„Politbarometer“ zur „Stadtbild“-Debatte

Womit hat Merz eigentlich Recht? Das ZDF weiß es auch nicht so genau.

Das ZDF macht eine Umfrage zur Diskussion, die Kanzler Friedrich Merz losgetreten hatte. Dafür gibt es heftige Kritik, weil die Ergebnisse der Umfrage verkürzt und irreführend dargestellt wurden. Einige werfen dem ZDF gar Manipulation vor. Der Fall zeigt, in welchem Dilemma Medien in der aufgeheizten politischen Stimmung stecken – und was sie daraus lernen können.

Dass etwas schief gelaufen war, war spätestens klar, als das ZDF am vergangenen Wochenende ein Interview „in eigener Sache“ mit seinem „Politbarometer“-Moderator Stefan Leifert veröffentlichte. „Wir stellen uns jeder inhaltlichen Kritik“, war es überschrieben. Und diese Kritik gab es für das ZDF reichlich nach der jüngsten „Politbarometer“-Umfrage zur „Stadtbild“-Debatte.

Am 14. Oktober hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Potsdam vor der Presse unter anderem zum Thema illegale Migration geäußert. Dabei sagte er:

„Wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“

In kürzester Zeit war aus dem harmlosen Wörtchen „Stadtbild“ ein heißer Anwärter auf das Unwort des Jahres geworden. Ein in der Öffentlichkeit angeblich sichtbares Problem, das man mit Abschiebungen lösen kann? Diese Verknüpfung erhitzte die Gemüter. Manche hielten Merz spalterische Rhetorik und Rassismus vor, andere feierten seine Worte getreu dem Motto: „Endlich sagt’s mal einer“.

Vor allem aber blieb offen, was Merz mit dieser vagen Aussage eigentlich meinte: Geht er davon aus, dass die bundesweit rund 225.000 ausreisepflichtigen Personen (deren Zahl vor wenigen Jahren noch deutlich höher lag) die Stadtbilder prägen? Und umgekehrt: dass ihre Abschiebung das Bild wesentlich verändern würde? Äußerte er sich unbedacht? Fischte er gezielt am rechten Rand? Oder stört er sich am augenscheinlich gestiegenen Migrationsanteil in der Bevölkerung?

Die Töchter…

Auf eine Frage des dpa-Korrespondenten Michael Fischer verweigerte Merz bei einer Pressekonferenz am 20. Oktober zunächst noch eine Interpretation seiner eigenen Worte. Er entgegnete nur: „Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte.“ Zwei Tage später, am 22. Oktober, schien dem Kanzler beim Westbalkan-Gipfel in London dann doch eine Konkretisierung geboten. Er sagte:

„Probleme machen uns diejenigen, […] die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus haben, die nicht arbeiten und die sich auch nicht an unsere Regeln halten. Viele von diesen bestimmen auch das öffentliche Bild in unseren Städten. Deshalb haben mittlerweile so viele Menschen […] einfach Angst, sich im öffentlichen Raum zu bewegen. Das betrifft Bahnhöfe, das betrifft U-Bahnen, das betrifft bestimmte Parkanlagen, das bestimmt ganze Stadtteile…“

Vom „Stadtbild“-Zitat hatten sich da jedoch schon viele Menschen angesprochen gefühlt, die Merz sicher nicht abschieben möchte. Der Darmstädter Arzt Cihan Çelik etwa, der in einem Gastbeitrag im „Spiegel“ dem Kanzler vorwarf, einen gesellschaftlichen Konsens aufzubrechen, nämlich „dass Zugehörigkeit in Deutschland nicht über Hautfarbe, Aussehen oder Herkunft, sondern über Recht, Teilhabe, Verantwortung und Verhalten definiert wird“. Oder der Schriftsteller und „Welt“-Autor Deniz Yücel, der auf X schrieb: „Nein, Herr Merz, wir sind nicht STADTBILD; wir sind Deutschland.“

63 Prozent geben Merz Recht – nur wofür genau eigentlich?

In diese Gemengelage platzte das „Politbarometer“, die ZDF-Sendung, die einmal im Monat neben der Sonntagsfrage auch aktuelle politische Stimmungen abklopft. „Stadtbild-Debatte: Mehrheit stimmt Merz zu“, verkündete das ZDF am vergangenen Freitag (24. Oktober). Rasant verbreitete sich eine Grafik aus der einen Tag zuvor durchgeführten Umfrage. „Aussage von Friedrich Merz zum Stadtbild in Deutschland: Hat er damit Recht?“, stand über den Balken, deren größter bei satten 63 Prozent endete und auszusagen schien: Jawoll, Merz hat Recht. Viele Medien griffen die Umfrage auf. „Bild“ titelte beispielsweise: „Stadtbild-Debatte: Große Mehrheit gibt Merz Recht“.

Politbarometer-Grafik: Aussage von Friedrich Merz zum Stadtbild: Hat er damit Recht? 63 % für "ja"
Screenshot: ZDF

Nur: Womit hat er eigentlich Recht? Mit der Sorge vor Kriminalität, einer gefühlten oder tatsächlichen Unsicherheit an Bahnhöfen? Mit der Kritik daran, dass Ausreisepflichtige nicht abgeschoben werden? Oder, ganz allgemein, mit den vielen „Ausländern“? Die Debatte hatte sich längst verselbständigt und war inzwischen mehr vom Weltbild der jeweiligen Kommentator:innen geprägt als vom weiterhin verschwommenen Stadtbild des Kanzlers.

Die „Politbarometer“-Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF trug nicht zur Schärfung bei, im Gegenteil. Vor allem, weil die Überschriften herzlich wenig mit der Fragestellung zu tun hatten, und die Fragestellung nicht viel mit der verselbständigten Diskussion. Sie lautete:

„Bundeskanzler Friedrich Merz hat davon gesprochen, dass es in Deutschland Probleme im Stadtbild gibt. Konkret benannt hat Merz jetzt, dass es Probleme mit denjenigen gibt, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus haben, nicht arbeiten und sich nicht an unsere Regeln halten. Was meinen Sie, hat Friedrich Merz mit dieser Aussage Recht oder hat er damit nicht Recht?“

Die Formulierung birgt mehrere Probleme. Einerseits ist es einigermaßen banal, wenn Menschen es problematisch finden, dass sich andere Menschen – gleich welche – nicht „an unsere Regeln halten“ – erstaunlich eigentlich nur, dass die Zustimmung nicht viel höher ausfiel. Andererseits fiel die Kritik an Merz deshalb so heftig aus, weil der Kanzler zumindest die Interpretation zuließ, dass man seiner Meinung nach Menschen auf der Straße ihren Aufenthaltsstatus irgendwie ansehen könnte, was natürlich Quatsch ist. Das aber griff die Frage nicht auf. Wer Merz also für sein Spiel mit Ressentiments kritisierte, musste sich durch das „Politbarometer“ als Teil einer Minderheit verstehen – was die Umfrage freilich gar nicht hergab.

Widersprüchliche Ergebnisse

Zudem widersprechen andere, in derselben Befragung erhobene Daten der „Merz hat Recht“-Headline. Zum Beispiel gab eine deutliche Mehrheit an, gar keine oder keine größeren Probleme mit Geflüchteten in der eigenen Wohngegend zu haben.

Politbarometer-Grafik: In meiner Wohngegend gibt es mit Geflüchteten Probleme... jeweils 37 % für "keine" oder "nicht so große"
Screenshot: ZDF

Auf Instagram, X und Bluesky erntete das ZDF heftige Kritik, auch von prominenten Stimmen wie der Aktivistin und früheren Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth. Sie warf der Forschungsgruppe Wahlen und dem ZDF „schlampige Arbeit“ und „unterirdisches Handwerk“ vor und versah ihren Post mit dem Hashtag #Rassismus. Der Journalist Falk Steiner unterstellte dem Sender, „Falschinformation“ zu verbreiten. „Das ZDF springt dem Kanzler zur Seite, nutzt dafür auch manipulative Grafiken“, schrieb der „Volksverpetzer“. Einige Accounts waren in ihrer Kritik noch schärfer und echauffierten sich über die angebliche Merz-Nähe des Mainzer Senders.

„Shitstorm von links“

Das ist schon eine besondere Pointe. Zwar müssen sich öffentlich-rechtliche Sender (und nicht nur die) inzwischen ständig angebliche „Linientreue“ und „Regierungshörigkeit“ vorhalten lassen. Üblicherweise kommen derartige Tiraden jedoch von Rechtsaußen. Diesmal kamen sie fast gleichlautend von anderer Seite.

„Ein Shitstorm von links war eine neue Erfahrung. In der Heftigkeit der Anwürfe durchaus vergleichbar mit der Unerbittlichkeit, die wir sonst von rechts erleben“, sagt ZDF-Moderator Stefan Leifert im Gespräch mit Übermedien. Dabei sei der Vorwurf der Regierungsnähe „noch der freundliche Teil der Rückmeldungen“ gewesen: „Im anderen Teil reichten die Vorwürfe von gezielter Manipulation bis hin zur gezielten Verbreitung rechter, rassistischer Narrative“, so der Journalist, der auch die „heutejournal“-Redaktion leitet.

Politbarometer-Moderator Stefan Leifert
„Politbarometer“-Moderator Stefan LeifertScreenshot: ZDF

Im Interview auf der ZDF-Website hatte Leifert bereits erklärt, wie die Umfrage entstanden war. Zunächst habe der Sender die Stadtbild-Debatte im Politbarometer „komplett aussparen“ wollen, zu vage erschien Merz‘ Aussage für eine konkrete Fragestellung. Erst nach seiner Konkretisierung am 22. Oktober habe man sich umentschieden und dann auch gleich den jüngsten Diskussionsstand abbilden wollen. Die Frage habe sich also nicht auf die ursprüngliche Stadtbild-Aussage bezogen, betont Leifert in dem Interview und räumt ein: „Das hätten wir deutlicher herausarbeiten sollen.“

Auf der Website wirkt das unfreiwillig komisch. Denn irgendjemand beim ZDF kam auf die Idee, direkt über jener Stelle, an der Leifert erklärt, dass sich die Umfrage gar nicht auf Merz‘ ursprüngliche Aussage bezieht, einen Text zu verlinken. Der Link trägt den Titel: „Mehrheit stimmt Merz‘ Stadtbild-Aussage zu“.

Screenshot: ZDF

Keine Korrektur bislang

Korrigiert hat das ZDF die als Problem erkannten Überschriften und Grafiktexte bis heute nicht. Bei Instagram reagierte die Redaktion zwar in einem Kommentar unter der Grafik auf die Kritik, löschte sie aber nicht – „aus Transparenzgründen“.

Aber natürlich ist das Problem größer als die Überschriften. Es ist bereits fraglich, ob eine derartige Umfrage in einer aufgeladenen, dynamischen Debatte überhaupt eine gute Idee ist. Hätte das ZDF das Stadtbild-Thema in seiner Umfrage komplett ausgespart, hätten viele ihm womöglich vorgeworfen, unangenehme Wahrheiten aus vermeintlicher politischer Korrektheit heraus nicht zu thematisieren – ein Dilemma.

„Bild“ versuchte es mit einer Insa-Umfrage anders, durchgeführt einen Tag vor Merz‘ Konkretisierung. Ein Ergebnis: 34 Prozent der Befragten fanden, dass „Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe oder sichtbarer (nicht-christlicher) religiöser Kleidung“ das „Stadtbild in Deutschland“ eher oder eindeutig stören. Das ist erschreckend, womöglich ehrlicher und aufschlussreicher – böte allerdings eher Stoff für eine Debatte über Ängste, Vorurteile oder Integration als über die Frage, ob Merz eine Mehrheit hinter sich weiß.

Screenshot: Bild.de

Welche Lehren zieht das ZDF nun? „Bei Darstellung der Ergebnisse mehr Inhalt in die Überschriften packen, möglichst präzise sein, möglichst wenig Einfallstore für Missverständnisse liefern“, sagt Stefan Leifert im Gespräch mit Übermedien. Auf derartige Umfragen zu verzichten möchte man nicht: „Wir wollen mit dem Politbarometer im Zentrum von gesellschaftlichen Debatten sein, auch wenn sie hitzig geführt werden.“ Mit Kritik hatte er durchaus gerechnet – nicht aber, dass sie so heftig wird. Leifert sagt auch: „Wir haben die Gefahr unterschätzt, dass wir zum Akteur geframt werden.“

Das ist ein interessanter Punkt. Denn zweifellos beinhaltet die Diskussion viele relevante Aspekte, über die Medien berichten müssen – die Probleme bei der Migration, der Integration, der Sicherheit an öffentlichen Plätzen, der sozialen Sicherheit. Diese Diskussion jedoch klebte bereits untrennbar am Schlagwort „Stadtbild“ wie alter Kaugummi an der Schuhsohle. Egal, worüber man sprechen wollte: Es ging zwangsläufig immer um Merz und um die Frage, ob er Recht hat oder nicht, ob er den Ton trifft oder nicht, ob er mutig ist, rassistisch oder was auch immer. Berichte folgten dem Stichwort des Kanzlers, die Alltagsnöte der Menschen wurden Staffage – vielleicht auch deshalb erschienen Medien vielen wie politische Akteure.

Was war zuerst da?

Das ist ein klassisches Henne-Ei-Problem. Was war zuerst da: eine Stimmung in der Gesellschaft – oder eine von Politiker:innen (und Medien) angezettelte Debatte? So lief es auch beim Bürgergeld: Wer auf Kürzungen und härtere Sanktionen drängte, begründete das gerne mit dem Ungerechtigkeitsempfinden in der Gesellschaft. Das gab es irgendwann sicher – unklar ist aber, ob dieses Gefühl wirklich der Auslöser war oder ob es selbst nicht erst durch scharfe politische Rhetorik entstanden ist. Das ist beim Thema Migration nicht anders. Die rechtsextreme AfD mit ihren anti-migrantischen Forderungen findet gerade dort am meisten Widerhall, wo der Migrationsanteil der Bevölkerung am geringsten ist.

Vielleicht müssen Medien wieder stärker vor die Debatte kommen und kontinuierlich die Stimmung in der Bevölkerung aufspüren, anstatt hitzigen Schlagwort-Diskussionen hinterher zu hecheln. Je größer das Vakuum, das Journalismus hinterlässt, umso mehr stoßen Politiker:innen in diese Lücke, machen mit Schlagworten Stimmung, bis kaum noch jemand sagen kann, wie viel davon schon vorher da war.

Was Umfragen angeht, wäre es vielleicht ein Weg, eben nicht in einer hastig formulierten Frage auf eine bereits überkochende Debatte zu reagieren (und sich daran die Finger zu verbrennen, wie jetzt das ZDF). Besser wäre es, langfristig dieselben Fragen zu stellen, um zu verstehen, was die Menschen bewegt. Fragen wie: Fühlen sie sich sicher? Wenn nein, woran liegt das? Wie läuft es mit der Migration? Mit solchen Umfragen (die das ZDF -„Politbarometer“ ja zum Teil auch schon macht) ließe sich sehr viel besser beurteilen, ob Merz & Co. richtig liegen, ob sie eine vorhandene Stimmung aufgreifen und unbequeme Wahrheiten aussprechen – oder ob sie den Brand befeuern, den sie hinterher zu löschen vorgeben.

17 Kommentare

  1. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass alle demographischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Probleme Deutschlands behoben sind, wenn das Stadtbild wieder stimmt. /s

    Stadtbild ist etwas unmittelbar sichtbares, gell? Worauf sollte es abzielen, wenn nicht auf die Hautfarbe? An welchen körperlichen Merkmalen erkenne ich einen Ausreisepflichtigen oder einen, der sich „nicht an Regeln hält“?
    Wenn man sich in DE nicht an Gesetze hält, macht man sich strafbar. Welche Regeln sind gemeint?

  2. Vermutlich sind tatsächlich die Gesetze gemeint, was natürlich trotzdem die Tatsache ignoriert, dass man einem Menschen nicht ansieht, ob er ein Verbrecher ist.

    Die Umfrage nach dem „Stadtbild“ hätte ich so verstanden, ob ich persönlich ein Problem mit meinem Stadtbild habe. Aber auch dann hätte da nicht stehen sollen „Hat er Recht?“, weil das subjektive Gefühle als objektive Fakten främt.

  3. Mich schockiert etwas die Aussage von Stefan Leifert zur Überschrift und zu der erwarteten Kritik.
    Als wäre es irgendetwas neues dass viele nur die Überschriften lesen oder Überschriften ohne weiteren Kontext von anderen Medien aufgegriffen und somit verstärkt werden.
    Und das Menschen großteils nur noch die anfängliche Stadtbild Aussage im Kopf hatten da die schön polarisierend und emotionalisierend war. Seine Relativierung über eine Woche später hatte da kaum noch eine Chance, die Aussage ist viel zu lang Kontextlos durch die Medien gegeistert.
    Es ist mindestens naiv vom ZDF diese Überschrift zu wählen. Ich möchte fast schon hoffen es geschah aus Inkompetenz, was auch wieder sehr schlecht wäre bei Medienprofis des ÖRR. Aber wenn nicht war da wohl Kalkül dahinter. Hoffentlich nur um mehr Klicks abzugreifen.

    Ich habe wirklich viel Verständnis für Fehler im ÖRR aber das war ja schon sehenden Auges scheiße bauen.

  4. @4: Eigentlich meint das Stadtbild in der Kulturgeographie tatsächlich die gebaute räumliche Struktur einer Stadt. Aber damit kann auch Leerstand, Renovierungsbedürftigkeit, Vandalismus gemeint sein. Auf Menschen bezieht sich der Begriff ursprünglich nicht, das stimmt. Spannend ist ja auch, dass Merz wieder nur die Großstadt als Negativbeispiel eingefallen ist – mein Horror wäre viel mehr, wenn es überall im Land so aussähe wie auf dem sauerländischen Dorf… sowohl was Architektur als auch Menschen betrifft.

  5. „Ich hatte ein „Stadtbild“ bisher immer für etwas gehalten, das mit Architektur zu tun hat.“
    Mir nun wiederum war bei Merz‘ Äußerung als erstes die vielen Müllecken ins Gedächtnis gekommen.
    Tja….,

  6. Vielleicht hätte man auch einfach eine Umfrage machen müssen, was Merz wohl gemeint haben könnte:
    [ ] veraltete Infrastruktur
    [ ] zu viele Leute, die wie Flüchtlinge aussehen
    [ ] Dorf ist besser als Stadt
    [ ] Berlin

    Im zweiten Schritt wird abgefragt, ob man Merz zustimmt, bspw. weil man wirklich lieber auf dem Dorf lebt (wo es so wenig Migranten gibt), oder weil man findet, dass mehr Geld in die Infrastruktur gesteckt werden sollte.

    Dass viele Menschen dasselbe gefühlte Unbehagen haben wie Merz, beweist ja nicht, dass Merzens Aussage wahr ist, und die Überschrift und suggestive Berichterstattung ist ja nicht gerade kritisch zu nennen.

  7. Ich finde es schon länger fragwürdig, dass in den Demoskopie-Sendungen meist nicht die eigentlich gestellten Fragen gezeigt werden, sondern nur knappe, oft stark verkürzte Zusammenfassungen – die aber trotzdem als Frage formuliert sind, was impliziert, es wären die tatsächlichen Fragen. Wenigstens in den Texten auf der Webseite sollte doch einfach mal erwähnt werden, was genau gefragt wurde. Stattdessen findet man die Fragestellungen nur, wenn man ein PDF irgendwo auf der Webseite des Instituts aufstöbert, falls sie überhaupt veröffentlicht werden (teils nur mit Verzögerung).

    Das Auslassen erhöht auch nur die Fallhöhe, wenn eine fragwürdig gewählte Überschrift oder die Antworten auf eine schlecht formulierte Frage erstmal tagelang zitiert werden, bevor dazu eine Debatte entsteht, weil jemand die Fragen gefunden hat. Das hat sicherlich auch seinen Anteil an den Unterstellungen der Parteinahme, weil es wie Unterdrückung aussieht (auch wenn ich diesen Kritiker*innen Hanlon’s Razor nahelegen möchte).

    Nebenbemerkung: Was ist das eigentlich für ein Trauerspiel, dass sich die Online-Berichterstattung des Politbarometers auf eine Slideshow von ein paar ausgewählte Balkendiagrammen als Bilder (!) und einen knappen Begleittext erschöpft? Warum kann ich mir nicht selber angucken, wie sich die Antworten auf die Fragen nach Parteianhängern, Ost/West, … aufteilen? Warum muss ich für Langzeit-Trends zu dawum oder wahlrecht.de? Das kann doch nicht sein, dass das ZDF – beim ARD-DeutschlandTrend ist es nur unwesentlich besser – in 2025 keine interaktive Datenvisualisierung hinkriegt? Da wäre vielleicht auch Platz für die vollständigen Fragen.

  8. Also wirklich. Da haben die hochintelligenten Hochintelligenten jahrelang bewiesen, dass die Minderwertigen anhand körperlicher Merkmalen , der Hautfarbe (weiß) und den Genitalien (männlich), erkennbar sind.
    Und dann kommt einer aus dem Mainstream und macht eine Bemerkung die andeutet, dass das vielleicht nicht stimmt.

    Logisch, dass der rassistische Mob vor Wut im Dreieck springt. Und was soll ich sagen, mir gefällts.

  9. Die Diskriminierung weißer Männer in Deutschland durch einen rassistischen Mob; endlich deckt mal einer die wahren Probleme auf! :D

  10. #10 Ihr Vergleich hinkt wie ein gebrochenes Wadenbein… Aber um mal den mir wichtigsten Punkt heraus zu greifen: Alte, weiße Männer werden üblicherweise als überproportional (und damit „zu“) mächtig gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen und nicht als minderwertig beschrieben.

  11. Wenn man falsche Fragen stellt, bekommt man falsche Antworten. Und auf falsche Fragen hat sich er ÖR inzwischen einigermaßen eingeschossen, um denen, die als besorgte Bürger diese Republik als die ihrige ansehen, irgendwie abzuholen.
    Mit anderen Worten: man lässt sich auf den Journalismus ein, der das Verständnis perpetuiert, das sich die Meute der „Demokraten“ wünscht.

  12. Ich mache in der viertgrößten Stadt Deutschlands Stadtführungen. Ich behaupte einmal, mich mit dem „Stadtbild“ auszukennen. Mein „Stadtbild“ ist nicht durch die Anwesenheit von Migranten gestört, sondern durch Vermüllung, fehlende öffentliche Toiletten (damit einhergehend unangenehme P*ßecken, selbst in UNESCO-Weltkulturerbe-Bereichen), häßliche Bauzäune, verwirrende Absperrungen und Umleitungen, Fußgänger und Rollifahrer behindernd abgestellte E-Scooter und aus EU-Ländern Osteuropas mit legalem Aufenthalt versehene Mitglieder aggressiver Bettelbanden. Ja, das sind überwiegend Roma und arme Schweine. Trotzdem: unbedarften chinesischen oder anderen Touristen für ein Foto 10 Euro abzupressen ……
    Der Begriff „Stadtbild“ ist so diffus und unpräzise und kann nicht als Basis für eine Umfrage mit wissenschaftlichem Anspruch herhalten. Von Merz vermutlich aber mit Absicht so vage gehalten, damit Beifall von möglichst vielen Seiten ihm zuteil wird.
    Schon Angela Merkel hat die berechtigte Frage gestellt, woran ich denn auf der Straße einen Migranten mit deutschem Paß von einem solchen mit legalem Aufenthaltsstatus bzw. einem dritten ohne Aufenthaltsgenehmigung überhaupt unterscheiden kann.

  13. Hundepfeife, klar vernehmbar

    „Dogwhistling“ heißt: doppeldeutige Codes senden, damit die Adressierten den harten Kern hören – alle anderen nur die harmlose Oberfläche. Genau deshalb taugen solche Botschaften zugleich zur Mobilisierung und zur Abstreitbarkeit.
    In Merz’ Fall lag das Muster offen zutage: erst das diffuse „Problem im Stadtbild“, dann der Verweis „Fragen Sie Ihre Töchter“. Das greift ein altes Schutz-/Sexismus-Narrativ („die Fremden“ und „unsere Frauen“) und verschiebt soziale Fragen ins Kulturelle – bei maximaler Plausibler-Denial-Option. Der Wortlaut ist dokumentiert; die nachträgliche „Töchter“-Flanke verstärkte den Effekt.
    Statt diese Rhetorik zu kontextualisieren, gossen Teile der Medien Benzin drauf, indem sie die Hundepfeife zur „Abstimmung“ machten – etwa mit der Fragestellung des ZDF.
    Andere Erhebungen zeigten parallel: Eine deutliche Mehrheit wünscht vom Kanzler eine sorgfältigere Wortwahl. Das eine macht Quote, das andere bringt Erkenntnis.
    Fazit: Das ist kein Ausrutscher, sondern eine Technik. Wer sie ernsthaft brechen will, benennt die Codes (und ihre Geschichte) statt sie im Meinungsbarometer zu waschen – und spricht über reale Ursachen städtischer Konflikte, ohne Sündenböcke zu produzieren.

  14. Ob eine Hundepfeife, die wirklich jeder hört, noch als Hundepfeife gelten kann, sei mal dahingestellt.
    Die Frage wäre, ob Merz damit wirklich mehr bisherige AfD-Wähler anlockt als CDU-Wähler vergrault…

  15. Guten Morgen,
    den Hinweis hinter Jutta Ditfurth („ehemalige Grüne“) würde ich streichen: „Aus Protest gegen die „realpolitische Wende“ bei den Grünen verließ Ditfurth 1991 wie viele Angehörige des linken Flügels die Partei. Sie gründete die Kleinstpartei Ökologische Linke mit, aus der 2000 die Wählervereinigung ÖkoLinX – Antirassistische Liste hervorging.“ (Quelle: Wikipedia). Bei Alexander Gauland würden Sie auch nicht „ehemaliger CDU-Politiker“ schreiben.
    Danke.

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