Viele sahen den Fall „Relotius“ durch die „Spiegel“-Aufklärungskommission aufgeklärt. Immerhin hat sich die Kommission über mehrere Monate mit dem Fall beschäftigt und einen 146-seitigen Abschlussbericht vorgelegt. Doch nun sind uns Dokumente zugespielt worden, die neue Fragen aufwerfen.
Eines dieser Schriftstücke veröffentlichen wir hier im Original. Es handelt sich um eine Mail des damaligen „Spiegel“-Ressortleiters Matthias Geyer an seine beiden Star-Reporter Claas Relotius und Juan Moreno.
Liebe Leute,
nach unseren Gesprächen heute möchte ich jetzt noch mal festhalten, worum es bei dieser Geschichte geht.
Wir wollen die Geschichte erzählen, wie ein stinknormaler Junge auf die Welt kommt, der schon jetzt als Heilsbringer gehandelt wird und dessen Werdegang als „Erlöser“ wir journalistisch begleiten wollen.
Dazu brauchen wir: eine hochschwangere arme Frau, die in einem absolut verschissenen Stall ihr Kind gebiert. Sie sollte nicht wissen, von wem das Kind ist: von ihrem jetzigen Partner, vom heiligen Geist oder von wem auch immer. Dann wäre es gut, wenn wir der Ärmlichkeit und Traurigkeit irgendeine Form von Pomp gegenüberstellen könnten.
Vielleicht irgendwelche Celebrities oder Leute aus dem Hochadel, die mit fetten Geschenken anreisen. Das würde einen schönen Kontrast abgeben.
Guckt, was Ihr für das Ambiente noch organisieren könnt. Vielleicht ein paar Schäfer oder einen Esel und nen Ochsen. Tiere kommen immer gut … Perfekt wäre auch ein großer Stern, der die Szenerie ausleuchtet. Das gibt tolle Bilder!
So, und jetzt wünsche ich euch viel Glück. Es ist ein großartiger Stoff, den ihr da bearbeitet. Juan, auch wenn du sicher schon erschöpft bist von der ersten Recherche, gib jetzt bitte noch mal richtig Gas. Wenn ihr die richtigen Leute findet, wird das die Geschichte des Jahres.
Lorenz Meyer schreibt als Comedyautor für Fernsehen, Online und Bühne und verfasst die werktägliche Medienkolumne „6 vor 9“ auf BILDblog.de.
Für Übermedien erzählt er in diesem Advent jeden Tag die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht einer Medienpersönlichkeit nach.
4 Kommentare
Juan Moreno hat zu Geyers Ehrenrettung ja geschrieben, dass diese Mail ein Einzelfall war und er solche von Geyer sonst nicht erhielt und sehr erstaunt war. Was allerdings die Möglichkeit offen lässt, dass Geyer sich gegenüber Relotius öfter so geäußert hatte…
@1 (Peter Sievert):
„Juan Moreno hat zu Geyers Ehrenrettung ja geschrieben, dass diese Mail ein Einzelfall war und er solche von Geyer sonst nicht erhielt und sehr erstaunt war. “
OK, damit hier mal ein bisschen Lyrik reinkommt:
„Der Einzelfall – das ist erschreckend –
erweist sich oft als flächendeckend.“?
(Wolfgang Lörzer, Dozent und Schriftsteller)
„Was allerdings die Möglichkeit offen lässt, dass Geyer sich gegenüber Relotius öfter so geäußert hatte…“
„Die Wahrheit ist ein Verdacht, der andauert.“??
[Ramón de Campoamor y Campoosorio (1817 – 1901), spanischer Schriftsteller und Jurist]
Beeindruckend, wie schön Sie von http://www.aphorismen.de abgeschrieben haben abgesehen von leichter Kürzung der Personenbeschreibung.
Ich geb‘ auf. Ich erkläre hiermit, dass ich glaube, dass es sich genau so ereignet hat.
Juan Moreno hat zu Geyers Ehrenrettung ja geschrieben, dass diese Mail ein Einzelfall war und er solche von Geyer sonst nicht erhielt und sehr erstaunt war. Was allerdings die Möglichkeit offen lässt, dass Geyer sich gegenüber Relotius öfter so geäußert hatte…
@1 (Peter Sievert):
„Juan Moreno hat zu Geyers Ehrenrettung ja geschrieben, dass diese Mail ein Einzelfall war und er solche von Geyer sonst nicht erhielt und sehr erstaunt war. “
OK, damit hier mal ein bisschen Lyrik reinkommt:
„Der Einzelfall – das ist erschreckend –
erweist sich oft als flächendeckend.“?
(Wolfgang Lörzer, Dozent und Schriftsteller)
„Was allerdings die Möglichkeit offen lässt, dass Geyer sich gegenüber Relotius öfter so geäußert hatte…“
„Die Wahrheit ist ein Verdacht, der andauert.“??
[Ramón de Campoamor y Campoosorio (1817 – 1901), spanischer Schriftsteller und Jurist]
Beeindruckend, wie schön Sie von http://www.aphorismen.de abgeschrieben haben abgesehen von leichter Kürzung der Personenbeschreibung.
Ich geb‘ auf. Ich erkläre hiermit, dass ich glaube, dass es sich genau so ereignet hat.
Nur, bitte, bitte nichts mehr lesen müssen.