Warum berichten Medien nur dann über Migration, wenn etwas Schlimmes passiert?
Das Thema Migration dominiert den Bundestagswahlkampf – und die Berichterstattung darüber. Woran liegt das und wie könnte es besser gehen? Anruf bei Ella Schindler, Vorsitzende der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“.
Der aktuelle Bundestagswahlkampf ist bestimmt vom Thema Migration. Man bekomme dabei den Eindruck, als sei Migration die Hauptursache aller unserer Probleme, sagt Ella Schindler. Die Vorsitzende des Vereins „Neue deutsche Medienmacher*innen“ ist diese Woche zu Gast im Übermedien-Podcast und kritisiert, dass Medien sich zu sehr von der Politik vereinnahmen ließen und zu oft unreflektiert das wiedergäben, was Politiker sagen.
„Das Thema Migration wird darauf reduziert, dass es Menschen gibt, die man für ein Sicherheitsrisiko hält.“ Viele andere wichtige Themen – wie Armut, Wohnungsnot oder Bildung – kämen dabei zu kurz. Über Migration werde meist nur dann berichtet, wenn etwas Schlimmes passiert, beobachtet Ella Schindler. Sie wünscht sich bei der Berichterstattung über Migration mehr Kontinuität – und Perspektivenvielfalt: „Wir sprechen sehr oft über die Ängste der Menschen vor Angriffen oder Terrorattacken“, sagt die Journalistin. Aber was sei mit den Sorgen der Menschen, die Angst vor rassistischen Sprüchen haben oder davor, als muslimisch gelesener Mann keine Wohnung zu finden? „Diese Sorgen werden in den Medien zu wenig aufgegriffen“, sagt Schindler.
Woran liegt das ihrer Meinung nach? Wie ginge es besser? Und wie sollten Medien mit der Herkunft eines Täters umgehen? Darüber sprechen Holger Klein und Ella Schindler in der neuen Folge „Holger ruft an…“:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Die Gesprächspartnerin
Ella Schindler ist Co-Vorsitzende der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ und Journalistin. Sie wuchs in der Ukraine auf und kam mit 16 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland. Zunächst studierte sie in Nürnberg Sozialpädagogik und arbeitete danach in England mit Menschen mit Behinderung. Im Anschluss absolvierte sie ein Volontariat beim Verlag Nürnberger Presse, wo sie seit mehr als 20 Jahren tätig und für die Volontärsausbildung verantwortlich ist.
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