»Die Medien ziehen die Mächtigen zur Rechenschaft. Und der Medienjournalismus zieht die Medien zur Rechenschaft.«
Medien müssen an sich die Maßstäbe anlegen, die sie an alle anderen anlegen
Georg Mascolo hat davor gewarnt, dass Pressefreiheit nicht nur von außen bedroht sein kann, sondern auch von innen: „Durch Bequemlichkeit und mangelnde Konsequenz. Ohne das unbedingte Gefühl, gegenüber jenen aufrichtig und rechenschaftspflichtig zu sein, ohne die wir nichts sind: unser Publikum.“ Der frühere „Spiegel“-Chefredakteur, der heute das Recherchenetzwerk von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ leitet, forderte eine „kundige, harte, faire“ Selbst- und Medienkritik: „Nur wenn wir mit unseren Fehlern transparent umgehen, erhalten wir uns die Freiheit und die Autorität, andere auf ihre Fehler hinzuweisen.“
Mascolo sprach am Mittwoch in Frankfurt auf der Feier zum 70. Geburtstag des Fachdienstes „epd Medien“. Wir veröffentlichen seine Rede leicht gekürzt.
Der Fachdienst „epd Medien“ ist älter als das Grundgesetz, das Jubiläum feiern wir erst im Mai.
Es waren Zeiten, in denen unsere Großmütter und Mütter, die Großväter und Väter aus Schutt und Schuld ein neues Land errichteten, dessen erste und vornehmste Aufgabe es war, nie wieder so zu werden wie das vorherige Deutschland.
In diesen Zeiten klingt das schon manchmal wie eine Mahnung.
Die Medien, wahrhaft freie Medien, sollten beim Aufbau dieses neuen Landes eine entscheidende Rolle spielen. So wie sie dies in jeder Demokratie tun. Sie ermöglichen den Menschen, von Diskussionen, politischen Vorschlägen und Affären zu erfahren um dann – gut informiert – ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Oder wie es das Bundesverfassungsgericht im „Spiegel“-Urteil formulierte: Journalismus fungiert „als ständiges Verbindungs- und Kontrollorgan zwischen dem Volk und seinen gewählten Vertretern in Parlament und Regierung.“
In seinen guten Momenten ist der Journalismus eben dies: Er informiert, er missioniert nicht. Man ist nach dem Lesen, dem Zuhören, dem Zuschauen klüger. Und nicht nur erregter. An einem solchen Abend lohnt es daran zu erinnern, dass es Grund gibt, stolz zu sein. Bei allen Fehlern und Macken: Wir haben großartige Tageszeitungen. Wir haben ein, bei aller berechtigten Kritik, großartiges öffentlich-rechtliches Rundfunksystem. Man muss sich nur die USA anschauen, um zu sehen, wohin es führt, wenn das Fernsehen den Verstand verliert.
In seinen besonders guten Momenten ist der Journalismus der Reparaturbetrieb der Demokratie.
Momente, für die man sich schämen muss
Der erste Satz, der in der ersten Ausgabe zu lesen war, stammte von Adolf Grimme, damals Generaldirektor des NWDR. Es war eine Mahnung: „Der Rundfunk darf nicht der verführerischen Jagd nach Popularität verfallen.“
Der Satz liest sich aufreizend frisch. Und nicht nur, was den Rundfunk angeht.
Denn leider ist es ja nicht so, dass der Journalismus nur erhabene Momente kennt. Er kennt auch andere. Sogar solche, für die man sich nur schämen kann. Und schämen muss.
Und damit zu dem, was diejenigen, die „epd Medien“ auf den Weg brachten, früh und richtig erkannten, was der eigentliche Grund für die Existenz dieses Dienstes ist: Eine staatliche Kontrolle der Medien kann und darf es nicht geben, Medien müssen diese Aufgabe selbst wahrnehmen und dafür sorgen, dass sie an sich selbst jene Maßstäbe anlegen, die sie auch an alle anderen anlegen.
Die Medien ziehen die Mächtigen zur Rechenschaft. Und der Medienjournalismus zieht die Medien zur Rechenschaft. So, dass er sich aus sich heraus kritisiert, auf Fehlentwicklungen hinweist, für notwendige Diskussionen und Korrekturen sorgt.
Die evangelische Kirche wollte hierzu ihren Beitrag leisten. Wie keine andere Institution weiß die Kirche übrigens, dass noch jeder technologische große Sprung seine guten und seine schlechten Seiten hat. Schließlich hat sich schon die Hoffnung, dass mit dem Buchdruck die Welt eine bessere werden würde, wenn nur jeder eine Bibel lesen kann, nur als teilweise richtig herausgestellt.
Medien müssen Medien kritisieren
Kein Archiv liefert Aufschluss darüber, woher der Gedanke kam, aber er war nah an dem, was weit entfernt, auf der anderen Seite des Atlantiks gedacht und geschrieben wurde. Im Jahr 1942, mitten im Krieg, nahmen „Time“ und die „Encyclopedia Britannica“ mehr als 200 000 Dollar in die Hand, um den Zustand und die Zukunft der Presse zu untersuchen. 1946 waren sie damit fertig. In dem Bericht hieß es:
„Wir empfehlen, dass die Angehörigen der Presse sich in intensiver gegenseitiger Kritik üben. Ein hoher professioneller Standard wird kaum erreicht werden, solange die Fehler und Irrtümer, die Betrügereien und Verbrechen einzelner Pressevertreter von anderen Mitgliedern des Berufsstandes schweigend übergangen werden.
Wenn die Presse rechenschaftspflichtig sein soll – und das muss sie sein, wenn sie weiterhin frei bleiben soll – müssen sich ihre Mitglieder gegenseitig mit dem einzigen Mittel disziplinieren, welches ihnen zur Verfügung steht, nämlich der öffentlichen Kritik.“
Medien müssen Medien kritisieren. Wenn dies richtig und zwingend ist, dann will ich heute Abend die Frage stellen, ob dies denn in ausreichendem Maße geschieht, abgesehen von unserem Jubilar und zugegeben etlichen anderen.
Die Mängel des Medienjournalismus
Ich fange einmal bei mir an und käme zu dem Ergebnis, dass wir nicht genügend Medienjournalismus haben und dass der existierende bisweilen Großartiges leistet, aber zu oft auch tut, was man auch sonst in der Branche beobachten kann: Er interessiert sich für Personalien und weniger für das System, er jagt am Morgen Dingen hinterher, die er am Abend selber nicht mehr interessant findet. Er macht Kleines Groß und lässt Großes liegen. Manchmal ist der Medien-Journalismus dem atemlosen politischen Journalismus in Berlin nicht unähnlich. Er lebt in seiner eigenen, höchst reizbaren Welt und nutzt zur Kommunikation ausgerechnet auch noch das nervöseste Medium: Twitter.
Bleibt da genügend Zeit und Aufmerksamkeit für die großen Fragen?
Hat ein Medienjournalist den schmerzlichen Fall Claas Relotius aufgedeckt? Hat sich der Medienjournalismus bis heute ausreichend mit der Frage beschäftigt, was da schiefgegangen ist? Fälschen ist eine eigene Kategorie, keine Redaktion ist vor Betrügern gefeit. Aber wenn eine erfundene Krebs-Therapie drei Mal hintereinander den Nobelpreis gewinnen würde, wäre unsere Frage: Was sind die Ursachen?
Der kluge Bernhard Pörksen hat zu Recht einen „investigativen Medienjournalismus“ angemahnt. Es gibt ihn, wie „epd Medien“ mit der Enthüllung über Schleichwerbung in der damaligen ARD-Vorabendserie „Marienhof“ beispielhaft demonstriert hat.
Aber es gibt ihn zu selten.
Wo habe ich in der Vergangenheit die Mahnungen gelesen, dass eine laut Pressekodex zwingend vorgeschriebene Korrektur von Fehlern nicht stattgefunden hat? Wer hat den Journalisten Mascolo, der sich jahrzehntelang lieber wegduckte, als dieser Verpflichtung nachzukommen, dafür zur Rechenschaft gezogen?
Kann es daran gelegen haben, dass diejenigen, die darüber berichtet hätten, mit Erschrecken festgestellt hätten, dass es bei ihnen nicht anders ist? In dem lesenswerten neuen Buch des früheren „Guardian“-Chefredakteurs Alan Rusbridger schildert er, warum sich so wenige britische Medien für die Affäre interessierten, dass Prominente und Mitglieder des Königshauses von einem Boulevard-Blatt abgehört worden waren. Rusbridger nennt es „unser Enron, unser Volkswagen, unsere Finanzkrise.“ Aber der „Guardian“ blieb allein. Kollegen erklärten ihm: „Dog does not eat dog, Alan you know that.“
Das Medien-Ressort als Instrument der Abschreckung
Als ich noch beim „Spiegel“ war, hörte ich einmal den Satz, dass ein damals neu eingerichtetes Medien-Ressort vor allem dazu diene, „zurückschlagen“ zu können, es sei ein Instrument der Abschreckung. Zur Ehrenrettung der dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen muss man sagen, dass sie dies nie so verstanden. Und auch nicht so praktiziert haben. Aber klar war auch, dass Mediengeschichten auf eine besondere Art und Weise angeschaut wurden. Dass der Maßstab, „sagen was ist“, jedenfalls nicht immer eingehalten wurde. Es spielte schon eine Rolle, was man über wen sagt. Oder schreibt.
Als ich Chefredakteur wurde, war einer meiner ersten Besucher ein Kollege eines ziemlich bedeutenden Blattes. Er schlug eine Art Nichtangriffspakt vor. Wir nicht gegen sie. Sie nicht gegen uns.
So kam es nicht. Aber für meine fünf Jahre als Chefredakteur jedenfalls gilt, dass ich auch in diesem Bereich Fehler gemacht habe, den Medien-Redakteurinnen und Redakteuren jedenfalls nicht immer und in jedem Fall die freie Hand gelassen habe, die sie haben müssen, die größtmögliche Autonomie. Ich war nicht frei davon, wen ich kannte, wen ich mochte, wer vielleicht dann wiederum Abträgliches über den „Spiegel“ oder mich berichten würde.
Und dass ich jeden einzelnen dieser Fälle bedaure.
»Ein Medienjournalismus der sich nicht strikt versagt, die eigenen Ziele und Vorstellungen des Unternehmens in der Zeitung oder im Programm voranzubringen, ist ungehörig.«
Guter Medienjournalismus sollte so schwer nicht sein, wir kennen uns ja in dieser Branche am besten aus, wir kennen die Mechanismen, die Beteiligten, wir haben gute Zugänge, Quellen. Wo also wenn nicht in diesem Feld können wir glänzen? An Nähe ist nichts falsch. Aber sie darf nicht zur Gefangenschaft werden. Und ebenso wichtig ist in diesem Bereich, was auch in allen anderen Bereichen so wichtig ist: Fairness. Ein Medienjournalismus der sich nicht strikt versagt, die eigenen Ziele und Vorstellungen des Unternehmens in der Zeitung oder im Programm voranzubringen, ist ungehörig.
In diesen Zeiten müssen wir mehr denn je beweisen, dass wir den höchsten handwerklichen und ethischen Maßstäben genügen. Denn ich glaube all den beruhigenden Umfragen nicht. Viele Menschen stehen, was ihr Verhältnis zu den Medien angeht, gefährlich auf der Kippe.
Nicht an unseren schlimmsten Gegnern vergiften
Bisweilen höre ich das Argument: Nicht jetzt, nicht gerade in diesen Zeiten, wo das unverschämte Wort von der „Lügenpresse“ die Runde macht, wo systematische Angriffe auf die Presse oft doch nur dem Zweck dienen, den Unterschied zwischen wahr und unwahr zu verwischen. Um dann die so entstandene Unsicherheit für eigene politische Ziele zu nutzen.
Ich befürchte, dass manche dieser Menschen nicht mehr zu erreichen sind. Aber klar ist, dass wir uns nicht an unseren schlimmsten Gegnern vergiften dürfen. Die meisten, die allermeisten von denen, die Kritik haben, die an uns zweifeln, wollen gehört werden. Aber sie hören auch zu. Sie wissen sehr wohl, was wir leisten. Sie wissen es auch zu schätzen. Aber sie haben auch ein gutes Gespür für unsere Fehler.
Deshalb werbe ich für einen anderen Weg. Wer dem Souverän dienen will, muss zuallererst dies sein: souverän.
Eine kundige, harte und faire Selbstkritik, Medienkritik, liefert einen entscheidenden Beitrag dazu, Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Und, wo notwendig, neu zu begründen.
Umgang mit Fehlern
In den USA gibt es in vielen Redaktionen den „Public Editor“, Ombudsfrauen und -männer würde man hier sagen. Bei der „New York Times“ wurde er im Jahr 2003 eingeführt, das war nach der Betrugsaffäre Jayson Blair. Er erfand Geschichten, nicht nur eine, sondern etliche. Er war ein Superstar. Der Fall war lange vor Relotius und aber auch lange nach den Hitler-Tagebüchern. Warum eigentlich ist der „Stern“ nicht auf eine solche Idee gekommen? Jayson Blair hat übrigens später ein Buch geschrieben. Es hieß „Burning Down My Master’s House.“ Mal sehen, was bei uns so auf den Markt kommt.
Die „New York Times“ hat inzwischen auf ein anderes Modell umgestellt, aber in US-Zeitungen spielt das Modell einer unabhängigen Instanz, die innerhalb der Redaktionen mit der gleichen Hartnäckigkeit recherchieren darf, eine große Rolle.
»Nur wenn wir mit unseren Fehlern transparent umgehen, erhalten wir uns die Freiheit und die Autorität, andere auf ihre Fehler hinzuweisen.«
Der Blick in die USA lehrt auch, wie eine transparente Korrektur von Fehlern funktioniert. Wir sind hier bei uns besser geworden. Aber wir sind nicht gut. Allzu oft geht es in den Korrekturen um falsche Vornamen und eine verwechselte Jahreszahl. Echte Fehlleistungen werden bis heute kaum thematisiert.
Bequemlichkeit und mangelnde Konsequenz
Nur wenn wir mit unseren Fehlern transparent umgehen, erhalten wir uns die Freiheit und die Autorität, andere auf ihre Fehler hinzuweisen. Die Pressefreiheit ist in dieser Welt leider oft von außen her bedroht, die Entwicklungen rücken nah an uns heran, über die Türkei, Polen, Ungarn, bis hin zu toten Kolleginnen und Kollegen auf Malta oder in der Slowakei.
Aber sie kann auch von innen heraus bedroht sein: durch Bequemlichkeit und mangelnde Konsequenz. Ohne das unbedingte Gefühl, gegenüber jenen aufrichtig und rechenschaftspflichtig zu sein, ohne die wir nichts sind: unser Publikum.
Wer sollte dazu berufen sein, darüber zu wachen, ob wir dem gerecht werden: Es müssen die Medien selbst sein, Medienjournalistinnen und Medienjournalisten. Sie müssen jene Eigenschaften haben, ohne die es in unserem Beruf nicht geht: Fairness, ein Gespür für Ungerechtigkeit, Neugierde, Gründlichkeit und eine Portion Demut. Sie müssen gut ausgebildet werden, Zeit zum Recherchieren haben und sollten von ihren Vorgesetzten bitte nicht als Content Lieferanten beleidigt werden. Sie dürfen gern eine Haltung haben. Aber noch wichtiger ist eine Ahnung.
Eben solche, wie jene, die unser Jubilar nun immerhin seit dem Jahr 1949 bei sich schreiben ließ und lässt. Seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe am 21. Januar 1949. Sie haben „epd Medien“ zu dem gemacht, was es heute ist.
Noble Worte von Georg Mascolo.
Aber warum konnte denn eine Schreiber wie Relotius so lange wachsen und gedeihen?
Ganz einfach, er schrieb Geschichten die herrlich in das SPIEGEL Weltbild passten, und auch in das aller anderen Kollegen die ihn mit Preisen überhäuften.
Der Eindruck, dass Redaktionen auch etwas von politischen Echokammern haben, in denen das eigene (meist grün-linke) Weltbild kaum hinterfragt wird, drängt sich auf.
Mit Andersdenken geht ein Relotius, wie seine noch als „Journalisten“ arbeitenden Kollegen, meist sehr viel kritischer (und unfairer) um, als mit Parteien den man selber nahe steht.
Ich kann mich an keinen Artikel oder Interview erinnern, bei dem sich die schreibende Zunft mit einem Robert Harbeck auch nur ansatzweise so kritisch auseinandergesetzt hätte wie bspw. mit einer Alice Weidel.
Warum auch, der eine ist eben „ein Guter“, während die andere zu bekämpfen ist.
Aber diese Denke ist schon der erste Schritt hin zu einem Schreiber wie Relotius und gleichzeitig weg von journalistischer Glaubwürdigkeit.
„investigativen Medienjournalismus“
Gibt es Journalismus, welcher nicht investigativ daherkommt? Welches Verständnis vom Beruf kann man haben, welche Maßstäbe möchte man anlegen, wenn man da augenscheinlich unterscheiden kann und/oder möchte?!
Ja, selbst der Duden macht diesen Fehler.
So lange es die Überschneidungen von Journalismus, Abschreiberei, Werbung und Propaganda gibt, wirds wohl bei Sonntagsreden bleiben, die am Problem doch eher nix bewegen.
@1: Mir drängt sich der Eindruck auf, dass Sie jeden Anlass nutzen, um immer wieder dieselbe Platte abzuspielen. Ödet Sie das nicht selbst irgendwann an? Nochmals: Inwiefern sind etwa die Erzeugnisse des Axel Springer-Verlages als „grün-links“ einzuordnen? Und inwiefern gehen diese Publikationen nicht kritisch etwa mit Herrn Harbeck um? Die Frage, was das alles mit dem Thema zu tun hat, kann ich mir selbst beantworten, danke.
@DIETER WELLER
Blabla.
Das Habeck nicht kritisiert würde, ist auch wieder so ein Mythos der Rechten.
Der Eindruck, dass Sie einfach nur in Ihrer „schwarz-rechten“ Echokammer leben und Ihr Weltbild nicht hinterfragen, drängt sich auf.
Wenn jemand eine Fake-Reportage an meinetwegen Cicero verkaufen will, würde sie thematisch und inhaltlich der Erwartungshaltung der Cicero-Redaktion angepasst sein. Denn, wenn man schon fälscht, dann kann man die Fälschung auch gleich „maßschneidern“.
„Fairness, ein Gespür für Ungerechtigkeit, Neugierde, Gründlichkeit und eine Portion Demut.“
In Grunde sollte das jeder Journalist als Erstes lernen und wenn es ihm nicht passt, dann kann er doch gerne einen Job machen, bei dem er keine Verantwortung hat. Ich finde auch, dass Journalisten Haltung brauchen und dass sie sogar ihre Meinung mitteilen dürfen, aber nehmen wir zum Beispiel Harald Martenstein: Bei ihm lässt mich das Gefühl nicht los, dass er so erfolgreich ist, eben weil er beinahe alle diese Eigenschaften nicht besitzt. Denn wenn jemand mit der gleichen (Stammtisch)-Meinung Artikel von Martenstein liest, dann kann er sich in seiner Blase wohl fühlen und wenn es dann Kritik auf Martenstein hagelt, dann ist Freund Blase der Erste, der sich vor Martenstein stellt und seine Art von Journalismus als die ihm besser schmeckende Art definiert. Und Freund Blase ist nicht alleine.
Es gibt in der Bevölkerung leider auch ein großes Interesse an Desinformation. Viele habe gelernt, dass man schlechte Nachrichten einfach ignorieren kann, während man gleichzeitig sehr lange an falschen Behauptungen zehren möchte.
Das jetzige mediale System geht zum Glück unter. Und mit ihm das Geschäftsmodell des herkömmlichen Journalismus. Konkurrenz gibt es mittlerweile durch Blogger und investigativ arbeitende Influencer und podcaster.
Jeder, der ein Weile von den Linearmedien wegkommt und sich bei den freien informiert merkt schnell, dass die Allgemeinbildung der meisten MSM Journalisten nicht wirklich groß ist. Die lesen zum Großteil Erzeugnisse aus ihrer eigenen Blase und bestätigen sich selbst und dürfen gar nicht bei den Freien reinschauen, da sie sonst aus den eigenen Reihen verstossen werden. Die junge Freiheit unterm Arm ist bereits ein Tabubruch, der zu Entlassung führen kann. Das führt zu der geistigen Armut, die wir durch die Bank bei Journalisten und deren Artikeln heute sehen.
@7: Auch zu Ihrem Beitrag habe ich viele Fragen. In Auswahl:
Inwiefern unterscheidet sich das Geschäftsmodell der Blogger, Influencer und Podcaster von dem des herkömmlichen Journalismus?
Welche (finanziellen) Möglichkeiten etwa für kostenintensive investigative Recherchen haben Blogger, Influencer und Podcaster, die die herkömmlichen Journalisten nicht haben?
Schließen sich „herkömmlicher Journalismus“ und bloggen, influencen und podcasten Ihrer Meinung nach aus?
Inwiefern kann ein „Influencer“ überhaupt faktenbasiert nüchtern berichten (wenn er das denn soll, Ihre Präferenz hinsichtlich „richtigem“ Journalismus kann ich noch nicht zweifelsfrei aus Ihrem Beitrag ablesen)? Soll er nicht gerade in eine bestimmte Richtung „influencen“?
Welche zusätzliche Qualifikation in Allgemeinbildung müssen Personen aufweisen, um Blogger, Influencer oder Podcaster zu werden?
Auf welchen Fakten basiert Ihre Behauptung, die dürften angeblich „gar nicht bei den Freien reinschauen“ oder die Junge Freiheit unter dem Arme sei „bereits ein Tabubruch, der zu Entlassung führen kann“? Wer hat wann solche Erfahrungen gemacht und wo sind diese dokumentiert?
Spendiert umgekehrt die Junge Freiheit jedem Redakteur ein taz-Abo und einiger weiterer Publikationen zum Über-den-Tellerrand-schauen? Wird die Lektüre von Publikationen anderer politischer Ausrichtung bei der Jungen Freiheit – oder bei Bloggern, Influencern und Podcastern – stürmisch begrüßt, ist also quasi Pflichtlektüre?
Auf welcher Auswertung welcher journalistischen Erzeugnisse für welchen Zeitraum basiert Ihr Fazit, dass geistige Armut „durch die Bank bei Journalisten und deren Artikeln“ festzustellen ist?
Und, wenn auch etwas persönlich, angesichts Ihres doch recht vernichtenden Urteils über alle Journalisten und deren Artikel aber gerechtfertigt: Welche Qualifikationen und Kompetenzen haben Sie aufzuweisen, die es Ihnen gestatten, geistige Armut „durch die Bank“ zu konstatieren sowie den Untergang des jetzigen medialen Systems zu prognostizieren?
@Nr. 8 Vannay
„Welche Qualifikationen und Kompetenzen haben Sie aufzuweisen, die es Ihnen gestatten, geistige Armut „durch die Bank“ zu konstatieren sowie den Untergang des jetzigen medialen Systems zu prognostizieren?“
Ich denke, Sara Goldstein hat lediglich Intelligenz und gesunden Menschenverstand vorzuweisen. Mir reicht das, um ihr zuzustimmen.
Wieviel blind voneinander abgeschriebene oder komplett ausgedachte „Reportagen“, wieviel „Hetzjagden“ von dieser Journaille braucht es eigentlich, verehrte(r) Vannay, damit Sie zu dem gleichen Urteil wie Sara Goldstein kommen?
Hm, ich würde lieber die Antwort der Autorin des Beitrags direkt lesen statt Vermutungen Dritter. Intelligenz und gesunder Menschenverstand sind auch sehr ambivalente Größen, denn bekanntlich meint fast jeder, er hätte davon genug …
Um aber trotzdem Ihre Frage zu beantworten: Zu einem pauschal vernichtenden Urteil über die „Journaille“ käme ich wohl erst dann, wenn sämtliche Medien im Namen des gesunden Menschenverstandes (= Volkswille, oder?) gleich- sowie kritische Stimmen ausgeschaltet werden würden. Erst dann wäre die Qualität des Journalismus systemisch bedroht. Bis dahin steht es nach meinem Kenntnisstand – und von Sara Goldstein ja offenbar bevorzugt – jedem frei, sich mit überschaubaren Kosten hinsichtlich der weltweiten Veröffentlichung und seinem ureigenen Qualitätsanspruch in den Konkurrenzkampf um den besten Journalismus zu werfen bzw. diejenigen zu unterstützen, die das nach eigener Meinung tun. Oder soll das Publikum im Namen des gesunden Menschenverstandes zu seinem Glück gezwungen werden? Dann bin ich wohl zu minderbemittelt, um die pauschale Verunglimpfung der „Mainstreammedien“ als wichtige Stufe auf dem Weg zur Erleuchtung zu erkennen, geschweige denn zu erklimmen. So sad, Vannay!
@3 Vannay
Nein, die Wahrheit zu schreiben ödet mich niemals an.
Es scheint nur einige zu geben, die sich dadurch getroffen fühlen, und sie nicht hören wollen.
Wie nicht anders zu erwarten leider mit wenig Begabung zur kritischen Selbstreflektion.
Ansonsten sollten Sie genauer lesen. Ich habe nicht behauptet, dass die Presse mit Robert Harbeck nicht auch kritisch umgeht.
„Inwiefern sind etwa die Erzeugnisse des Axel Springer-Verlages als „grün-links“ einzuordnen?“
Selbst bei diesem Verlag finden sich in der Merheit links-grüne Redakteure. Siehe NZZ Interview mit Springer Chef Döpfner.
Wann ödet Sie es eigentlich an immer nur im gleichen Meinungen zu akzeptieren?
Wer ist eigentlich dieser Harbeck, von dem hier so viel die Rede ist?
Oh, ich bitte um Entschuldigung, dass Sie ein Abonnement auf die Wahrheit(TM) haben, war mir nicht bewusst. Dann sollten Sie sie natürlich auch weiterhin unter möglichst vielen Beiträgen anbringen, ohne sich durch fehlende kritische Selbstreflektion der niedere Götzen der Unwahrheit Anbetenden aus dem Konzept bringen zu lassen.
Trotz einer solchen Minderbegabung bin ich Ihrem Hinweis gefolgt und kann dem Döpfner-Interview keine Information zur politischen Ausrichtung der Mehrheit der Redakteure des ganzen Verlages entnehmen, sondern maximal zur „geheimen Wahl“ im Kreise der Welt-Redakteure. Meine Frage bezog sich indes nicht einmal auf die innere Einstellung der Redakteure, sondern auf deren Output, also die Welt und die BILD, da sich das ja für Außenstehende wesentlich besser verifizieren lässt. Sollten auch Sie hier etwa nicht gründlich genug gelesen haben?
Im Übrigen darf ich klarstellen, dass ich Ihre Meinung durchaus akzeptiere. Aber nicht teile.
@12: Erwischt.
Dann versuch ich auch mal: Die falsche Schreibweise Habeck ist eindeutig Fake news der Systemlügenpresse!!!1elf! Das rrrrollende R im Namen als Hinweis auf urdeutsche Trrrrraditionen wird bewusst unterdrückt! Hab ich bei YouTube gesehen, finde nur grad den Link nicht. Aber wer sich informiert, dem werden die Augen geöffnet!!!
„Der gesunde Menschenverstand sagt einme doch schon dass (hier bitte die unbelegte These einfügen) so ist.“
Auch so eine übertstrapazierte Phrase, die FUD verbreiten soll.
Der Mario Barth unter den Nachwuchsdemagogen.
„Ansonsten sollten Sie genauer lesen. Ich habe nicht behauptet, dass die Presse mit Robert Harbeck nicht auch kritisch umgeht.“
Oh, ein Feingeist.
„Ich kann mich an keinen Artikel oder Interview erinnern, bei dem sich die schreibende Zunft mit einem Robert Harbeck auch nur ansatzweise so kritisch auseinandergesetzt hätte wie bspw. mit einer Alice Weidel.“
Vielleicht liegt es ja daran, daß sich der Habeck noch nicht bei so vielen Ungehörigkeiten erwischen ließ. Womöglich begeht er diese schon in deutlich geringerem Maße.
Wem möchte man jetzt daraus den Vorwurf stricken? Dem Habeck oder der Presse?!
Netter Versuch. ;p
PS: Ich finde es schon erstaunlich, daß man aus jedem Ding eine „rechts-links-Geschichte“ frickeln kann. Mal ganz abgesehen davon, daß ich die Verortung der Grünen bei „links“ schon für reichlich schräg halten möchte.
Das bedeutet gewiss nicht, daß ich die für rechts halten würde. Nach meinem Koordinatensystem sind die aber auch ganz gewiss nicht links. Genausowenig wie die SPD.
Wie wärs mit neoliberal oder einfach nur populistisch und machtbesessen.
@Nr. 16P. Leon-Asmus
„Mal ganz abgesehen davon, daß ich die Verortung der Grünen bei „links“ schon für reichlich schräg halten möchte….Nach meinem Koordinatensystem sind die aber auch ganz gewiss nicht links. Genausowenig wie die SPD.
Wie wärs mit neoliberal oder einfach nur populistisch und machtbesessen.“
Huuiihh, noch’n Feingeist.