Meine Woche mit …

Oliver Pocher, Instagrammer mit Instagrammer-Hass

Ich könnte jetzt spontan nicht sagen, was das Talent von Oliver Pocher ist. Okay, er kann schlagfertig sein, er kann mit Günther Jauch frotzeln, er kann über sich selbst lachen (vor allem im Sinne von: Er findet sich lustig). Er fühlt sich wohl vor Kameras und hat dort eine nicht immer kontraproduktive Furcht- und Hemmungslosigkeit. Er macht gerne Prominente nach (auch wenn der Witz dann häufiger darin zu bestehen scheint, wie schlecht diese Parodien sind).

Aber wenn mich jemand fragen würde, auf welchem besonderen Können der anhaltende – oder jedenfalls: immer wiederkehrende – Erfolg des Moderators und Komikers Oliver Pocher beruht, täte ich mich schwer. Irgendwie mögen erstaunlich viele Leute halt, was er macht. Das reicht ja auch.

Ich würde auf der Sache mit dem Talent nicht herumreiten, wenn das nicht der zentrale Punkt wäre, der Pocher seinerseits an Influencern so anhaltend empört. Er wirft vielen dieser Leute, die auf und von Instagram leben, zwar auch ihre Lächerlichkeit, ihre Dummheit und ihre Verantwortungslosigkeit vor (meistens zu recht). Aber was er ihnen am meisten übel zu nehmen scheint, ist ihr unverdienter Erfolg. Millionen Follower, ohne wirklich etwas zu können. Millionen Likes, ohne sich Mühe zu geben.

Es ist ein bisschen ironisch.

Eine Laudatio ist keine Fellatio

Oliver Pocher hat zwei Millionen Follower auf Instagram. Er betreibt dort zeitweise täglich ein Format namens „Bildschirmkontrolle“. In fünfzehnminütigen Videos arbeitet er sich an anderen Instagrammerinnen und Instagrammern ab.

Die Start-Frames von Pochers „Bildschirmkontrolle“ Alle Screenshots: instagram.com/oliverpocher

Ich habe mir das eine Woche lang angesehen, und vielleicht hilft es – zur Humorkalibrierung und als Erwartungsmanagement – gleich am Anfang einen Beispielwitz zu nennen. Wenn er mit vergifteten Glückwünschen einer Instagram-Gerda zu einer Million Followern gratuliert, schreibt Pocher dazu: „hier ist meine LAUDATIO (nicht verwechseln mit FELATIO)“. Ja. Tja. Jaha.

Jeden Tag steht Pocher in irgendeinem graubraunen Raum, vermutlich bei sich zuhause, vor seinem Smartphone. In der rechten Hand hält er ein iPad, auf dem er sich die Szenen aus irgendwelchen Stories bereitgelegt hat, die er dann etwas umständlich aussucht und startet, in die Kamera hält und kommentiert.

Gern äfft er die Leute, die er da zeigt, synchron nach oder antwortet ungefragt auf die Sätze, die sie an ihre ungesehenen Fans richten. Influencer: „Ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gekommen.“ Pocher: „Sind wir.“

Es ist schwer, angemessene Vergleiche für die Freudlosigkeit und Uninspiriertheit zu finden, mit der er das macht. Er ist wie Stefan Raab bei seiner siebentausendsten „TV Total“-Aufzeichnung, nur nicht so motiviert. Er ist wie Oliver Kalkofe bei seinem sechshundertsten „Mattscheibe“-Sketch, nur ohne Maske, Kostüme, Dialoge, Textideen und Schnitttricks.

Mit Brachialität gegen den Irrwitz

Dem Irrwitz dieser ganzen Influencer-Rituale hat er nichts entgegenzusetzen als Brachialität. Wenn die Gerda in ihr Handtelefon flötet: „Ich habe Sonnenbrille auf, weil ich meinen Anblick gerade nicht so ertragen kann“, erwidert Pocher: „Danke, das geht uns genauso. Deine Fresse können wir schon lange nicht mehr sehen.“

Instagrammerinnen, die von ihm als Ziel auserkoren werden, sehen sich offenbar einer Flut von Kritik, Beschimpfungen und Negativmails ausgesetzt. Deshalb hassen sie ihn so sehr, wie er sie verachtet. „Wenn ich ’ne Nutte wäre, mit ihm würd ich nicht mal gegen Geld schlafen, sorry, not sorry“, sagt Instagram-Gerda in einer Story, was er genussvoll vorführt, um darauf mit der ganzen Kunstfertigkeit und Raffinesse von über 20 Jahren Bühnen- und Fernseherfahrung antworten zu können: „Sorry, not sorry, ist auch egal. Ich möchte gar nicht mit dir schlafen.“

Vielleicht müssen wir kurz klären, wer diese Instagram-Gerda ist. Sie nennt sich Gerda Lewis, hat sich durch die erfolglose Teilnahme an der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“ 2018 für die Hauptrolle in der Paarungsshow „Die Bachelorette“ 2019 qualifiziert und wirbt heute erfolgreich auf Instagram für sich und Sachen. Sie stammt aus Litauen und heißt bürgerlich Gerda Sadzeviciute, was Pocher gerne sagt, als wäre es ein Witz.

Heulende Hohlfritte

Insta-Olli (oben) mit Insta-Gerda (unten)

Die beiden haben vermutlich eine längere Vorgeschichte, und in dieser Woche hat ihn besonders geärgert, dass sie ein Foto gepostet hat, wie sie sich kunstvoll armräkelnd in einer verschneiten Landschaft aus einem Auto lehnt.

Der Olli sieht darin eine gefährliche Aufforderung, trotz Corona massenhaft Ausflüge in den Schnee zu machen und sich dort armrudernd aus womöglich fahrenden Autos zu lehnen. Die Gerda findet das ganz ungerecht, weil sie überhaupt niemanden aufgefordert hätte, Ausflüge in den Schnee zu machen und das Auto gar nicht gefahren sei, und weint in ihre Instagram-Stories und ist sogar so traurig, dass sie dann erstmal ein paar Minuten gar nichts mehr postet. Der Olli nennt sie „Hohlfritte“ und kauft ihr die Tränen schon deshalb nicht ab, weil sich niemand, der wirklich traurig sei, dann noch ein „Handy in die Fresse drückt“.

Und bekommt dann einen erstaunlichen Wutanfall darüber, in dem er sie und, mutmaßlich, ihresgleichen direkt anspricht und beschimpft.

„Ihr rafft es einfach nicht. Es geht einfach darum, dass ihr eine Vorbildfunktion habt. Und dass ihr mit euren beschissenen Schneefotos, die ihr auf einmal unter dem Hashtag #winterberg … und das explodiert wie nichts im Netz auf einmal … die Leute animiert, dass sie alle hinfahren, und alle wollen diese beknackten Fotos nachmachen von euch. Ey, es ist einfach so, man kann es doch einfach mal lassen.“

Exakt an dieser Stelle trägt es ihn aus der Kurve. Aus einem etwas lehrerhaften, aber sehr nachvollziehbaren Vortrag über das fehlende Verantwortungsbewusstsein vieler Influencer wird eine beleidigende, ungerechte Abrechnung mit der ganzen Substanzlosigkeit der Influencerei, auch ihrer harmlosen Egalheit:

„Es geht nicht darum, ob du aus einem fahrenden Auto ein Foto machst. Sondern ob du einfach deinen Billo-Content auf Krampf unter die Leute bringen musst. Weil dir halt einfach Scheiße-langweilig zuhause ist. Weil dein Leben einfach total unspektakulär ist. Und weil’s einfach uninteressant ist, was du grundsätzlich zu erzählen hast, weil du einfach nur einen Schrank von links nach rechts räumst und dann wieder umräumst und dann irgendwie Essen filmst. Und dann einfach langweilige banale Kacke. Das ist es halt einfach. Und wenn man aus deinen 34 Stories einfach zwei machen würde, die irgendwas Sinnvolles haben, dann ist das halt schön und gut. Aber es geht einfach nur darum, Leute an sich zu binden und Follower und ä-wä-wä und die ganze Zeit.“

Ich weiß nicht, wie uninteressant das Privatleben von Oliver Pocher ist, aber auf Instagram steht er herum und mokiert sich, wenn jemand in irgendeiner Story schreibt, er sei „einfach nur endtäuscht (sic!)“. Oder er zeigt, wie jemand sagt, es gebe auch Orte, da sind „keine Leuten“, und hält das Video an, um sich über den Versprecher lustig zu machen: „Da läuten nur die Leuten“.

Nicht nur doof, sondern saudoof

Oliver Pocher auf Instagram mit Michael Wendler auf Instagram

Und dann ist da natürlich noch Michael Wendler. Der Schlagersänger hat wegen der geplanten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit im Kampf gegen das Corona-Virus was vom „KZ Deutschland“ gepostet. „Bisher dachten wir immer nur, du bist doof“, ruft Pocher ihm zu. „Seit gestern wissen wir: Du bist saudoof. Richtig dumm, unangenehm, peinlich, und mir fallen die Worte eigentlich nicht ein.“ Bisher hätte es noch „ein ganz bisschen Restsympathie“ gegeben, „das ist vorbei.“

Bevor Pocher den Zuschauern bei der Gelegenheit erklärt, dass jeder, der AfD wählt, ein „kompletter Volltrottel“ ist, erklärt er Wendler, dass er den RTL-Pressesprecher mit dem RTL-Unterhaltungschef verwechselt hat und seine 19-jährige Freundin Frau Laura Müller kein Talent hat:

„Sie kann nichts. Sie wird auch nie was können. Weil sie einfach eine komplette Hohlbirne ist. Talentfrei ohne Ende. Gutaussehend: ja. Talentfrei: 100 Prozent.“

Michael Wendler stellte derweil klar, dass er mit „KZ“ nicht „Konzentrationslager“, sondern „Krisen-Zentrum“ gemeint hätte.

Und Oliver Pocher beteuerte, dass er Wendler keineswegs den Tod gewünscht hätte, als er meinte, es wäre am schönsten, wenn er mal den Helm beim Motorradfahren nicht benutzen würde, „denn dann würde sich ein Problem mal erledigen“. Er habe bloß gemeint, „dass es vielleicht mal ganz schön wäre, wenn ihm die Palme auf den Kopf knallt und er vielleicht wieder zur Besinnung kommt“.

Stop making stupid people famous

Pochers Kommentar zur Wahlniederlage von Donald Trump

Es ist alles schrecklich persönlich. Jede Auseinandersetzung – auch die eigentlich guten, die Pocher anzettelt – scheint zu einer Privatfehde auf dem niedrigsten Komm-doch-komm-du-doch-Niveau zu werden. „Wenn du das Geld hast, verklag mich doch“, ruft er Wendler zu, „sei doch der nächste, der verkackt“, um dann aufzuzählen, wer ihn alles schon verklagt und verkackt hat.

Pocher fragt, wie es sein kann, dass ein Corona-Leugner und KZ-Verharmloser wie Wendler noch als Juror bei DSDS zu sehen ist (bevor RTL ihn doch noch unkenntlich machte). Wendler fragt, wie es sein kann, dass ein Mobber wie Pocher noch bei RTL zu sehen ist. Pochers Antwort?

„Ich sag dir, warum wir weiter bei RTL sind: Es ist sehr erfolgreich.“

Das sagt derselbe Mann, der sich über Gerda Lewis‘ Maßstäbe empört:

„Sie hat eine Million Follower. Und das ist das Wichtigste in dieser Welt: Likes. Klicks. Shares. (…) Du brauchtest diese verdammte Million, weil ihr euch nur über Follower und Likes identifiziert. Wunderbar. Glückwunsch.“

Pocher teilt den Screenshot eines Followers, der Wendlers Account bei Instagram als unangemessen gemeldet und den Satz „Stop making stupid people famous“ hinzugefügt hat. Auch diese Ironie erkennt Pocher nicht: Dass er selbst es war, der Wendler mit mehreren gemeinsamen Aktionen und einer größeren RTL-Show noch mal einen Berühmtheitsschub verpasst hat.

Ich will die ganze Zeit sowas schreiben wie: Schade, was aus dem Pocher geworden ist, aber dann fällt mir nicht mehr ein, was eigentlich sonst aus ihm hätte werden sollen oder welches nochmal das Talent ist, das er hier verschwendet.

17 Kommentare

  1. Top Format. Pocher zu begleiten war auch mal überfällig. Wenn er wenigstens mehr Witz als Beleidigungen benutzen würde, wäre es vielleicht unterhaltsam und nicht kontraproduktiv, aber da er sich keine oder kaum Mühe gibt, verbessert er nichts und ist für mich sinnbildlich das Substrat oder auch das Abziehbild eines typischen Meckerdeutschen, der zu allem eine Meinung hat, aber von kaum was eine Ahnung oder Kenntnisse. Da finden sich natürlich viele wieder. Außerdem auch traurig, dass Pocher mit solchen Aktionen zu den wenigen gehört, die das fehlende Verantwortungsbewusstsein vieler Influenzer kritisieren. Da kann es ruhig mehr Kritik geben, aber bitte maßvoll.

  2. Anfangs fand ich Pochers Bildschirmkontrolle amüsant und erfrischend und nahm ihm seine Empörung über die mannigfaltigen Saudummheiten der jeweiligen „InfluencerInnen“ auch ab. Aber wie so oft bei ihm scheint er recht früh gemerkt zu haben, daß ihm das, je weniger sachlich er wird, umso mehr Aufmerksamkeit beschert, bis hin zu einer neuen eigenen Show beim Haussender.
    Es ist dasselbe Muster festzustellen wie bei den inszenierten Auseinandersetzungen mit Bobbele oder dem ehemaligen DSDS-Juroren:
    wenn am Ende ne Show und viel öffentliches Echo bei rauskommt, sind viele Mittel recht.
    Und das macht es immer wieder schwer, ihn und das, was er so macht, für wirklich glaubhaft zu halten.

  3. Sachhinweis: Laura Müller ist lt. Wikipedia nicht die Freundin, sondern die Frau von Michael Wendler. Heirat in 2020.

  4. Die mädels sind halt fashionlivestyleinfluencer, der pocher coronamoralinfluencer. Beide zielen sie auf doofe. Die einfach machen sollen, was sie sagen. In den schnee gehen oder eben nicht. Also beide fleischgewordene BILD. Gemeinsam haben sie den tiefen instinktiven glauben daran, dass aufklärung gescheitert ist. Die generation, auf die sie zielen, hat schnelleren und besseren zugriff auf das weltwissen als jede vor ihr. Sie wird intensiver beschult, belehrt und penetranter mit political correctness beschallt als je eine vor ihr. Sie macht aber nur, was einer sagt, den sie cool findet. Weil er oder sie millionen follower hat. Also die anderen dödel. Nun gehe ich mal davon aus, dass das alter derer, die mandymaddypeggyinfluencerinnen alles glauben, so zwischen 10 und 16 liegt. Schulbildung scheint dabei egal zu sein? So hat die primitive, einfallsfreie und krampfigwütende pädagogiknummer des pocher eine gewisse logik: die jungdödel sollen das halt auch sehen und raffen, und also denkt er, da muss man muss eben auf ihrem sprach- und denkniveau den holzhammerblues tanzen. Und wenn er dann vielleicht so eine von 10 vor dem kompletten hirntod gerettet hat, dann sind deren vorbilder in zukunft greta , drosten oder marina weisband oder vielleicht auch nur der lauterbach. Er kann es als böhmermann für rtl-fans ja wohl kaum selber sein wollen. Denkt er aber dennoch. Gemeinsam ist solchen inluencern der menschenverachtende glaube daran, dass junge menschen jemand brauchen, dem sie hinterherlaufen können. Es muss nur der richtige sein. Also zb er. Und wir reden nicht von vorbildern, wie man sie in dem alter haben soll. Die waren früher auch oft zweifelhaft, che guevara oder hohohotschimin, günter grass oder mandela. Aber diese generationen diskutierten die botschaft solcher moralvorturner dann doch auf recht hohem niveau. Heute wird von allen, auch den erwachsenen, nur noch erwartet, dass sie einfach den moralisch hochwertigen hinterherlaufen und nichts mehr diskutieren. Sich in lager der coolen guten begeben. Ob greta, drosten, pocher oder kosmetikmaddy: wähle deinen führer.
    ( weisband nehme ich mal aus, sie ist aber auch politikerin und millionenfach klüger als pocher, und würde sich wohl nicht als influencerin sehen wollen. Drosten wird begriffen haben, dass er aus der obererklärbärnummer im moment nicht raus kann, sein unbehagen ist ihm aber zunehmend anzumerken, was ihn ehrt.).
    Hör auf seine lehre. Lauf in seine richtung. Das ist natürlich im kern faschistisch.

  5. Danke für den Artikel. Tatsächlich ignoriere ich Pocher schon länger, und der Artikel hilft bei der gelegentlichen Selbstüberprüfung, ob diese Einstufung noch stimmt – ja anscheinend.

    Die Frage die mich mehr interessiert: Warum hat das so großen Erfolg, gerade bei Jüngeren? Ein paar Thesen dazu habe ich schon, dann kommt jedoch die Anschlussfrage: Wie ist es möglich die negativen Effektive der Muster (gegenseitige Prominenzmachung, Folgen) zu entzaubern? Hier bin ich überwiegend ratlos.

    Dabei fällt mir auf, dass ich mich an mehr negative Kritiken von Social-Media-„Formaten“ und Boulevardjournalismus hier erinnere. Das passt natürlich zu Übermedien, halte ich auch für wichtig und lese ich grundsätzlich gern. Gelegentlich würde ich mich auch über ausführliche positive Kritiken freuen, nicht nur bei Podcasts (da habe ich sie in Erinnerung). Mein Vorschlag: Walulis bei bei funk.net https://www.funk.net/channel/walulis-1031 oder auch „Walulis Daily“, dort habe ich viele unterhaltsame und wohl auf Kurz-Video-Formate-gewöhnte Seher:innen Infos- und Medienkritiken gesehen, z.B. auch über Pocher: https://www.funk.net/channel/walulis-1031/oliver-pocher-so-poebelt-er-sich-zum-erfolg-walulis-1689008 (und dann noch mit eigener Infrastruktur erreichbar). Da hätte ich Hoffnung, dass eine Kritik von Übermedien durchaus positiv ausfallen könnte. Ist es ein wirksamer Ansatz von Entzauberung, mit ähnlichen Schnitten und unterhaltsamen, stark verkürzten (Wort)Bildern zu arbeiten?

  6. Er ist wie Stefan Raab bei seiner siebentausendsten „TV Total“-Aufzeichnung, nur nicht so motiviert. Er ist wie Oliver Kalkofe bei seinem sechshundertsten „Mattscheibe“-Sketch, nur ohne Maske, Kostüme, Dialoge, Textideen und Schnitttricks.

    Schön formuliert. Die Zahlen kamen mir überschlagsweise ein bisschen hoch vor, deshalb hab ich danach gesucht: Stefan Raab hat laut Wikipedia nach 2303 Folgen aufgehört, und Oliver Kalkofe ist gerade bei etwas über 300.

    Ich sekundiere den Vorschlag Walulis, weil das wenigstens Formate sind, die ich im Gegensatz zu Pocher regelmäßig schaue und ich kannte ihn schon, als er noch direkt im Fernsehen Parodien gemacht hat. Wäre interessant, wie Stefan Niggemeier den Kanal kritisiert. Walulis hat mittlerweile auch ein merkwürdiges Ausstrahlungsformat was so halb in der ARD-Mediathek ist und er wirbt in den YouTube-Videos dafür, dass einige Inhalte exklusiv in der Mediathek sind. Ich weiß nicht ob das interessant ist und Leute in die Mediathek lockt oder eine komplette Nullnummer ist.

  7. @ErwinZK:

    Ja, dem Walulis seine Videos kann man sich anschauen. Auch nicht ganz unproblematisch, weil er jedes noch so ernste Thema zwanghaft auf lustig bürsten muss (anscheinend ist die Zielgruppe ohne Dauerbespaßung nicht zu bekommen) – aber es ist um Längen klüger und reflektierter, als das pocher’sche Rumpelstilzchentum.

  8. @ERWINZK
    Suchen Sie doch spaßeshalber auch mal nach „Hyperbel“, Übertreibung als rhetorisches Mittel.

  9. „Pocher beleidigt Instagrammer“ – beste Schlagzeile seit „Mario Barth wirft Dieter Nuhr Niveaulosigkeit vor“. Bei sowas kann es eigentlich nur Gewinner geben.

    Schön anzuschauen ist es sicher nicht. Aber wer Schlammcatchen, 2girls1cup oder das Sommerhaus der Stars mochte, wird auch daran Gefallen finden.

  10. Das war eigentlich keine Kritik an der Übertreibung, vielleicht hätte ich das anders schreiben sollen. Ich kann nur nicht vorbeigehen, ohne das nachzuprüfen, wenn mir eine Zahl unplausibel vorkommt. Und ich dachte vielleicht freut sich ja noch jemand über die Einordnung.

    Ich wollte hier nicht gleich den ersten Text der Kolumne damit miesmachen, sorry. Weitermachen.

  11. Was Oliver Pocher nicht verstanden hat (oder vorgibt nicht verstanden zu haben) ist aus meiner Sicht: Influencer ersetzen mit ihren Stories Fernsehsendungen. Wer sich früher vielleicht Reality-Dokus, Zwei bei Kallwass (hieß das so?) oder Berlin Tag und Nacht angesehen hat, der schaut heute Influencer:innen zu, was die tagsüber so machen. Man sitzt am Handy, hat grad nichts zu tun und schaut mal rein, hört ihnen zu, es ist einfach eine neue Form der Unterhaltung.
    Ich denke es geht vielen Zuschauern:innen nicht mal darum, einem Idol zu folgen oder die Produkte zu kaufen, sondern es geht darum, sich Zeit auf eine Art zu vertreiben. Früher hat man halt nachmittags auf Pro7 rumgezappt, dann waren alle bei YouTube und jetzt gibt es quasi Insta-Fernsehen. Es ist einfach ein neues Unterhaltungsformat, das (meistens) keinem weh tut.

    Das muss nicht intelligent sein und es muss auch keinen Sinn haben und man muss es auch nicht gut finden.

    Dass einige Influencer:innen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, die sie durch teils so hohe Followerzahlen haben, das ist ein Thema, dem sich Oliver Pocher (oder gerne auch jemand talentierteres) wirklich annehmen könnte. Ob die Bigotterie mit den „Geschäfts“-Reisen nach Dubai, das neue Geschäftsfeld Multi-Level-Marketing, die Schrottprodukte aus China, Ernährungs- und Diättips ohne die entsprechende Kompetenz zu besitzen etc.

    Aber ich hab das Gefühl darum geht’s ihm gar nicht vorrangig. Ob eine Gerda langweiligen Vorher-Nachher-Content macht oder Essen fotografiert – ja Mei, sich darüber aufzuregen – kann man machen aber Witz ist da nirgends zu finden.

    Dann hat er sich über die Kinder-Vermarktungs-Muttis auf Insta aufgeregt – ich finde das auch unsäglich, aber als er viel Gegenwind bekam, es ginge ihn doch gar nichts an wenn andere ihre Kinder in die Kamera halten, war es plötzlich der ehrenwerte Kampf gegen Pädophilie, den ihn und seine Frau antreibt. Ja klar, wer’s glaubt. Hier konnte sie sich dann endlich auch positionieren. Er macht sich über Instagrammer:innen mit Dior Taschen und Primark-Latschen lustig, seine Frau trägt parallel geschmacklose Balenciaga-Großdruck-Logo-Klamotten und bringt die uninspirierteste Lounge-Wear-Kollektion raus, die ich seit langer Zeit gesehen habe. Wie soll man die zwei ernst nehmen?

    So weit so gut, ich fand deinen Artikel zu Oliver Pocher klasse. Bleibt die Frage, wer feiert ihn so sehr? Meine Beobachtung: Menschen die überdurchschnittlich viele Lachsmileys verwenden, sehr schnell persönlich werden, sich daran erfreuen, wenn es Menschen, denen es vermeintlich besser geht, endlich mal an den Kragen geht, beeindruckend viele Schreibfehler machen und denken, der Oliver macht das alles im Kampf für den kleinen Mann. Denke so oder so ähnlich kann man das zusammenfassen ;)

  12. Meiner Meinung nach trifft Pocher einen Zeitgeist und bestätigt jene, die ähnlich Denken, dass es schon legitim sei, ständig auf diese Weise etwas zu meinen und zu beurteilen. Das scheint quasi ein Bauchpinselformat zu sein. Interessanter als Pocher ist da eigentlich, warum viele (oder immer mehr?) Leute diese Haltung einnehmen? Ich vermute als Kompensation von Ängsten und zu viel Verantwortung. Da tut es gut, auf andere zeigen zu können. Ein weiteres Zeichen, dass es gesellschaftlich gerade arg knirscht?

  13. Dieser Bericht ist so unnötig, wie die tägliche SPIEGEL-Kolumne über das DschungelCamp.

  14. Verstehe die Kritik an Pocher nicht. Ja, man kann die Wortwahl nicht gut finden und der Humor ist nicht jedermanns Geschmack. Aber aus meiner Sicht sind es die Inhalte die Zählen. Also das klar Stellung beziehen und das Verhalten dieser Leute einzuordnen mit teils drastischen Worten.
    Meines Erachtens kommt der Witz dieser Bildschirmkontrollen weniger aus den Kommentaren und mehr aus der unglaublichen ideotie der Protagonisten.
    Mir gefällts und ich bin auf diesen Artikel nur über einen Post von Pocher gekommen. Eine kleine Google suche später bin ich hier gelandet und habe dabei auch diverse Tweets von Niggemeyer aus der Vergangenheit gefunden, die sich abfällig über ihn äußern.
    Ich glaube Pocher ist einfach nicht jedermanns Geschmack und das ist auch ok so, ich finde aber an der inhaltlichen Auseinandersetzung mit Influencern/Instagramern kann man nichts kritisieren.

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