainierten Kampftechnik der inhaltlich Kritisierten wird?

    „Ist doch gut,“ könnte man jetzt sagen, „dann müssen eben die Journalisten ihre Methodik verbessern“. So wie es die Redaktion von Strg_F jetzt gelobt.
    Stimmt. Und stimmt eben auch nicht. Denn das Repertoire der formalen Tricks auf Seiten der inhaltlich Kritisierten ist enorm erweiterbar und trainierbar. Da sind die bislang allseits beliebten Winkelzüge wie „ist im Spamordner gelandet“ oder „das war zeitlich nicht zu schaffen“ Kinderkram. Da wird man sich perfektionieren.

    Journalistisch gesehen hat das aktuelle Beispiel Rezo daher grundsätzliche Bedeutung: Wer so erfolgreich eine inhaltliche Kritik an ihm durch formale Gegenkritik von der Agenda löschen kann, wird Nachahmer haben.

    Im Sinne der „Vierten Gewalt im Staate“ kann man nur hoffen, dass sich auch der Journalismus dahingehend perfektioniert.
    Falls es so kommt, könnte man Strg_F im Nachhinein sogar wieder dankbar sein…

  22. @#24 „Was, wenn rein formale Methodenkritik an Journalisten zur gut trainierten Kampftechnik der inhaltlich Kritisierten wird?“

    Ich hab keine Ahnung, was dann passiert, ich weiß aber, wer das möglich macht: dafür sind ausschließlich schlecht arbeitetende Journalisten verantwortlich. Wer sich solche Blößen gibt, der machts halt möglich. Wenn man den Berufsethos einhalten würde, dann gäbs auch keine solche Methodenkritik.

    Rezo ist ein Unternehmer, dem es letztlich nur um Geld geht. Von dem erwarte ich keine journalistische Sorgfalt oder irgendwelche moralischen Bedenken. Er bewirbt, was ihm am meisten Kohle bringt. Kapitalismus halt.

    Journalisten, insbesondere beim ÖRR, müssen anderen Maßstäben gerecht werden.

  23. Lieber mediamanic,
    Die die Fehldarstellungen von Strg-F wurden an mehreren Punkten klar deutlich: Wenn man zB öffentlich behauptet aus zeitgründen versehentlich eine Frist in die medizinische Behandlung eines Gesprächparners gelegt zu haben, dann jedoch durch Veröffentlichung der Kommunikation herauskommt, dass es geschah weil man dem Gesprächparner misstraut hat, ist dies eine Lüge. Ich sage bei einer Einzelperson, da sicher nicht die ganze Redaktion daran beteiligt ist. Ebenso wenn man behauptet sauber recherchiert zu haben und dann eine Voicemail öffentlich wird, in der der zuständige Recherchierende beim Protagonisten anfragt: Man brauche ja noch Nachweise vom Protagoisten auch wenn man dessen insta stories mit privatjet natürlich traue.

    Das sind keine Halbwahrheiten. Was journalistische sorgfalt angeht ist hier Nicht zu vergessen das die Quellen bei Rezo von Beginn an mitgeliefert wurden, da wurden dann auch Fehler bei dessen Studienauswahl offenkundig – aber genau dazu sind sie ja auch da. Strg-F versäumte eine solche Dokumentation bis zu dieser Auseinandersetzung komplett und kaum lieferten sie diese mit, wurde deutlich, dass sie bei der Darstellung selbst recherchierte Quellen unterschlugen nur um krimskrams mit Emails und Spamfiltern für sie günstig darzustellen.

    Das ist nicht die Macht Rezos, die hier an dem Glauben des Publikums rüttelt. Ich erinnere auch daran das die ursprüngliche Kritik am Video mit den „supereichen“ nicht von Rezo stammte, damals aber schlicht mit einer Fehldarstellung abgetan wurde (wie heute bekannt ist). Suverän wurde auch auf andere Kritik nicht reagiert (Metal und Gewalt) – egal ob man diese Kritik jetzt gerechtfertigt findet oder nicht.

    Die defensive und oft alzu vage Haltung der Redaktion ist Haubtgrund für das derzeitige aufkochen, in meinen Augen.

  24. Für Rezo is es wohl ein Pyrrhussieg. Denn es gibt noch eine Welt außerhalb der Influencer-Szene. Und dort hatte Rezo etwas Einmaliges geschafft: Er hatte als YouTuber Bekanntheit und Respekt in bisher unerschlossenen Ü40-Zielgruppen erlangt. Nun weiß alle Welt, dass er Werbung für diesen Nutrition-Kram macht. Hätte er den Streit mit STRG-F nicht an die große Glocke gehängt, dann hätte es niemand außerhalb der Bubble mitbekommen. Jetzt ist sein Credibility-Stern gesunken, auch wenn er es zurecht schafft, STRG-F in dieser Angelegenheit zu demontieren und er damit eine äußerst notwendige Debatte um die Fehlerkultur im Allgemeinen lostritt. Retten könte ihn, wenn auch er zu Kreuze kriecht und glaubhaft erklärt, warum er das Werbegeld unbedingt brauchte. Doch dann müsste er es auch zurückzahlen, nicht nur aus möglicherweise rechtlichen sondern vor allem aus moralischen Gründen. Danke für die Aufarbeitung – spart mir viel Zeit.

  25. Sorry, kleine Korrektur. Es handelte sich bei der Recherche bezüglich Theo Stratmann laut der überlieferten Voicemail nicht unter anderem um instagram als Nachweis für das Einkommen, sondern um eine snapchat history, die einen privatyet gezeigt habe.
    Das ist allerdings ähnlich lächerlich als Recherche Grundlage. Parralell zu dieser privaten Voicemail wurde öffentlich beteuert, man habe voher „ausgiebig den Hintergrund recherchiert“ .

  26. @#27:
    Rezo soll zu Kreuze kriechen bei einer Ü40-Zielgruppe,
    – die bislang nichts von seiner Werbung für More Nutrition mitbekommen hat (ergo: seine Streams und Videos NICHT geschaut hat),
    – die jetzt aber durch Schauen der „Beef-Videos“ oder die Sekundärberichterstattung wie hier davon erfahren hat,
    – die daraus jetzt allenfalls weiß, dass er diese Kooperation kurzfristig durch Aufhebungsvertrag beendet hat (weil Strg-F darüber gelogen hat), also Werbung dafür machte (Vergangenheitsform), nicht macht, wie Sie schreiben,
    – die außerdem aber sicher zu wissen glaubt, dass More Nutrition so furchtbar böse ist, dass man sich für eine solche Werbekooperation auch im Nachhinein noch entschuldigen muss, obwohl der Inhalt des Ursprungsvideos von Strg-F und nicht vergessen des ZMR inzwischen völlig in den Hintergrund getreten ist und aus den nachfolgenden Videos allenfalls hängen bleibt, dass Lebensmittelkontrollen doch stattgefunden haben und „irgendwas mit Studien“ eventuell unklar ist,
    – die solche Werbung nicht einfach als … nunja, Werbung für unnötigen, überteuerten Mumpitz zwecks Einkommensmehrung abtut, sondern aus Gründen für hoch gefährlich hält sowie
    – insoweit höchste Maßstäbe an einen Influencer bei der Auswahl seiner Werbepartner anlegt,
    – obwohl auch Strg-F betont, dass Rezo nur einen winzigen Teil der Reportage überhaupt ausmachte (1:20 min von 30 min, wenn ich mich recht erinnere) und dieser Teil inzwischen von Strg-F gelöscht wurde?

    Also ich an Rezos Stelle würde den Umfang genau dieser Zielgruppe als ziemlich überschaubar einschätzen. Und deren Relevanz für sich selbst mit exakt Null bewerten, siehe hierzu bereits das allererste Eingrenzungsmerkmal: keine Klicks, kein Geld.

  27. Danke für diesen superguten Meta-Artikel. Genau, die allgemeinen Phänomene die durch den Fall sichtbar werden, sind das eigentlich interessante und gruselige (kurze Aufmerksamkeiten, mangelnde Ambiguitätstoleranz, Verwertungsdruck, dazu noch natürlich die schlechte neue gesellschaftliche Polarisierung). Auch wenn für mich bei Rezo das angekratzte Ego und die Scham über die Werbetätigkeit durchschimmert, ich bin ihm dankbar, dass er uns diesen Einblick gegeben hat.

    Und es stimmt was er sagt, dem öffentlich rechtlichen Journalismus hat es geschadet, ich merke schon wie ich mich bei „hat sich nicht geäußert“, „war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen“ frage was das in dem Fall wohl genau bedeutet. Wie kann man sich davon vergewissern, dass sauber gearbeitet wurde und moralische Standards eingehalten worden sind?

    Der Anspruch von Karl Popper, immer zu versuchen, die eigenen Thesen zu widerlegen, richtet sich ja eigentlich an die Wissenschaft. Ich finde, er sollte auch im Journalismus gelten, das ist aber halt auch ziemlich anstrengend. Für alle Beteiligten, es braucht auch mündige Rezipienten (die versuchen komplexe Sachverhalte in ihrem Kopf unterzubekommen), und faire Diskussionspartner (die die eigene Selbstkritik nicht ausnützen)?

  28. @#24:
    Nein: selbst wenn die ganze Reportage _außer_ dem Teil über Rezo komplett korrekt recherchiert und dargestellt worden wäre, müsste Rezo trotzdem die Möglichkeit haben, sich zu verteidigen. Wenn dann die berechtigten Vorwürfe gegen More Nutrition irgendwie „unsichtbar“ würden würde, wäre das insofern natürlich doof, aber in der Verantwortung von Strg_F.
    Jetzt ist der restliche Teil aber auch nicht gerade mängelfrei, und es kann kein Argument sein, auf gerechtfertigte Kritik zu verzichten aus Sorge, jemand könne diese als ungerechtfertigte Kritik wieder verwenden.

  29. @25: »Rezo ist ein Unternehmer, dem es letztlich nur um Geld geht.«

    Wage ich stark zu bezweifeln. Wie sich schon damals zeigte, als er sein CDU-Zerstörungs-Video nicht monetarisiert hat, was ihm auf jeden Fall einen 5-stelligen Betrag eingebracht hätte. Wenn es ihm nur ums Geld gehen würde, könnte er ganz andere Deals machen als mit More.

    Für mich ist die spannende Frage, wann eigentlich die erste große öffentliche Kritik an »More Nutrition« aufkam. War das der Bericht vom Magazin Royale? Rezo hat im Oktober ein Video zu Christian Wolf veröffentlicht, was ihm, entsprechend der Kommentare unter der Video, ordentlich Gegenwind eingebracht hat. Ich bin gespannt, ob er sich noch zu More und seinem Weggang äußern wird.

  30. Alle die Rezo wegen seiner Kooperation mit More Nutrition kritisieren, vergessen hier, dass es eine gemeinsame Recherche des Neo Magazin Royal und strg_f war. Das Neo Magazin hat Rezo im Beitrag ebenfalls kurz aufgegriffen und es gab Kontakt. Rezo hat hierzu keinerlei Kritik geäußert – Im Gegenteil die Zusammenarbeit explizit gelobt – und er musste sich der Kritik und der Thematisierung in der Sendung stellen.

    Am Ende ist Fakt, dass strg_f gelogen hat. Denn Rezo zeigt es zum Beispiel im Podcast, wo die Kollegin sagt, dass Rezo ja nicht „mit uns“ gesprochen habe. Mit uns war aber natürlich nur sie persönlich gemeint in dem Moment. Obwohl ein solches Gespräch mit ihr nie im Raum stand und sie im Kontext vorher nur von der gesamten Redaktion spricht… Ein Schelm wer… naja lassen wir das. Aufbaukurs Deutsch…

    Das Problem ist doch relativ klar: Es sind nicht Mails im Spam Ordner und es ist auch nicht die Frage, wer wann wen eigentlich versucht hat zu erreichen. Es geht darum, dass strg_f nachweislich unsauber gearbeitet und offensichtlich gelogen hat. Und das nicht nur in der More Recherche, die dadurch absolut ins Hintertreffen geraten ist. Als sie dann die Fehler „aufgearbeitet“ haben, haben sie eben genau das nicht getan, sondern lieber weiter Strohmann-Argumente und Framing benutzt um bloß nicht „Das haben wir verkackt“ sagen zu müssen. Ja: Rezo hatte eine kritikwürdige Kooperation. Aber selbst die Redakteurin des Funk-Formats gibt zu, dass es eigentlich nicht wichtig genug war um im Beitrag vorzukommen. Man wollte hier aber nochmal einen großen bekannten Meinungs-Youtuber Hops nehmen und hat dabei den Fokus verloren, wie saubere Arbeit funktioniert. Das konnte man bei der Metal- oder der Stratmann-Doku schon sehen. Es geht nicht um den Inhalt. Sondern darum auf das, was alle wissen noch eins draufzusetzen. Und das Gefühl, dass diese Art der Berichterstattung Methode ist, haben sich die Redakteure selbst zuzuschreiben. Und was haben sie dazu in ihrem Statement gesagt? Auch zu der Tatsache, dass sie gelogen haben? Nichts.

    An dieser Stelle müssen Sie sich bitte Grillenzirpen vorstellen. Kleiner Insider für die, die alle Videos gesehen haben.

    Hier haben Journalisten gelogen und sind voreingenommen in ein Gespräch gegangen. Sie haben Rezo ja nicht mal geglaubt, dass er zur Therapie geht, sondern ihm vorgeworfen, dass er mit dieser Aussage nur „Spielchen spielt“. Die Tatsache, dass Rezo das im ersten Video nicht mal zeigt, strg_f dann behauptet, man habe das mit der Therapie aufgrund des Stresses vercheckt und Rezo in seinem zweiten Video dann aufdecken muss/kann, dass das auch wieder ne Lüge war, zeigt einfach richtig hart, was hier falsch gelaufen ist.

    Für mich ist die Aufarbeitung derzeit wieder viel zu intransparent. Hier ist eine große Öffentlichkeit drauf. Alle Reaction-Youtuber haben im großen Stil reagiert. Und strg_f aber auch Funk insgesamt, die übrigens auch auf Instagram korrigieren mussten und schon gesagt haben, dass die Aufarbeitung alles andere als optimal war, müssen hier jetzt zeigen, dass die neuerlichen Statements keine Worthülsen sind. Man darf gespannt sein.

  31. Die Art und Weise der Kritikübung, die Rezo praktiziert, in ihrer Differenziertheit, Argumentation, Belegführung und Sachlichkeit ist ein tolles Lehrstück und eine super Orientierung für andere. In dieser Art hat es einen absoluten Vorbildcharakter.

  32. Zu #32:
    Wann die Kritik erstmalig aufkam, keine Ahnung.
    Mindestens jedoch seit 2022. Zu hören/lesen hier:

    https://www.quarks.de/podcast/science-cops-folge-44/

    https://medwatch.de/ernaehrung/more-nutrition-wie-wissenschaftlich/

    Damals gab es im übrigen schon einen öffentlich ausgetragenen Schlagabtausch mit Christian Wolf, nachzulesen hier:
    https://medwatch.de/ernaehrung/update-zu-more-nutrition/

    Damals gab es keine Reaktion von Rezo, vielleicht ging das Thema damals nicht viral genug. Nichtsdestotrotz, ich würde mir auch eine Reaktion von ihm allgemein zum Ende der Kooperation wünschen.

  33. Zu 33# und grundsätzlich:

    Die Kritik am Umgang von Strg_F mit Rezo ist unbenommen, da haben Sie vollkommen recht. Es ist wirklich unfair und ein Trauerspiel, wie Strg_F sich verhalten hat.

    ABER:
    Ich finde, man hätte, mit ordentlicher Recherche und unter Einhaltung journalistischer Standards durchaus auch Rezo thematisieren können.
    Und der Grund, warum ich das finde ist einfach zusammenzufassen mit dem Wort Doppelmoral. Auf mich wirkt die Tatsache, dass Rezo jahrelang Werbung für More gemacht hat, gleichzeitig aber seinen angeblich hohen Anspruch bei der Auswahl von Werbepartnern betont und seine in vielen Punkten zurecht vediente Glaubwürdigkeit damit in die Waagschale wirft für mich schlicht wie Doppelmoral.

    Rezo legt seit Jahren Wert darauf, umsichtig bei der Wahl seiner Kooperationspartner zu sein.
    Ich meine mich zu erinnern, dass er das auch in den Vordergrund gestellt hat, als er das Funk-Format „offen un` ehrlich“ für ihre Arbeitsweise kritisiert hat, die sich damals zum Teil bei ihm entschuldigt haben. Diesen hohen Anspruch bei der Wahl von Kooperationspartnern hat er also meines Wissens nach selbst formuliert und in Podcasts und eigenen Videos wiederholt.

    Das ist ja auch plausibel, da er sehr methodisch, transparent, offen auch bei seinen politischen oder gesellschaftskritischen Videos vorgeht. Und da macht er ja gute Arbeit.

    Und genau deshalb bleibt die Frage durchaus relevant, warum jemand mit einem derart guten Ruf und deswegen auch einem großen Vertrauensvorschuss Werbung für eine Firma wie More Nutrition macht, welche überteuerte Nahrungsergänzungsmittel vertreibt, deren Nutzen scheinbar durch geschicktes Influencermarketing massiv übertreibt und wissenschaftlich zumindest fragwürdig zu argumentieren scheint.
    Auch Ihnen sei die Folge der Science Cops zu dem Thema empfohlen, bereits aus dem Jahr 2022:

    https://www.quarks.de/podcast/science-cops-folge-44/

    https://medwatch.de/ernaehrung/more-nutrition-wie-wissenschaftlich/

    Für diese Firma hat Rezo nunmal jahrelang Werbung gemacht, und das nicht zu knapp. Das ist eine Tatsache.

    Neben seinen überaus leidenschaftlichen Placements und Plädoyers für Chunky Flavor kommt mir bspw. dieses Video von ihm in den Sinn:
    https://www.youtube.com/watch?v=UWuKYljoG8Q

    Einige Kritikpunkte daran wurden von einem anderen Youtuber aufgegriffen, sehr fair und plausibel wie ich finde:
    https://www.youtube.com/watch?v=1FxdzeEatuM

    Deswegen nochmal:

    Ja. Strg_F hat mindestens unsauber gearbeitet, teilweise anscheinen gar gelogen. Das ist zu recht zu kritisieren.

    Leitet sich aber daraus ab, dass man Rezo in dem Zusammenhang trotz seines in Vorbereitung befindlichen Aufhebungsvertrags nicht hätte thematisieren dürfen oder können?
    Nein. Ich finde, man kann und sollte ihn trotzdem kritisieren dafür.
    Natürlich auch im Nachhinein.
    Das wäre zumindest der Fall, wenn man die von ihm an andere angesetzte Messlatte auch auf ihn anwendet.

    Und dass diese Kritik im Zuge der Debatte um Strg_F untergeht, das finde ich schade.
    Daran ist nicht Rezo schuld, sondern Strg_F, klar.
    Schade finde ich es trotzdem.

  34. @Soronume (#9, sorry für die viel zu späte Antwort): Die Kritik ist berechtigt, da habe ich selbst ungenau formuliert.

    Trotzdem finde ich es problematisch, da den Satz der Autorin aus dem unmittelbaren Zusammenhang zu schneiden. Ich habe oben im Artikel an der Stelle eine Ergänzung eingefügt, die hoffentlich dem Sachverhalt in aller Kürze gerecht wird.

  35. Ist jetzt kleinkariert, aber wenn die Strg_F-Sprecherin gesagt hätte: „Das BfR sagt, Nahrungsergänzungsmittel _seien_ für gesunde Menschen, die sich normal ernähren…“, wäre der Satz als Wiedergabe einer anderen Meinung auch dann noch erkennbar gewesen, wenn man wegließe, wessen Meinung das ist.
    Wofür gibt es überhaupt zwei Konjunktive, wenn man beide nicht benutzt?

  36. zu #38: Genau, Niggemeiers Vorwurf an Rezo („Für jemanden, der es an vielen Stellen sehr genau nimmt, geht er hier erstaunlich ungenau vor, wenn er die genannte Quelle weglässt, auf die sich der Satz bezieht.“) geht hier ins Leere. Wenn man nicht nur den Text der Moderatorin liest, sondern die Szene sieht und hört, ist klar, dass sie sich selbst hinter die Aussage stellt. Daher ist es legitim, die von ihr genannte Quelle erst später zu aufzuführen.

  37. In vielen Kommentaren zeigt sich eine sehr deutsche Reaktanz, jemandem, der den Anschein erweckt, moralisch ein wenig über den Durchschnitt herauszuragen, umgehend zurechtzustutzen. Auch wenn es wie hier nichts mit dem Thema des Artikels zu tun hat, zu dem man kommentiert. Und ohne jegliche Kenntnis darüber, wann Rezo welche Infos über More erfahren hat, die er selbst als problematisch eingestuft hat. Klar ist aber: er hat den Deal mit More schon vor dieser Recherche beendet, d.h. ohne öffentlichen Druck. M.a.W. man erwartet von jemandem wie ihm nicht nur korrektes Verhalten, sondern unbefleckte Heiligkeit. Diese Sorte Kritiker erwartet auch von Klimaktivisten, sich gefälligst ohne Flieger zur Klimakonferenz nach Dubai zu bewegen. Aber für einen selbst gelten solche Maßstäbe natürlich nicht.

  38. @Tanja Faust:
    Ist meinerseits wirklich kleinkariert; der Kritikpunkt an dem Zitat wäre mMn höchstens die Frage, was hier genau „gesund“ und „normal“ bedeuteten, denn natürlich „darf“ eine Reporterin sich das Ergebnis einer Recherche zu eigen machen, und hier ist ihre Quelle ja auch hinreichend seriös.
    Andererseits wird anderswo darüber gestritten, welche Wörter, Namen oder Sonderzeichen man verwenden sollte oder lieber nicht, dann kann Grammatik ja nicht egal sein.

  39. @Tanja Faust, #40:
    Huch, welch interessante Annahmen Sie da treffen. Erlauben Sie mir zu antworten, da ich so ziemlich keinem Teil Ihres Kommentars zustimmen würde…

    „In vielen Kommentaren zeigt sich eine sehr deutsche Reaktanz, jemandem, der den Anschein erweckt, moralisch ein wenig über den Durchschnitt herauszuragen, umgehend zurechtzustutzen. […] M.a.W. man erwartet von jemandem wie ihm nicht nur korrektes Verhalten, sondern unbefleckte Heiligkeit. Diese Sorte Kritiker erwartet auch von Klimaktivisten, sich gefälligst ohne Flieger zur Klimakonferenz nach Dubai zu bewegen. Aber für einen selbst gelten solche Maßstäbe natürlich nicht.“

    Tschuldigung, da muss ich nachfragen, aber ist jeder, der Doppelmoral kritisiert, in Ihren Augen jemand dieser „Sorte Kritiker“?
    Ich persönlich bin jemand, der Rezos Herangehensweise und Videos im allgemeinen sehr schätzt, gerade deswegen fand und finde ich sein Engagement für More Nutrition mehr als befremdlich. Ihr Gedankengang hin zu den Klimaaktivisten ist, wie ich finde, mehr als fehl am Platz. Die Kritik an Rezo finde ich nicht vergleichbar mit den hämischen Kommentaren von irgendwelchen verkappten Freunden des Verbrennungsmotors, die nicht auf ihren Diesel verzichten wollen und deswegen Greta Thunberg doof finden.
    Rezo macht durch das Vertrauen seiner Follower, seinen guten Ruf und die von ihm selbst wiederholt geäußerten hohen Standards: Geld. Seine Transparenz und seine Reflektiertheit sind sein USP in der deutschen Youtuber-Szene. Und vor diesem Hintergrund macht er jahrelang Werbung für More Nutrition, eine in Teilen den Berichten zufolge unseriös agierende Firma. Wenn es in ihren Augen nur „deutsche Reaktanz“ ist, wenn man das kritisiert und sich von ihm ein klares (!) Statement dazu wünscht, dann ist Kritik an öffentlichen Personen grundsätzlich nicht so ihr Ding, oder?
    Und was sich viele sich wünschen, das wäre einfach ein öffentliches Statement und ein bißchen Selbstreflexion und vielleicht auch Selbstkritik. Wissen Sie, so wie Rezo das bspw. zu Recht von Strg_F verlangt. Hier gehts doch nicht darum ein Idol fallen zu sehen. Einfach eine offene Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern, das würde seiner Brand wahrscheinlich auch nicht schaden, im Gegenteil. Damit wäre ich persönlich schon zufrieden. Aber ihre Ansicht scheint auch ne interessante Art, öffentliche Personen gegen Kritik zu immunisieren.

    „Klar ist aber: er hat den Deal mit More schon vor dieser Recherche beendet, d.h. ohne öffentlichen Druck.“

    Ist das Ihr Ernst? Schauen Sie sich mal den Skandal um Christian Wolf an, wegen dem er More Nutrition verlassen musste. Schauen Sie sich Rezos Video zu Christian Wolf an.
    https://m.youtube.com/watch?v=40CQ0sOr1gs&pp=ygUTcmV6byBDaHJpc3RpYW4gd29sZg%3D%3D
    Schauen Sie sich die Kommentare seiner Follower darunter an, in denen sie seine Partnerschaft mit More kritisieren und ihm vorhalten, wie lange die Vorwürfe gegen Christian Wolf und More im Allgemeinen schon bekannt sind und dass es den Eindruck macht, als würde er sich versuchen von Christian Wolf distanzieren, aber nicht von More. Das war alles vor der Recherche durch Strg_F und ZMR.
    Das soll eine Beendigung ohne öffentlichentlichen Druck gewesen sein? Der Druck war da, lange bevor es die Berichte von Strg_F und ZMR gab. Und ab wann genau er den Auflösungsvertrag tatsächlich angestrebt hat, dass hat er meines Wissens nach nicht gesagt. Oder wissen Sie da mehr? Könnte genauso gut nach dem Kontakt mit dem ZMR, aber vor dem Kontakt mit Strg_F erfolgt sein. Reine Spekulation, falls ich seine genaue Zeitangabe hierzu nicht verpasst habe, wissen Sie da genauso wenig, wie wir alle.

    „Und ohne jegliche Kenntnis darüber, wann Rezo welche Infos über More erfahren hat, die er selbst als problematisch eingestuft hat. “

    Stimmt, wissen wir nicht. Er hat sich dazu ja selbst bis heute auch nicht klar geäußert. Aber nochmal, es gab seit mindestens 2022 öffentliche kritische Berichte über More, sowohl was den Umgang mit Kritikern durch Christian Wolf angeht als auch über unseriösen Agieren mit unwissenschaftlichen Studien. Wenn er davon über ein Jahr nix mitbekommt, könnte man das kritisieren. Da es aber damals schon zum Teil fragende Kommentare seiner Follower gab, würde ich persönlich zumindest nicht ausschließen, dass er von Kritik wie der von Quarks Kenntnis hatte.

    „Auch wenn es wie hier nichts mit dem Thema des Artikels zu tun hat, zu dem man kommentiert. “

    Auch hier, meinen Sie das ernst?
    Da sich die Auseinandersetzung von Rezo und Strg_F ja erst entsponnen hat, weil Strg_F es für nötig hielt Rezos Werbedeal zu thematisieren, unjournalistisch und tendenziös, gibt es den Artikel doch.
    Dass es neben dem unfairen Vorgehen von Strg_F vielleicht auch eine berechtigte Kritik an Rezos Verhalten geben könnte, die man journalistisch integer hätte formulieren können… das hat doch selbstredend auch mit dem Thema zu tun. Oder dürfte man den Bericht über die Auseinandersetzung zwischen zwei Parteien nur kommentieren, wenn man die eine Partei (Strg_F) kritisiert, die andere (Rezo) aber nicht, und den Anstoß der Auseinandersetzung verschweigt?

  40. @Stefan Niggemeier Ich muss gestehen, dass ich das eine sehr enttäuschende Antwort finde.
    Zwischen dem Zitat und dem nennen der Quelle liegen in Rezos Video keine 1 ,5 min. Das kann man, wenn man unbedingt will natürlich problematisch finden. Meine Wahrnehmung dazu bleibt, dass es legitim ist, weil Rezo eben argumentiert, dass das BfR nur als Quelle dienen kann, weil man deren Haltung unzulässig kürzt um stattdessen die Meinung der Autorin zu stützen – da macht es schon Sinn, dass ganze mit etwas Abstand zu nennen.
    Aber gut, nennen wir es problematisch. Wenn wir aber schon mit so hohen Ansprüchen kritisieren, dann ist ein Huch, „da habe ich selbst ungenau formuliert“ keinesfalls Ihrem eigenen Fehler angemessen. Denn es ist nicht einfach im leeren Raum ungenau formuliert. Es ist eine Übernahme der falschen(!) Konterkritik von Strg_F an Rezo, die in ihrem Video genau denselben Vorwurf machen, Rezo hätte nicht gesagt, dass dies ein Zitat ist. Diese Behauptung ist falsch und wird nicht dadurch richtig, dass man einen verwandten, viel weniger schwerwiegenden Kritikpunkt anführen könnte. Und dass Sie diese Darstellung reproduzieren, ist eben mehr als nur eine ungenaue Formulierung.
    Rezos tatsächlicher Umgang mit dem Zitat, etwas problematisch oder nicht, lässt den Vorwurf von unzulässigem Framing gleich viel schwächer erscheinen und es drängt sich der Verdacht auf, dass man hier im selben Atemzug den Fehler macht, den man kritisiert: Fakten zurecht zu biegen, um besser/eindeutiger kritisieren zu können. Schließlich will man ja schön ausgewogen erscheinen und nicht den Eindruck machen, als wäre man zu Rezo freundlich, also müssen ein paar Kritikpunkte her.
    Rezos ‚zurechtbiegen‘ waren 1,5 min zwischen einem Zitat und seiner Quelle, Ihr ‚zurechtbiegen‘ eine glatte Falschaussage.
    Und unter einem Artikel zu Fehlerkultur so nonchalant über einen eigenen Fehler hinweg zu gehen, mit einem – naja etwas ungenau aber Recht hab ich schon trotzdem -, ist wirklich kein gutes Bild und ich hatte fest mit besserem gerechnet.

  41. Ich finde nicht, dass ich hier nonchalant unter dem Artikel über einen eigenen Fehler hinweggegangen bin. Ich habe eine transparente Korrektur in den Artikel eingebaut, genau an der Stelle, um die es geht.

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