Holger ruft an (112)

Wie funktioniert der mediale Kulturkampf?

Bild zu Sombrero-Verbot auf der Bundesgartenschau
Screenshot: „Bild“

Man darf nicht mehr Winnetou-Fan sein, wer Sombrero-Hut trägt, wird ausgeladen, Frauen dürfen nicht mehr als Frauen bezeichnet werden, und Toast Hawaii? Gibt’s angeblich auch bald nicht mehr. Alles gecancelt – so die Erzählung derer, die gegen eine von ihnen gesehene Woke-Bubble wettern. An vorderer Front in diesem Kulturkampf ist in Deutschland vor allem „Bild“. Aber auch andere Medien befeuern diese Erzählung immer wieder.

„Solche Stories sind eklatant leicht zu schreiben und ein Zeichen von Redaktionen, die nicht mehr so groß sind, wie sie mal waren“, sagt der Literaturwissenschaftler und Autor Adrian Daub im Übermedien-Podcast. Das Problem sei, wenn Profis in den Medien diese Gefühle bedienen und damit die Realität verzerren. Daub ist Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Stanford und setzt sich in seinem Buch „Cancel Culture Transfer“ mit der Geschichte dieses Kulturkampfs auseinander.

Seinen Ursprung hat die Erzählung der Cancel Culture unter anderem an amerikanischen Universitäten, zu Zeiten, in denen Ronald Reagan Präsident und noch viel von Political Correctness die Rede war. Die Dynamik sei seit jeher dieselbe, meint Daub: Einzelne Anekdoten werden groß aufgeblasen – und „moralische Panik“ geschürt. Der Begriff geht auf den Soziologen Stanley Cohen zurück.

Woran erkennt man „moralische Panik“? Welche Rolle spielt #Metoo bei diesem Thema? Und was kommt als nächstes im Kulturkampf? Darüber sprechen Holger Klein und Adrian Daub in dieser Woche im Podcast. Die neue Folge „Holger ruft an …“ hören Sie hier:


(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)

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3 Kommentare

  1. Derzeit sind pro-life und Transphobie die Lieblingsnarrative der rechtslastigen Kulturkrieger.
    Trump stachelt seine Anhänger bspw. mit der Behauptung auf, die demokratischen Abtreibungsbefürworter erlaubten Exekutionen an bereits geborenen Säuglingen. In Missouri und anderswo marschieren Neo-Nazis vor Drag-Queen events mit Swastika-Fahnen und automatischen Waffen.

  2. Und siehe da, schon wird der Mist aus den USA 1 zu 1 im bayrischen Wahlkampf abgekupfert.
    Transphobie vom allerfeinsten.
    Wehe uns, wenn Aiwanger den „gesunden Menschenverstand“ bemühen möchte. Was der dann als krank brandmarkt, wird zur Jagd frei gegeben.

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