„Sie können auch stehen“
Einer seiner Berater muss SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gestern Bürgernähe verschrieben haben. Wenn du im ZDF bist, Martin, hat er gesagt, bei dieser Townhall-Runde, hat er gesagt, dann gehst du mal auf die Menschen zu. Dann gibst du ihnen am besten allen die Hand. Und dann setzt du dich einfach mal hin. Na, und das hat Martin Schulz dann auch gerne gemacht.
Schnitt: Boris Rosenkranz
Quelle: „klartext, Herr Schulz!“ (ZDF) 12.9.2017
Meine Frau fand es gut, ich nicht.
Aber eigentlich ist es egal.
und nun?
Es nennt sich, auf Augenhöhe begegnen.
Ob es authentisch ist? Das müsste man mal recherchieren, wie er damals als Oberbürgermeister war.
Bei unserem Peter Feldmann in Frankfurt/Main ist so etwas definitv echt.
Kommentar Nr.1 finde ich super. In bündiger Kürze alles gesagt.
Dem Kanzlerkandidaten wurde so ab Min. 30 von der Moderatorin Bettina Schausten die (Originalzitat) „Klasse 12“ des Humboldt-Gymnasiums in Neumünster vorgestellt. Tatsächlich handelte es sich um den „Leistungskurs Politik“ der Jahrgangsstufe 12. Dabei musste ich meine bislang optimistische Meinung über die heutige Jugend leider etwas korrigieren: Angepasst,brav und kein bisschen aufmüpfig.
Was mir aber besonders auffiel, war das penetrante Verhalten des Kandidaten Schulz. Aus den Sozialwissenschaften kenne ich im Bereich der Formen nonverbaler Kommunikation bestimmte körpersprachliche Regeln, die situationsangemessen dem Respekt des Gegenübers geschuldet sind, wie zum Beispiel die Rededistanz (mindestens 1 Meter). Daneben gibt es die wesentlich größere Aggressionsdistanz und die sehr nahe Intimdistanz bzw. olfaktorische Distanz (bis hin zum oberflächlichen Körperkontakt).
Wie er es zuvor schon bei erwachsenen Gästen praktiziert hatte, setzte Schulz sich direkt neben einen jugendlichen Fragesteller, nachdem ein anderer zwangsläufig seinen Platz für den Kandidaten räumen musste. Vielleicht wollte er damit Bürgernähe und menschlichen Kontakt signalisieren, denn sein Stehpult aus durchsichtigem Acryl stand verlassen mitten in der Arena.
Schulter an Schulter saßen dann Schulz und der Gymnasiast nebeneinander. In zwei Fällen war zu beobachten, dass Schulz sogar kurz seine Hand auf die Schulter des jeweiligen Schülers legte. Ein derartiger Körperkontakt wäre umgekehrt nicht denkbar und dient eigentlich, abgesehen von der Übergriffigkeit, Respektlosigkeit und Dreistigkeit des Herrn Möchtegernkanzlers, nur der sozialen Kontrolle, indem klargestellt wird, wer in der Hierarchie „oben“ und wer „unten“ steht.
Ich erinnere mich noch an einen ganz estimmten Journalisten, dessen Markenzeichen es war, seinen Interviewpartner „bedrohlich“ nah auf die Pelle zu gehen. Sein Kopf war dabei nur 10-20 cm von dem des anderen enfernt.
In Fahrstühlen und in der Warteschlange an der Kasse im Supermarkt ist die Situation eine ähnliche, jedoch eher unvermeidbare.