Wochenschau (132)

The Queen, the Firm and the Empire

10. September 2022, London, Vereinigtes Königreich: Die Werbetafel an der Londoner U-Bahnstation zeigte das Porträt von Königin Elizabeth II.
10. September 2022, London: Die Werbetafel an einer Londoner U-Bahnstation zeigt das Porträt von Königin Elizabeth II. Foto: Imago/Hesther Ng

 

Als Queen Elizabeth II starb, schieden gleichzeitig drei Personen dahin. Und je nachdem, zu welcher man eine größere Verbindung hatte, fiel die Art des Kondolierens unterschiedlich aus: Gedenken, Gleichgültigkeit oder Gegenrede.

Die prominenteste dieser drei Personen ist vielleicht die für ihre Stilsicherheit berühmte Dame, die auf Münzen, Briefmarken und Tassen zu einem selbstverständlichen, allgegenwärtigen und überzeitlichen Teil der britischen aber auch der westlichen Popkultur geworden ist; die mit Paddington Bär Tee trinkt, über den James Bond Filmen schwebt, eine Projektionsfläche für Großmuttersehnsüchte und für Menschen, die das Royale romantisieren, ist. Auf dem letzten Foto von ihr ist sie als eine lächelnde Frau mit fragiler Statur und gebeugten Schultern zu sehen, mit Gehstock und Handtasche.

Queen Elizabeth holt in einem Imagefilm mit Paddington Bär ein Brot aus ihrer Handtasche
Screenshot: youtube/The Royal Family

Auch gibt es die resolute Geschäftsführerin, die matriarchale Chefin eines Familienunternehmens mit dem inoffiziellen Namen „The Firm“, der Begriff, der angeblich auf die Aussage von König George zurückgeht, als er erklärt haben soll, er und die übrigen Mitglieder des Königshauses „keine Familie, sondern eine Firma“ seien. Eine in ihren Posten hineingeborene CEO eines jahrhundertealten, skrupellosen Betriebes, der Personen kompromisslos als Arbeitskräfte der Krone verwaltet, um die Interessen des Palastes zu vertreten. Aus diesem Arbeitsumfeld wurde Lady Di in eine Depression gemobbt und Prinz Harry und Meghan Markle haben buchstäblich gekündigt.

Und dann es gibt die dritte Person, die abstrakteste und einflussreichste, die Queen als Verkörperung britischen Kolonialismus, Symbolfigur des Empire und später des Commonwealth, in dessen Auftrag Menschen weltweit ermordet, versklavt und beraubt wurden, deren Nachfahren bis heute unter den Konsequenzen leiden und von dessen Ausbeutungen und Diebstahl „The Firm“ bis heute gut gelebt hat und lebt.

De mortuis nihil nisi bene?

Man konnte nach ihrem Ableben und der darauffolgenden Berichterstattung sowie den ersten mit gedämpften Stimmen vorgetragenen Reaktionswellen in Social Media Zeuge der ritualisierten Trauerreflexe werden, aber auch des Erfolgs einer der längsten PR-Strategien der Menschheitsgeschichte.

Denn die zweite Person, die medial geschickt agierende Firmenchefin, hat eine europäische und konservative-amerikanische Öffentlichkeit so überzeugend von der dritten Person, die Akteurin an der Spitze einer Kolonialmacht, abgelenkt, dass die leise Ehrfurcht über die erste Person – die beliebte, weise, elegante Ikone – dominierte.

Diese Überzeugungsarbeit war so erfolgreich, dass Menschen, vor alle, Betroffene der britischen Kolonialisierung, insbesondere Schwarze Menschen und People of Color, die auf die Taten der zweiten Person und die unterlassenen Handlungen der dritten Person hinwiesen oder ihrer Abwesenheit von Anteilnahme ausdrückten, wütend und empört gemaßregelt wurden. (Dass hier mit zweierlei Maß verinnerlichten Rassismus gemessen wurde, kann man daran erkennen, dass Iren, die ihrer Freude über den Tod der Queen unverhohlen freien Lauf ließen, bei weitem nicht so angegangen wurden.)

In diesem Trauerpolicing wurde mit Pietät und Timing argumentiert, es sei doch gerade nun nicht die Zeit über die zweite und dritte Person zu sprechen, vielen sei doch die erste, die sanft lächelnde Dame gerade noch so präsent. De mortuis nihil nisi bene.

Dabei hatte insbesondere die dritte Person, die Verkörperung des Empires so viel größeren, existenziellen Einfluss auf Menschen weltweit, dass sich die Frage stellt: wann denn dann überhaupt darüber sprechen? Wenn zu Lebzeiten keine ausreichende Aufarbeitung, Rückgaben oder mindestens eine Entschuldigung erfolgte, wann wäre denn ein richtiger Zeitpunkt? Sollte eine Trauerphase eingehalten werden, in der nur über einen Teil des Vermächtnisses einer Person gesprochen werden darf, während man den Rest peinlich berührt verschweigt? Ein drittel Erinnern? Und wie ließe sich diese Trauerphase dann wiederum mit dem Wunsch nach Respekt und kommunikativem Anstand vereinbaren, wenn es mindestens so respektlos den Opfern und Nachfahren kolonialer Gewalt gegenüber ist, sie einer Wand aus undifferenzierter, glorifzierender Berichterstattung auszusetzen und zu verlangen, dass sie still und ohne Widerspruch abwarten, bis Royalisten in Ruhe gedenken konnten?

Geschäftsmodell der Medienmonarchin: Royale Märchen für Erwachsene

Dass die Krassheit dieser medialen Dissonanz von einem eurozentrischen blickenden Teil des Publikums nicht wahrgenommen wurde, liegt zum einen an der mangelnden Auseinandersetzung mit den Verbrechen europäischer Kolonialmächte im Allgemeinen, andererseits daran, dass die zweite Person, die Firmenchefin, eine bemerkenswert erfolgreiche Medienmonarchin war. Sie hat ihre Regentschaft und das Königshaus in ein konsumierbares Produkt gewandelt, und damit meine ich nicht den Merch und den durch die Monarchie geförderten Tourismus (der, by the way, gar nicht so umsatzstark ist, wie Royalisten immer behaupten), sondern das Konsumieren der Royals an sich.

Die Co-Abhängigkeit der britischen Medien und des Buckingham Palace hat mit Hilfe royaler Märchen für Erwachsene solch eine kollektive, revisionistische Verklärung bewerkstelligt, dass nachschlagbare Geschichte und Verbrechen, würden sie heute von einem Staat verübt vor einem Kriegsgericht verhandelt werden, emotional nicht mit der Queen assoziiert werden.

Ähnlich wie Angela Merkel, die es vollbrachte, irgendwann nicht mit der CDU in Zusammenhang gebracht zu werden, war es der Marketingtrick der Queen, erfolgreich zu vermitteln, dass sie rein gar nichts mit den menschenfeindlichen Taten zu tun zu habe, die während ihrer Ägide verübt wurden. (Diese Tradition blieb sich die britische Monarchie auch dann treu, als die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Prinz Andrew und dessen Verbindung zum mittlerweile gestorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein publik wurden.)

Zur Obsession, die Medien für Monarchien haben, kommt noch eine Besonderheit hinzu: Die Royals sind nicht Celebrities, weil sie überdurchschnittlich talentiert oder attraktiv sind oder so wie die Kardashians, berühmt dafür berühmt zu sein, nein. Sie werden einfach in den Ruhm hineingeboren. Es gibt nichts Exklusiveres als Nachkomme von Königen zu sein. Man kann es sich nicht durch Fleiß oder Genie erarbeiten (nur hoffen reinzuheiraten) und nicht erkaufen (man kann sich gegen Geld adoptieren lassen, aber keiner findet Prinz Frédéric von Anhalt oder Prinz Marcus von Anhalt irgendwie interessant.) Diese Faszination über die ewige Unerreichbarkeit des Adelsgeschlechts monetarisieren Boulevardmedien, indem sie gleichzeitig die Illusion schaffen, Einblick in das Privatleben der Blaublütigen zu gewähren.

Ermöglicht und gefördert wird dies unter anderem durch den Pressepool Royal Rota, der exklusiv über das britische Königshaus berichtet – wie zum Beispiel von einer königlichen Hochzeit oder der Bekanntgabe der Geburt eines Nachkommen. Es handelt sich hierbei um eine ausgewählte Gruppe von Medienvertretern, die eingeladen werden, an königlichen Veranstaltungen teilzunehmen, um davon zu erzählen. Zu den Kernmitgliedern der Printmedien gehören „Daily Express“, „Daily Mail“, „Daily Mirror“, „Evening Standard“, „The Telegraph“, „The Times“ und „The Sun“, die BBC und „Sky-TV“. Diese Beziehung ist für beide Seiten von Vorteil. Sie bietet dem Palast einen standardisierten Weg, mit der Öffentlichkeit zu interagieren. Und die Presse bekommt Geschichten und Bilder. Win-Windsor-Situation.

Die Royal Rota-Vereinbarung sieht allerdings auch vor, dass Mitglieder der königlichen Familie den Pool nicht übergehen, was beispielsweise Foto-Veröffentlichungen und Ankündigungen angeht. Auftritt Prinz Harry und Meghan Markle, die aus dem Royal Rota ausgetreten sind, um selbstbestimmter mit ihren geteilten Informationen umgehen zu können und Social Media für die Kommunikation ihrer Inhalte nutzen. (Dass die Berichterstattung nach ihrem Austritt aus dem Rota zu Ungunsten des Paares kippte, aber insbesondere Meghan Markle systematisch publizistisch gedemütigt wurde – sicher nur ein Zufall.)

Adel entspannt

Die Co-Abhängigkeit, die Medien mit dem Königshaus haben, pflegt aber auch das adelsbegeisterte Publikum laut Psychologin Dr. Donna Rockwell, die sich mit dem Einfluss von Berühmtheit auf unsere Wahrnehmung auseinandergesetzt hat, lustvoll. Sie erklärt, dass die Strahlkraft der königlichen Familie und der Queen aus der vorbildlichen Einhaltung von Vorschriften und klarer Hierarchie rühre, da diese performative Aufgeräumtheit eine Quelle des Trostes für die Menschen sei:

„Es ist beruhigend, eine Struktur zu sehen, die den Anschein von Ordnung erweckt (…) Wenn wir eine Struktur sehen, fühlen wir uns beruhigt. Es ist also tatsächlich eine neurologische Reaktion der Entspannung, die in uns auftritt, wenn wir die Königin und die [Enkel-]Schwiegertöchter und die Linie [der Erben] sehen.“
(Übersetzung von uns)

Die ständige Medienpräsenz, die uns offenbar beruhigt und beglückt, schafft den Matthäus-Effekt der Berühmtheit, die Nachfrage, sie zu sehen, steigt mit ihrer medialen Omnipräsenz und umgekehrt.

In ihrem Essay „Royal Bodies“ erklärt Hilary Mantel, dass wir nicht anders können, als die Monarchie mit nachrichtlicher Ernsthaftigkeit zu behandeln, da ihre schiere Existenz in unser Logik schon voraussetzt, dass sie eine Wichtigkeit habe, weshalb eine Medienöffentlichkeit daran interessiert ist, wie wohl das nächste Kind heißen mag oder welchen Nagellack die Herzogin trug.

Und Roger Willemsen hat es folgendermaßen beschrieben:

„Himmlisches und Erdiges haben sich in dieser ‚Superstar-Monarchie’ so attraktiv verquickt, dass niemand ernsthaft Glanz und Banalität des Hohen Hauses infrage stellen kann, Hoheit und ‚splendid triviality’ , wie John Osborne es nannte. Die wahren Insignien der Queen sind ‚silly hat’ und Madonnenmantel, ihr Antlitz ist ätherisch und Boskop mit Kopftuch, ihre Sprache ist ‚upper class stutter’ , aber die Zeitung weiß: ‚Die Queen macht so gern das Schweinegrunzen nach.’ Verdrängbares. Der wahre Royalist verlangt nach Ritual und Rüpelkomödie (…).“

Heutige Monarchien sind in ihrer Sehnsuchtserfüllung Fabeln für Erwachsene, tief in unser kollektives Bewusstsein als faszinierende Herrschaftsstruktur eingesickert. Monarchien, das ist „The Crown“, Disney-Geschichten über Prinzessinnen, die sich zu Königinnen heiraten oder als König der Tiere ihre Thronfolge gegen den bösen Onkel im Duell zurückerobern. Heldenhafte Monarchen kämpfen in Mittelerde oder erobern mit Hilfe von Drachen einen Eisenthron zurück oder sie helfen in einem intergalaktischen Krieg den Rebellen beim Kampf gegen Weltraumfaschismus oder aber sie sind dank Vibranium und Panthergöttin König UND Superheld zugleich. Es ist der gelungenste Image-Stunt von Monarchien, die qua Form ein ungerechtes und ausbeuterisches System sind, immer noch alles Adelige mit Edelmut, Auserwähltheit und dem Noblen zu verbinden. Von antiken Sagen bis heute zur Verklärung im Boulevard, wo nun die realen Prinzen und Prinzessinnen prunkvolle Hochzeiten abhalten und die britische Öffentlichkeit beispielsweise glaubt, mediales Anrecht auf ihre Kinder zu haben.

„Mutter aller parasozialen Beziehungen“

Was diese medienökonomischen und emotionalen Abhängigkeiten zwischen Königin, Presse und Publikum bewirken, sind neben einer Verklärung der Krone die Verdrängungen realen Leids, welche eben diese Krone verursachte. Der Prunk und die Profanitäten dienen der Enthistorisierung und Entpolitisierung bis hin zur Verblendung, dass das britische Könighaus ja eigentlich immer nur etwas Folklore, Tudors und Denver-Clan war. Die Musikerin und Aktivistin Malonda beschrieb dies pointiert auf Twitter:

„Der Kult um die Royals ist die Mutter aller parasozialen Beziehungen.“

So konnte das britische Königshaus sich durch schiere Königlichkeit und dank imperialer Nostalgie ohne Entschuldigung und Aufarbeitung der eigenen historischen Verantwortung dergestalt wappnen, dass Menschen, die darauf aufmerksam machen wollen, heftiger kritisiert werden, als die für die Taten Verantwortlichen. Der britische Autor Hari Kunzru, Sohn einer indischen Vaters und einer britischen Mutter schreibt in seinem Gastbeitrag für die „New York Times“:

„Elizabeth war Königin, als britische Offiziere während des Mau-Mau-Aufstandes Kenianer folterten. Sie war Königin, als Truppen in Nordirland auf Zivilisten schossen. Sie verbrachte ihr ganzes Leben damit, jubelnden Einwohnern auf der ganzen Welt zuzulächeln und zuzuwinken, eine Art lebendes Gespenst eines Systems der räuberischen und blutrünstigen Ausbeutung. Während dieser Zeit berichteten die britischen Medien enthusiastisch über königliche Reisen in die neuen unabhängigen Länder des Commonwealth, über exotische Tänze für die weiße Königin und über Kargokulte, die ihrem Gemahl gewidmet waren.“

Ein Mensch ist gestorben, für jene mit eurozentrischer Perspektive offenbar eine Medienfigur aus den Märchen der Gegenwart, für diejenigen, deren Familien unter der Gewalt des britischen Kolonialismus gelitten haben, eine politische Figur der Zeitgeschichte. Niemandem steht es zu, letztere dafür zu kritisieren, dass sie nicht an Märchen glauben möchten.

29 Kommentare

  1. Danke für diesen Mal wieder wunderbaren Beitrag. Mir ist/war Queen Elizabeth II. tendenziell egal, sehe sie jetzt aber deutlich kritischer. Der Kolonialismus scheint mir so lang her, dass es mich doch immer wieder erstaunt, wie nah dieser zeitgeschichtlich an uns dran ist.

    Kolonialismus ist ein großer blinder Fleck von Europa, auch Deutsche interessieren sich ja kaum dafür. Zumindest wurde das im Geschichtsunterricht kaum behandelt. Mein Opa war lange in Afrika, „wahrscheinlich hat deine Mama da noch ein paar Halbgeschwister“ hat meine Oma immer gesagt.

  2. Strukturell stimme ich dem allem zu, allerdings im Detail:
    °dass Menschen, vor alle, Betroffene der britischen Kolonialisierung, insbesondere Schwarze Menschen und Persons of Color, die auf die Taten der zweiten Person und die unterlassenen Handlungen der dritten Person hinwiesen oder ihrer Abwesenheit von Anteilnahme ausdrückten, wütend und empört gemaßregelt wurden.° Das ging in beide Richtungen – auch die „Trauernden“ (wie ernst das gemeint gemeint sein kann) wurden wütend und empört gemaßregelt.
    Also mal wieder ein Fall von „Spaltung“. Aber kleiner geht es nicht.
    Dass die Iren fürs Feiern nicht kritisiert wurden, könnte auch daran liegen, dass Iren am längsten unter der englischen Monarchie leiden mussten. Außer den Engländern selbst, aber die sind vllt. masochistisch.

    Ansonsten ja, Kritik an Kritik ist rassistisch, aber eigentlich hätte man die Queen besser zu Lebzeiten kritisieren sollen, wenn es noch was genutzt hätte, aber das ging ja irgendwie nicht.

    Aber jetzt ist ja Charles König, da wird ja sicher noch etwas gehen.

  3. Schön, dass wir in diesen Zeiten von Intellektuellen historische Wahrheiten dargeboten bekommen, die in der Lage sind, den Rest von Glauben an unser (ach so schreckliches) westliches „System“ zu zerstören! Frei von kolonialen Rückständen ist auch Deutschland nicht. Es wird weiter um Billionen gerungen, die an Reparationen und Wiedergutmachung (u.a. an Herero und Nama) zu leisten wären.

    Ganz abgesehen davon, dass die mit Zitaten beschriebenen Untaten kaum widerlegt werden können, die Art und Weise wie hier das Andenken der Queen absichtlich und durchaus lustvoll in den Schmutz getreten wird, stößt hoffentlich nicht nur mich ab. Die Frau ist tot. Solche Nachrufe sollte man sich schenken. Meine Meinung!

    Mein Abo kündige ich wieder.

  4. Die Kritik gilt doch all jenen, die die Queen vergöttern und postulieren, dass sie quasi das Gute in Person ist. Solche unreflektierten Nachrufe gibt es zu Hauf. Außerdem wird nichts in den Schmutz gezogen. Der Schmutz war immer da, worauf hier lediglich hingewiesen wird. Bei anderen Menschen wird ja auch nicht alles Negative ausgeklammert, sobald sie tot sind. Nur weil Deutschland selbst eine Kolonialschuld trägt, darf man jetzt nicht auf die der anderen hinweisen? Die Autorin hat diese Schuld nicht, warum sollte sie sich zurückhalten müssen, sobald sie deutschen Boden betritt? Das die Queen Blut am Rockzipfel kleben hat, ist vielen nicht bewusst. Warum nicht darauf hinweisen, wo sie jetzt im Fokus des Interesse ist? Um die Trauer nicht zu stören? Kann man wirklich von Trauer sprechen, wenn jemand die Person nie gekannt hat? Ist das nicht eher Betroffenheit, eventuell eine reingesteigerte?

  5. #2:
    Interessanter move, die Zeit als versuchte Rechtfertigung der irischen Freudengesänge.
    Glauben Sie aber selber nicht ernsthaft, oder?
    #3:
    Ich weiss ja nicht, worauf Ihr „Glauben an unser (ach so schreckliches) westliches „System“ “ fußt, aber diese Angst, er könne so leicht zerstört werden, kommt mir bekannt vor.
    Diejenigen, die immer irgendwelche „Leitkulturen“ oder „europäische Werte, retten wollen, sind imho so aufgeregt bei dieser Sache, weil sie von diesen eine niedrige Meinungen haben, sie für schwach und schutzbedürftig über alle Maßen halten.
    Ich würde meine Vorstellung von westlichen Werten ( die der Demokratie, Toleranz und Akzeptanz bspw. ) eigentlich final immer als Sieger sehen, weil ich selber an sie glaube.

  6. Ich arbeite seit über zwanzig Jahren für eine britische Firma, war über hundertmal in London, Oxford, Manchester, Newcastle. Ich fühle mich dem Land und den Menschen sehr verbunden. Nicht dem Staat. Viele meiner Freund:innen und Kolleg:innen oder derberen Familien stammen aus den Kolonien. Wir sind größtenteils betroffen bis traurig, keiner hat seit ihrem Tod thematisiert, das Elisabeth und das Königshaus quasi in einem blutigen Fundament steht. Wir, auch die PoC, sind aber auch alle privilegierte White-Collar-Worker, mit sichern Jobs und hohen Einkommen. Die meisten sind auch viel jünger als ich, denen scheint das im Moment nicht wichtig zu sein.

    Meiner Meinung nach sollte man sich nie hämisch freuen, wenn jemand stirbt. Die allgemeine Aufmerksamkeit zu nutzen, um auf die Schuld und Verantwortung aufmerksam zu machen, so wie Samira das hier in herausragender Weise getan hat, finde ich richtig und wichtig. Elisabeth II hätte sich zu Lebzeiten entschuldigen und den Schaden zu kompensieren versuchen müssen. Das hätte sie tun müssen, als sie noch wirklich fit war, nicht „auf dem Sterbebett“. Dafür ist mittlerweile Charles jetzt fast schon zu alt, wobei der Tod seiner Mutter und die Aufgaben, die ihm jetzt zufallen, ihn wahrscheinlich gezeichneter wirken lassen, als er eigentlich ist. Die Monarchie kann nur überleben, wenn sie sich ihrer Geschichte stellt und sich ins Heute transformiert.

    Danke fürs Augen öffnen.

  7. Vielen Dank für den differenzierten/ analytischen Beitrag und die benannten Quellen. Ich habe darauf gehofft, nachdem sich der mediale Einheitsbrei (ZDF-Spezial, ARD Brennpunkt, BBC Dauerschleife) über alle Kanäle ausbreitete. Inzwischen wagen auch weitere Kommentatoren einen kritischen Blick, u.a. https://billemmott.substack.com/p/the-long-century-of-queen-elizabeth
    Ich glaube, wir können in den nächsten Wochen alle noch viel lernen wie sich mit geschickter PR-Arbeit eine Märchenwelt aufbauen läßt, die Charles III so sicherlich nicht mehr wird aufrecht erhalten können. Glauben wir alle wirklich an die Überlegenheit einer Blutlinie als Rechtfertigung für eine Erbmonarchie?
    Welche Macht demonstriet eine Monarchie mit einer 10-tägigen Trauerfeier, in der selbst die Parlamentsarbeit ruhen muß?

  8. „#2: Interessanter move, die Zeit als versuchte Rechtfertigung der irischen Freudengesänge.“
    Ne, das war Sarkasmus. Der Teil mit den unterdrückten Engländern hätte Sie vllt. drauf stoßen können.

    Persönlich empfinde ich weder Trauer noch Freude, ich fühle mich aus verschiedenen Gründen nicht berufen, ausgerechnet GB zu belehren, wie es sein Staatswesen zu organisieren hat, und fremden Menschen nahezulegen, wann sie um wen trauern oder über wen diskutieren sollen, halte ich für müßig, weil das so oder so nichts bringt.

  9. #9
    Eine Bitte: Haben wir es vielleicht mal etwas kleiner?
    Alles ist immer gleich Krieg, Shitstorm oder Schisma (ja, auch Sarkasmus).
    Bloß keine Kritiker kritisieren, weil dann betreibt mensch Spaltung. Es sind, die, die mit diesen Framings kommen, die es zu beobachten gilt, denn selten passiert das ohne Agenda. Ich sage nur „moral panic“.
    Und Lizzy? Ich war erst ein paar mal in London. Einmal kurz nach Dianas Tod. Wir haben zu dritt im St. James Park übernachtet. Ringsherum die Straßen voller Blumen.
    Es war skurril, mehr nicht.
    Ich spüre die Leere nicht, die durch Götter, Idole, Promis, Nationen, Religionen oder Adelige gefüllt werden muss. Ich bin mir da genug.

    No Lords, no Masters.

  10. „#9 Eine Bitte: Haben wir es vielleicht mal etwas kleiner?
    Alles ist immer gleich Krieg, Shitstorm oder Schisma (ja, auch Sarkasmus).“ Ja, Krieg und Sarkasmus, alles dasselbe.
    Klar kann man oder soll man Kritiker kritisieren. Irische Fußballfans, die Groll gegen England hegen aus Gründen, oder eine Frau, deren Heimatstadt tatsächlich auch von den Briten besetzt war, aber in der Nachkriegszeit, alle dieselben.

    „Wer ausgerechnet jetzt die Queen kritisiert, ist pietätslos (und deshalb ein schlechter Mensch)!“ vs. „Wer um die Queen traurt, ignoriert Kolonialverbrechen (und ist daher ein schlechter Mensch).“ – „Wer Trauernden ihre Trauer abspricht, ist empathielos (und daher ein schlechter Mensch).“ vs. „Wer Queenkritikern ihre Gefühle abspricht, ist empathielos (und daher ein schlechter Mensch).“ usw.
    Der Klammerteil wird natürlich nur gefühlt, nicht gesagt.
    Wegen meiner könnte es gerne auch mehr als eine Nummer kleiner sein, aber danach sieht es leider nicht aus.

  11. Punkt 1:
    Sarkasmus war es, „Schisma“ statt „Spaltung“ zu schreiben. Ich habe kein Problem mit Sarkasmus. Wenn derjenige, der austeilt auch einzustecken bereit ist und dann nicht zur Jungen Freiheit rennt, um sich auszuheulen ( Ja, nu(h)r der Dieter mal wieder).

    Punkt 2:
    Das ist ein Diskurs mit einer größeren Zahl an Teilnehmern. Kein besonders kluger, wichtiger, erhellender oder sonst was, aber auch keine Spaltung, Krieg oder (shit)storm.

    Die Vergewaltigung der Sprache ( semantisch, nicht grammatisch, da bin ich selber qua Unfähigkeit schuldig ), ist das wirkliche Problem unserer Zeit.

    Nein, es ist nicht „Freiheit“, als alternder Schmok einen Porsche zu fahren. Meist ist es einfach ein Tribut an die Prostata oder das Resultat langjährige Indoktrination von Werbefuzzi mit Agenturhintergrund. Das Gegenteil von „Freiheit“ allenthalben.

    Es ist nicht die „Freiheit“, die durch das Gendern bedroht ist, solange es zu 95% konservative Stockfische sind, die ungefragt gegen Genderwindmühlen anrennen. Oft einfach um keine wichtigen Themen beackern zu müsse.

    Es ist nicht „Stalinismus“, der bei uns Bücher verbietet, es ist Prüderie oder gefühlte Staatsräson.

    Das idiotische Gelaber allenthalben ist langsam unerträglich. Wenn ich das Wort „Zensur“ nur höre, frage ich mich, ob diese Menschheit noch irgendeine Anstrengung verdient.

  12. „Punkt 1: Sarkasmus war es, „Schisma“ statt „Spaltung“ zu schreiben. Ich habe kein Problem mit Sarkasmus.“
    Dann ist ja gut.

    „Punkt 2: Das ist ein Diskurs mit einer größeren Zahl an Teilnehmern.“ Offenbar aber relevant genug, um darüber überhaupt zu berichten. Aber gut, ich habe keine Ahnung, wie viele das sind.

    „Es ist nicht „Stalinismus“, der bei uns Bücher verbietet, es ist Prüderie oder gefühlte Staatsräson.“ Ach, verboten werden bei uns Bücher ja gar nicht, aber ich weiß was Sie meinen. Leider verliere ich leicht den Faden, was das jetzt mit dem Thema hier zu tun hat.

    „Wenn ich das Wort „Zensur“ nur höre, …“ Ähh, von wem jetzt? Von Leuten, die eine Debatte über Queen und Kolonialismus wollen, oder von denen, die keine solche Debatte wollen?

  13. Ausnahmsweise, wahrscheinlich zum ersten Mal, eine El-Ouassil-Kolumne, die mir nicht gefällt, weil sie nach meinem Gefühl – rationaler Irrtum vorbehalten – seine Argumentation nicht auf klaren Begriffen, sondern auf einem Raunen und einem für mich als Leser unklaren Tat- und Schuldbegriff aufbaut.

    Ich hätte gerne mehr über die konkreten Vorwürfe gegen Elizabeth II. gehört und vor allem eine Einordnung, ob es sich bei diesen Vorwürfen um „persönliche“ oder „institutionelle“ Täterschaft und Schuld handelt. Für mich macht das einen enormen Unterschied: Als Willy Brandt in Polen auf die Knie gefallen ist, da hat er eine deutsche Kollektivschuld ausgedrückt und ist dabei selbst, als Exilant und Widerständler gegen die Nazis, unschuldig geblieben an den Naziverbrechen. Ist es „nur“ das, was man der Queen nun vorwirft, dass sie als formales Staatsoberhaupt die großbritische Kollektivschuld am Kolonialismus hätte adressieren müssen? Damit bin ich selbstverständlich einverstanden, das hätte sie auf jeden Fall tun müssen, der Vorwurf der Unterlassung gegenüber der „dritten Person“ scheint mit gerechtfertigt.

    Aber der Text klingt anders, insbesondere am Ende: „dass Menschen, die darauf aufmerksam machen wollen, heftiger kritisiert werden, als die für die Taten Verantwortlichen.“ Hier wird also die Queen für „Taten“ verantwortlich gemacht und aufgrund des folgenden Zitats, das die Opfer der Mau-Mau-Aufstands und in Nordirland aufruft, wird eine Täterschaft der Queen impliziert. Ich weiß wenig bis nichts darüber und ich kann nicht ausschließen, dass hier auch tatsächlich eine unmittelbare, persönliche Täterschaft und Schuld der Queen besteht. Aber das hätte ich eben in dem Artikel gerne genauer erfahren: Laut dem Wikipedia-Artikel über die Streitkräfte des britischen Reiches war die Queen (heutzutage) nur de jure Oberbefehlshaberin der Streitkräfte, de facto hingegen der/die Premierminister/in. War das auch in den 50er Jahren beim Mau-Mau-Aufstand schon so? Falls ja: Hat die Queen selbst eingegriffen, hat sie Befehle erteilt, die zu Folter und Tod von Menschen geführt haben?

    Man mag beide Arten von Schuld, die Unterlassung einer Entschuldigung für Kolonialverbrechen als Staatsoberhaupt und die aktive Beteiligung an Kolonialverbrechen über eine klare Befehlskette mit dem Wort Schuld bezeichnen, schon ok. Aber nach meinem moralischen Empfinden müsste man an dieser Stelle dann auch über die die unterschiedliche Schwere der Schuld sprechen. Die genannte Unterlassungsschuld ist eine symbolpolitisch-diplomatische Schuld, die Artikel aufgerufenen Kolonialverbrechen sind Kapitalverbrechen an Leib und Leben von Menschen. Ich bleibe also dabei: Was wirft man der Queen nun eigentlich genau vor und wie schwer ist ihre Schuld? Und interessant fände ich auch: Hätte die Queen nach dem britischen Staatssystem überhaupt (formale und/oder faktische) Macht gehabt, Feuerpausen oder Truppenrückzüge zu befehlen, wenn sie den Willen gehabt hätte, Mord und Folter zu verhindern? Falls nicht: Dann sollte man doch meines Erachtens erst einmal die Schuld der „faktischen“ Täter:innen aufarbeiten – danach kann das Staatsoberhaupt dann immer noch ein Statement zur Kollektivschuld des Landes abgeben.

  14. Hallo Kai Weber,
    bitte einfach mal in Ruhe den Artikel lesen: Samira El-Ouassil
    hat sauber „3 Personen“ getrennt betrachtet und dazu auch hinreichend auf weitere Quellen hingewiesen. Zur Vertiefung der Thematik hatte ich oben noch empfohlen https://billemmott.substack.com/p/the-long-century-of-queen-elizabeth
    Also: einfach mal den Beitrag als wichtigen Denkimpuls annehmen. Und wenn Sie gerne um die „erste Person“ angemessen trauern möchten – gerne. Lesen Sie nochmal den Einstiegssatz der Autorin:
    „Als Queen Elizabeth II starb, schieden gleichzeitig drei Personen dahin. Und je nachdem, zu welcher man eine größere Verbindung hatte, fiel die Art des Kondolierens unterschiedlich aus: Gedenken, Gleichgültigkeit oder Gegenrede.“ – könnte so sein, oder?

  15. @#3:
    Ich fasse deinen Beitrag mal zusammen:
    Kolonialismus war schlimm, andererseit waren nicht nur die Engländer schlimme Kolonialherren.
    Und: Außerdem kann man die angeblich Gräueltaten schwer beweisen.
    Ich bin außerdem nicht in der Lage, die zwei simple Sachen „wie auch immer geartete Kritik an der Königin/Monarchie“ und „Häme über den Tod der Königin“ auseinanderzuhalten, werfe beides in einen Topf, fühle mich dadurch persönlich angegriffen und kündige daher im Affekt das Abo für einen medienkritischen Analyse-Blog.

  16. Lieber Alex,
    …. und „Häme über den Tod der Königin“ kommt nur in Deinem Kopf vor. Die Funktion „Seite durchsuchen“ wird nur bei Dir fündig.
    Schau doch mal mit welchem Blick die ehemaligen Kolonien auf das „Empire“ blicken – lohnt sich.
    Generell: ich staune schon, wie man einen solch substantiellen Beitrag der Autorin so zerfasern kann. Und bitte: nicht immer das Totschlagsargument: „ich kündige mein Abo“.

  17. @19: Diese Dreiteilung funktioniert ja prima zu Analysezwecken, aber nicht zum Trauern – als Willi Brandt gestorben ist, hat man ja auch keinen erkennbaren Unterschied zwischen der Privatperson, dem Politiker und dem Staatsmann gemacht.
    Bzw., wenn jemand tatsächlich diesen gedanklichen Schnitt macht – „Privat war die Queen ganz sympathisch und ich trauere, aber institutionell und beruflich steht sie für Kolonialismus und Monarchie und das lehne ich ab“ – woran würde man das von außen erkennen?

  18. #18:
    a) Wie kommen Sie darauf, dass ich um die Queen trauern wollen würde? Nichts läge mir ferner
    b) Die Unterscheidung der 3 Personen habe ich sehr wohl wahrgenommen, ich habe schließlich selbst geschrieben: „Damit bin ich selbstverständlich einverstanden, das hätte sie auf jeden Fall tun müssen, der Vorwurf der Unterlassung gegenüber der dritten Person scheint mit gerechtfertigt.“

    Ich verstehe somit nicht, was Sie mir vorwerfen, bzw. fühle mich irgendwie weder getroffen noch verstanden. Letzteres kann natürlich sehr gut meine eigene Schuld sein. Mir ist inzwischen selbst aufgefallen, dass ich auf halbem Weg stehen geblieben bin und man meinem Text wohl nicht ansieht, wo ich argumentativ hingelangen wollte. Also noch einen Schritt weiter:

    In Frau El Ouassils Artikel geht es natürlich gar nicht eigentlich um die Täter- und Schuldfrage, sondern um die beiden Seiten: die Trauernden und die Anklagenden, und darum, dass die sich die eine Gruppe durch die andere gestört fühlt. Mit Blick auf dieses eigentliche Thema waren meine Gedanken eine Vorbereitung in Richtung einer Schlussfolgerung, die sich auf das eigentliche Thema bezieht:
    Ich finde, wenn der Queen eine persönliche, aktive Täterschaft (quasi als zweite Person) in Bezug auf die politischen Verbrechen hat, die hier erwähnt werden, dann hat kein:e Trauernde:r ein Anrecht darauf, dass diese aus Pietätsgründen verschwiegen werden. Jeder Moment ist der richtige Moment, um über diese Art von Schuld zu sprechen. Wenn es hingegen nur um eine mittelbare Schuld geht, die Schuld der Unterlassung eines diplomatisch-symbolischen Akts, dann finde ich, dass man das nicht so hoch hängen muss: Denn diese „Schuld“ geht nun qua Amt automatisch auf Charles III. über. Natürlich ist es legitim, zu sagen: Die Queen hätte das Thema schon vor 50, 60 Jahren klären sollen. Man kann aber auch einfach sagen: Charles III., Deine Mutter hat da etwas versäumt, mach Du’s jetzt einfach.

    Und noch einmal in Richtung #18: Ich will hier wirklich keine Seite einnehmen. Ich will nur verstehen, von welcher Art von Schuld man jeweils spricht, als neutraler Beobachter.

  19. Die Frage ist doch: Welchen Einfluss hatte EIIR persönlich auf die britische Politik und somit welche politische Verantwortung?
    Der Einfluss und somit die Schuld war doch gering. Das Konstrukt „Verkörperung“ ist doch eine eine Formulierung, die nur verschleiert, dass sie reine Repräsentionsaufgaben wahrnahm. Es ist in etwa so absurd, ihr den Kolonialismus anzuhängen, wie all den Bundespräsidenten seit ’49 die Schweinereien bundesdeutscher Geschichte.
    Die überw. Mehrzahl britischer Kolonien ist doch noch immer Teil des Commonwealths offenbar ja auch noch immer auf Wunsch der dortigen nicht-weißen Bevölkerung. Wenn die Elsbeth so schlimm war, dann tritt man dort wohl zuerst aus, tun diese Länder aber nicht. Und ob der Antimonarchismus unter Einwanderern im UK besonders hoch ist, darüber könnte man ja mal diskutieren. Aber so konkret wird man ja ungern, gell.

  20. Ich glaube, es ist nun alles gesagt und vor allem zerfleddert. Qualitativ ist keine Steigerung mehr zu befürchten. Das Thema werde ich anderweitig vertiefen und bin der Autorin für die strukturierte Herangehensweise sehr dankbar. Bis bald mal wieder.

  21. #23:
    Da kommen dann ja mal alle Klassiker zusammen.
    – Präsident und Queen dürfen also alles Positive, welches die Repäsentation einer Nation unbestreitbar bringt ( bei Königs auch noch unfassbarer Reichtum ), einsammeln, sollen aber bloß nicht mit der schnöden Realität belästigt werden. Und es wird ja beileibe nicht verlangt, dass die Bundespräsidenten noch mal nach Nürnberg auf die Anklagebank müssen. Es kann aber verlangt werden, sich der Geschichte und daraus resultierender Verantwortung zu stellen.
    – Die Kolonialmächte haben die postkolonialen Zustände nicht ausgewürfelt oder per trial and error mal so laufen lassen. Französische Familien zumindest sind die größten Großgrundbesitzer in den ehemaligen Kolonien, das UK wird das ähnlich arrangiert haben. Herrscher Clans ( Beispiel Nigeria ) sind idR so ausgesucht, dass sie ausreichend schwach sind, so dass sie ohne die enge Hilfe der ehemaligen Kolonialherren verloren wären. Das UK wird in jedem Fall peinlich darauf achten, dass ein Austritt aus dem Commonwealth so ungemütlich wie möglich bleibt.
    – Religion, Monarchie oder die danach eingesetzte Ersatzdroge Nationalismus, sind eiskalte Instrumente zur Machtausübung. Dafür müssen sie, gerade auch für ärmere Bevölkerungsteile, Versprechungen liefern.
    Beweisen tut all das gar nichts.

    Grundschule politische Bildung.

  22. @jowedi:
    Es ist aus meinem Kommentar klar ersichtlich, dass ich mich in meinem Geschreibsel auf einen vorherigen Kommentator (in dem Fall #3) beziehe und nicht auf den Artikel von Frau Al Ouassil. Lesen hilft ;-)

  23. Well Done! Der Artikel „made my day“.
    #3 hilft vielleicht die Lektüre von Bruno Bettelheim mit „Kinder brauchen Märchen“ – aus den Dreißigern des vergangenen Jahrhunderts.

  24. In diesem Kommentarthread gibt es sehr viel Missverstehen. Gerade bin ich beim Lesen in Johann Gottfried Herders Zeitschrift „Adrastea“ auf das hier gestoßen:

    „Mit jedem Denkenden über jede seiner Meinungen *streiten* ist weder der Weg zu Erforschung dieser Meinung, noch zu Besitznehmung denkender Charaktere. In diese sich zu versetzen, als ob jede Meinung uns selbst gehörte, dies ist die unerläßliche Pflicht eines Geschichtsschreibers, zumal der Geschichte der Menschheit; die Fähigkeit sowohl als der Trieb und Wille dazu sind sein Genius, ohne welchen er nichts vermag.“

    Nun sind wir hier natürlich keine Geschichtsschreiber:innen, aber das Grundproblem: Zuerst streiten, noch bevor man sich die Mühe macht, die Meinung des Gegenübers zu verstehen, das haben wir (mich natürlich eingeschlossen) hier wohl „vorbildlich“ verwirklicht.

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