Politisch erleben Machos ein Comeback – in den Medien waren sie ohnehin nie wirklich weg. Die RTL-Serie „Softies“ zeigt dagegen ein modernes, empathisches und positives Männerbild. Warum Schulen nicht „Adolescence“ zeigen sollten, sondern diese Serie.
Oskar Redfern, Samir Salim und Damian Hardung (v.l.) in der neuen RTL+-Serie „Softies“. Foto: RTL / Christoph Assmann
Früher war „Softie“ eine Beleidigung. Ein „Softie“ war, dem lange unwidersprochenen, traditionellen Bild von Männlichkeit zufolge kein richtiger Mann. Zu empathisch, zu sanft, zu soft eben. In einer Zeit, in der das Gegenteil, Machos nämlich, wieder auf dem Vormarsch sind, und die Verwüstung, die sie im Großen und Kleinen anrichten, offensichtlich wird, taugen „Softies“ nicht mehr als Negativbild. Und die gleichnamige Produktion von RTL+ ist genau die Serie, die wir aktuell brauchen.
Die Produktion von RTL+ begleitet Freunde in ihren Zwanzigern, die in Berlin in einer WG zusammenleben: Marvin (Damian Hardung, sehr bekannt aus „Maxton Hall“), der es immer allen recht machen und selbst „funktionieren“ will und dabei Erektionsstörungen und Panikattacken entwickelt hat. Hassan (Samir Salim), der mit seinem Körper hadert und mit Selbstzweifeln beim Daten kämpft. Und Joshi (Oskar Redfern), der sich selbst als „Fuckboy“ bezeichnet, seine Einsamkeit mit Alkohol und anderen Drogen betäubt und „Mommy Issues“ hat.
Ratschläge vom misogynen Lebens-Coach
Marvin versucht zunächst, mit Viagra seine Probleme zu lösen, Joshi mit One-Night-Stands. Hassan will vom misogynen Life-Coach „Charisma King“ (O-Ton: „Sei ein Cowboy“, „Keine Frau will einen Softie“) lernen, wie er eine „Alpha-Biene“ wird. So richtig funktioniert das alles aber nicht. Also müssen sie sich ihren Ängsten stellen, aussprechen, was sie beschäftigt.
Über diese Kolumne
Wir schreiben meistens dann über Medien, wenn Fehler passieren oder etwas schiefläuft. Diese Kolumne ist für Lob reserviert. Ist Ihnen im Fernsehen, Internet, Radio oder in der Zeitung etwas aufgefallen, das Sie positiv überrascht hat? Schreiben Sie uns!
„Softies“ umarmt im Laufe der Folgen die Verletzlichkeit ihrer Hauptfiguren. In den Medien passiert das selten, und wenn, dann wird es von Gewalt oder anderem toxischen Verhalten überdeckt. Wie in der britischen Netflix-Produktion „Adolescence“. Kaum eine Serie war in den vergangenen Monaten so erfolgreich und wurde gesellschaftlich so breit diskutiert. Darin geht es um einen 13-Jährigen, der seine Schulkameradin ermordet hat, weil sie ihn, im Speziellen, als Incel (engl. für involuntary celibate, unfreiwillig sexuell enthaltsam) verspottet hat, aber auch aus Frust und Hass gegenüber Mädchen im Allgemeinen. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer hat danach sogar eine Initiative von Netflix unterstützt, die Serie an allen Sekundarschulen im Land zu zeigen.
Dabei macht es sich die Serie einfach, wenn sie als Gefahr beleidigte Incels ausmacht, die sich im Internet radikalisieren. Misogynie fängt viel früher an, im Alltag, in überholten Rollenverteilungen und ungleich verteilten Redebeiträgen, in sexistischen Witzen und schlechterer Bezahlung von Frauen.
Toxische Typen im Mittelpunkt
Im Fernsehen hat man oft den Eindruck, als gäbe es keinen anderen Weg für Männer, mit Unsicherheit oder Zurückweisung umzugehen als sich zu radikalisieren und gewalttätig zu werden. Während Frauenfiguren in den vergangenen Jahren vielschichtiger, präsenter und aktiver geworden sind, hat sich inhaltlich bei der Auseinandersetzung mit moderner Männlichkeit wenig getan. Das Hadern mit Männlichkeitsbildern und männlicher Unsicherheit war und ist in Medien selten Thema.
Zuletzt gab es ein paar Ausnahmen. In der „Stern“-Titelgeschichte „Die Krise der Jungs“ von vergangener Woche schreibt der Autor über die Herausforderung, Jungs großzuziehen, die keine „Macker“ oder schlimmstenfalls Täter werden. Der Deutschlandfunk prangerte vor kurzem an, dass kaum Bücher für junge Männer erscheinen, die sich kritisch mit Männlichkeit beschäftigen. Und die Arte-Doku „Männer und Feminismus. Geht das?“ begleitete im vergangenen Jahr vier Männer, die sich als Feministen bezeichnen.
In der Fiktion, die meistens das größere Publikum erreicht, kommt die Entwicklung erst langsam an. Manchmal sind feministische Männerfiguren Vorbilder (zum Beispiel Theo, gespielt von Benito Bause, in der ZDF-neo-Serie „Doppelhaushälfte“), es gibt junge, queere Formate, die Geschlechter- und andere Stereotype sowie toxisches Verhalten hinterfragen (wie „Schwarze Früchte“ von und mit Lamin Leroy Gibba).
Empowerment durch Empathie
Gute Männerfiguren haben Filmemacher:innen in den vergangenen Jahren ansonsten nicht so sehr interessiert. „Softies“ schafft genau das: ein positives Männerbild, in dem Empathie die Rettung ist, sich selbst und anderen gegenüber. Marvin, Hassan und Joshi sind ehrliche Vorbilder und echte Identifikationsfiguren. Dabei kommt die Serie aber nicht pädagogisch daher.
Dass die Produktion nah bei ihrer Zielgruppe ist, liegt auch daran, dass sie ein Debüt ist. Jonathan Westphal und Yves Guillaume von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf haben sie entwickelt. Ihre Serie ist das dritte Projekt, das aus dem „Storytellers“-Nachwuchsförderprogramm des Senders hervorgegangen ist. Auch das verdient ein Lob: dass RTL nicht nur für Stefan Raab, sondern auch für junge progressive Projekte Geld ausgibt.
„Softies“ nimmt seine Figuren – auch die weiblichen – ernst und erzählt ihre Geschichten gleichzeitig mit Humor. Man kann die fünf Folgen (à circa 20 Minuten) gut in einem Stück gucken und kommt den Figuren dabei erstaunlich nah. „Softies“ zeigt, wie „männliches Empowerment“ aussehen kann. Nicht „Adolescence“, sondern diese Serie sollte man an Schulen zeigen, und an Berufsschulen und Unis auch.
Die Autorin
Foto: Georg Jorczyk
Kathrin Hollmer arbeitet als freie Journalistin in München. Sie schreibt nicht nur über Filme und Serien, sondern diskutiert auch gern in Jurys darüber, insbesondere, wie Frauen und Diversität erzählt werden. Sie ist Vorsitzende der Nominierungskommission des Grimme-Preises für die Kategorie Fiktion. Für Übermedien hebt sie einmal im Monat Medien und Medienmacher:innen hervor, die ihrer Meinung nach ein Lob verdienen.
22 Kommentare
Nur der Vollständigkeit halber: „Adolescence“ hat überhaupt nicht das Ziel, die Hintergründe der Incel-Kultur genauer zu erklären. Es geht viel mehr darum, die Eltern anzuschreien, dass sie sich verdammt nochmal darum kümmern sollen, was ihre Kids im Netz machen. Und das macht die Serie hervorragend. Insofern ist der Vergleich etwas schief.
#1
Genau das ist doch die verkürzte und dadurch fast notwendigerweise zwingend falsche Kausalkette: Das gefährliche Internet kann einen ansonsten guten Jungen kaputt machen. Als würde das Internet irgendwie außerhalb des Lebens und der Gesellschaft existieren.
Anders gesagt: Eltern sollten sich darum kümmern, was ihre Kinder tun und was für Ansichten sie entwickeln. Und da halte ich ein „verdammt nochmal […} im Netz“ als Zugabe für unnötig und irreführend.
#2 Wer hat denn behauptet, dass „gute“ Menschen sich alleine durch das Netz radikalisieren? Soziale Medien sind Brandbeschleuniger, nichts weiter.
Ansonsten wäre nach der Logik z. B. der Querdenken-Quatsch oder QAnon auch ohne Telegram, YouTube & Co. so groß geworden.
Die Serie geht auch nur am Rande auf das Internet als Radikalisierungs-Maschine ein. Viel mehr Gewicht nimmt dort das direkte Umfeld des Jungen ein.
Misogynie fängt viel früher an, im Alltag, in überholten Rollenverteilungen und ungleich verteilten Redebeiträgen, in sexistischen Witzen und schlechterer Bezahlung von Frauen.
Das halte ich für ein Beispiel von „Concept Creep“ – also der Ausdehnung von Begriffen, bis deren spezifische Bedeutung verloren geht. „Gewalt“ hat diese Geschichte erlebt, oder „Trauma“, nun auch „Misogynie“.
Und die Serie erscheint mir ziemlich klischeebeladen: „Softies“ sind also Typen, die ziemlich durch sind – und das ist dann das Positivbild? Wie wäre es denn mit freundlich, zugewandt, hilfsbereit, verständnisvoll, kümmert sich um die Kinder, während die Frau arbeitet? Solche Sachen. Aber nein: Drogen, Panikattacken, Komplexe, kriegt keinen hoch.
In dieser Logik hat mann die Wahl, ein sexistisches Arschloch oder ein psychische Wrack zu sein. Und die Entscheidung soll auf psychisches Wrack fallen, weil das „emphatisch“ sei. Persönlich finde ich „Softie“ eigentlich ganz erstrebenswert. Aber das hier ist keine Werbung. Bärendienst, Hilfsausdruck.
Puh.
Im Zusammenhang mit der Debatte um neue Medien als „Brandbeschleuniger“ fällt mir ein Kommentar zu Attentaten in Deutschland ein, der sinngemäß lautete:
„Attentäter in diesem Land werden entweder durch ihre Kultur oder durch Ballerspiele radikalisiert – je nachdem, ob sie als ‚migrantisch‘ oder ‚biodeutsch‘ gelesen werden.“
[Sinngemäß zitiert aus der Erinnerung.]
Zu @KK:
Was Sie vorschlagen, ist im Grunde eine andere Serie. Man kann die natürlich auch machen – ob sie gut würde, sei dahingestellt. Aber aus meiner Sicht funktioniert Kultur so nicht.
Wenn eine Serie den Struggle junger Männer zeigen will, dann hat das allein aus sich heraus seine Berechtigung – und muss sich nicht zuerst an einer alternativen Idee messen lassen.
#5
Aha. Ballerspiele mit Social Media vergleichen ist schon ein starker Strohmann.
Es ist nunmal problematisch, wenn mir massenhaft Leute (oder Bots) aus meiner Bubble (die ich nie gesehen habe) ständig meine kruden Ansichten bestätigen und die wenigen Leute aus meinem realen Umfeld nicht mehr hinterher kommen oder die Lust daran verlieren, das wieder gerade zu rücken.
#6
Ich will gar nichts gleichsetzen. Die offensichtlich satirische Aussage zeigt lediglich, wie Strohmänner – jeweils angepasst an die eigene Ideologie – benutzt werden, um einer ernsthaften Auseinandersetzung auszuweichen.
Ja, ohne die neuen Medien wären viele Formen der Manipulation in dieser Weise nicht möglich gewesen – so wie auch die Lutherbibel erst durch den Buchdruck ihre Wirkung entfalten konnte.
Die heutigen Probleme mit den neuen Medien wurzeln aber auch darin, dass es den klassischen Medien nie gelungen ist, echte Demokratisierung und pluralistische Information zu etablieren. Noch heute wird eher versucht, die Privilegien der alten Medien mit Zähnen und Klauen zu verteidigen – ein Rückzugsgefecht gegen Windmühlen –, anstatt der Dominanz der Falschnachrichten-Schleudern etwas entgegenzusetzen. Und zwar Klasse, nicht Masse.
Zu Obamas Zeiten waren Intellektuelle und die Mehrheit der Linken noch tonangebend in den neuen Medien. Doch sie ließen sich von rechten Kulturkämpfern à la Breitbart/Bannon an die Wand drängen – und geben nun dem Medium die Schuld für ihr eigenes Versagen.
Können wir gern noch eine Weile diskutieren – es wird trotzdem nichts ändern.
Klingt wirklich interessant!
Zu einem Punk – auch wenn ihn die Autorin wahrscheinlich rhetorisch meint: Meiner Auffassung nach haben Serien im Schulunterricht nichts zu suchen, auch das schauspielerisch großartige „Adolesence“ nicht. Jugendliche sollten in der Schule etwas begegnen, was sie sonst wahrscheinlich nicht tun würden (Goethe lesen, Symphonie interpretieren, Wahrscheinlichkeitsrechnung). Und so sobald eine Serie Schulstoff wird, verliert sie schlagartig an Reiz.
„Gute Männerfiguren haben Filmemacher:innen in den vergangenen Jahren ansonsten nicht so sehr interessiert. „Softies“ schafft genau das: ein positives Männerbild, in dem Empathie die Rettung ist, sich selbst und anderen gegenüber. Marvin, Hassan und Joshi sind ehrliche Vorbilder und echte Identifikationsfiguren.“
Ehrlicherweise habe ich die Serie nicht gesehen, aber von der Beschreibung her bin ich froh, nicht zu sein wie diese drei. D.h., sie taugen mir nicht als Identifikationsfigur, und erst Recht nicht als Vorbild; kann sein, dass die ihre Schwächen in der Serie überwinden. Kann sein, dass sie witzig sind.
Aber rein von dieser Rezi her muss ich mich KK anschließen, die Alternative für Männer schein „Arsch oder Wrack“ zu sein.
Markus Lanz ist meistens gut vorbereitet. Aber nicht immer.
Neulich hat er erzählt, dass 12/13-Jährige mit Messer in die Schule kommen.
Doch „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin).
Noch ein paar Softiefilme, und die Messer lösen sich in Luft auf.
Versuchen wir es einfach!
@Mycroft:
Sie können sich mit Männern in den Zwanzigern, die in Berlin in einer WG leben, nicht identifizieren?
Völlig unverständlich. Das muss am Drehbuch liegen.
Sie können sich mit Männern in den Zwanzigern, die in Berlin in einer WG leben, nicht identifizieren?
Öhm, ich war mal in den Zwanzigern und lebte in einer WG. Das war interessant und manchmal schwierig, hatte aber wenig zu tun mit einer RTL-Serie, in der alle mit ihrer „Männlichkeit struggeln“ und deshalb wahlweise im Drogensumpf versinken oder sich seltsamen Macho-Gurus verschreiben. (Ein ehemaliger Mitbewohner schickte mir neulich ein lustiges Foto, wie er mit seinen Jungs Kuchen backt – ein Teig-Massaker)
Wir wollen doch nicht anfangen, Unterhaltungs-Shows im Fernsehen mit der Wirklichkeit zu verwechseln? Das ist, glaube ich, mein Problem mit diesem Artikel – dass er genau das nahe legt.
@KK:
Weiter oben schrieben Sie:
„Zu @KK:
Was Sie vorschlagen, ist im Grunde eine andere Serie. Man kann die natürlich auch machen – ob sie gut würde, sei dahingestellt. Aber aus meiner Sicht funktioniert Kultur so nicht.“
Jetzt schreiben Sie:
„Wir wollen doch nicht anfangen, Unterhaltungs-Shows im Fernsehen mit der Wirklichkeit zu verwechseln?“
Ich denke, damit ist die Frage beantwortet.
Im Übrigen wird im Artikel meines Erachtens an keiner Stelle behauptet, die Serie bilde die Wirklichkeit ab. Es werden Typen skizziert – und diese, wie in Serien nicht unüblich, überzeichnet, um mit einem begrenzten Hauptfigurenensemble möglichst viele Probleme verhandeln zu können.
Die alternative – und weitaus häufiger gewählte – Herangehensweise besteht darin, möglichst eindimensionale Figuren als Identifikationsangebote einer typisierten, heldenhaft-ideologisierten Provenienz zu präsentieren. Also Charaktere, die dem Publikum vorführen sollen, wie es zu sein hat.
Dass ein Versuch, mit Letzterem zu brechen, nicht auf Anhieb perfekt gelingt, dürfte kaum überraschen.
P.S.:
Ernst Jünger war auch mal zwanzig – und, wenn ich mich recht erinnere, schon im Ersten Weltkrieg. Mein Germanistikprofessor erklärte Jüngers späteren Pathos damit, dass dieser den Krieg vor seiner ersten sexuellen Erfahrung mit einem anderen Menschen erlebt habe. Ein Extremfall – sicher.
Aber man kann nicht einfach davon ausgehen, dass sich ältere Generationen automatisch mit dem vergleichen können, was die Generation Z heute bewegt.
Ein Einschnitt wie Corona im Leben eines Endteenagers ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen. Und gerade Themen wie Sexualität oder Feminismus werden von jüngeren Generationen oft ganz anders verhandelt als von älteren. Die Herausforderungen sind schlicht andere.
Ups. „Weiter oben schrieb ich“ hätte es heissen sollen. Sonst macht das keinen Sinn.
Entschuldigung.
Ich stimme Frank Gemein zu.
Die Lebensrealität junger Menschen ist doch deutlich anders als früher.
Das war zwar schon immer so, aber Internet und vor allem social Media haben diese Unterschiede nochmals deutlich verstärkt. Und auch der erwähnte Corona Einschnitt hatte massive Auswirkungen.
Die Belastung Jugendlicher ist immens hoch, was anscheinend mit ein Grund ist für die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen. Dazu kommt eine stärkere Akzeptanz (oder weniger starke Stigmatisierung) dieser Erkrankungen.
Wenn also nun Charaktere gezeichnet werden von denen jeder ein Haufen Probleme mit sich herum trägt, dann ist das mMn passend für die Lebensrealität heutiger Jugendlicher. Und wenn dann dazu noch gezeigt wird, dass diese Charaktere ihr Leben bestreiten können und trotzdem nette Menschen sein können ist doch eine schöne Aussage wenn man bedenkt dass unsere Gesellschaft immer aggressiver zu werden scheint.
„Sie können sich mit Männern in den Zwanzigern, die in Berlin in einer WG leben, nicht identifizieren?“
Prinzipiell schon.
Aber die obige Rezension nennt mir mehr Gründe, es nicht zu tun, obwohl sie behauptet, dass ich es tun sollte. Mehr noch, sie behauptet, dass diese Personen Vorbilder seien, und die Serie deshalb gut wäre.
Ist für mich mehr Doppelbindung.
Hat so oder so nichts mit dem Drehbuch zu tun.
Oder Ernst Jünger.
@Mycroft:
Es tut mir ja leid ( oder so ), aber durch die Blume verstehen Sie es ja nicht:
Nein, Sie sind nicht Teil der Zielgruppe.
s.o.:
„Dass die Produktion nah bei ihrer Zielgruppe ist, liegt auch daran, dass sie ein Debüt ist. Jonathan Westphal und Yves Guillaume von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf haben sie entwickelt. Ihre Serie ist das dritte Projekt, das aus dem „Storytellers“-Nachwuchsförderprogramm des Senders hervorgegangen ist.“
Ziel ist doch offenbar, dass Männer ihre weiche Seite nicht wegsperren. Die Figuren in dieser Serie haben es zu lange gemacht – und die angesprochen Folgen sind ja nun nicht untypisch. Ich denke schon das ein guter Selbstumgang statt dieser kraftmalerei oft den Gang zu Andrew Tate verhindert, excessive drogennutzung sowie das reinfressen von „unpassenden“ Gefühlen was gerne mal generelle Aggressivität fördert.
Wenn die Serie halbwegs gut ist, ist sie ein Novum in meinem Augen.
Zu #4 @Kritischer Kritiker: Für mich hört sich das so an, als würde man durch Überspitzung auf das Grundproblem aufmerksam machen – wie das ja medial ganz üblich ist. Und das Problem ist ja in der Realität, dass Männer vielfach immer noch das Gefühl haben einem bestimmten Rollenbild entsprechen zu müssen und leider vielfach in der Kindheit nicht lernen, wie man gesund mit seinen Gefühlen umgeht. Da finde ich die Probleme, die in der Serie auftauchen, auf zugespitzte Art sehr passend: Errektionsstörungen, „male loneliness“, Probleme mit dem Selbstwertgefühl… Als Kontrapunkt ist dann der misogyne Coach die personifizierte toxische Männlichkeit, an dem das Thema dann auch anschaulich gezeigt wird.
Da wäre die „einfache“ Darstellung eines Mannes als „freundlich, zugewandt, hilfsbereit, verständnisvoll, kümmert sich um die Kinder, während die Frau arbeitet“ zu kurz gegriffen – zumal sich dieser Mann dann hoffentlich auch weiter um die Kinder und Haushalt kümmert, wenn die Frau Feierabend hat… ;)
Denn auch dieser Mann leidet häufig – auch unbewusst – noch an dem oben genannten Thema, dass er nicht gesund mit seinen Gefühlen umgeht – was bei Männern zu einer erhöhte Gefahr für Depressionen, Alkohol- und Drogenkonsum etc. führt.
Ich hab zwar die Serie auch nicht gesehen, aber die Protagonisten scheinen sich ja aus diesem Schlamassel zu ziehen, in dem sie emotionale Kompetenz lernen – und das würde nicht funktionieren, wenn sie vorher keine sehr deutlich herausgearbeiteten Probleme hätten.
@Frank Gemein:
„Sie sind nicht Teil der Zielgruppe.“
Stimmt. Ich bin aber Teil der Zielgruppe dieses Übermedien-Beitrags, den ich leider nicht so gut finde.
Dessen Überschrift lautet „Neue Softies braucht das Land“ und nicht „Neue Softies brauchen nur Männer in den Zwanzigern, die in einer WG in Berlin leben“.
Der Artikel behauptet, diese drei „Softies“ seien Vorbilder.
Vorbilder für wen? Für die Zielgruppe oder für „alle“?
Was macht die Drei zu Vorbildern? Drogenprobleme, Erektionsprobleme und Selbstzweifel? Oder sind das bloß die Eigenschaften, die sie zu „Softies“ machen? Beides fände ich suboptimal.
Ein Beispiel für einen „Softie in einer Serie“ wäre mMn Marshall aus „How I Met Your Mother“. Ist der Gegenentwurf zu Frauenheld Barnie.
@Mycroft
„Was macht die Drei zu Vorbildern? Drogenprobleme, Erektionsprobleme und Selbstzweifel? Oder sind das bloß die Eigenschaften, die sie zu „Softies“ machen? “
Sie könnten auch fragen, was macht alleinerziehende Eltern zu Vorbildern. Immer spät sein, nie entspannt? Immer knapp bei Kasse?
Natürlich sind das die Folgen und nicht die Stärken.
Neee, der Punkt ist, dass häufig die Umgebung nicht gerade eine Hilfe ist, und diese Personen dennoch damit umgehen und sich ins Zeug legen.
Hier gleicher Punkt. Als Softie in einer Männerwelt darfst du oft erstmal die Scheiße vom Auto der anderen kratzen. Entweder du bist Punchback (verbal oder körperlich) oder bekommst nur sehr wenig Anerkennung. Das steht sicher auch nicht ganz separat von der hohen Suizidrate unter jungen Männern.
Es ist doch offenbar, dass da was schiefläuft, ebenso wie pragmatische Frauen oft Gegenwind bekommen, bekommen sensible oder eher passive Männer meistens als Jugendliche erstmal gar keine Chance.
Das zu zeigen, und vielleicht auch Lösungsansätze, ist eine gute Prämisse. Zielgruppe sind dann natürlich vor allem diese Gruppen. (Aller Rest ist derzeit noch Beifang)
„Sie könnten auch fragen, was macht alleinerziehende Eltern zu Vorbildern. Immer spät sein, nie entspannt? Immer knapp bei Kasse?“
Klar.
Bzw., wenn es eine Serie über Alleinerziehende gibt, und in einer Rezi werden die Hauptfiguren als „Vorbilder“ angepriesen, wüsste ich gerne, warum?
Bzw., in Unterhaltungsserien sind die Protagonisten eher keine Vorbilder, sondern Leute mit Fehlern und Schwächen, die es zu überwinden gibt. Also meinetwegen: Selbstzweifel, Alkohol und Erektionsprobleme. Gerne auch in Konkurrenz gegenüber Machos.
Wenn das hier anders ist, ok, aber wie „anders“?
Nur der Vollständigkeit halber: „Adolescence“ hat überhaupt nicht das Ziel, die Hintergründe der Incel-Kultur genauer zu erklären. Es geht viel mehr darum, die Eltern anzuschreien, dass sie sich verdammt nochmal darum kümmern sollen, was ihre Kids im Netz machen. Und das macht die Serie hervorragend. Insofern ist der Vergleich etwas schief.
#1
Genau das ist doch die verkürzte und dadurch fast notwendigerweise zwingend falsche Kausalkette: Das gefährliche Internet kann einen ansonsten guten Jungen kaputt machen. Als würde das Internet irgendwie außerhalb des Lebens und der Gesellschaft existieren.
Anders gesagt: Eltern sollten sich darum kümmern, was ihre Kinder tun und was für Ansichten sie entwickeln. Und da halte ich ein „verdammt nochmal […} im Netz“ als Zugabe für unnötig und irreführend.
#2 Wer hat denn behauptet, dass „gute“ Menschen sich alleine durch das Netz radikalisieren? Soziale Medien sind Brandbeschleuniger, nichts weiter.
Ansonsten wäre nach der Logik z. B. der Querdenken-Quatsch oder QAnon auch ohne Telegram, YouTube & Co. so groß geworden.
Die Serie geht auch nur am Rande auf das Internet als Radikalisierungs-Maschine ein. Viel mehr Gewicht nimmt dort das direkte Umfeld des Jungen ein.
Das halte ich für ein Beispiel von „Concept Creep“ – also der Ausdehnung von Begriffen, bis deren spezifische Bedeutung verloren geht. „Gewalt“ hat diese Geschichte erlebt, oder „Trauma“, nun auch „Misogynie“.
Und die Serie erscheint mir ziemlich klischeebeladen: „Softies“ sind also Typen, die ziemlich durch sind – und das ist dann das Positivbild? Wie wäre es denn mit freundlich, zugewandt, hilfsbereit, verständnisvoll, kümmert sich um die Kinder, während die Frau arbeitet? Solche Sachen. Aber nein: Drogen, Panikattacken, Komplexe, kriegt keinen hoch.
In dieser Logik hat mann die Wahl, ein sexistisches Arschloch oder ein psychische Wrack zu sein. Und die Entscheidung soll auf psychisches Wrack fallen, weil das „emphatisch“ sei. Persönlich finde ich „Softie“ eigentlich ganz erstrebenswert. Aber das hier ist keine Werbung. Bärendienst, Hilfsausdruck.
Puh.
Im Zusammenhang mit der Debatte um neue Medien als „Brandbeschleuniger“ fällt mir ein Kommentar zu Attentaten in Deutschland ein, der sinngemäß lautete:
„Attentäter in diesem Land werden entweder durch ihre Kultur oder durch Ballerspiele radikalisiert – je nachdem, ob sie als ‚migrantisch‘ oder ‚biodeutsch‘ gelesen werden.“
[Sinngemäß zitiert aus der Erinnerung.]
Zu @KK:
Was Sie vorschlagen, ist im Grunde eine andere Serie. Man kann die natürlich auch machen – ob sie gut würde, sei dahingestellt. Aber aus meiner Sicht funktioniert Kultur so nicht.
Wenn eine Serie den Struggle junger Männer zeigen will, dann hat das allein aus sich heraus seine Berechtigung – und muss sich nicht zuerst an einer alternativen Idee messen lassen.
#5
Aha. Ballerspiele mit Social Media vergleichen ist schon ein starker Strohmann.
Es ist nunmal problematisch, wenn mir massenhaft Leute (oder Bots) aus meiner Bubble (die ich nie gesehen habe) ständig meine kruden Ansichten bestätigen und die wenigen Leute aus meinem realen Umfeld nicht mehr hinterher kommen oder die Lust daran verlieren, das wieder gerade zu rücken.
#6
Ich will gar nichts gleichsetzen. Die offensichtlich satirische Aussage zeigt lediglich, wie Strohmänner – jeweils angepasst an die eigene Ideologie – benutzt werden, um einer ernsthaften Auseinandersetzung auszuweichen.
Ja, ohne die neuen Medien wären viele Formen der Manipulation in dieser Weise nicht möglich gewesen – so wie auch die Lutherbibel erst durch den Buchdruck ihre Wirkung entfalten konnte.
Die heutigen Probleme mit den neuen Medien wurzeln aber auch darin, dass es den klassischen Medien nie gelungen ist, echte Demokratisierung und pluralistische Information zu etablieren. Noch heute wird eher versucht, die Privilegien der alten Medien mit Zähnen und Klauen zu verteidigen – ein Rückzugsgefecht gegen Windmühlen –, anstatt der Dominanz der Falschnachrichten-Schleudern etwas entgegenzusetzen. Und zwar Klasse, nicht Masse.
Zu Obamas Zeiten waren Intellektuelle und die Mehrheit der Linken noch tonangebend in den neuen Medien. Doch sie ließen sich von rechten Kulturkämpfern à la Breitbart/Bannon an die Wand drängen – und geben nun dem Medium die Schuld für ihr eigenes Versagen.
Können wir gern noch eine Weile diskutieren – es wird trotzdem nichts ändern.
Klingt wirklich interessant!
Zu einem Punk – auch wenn ihn die Autorin wahrscheinlich rhetorisch meint: Meiner Auffassung nach haben Serien im Schulunterricht nichts zu suchen, auch das schauspielerisch großartige „Adolesence“ nicht. Jugendliche sollten in der Schule etwas begegnen, was sie sonst wahrscheinlich nicht tun würden (Goethe lesen, Symphonie interpretieren, Wahrscheinlichkeitsrechnung). Und so sobald eine Serie Schulstoff wird, verliert sie schlagartig an Reiz.
„Gute Männerfiguren haben Filmemacher:innen in den vergangenen Jahren ansonsten nicht so sehr interessiert. „Softies“ schafft genau das: ein positives Männerbild, in dem Empathie die Rettung ist, sich selbst und anderen gegenüber. Marvin, Hassan und Joshi sind ehrliche Vorbilder und echte Identifikationsfiguren.“
Ehrlicherweise habe ich die Serie nicht gesehen, aber von der Beschreibung her bin ich froh, nicht zu sein wie diese drei. D.h., sie taugen mir nicht als Identifikationsfigur, und erst Recht nicht als Vorbild; kann sein, dass die ihre Schwächen in der Serie überwinden. Kann sein, dass sie witzig sind.
Aber rein von dieser Rezi her muss ich mich KK anschließen, die Alternative für Männer schein „Arsch oder Wrack“ zu sein.
Markus Lanz ist meistens gut vorbereitet. Aber nicht immer.
Neulich hat er erzählt, dass 12/13-Jährige mit Messer in die Schule kommen.
Fake News!
Zum Glück war die Direktorin dabei und hat die Bilder wieder gerade gehängt. Tatsächlich bringen die Schüler erst ab 14/15 Messer in die Schule.
Das wird durchaus als Problem erkannt.
Doch „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ (Hölderlin).
Noch ein paar Softiefilme, und die Messer lösen sich in Luft auf.
Versuchen wir es einfach!
@Mycroft:
Sie können sich mit Männern in den Zwanzigern, die in Berlin in einer WG leben, nicht identifizieren?
Völlig unverständlich. Das muss am Drehbuch liegen.
Öhm, ich war mal in den Zwanzigern und lebte in einer WG. Das war interessant und manchmal schwierig, hatte aber wenig zu tun mit einer RTL-Serie, in der alle mit ihrer „Männlichkeit struggeln“ und deshalb wahlweise im Drogensumpf versinken oder sich seltsamen Macho-Gurus verschreiben. (Ein ehemaliger Mitbewohner schickte mir neulich ein lustiges Foto, wie er mit seinen Jungs Kuchen backt – ein Teig-Massaker)
Wir wollen doch nicht anfangen, Unterhaltungs-Shows im Fernsehen mit der Wirklichkeit zu verwechseln? Das ist, glaube ich, mein Problem mit diesem Artikel – dass er genau das nahe legt.
@KK:
Weiter oben schrieben Sie:
„Zu @KK:
Was Sie vorschlagen, ist im Grunde eine andere Serie. Man kann die natürlich auch machen – ob sie gut würde, sei dahingestellt. Aber aus meiner Sicht funktioniert Kultur so nicht.“
Jetzt schreiben Sie:
„Wir wollen doch nicht anfangen, Unterhaltungs-Shows im Fernsehen mit der Wirklichkeit zu verwechseln?“
Ich denke, damit ist die Frage beantwortet.
Im Übrigen wird im Artikel meines Erachtens an keiner Stelle behauptet, die Serie bilde die Wirklichkeit ab. Es werden Typen skizziert – und diese, wie in Serien nicht unüblich, überzeichnet, um mit einem begrenzten Hauptfigurenensemble möglichst viele Probleme verhandeln zu können.
Die alternative – und weitaus häufiger gewählte – Herangehensweise besteht darin, möglichst eindimensionale Figuren als Identifikationsangebote einer typisierten, heldenhaft-ideologisierten Provenienz zu präsentieren. Also Charaktere, die dem Publikum vorführen sollen, wie es zu sein hat.
Dass ein Versuch, mit Letzterem zu brechen, nicht auf Anhieb perfekt gelingt, dürfte kaum überraschen.
P.S.:
Ernst Jünger war auch mal zwanzig – und, wenn ich mich recht erinnere, schon im Ersten Weltkrieg. Mein Germanistikprofessor erklärte Jüngers späteren Pathos damit, dass dieser den Krieg vor seiner ersten sexuellen Erfahrung mit einem anderen Menschen erlebt habe. Ein Extremfall – sicher.
Aber man kann nicht einfach davon ausgehen, dass sich ältere Generationen automatisch mit dem vergleichen können, was die Generation Z heute bewegt.
Ein Einschnitt wie Corona im Leben eines Endteenagers ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen. Und gerade Themen wie Sexualität oder Feminismus werden von jüngeren Generationen oft ganz anders verhandelt als von älteren. Die Herausforderungen sind schlicht andere.
Ups. „Weiter oben schrieb ich“ hätte es heissen sollen. Sonst macht das keinen Sinn.
Entschuldigung.
Ich stimme Frank Gemein zu.
Die Lebensrealität junger Menschen ist doch deutlich anders als früher.
Das war zwar schon immer so, aber Internet und vor allem social Media haben diese Unterschiede nochmals deutlich verstärkt. Und auch der erwähnte Corona Einschnitt hatte massive Auswirkungen.
Die Belastung Jugendlicher ist immens hoch, was anscheinend mit ein Grund ist für die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen. Dazu kommt eine stärkere Akzeptanz (oder weniger starke Stigmatisierung) dieser Erkrankungen.
Wenn also nun Charaktere gezeichnet werden von denen jeder ein Haufen Probleme mit sich herum trägt, dann ist das mMn passend für die Lebensrealität heutiger Jugendlicher. Und wenn dann dazu noch gezeigt wird, dass diese Charaktere ihr Leben bestreiten können und trotzdem nette Menschen sein können ist doch eine schöne Aussage wenn man bedenkt dass unsere Gesellschaft immer aggressiver zu werden scheint.
„Sie können sich mit Männern in den Zwanzigern, die in Berlin in einer WG leben, nicht identifizieren?“
Prinzipiell schon.
Aber die obige Rezension nennt mir mehr Gründe, es nicht zu tun, obwohl sie behauptet, dass ich es tun sollte. Mehr noch, sie behauptet, dass diese Personen Vorbilder seien, und die Serie deshalb gut wäre.
Ist für mich mehr Doppelbindung.
Hat so oder so nichts mit dem Drehbuch zu tun.
Oder Ernst Jünger.
@Mycroft:
Es tut mir ja leid ( oder so ), aber durch die Blume verstehen Sie es ja nicht:
Nein, Sie sind nicht Teil der Zielgruppe.
s.o.:
„Dass die Produktion nah bei ihrer Zielgruppe ist, liegt auch daran, dass sie ein Debüt ist. Jonathan Westphal und Yves Guillaume von der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf haben sie entwickelt. Ihre Serie ist das dritte Projekt, das aus dem „Storytellers“-Nachwuchsförderprogramm des Senders hervorgegangen ist.“
Ziel ist doch offenbar, dass Männer ihre weiche Seite nicht wegsperren. Die Figuren in dieser Serie haben es zu lange gemacht – und die angesprochen Folgen sind ja nun nicht untypisch. Ich denke schon das ein guter Selbstumgang statt dieser kraftmalerei oft den Gang zu Andrew Tate verhindert, excessive drogennutzung sowie das reinfressen von „unpassenden“ Gefühlen was gerne mal generelle Aggressivität fördert.
Wenn die Serie halbwegs gut ist, ist sie ein Novum in meinem Augen.
Zu #4 @Kritischer Kritiker: Für mich hört sich das so an, als würde man durch Überspitzung auf das Grundproblem aufmerksam machen – wie das ja medial ganz üblich ist. Und das Problem ist ja in der Realität, dass Männer vielfach immer noch das Gefühl haben einem bestimmten Rollenbild entsprechen zu müssen und leider vielfach in der Kindheit nicht lernen, wie man gesund mit seinen Gefühlen umgeht. Da finde ich die Probleme, die in der Serie auftauchen, auf zugespitzte Art sehr passend: Errektionsstörungen, „male loneliness“, Probleme mit dem Selbstwertgefühl… Als Kontrapunkt ist dann der misogyne Coach die personifizierte toxische Männlichkeit, an dem das Thema dann auch anschaulich gezeigt wird.
Da wäre die „einfache“ Darstellung eines Mannes als „freundlich, zugewandt, hilfsbereit, verständnisvoll, kümmert sich um die Kinder, während die Frau arbeitet“ zu kurz gegriffen – zumal sich dieser Mann dann hoffentlich auch weiter um die Kinder und Haushalt kümmert, wenn die Frau Feierabend hat… ;)
Denn auch dieser Mann leidet häufig – auch unbewusst – noch an dem oben genannten Thema, dass er nicht gesund mit seinen Gefühlen umgeht – was bei Männern zu einer erhöhte Gefahr für Depressionen, Alkohol- und Drogenkonsum etc. führt.
Ich hab zwar die Serie auch nicht gesehen, aber die Protagonisten scheinen sich ja aus diesem Schlamassel zu ziehen, in dem sie emotionale Kompetenz lernen – und das würde nicht funktionieren, wenn sie vorher keine sehr deutlich herausgearbeiteten Probleme hätten.
@Frank Gemein:
„Sie sind nicht Teil der Zielgruppe.“
Stimmt. Ich bin aber Teil der Zielgruppe dieses Übermedien-Beitrags, den ich leider nicht so gut finde.
Dessen Überschrift lautet „Neue Softies braucht das Land“ und nicht „Neue Softies brauchen nur Männer in den Zwanzigern, die in einer WG in Berlin leben“.
Der Artikel behauptet, diese drei „Softies“ seien Vorbilder.
Vorbilder für wen? Für die Zielgruppe oder für „alle“?
Was macht die Drei zu Vorbildern? Drogenprobleme, Erektionsprobleme und Selbstzweifel? Oder sind das bloß die Eigenschaften, die sie zu „Softies“ machen? Beides fände ich suboptimal.
Ein Beispiel für einen „Softie in einer Serie“ wäre mMn Marshall aus „How I Met Your Mother“. Ist der Gegenentwurf zu Frauenheld Barnie.
@Mycroft
„Was macht die Drei zu Vorbildern? Drogenprobleme, Erektionsprobleme und Selbstzweifel? Oder sind das bloß die Eigenschaften, die sie zu „Softies“ machen? “
Sie könnten auch fragen, was macht alleinerziehende Eltern zu Vorbildern. Immer spät sein, nie entspannt? Immer knapp bei Kasse?
Natürlich sind das die Folgen und nicht die Stärken.
Neee, der Punkt ist, dass häufig die Umgebung nicht gerade eine Hilfe ist, und diese Personen dennoch damit umgehen und sich ins Zeug legen.
Hier gleicher Punkt. Als Softie in einer Männerwelt darfst du oft erstmal die Scheiße vom Auto der anderen kratzen. Entweder du bist Punchback (verbal oder körperlich) oder bekommst nur sehr wenig Anerkennung. Das steht sicher auch nicht ganz separat von der hohen Suizidrate unter jungen Männern.
Es ist doch offenbar, dass da was schiefläuft, ebenso wie pragmatische Frauen oft Gegenwind bekommen, bekommen sensible oder eher passive Männer meistens als Jugendliche erstmal gar keine Chance.
Das zu zeigen, und vielleicht auch Lösungsansätze, ist eine gute Prämisse. Zielgruppe sind dann natürlich vor allem diese Gruppen. (Aller Rest ist derzeit noch Beifang)
„Sie könnten auch fragen, was macht alleinerziehende Eltern zu Vorbildern. Immer spät sein, nie entspannt? Immer knapp bei Kasse?“
Klar.
Bzw., wenn es eine Serie über Alleinerziehende gibt, und in einer Rezi werden die Hauptfiguren als „Vorbilder“ angepriesen, wüsste ich gerne, warum?
Bzw., in Unterhaltungsserien sind die Protagonisten eher keine Vorbilder, sondern Leute mit Fehlern und Schwächen, die es zu überwinden gibt. Also meinetwegen: Selbstzweifel, Alkohol und Erektionsprobleme. Gerne auch in Konkurrenz gegenüber Machos.
Wenn das hier anders ist, ok, aber wie „anders“?