Eingriffe in die Privatsphäre

Die Jagd ist in vollem Gange: Helene Fischer und die üblen Methoden der Knallpresse

Bei der Funke-Mediengruppe sind sie in dieser Woche sicher ganz besonders stolz auf „Die Aktuelle“. Auf deren Titelseite heißt es diesmal nämlich über Helene Fischer: „Der verheimlichte Schicksals-Schlag! – Unter Tränen nahm sie mit hellblauen Luftballons Abschied …“

Helene Fischer - Der verheimlichte Schicksals-Schlag! - Unter Tränen nahm sie mit hellblauen Luftballons Abschied ...

Ein – selbst für ihre Verhältnisse – ausgesprochen perfides Cover. Suggeriert wird zunächst einmal (Schicksalsschlag, Abschied unter Tränen), dass im Umfeld der Sängerin etwas Schlimmes passiert ist, dass sie womöglich einen geliebten Menschen verloren hat. Und warum die Erwähnung der „hellblauen Luftballons“? Nun, Helene Fischer ist schwanger. Und die Betonung der hellblauen Luftballons offenbar ein Versuch der Redaktion, den Schicksalsschlag auf das ungeborene Baby zu beziehen. Warum sonst sollte man sie schon in der Titelschlagzeile hervorheben? Anders gesagt: Bei vielen Menschen, die in dieser Woche eine der rund 500.000 gedruckten Titelseiten erblicken, dürfte der Eindruck entstehen, Helene Fischer hätte ihr Kind verloren.

Im Innenteil erfahren jene, die das Blatt kaufen und lesen, dann aber (wie so oft), dass etwas völlig anderes dahintersteckt: die „Nachricht“, dass Helene Fischer einen Song namens „Luftballon“ herausgebracht hat und darin singt: „Und ich lasse los, schick‘ einen Luftballon zu dir / Siehst du von da oben manchmal auch nach mir?“ In einem Musikfilm dazu steht sie inmitten von hellblauen Luftballons. Das ist alles. Mehr braucht „Die Aktuelle“ nicht. Mit solchen „Berichten“ ist die Funke-Mediengruppe also „auf dem Weg, das beste nationale Medienhaus in Deutschland zu werden“.

Getrickst wird dabei nicht nur mit Worten, auch mit Bildern: Auf dem Coverfoto, auf dem sich die Sängerin Tränen aus den Augen wischt, weint sie in Wahrheit nicht aus Trauer über einen „verheimlichten Schicksals-Schlag“, sondern aus Freude über die lieben Grüße von Fans, die ihr kurz zuvor gezeigt wurden – die Szene stammt aus einem Promo-Interview, das Fischer kürzlich zur Veröffentlichung ihres neuen Albums gegeben hat.

Im selben Interview wurde sie auch auf das Treiben der Knallpresse angesprochen und gefragt, wie sie damit umgehe, was genau sie daran störe, und ob so etwas nicht einfach auch zu ihrem Job gehöre.

Mehr als 1000 Helene-Geschichten pro Jahr

Bevor wir auf ihre Antworten eingehen, wollen wir hier kurz zeigen, wie viele solcher Geschichten regelmäßig veröffentlicht werden. Hier nur ein kleiner Teil der Artikel, die allein in diesem Jahr erschienen sind:

Fast fünf große Titelgeschichten pro Woche allein in den wöchentlich erscheinenden Blättern – die zusammen fast fünf Millionen Ausgaben pro Woche verkaufen. Hinzu kommen noch mehr als dreimal so viele monatlich bzw. zweimonatlich erscheinende Titel sowie all die Artikel, die etwas kleiner oder gar nicht auf dem Cover abgebildet sind. Das heißt: Pro Jahr sind es so mehr als 1000 Geschichten, die in zigmillionen Ausgaben veröffentlicht werden. Nur über Helene Fischer. Wie geht sie damit um?

Es sei „kein einfaches Thema“ für sie, sagt sie, als sie im Interview darauf angesprochen wird:

„Es ist ein bisschen absurd für mich, das jedes Mal so zu beobachten, weil ich das eigentlich alles nicht möchte. Ich möchte da gar nicht stattfinden.“

„Gehört’s aber nicht auch ein bisschen dazu?“, fragt die Interviewerin.

„Ja, das wird mir immer so gesagt: ‚Sei doch froh, dass du darin stattfindest!‘ Aber wer möchte das schon? Ich liebe meinen Job so sehr, ich gehe so gerne auf die Bühne und öffne mich als Künstlerin wirklich gerne, aber das hat ja auch, ehrlich gesagt, nichts mehr mit echtem Journalismus zu tun. Da sind ja einfach frei erfundene Geschichten, wo es wirklich darum geht, sich immer wieder wehren zu müssen und [man sich immer wieder denkt]: „Ich möchte das alles richtigstellen“, aber da kommst du ja gar nicht hinterher.

Neue-Virus-Variante! - Helene Fischer - Drama um ihre Eltern! - Am See spielen sich furchtbare Szenen ab

Gegen viele der Geschichten gehen ihre Anwälte zwar vor, oft auch mit Erfolg: Zahlreiche Artikel müssen nachträglich in den ePapern geschwärzt werden, in seltenen Fällen ist auch mal eine Gegendarstellung fällig. Doch der überwältigende Teil ist, einmal in der Welt, kaum noch einzufangen, weil

a) die Schwärzungen und Korrekturen viel weniger wahrgenommen werden als die Ursprungsberichterstattung und

b) die Redakteur:innen solcher Blätter und die Justiziar:innen solcher Verlage natürlich äußerst geübt darin sind, Schlagzeilen und Artikel so zu formulieren, dass sie juristisch nur schwer angreifbar sind und trotzdem den gewünschten Eindruck erwecken. (Siehe: „hellblaue Luftballons“ oder auch „Drama um ihre Eltern! Am See spielen sich furchtbare Szenen ab“ – worum ging’s? Um Mücken.)

Zwar könne sie, sagt Helene Fischer, auf der einen Seite „noch immer drüber lachen“, aber „gerade, was so in den letzten Wochen berichtet wurde“, habe sie „immens geärgert“.

„Ein Eingriff in meine Privatsphäre“

Fischer hatte sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um an ihrem Album zu arbeiten. Den Redaktionen standen also weder öffentliche Auftritte noch Interviews oder Social-Media-Posts der Sängerin zur Verfügung, umso mehr Geschichten mussten sie sich aus den Fingern saugen. Meist ging es um ihr Privatleben, insbesondere um die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten Thomas Seitel: „Übersteht ihre Liebe den Lockdown nicht?“, „Ist Thomas noch der Richtige?“, „Wie echt ist seine Liebe?“, „Ist jetzt alles aus?“ usw.

Das ärgere sie besonders daran, sagt Fischer: Dass es „so ein Eingriff ist in meine Privatsphäre“:

Ich wollte mich wirklich einfach gern auf mein Album konzentrieren, und ich möchte gar nicht täglich stattfinden – ich verstehe die Leute so gut, die einfach schon auch genervt sind von diesem permanenten Helene-Fischer-Hype, den ich eigentlich gar nicht selber möchte. Ich möchte gerne einfach Musikerin sein, das ist für mich das Allerwichtigste.

In ihre Privatsphäre eingegriffen wird aber nicht nur mit Spekulationen und überzogenen Schlagzeilen, die sich die Autor:innen an ihren Schreibtischen ausdenken – sie gehen auch raus auf die Jagd. Auf „Spurensuche“.

Offenbar hängen dunkle Wolken über dem Glück [von Helene Fischer und Thomas Seitel]. Darauf deuten Entdeckungen hin, die die aktuelle auf Spurensuche machte!

Und zwar sei „ganz in der Nähe des Hauses“ der Sängerin „ein zerrissenes Foto von Thomas im Gras gefunden“ worden. Spekuliert werde nun, „die Schlager-Queen selbst könnte das Bild ihres Liebsten zerrissen und weggeworfen haben. Aber das würde ja bedeuten, dass es zwischen Helene und Thomas zum großen Knall gekommen ist!“

Verliert sie jetzt alles? - Helene Fischer - Großer Knall! - Das zerrissene Foto & das Rätsel um die andere Frau [dazu ein großes Foto von Helene Fischer sowie ein Foto einer Frau, die eine Mülltonne hinter sich herzieht; ihr Gesicht wurde unkenntlich gemacht]

Die Redaktion liefert auch gleich einen „Grund für das mögliche Liebes-Drama“:

Eine befremdliche Begegnung, die die aktuelle vor Helenes Haus machte: Eine blonde Frau, auf dem Weg von der Straße zurück aufs Grundstück, eine Mülltonne hinter sich herziehend! Wer, wenn nicht Helene Fischer, sollte das sein!? Dann die Überraschung: Es war eine andere Frau! Helene wie aus dem Gesicht geschnitten, zum Verwechseln ähnlich! Und damit dürfte sie dann ja auch genau in Thomas‘ Beuteschema fallen.

„Liegt Helenes Liebes-Glück also schon längst in Scherben?“, fragt das Blatt. „Verliert sie jetzt wirklich alles?“

So streift „Die Aktuelle“ also um das Haus der Sängerin, beobachtet das Grundstück und konstruiert aus jedem Pieps ein neues Drama.

Durchwühlte Mülltonnen

Auch andere Redaktionen veröffentlichen immer wieder Paparazzifotos oder machen sich am Grundstück der Sängerin auf „Spurensuche“. Florian Silbereisen erzählte vor ein paar Jahren, als er noch mit Helene Fischer liiert war, dass es auch vorkomme, dass Reporter „Situationen inszenieren, die dann aus einem Versteck fotografiert werden“. Er habe auch schon erlebt, „dass sie Menschen in Polizeiuniformen auftreten lassen, um besonders interessant aussehende Fotos zu bekommen“. Selbst seine Mülltonne sei von Klatschjournalisten schon durchsucht worden. Man lerne, damit zu leben, aber natürlich sei es eine Belastung, „wenn du beim Joggen bist und plötzlich springt jemand aus der Hecke“.

Wenn man insbesondere für die bunten Blätter funktioniert, man offensichtlich dazu beiträgt, dass sich die Zeitschriften und Zeitungen verkaufen, dann gehört das ein Stück weit dazu, aber es ist nicht angenehm. Das macht definitiv keinen großen Spaß, es gibt Schöneres.

Und auch wenn es außerhalb der Knallpressewelt nur wenige Medien gibt, die solche grenzüberschreitenden „Recherchen“ und Fotos veröffentlichen, beschränkt sich der Helene-Fischer-Hype längst nicht mehr nur auf solche Zeitschriften.

„Bild“ zum Beispiel spielt eine immer größer werdende Rolle im Geschäft mit der Sängerin, insbesondere seit der Verpflichtung von Prominenten-Privatleben-Reporterin Tanja May. Die brachte, als sie im Oktober von „Bunte“ zu Springer wechselte, auch gleich einen Scoop mit, den „Bild“ so groß wie nur irgend möglich abfeierte. Als Push-Nachricht an alle „Bild“-App-Nutzer: „Schalten Sie ab 19 Uhr ein – Die Sensation bei BILD im Fernsehen“. Bei Bild.de mit einem großen Countdown auf der Startseite. Auf den Social-Media-Kanälen mit dramatischem Trommelwirbel. Und um 19 Uhr schließlich die “BREAKING NEWS” auf dem „Bild“-TV-Kanal: “DEUTSCHLANDS SCHÖNSTE BABY-NACHRICHT – HELENE FISCHER IST SCHWANGER”.

Fast täglich in „Bild“

Mehr als ein Dutzend Artikel feuerte „Bild“ in den nächsten Tagen dazu ab. Und der Hype ließ nicht nach: Bis heute findet Helene Fischer fast täglich in den „Bild“-Medien statt. Sogar die Sache mit den Luftballons war ihnen eine große Schlagzeile wert: „Das traurige Geheimnis um ihren ‚Luftballon‘-Hit“. Die Auflösung – nämlich die Spekulation, dass Fischer den Song einem verstorbenen Designer gewidmet haben könnte – gibt es erst gegen Bezahlung.

Helene Fischer selbst meldete sich am Tag, nachdem „Bild“ die Schwangerschaft öffentlich gemacht hatte, bei Instagram zu Wort: Sie sei „wütend und traurig“ darüber, dass es die Medien immer wieder schafften, über ihr Privatleben „zu spekulieren, zu berichten, zu urteilen, fiktive Geschichten zu erfinden und Unwahrheiten zu streuen“. Sie habe eigentlich noch etwas länger warten wollen, bis die Nachricht die Öffentlichkeit erreicht, doch offenbar sei sie von Menschen aus ihrem näheren Umfeld mit den Medien geteilt worden. Trotzdem sei sie „stolz darauf, dass wir es deutlich länger für uns geheim halten konnten, als die Medien berichten“. Jetzt werde „die Jagd auf uns wohl losgehen“.

Heute, gut vier Wochen später, ist sie voll im Gange. Die Blätter spielen „Rätselraten um die Vaterschaft“, verkünden „Hochzeitswirbel“, „Hochzeitsdrama“ und „Skandal vor der Traum-Hochzeit“, spekulieren über das Geschlecht und mögliche Krankheiten des Kindes, über „heimliche Verstecke“ und „geheimnisvolle Botschaften“, Woche für Woche „Baby-Drama“, „Baby-Skandal“, „Baby in Gefahr“, das volle Programm.

Auch neue Fotos gibt es: Helene und Thomas beim Spaziergang in Köln, offenbar heimlich aus einiger Entfernung aufgenommen. Gleich fünf verschiedene Zeitschriften zeigen die Fotos in dieser Woche auf der Titelseite, wahlweise gelabelt als „traurige Szenen“ oder „sensationelle Liebes-Fotos“.

Über den Instagram-Post, den Fischer nach Bekanntwerden der Baby-News veröffentlicht hatte, wurde in den Blättern auch viel berichtet – allerdings nur über den Teil, in dem sie schreibt, dass die Nachricht aus ihrem Umfeld ausgeplaudert wurde: „Bitter betrogen!“, „Gemeiner Baby-Verrat!“, „Dunkle Schatten über ihrer Schwangerschaft!“.

Fischers Kritik wird verschwiegen

Dass Helene Fischer auch die Spekulationen und Erfindungen der Medien kritisiert und erklärt, wie wütend und traurig sie das mache, wird in den meisten Blättern mit keinem Wort erwähnt. (Wie schon bei ihrem Lebensgefährten vor zwei Jahren, als er in einem Interview hart mit der Klatschpresse ins Gericht ging: Über das Interview wurde groß berichtet, die Kritik einfach verschwiegen.)

Und dann bringen sie es sogar noch fertig, so zu tun, als hätten sie Mitleid. „Arme Helene!“, schreiben sie. Wie sehr es sie doch verletzen müsse, wenn persönliche Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, schließlich sei ihr Privatsphäre enorm wichtig!

Nun kann die werdende Mama nur noch eines tun: ihre kleine Familie weiterhin, so gut es geht, zu beschützen. Helene, Thomas und ihr Baby gegen den Rest der Welt!

Beziehungsweise einfach: gegen Knallpresse-Verlage wie Funke, Bauer oder Burda, deren Redaktionen ihr und ihrer Familie permanent nachstellen.

13 Kommentare

  1. Sind nicht alle, die den Klatsch kaufen und somit fördern auch Mittäter? Fischer scheint ja ihre Fans zu sensibilisieren, indem sie die Berichterstattung anprangert. Lesen nur Nicht-Fans diesen Klatsch?

    Ich wünsche mir einen Musterprozess, der mal klar feststellt, dass die Magazine regelmäßig spekulieren und erfinden. Daraus könnte man eine Kennzeichnungspflicht wie bei Fluppen machen. Schön groß auf dem Titel. Aber nein, das wäre ja geschäftsschädigend oder gar Zensur durch die Hintertür.

  2. Die Käufer direkt als Mittäter zu bezeichnen halte ich für überzogen. Die meisten Menschen die das lesen, nehmen das doch für bare Münze. Die erkennen nicht dieses perfide System das da dahinter steckt. Vollgepackt mit kleinen psychologischen Tricks um die Leute zu triggern.
    Die Haupttäter sind die Verlage die wissentlich Menschenleben zerstören und dafür auch noch Geld kassieren.

    Bei diesem Musterprozess stimme ich ihnen voll und ganz zu! Ich kann einfach nicht verstehen wie so plump inszenierter Schmutz überhaupt bestehen kann.

    Und Vielen Dank an Herrn Schönauer für diesen Artikel und alle anderen die sich diese Abgründe des Journalismus zu Gemüte führen, sodass wir es nicht müssen aber trotzdem darüber informiert sind.

  3. Bedauerlich nur, dass diese Artikel (neben den Informationen) auch einen aufklärenden Charakter haben, der gerade bei den Übonnenten nur offene Türen einrennt.
    Wer hier regelmäßig mitliest, liest wahrscheinlich keine Bunte und Co. , bestenfalls selten als Milieustudie.
    Und da helfen mir solche Artikel doch tatsächlich auch über den Unterhaltungswert hinaus. Wenn ich sowas gelesen habe, komme ich selbst für lange Zeit gar nicht mehr auf die Idee, direkt so einen Kram zu lesen, nur um zu schauen, ob es schlimmer geworden ist.
    Also: Danke!

  4. @MT
    Also, wenn mir zum x-ten Mal eine Schlagzeile präsentiert wird, die eine bestimmte Richtung andeutet, der Artikel dann aber über irgendeine Kleinigkeit berichtet, muss ich doch irgendwann mal zum Nachdenken kommen, oder? Wie es im Englischen so schön heißt: „Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame one me!“
    Oder ist das wie beim Lottospielen, immer die (vergebliche) Hoffnung, dass es nächste Woche doch ein 6er wird bzw. dass ein Artikel doch mal die Sensation verkündet, die die Schlagzeile verspricht?

  5. @Retho
    Das sollte man meinen. Aber ich denke es spielen hier mehrere Faktoren zusammen.
    !. Die Hauptleserschaft sind vor allem ältere Menschen die nicht sonderlich viel mit dem Internet zu tun haben. Die sind es gewohnt, dass das gedruckte Wort auch die Wahrheit ist.
    2. Das Empörungsmoment hat eine sehr starke Wirkung auf Menschen. Das Ansprechen auf emotionaler Ebene hat einfach eine unfassbar starke trigger Wirkung.
    3. Diese Menschen lieben einfach dieses „Promi“-Gedöns und da stört es dann nicht so sehr wenn Überschrift und Text nicht so sehr übereinstimmen. Hauptsache es gibt wieder neue Geschichten mit ganz viel Emotionen.

    Zu Punkt 1&2 gibt es auch belastbare Daten, ich bin aber ehrlich gesagt zu faul sie zu suchen und zu verlinken.
    Punkt 3 ist meine persönliche Meinung.

  6. Was ich mich dabei frage:
    Warum sind die Leser*innen dieser Blätter denn gar nicht enttäuscht von dem Wechselbad aus reißerischen Titeln und völlig leeren Artikeln?
    Soweit ich das in meinem Umfeld beobachten konnte, lesen die Leser*innen der Regenbogenpresse diese oft und gern, so wie andere Leute den nächsten Teil einer Buchreihe kaufen, nachdem das erste Buch gut war.
    Ist das nicht frustrierend, so eine Überschrift zu lesen, vielleicht sogar echtes Mitgefühl für den Promi zu empfinden und dann zu lesen, dass nichts – aber auch wirklich gar nichts – Berichtenswertes passiert ist?

  7. Ich würde den Rätsel-Teil nicht unterschätzen. Man kann viel mehr Zeit mit den Rätseln verbringen als es dauern würde, alle Seiten so eines Klatschblattes durchzulesen.

  8. @6

    Man könnte auch fragen, warum die Leute auf der Autobahn abbremsen um Verunfallte zu begaffen. Oder warum Clickbaiting funktioniert. Da werden die niedersten menschlichen Triebe offensichtlich. Und viele können dem einfach nicht widerstehen.
    Ist doch das gleiche mit Neid und Missgunst. Immer auf andere Glotzen und sich an deren Leben abarbeiten. Furchtbar sowas, aber bei vielen offensichtlich der Normalzustand.
    Anderes Beispiel: Angst vor Ausländern in Gegenden mit wenigen Ausländern.

    Alles irgendwie Triebe und Instinkte: Angst, Neid, Gaffen.

  9. Man darf an die Konsumenten nicht die Maßstäbe des gehobenen Bildungsbürgertums anlegen. Diese Hefte werden wie gesagt meistens von älteren Frauen gelesen um das triste Rentnerinnendasein etwas aufzulockern. Und davon gibt es in Deutschland hunderttausende. Ich habe gesehen, wie eine Vertreterin dieser Spezies mindestens vier verschiedene Exemplare auf das Kassenband gelegt hat.
    Liest sich einfacher als der Faust oder das Kapital!
    Es kommt nicht auf die Wahrheit an, wahrscheinlich lesen die auch die Überschriften auf der Titelseite gar nicht mehr, sondern kaufen die Hefte am Erscheinungstag gewohnheitsmäßig ein.
    Es gibt also einen Bedarf, wie die Verkaufszahlen auch belegen. Dieser Bedarf wird in der Marktwirtschaft gedeckt, traurig aber wahr.

  10. Vielleicht hilft da auch nur eine von Arbeitnehmern ausgehende Sippenhaft, die an die Verlahshäuser adressiert ist: Solange die sowas bringen, arbeitet man einfach nicht mehr für Funke, und zwar aus dem selben Grund, warum man nicht für Axel Springer arbeitet. Punkt.

  11. @Alex:
    Ist so etwas denn möglich? Ich habe selbst den Journalistenberuf für mich immer ausgeschlossen, weil mir von zu Hause aus beigebracht wurde, dass der Arbeitsmarkt für Journalisten aussichtslos sei. Können sich junge oder in Teilzeit arbeitende Journalisten leisten, Schundblätter zu boykottieren?

  12. Eigentlich ist dieser „Journalismus“ doch ganz offensichtlich kriminell. Das Rechtsempfinden fast jedes psychisch gesunden Erwachsenen würde doch erwarten, dass so ein Geschäftsmodell verboten wird bzw. so empfindlich bestraft, dass es Folgen hat. So etwas wird aber noch nicht mal diskutiert. Es traut sich wohl niemand, es sich mit den mächtigen Verlagschefs zu verscherzen?

Einen Kommentar schreiben

Mit dem Absenden stimmen Sie zu, dass Ihre Angaben gemäß unseren Datenschutzhinweisen gespeichert werden. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.