Weihnachten

Der große Symbolbild-Adventskalender

Nach dem großen Advents-Schlagzeilenbasteln im vergangenen Jahr öffnen wir diesmal – dank fleißiger Sammelarbeit von Nömix – jeden Tag ein Türchen mit einem Highlight aus der kuriosen Welt der Symbolbilder.

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8 Kommentare

  1. Wenn ein Bild schief an der Wand hängt, macht es einen Unterschied, ob das Bild nur ein bischen schief hängt oder so richtig schräg. Wenn es nur ein bischen schief hängt, dann wirkt es unordentlich („gewollt, aber nicht gekonnt“), es stört das Auge, man muß immer wieder hinsehen und ärgert sich. Wenn das Bild richtig schräg hängt, dann sieht das eher nach Absicht aus, dann ist das bewusst gewollt, dann ist das Kunst.

    Die Symbolbilder, die ich hier bisher gesehen habe, fallen in die Kategorie „so richtig schräg“ (mit Ausnahme von Nummer 12). Sie sind ja eher witzig.

    Viel mehr stören mich bei Artikel die Bilder, ein bischen schief hängen. Also die Bilder, wo man den Eindruck hat, daß der Redakteuer gar keine Ahnung hat, was er da wirklich abgebildet hat:

    – Über einen Politiker in Niedersachsen wird getitelt „XY auf dem Abstellgleis“, und das wird illustriert mit dem Bild eines Prellbocks. Ich sehe jedoch, daß der Prellbock nicht in Deutschland steht, sondern in der Schweiz (die an ihm angebrachte Signaltafel ist ein roter Kreis mit weißem Schrägstrich).

    – Ein Artikel behandelt den Finanzbedarf der Berliner U-Bahn und ist mit dem Bild an einem Bahnsteig stehenden U-Bahn bebildert. Ich sehe, daß es eine U-Bahn in Hamburg ist (silberner Wagenkasten, rote Türen).

    – Es wird über eine Schlägerei unter Fußballfans in einer Straßenbahn in Bochum berichtet. Auf dem Bild ist eine Straßenbahn mit dem Logo der Duisburger Verkehrsgesellschaft zu sehen (die gar nicht in Bochum fahren könnte, weil sie eine andere Spurweite hat).

    Wenn man aber mit Menschen darüber spricht, dann ist in der Regel die Reaktion „Reg Dich doch nicht auf, es ist doch bloß ein Symbolbild“. Aber auch ein Symbolbild weckt doch Assoziationen. Wenn da zu einem Politiker ein Bild aus der Schweiz abgebildet wird, dann stellen sich dazu doch Fragen: Will der Mann seine Laufbahn komplett beendet und sogar die Europäische Union verlassen? Hat der Mann Verstrickungen mit politischen Affairen in der Schweiz?

    Oder es sagen Leute „Sei doch nicht so kleinlich. Man weiß doch, was gemeint ist“. Aber dann könnte man zu jedem Artikel auch einfach ein abstraktes Gemälde abbilden – oder es auch ganz sein lassen. In diese Kathegorie fällt hier auch das Bild Nr. 12: Ist es kleinlich, zwischen einem Faustschlag und einer Bedrohung mit einer Pistole zu unterscheiden? Man kann ja den Artikel lesen, dann weiß man, was gemeint ist.

    Man mich aber vor allem stört: Ein Redakteuer bindet einfach ein Bild ein, von dem er gar nicht weiß, was darauf zu sehen ist. Er weiß weder, wo es entstanden ist, noch, wann es entstanden ist, noch, wer es aufgenommen hat. Was hat das noch mit einer seriösen Berichterstattung zu tun?

    P.S.: Ich verwende auch manchmal Symbolbilder. Aber ich photographiere sie selbst.
    https://twitter.com/bilderbein/status/1064586106170195969

  2. #2. Daniel Rehbein
    Neben „ungewollt schief“ und „gewollt schräg“ gibts freilich auch noch die Kategorie „hirn- & geschmacklos“: die Darbietung etwa solcher oder solcher Symbolbilder lässt sich weder als bewusst gewollte „Kunst“ noch als „eher witzig“ erklären, sondern als schlichte Hirnlosigkeit eines Bildredakteurs.

  3. Der Beitrag hinter Türchen Nummer 14 fällt aus dem Rahmen. Im Gegensatz zu den anderen Beiträgen ist das ja kein fehlerhaftes Symbolbild, sondern es transportiert genau die Botschaft, die der Redakteur darstellen will: Durch Gentechnik können möglicherweise eines Tages Wunschkinder, also zum Beispiel besonders intelligente und begabte Kinder, gezüchtet werden.

    Falsch und ärgerlich ist deshalb nicht das Bild an sich, sondern die immer wiederkehrende Fokussierung des Begriffs „Intelligenz“ auf Albert Einstein oder speziell auf die Formel zur Äquivalenz von Energie und Masse mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit als Umrechnungsfaktor.

    Egal, ob in gedruckten Magazinen oder in Online-Medien, ob in journalistischen oder persönlichen Veröffentlichungen: Sobald des Thema Intelligenz aufgegriffen wird, taucht entweder ein Bild von Albert Einstein oder diese Formel auf. Wenn ich im sozialen Medium „Gayromeo“ ein Benutzerprofil als „intelligent“ kennzeichnen will, ist das Symbol dafür die Zeichnung eines Gehirns, über das diese Formel geschrieben ist.

    Diese ständige Verknüpfung des Begriffs „Intelligenz“ mit der Person Albert Einstein oder mit dieser Formel verklärt das, was Albert Einstein tatsächlich geleistet hat. Es wird der Eindruck erweckt, Albert Einstein sei ein besonderes Genie, der sich quasi im stillen Kämmerlein eingeschlossen hätte, um dann alleine Kraft seines Geistes die Relativitätstheorie zu erfinden und die Fachwelt damit zu verblüffen. Dabei erhöht man die Relativitätstheorie zu etwas wahnsinnig kompliziertem, was kein gewöhnlicher Mensch verstehen könne.

    Tatsächlich hat Albert Einstein aufgegriffen, was andere Physiker vor ihm bereits herausgefunden haben. Daß die Theorie des Lichtäthers sich nicht halten lässt, hatte sich durch verschiedene Versuche bereits gezeigt, entsprechend war die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bekannt. Die Formeln für die Umrechnung von Raum und Zeit in verschiedene Bezugssysteme waren bereits von Hendrik Antoon Lorentz entwickelt worden, deshalb heißen sie auch heute noch „Lorentz-Transformationen“. Man wusste nur nicht, warum diese Formeln so sind wie sie sind.

    Die Leistung von Albert Einstein liegt nicht darin, daß er tolle neue Formeln herausgefunden hätte. Sondern er hat die Formeln, die andere bereits herausgefunden hatten, erklären können.

    Viele Menschen haben eine Abneigung gegen Mathematik und Physik, weil sie glauben, das alles nicht verstehen zu können. Insbesondere mögen sie keine Formeln. Es ist ihnen suspekt, wenn um ein Gleichheitszeichen irgendwelche Buchstaben herumstehen. Sie wollen lieber umgangssprachliche Erklärungen hören. Tatsächlich war Albert Einstein genau der Mensch, der diese umgangssprachlichen Erklärungen zu bereits existierenden Formeln geliefert hat. Diese Menschen, die eine Abneigung gegen Mathematik und Physik haben, würde also die Relativitätstheorie verstehen, wenn sie sich einfach mal damit beschäftigen würden.

    Deswegen sollten Journalisten (und auch alle anderen, die irgendetwas veröffentlichen) endlich damit aufhören, die Relativitätstheorie mit besonders hoher Intelligenz zu verknüpfen. Das schreckt Menschen davon ab, sich einfach mal darin einzulesen!

    Das Schreckliche an dem Kalendertürchen Nummer 14 ist eben nicht, daß es ein Symbolbild ist, und daß man darauf keine Gentechnik sieht. Sondern das Schlimme ist, daß immer und immer wieder die Person Albert Einstein, die Relativitätstheorie oder speziell die Formel über die Gleichsetzung von Energie und Masse mit dem Begriff besonderer Intelligenz verbunden wird – so als ob der normalsterbliche Mensch gar keine Chance hätte, dieses Themengebiet jemals zu verstehen.

  4. Hitler hatte einen Vogel? Ich wusste es!

    Mein persönliches High-Leid war eine Meldung über Ausschreitungen von Orthodoxen, versehen mit einer Marien-Ikone als Symbolbild. Es ging hier jedoch um orthodoxe _Juden_, die Marienverehrung, Ikonen und sonstigen Christenkram grundsätzliche ablehnen – dieses Bild symbolisiert also explizit etwas, wofür orthodoxe Juden nicht stehen.

    Wurde allerdings auch schnell geändert.

  5. Ja, in wenigen Tagen ist das Jahr 2018 vorbei. Doch beim Klick auf die „24“ im Adventskalender kommt immer noch eine Fehlermeldungs-Seite mit dem Text „Bitte gehen Sie weiter“.

    Kann es sein, daß der Algorithmus des Türchenöffnens darin besteht, daß jemand bei den Übermedien von Hand eine neue Webseite auf den Webserver hochladen muß? Und daß bei diesem Algorithmus bestimmte Rahmenbedingungen für den 24.12.2018 vorher nicht getestet oder gar nicht erst berücksichtigt wurden?

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