Recherchen zum Youtuber „Clownswelt“

Vom Kiffer zum Ketzer

Es ist legitim, Informationen zum einflussreichen Youtuber „Clownswelt“ zu veröffentlichen. Fragwürdig ist aber, wie die „Zeit“ mit banalen privaten Details versucht, seine Radikalisierung zu erklären.

Jan Böhmermann machte in seiner Sendung am 9. Mai öffentlich, wer hinter dem Youtube-Kanal "Clownswelt" steckt.
Jan Böhmermann in seiner Sendung am 9. Mai über den Youtube-Kanal „Clownswelt“ Screenshot: Youtube/ZDF Magazin Royale

Vergangenen Freitag machten das „ZDF Magazin Royale“ und die „Zeit“ Informationen zu der Person öffentlich, die hinter dem Youtuber „Clownswelt“ steckt. Den Kanal, der sich selbst dem „politischen Vorfeld“ der AfD zurechnet und in Videos unter anderem gegen den „politisch-medialen Komplex“ hetzt, gibt es seit vier Jahren. Er hat aktuell mehr als 400.000 Abonnenten und erreicht mit den einzelnen Videos konstant sechsstellige Abrufzahlen. Auf seinen Zweitkanälen „Ketzer-Kirche“ und „Ketzer-Kirche-Live“ sind es weitere gut 100.000 Abonnenten. Bisher trat der Youtuber anonym auf und versteckte sich hinter einem Avatar, ein Impressum ergänzte er erst als Reaktion auf die Enthüllung.

Die Journalisten spürten den Youtuber in Ostwestfalen auf und machten im „ZDF Magazin Royale“ seinen Vornamen öffentlich, die „Zeit“ auch den ersten Buchstaben seines Nachnamens. Darüber hinaus erfuhr das Publikum Details zu seinem privaten und universitären Werdegang. Mittlerweile stößt man über eine kurze Google-Suche auch auf ein Foto des Youtubers und findet seinen vollständigen Nachnamen leicht heraus.

Juristische Auseinandersetzung ist abzusehen

Ob das „ZDF Magazin Royale“ und die „Zeit“ mit der Veröffentlichung privater Informationen des Youtubers Persönlichkeitsrechte verletzt haben, werden möglicherweise bald Gerichte klären. Medienethisch halte ich persönlich es für legitim, dass das Publikum erfährt, welche Person hinter politischen Videos steht, die so viel Reichweite haben – und die sich vermutlich auf Wahlentscheidungen auswirken. Auch der Youtuber Rezo legt Wert darauf, dass sein echter Name nicht in der Öffentlichkeit bekannt wird. Dennoch hat man als Zuschauerin das Gefühl, dass man weiß, wer hier politische Themen kommentiert, weil er sich mit seinem Gesicht zeigt.

Aber: Was bringt es, zu wissen, dass hinter „Clownswelt“ ein Mann aus Ostwestfalen steckt, der sein Studium abgebrochen hat und dessen Eltern und Bandkollegen offenbar nichts von seiner Youtube-Karriere wussten? Hätten ein paar wenige Angaben zu seiner Person nicht gereicht? Warum so viele private Details?

„Nächtelang Youtube geschaut“

Es ist wichtig, dass Journalisten die Medienstrategie des AfD-„Vorfelds“ erklären und die Gefahr thematisieren, die von Kanälen wie „Clownswelt“ ausgeht. Denn sie verhelfen der rechtsextremen Partei zu noch mehr Stimmen, vor allem bei jungen Menschen. Der Böhmermann-Sendung ist das größtenteils gelungen, irritierend fand ich allerdings die Aufbereitung des „Zeit“-Artikels, der detailliert den persönlichen Werdegang des Youtubers schildert.

"Der rechte Clown": "Die Zeit" über den Youtube-Kanal "Clownswelt"
Screenshots: zeit.de

Über die Zeit vor der Corona-Pandemie, als er noch ein „unpolitisches Leben“ geführt habe, heißt es:

„In seiner Freizeit soll er gern gekifft, nächtelang YouTube geschaut und das Fantasy-Kartenspiel Magic gespielt haben. Er startete sogar einen YouTube-Kanal, in dem er Magic-Spiele in einem Jugendzentrum filmte und kommentierte.“

Der Leser erfährt außerdem von einem Mitarbeiter des Lehrstuhls seiner ehemaligen Uni, dass Familienmitglieder immer wieder „seine Angelegenheiten an der Universität geklärt haben“ sollen, „obwohl er lange volljährig war“. Und dass sich die Eltern offenbar auch sonst sehr für ihr einziges Kind eingesetzt hätten. „Ein Bekannter sagt, ihm seien selten Grenzen gesetzt worden“, schreibt die „Zeit“.

Diese Informationen sind einerseits banal, wirken aber in der Art, wie sie im Text verwendet wurden, wie eine stereotype, boomerhafte Erklärung für irgendwas. Nach dem Motto: Das Muttersöhnchen, das „nächtelang“ Youtube schaut – na, wenn das nix heißt!

Nicht alles, was man recherchiert, muss in einen Text

Dann kam also Corona. Und der Youtuber hatte laut „Zeit“ ein Problem mit den Einschränkungen, Impfungen, der Maskenpflicht. Dazu kamen Schwierigkeiten im Studium. Die „Zeit“ schreibt:

„Doch obwohl er eine wichtige Instrumentalprüfung gut bestand, fing er die geplante Bachelorarbeit über Thrash-Metal nie an. ‚Ein schönes Projekt‘, erinnerte sich sein Professor Dietrich Helms von der Universität Osnabrück. ‚Leider hat er sein Studium kurz vor dem Abschluss abgebrochen.‘ Schließlich verließ ihn nach einigen Jahren Beziehung auch noch seine Freundin. Nur wenige Wochen später eröffnete Marc-Philipp L. den Kanal Clownswelt.“

Mit der Verwertung von Rechercheergebnissen ist es so eine Sache: Man erfährt oft mehr, als letztlich in einem Text Platz findet. Es ist offensichtlich, dass sich die Reporter im Fall „Clownswelt“ viel Mühe gegeben und mit zahlreichen Personen gesprochen haben, um sich ein Bild zu machen. Der Text in der „Zeit“ liest sich aber, als hätten sie möglichst alles unterbringen wollen, was sie aufgeschnappt haben.

Corona-Pandemie, Misserfolg im Studium, eine Abkehr des sozialen Umfelds – das alles klingt natürlich nach einer nachvollziehbaren Dramaturgie der Radikalisierung. Aber braucht es dafür diese Ausführlichkeit? Muss man wissen, welche Fächerkombination oder welches Bachelorarbeitsthema der Mann hatte? Was sein Professor sagt?

Diese Details bieten dem Leser keinen Mehrwert – sie sind lediglich Munition für „Clownswelt“ und seine Verteidiger. Der Youtuber bezeichnet den „Zeit“-Artikel in seinem Video als „stasihaft“.

Ich halte diesen Begriff für maßlos übertrieben, aber ich finde trotzdem, dass viele persönlichen Details im Text nicht durch öffentliches Interesse begründet werden können – und die Recherche der Journalisten gerade dadurch angreifbar wird.

Besuch bei den Eltern

Der „Zeit“-Artikel endet mit einem Besuch bei den Eltern des Youtubers. Es sei ein „letzter Versuch“, steht in der „Zeit“, denn auf andere Anfragen habe er nicht reagiert.

„Der Vater von Marc-Philipp L. öffnet die Tür. Ist sein Sohn da? Nein, antwortet er. Dann kommt seine Frau dazu. Als sie erfahren, was ihr Sohn im Internet veranstaltet, wollen sie es nicht glauben: ‚Das kann nicht sein, er studiert ja noch und bekommt Geld von uns.‘ Überrascht und aufgebracht schließen sie die Tür. Offenbar kannten nicht einmal seine Eltern die dunkle Seite von Marc-Philipp L.“

Die „dunkle Seite“ – eine Formulierung, wie man sie eher in der „Bild“-Zeitung erwarten würde. Aber in der Logik des „Zeit“-Textes, der in weiten Teilen boulevardesk wirkt, immerhin konsequent.

Bemerkenswert ist – vor dem Hintergrund an Banalitäten, die die „Zeit“ über den Mann hinter „Clownswelt“ erzählt – das Versprechen, das der Text am Anfang seinen Lesern macht:

„Die ‚Zeit‘ Recherche ermöglicht den seltenen Einblick in eine Welt, in der sich ein junger Mann in kurzer Zeit radikalisieren konnte. Und sie zeigt, wie eine kaum beachtete rechtsextreme Subkultur im Internet funktioniert, das sogenannte Angerverse.“

Um die Inhalte der Videos von „Clownswelt“ geht es kaum – weder im „Zeit“-Artikel noch in der öffentlichen Debatte über die Recherche. Auch das „ZDF Magazin“ tut sich schwer damit, inhaltlich zu belegen, warum „Clownswelt“, wie Jan Böhmermann es nennt, „rechtsextreme Scheiße“ sei. In einem kurzen Ausschnitt eines Videos sagt der Youtuber, die AfD solle „hochgehen“, also mehr Stimmen bekommen, „damit viele Leute abgeschoben werden“. So verwerflich man diese Aussage auch finden mag – mehr Abschiebungen zu fordern, ist nicht automatisch eine rechtsextreme Aussage – obwohl sie es je nach Kontext sein kann.

Und genau da liegt das Kernproblem: Die Inhalte des „politischen Vorfelds“ der AfD sind oft nicht eindeutig als extremistisch zu klassifizieren. Das zeigte bereits eine viel kritisierte „Y-Kollektiv“-Doku über Antifeminismus, in der es der Autorin nicht gelang, konkret zu belegen, warum die Aussagen der porträtierten Frauen problematisch sind. Bei einer Doku des „Y-Kollektivs“ über rechte Influencer war es ähnlich. Und meine Kollegin Annika Schneider schrieb über den rechtslibertären Podcast „Host & Hopf“:

„Die Gefahr, die von dem Podcast ausgeht, ist subtiler als Desinformation oder plumper Rechtsextremismus. Sie zu entlarven ist mehr Arbeit, als Falschaussagen oder offenen Rassismus anzuprangern.“

Das gilt auch für einen Kanal wie „Clownswelt“. Seine Anschlussfähigkeit an rechtsextreme Überzeugungen zeigt sich weniger in einzelnen Aussagen als in der Gesamtwirkung: etwa darin, dass er fortlaufend Zweifel an gewählten Politikern und der Glaubwürdigkeit der Medien streut.

Screenshot: Youtube/Clownswelt

Es wäre sinnvoller gewesen, die „Zeit“ hätte sich mehr auf diese Wirkung und die inhaltliche Kritik an „Clownswelt“ konzentriert. Und auf weitere Fragen wie: Ob Youtube wirklich nicht mehr dagegen tun könnte, dass Kanäle mit demokratiegefährdenden Inhalten viel Geld verdienen, weil Unternehmen vor und während der Videos Werbung schalten, an deren Erlös die Videomacher beteiligt werden.

Das „ZDF Magazin Royale“ geht darauf mehr ein – unter anderem mit einem Seitenhieb gegen den Werbetreibenden Lieferando, dessen Spots vor „Clownswelt“-Videos laufen. Böhmermann sagt auch, die Plattformen trügen eine „publizistische Mitverantwortung am Aufstieg der AfD und am Niedergang der Demokratie“. Der „Zeit“-Artikel erwähnt diese strukturelle Ebene nur am Rande: Der Kanal verstoße nicht gegen die Richtlinien des Netzwerks Youtube, heißt es in einem Statement. Und das war’s. Damit kommt das Unternehmen erstaunlich glimpflich davon.

Mehr Kritik, mehr Aufmerksamkeit

Seit Freitag hat sich die Zahl der Abonnenten des Kanals „Clownswelt“ fast verdoppelt – von 227.000 auf 443.000 (Stand: Donnerstag, 15. Mai). Der Youtuber bedankte sich in einem Reaction-Video bei ZDF-Moderator Jan Böhmermann und der „Zeit“, dass sie ihm diese Aufmerksamkeit verschafft haben.

Solche Effekte lassen sich nicht verhindern – und sollten auch kein Argument dafür sein, sich nicht kritisch mit AfD-nahen Kanälen auseinanderzusetzen. Aber es sollte dabei eben um die Inhalte und Strukturen gehen, die solche Kanäle so erfolgreich und problematisch machen. Und nicht um das Metal-Genre, über das ein Youtuber mal seine Bachelorarbeit schreiben wollte.

26 Kommentare

  1. Ich bin Abonnent der Wochenzeitung „Die Zeit“ und will es auch bleiben. Insgesamt bietet das Blatt mir so viel, dass mir das Geld nicht leid tut. Aber solche Artikel sind nicht liberal, sondern driften ab ins Links-Totalitäre. Und ins „Bild“-hafte. Gut, dass Lisa Kräher hier Kritik übt. Ich meine, sie ist da noch zu milde. Im Übrigen gehören zu einer Demokratie sowohl Linke als auch Rechte, ja sogar Radikale und selbst Extremisten. Nur Gewalt gehört nicht dazu. Von keiner Seite.

  2. Bei allem Interesse daran, rechte Strukturen aufzudecken, finde ich, dass sich Zeit und ZDF dort sehr ins Unrecht gesetzt haben.
    „Was bringt es, zu wissen, dass hinter „Clownswelt“ ein Mann aus Ostwestfalen steckt, der sein Studium abgebrochen hat und dessen Eltern und Bandkollegen offenbar nichts von seiner Youtube-Karriere wussten?“
    Mir nichts. Aber anscheinend wissen es jetzt seine Eltern, Bandkollegen und sonstige Bekannte; weshalb der starke Verdacht entsteht, dass genau das damit bezweckt werden sollte. Außerdem gab’s maximal viele Details für maximale Wiedererkennbarkeit.

    Zum Besuch bei seinen Eltern:
    „Es sei ein „letzter Versuch“, steht in der „Zeit“, denn auf andere Anfragen habe er nicht reagiert.“ Das ist eher BILD-Methode als Stasi, weil die Stasi nicht klingelt. Aber dann:
    „Als sie erfahren, was ihr Sohn im Internet veranstaltet, wollen sie es nicht glauben.“
    Sollen wir glauben, dass die einfach ohne telefonische Ankündigung bei jemandens Eltern klingeln, nur um die dazu zu bringen, ihren Sohn zu einem Interview zu bewegen, und dabei beiläufig erwähnen, dass er rechts ist?
    Und wenn ja – wundern die sich unironisch, dass das nichts bringt?

    „Die Inhalte des „politischen Vorfelds“ der AfD sind oft nicht eindeutig als extremistisch zu klassifizieren.“ Das mag sein, aber haben Sie den Eindruck, dass man das hier überhaupt versucht hat? Irgendwelche rechte Dogwhistles oder Memes oder wasimmer Clownswelt noch veranstaltet wären doch viel interessanter gewesen. Und hätte vielleicht auch solche Menschen überzeugt, die sich noch keine Meinung gebildet hätten.

  3. Doch, liebe Frau Kräher, was ZDF und Zeit hier aufgeführt haben, ist genau das: stasihaft. So und nicht anders funktionierten die Zersetzungsmethoden der Stasi. Schnüffeleien, Belästigung der Familie und des privaten Umfelds, gezieltes Streuen von „Informationen“.
    Einen Teilerfolg hat man durchaus erzielt.
    Seine Band hat ihn vorsorglich mal gefeuert.

  4. Der YouTuber „HeyWolfi“ hat sich thematisch schon letztes Jahr mit dem hier angeprangerten Youtuber beschäftigt.
    Er hat im Nachgang auch gesagt, er hätte gewusst, wer hinter dem Kanal stecke, das aber nicht öffentlich gemacht, weil es keinen Mehrwert für diese Informationen bringe. Ich gebe ihm hier vollkommen Recht.
    Ob ihm die aktuell hohe Aufmerksamkeit für die Zukunft eher nutzt oder eher schadet, wird die Zukunft zeigen müssen. Wie HeyWolfi sagte kann das auch nach hinten los gehen, wenn es sich um reine Solidaritätsabos handelt, da eine geringere Klickrate bei den eigenen Abonnenten schlecht für den Algorithmus sein kann.

    Allerdings, dass nun sein Umfeld erfährt, was er im Internet so treibt ist wohl eine Art Berufsrisiko.

  5. Die Masche, Angehörige an der Wohnungstür zu belästigen, erinnert mich an Spiegel TV: „Ihr Sohn ist ein rechter Hetzer, was sagen Sie dazu? Wussten Sie davon? Warum wollen Sie nicht mit uns sprechen?“ Und so weiter. Quo vadis, Zeit?

  6. „Auch das „ZDF Magazin“ tut sich schwer damit, inhaltlich zu belegen, warum „Clownswelt“, wie Jan Böhmermann es nennt, „rechtsextreme Scheiße“ sei. In einem kurzen Ausschnitt eines Videos sagt der Youtuber, die AfD solle „hochgehen“, also mehr Stimmen bekommen, „damit viele Leute abgeschoben werden“. So verwerflich man diese Aussage auch finden mag – mehr Abschiebungen zu fordern, ist nicht automatisch eine rechtsextreme Aussage – obwohl sie es je nach Kontext sein kann.“ …

    Hier möchte ich ein bisschen widersprechen: der kurze Ausschnitt aus der Reaction von „Clownswelt“, den Böhmermann bringt, wirft ein Schlaglicht darauf , w i e diese Aussagen (»viele Leute abschieben«) vorgetragen werden. Es wird auch von ihm erwähnt, dass dies ein durchgängies Muster ist (ÖRR-Beiträge durch reactions zu kommentieren). Wie u.a. mit „Witzen“ und „Satire“ gearbeitet wird. Diese Form der „Kritik“ ist ein beständig eingesetztes Mittel.

    Diese kleine Passage ist daher gut und aufklärerisch und es wäre schön gewesen, wenn noch andere Facetten der taktischen Vorgehensweisen im Beitrag exemplarisch aufgezeigt worden wären.

  7. Ich freue mich bereits, dass diese Sache hier überhaupt kritisiert wird. Besonders schwach ist es nämlich gewesen, kaum bis gar nicht inhaltlich zu kritisieren und eher 30 Minuten Namedropping aller möglichen Akteure zu betreiben. Mit dem Namen findet man schnell den Rest. Musste man aber auch gar nicht, nach Veröffentlichung stand dieser stundenlang inklusive Wohnort in den Kommentaren. Mit vielen Likes. Wo war die Moderation?

    Man hat das Gefühl, hier wurde einfach versucht die politische „Konkurrenz“ mit den verfügbaren „Waffen“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mundtot zu machen oder ihr zumindest zu schaden. Das kann und sollte kein journalistisches Ziel sein. Einsicht besteht da aber offenbar grundsätzlich keine, da das ZMR immer noch auf Social Media neue, private Details über andere Influencer postet.

    Abgesehen davon, dass bei den Eltern um 21:30 Uhr unangekündigt zu klingeln und mit billiger Konfrontation versucht reingelassen zu werden, so sehr, dass die Eltern danach die Rollos heruntergelassen haben sollen, wirklich auch rein gar nichts mehr mit journalistischen Recherchemethoden zu tun hat.

  8. Zunächst einmal:
    Die Art der Bloßstellung durch Böhmermann und Vor der Zeit halte ich für falsch.
    Eltern zu überfallen oder Bekanntenkreise öffentlich auszuleuchten, sind Methoden, die ich entschieden ablehne – nicht zuletzt, weil sie am Ende bestenfalls Märtyrer schaffen.

    Doch nun zum oft bemühten „Aber“:
    Der Doxing-Vorwurf trifft auf die Tatsache, dass der Betreiber eines kommerziellen YouTube-Kanals gegen die gesetzliche Impressumspflicht verstoßen hat – sein Name hätte also ohnehin öffentlich gemacht werden müssen.

    Was die Trennung seiner Band betrifft:
    Diese fand laut Aussagen der übrigen Mitglieder nicht im Zusammenhang mit der Böhmermann-Recherche statt, sondern bereits deutlich früher – als die Band von seinem Kanal erfuhr.
    Seine Inhalte widersprechen aus Sicht der anderen Musiker fundamental dem, wofür die Band stehen möchte.

    Nachzulesen hier:
    https://www.metal-hammer.de/nach-boehmermann-reportage-metal-band-wird-von-rechten-bedraengt-2398051/

  9. @Frank Gemein (#8):

    Der Doxing-Vorwurf trifft auf die Tatsache, dass der Betreiber eines kommerziellen YouTube-Kanals gegen die gesetzliche Impressumspflicht verstoßen hat – sein Name hätte also ohnehin öffentlich gemacht werden müssen.

    Da haben wir mal keinen Dissens. Natürlich könnte er einen Künstlernamen anmelden oder eine Firma im Impressum eintragen – aber als YouTuber mit sechsstelliger Followerzahl ist er schon irgendwie „Person des öffentlichen Lebens“, nicht nur Privatmensch. Doxing wäre es, Adresse, Telefonnummer, E-Mail, etc. zu veröffentlichen. Das ist meines Wissens nicht passiert.

    Ob es sinnvoll war, den Namen zu nennen (oder ob ihn das nicht eher in eine nützliche Opferrolle bringt), steht auf einem anderen Blatt.

    Dass ihn seine Band rausgeworfen hat (wann auch immer), bereitet mir keine Kopfschmerzen. So eine Band ist ein privater Zusammenhang, und seine Kollegen wollen ihn nicht mehr dabei haben. Deren gutes Recht. Ein Problem hätte ich, wenn man ihm wegen dieser Sache einen Job als, sagen wir, Krankenpfleger oder Buchhalter kündigen würde. Das wäre eine andere Ebene.

  10. Nachtrag: Habe mir die Böhmermann-Folge jetzt mal angeschaut. Das ist richtig schlecht. Nichts, aber auch wirklich gar nichts Neues – außer dass hinter „Clownswelt“ ein junger Mann namens Marc-Philipp steckt, der Gitarre spielt. Aber 30 Mal „Faschismus“ gesagt und damit „Haltung“ gezeigt.

    Ich weiß auch nicht, was man gegen diese rechte Social-Media-Welle tun soll. Brandgefährlich. Aber sowas ist Bullshit.

  11. @KK:
    Privatunternehmen können jemanden nicht kündigen, weil er einen YouTube channel mit legalen Inhalten betreibt. Außerdem ist er afaik Student und wird von seinen Eltern finanziert – sofern der Zeitartikel korrekt ist.
    Zusätzlich dürften etwas über 40000€ / Jahr für Clownswelt – und ein weiterer Betrag für Ketzerkirche, seinem anderen Kanal, angefallen sein.
    Da hält sich meine Sorge in engen Grenzen.

    Der Typ ist ein Troll. Bodyshaming, Misogynie und Ableismus sind imho keine politischen Meinungsäußerungen.
    Und natürlich lebt der Mist davon, dass es auf dieser Ebene keine inhaltliche Auseinandersetzung geben kann.
    War ja nachher alles nur „Satire“.

    Es hilft aber nichts. Diese Medien und damit ein beachtlicher Teil der Bevölkerung werden von rechts mit „Shit“ geflutet, wie es Bannon seit Jahren fordert.
    Heidi Reichinnek ist da ein einzelner Lichtblick auf weiter Flur.
    Rezo scheint ja mittlerweile schon zum Themenkreis Nostalgie zu gehören.
    Es braucht Wahrheit, Wissenschaft und Aufklärung gegen diesen Kulturkampf von Rechts.
    Die USA zeigen, was passiert, wenn dieser Kampf verloren wird. Und dabei ist die AfD selbst den französischen und italienischen Faschisten zu sehr Nazi.

  12. @Lisa Kräher

    Selbstverständlich sollte man, besonders in dem Zeit-Artikel, neben dem persönlichen Gedöns eine dezidierte Auseinandersetzung mit den Inhalten des Kanals erwarten können, die über ein paar Behauptungen und Buzzwords hinaus geht.

    Meiner Ansicht nach tappen Sie aber in diesem konkreten Fall und an dieser Stelle in eine Falle, die Übermedien-Kollege Franzen in Bezug auf den Umgang mit den wirren Äußerungen eines Donald Trump als „Sane-Washing“ beschrieben hat.

    Nach dem – zugegeben nicht gerade extensiven – Studium der Inhalte des Clownfish-Kanals (Ich erträge alleine den hämischen Tonfall und diese unfassbare Selbstüberschätzung und daraus resultierende Selbstüberhöhung, die sich wie ein roter Faden durch diese rechten Influencer:innen zieht, nur in sehr geringen Dosen, ohne den Bildschirm eintreten zu wollen), komme ich zu dem Schluss, dass es dort schlicht und einfach gar keine Inhalte gibt. Und es deshalb folgerichtig auch keine solche irgendwie geartete inhaltliche Auseinandersetzung mit ihnen geben kann.

    Der Inhalt ist die Person, die Tonlage und die Überzeugung, mit der das vorgetragen wird, im Duktus, endlich sagts mal einer und ich trau mich das! Dass das reicht, wissen wir aus den Wahlerfolgen der AfD (und Trump) und den hilflosen Versuchen, sie in Talkshows oder sonstwo „inhaltlich“ zu „stellen“. Es geht gar nicht um Inhalte. Es geht um die Haltung, das Framing und die Behauptung von Stärke, die eigentlich nur Gejammer darüber ist, wie schlecht es mir (oder halt Deutschland) gerade geht.

    Und damit lande ich dann eben wieder genau bei der persönlichen Geschichte bzw. den kleinen Details und der Freundin, die ihn verlassen hat, der abgebrochenen Bachelor-Arbeit etc..

    Den Kram, den er erzählt und für richtig und wichtig hält, und die Art und Weise, wie er das vorträgt, kann ich wirklich – ohne jetzt pathologisieren oder allzu küchenpsychologisch werden zu wollen – nur damit erklären, dass da jemand in der Corona-Zeit aus der Bahn geworfen wurde und die böse Welt da draußen für seine gefühlte Bedeutungslosigkeit verantwortlich macht. Und weil er mit diesem Gefühl ja im Netz nicht alleine ist, gibt ihm genau das eine Bedeutung, auf die doofe Welt, die doofen Medien, die doofen Ausländer, die doofen Grünen etc. schimpfen. Ich weiß das alles besser und das sage ich jetzt. Und weil ich das jetzt anonym sage, lade ich dem noch mehr Bedeutung auf und kann zudem als eine Art selbsterfüllende Prophezeiung die Narrative bedienen, dass es dazu Mut braucht – weil man darf ja gar nichts mehr sagen – das zu sagen, weil sonst würde man das ja nicht anonym machen. Und je selbstverständlicher man das sagt, desto weniger denkt der Rezipient darüber nach, ob das denn eigentlich stimmt. Ein sich-selbst absichern gegen Zweifel.

    Und für dieses Muster ist es wichtig, zu erwähnen, dass die Band das nicht wusste, dass das Umfeld das nicht wusste und dass seine Eltern das nicht wussten. Weil, wenn er das alles offen sagen würde, würde sich halt niemand für n Metal-Dude interessieren, der irrelevante Dinge aus einer generellen Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation in den Äther rotzt. Die Anonymität ist sein Produkt. Die Inhalte nur Beifang. Und würden ihm von seinem Umfeld, dass offensichtlich n Tacken reflektierter zu sein scheint, um die Ohren gehauen. Deswegen die anonyme Flucht ins Netz.

    Und deshalb haben Böhmermann und die Zeit prinzipiell alles richtig gemacht. Und über die Verwendung von „dunkel“ und dem inflationären „Faschismus“-Ausruf kann man dann geschmacklich streiten.

  13. Zuerst dachte ich, die Autorin heißt die Berichte gut. Gerade noch die Kurve gekriegt.

  14. Das Problem an der Doxing-Aktion vom „Magazin Royale“ ist unter anderem, dass er schlecht erklärt wurde. So bleibt beim Publikum hängen, dass Clownswelts Identität (teilweise )offengelegt wird, weil er rechts sei – und nicht weil er widerrechtlich einen kommerziellen YouTube Kanal mit sechsstelliger Reichweite und tendenziösem Einschlag betreibt.

    Die Mitverantwortung von YouTube und ihres Enpfehlungsalgorithmus für das erstarken des neurechten „Vorfeldes“ also eines Konglomerates von mittlerweile +40 Reichweitenstarken neurechten Kanälen, die Unsummen, die YouTube den betreibern ausschüttet werden nicht thematiisert,

    Wir müssen nur in die USA schauen, um zu sehen wohin „Die Reise“ geht. Dort sind die Magakanäle mittlerweile genauso stark wie die traditionellen Medienkanäle.

    Wir sind am Kipppunkt einer siet langen Jahren vorhersehbaren Entwicklung angelangt.

  15. @Frank Gemein

    > War ja nachher alles nur „Satire“.

    Bemerken Sie eigentlich den Widerspruch? Dass Böhmermann seit Jahren immer wieder in der Kritik steht und damit argumentiert? Jetzt nutzen auch andere diese „Waffe“. Und Ihnen fällt jetzt erst auf, dass es Quatsch ist.

    > Diese fand laut Aussagen der übrigen Mitglieder nicht im Zusammenhang mit der Böhmermann-Recherche statt, sondern bereits deutlich früher – als die Band von seinem Kanal erfuhr.

    Meines Wissens ist das hier eine Lüge oder, im für Sie besten Falle, einfach Bullshit. Die Band trennte sich von ihm, da lief die Recherche bereits – womöglich kurz nach der Kontaktaufnahme durch ZMR und Zeit.

    Abgesehen davon, dass Clownswelt selbst angegeben hat, dass die Recherche mit hoher Wahrscheinlichkeit dadurch gestartet ist, dass jemand aus seinem direkten Umfeld ihn dort angeschwärzt hat. Und die Verbindung über das Foto mit Halskette und Plug herzustellen, wie das in der Sendung dargestellt wurde, wobei dieser Plug ja sogar noch ein anderer auf dem zweiten Bild war – das ergab auch nicht wirklich Sinn. Was sagen Sie eigentlich dazu?

  16. Wolfgang M. Schmidt nervt ja immer diese „Küchentischpsychologie“ in Kinofilmen, so als wären alle menschlichen Handlungen reißbrettartig erklärbar aus der jeweiligen Vergangenheit heraus. Da steckt ein zweifelhaftes Menschenbild dahinter eines in Konsequenz verantwortungslosem Individuums, welche alle seine Missetaten auf seine äußeren Umstände schieben kann.

    Und ich finde auch, wir sollten uns schonungslos an den Kunstfiguren abarbeiten, nicht voyeuristisch an den Privatpersonen.

  17. Wir haben ja in den letzten Wochen gehört, wie die Regierung den Nichtregierungsorganisationen finanziell unter die Arme greift. Und (damals noch nicht) Vizekanzler Klingbeil hat ausdrücklich klargestellt, wie wichtig die NGOs für die Demokratieförderung sind.

    Insoweit hat zwar die Öffentlichkeit allgemein, doch ganz besonders die Demokratieförder-NGO Antifa ein Recht zu erfahren, wer genau die abweichenden Meinungen äußert. Wäre ja schade, wenn die das falsche Haus demolieren oder gar dem falschen die Knochen brechen.
    Der Überfall auf das ZDF-Team am Rande der Querdenkerdemo vor fünf Jahren war in dieser Hinsicht eine ganz schöne Pleite, so was soll sich nicht wiederholen. Schön, dass ZDF und ZEIT dabei mitwirken.

  18. Klarstellungen zur aktuellen Diskussion:

    Zur Trennung der Band von ihrem Gitarristen:
    Die Band hat sich – laut eigener Aussage – von dem Gitarristen getrennt, weil die Inhalte seiner Kanäle Clownswelt und Ketzerkirche nicht mit den Texten der Band und den Überzeugungen der anderen Mitglieder vereinbar waren.
    Wann oder wie sie davon erfahren haben, ist dabei unerheblich – entscheidend ist der inhaltliche Konflikt.
    Zur Reportage von Böhmermann und dem ZEIT-Artikel:
    Ich verteidige weder die Form der Reportage noch die Methoden, die dabei offenbar angewendet wurden.
    Wie bereits weiter oben gesagt:
    „Eltern zu überfallen oder Bekanntenkreise öffentlich auszuleuchten, sind Methoden, die ich entschieden ablehne – nicht zuletzt, weil sie am Ende bestenfalls Märtyrer schaffen.“
    Zur Kunstfreiheit:
    Ich befürworte Kunstfreiheit ausdrücklich, insbesondere wenn es um Satire geht.
    Aber: Wenn sich jemand dauerhaft hinter einer Kunstfigur versteckt und damit gezielt provoziert oder diffamiert, dann muss es legitim sein, auch die reale Person dahinter ansprechen zu dürfen – sonst verliert diese Form der Kunst jede Verbindlichkeit und Verantwortung.
    Mein Fazit:
    Der Typ ist – wie viele andere Trolle aus dem sogenannten „Angerverse“ – in meinen Augen widerlich:
    amoralisch, feige und verlogen.
    Und wer so auftritt, sollte auch mit seinem Gesicht dafür einstehen.

  19. Es ging nie um eine „inhaltliche Auseinandersetzung“, die zudem nicht möglich ist, da kein signifikanter Inhalt vorhanden. Bullshit wird nicht bullshittiger weil man ihn nochmal erklärt… Und wer ernsthaft glaubt, solche Portale lassen sich auf eine inhaltliche Diskussion ein, der hat leider die letzten 10 Jahre verschlafen. Der hat die gesamte Strategie des rechtsextremen Vorfelds noch nicht erkannt.
    Es ging bei den Recherchen darum, aufzuklären welche Portale es gibt und wer dahinter steckt. Wurde über das Ziel hinausgeschossen? Wenn ja, dann aber auch nicht sehr weit.
    Und das Schutzschild „Satire“ nutzt das ZMR schon lange nicht mehr von sich aus. Das wird meist von anderen reingetragen.

  20. Top-Kritik von übermedien, wie zu erwarten war. Sachlich, nüchtern.

    Der Rechtsextremist möchte lieber anonym bleiben, nachvollziehbar.
    Die Selbstdenker haben unter der Woche den Anglizismus doxing gelernt und plappern ihn fleißig in den Kommentarspalten nach.
    Für Stasi-Vergleiche ist man sich schon lange nicht mehr zu blöde.
    Was man natürlich nicht sagen darf, indem man es sagt.

    Die fünfte Kolonne hat das, was wirklich passiert ist innerhalb von 1-2 Stunden in das immergleiche Opfernarrativ verkehrt. Im Mainsteam wird dann nur noch über das Opfernarrativ gesprochen. Der gleiche Vorgang wie seit 10 Jahren. Dass das immer wieder funktionert …
    Und selbst üm repliziert das Narrativ vom „Clownkanal mal eben verdoppelt“. Das nennt sich brigading und ist sehr effektiv. Böhmermann-Video wird in die einschlägigen blauen Telegram-Gruppen gepostet und es wird zum Massen-Downvote und zum Stasi-Kommentieren aufgerufen und natürlich soll man auch den Clownskanal abonnieren. Da gilt blinder Gehorsam, wer widerspricht, wird rausgeworfen. Das sind übrigens die selbsternannten Selbstdenker.
    Könnte man so easy entlarven, aber traut sich anscheinend keiner.

    Ich hatte ja gehofft, dass das eine Doppelfolge über rechte Opfernarrative wird und wie leicht die im Mainstream repliziert werden und dass die Clown-Folge nur ein bait war für ein rotziges q.e.d … Tja, schade.

    Mein Vater hält jedenfalls Mastodon jetzt für ’ne rechte Metalband, weil der Clown ein Shirt von denen anhatte auf einem Foto.
    „flood the zone with shit“ funktioniert.

  21. Ich kenne Clownswelt/Ketzer-Kirche als Side-Kick zu Aron Pielka aka Shlomo Pinkelstein. Zusammen mit Miró „Unblogd“ Wohlsfeld und Patrick „Wuppi“ Kolek sind diese die Treiber des Stolzmonats, der 2023 für Furore und im Jahr darauf nur noch für ein müdes Lächeln sorgte, da es sich um eine auf X begrenzte Aktion handelt. Auch diese Zusammenhänge wurden nicht klar heraus gearbeitet.
    Bislang hat mich noch kein Böhmermann-Beitrag „gegen Rechts“ so wirklich überzeugt, Sendungen sind ein Anstoß, sich selbst mit dem Thema zu befassen.

    Zu den neuen Userzahlen auf Youtube von Clownie: Nachdem Boris Morgenstern, ein Youtuber-Kollege eine Sammlung angeschoben hat, hat Clownie ausreichend finanzielle Mittel, sich ein paar „garantiert echte“ 10.000 Follower im Sonderangebot zu kaufen.

  22. (folgender Kommentar ist möglicherweise sinngemäß schonmal geschickt worden…)
    @KK:
    „Natürlich könnte er einen Künstlernamen anmelden oder eine Firma im Impressum eintragen“ Oder eine Agentur. Hätte nix genutzt: ZEIT fragt Agentur wegen Interview, Ketzerclown lehnt ab, ZEIT steht u.a. bei Eltern auf Matte, alles wie gehabt.
    „Dass ihn seine Band rausgeworfen hat (wann auch immer), bereitet mir keine Kopfschmerzen.“ Mir auch nicht, aber bei der ZEIT steht, dass die Band nichts davon wusste, bevor die ZEIT sie dazu befragte. Also hat die Band von der ZEIT davon erfahren. Ansonsten, soll das heißen, dass solche Recherchen bei Arbeitslosen und Studenten ok wären, da die nichts (wichtiges) zu verlieren haben, bei Krankenschwestern und Buchhaltern aber nicht? Es könnte übrigens sein, dass die Ketzerwelt sich nur deshalb nicht interviewen ließ, weil sie durch (semi)-doxxing nichts substanzielles zu verlieren hatte; Krankenschwestern und Buchhalter wären eher motiviert gewesen, weil man laut Herrn Fuchs ein „Vetorecht“ angeboten hatte, also im Grunde „Informationszurückhaltung“ gegen Interview.

    Nebenbei lese ich, dass die Band jetzt von Rechten bedroht wird.

    Ich habe keine Ahnung, wie man mit Rechts-YT am besten umgehen sollte, aber hiermit werden praktisch nur solche Leute von der Clownskirche abgeschreckt, die eh nicht rechts sind, und umgekehrt werden alle Argumente, die das jetzige Verhalten rechtfertigen, von den Rechten recycelt werden, wenn die mal Böhmi doxxen. Ich sag’s nur, damit „Told you so“ sagen kann.

  23. @Mycroft (#23):

    Oder eine Agentur. Hätte nix genutzt: ZEIT fragt Agentur wegen Interview, Ketzerclown lehnt ab, ZEIT steht u.a. bei Eltern auf Matte, alles wie gehabt.

    Da ging es mir weniger um die Zeit-Recherche als um die Möglichkeiten, ein juristisch sauberes Impressum ohne Klarnamen anzulegen.

    Ansonsten, soll das heißen, dass solche Recherchen bei Arbeitslosen und Studenten ok wären, da die nichts (wichtiges) zu verlieren haben, bei Krankenschwestern und Buchhaltern aber nicht?

    Nee. Es soll heißen, dass es okay ist, wegen rechter Gesinnung aus einer Hobby-Band zu fliegen. Aber nicht, deshalb seinen Job zu verlieren – sofern es ein politikferner Job wie eben Buchhalter ist.

  24. Naja, aber solche Recherchen bei Krankenschwestern oder Buchhaltern, insbesondere mit diesen subtilen Hinweisen, durch welche die Krankenschwester oder der Buchhalter zumindest für ihr Umfeld erkennbar werden – sofern die Journalisten sich eh nicht direkt beim Arbeitgeber melden – können das bewirken.

  25. Nur mal so: Ich schaffe den Spagat, die Recherche im privaten Umfeld überzogen zu finden, aber ebenso die Sorge darum, dass so ein Flachw****er seinen Job verlieren könnte.
    Menschen können nicht so leicht gefeuert werden, und wenn das vor einem Arbeitsgericht standhält, dann hat das auch Gründe. Mir tun auch die Bandmitglieder leid, die mit so einem verlogenen Subjekt Musik gemacht haben, ebenso wie die potenziellen Kollegen oder gar Patienten mir leid täten.

    Der Mann macht ein Geschäft daraus, vorsätzlich zu lügen und mithilfe der neuen Medien Fakten zu entwerten. Das ist keine Kleinigkeit. In den USA können wir das Resultat davon sehen, was passiert, wenn die Führer eines Kultes die Macht übernehmen, nachdem die Bevölkerung von Social-Media-Verblödung sturmreif geschossen wurde.

    Korruption, Autoritarismus, Faschismus. Statt Diversität: „whites first“. Bücher verbieten, Menschen verbieten, Gesetze ignorieren …

    Und schon fangen Merz und Dobrindt an, Gerichtsentscheidungen auch zu ignorieren.

    Und da ist mir die berufliche Unversehrtheit dieses kleinen Nazis langsam auch egal.

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