Streit um ersten Platz im Talkshow-Lügen-Ranking eskaliert
Mit einem Rechentrick will die Kölner Journalistenschule dafür sorgen, dass trotz der einstweiligen Verfügung des Oberlandesgerichts Köln AfD-Chefin Frauke Petry auf Platz 1 ihres Negativ-Rankings von Falschaussagen in Talkshows bleibt.
Zwei Behauptungen Petrys, die die Journalistenschüler im Rahmen ihres „Faktenzoom“-Projektes laut Gericht unzulässig als falsch bewertet hatten, sollen nun nicht als wahr, sondern gar nicht mehr bewertet werden. Dann – und nur dann – läge Petry immer noch knapp vor CSU-Mann Markus Söder. Petrys Anwalt hat die Schule in einem wütenden achtseitigen Schreiben aufgefordert, davon abzusehen – sonst werde man auch dagegen juristisch vorgehen.
Die Journalistenschüler hatten für „Faktenzoom“ die Aussagen von Politikern in Talkshows untersucht. Sie überprüften aber nicht alle Aussagen auf Richtigkeit, sondern sortierten nach unklaren Kriterien einige als „Allgemeingut“, „Binsenwahrheit“ oder „nicht überprüfbar“ aus. Am Ende errechneten sie den Anteil der angeblich falschen an den angeblich überprüfbaren Aussagen.
Bei Frauke Petry kamen sie anfangs auf eine Falschaussagenquote von 28,9 Prozent: 11 von 38 Aussagen seien ganz oder teilweise unwahr gewesen. Kurz nach der Veröffentlichung mussten sie einen angeblichen Fehler bereits zurücknehmen, so dass Petrys Quote sich auf 26,3 Prozent verringerte. Ohne die beiden vermeintlichen Falschaussagen Petrys, die das OLG nicht als solche anerkannte, blieben nur noch 21,1 Prozent übrig – Söder bringt es auf 21,9 Prozent. Nimmt man die beiden umstrittenen Äußerugen Petrys jedoch ganz aus der Rechnung, liegt ihre Fehlerquote nicht bei 8 von 38, sondern bei 8 von 36 – das sind 22,2 Prozent.
Es ist ein albernes, unwürdiges Gezerre, dessen Ursprung aber schon in der Idee des Rankings und der zweifelhaften Methodik des „Faktenzoom“-Projektes liegt. Petry will offenbar unbedingt den ersten Platz verlassen, der vielen Medien in der Berichterstattung über „Faktenzoom“ als Schlagzeilenvorlage diente („… der Pinocchio unter den Talkshowgästen“). Die Schule hingegen will offenbar um jeden Preis verhindern, das Gesamtergebnis ihrer Aktion zu korrigieren.
Petrys Anwalt Carsten Brennecke aus der Kanzlei Höcker sagt gegenüber Übermedien: „Wahre Aussagen nachträglich kurzerhand aus der Wertung zu nehmen ist natürlich ein besonders durchsichtiger Bauerntrick. Er zeigt, dass es den Nachwuchsjournalisten tatsächlich nur darum geht, Frau Petry mit Gewalt auf den Spitzenplatz ihres Lügenrankings zu mogeln.“
Er wirft der Journalistenschule vor, ihre Untersuchung nachträglich „frisieren“ zu wollen. Setze sie das, wie angekündigt, um, werde Frau Petry sofort juristisch dagegen vorgehen.
Die AfD-Chefin hat die Journalistenschule außerdem wegen des Platzhalters abgemahnt, der auf der „Faktenzoom“-Startseite darüber informiert, warum das Projekt gerade offline ist. Dort heißt es unter anderem:
Das Oberlandesgericht (OLG) Köln hat in einem einstweiligen Verfügungsverfahren unsere Bewertungen und Analysen weitestgehend bestätigt, ist jedoch bei zwei Aussagen von Frau Petry zu der Ansicht gelangt, wir hätten deren Inhalt nicht zutreffend gewürdigt.
Nach Ansicht Petrys ist diese Information unvollständig und irreführend: Sie erwecke den Eindruck, dass lediglich Detailaussagen in der Wertung moniert wurden. Tatsächlich sei aber auch das Gesamtergebnis vorläufig verboten worden. Noch heute solle die Journalistenschule diesen Text ändern, fordert Anwalt Brennecke.
Zudem soll die Journalistenschule bis spätestens kommenden Dienstag alle Medien und Verlage, die die „Falschbehauptung“ aus dem „Faktenzoom“-Projekt verbreitet haben, anschreiben und über die Fehler informieren. Petry habe einen entsprechenden „Beseitigungsanspruch“. Die Schule lehnt das ab.
Nachtrag, 22. Dezember. Die Journalistenschule widerspricht den Vorwurf, die Ergebnisse „frisieren“ zu wollen: „Eine endgültige inhaltliche Klärung der beanstandeten Talkshow-Aussagen kann (…) nur ein Hauptsacheverfahren erbringen.“ Bis dahin wolle sie diese Aussagen von Petry zunächst nicht neu bewerten.
Eine hervorragende Schule, vermittelt sie doch den Journalistenschülern alle für das spätere Berufsleben erforderlichen Fertigkeiten.
Zu dumm, dass es an der AfD so wenig Offensichtliches zu kritisieren gibt. Aber was soll man machen? Muss man sich halt auf Quatsch verlegen. Funktioniert im Ergebnis bestimmt genausogut und bestätigt zum Glück auch gar nicht die Selbstdarstellung der Partei als Opfer des Systems.
„Journalistenschüler “ bedeutet, dass es dort auch Lehrer/Dozenten/Ausbilder geben muss. Was machen die eigentlich die ganze Zeit? Wie ist der Ruf dieser Schule?
Zitat:
„Die AfD-Chefin hat die Journalistenschule außerdem wegen des Platzhalters abgemahnt, der auf der einstweiligen Verfügung des Oberlandesgerichts Köln die AfD-Chefin Frauke Petry auf Platz 1 ihres Negativ-Rankings von Falschaussagen in Talkshows bleibt.“>“Faktenzoom“-Startseite darüber informiert, warum das Projekt gerade online ist. “
Ist da etwas durcheinandergeraten oder bin ich gerade einfach nur zu dämlich, den Satz zu verstehen? Aber so oder so: Der Link ist irgendwie keiner (zumindest ist er mit nichts verknüpft).
Aus dem erfolgreich verlinkten Artikel des ksta:
„Für Petrys Rechtsanwalt Carsten Brennecke steht fest, dass die Journalistenschüler in „moralisch verwerflicher Weise eine ergebnisorientierte Studie vorlegten, um unsere Mandantin als »Lügen-Petry« zu brandmarken“, wie er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte. Er spricht von einer „getürkten Auswertung“.“
Für gewöhnlich wäre mir das Wort wohl nicht mal aufgefallen, aber daß ein Anwalt, der sich in aller Regel etwas geschliffenerer Sprache bedient, eine flapsige Formlierung wie „getürkt“ ausgerechnet im Zusammenhang mit der Afd nutzt, finde ich dann irgendwie doch lustig.
Jetzt hackt’s aber, oder?
Söder knapp vor Petry, hachja, wie konnte das nur passieren?
Da gibt es doch eine einfache Lösung: Petry und Söder als alleinige Gäste in eine Talkshow setzen und dann wird das ausdiskutiert bis sich die Balken biegen! (Im Privatfernsehen am Besten noch mit Telefonvoting – „Germanys next the Fuhrer“ oder so……;-)
Die Kanzlei Höcker betreibt offenbar eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit. Wenn ich hier richtig lese, basiert dieser Artikel nur auf Verlautbarungen dieser Kanzlei. Ich habe hierin noch keine Stellungnahme der Gegenseite entdecken können, nicht einmal den Hinweis, dass diese gefragt worden sei.
@TH: Sorry, aber das stimmt so nicht. Niggemeier hat bereits im oben verlinkten ersten Artikel zu diesem Journalistenschulprojekt dargelegt, warum die Methodik mangelhaft ist. Das kann man ganz objektiv beurteilen, da braucht man keine Gegenmeinung herein zu nehmen (wenn ich sage: 2+2 ist nicht 3, hole ich mir ja auch keine ein). Der „Faktenzoom“ wäre als Semesterarbeit ja durchaus eine ganz interessante Idee gewesen, mehr aber auch nicht. Da sich die Medien aber völlig unkritisch drauf gestürzt haben, muss man eben mal dezent darauf hinweisen, dass die Aussagekraft der Analyse ziemlich limitiert ist. Leider hat sich aber anscheinend niemand die Arbeit gemacht. Und Petry damit eine schöne Steilvorlage geliefert.
Die Autoren sollten diese Analyse einfach zurückziehen. Und künftig mal jemanden drüberschauen lassen, der sich methodisch ein bisschen besser auskennt.
Davon mal abgesehen: Wäre es nicht sinnvoller, mal herauszufinden, wie man mit der Rabulistik einer Petry umgehen könnte? Warum hakt da keiner nach, in so einer Talkshow? Es ist doch bekannt, dass Populisten gerne raunen, schwammig bleiben, unklar formulieren (um sich später wieder als total böswillig missverstandene Hascherl darzustellen). Wieso nagelt man die Leute nicht fest? Warum fragt keiner: „Sie sagen, die SPD sei für eine Obergrenze, verstehe ich das richtig? Ach so, Sie meinen nur vereinzelte Leute? Und was wollen Sie uns damit sagen? Dass nicht alle in einer Partei immer derselben Meinung sind?“ etc. Sattdessen wird jetzt eine absurde Debatte geführt, welcher Talkshowgast die längste Nase hat. Wie absurd ist das denn bitte?
„warum das Projekt gerade online ist“? Das muss wohl offline heißen.
„einstweiligen Verfügung des Oberlandesgerichts Köln“
Link geht nicht
Ernsthaft? Woher weiß die Schule, welche „Medien und Verlage“ die Meldung aufgegriffen und verbreitet haben?
Und wie kann sie sich hinreichend sicher sein, alle „Medien und Verlage“ erfasst zu haben, um dieser Aufforderung rechtssicher nachgekommen zu sein?
@Inga
Die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit von Höcker ist schon interessant: Letztens saß er bei „hart aber fair“ in der Diskussionsrunde, weil er mit Studien-Kumpels eine Facebookgruppe eröffnet und einen Brief geschrieben hat. Wow.
Dazu dann vor kurzem die einstweilige Verfügung gegen Döpfner im Erdogan-vs-Böhmermann-Fall und nun also das Mandat von Petry.
Ich bin ganz beim Journalistennachwuchs.
Die alten Methoden funktionieren einfach nicht im Umgang mit der AfD und zwar aus einem Grund: Die AfD lässt es immer wieder bewusst eskalieren und nutzt die Aufmerksamkeit der Provokation für sich.
So auch in diesme Fall: Es ist ein Inszenierung als Opfer von pösen Nachwuchsjournalisten, die die Standards nicht einhalten, die Petry und Konsorten selbst als „Lügenpresse“ bezeichnen.
Ich finde das ein ganz klägliche Aktion, wie kann man solchen Leuten glauben?
Was hat die Schule nun Böses gemacht?
Sie hat versucht, den rhetorischen Pudding, den Frauke Petry angerührt hat, an die Wand zu nageln. Petry musste nun zusehen, dass man den Pudding weiterhin als Pudding wahrnimmt und nicht als rechtsradikale, provokative Platitüden, damit man das Opferimage des Von-der-Presse-Unterdrückten aufrecht erhalten kann, der ja nur „sagt, was alle denken“.
Interessant in dem Zusammenhang auch immer wieder:
Die AfD bedient sich der rechtsstaatlichen Instrumente, die sie verteufelt und möchte Medien zensieren.
Also nein, meinerseits kann ich die Kritik an der Schule zwar nachvollziehen, aber nicht unterstützen.
Ich wäre froh, wenn einige Kollegen hier in den Kommentaren noch einmal überdenken, wer bei einer solchen Aktion tatsächlich profitiert und ob die sarkastischen Kommentare im Stile der #1 angebracht sind.
Diese Journalistenschule hat euch allen einen Weg gezeigt, wie man die AfD mal in Erklärungsnot bringt und ihr sitzt hier und bemängelt statitische Spitzfindigkeiten. Schade.
Klar steckt dahinter die Philosophie „Wir dürfen uns nicht auf deren Stufe stellen.“ bzw. „Journalistische Prinzipien müssen bestand haben gegen Nicht-Demokraten“.
Doch es ist die AfD, die die Spielregeln verändert hat. Spielt man jetzt nach den neuen oder nach den alten Regeln? Sind die alten Regeln noch gültig für antidemokratische Bewegungegen wie die AfD?
Klar können wir die Fahnen der „seriösen“ Berichterstattung hochhalten, aber was hilft es, wenn der Fahnenträger im Gejohle einer militanten Minderheit erstochen wird?
Die Rechtspopulisten von CSU und AfD auf den ersten Plätzen wenn es ums Lügen geht. Na so was, wer hätte das gedacht….
@Raoul, JMK: Danke, ist korrigiert.
@Inga: danke, Sie sprechen mir aus der Seele.
@Anderer Max: die Journalistenschule hat doch genau keinen Weg gezeigt, wie man die AfD in Erklärungsnot bringt sondern im Gegenteil ist selbst in jene gekommen. Sie stellt sich dabei, wie dieser Artikel zeigt, äußerst ungelenk an. Also selbst, wenn man der Meinung ist, dass der Zweck die Mittel heiligt (was ich nicht bin), kommt man hier zum Schluss, dass mit schlechten Mitteln der Zweck nicht erreicht wurde.
Zu der Frage, wie man Demagogen entwaffnen kann, empfehle ich die grandiose YouTube-Serie des österreichischen Falter über den zum-Glück-doch-nicht-Bundespräsidenten Norbert Hofer und seine faulen Tricks:
https://www.youtube.com/watch?v=tPK6L8TdwN4
@Anderer Max: Natürlich müssen neue Wege gefunden werden, mit Leuten umzugehen, die sich aktiv und in Vernebelungstaktik den üblichen Regeln des gesellschaftlichen Diskurses entziehen und damit leider immer wieder erfolgreich ihre Themen setzen. Ja, die Journalistenschüler haben versucht, den Pudding an die Wand zu nageln. Es ist ihnen aber gründlich misslungen. Das war absehbar, wenn man sich die verwendete Methodik ansieht.
Der Zweck heiligt halt einfach keine Mittel, nie. Es ist immer schlechter, eine nicht aussagekräftige Analyse heranzuziehen, wenn ich meinen Standpunkt belegen möchte, als gar keine. Wenn ich mit einer schlecht gemachten und angreifbaren Studie zu belegen vresuche, dass Homöopathie nicht funktioniert, erweise ich der Sache einen Bärendienst.
Ich behaupte, es gibt andere Möglichkeiten, um mit den Lügen der AfD und Konsorten umzugehen. Es selbst nicht besser zu machen als die Gegenseite, ist keine.
Wenn die Aussage gewesen wäre: „Frau Petry erzählt nur Pudding!“, also ’nutzt weiche und schwammige Formulierungen, die so unkonkret sind, dass sie fast gar nicht falsch sein können‘, hätten wir diese Diskussion nicht.
Und damit kann man fragen: „Frau Petry, was meinen Sie konkret?“ Also bspw.: „Wer in der SPD fordert das?“ – *erzähl* – „Nie gehört, den Namen?“ – *erzähl* – „Kandidierte erfolglos als Bürgermeister in einer Stadt, bei der ich nicht auswendig weiß, zu welchem Bundesland sie gehört?“ – *erzähl* – „Ok, nichts gegen Unterkleinhausen, aber offenbar wird seine Forderung nicht von so vielen seiner Parteigenossen geteilt.“
Ist das denn so, dass die AfD sich den üblichen Regeln entzieht? Ich habe eigentlich den Eindruck, dass deren Gesprächsverhalten gar nicht so viel anders ist als das der anderen, und dass der Unterschied eber in den noch ekligeren Ideen steckt, die dahinter stehen.
Neue Schlagzeile: „Söder schlägt Petry knapp in Lügen-Ranking“ wäre doch auch eine Erkenntnis. Wieso muss es denn immer gegen die AfD gehen, wenn der Populismus längst in anderen Parteien angekommen ist?
„Davon mal abgesehen: Wäre es nicht sinnvoller, mal herauszufinden, wie man mit der Rabulistik einer Petry umgehen könnte? Warum hakt da keiner nach, in so einer Talkshow? Es ist doch bekannt, dass Populisten gerne raunen, schwammig bleiben, unklar formulieren“
Wo das doch sonst die hervorstechende Qualität unserer Talkshows und ihrer Moderatoren darstellt.
Kantenakzentuierung erleichtert das Kontrastsehen, kann aber auch Kontraste und klare Kanten vortäuschen, wo es keine gibt. Sich ungehindert entfaltenden populistischen Rabulismus gab es natürlich nie in deutschen Talkshows, bis die Afdler erschienen.
Nachhaken statt schwammig-manipulativ gerauntes Geschwätz laufen zu lassen: Genau wegen dieser Qualität habe ich bisher deutsche Talkshows so gerne gesehen, aber jetzt haben die AFDler das kaputt gemacht.
Sarkasmus Ende: Talkshows sind seit Jahren fast ausschließlich Bühne für Polit- und Lobbypopulisten aus nur einer Nische der Gesellschaft, um den genehmen Rabulismus zu platzieren, ohne Angst vor unangenehmem Nachhaken haben zu müssen. (INSM, Merz, Sinn, Henkel, Guttenberg und co sagen Danke). Woher soll die Kompetenz denn so plötzlich kommen?
Ebensogut könnten Sie ein Kind im Sandkasten empört fragen, wieso es bei seiner Tiefbohrung mit dem Schäufelchen noch keine Ölquelle erschlossen hat.
Wer erst alles alternativlos entpolitisiert (und nicht nachhakt, was konkret geschieht) ist halt schnell überfordert, wenn es plötzlich wieder politisch wird. Betrifft natürlich nicht nur Talkshows, sondern 95% aller journalistischen Darbietungen aus den großen Häusern.
Und wenn nur die peinlichsten Schreihälse als Kritiker wahrgenommen werden (weils bequemer ist), kotzt es doch viele mehr an. Sich nur auf die extrem laute radikale Minderheit zu konzentrieren, treibt denen nur noch mehr Wähler zu. In genau dieser Phase stecken wir gerade (offenbar immer noch, Brexit, Österreich und Trump waren wohl noch nicht genug). Und dieses Projekt zeigt bestens, wie sowas läuft.
Wenn das Lernziel war, die dümmst durchschaubaren Fehler zu begehen um sie zukünftig zu vermeiden: Bravo.
Wenn das Lernziel war, alle Fehler und selbstdestruktiven Unfähigkeiten der aktuellen Elitejournalistengeneration auf die nächte aufzuprägen: Auch gelungen.
@Muriel
Interessante Frage. „Wir“ schauen auf die halt anders drauf, weil wir sie gefährlicher finden (oder ich zumindest). Zwischen Söder und Petry sehe ich keinen Unterschied. Meine Kumpels von der Linkspartei finde ich natürlich immer sehr sachlich, hm.
Ich erinnere mich manchmal, es kommt mir so lange her vor, dass ich Angela Merkels „Diskussions“stil unglaublich schlimm und antiaufklärerisch fand. Die hat ja nie irgendeine konkrete Aussage getätigt. Hm.
Das sind ziemlich billige Manipulationsmethoden, die diese Schule hier anwendet.
Um die Vertrauenswürdigkeit des Berufsstandes ist es schlecht gestellt und an dieser Schule lernt man offenbar, wie man es nicht besser macht. Das ist schon traurig. Offenbar kann man die nächste Generation von Journalisten auch direkt in die Tonne kloppen. Mit diesen Journalismusschülern wird die Abschreibe- und Verfälschungskultur (oh, Verzeihung, die Kultur der „Reduktion auf den Wesenskern“) nicht besser werden und vielleicht schaffen es „die Journalisten“ ja irgendwann auf den ersten Platz der Liste der unglaubwürdigsten Berufe. Das wäre doch mal eine Leistung, wenn man es schafft, da noch vor den Politikern zu sehen.
Gibt es wirklich nichts anderes, dass man der AfD ankreiden kann? Dann haben wir wahrlich ein Problem.
@BassaSelim:
Und von Journalisten erwarten Sie aber Differenziertheit?
@Linksmuseum
Eigentlich würde ich Ihnen zustimmen. Aber vielleicht widerlegen Sie gleichzeitig wortreich eine Aussage, die Inga nie getätigt hat. Sie hat m. E. nirgendwo geschrieben, dass es in Vor-AfD-Zeiten in Talkshows total entsprechend der habermasianischen Diskursethik zuging, oder? Für mich ist durch Petry und Konsorten auch eine neue Qualität in der Entsachlichung eingetreten. Dass aber dafür der Weg bereitet wurde, so wie Sie es beschreiben, sehe ich auch so.
@Maike Schon lange vor AFD Höcke durften Roger Koeppel, Sarrazin und andere rechtsblinkende, faktenresistente Hysteriker in deutschen Polit-Talkshows ohne größere Nachfragen entsachlichen.
Jetzt haben nur ein paar eine Partei und bündeln das Ganze. Und der Roger muß nicht mehr so oft ins Ausland reisen.
@Anderer Max
Die AfD hat auch deshalb so viel Erfolg, weil sich als seriös verstehender Journalismus auf unappetitliche Weise manipulativ geworden ist. Zum Beispiel durch einseitige, propagandahafte Vereinfachungen, die ein bisschen an Orwells „Farm der Tiere“ erinnern: Zweibeiner gut, Vierbeiner schlecht. Flüchtlinge waren in dieser Darstellung durchweg ein Gewinn/ liebe Familienmenschen und Akademiker / die Rettung vor dem Fachkräftemangel. Oder dadurch, dass dieser Journalismus Bericht und Meinung vermengt hat. Laut der von mir häufig gelesenen Berliner Zeitung haben Pegida-Demonstranten zum Beispiel Parolen geblökt, statt sie zu rufen. Die Demonstranten der Gegenseite wiederum haben nie geblökt. In diese manipulative Tradition reiht sich die Studie ein, die Stefan Niggemeier hier auseinandergepflückt hat. Die Offline-Begründung ist ein (gescheiterter) Versuch der Gesichtswahrung.
@Linksmuseum: Ich habe ja nie behauptet, dass die Leistung der Moderation jemals besser war. Ich stehe ganz grundsätzlich nicht sonderlich auf Talkshows. Wenn Rabulistik, schlechte Moderation und narzisstische Gäste (und zwar gefühlt immer dieselben 10) aufeinander treffen, ist das immer ärgerliche Zeitverschwendung. Dass man in diesem Format an der neuen Rechten scheitert, ist nicht verwunderlich. Aber es ist eben nicht nur eine schlechte Sendung mit wenig Erkenntnisgewinn, in der unterschiedliche Meinungen vertreten werden, die immerhin zum größten Teil grundgesetzkonform sind (Ausnahmen bestätigen die Regel), sondern der leider erschütternd erfolgreiche Versuch, eigentlich indiskutable und zu Recht tabuisierte Ansichten gesellschaftsfähig zu machen. Und da reicht es meiner Meinung nach eben nicht mehr, einfach den Ausknopf zu betätigen.
@Schnellinger,
jaja, volle Zustimmung. Günter Jauch allein war soooooooo schlimm, der brauchte nicht mal Hilfe von einem Sarrazin etc. Es kam mir einfach nicht so schlimm vor, weil keine Partei dahinter stand, oder warum auch immer.
@Schnellinger: Ja, zum Scheitern brauchten die Talkshows nicht erst auf die AfD zu warten. Hatte ich aber auch nirgends behauptet.
@E. Gulk: Eine solche Vereinfachung („Flüchtlinge waren in dieser Darstellung durchweg ein Gewinn/ liebe Familienmenschen und Akademiker / die Rettung vor dem Fachkräftemangel“) hat es nie gegeben. Oder anders gesagt: Die sicher angreifbare, aber vielfältige Berichterstattung darauf zu reduzieren, ist genau eine solche Vereinfachung.
@Stefan Niggemeier
Das sehe ich anders. Von (populistischen) Parteien oder Staatsmedien wie RT deutsch erwarten Steffen und Jutta Normalleser wohl kaum, umfassend und objektiv informiert zu werden. Von Qualitätsmedien, die wie ein Mantra ihre Unabhängigkeit und Überparteilichkeit murmeln, haben sie das allerdings schon erwartet. Und diese Medien haben eine Zeitlang nur solche Flüchtlinge ganzseitig porträtiert, die dem oben von mir beschriebenen Klischee entsprechen. Das hat sich erst mit den Übergriffen zu Silvester peu à peu geändert. Ähnlich unreflektiert sind sie mit Studien wie jener der Bertelsmann-Stiftung umgegangen, derzufolge Einwanderer die Sozialkassen entlasten (was dann im Inneren der Studie mit allerlei Wenns und Danns relativiert wird). Das ist sicherlich nicht unbedingt böser Wille, sondern zum Teil auch Überlastung, die dazu führt, dass man halt die Pressemitteilung der Stiftung (oder des Unternehmens oder der Regierung oder den dpa-Text) abdruckt und vorher vielleicht noch ein bisschen umstellt. Zum Teil aber auch politische Vorprägung, da ein Großteil der Redakteure dem linken und grünen Politikspektrum zuneigen (der Hamburger Studien von 2005 über 60 Prozent; 35 Prozent Vorliebe für Grüne, 26 Prozent SPD, 20 Prozent keine Partei). Einer anderen Studie zufolge sind’s sogar 72 Prozent. Aber als Medienjournalist kennen Sie diese Zahlen ja selbst. Kritik, und oft fundierte, an solch einseitigen Berichten hat sich nur in den Kommentaren darunter gefunden. Die dann aber in der Regel abgedriftet sind in wechselseitige Vorwürfe von Rassismus und Realitätsblindheit nach dem Gut-Böse-Schema, das auch in dieser Diskussion unterschwellig präsent ist.
@E. Gulk: Schauen Sie sich bitte unsere ausführliche Auswertung an, wie die „Tagesthemen“ und die „Zeit“ im vergangenen Sommer über Flüchtlinge berichtet haben. Man kann daran viel kritisieren, aber es war nicht so einseitig, wie es später dargestellt wurde.
Und, nochmal: Einerseits propagandahafte Vereinfachung in den Medien kritisieren, andererseits die Medien aber propagandahaft vereinfacht kritisieren – das finde ich problematisch.
„Eine solche Vereinfachung … hat es nie gegeben“. Ach ja? In ARD, ZDF, DLF und auch vielen Zeitungen hat es sie sehr wohl gegeben. Gauck hat diese Stimmung und Ausrichtung genial auf den Punkt gebracht mit seinen „Helldeutschen“ gegenüber „Dunkeldeutschen“. Auch diese an schlimme Unterscheidungen von Über- und Untermenschen erinnernde Phrase wurde in den o.a. Medien unkritisch übernommen. In einem solchen Klima verhallt dann jeder Ruf nach Sachlichkeit, und Lügenranking-Studenten biedern sich als brauchbare Legionäre beim zukünftigen Arbeitgeber an.
S. Niggemeier
Ich im Glashaus und dann Steine? Hat was. Danke für die Links, sehr lesenswert. Wobei ich sie nicht als Widerspruch zu meiner Ausgangsthese empfinde (tendenziöse Medienberichte haben AfD befeuert, tendenziöser Faktencheck tut es ebenso). Die im Tagesthemen-Link zum Beispiel als „Relativierungen“ beschriebenen Beispiele scheinen ja alle in eine Richtung relativiert zu haben. Und wie weiter oben geschrieben: Meine Stamm-Tageszeitung hatte bei diesem Thema einen Tenor, als sei sie immer noch der „kollektive Agitator und Propagandist“ alter Zeiten.
Ich selber propagiere hier aber nur meine eigene Meinung, ganz ohne Kollektiv im Hintergrund. Danke für die anregende Diskussion.
@Johann C: Gauck meinte mit dem Begriff vom „Dunkeldeutschland“ konkret „Attacken auf Asylbewerberunterkünfte oder gar fremdenfeindliche Aktionen gegen Menschen“. Ich finde es selbstverständlich, Menschen, die solche Attacken ausüben, außerhalb jeder Diskussion zu stellen, auch durch einen solchen Begriff.
Dass Gauck von „Dunkeldeutschland“ sprach, wurde aber von vielen etablierten Medien kritisiert. Nur auf die Schnelle ergoogelt: 1, 2, 3.
(Wirklich? „Legionäre“? Das halten Sie für den treffenden Begriff, nachdem Sie gerade für mehr Sensibilität bei der Bezeichnung von Menschen plädiert haben?)
Johann C: Nein, Gaucks Verwendung des Ausdrucks „Dunkeldeutschland“ kann man nicht mit der Unterscheidung der Nazis in Über- und Untermenschen vergleichen. Ersteres bezieht sich auf die Taten und die Haltung von Menschen, zweiteres auf das nackte Sein. Während Gauck ausländerfeindliches Verhalten scharf kritisiert, haben die Nazis Menschen umbebracht, weil die nach ihrer absurden Rassenlehre schon als unwertes Leben auf die Welt kamen. Während man Gaucks Worte kritisieren kann (was auch geschah), erübrigt sich im zweiten Fall jegliche Diskussion. Ich glaube, dass Sie den Unterschied sehr genau kennen. Und dass Sie hier versuchen, gesellschaftliche Tabus gezielt umzukehren. Das ist nicht nur leicht durchschaubar, sondern auch ziemlich eklig, um das mal deutlich auszuformulieren.
@ Stefan Niggemeier:
Mir fällt auf, dass Sie Medien und Journalisten immer wieder gegen das in Schutz nehmen, was Sie als übertriebene, einseitige und pauschale Kritik verstehen – und das teilweise auch an Stellen, an denen Übertreibung und Polemik sich m.E. in recht engen Grenzen halten. Das ist Ihr natürlich gutes Recht, und es ist an sich ja auch ein vernünftiges Anliegen, das dahinter steht. Differenzierung, Fairness und Akkuratheit sind Tugenden, die man von Journalisten nicht nur erwarten können muss, sondern auch als Medien-Kritiker seinerseits an den Tag legen sollte.
Andererseits muss ich für mich selbst eingestehen, dass ich für eine gewisse Zuspitzung und Polemik doch einiges an Verständnis aufbringe. Die wichtigen Mainstream-Medien haben – nicht alle, nicht überall und nicht immer, aber eben doch zu einem sehr großen Teil – in der letzten Zeit in einer so verheerenden und geradezu unfassbaren Weise versagt, dass man schier verzweifeln könnte. Ich denke hier nur exemplarisch an die Griechenland-Berichterstattung zahlreicher Medien, die Norbert Häring vom Handelsblatt immer wieder kritisiert hat. Da war ein so umfangreicher Konsens in der Einseitigkeit und Verzerrung zu beobachten, dass ausgewogenere Stimmen – jedenfalls in meiner Wahrnehmung – nur noch am Rande vorkamen. (Hier ein Beispiel unter vielen für die Irreführung durch wichtige Medien. Und man bedenke wohl: Es ist ja nicht der einzelne Fall, der schwer wiegt, sondern die SUMME solcher Fälle: http://norberthaering.de/de/27-german/news/284-ard-zdf#weiterlesen )
Und Griechenland mag ein besonders eklatanter Fall sein, aber es ist bei Weitem nicht das einzige Negativ-Beispiel, das einen einfach nur noch sprachlos und verstört zurücklässt.
Angesichts dieses exorbitanten und geradezu deprimierenden Ausmaßes an Medienversagen, mit dem wir es immer wieder zu tun haben, und der geradezu völligen Kritikresistenz der meisten Protagonisten, möchte ich mir polemische Überspitzungen zwar nicht zu eigen machen, habe aber doch ein gewisses Verständnis für sie. Denn wenn solche Zuspitzungen und Pauschalisierungen auch nicht der Wirklichkeit entsprechen, so sind sie leider auch nicht mehr allzu weit entfernt von derselben.
@38 was sind denn Mainstream Medien? Ich kann mit dem Begriff nichts anfangen. Meinen Sie die auflagenstärksten Zeitungen?
Oder die einflussreichten?
Ghören FAZ ud TAZ auch dazu? Und wenn ja: gerade die FAZ hat sowiet ich mich erinnere durchaus differenziert über Griechenland berichtet.
Die besteht ja nicht nur aus Hank und von Altenbockum.
Natürlich ist es Wasser auf die Mühlen der Mimimi – Fraktion, die ja sooo gegen Lügen ist. Ich sehe es auch als Kontraproduktiv an unsauber zu arbeiten.
Aber es liegt auch an den meiner Meinung nach unfähigen oder auch unwilligen Talkshowmoderatoren, die diesen „Pudding “ der Gäste (nicht nur von den AFD Gästen) nicht durch gezieltes und wenn es sein muss beharrlichem und penetrantem Nachfragen aufzulösen. Da die Gäste doch Klartext sprechen wollen sollte es doch kein Problem sein. Man wird ja noch was sagen können…
P. S. : Ich ärgere mich übrigens sehr, dass in Foren von manchen Teilnehmern dieser Artikel verlinkt wird als Bestätigung, dass Petry und ihre Partei die Opfer schlechthin sind. Komischerweise sind andere Artikel aus Übermedien nicht zitierenswert. Passt dann wohl nicht in das gewünschte Szenario.
@ JMK:
Der Begriff „Mainstream“ ist schon etabliert; siehe etwa Uwe Krügers gleichnamiges Buch. Gemeint sind die großen, einflussreichen konventionellen Medien. Die FAZ gehört sicher hierher, und die TAZ auch noch. Die TAZ hat auch nach meiner Erinnerung in der Griechenland-Krise kritisch berichtet, die FAZ – abgesehen vom Feuilleton – vielleicht – aber kaum, meine ich. Ich mag mich in diesem Punkt aber auch täuschen.
Man beachte bitte, dass ich nicht behaupte, dass es innerhalb des Mainstream nicht hier und dort auch kritische Stimmen gibt, die anzuerkennen sind; nur fallen sie eben nicht so richtig ins Gewicht, und man muss sie eher suchen. Wie etwa diesen medienkritischen Bericht des Deutschlandfunks:
http://www.deutschlandfunk.de/griechenland-krise-in-deutschen-medien-ungefragte.1170.de.html?dram:article_id=328300
Mir geht es aber vor allem ums „große Bild“ – und das ist m.E. schlichtweg eine Katastrophe.
Anstatt des workarounds, den die Journalistenschule jetzt versucht und mit dem Petry weiterhin auf Platz 1 wäre, hätte sie sie einfach auf Platz 2 rutschen lassen sollen. Und die ganzen Blätter, von denen die AfD gerne eine korrigierte Darstellung sehen würde, sollten das dann genau so bringen:
Petry doch nicht die größte Talkshow-Lügenverbreiterin laut „Faktenzoom“, sondern nur die zweitgrößte knapp hinter Söder. Nur falls Sie, werte Leser, das in der Zwischenzeit vergessen haben sollten. :)
Wenn ich mir das Faktengeschiebe dieser „Journalistenschule“ ansehe, dann bekomme ich eine Ahnung, warum es mit dem deutschen Qualitätsjournalismus nicht gut bestellt ist.
@ LLL #38
Sehr saubere Analyse der Medien-Verhältnisse.
#41
‚Der Begriff „Mainstream“ ist schon etabliert‘.
Im angelsächsischen Sprachgebrauch ist „Mainstream“ noch nicht einmal ein Vorwurf, sondern lediglich eine sachliche Verortung. Wer polemisch sein will, spricht dort vom „Shamestream“.
Aber hierzulande ist es schon anstößig, von einem „Mainstream“ zu sprechen. Das ruft gleich mindestens die Tüpferlscheißer, PC-Pastoren oder Hatespeech-Fährtenhunde auf den Plan.
Mainstream könnte auch als Oberbegriff für jene Medien herhalten, die NICHT rechtspopulistischen Müll verbreiten wollen. Wer sich daran stößt, müllert halt lieber anderswo.
„die NICHT rechtspopulistischen Müll verbreiten wollen“
Falsche Definition. Sonst würden auch Seymour Hersh, Glenn Greenwald, James Corbett und Albrecht Müller zum Mainstream zählen. Wäre nett, ist aber nicht so.
Wer die Medien „hierzulande“ als Mainstream definieren möchte, kann sich wohl kaum auf Hersh, Greenwald, Corbett berufen. Ich wüsste nicht, dass diese Herren sich dezidiert zur deutschen Medienlandschaft geäußert hätten. Bliebe also nur Albrecht Müller, der sichtlich wenig Berührungsängste gegenüber rechten Verschwurbelungsakrobaten hat. Aber da ist er gewiss nicht der einzige seines Namens.
@TH 47: Wo verbreitet Albrecht Müller „rechtspopulistischen Müll“? Inwiefern hat er „sichtlich wenig Berührungsängste mit rechten Verschwurbelungsakrobaten“? Welche seiner Einstellungen oder seiner Partner ordnen Sie als rechts ein?
Let me google that for you, Erwin:
http://www.taz.de/!5242175/
@TH Danke, den Artikel kenne ich und halte ihn für journalistische Grütze. Zitat (da Sie ja keine gewählt haben um Ihre Position zu belegen, wähle ich mir jetzt eins):
Gegenüber der taz wollte Lieb sich nicht äußern, um den Streit nicht weiter zu befeuern. Aber der Hintergrund ist klar: Müller hat sich seit der Ukraine-Krise zweifelhaften Positionen und Personen angenähert. Etwa Ken Jebsen, dem früheren RBB-Moderator, der kurz nach Antisemitismusvorwürfen gefeuert worden war. Müller ließ sich von ihm für seine Webseite kenfm.de interviewen.
Sein Gespräch mit Jebsen findet sich dort neben Interviews mit dem Israelhasser Martin Lejeune und Verschwörungstheoretikern wie Udo Ulfkotte (“Gekaufte Journalisten“) und Daniele Ganser. Letzterer gewann eine große Fangemeinde mit seinen Zweifeln an der offiziellen Version zu den Anschlägen vom 11. September.
Ist das Journalismus? Leute, die mit anderen Leuten reden, mit denen in einen Topf werfen? Um drei Ecken? Ken Jebsen interviewt mal „Israelhasser“ und „Verschwörungstheoretiker“, aber was ist die Kritik daran, diese Leute zu interviewen? Macht er sich damit deren Position zu eigen? Wissen Sie, wieviele Leute der schon im Gespräch hatte? Einer davon Albrecht Müller. Will man Albrecht Müller jetzt die Ansichten der Interviewpartner seines Interviewpartners vorwerfen?
Oder die seines Interviewpartners. Geschickt wird diesem Antisemitismus unterstellt in einer Weise, die später Raum für Dementis lässt. Und es sind „zweifelhafte“ Positionen, Kritik ohne Kritik, bravo taz. Ein gutes Beispiel für das, was vernünftigerweise an Medien zu kritisieren ist.
Lesen Sie auch mal die Kommentare unter dem Artikel, die vielfältige Kritik kann ich hier gar nicht kurz fassen.
@50 Ah, die Zitatumgebung funktioniert doch nicht. Zweiter und dritte Absatz sind Zitat.
Erwin,
ihre Art zu zitieren ist recht individuell. Mir z.B. haben Sie eine Behauptung unterschieben wollen – „Wo verbreitet Albrecht Müller „rechtspopulistischen Müll“? -, die Sie sich selbst ausgedacht haben.
Ich sprach nur von Berührungsängsten.
Beim taz-Artikel hingegen lassen Sie untern Tisch fallen, was Ihnen nicht in den Kram passt:
„Weg vom linkssozialdemokratischen Mainstream, hin zum wahnsinnigen Rand: Auch auf den Nachdenkseiten ließ sich diese Wandlung finden. Etwa, als Ganser in einem Interview ohne kritische Fragen einseitig dem Westen die Schuld in der Ukraine-Krise zuschob und von einem „Nato-Netzwerk in den Medien“ sprach.
Müller glaubt ebenfalls an eine gezielte „Meinungsmache“ (so sein Schlagwort) – daran, dass Blattlinien in den Redaktionen fast immer von oben nach unten durchgereicht und systematische Kampagnen gefahren werden. Vom Schimpfwort „Lügenpresse“ der Pegida-Demonstranten ist er nicht weit entfernt. Müller scheint jedenfalls nicht anzunehmen, dass Meinungen, die er nicht teilt, auf anderen Erkenntnissen oder Überzeugungen beruhen können.
Und so nähert er sich den Verschwörungstheoretikern an: Nach dem Charlie-Hebdo-Attentat verweist er auf einen Beitrag von Andreas von Bülow, der an eine Geheimdienststeuerung glaubt. Bülow ist regelmäßiger Gast bei den Veranstaltungen von Jürgen Elsässer, dem von ganz links nach ganz rechts gewanderten Chef des Compact-Magazins. Ganser tritt im nächsten Jahr bei einem von AfD-Funktionären organisierten Kongress auf.“
Die Kommentare dazu interessieren mich nicht. Klar, dass da jede Menge Querfront-Apologeten andere Interessen haben. Aber warum gehnse nicht mit ihrem Gesinnungsgenossen Andreas Müller spielen? Hier kommen Sie doch keinen Schritt weiter.
„Ich sprach nur von Berührungsängsten.“
Berührungsängste sollte man nicht haben. Es schadet nie, sich anzuhören, was andere zu sagen haben. Es besteht immer die Chance, dass etwas dran ist. So viel Toleranz und Offenheit muss schon sein. Richtig ist aber, dass heute niemand stärker mit Berührungsängsten operiert als der Mainstream, das Juste Milieu. Dort reicht in der Regel ein einziges unsachliches Argument, um eine Idee abzulehnen: dass die/der Falsche sie teilt. Das grenzt an Diskursverweigerung. Nein, es ist Diskursverweigerung.
„Juste Milieu“. Ah so.
„Sprache wird unklar, Andeutungen ersetzen Forderungen. Vor allem aber wird kunstvoll versteckt, wer wo steht.“
Nils Minkmar über die Techniken von rechtspopulistischen und islamistischen Radikalen, welche die liberale Gesellschaft in die Zange nehmen möchten. („Die neue Übersichtlichkeit“, Spiegel Heft 52)
Warum aber sollte ich mit einem Querfront-Anhänger, der seine wahren Absichten in diesen Kommentarspalten gerne verbirgt, einen offenen Diskurs führen, Herr Müller? Zucker für den Affen? – nee, den müssen Sie sich anderswo herholen.
Nils Minkmar fand ich mal richtig gut. Ich meine wirklich gut.
Wer aber die „liberale Gesellschaft“ nicht von einer zunehmend undemokratischen „Governance“ unterscheiden kann, darüber hinwegsieht, wie diese offensichtlich mit quasireligiösen, dem weltlichen Diskurs enthobenen Tabus arbeitet, Abweichungen zunehmend offen zensieren will, hat bereits ein Problem. Wer dann dieser verklärten „liberalen Gesellschaft“ noch „Rechtspopulismus“ und „Islamismus“ als gleichwertige Gegner gegenüberstellt, hat intellektuell abgedankt und ist zu Recht beim SPIEGEL gelandet. Was für ein trauriger, was für ein exemplarischer intellektueller Abstieg!
Natürlich ist die Analyse, was menschenverachtende Strömungen wie der Islamismus und die extreme Rechte gemeinsam haben, nicht gleichbedeutend mit „als gleichwertige Gegner gegenüberstellen“. Müller unterstellt hier, dass gegeneinander aufgerechnet werden soll, um womöglich die ein oder andere Seite zu verharmlosen. Dabei merkt er nicht, dass er durch die Aussage, Rechtspolulismus und Islamismus seien nicht zu vergleichen, genau dies tut: es vergleichen. Wer die Ein- und Auslassungen Müllers hier in den Kommentaren kennt, weiß auch, welche Strömung er für gefährlicher hält. Das ist natürlich ein Witz. Heutzutage und in Deutschland hat der Rechtsextremismus deutlich mehr Tote auf dem Gewissen als der Islamismus. Geschichtlich und weltweit betrachtet hat ersterer eine Vorsprung von über 6 Millionen (Kriegstote nicht eingerechnet). Aber der Islamismus hat ja sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Ansichten wie sie hier von Müller vertreten werden, werden ihn darin weiter befeuern. Herzlichen Glückwunsch.
@Inga:
Das ist halt sein übliches Spiel mit Verdrehungen, Halbwahrheiten, Täuschungen. Er schwafelt von einer angeblichen Elite, die durch Tabus und Zensur die Demokratie abgeschafft habe. Dieses Desavouieren eines demokratisch verfassten liberalen Staates ist eine Tradition der deutschen Rechten. Tucholsky hat darüber einen Beitrag nach dem anderen geschrieben. Müller weiß auch ganz genau, warum er seine eigenen politischen Wunschvorstellungen nicht klar auf den Tisch legt. Noch ist der Boden nicht bereitet, noch muss weiter gezündelt werden.
Warum er seine Energie aber an dieser Stelle verschwendet? Er schießt sich doch dauernd selbst ins Knie, wenn er sich hier decouvrieren lässt.
@TH „Mir z.B. haben Sie eine Behauptung unterschieben wollen – „Wo verbreitet Albrecht Müller „rechtspopulistischen Müll“? -, die Sie sich selbst ausgedacht haben.“
Das bezog sich auf Ihren Kommentar Nummer 45, „Mainstream könnte auch als Oberbegriff für jene Medien herhalten, die NICHT rechtspopulistischen Müll verbreiten wollen“, in Kombination mit Nummer 47, „Bliebe also nur Albrecht Müller, der sichtlich wenig Berührungsängste gegenüber rechten Verschwurbelungsakrobaten hat.“
Meine Interpretation Ihrer Aussagen ging dahin, dass Sie Ihre Definition von Mainstream als nicht-rechtspopulistischen-Müll-verbreitend aufrecht erhalten und nicht wegen des Gegenbeispiels Albrecht Müllers revidieren wollen. Daher bin ich auch nur explizit auf die Textpassagen eingegangen, bei denen es um rechtes Gedankengut ging. Jedenfalls indirekt, über Kontakt zu anderen Personen, detaillierter wird es ja nicht in dem Artikel.
In der von Ihnen zitierten Passage dreht es sich doch um ideologische Versteifung Müllers und Offenheit gegenüber Verschwörungstheorien. Das hat mit rechts oder links nichts zu tun.
„Aber warum gehnse nicht mit ihrem Gesinnungsgenossen Andreas Müller spielen? Hier kommen Sie doch keinen Schritt weiter.“ Finden Sie Ihre Art zu schreiben nicht selbst ein wenig albern? Oder sogar unhöflich? Wenn Sie nicht diskutieren wollen, dann lassen Sie es doch, anstatt Ihren Diskussionspartnern den Weg zur Tür zu zeigen. Das macht der Hausherr schon selbst, wenn es ihm zu bunt wird.
@TH: Warum er das macht? Ich nehme an, weil er hier Sparringspartner zum Trainieren seiner Rabulistik sucht. Und findet, wie ich selbstkritisch eingestehen muss. Aber so einem rabulistischen Unsinn mag ich eben ungern das letzte Wort überlassen. Ich arbeite dran ;-)
Erwin,
Sie müssen nichts interpretieren oder „kombinieren“. Lesen Sie einfach, was da steht.
„Das hat mit rechts oder links nichts zu tun.“
Ja, ist schon klar. Bülow hat nichts mit dem Kopp-Verlag zu tun, KenFM ist ein unpolitischer lieber Junge.
Das kleine Tischfeuerwerk mitsamt Nebelkerzen wäre doch besser am Silvesterabend an einem anderen Ort platziert.
@Off-Topic
Ich habe mir – angeregt durch die hiesigen Diskussionen – selber ein Buch unter den Weihnachtsbaum gelegt, dass sich bislang ganz nett liest:
Hubert Schleichert: Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren.
In diesem Sinne:
Auf ein gutes 2017!
pit
Hab ich auch gelesen. Ich würd’s nicht empfehlen. Ist aber lange her, und mileage may vary, oder so. Ich sag’s nur.
Was ich ja immer gerne empfehle, ist die Atheist Experience. Fast egal, wie man inhaltlich dazu steht, die machen das einfach gut und illustrieren in ihren Gesprächen oft sehr instruktiv Probleme, die auch bei anderen Themen auftreten.
@TH
„Sie müssen nichts interpretieren oder „kombinieren“. Lesen Sie einfach, was da steht.“
Wie liest man ohne Interpretation? Mag sein, dass ich Ihre Aussage falsch interpretiert habe, aber je mehr Sie schreiben, desto sicherer bin ich, dass ich Sie richtig verstanden habe.
„„Das hat mit rechts oder links nichts zu tun.“
Ja, ist schon klar. Bülow hat nichts mit dem Kopp-Verlag zu tun, KenFM ist ein unpolitischer lieber Junge.“
Dann war mein Zitat doch gut gewählt, denn in Ihrem wollen Sie ja anscheinend auf das gleiche hinaus. Warum aber wollen Sie immer darauf hinaus, wer mit wem redet oder nicht redet, anstatt sich mal auf die Inhalte zu konzentrieren? Ich halte es generell für falsch, Personen anhand ihrer Kontakte zu kritisieren statt anhand ihrer Aussagen. Denn Personen können durchaus miteinander reden ohne in jedem Punkt übereinzustimmen.
Mein Zitat war auf den Inhalt bezogen und nicht die Personen: Ich sagte, ideologische Versteifung und Offenheit für Verschwörungstheorien ist nicht links oder rechts. Geben Sie mir da recht?
@ErwinZK: Was soll denn das. Kennen Sie den Unterschied zwischen Personen, die „miteinander reden, ohne in jedem Punkt übereinzustimmen“ (z.B. Sie und TH) und „regelmäßiger Gast auf Veranstaltungen der extremen Rechten“ nicht oder wollen Sie ihn nicht kennen?
@Inga Doch, das macht schon einen Unterschied, eben weil es dann im Regelfall auch eine inhaltliche Überschneidung gibt. Ich gebe zu, ich kenne die Standpunkte von Andreas von Bülow und dem Kopp-Verlag nicht, Kopp war mir bisher als Verlag von Esoterikern ein Begriff, wo viel Verschwörungsliteratur veröffentlicht wird. Rechtslastig wäre mir bekannt, rechtsextrem ist mir neu, lasse mich aber eines besseren belehren. Kopp steht nicht mal im Verfassungsschutzbericht 2015 drin, im Gegensatz zu meinen linksextremen Lieblingsorganisationen (und PEGIDA). So ernst meinen sie es mit ihrer Verfassungsfeindlichkeit dann also nicht.
Dennoch schließe ich nicht aus, dass auch ein Bülow, wenn er denn sonst rechte Ansichten hat, sich zu einem Thema qualifiziert äußern kann. Und wie gesagt frequentiert nicht Albrecht Müller beim Kopp-Verlag, sondern Bülow und wenn AM mal was von Bülow zitiert oder auf nen Vortrag verweist dann ist der Inhalt dessen zu bewerten. Und da ging es um Geheimdienste bei Charlie Hebdo, vielleicht etwas verschwörungstheoretisch aber wieso soll das schon rechts sein?
@ErwinZK: Sie können hier gerne so lange herumschwafeln, bis keiner mehr Lust hat, Ihnen zu antworten. Dass „wird durch den Verfassungsschutz beobachtet“ möglicherweise nicht der beste Gradmesser für antidemokratische Umtriebe ist, wissen Sie natürlich selbst. Bzg. Bülow jedoch ging es oben um Veranstaltungen des Compact-Elsässer. Würden Sie auch sagen, dass Compact nicht rechtsextrem ist? Nur so für mich zur Einordnung. Wobei, dass Sie den Koppverlag nicht als rechtsextrem bezeichnen, sagt ja schon genug über Ihre Einstellung aus.
@Inga Für Sie zur Einordnung: ich kann mich am ehesten mit den Aussagen der Leute hinter gegner.in identifizieren. Ich halte Nationalismus für ein Problem, das bei der Linkspartei beginnt und irgendwo hinter der NPD in aller Konsequenz durchpropagiert wird. Extrem wird es für mich, wenn jemand bereit ist, Straftaten zur Durchsetzung der eigenen Ziele zu begehen. Ich bin dazu nicht bereit.
Im allgemeinen Sprachgebrauch gilt Compact als rechtspopulistisch, so wie die AfD auch. Ich halte das für richtig, da ich die Ansichten zwar ziemlich scheiße finde, aber nicht zu Straftaten aufgerufen wird (zumindest ist mir das nicht bekannt). Ich kenne Compact vor allem durch die Bildblog-Rubrik „Mut zur Wirrheit“.
@Inga Nun gut, wenn Ihnen das zu viel „Geschwafel“ ist, dann werde ich auf Ihren nächsten Beitrag nicht mehr antworten. Ein bisschen vom Thema ab sind wir ja schon. Ich wollte nur darauf hinaus, dass es auch Medien links vom sogenannten Mainstream gibt und Albrecht Müller davor bewahren, mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht zu werden. Ich teile seine Ansichten nicht, aber halte seine Bemühungen für aufrichtig und wichtig, und der Vorwurf einer Querfront ist meiner Ansicht nach nicht angebracht. Bin dann mal weg.
@ INGA #56
Diesen Dreisprung vom Populismus über den Extremismus zum Massenmord sollten Sie sich patentieren lassen. Er hat enormes Potenzial – zum Selbstbetrug.
Populismus ist ein legitimes Mittel der demokratischen Auseinandersetzung, egal ob von links oder von rechts. Es gibt auch einen Populismus der Mitte, der nicht besser ist als jeder andere.
Jetzt stützt er sich auf Herles, den von Tichys Reste-Rampe, der bei seinem Gequassel offenbar ganz vergessen hat, im Duden unter „Populismus“ nachzuschlagen. Meine Güte, Müller, das ist doch sogar unter ihrem Niveau. So etwas bewahren Sie monatelang auf? Damit wollen Sie reüssieren?
@Müller: Da wäre ich leider zu spät. Der „Dreisprung“ wurde bereits zum Schaden der gesamten Menschheit erfolgreich durchexerziert. Ich hoffe sehr, dass trotz des Bemühens eifriger Zündler wie Ihnen dies nicht erneut passiert.
@ TH #70
Herles ist richtig gut, ein unabhängiger Kopf.
Wer weiß denn schon, dass er auf Betreiben von Kohl seinen Job als Leiter des Bonner Büros des ZDF verloren hat, weil er gegen die deutsche Einheit argumentiert hat? Was für ein großartiger süddeutscher Regionalist und konservativer Anarchist! Was soll man davon halten, dass heute die deutsche Linke im Gleichschritt mit der preußischen Obrigkeit und der evangelischen Kirche solche Leute für Rechtspopulisten und Nationalisten hält? Es lässt jedenfalls tief blicken in die Abgründe ihrer gemeinsamen zentralen Geistesverwirrung.
Ah, „Geistesverwirrung“ … Sie sind mir schon ein Toleranz-Spezialist, hoppla.
Über Herles (und Tichy) gibt es hier bei Übermedien zwei wirklich lesenswerte Texte. Und hier noch ein recht wohlwollendes (über seine Rolle im ZDF könnte man noch so einiges mehr beisteuern) Porträt über ihn:
http://www.medienkorrespondenz.de/leitartikel/artikel/einschaltquote-und-gefallsucht.html
Zitat: „Sein Intendant entsprach Kohls Wunsch nach Herles’ Ablösung. Das hat Wolfgang Herles tief verletzt, das wird auch aus dem Text im Buch heute noch immer deutlich. Doch andererseits hatte er auch nicht protestiert, als er vier Jahre zuvor auf die Wunschliste der Union für diesen Posten gesetzt worden war.“
Ist es seine puddinghafte Flexibilität, die Sie so an ihm bewundern?
Ja, „Geistesverwirrung“ ist schon stark, so von jemandem, der uns erst letzte Woche an seinen völlig irren Theorien bzgl. „Staatsterrorismus“ hat teilhaben lassen.
Inga,
Dank für den Hinweis, ich habe gerade erst seine Homepage gelesen, dort zum Berliner Attentat seine Ausführungen über vermeintlich harmlose Kleinkaliber-Waffen. Mit einer ähnlichen Waffe wurde übrigens vor einem Jahr ein Mädchen erschossen. Keine weiteren Fragen.
„Sein Intendant entsprach Kohls Wunsch nach Herles’ Ablösung“.
Es ist ein Unterschied, ob jemand auf einem CDU-Ticket auf einen Posten kommt (das scheint ja Usus zu sein, worüber man natürlich separat streiten müsste) oder ob jemand auf Wunsch einer Amtsperson, die keinerlei offiziellen Einfluss auf das ZDF besitzt, diesen Posten verliert. Die Empörung über den Intendanten ist rein sachlich berechtigt.
„puddinghafte Flexibilität“
Sehe ich da nicht. Kritik an der Art und Weise, wie Kohl (und Schäuble) die Einheit im Detail umgesetzt haben, war mehr als berechtigt, aber eine absolute Seltenheit bis tief in die SPD hinein. Dort wurde die Grundlage für Einheitsdenken und Konformismus im repreußifizierten Deutschland gelegt. Schäuble ist übrigens einer der Hauptverantwortlichen für die meisten Fehler, die damals gemacht wurden. Es ist kein Zufall, dass er heute u.a. zur Deckung seiner damaligen Fehler ganz Südeuropa ruiniert, aber es ist ein Skandal, dass niemand in Deutschland diesem tyrannischen und inzwischen in weiten Teilen Europas verhassten Politiker in den Arm fällt.
Wenige ZDF-Journalisten hatten genug eigene Meinung dazu, dass Kohl sie eigenhändig abservieren ließ. Herles kann stolz darauf sein, dass er dazugehört hat.
@Muriel
danke für den Tip! Werde ich mir anschauen.
@1 Volltreffer, deshalb wird es aus der Ecke in heutiger Zeit auch nie einen glaubwürdigen Faktencheck zum Nachrichten- „Journalismus“ im ÖR oder dem Mainstream geben, dann wäre die Karriere schon vor dem Ausbildungsabschluß erledigt. Zumindest die Standardkarriere, wobei der Weg in Richtung Nachdenkseiten, Propagandaschau & co. hat immerhin deutlich mehr mit dem Berufsbild investigativer Journalist zu tun
Eins ist mir ein Rätsel: Petry bzw. AfD werden ständig „bemeckert“ und trotzdem sind die Wahlergebnisse und der Zulauf nicht schlecht. Ich gehöre nicht dazu, beobachte nur und finde so einiges merkwürdig…