Sascha Lobo, der Internetexperte, und Jule Lobo, die Podcasterin, haben seit März 2022 einen gemeinsamen Podcast namens „Feel the news“. Was sich als zeitgeistiges Format für ambitionierte Weltversteher*innen in Zeiten der Zeitenwende positioniert, entpuppt sich als ziemlich herkömmlicher Podcastplausch, der nicht hält, was er verspricht:
„Jule und Sascha wollen im offenen, herzlichen Gespräch besser begreifen, wie die superkomplexe Welt funktioniert. Deshalb recherchieren sie jede Woche die Zusammenhänge hinter den großen Diskussionen, sprechen mit Prominenten und Expert*innen und laden ihre Zuhörer*innen ein, mit eigenen Sprachnachrichten mitzumischen.“
Wenn Jule (29) und Sascha (47) „Feel the news“ podcasten, muss ich (30) sagen: Ich fühl’s leider so gar nicht.
Die Kolumne
Podcasts haben es verdient, so ernsthaft wie andere Medien besprochen, gelobt und kritisiert zu werden. Alle zwei Wochen machen das Annik Rubens und Sandro Schroeder für uns hier: in der Podcast-Kritik.
Sandro Schroeder ist durch Podcasts überhaupt erst schleichend zum Fan des Mediums Audio geworden. Er berichtet seit 2016 regelmäßig über Podcasts, schreibt den Podcast-Newsletter „Hören/Sagen“ und spricht im Podcast „Ohrensessel“ über – na klar – Podcasts. Nach seinem Journalistik-Studium arbeitete er als freier Journalist in Leipzig, unter anderem für das Onlineradio detektor.fm. Er absolvierte sein Volontariat beim Deutschlandradio, wo er anschließend drei Jahre lang in der Abteilung Multimedia arbeitete, zuständig für Podcasts und Audio-Drittplattformen. Heute arbeitet er in Berlin als freier Journalist.
Dass die beiden recherchieren, höre ich selten raus. Stattdessen höre ich zwei Menschen, die auch viel Medien konsumieren und dann sehr viel Freude an sehr steilen Thesen haben. Der eine noch ein bisschen mehr als die andere. „Feel the news“ liefert weniger Erklärungen, wie die superkomplexe Welt funktioniert – sondern Deutungsangebote, die eher durch ihre Präsentation als durch Expertise überzeugen.
Wenn mir Sascha Lobo dozierend die Welt erklärt, möchte ich diese Vorlesungen inzwischen ganz gerne schwänzen. Das reicht mir einmal im Jahr auf der re:publica. Was auch daran liegt, dass Lobo mittlerweile weit über die Digitalsphäre hinaus kommentiert. Er gibt sich als Experte für Psychologie, soziale und redaktionelle Medien, Philosophie und Gesellschaft, Politik, Propaganda und Shitstorms. Wenn Jule Lobo erzählt, kann ich als Millennial manchmal noch emotional anknüpfen. Ich weiß dann aber auch nicht, was ich mit der als gemeinsam identifizierten Befindlichkeit eigentlich anfangen soll.
Nachrichtenmedien als Statisten
Möglicherweise gibt es Menschen, denen es wichtiger ist als mir, das eigene Empfinden zum Nachrichtengeschehen in einem Podcast und/oder von den Lobos bestätigt zu bekommen. Als Info-Podcast taugt „Feel the news“ jedenfalls nicht: „News“ spielen nur eine ominöse Rolle im Hintergrund. Vieles wird irgendwie nacherzählt, hier und da ein Politiker-O-Ton floskelhaft anmoderiert und eingespielt. Was in der Woche geschehen ist, wird nicht so richtig konkret, auch weil Bezüge, Quellen und Zitate fehlen. Die direkte Auseinandersetzung mit Nachrichtenmedien spielt eine Statistenrolle.
Vielleicht liegt das auch daran, dass anfangs „Studio Bummens“ den Podcast produzierte – das auch die Podcast gewordene Presseschau „Apokalypse und Filterkaffee“ von Micky Beisenherz herausgibt. Womöglich wollte man dem mit dem Lobo-Podcast nicht zu ähnlich werden. Inzwischen stehen bei „Feel the news“ die „Podstars by OMR“ auf dem Podcast-Logo und im Abspann – zur Zeit läuft im werbefinanzierten Podcast vor allem Reklame für einen Podcast, den Sascha Lobo für ein großes Digitalunternehmen auftragspodcastet.
Bei den Lobos geht es also relativ schnell vom Konkreten zum großen Ganzen. Im Gegensatz zu Familie Lobo kann ich aber nicht treffsicher sagen, was vergangene Woche eigentlich „diese eine, größte emotionale Debatte des Landes“ war, „was Deutschland bewegt“. Ich bin mir nicht mal sicher, ob wir in Deutschland jede Woche eine größte emotionale Debatte haben.
Bewegen, was einen bewegt
Deswegen habe ich beim Hören der „Feel the news“-Episoden eher den Eindruck: Es gibt jede Woche ein Thema, das die beiden selber emotional bewegt – und das sie nochmal emotional bewegen wollen. Oft gibt es thematische Überschneidungen zu Sascha Lobos Kolumnen beim „Spiegel“. Eigentlich ist es gar kein Verdauen von News, sondern eher ein Ranten über die Welt mit semi-aktuellem, semi-beliebigem Anlass. Ein Trinkspiel mit den Worten „canceln“, „woke“, „Shitstorm“, „Twitter“ und „Jan Böhmermann“ könnte bei diesem Podcast schnell tödlich enden.
Man hört ein Paar, das sehr einvernehmlich abwechselnd redet – die Thesen des Partners im Gespräch aber nicht argumentativ auf Herz und Nieren prüft. Ich suche bestimmt keine Krawall-Podcasts. Aber auf mich wirkt „Feel the news“ eher wie zwei parallel laufende Referate, weniger wie ein Gespräch. Der sehr ungleich verteilte Redeanteil tut dabei sein Übriges.
Die Thesen in „Feel the news“ klingen beim ersten Hören oft einleuchtend. Denn was beide Lobos absolut draufhaben: Schmissige Schlagworte für ihre Thesen zu finden. Es wird über „Landkarten der Angst“ und „Katastrophismus in den Medien“ gesprochen, „die emotionale Whataboutism-Keule“ geschwungen, Twitter zum „Epizentrum der Toxic Wokeness“ erklärt. Auch die Episodentitel geraten eher krawallig-boulevardesk: „9€ Ticket und Autohass: Verzichtsneid“ oder „Panic! Medien zwischen Panikmache und Optimismus“. Der Podcast dahinter ist am Ende aber meist nicht so laut.
An den knackigen Formulierungen der Lobos bleibe ich hängen – und verhake mich beim Nachdenken dann. Die These scheint bei den Lobos oft wichtiger als das Argument. Denn die thesenlustigen Hosts bei „Feel the news“ verrennen sich in Widersprüchen. Und dabei noch in leider sehr pauschaler Medienkritik. Die gehört bei solchen Promi-Weekly-Formaten inzwischen zum guten Ton. Auch die Medienkritik der Lobos bestätigt zwar gefühlte Fakten – aber hat mich von zwei Menschen, die selbst in den Medien arbeiten, dann doch erstaunt.
Ironische Momente der Medienkritik
Es gibt viele ironische Momente der Medienkritik aus dem Hause Lobo: So sehr sich das Format etwa über unkonstruktive Berichterstattung ärgert, so wenig konstruktive Ansätze liefert es mir.
Die Lobos stellen bei „den Medien“ einen „Katastrophismus“ fest, den sie in der Berichterstattung ausgemacht haben wollen und dann an sehr beliebig ausgewählten Überschriften und Schlagzeilen in Leitmedien wie der „Schwäbischen Zeitung“ festmachen. Medientherapeut Sascha Lobo diagnostiziert dann bei sozialen und redaktionellen Medien eine „Störung“, mediale Panikmache, immer in schlimmstmöglichen Szenarien zu denken. Und Jule Lobo fragt ausgerechnet den meinungsstarken „Spiegel“-Kolumnisten Sascha Lobo nach der Zuspitzung in den Medien. Nun gut.
Solche kuriosen Momente häufen sich: Die Lobos haben einen Krankenpfleger „im erweiterten Bekanntenkreis“, der 30 Kilometer zur Arbeit pendelt und deswegen Angst wegen der Spritpreise hat. Dann regen sich die Podcaster über die „Berlin-Mitte“-Bubble auf, also privilegierte Menschen mit Bürojobs und ohne Auto in der Großstadt, denen Spritpreise egal sind. Zwei Berlin-Mitte-Menschen mit Medienjobs empören sich über andere Berlin-Mitte-Menschen mit Jobs in der Stadt und ohne Auto. „Dann ruft doch mal Krankenpfleger im Podcast an“, will ich in den Podcast rufen. Dessen Gefühle zur Nachrichten- und Weltlage hätte ich jedenfalls ganz gerne als Gast im Lobo-Podcast gehört. Die beiden Lobos reden aber einfach weiter.
Ein wuchtiger Klotz
Letzte Kuriosität der Medienkritik: Wenn Sascha Lobo sich in der „Kliemann im Auge des Shitstorms“-Episode an Jan Böhmermann abarbeitet, birgt das eine gewisse Ironie. Zuvor hatte ausgerechnet Sascha Lobo in der ersten Podcast-Folge Böhmermann als „moralische Instanz von Abiturientendeutschland“ bezeichnet. Ich dachte, Sascha und Jan machen da Job-Sharing.
Nun geht es also in der Kliemann-Folge bei den Lobos um den „Böhmermob“ und die Frage, ob Investigativjournalismus jetzt immer eine „Shitstorm-Abteilung“ braucht. Gast-Kommentatorin Mirna Funk sagt dann zwar, dass sie Jan Böhmermann nicht mit einem Nazi vergleichen will. Aber findet doch, dass der „moralisch überlegene Böhmermann“ es sich „zur Kommunikationsstrategie gemacht hat, immer wieder einen Feind herauszunehmen aus der Gesellschaft und diesen Feind dann seiner grölenden Meute vor die Füße zu werfen. „Für mich“, sagt Mirna Funk im Lobo-Podcast, „ist das eigentlich nichts weiter als Göbbel’sche Demagogik.“
Sascha Lobo sagt nach der Sprachnachricht: „Also einen wuchtigen Klotz hat Mirna da hingestellt, richtig gut, kontrovers definitiv.“ Ein Beispiel dafür, wie „Feel the news“ sich eben doch derselben medialen Mechanismen bedient, an denen der Podcast sich so oft abarbeitet. Manchmal werden solche Widersprüche von den beiden Hosts thematisiert, meistens nicht.
Ärgerlich beim Hören ist für mich auch der ständige Bezug auf „Küchentischgespräche“ bei Familie Lobo. In denen wird anscheinend – so klingt es jedenfalls im Podcast an – wirklich diskutiert, gibt es Meinungsverschiedenheiten, wird vielleicht sogar gestritten. Als „Feel the news“-Hörer bekomme ich aber nur die nachträgliche Reflexion der bereits stattgefundenen Gespräche. Ich wäre gerne beim Suchen und Nachdenken dabei, vielleicht auch beim Streit. Es muss ja nicht so intim wie bei „Paardiologie“ werden, dem Podcast von Charlotte Roche und ihrem Mann, den Jule Lobo produziert hat.
Sprachnachrichten als Monolog-Rampe
Zwiespältig bin ich, was die Kommentare der Hörer*innen im Podcast angeht. Ihre schriftlichen Reaktionen und Wortmeldungen in den sozialen Netzwerken werden teils vertont, teils direkt als persönliche Sprachnachricht eingespielt. Einerseits finde ich es eine gute Idee, das Publikum so einzubinden. Es ist ein bekanntes Stilmittel bei Sascha Lobo, das er bereits bei seinem mittlerweile eingestellten Debatten-Podcast beim „Spiegel“ eingesetzt hatte.
Die Hörer*innen-Meldungen sind andererseits nie sonderlich überraschend, sonder eher bestätigend und – wie schon beim „Spiegel“-Podcast – eher als Lobo’sche Monolog-Rampe denn als echtes Dialogformat angelegt. Ohne das Gesamtangebot der Einsendungen zu kennen: Es wirkt auf mich, als ob eingespielt wird, was ohne größere Umstände in die Argumentation passt. Jule stimmt zu, Sascha stimmt zu, die Hörer*innen stimmen zu. Feel the Konsens!
„Feel the news“ gesellt sich zu den inzwischen wirklich zahlreichen wöchentlichen Podcast-Formaten, die aktuelle Meldungen und latente Gesellschaftsfragen verarbeiten. Es ist eine Mischung aus Presseschau, Promi-Format und Plauderpodcast, die Lobo-Ultras noch am ehesten überzeugen könnte. „Feel the news“ ist mehr Feeling als Nachrichten. Mehr Befinden als Bewältigung. Mehr Meinen als Wissen. Und das festzustellen, ist nicht einmal eine steile These.
Offizieller Claim: Feel the News – Was Deutschland bewegt
Inoffizieller Claim: Neulich in der Twitter-Timeline der Lobos
Wer diesen Podcast nicht mag, probiert lieber … Das neue Meinungsformat der „New York Times“-Meinungsredaktion, „First Person“, oder sucht sich einen anderen semi-aktuellen Promi-Podcast aus, gibt ja genug davon.
8 Kommentare
Mir geht es mit dem dozieren denn Lobo genauso. Und ich glaube das ist unabhängig vom Alter. Ich bin 45 und finde seine Äußerung eher selbstgefällig als erhellend. Die beiden haben aber sehr angenehme Stimmen, so dass ich ihren Podcast noch gerne zum einschlafen höre.
‚Göbbel’sche Demagogik.‘
Ich kenne Mirna Funk nicht. Ich verstehe es jedenfalls nicht, warum um alles in der Welt und den vielen, vielen Möglichkeiten, die es gibt, man bewusst so einen Vergleich wählt. Blankes Unverständnis.
(Ganz unabhängig von der Causa.)
„Ein Trinkspiel mit den Worten „canceln“, „woke“, „Shitstorm“, „Twitter“ und „Jan Böhmermann“ könnte bei diesem Podcast schnell tödlich enden.“
made my day
Ich bin mittlerweile 60 und kann somit gar nicht mehr anknüpfen.
Herr Lobo ist „frühzeitiger New-Media-Konsument-Produzent-mit-Irokesen“ von Beruf.
Das war mal gut und reicht noch zur Standardeinladung zur X2. Aber für eine Branche, in der sich geschätzt alle 4-8 Jahre das komplette Wissen einmal durch erneuert, ist das auf Dauer erschreckend wenig, wenn man sich damit begnügt.
Ich muss beim Lesen konstatieren, dass ich anscheinend Lobo-Ultra bin. Ich habe die meisten Folgen ‚Feel The News‘ gehört, weil ich Ersatz für den Debattenpodcast brauchte. Leider geht durch die benannte Harmonie der beiden Hosts ein bisschen was verloren, was mir an jenem so gut gefiel. Sascha Lobo hat ja, gerade in seinen Kolumnen, eine wunderbare Art, Kontra zu geben wie auch Dinge klar herausarbeiten und auf den Punkt bringen zu können. Seine Frau … eher nicht so. So vorbildlich er auch zeigt, wie respektvolle Gesprächsführung auf Augenhöhe und ohne Mansplaining geht, was Jule so zu sagen hat, ist halt nicht immer so wertvoll und macht Feel The News leider zum Laberpodcast der weniger spannenden Sorte.
Wer ist eigentlich diese(r) „Göbbel“?
Joseph Goebbels ( 1897 – 1945) wird wohl nicht gemeint sein, denn dann hieße es ja „Goebbels’sche Demagogik“ ;-)
#4
Ich habe wegen Deinem/Ihren Kommentar nochmal eine Folge des Podcasts angehört.
Ich glaube, dass das, was mich stört, am ehesten mit dem Terminus „confirmation-bias“ beschrieben ist, der aber auch auf meine eigene Herangehensweise anzuwenden wäre. Gesucht und gefunden.
Mein Eindruck ist der. dass besonders Lobo auf eine Anschlussfähigkeit ( die der Nicht-Boomer, in dieser Episode zumindest ) resultierend auf Ausschluss setzt.
Die Nicht-Boomer sind qua später Geburt gefeit vor xyz. Lobo vergisst da anscheinend, wie denn eigentlich „wir“ Boomer zu dem geworden sind, was er da mehrfach als abschreckendes Beispiel anführt: In dem sicheren Gefühl auf der Höhe der Entwicklung, quasi „safe“, ablästern zu können, wird aufgehört das eigene Handeln und Denken grundsätzlich auch mal zu hinterfragen.
Arroganz und Selbsttäuschung des Alters ( nachzulesen übrigens auch schon bei Samuel Beckett „Das letzte Band“ ).
Nun ist eine Bubble aber zu allen Seiten abgegrenzt, und da kommen Generationen nachgedrängt, deren Job es geradezu ist, am Gebälk zu rütteln. Mit „weiß man doch“ und „Bauchgefühl“ ist da nix zu holen und die alten Boomerwitze sind für diese Menschen auch schon gar nicht mehr wahr.
Niemand hat gesagt, dass das einfach ist, aber ich bin wohl einfach zu wenig Teil seiner Bubbel, als dass diese self-confirmation bei mir „anschlussfähig“ wäre.
Als Sascha Lobo noch den wöchentlichen Spiegel-Podcast machte, zeigte er sich oft dann von seiner besten Seite, wenn er durch Kontroversen oder durch kluge Gesprächspartner herausgefordert wurde: mit Demut, Offenheit und Kritikfähigkeit. Jetzt schwimmen die beiden zu viel, zu selbstgefällig und zu einseitig im eigenen Saft, als wolle Sascha Lobo nicht den Hausfrieden gefährden. Ich vermute, dass bei Podcasts, die aus einer Beziehungskiste heraus entstehen, Mangel an lehrreichen Kontroversen oft eine Gefahr ist.
Diese zwei NS-Vergleiche sind dermaßen unangebracht und ekelhaft.
Mir geht es mit dem dozieren denn Lobo genauso. Und ich glaube das ist unabhängig vom Alter. Ich bin 45 und finde seine Äußerung eher selbstgefällig als erhellend. Die beiden haben aber sehr angenehme Stimmen, so dass ich ihren Podcast noch gerne zum einschlafen höre.
‚Göbbel’sche Demagogik.‘
Ich kenne Mirna Funk nicht. Ich verstehe es jedenfalls nicht, warum um alles in der Welt und den vielen, vielen Möglichkeiten, die es gibt, man bewusst so einen Vergleich wählt. Blankes Unverständnis.
(Ganz unabhängig von der Causa.)
„Ein Trinkspiel mit den Worten „canceln“, „woke“, „Shitstorm“, „Twitter“ und „Jan Böhmermann“ könnte bei diesem Podcast schnell tödlich enden.“
made my day
Ich bin mittlerweile 60 und kann somit gar nicht mehr anknüpfen.
Herr Lobo ist „frühzeitiger New-Media-Konsument-Produzent-mit-Irokesen“ von Beruf.
Das war mal gut und reicht noch zur Standardeinladung zur X2. Aber für eine Branche, in der sich geschätzt alle 4-8 Jahre das komplette Wissen einmal durch erneuert, ist das auf Dauer erschreckend wenig, wenn man sich damit begnügt.
Ich muss beim Lesen konstatieren, dass ich anscheinend Lobo-Ultra bin. Ich habe die meisten Folgen ‚Feel The News‘ gehört, weil ich Ersatz für den Debattenpodcast brauchte. Leider geht durch die benannte Harmonie der beiden Hosts ein bisschen was verloren, was mir an jenem so gut gefiel. Sascha Lobo hat ja, gerade in seinen Kolumnen, eine wunderbare Art, Kontra zu geben wie auch Dinge klar herausarbeiten und auf den Punkt bringen zu können. Seine Frau … eher nicht so. So vorbildlich er auch zeigt, wie respektvolle Gesprächsführung auf Augenhöhe und ohne Mansplaining geht, was Jule so zu sagen hat, ist halt nicht immer so wertvoll und macht Feel The News leider zum Laberpodcast der weniger spannenden Sorte.
Wer ist eigentlich diese(r) „Göbbel“?
Joseph Goebbels ( 1897 – 1945) wird wohl nicht gemeint sein, denn dann hieße es ja „Goebbels’sche Demagogik“ ;-)
#4
Ich habe wegen Deinem/Ihren Kommentar nochmal eine Folge des Podcasts angehört.
Ich glaube, dass das, was mich stört, am ehesten mit dem Terminus „confirmation-bias“ beschrieben ist, der aber auch auf meine eigene Herangehensweise anzuwenden wäre. Gesucht und gefunden.
Mein Eindruck ist der. dass besonders Lobo auf eine Anschlussfähigkeit ( die der Nicht-Boomer, in dieser Episode zumindest ) resultierend auf Ausschluss setzt.
Die Nicht-Boomer sind qua später Geburt gefeit vor xyz. Lobo vergisst da anscheinend, wie denn eigentlich „wir“ Boomer zu dem geworden sind, was er da mehrfach als abschreckendes Beispiel anführt: In dem sicheren Gefühl auf der Höhe der Entwicklung, quasi „safe“, ablästern zu können, wird aufgehört das eigene Handeln und Denken grundsätzlich auch mal zu hinterfragen.
Arroganz und Selbsttäuschung des Alters ( nachzulesen übrigens auch schon bei Samuel Beckett „Das letzte Band“ ).
Nun ist eine Bubble aber zu allen Seiten abgegrenzt, und da kommen Generationen nachgedrängt, deren Job es geradezu ist, am Gebälk zu rütteln. Mit „weiß man doch“ und „Bauchgefühl“ ist da nix zu holen und die alten Boomerwitze sind für diese Menschen auch schon gar nicht mehr wahr.
Niemand hat gesagt, dass das einfach ist, aber ich bin wohl einfach zu wenig Teil seiner Bubbel, als dass diese self-confirmation bei mir „anschlussfähig“ wäre.
Als Sascha Lobo noch den wöchentlichen Spiegel-Podcast machte, zeigte er sich oft dann von seiner besten Seite, wenn er durch Kontroversen oder durch kluge Gesprächspartner herausgefordert wurde: mit Demut, Offenheit und Kritikfähigkeit. Jetzt schwimmen die beiden zu viel, zu selbstgefällig und zu einseitig im eigenen Saft, als wolle Sascha Lobo nicht den Hausfrieden gefährden. Ich vermute, dass bei Podcasts, die aus einer Beziehungskiste heraus entstehen, Mangel an lehrreichen Kontroversen oft eine Gefahr ist.
Diese zwei NS-Vergleiche sind dermaßen unangebracht und ekelhaft.