Wie setzt man sich gegen eine jahrelange Schmutzkampagne von Medien zur Wehr?
Das Medienhaus Ringier soll für eine rechtswidrige Kampagne gegen Jolanda Spiess-Heggelin zahlen. Das hat ein Gericht kürzlich entschieden. Im Podcast erzählt die frühere Schweizer Kommunalpolitikerin, was ihr vor gut zehn Jahren passiert ist, wie sie gegen Medien kämpft, die Lügen darüber verbreiten, und was für ein Meilenstein das neue Urteil ist.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, aber ein deutliches Signal: Umgerechnet rund 325.000 Euro zuzüglich Zinsen muss der Schweizer Medienkonzern Ringier an Jolanda Spiess-Heggelin zahlen. Das hat das Kantonsgericht in Zug kürzlich entschieden. Das Gericht hatte den Gewinn geschätzt, den das Boulevardblatt „Blick“, das zu Ringier gehört, in den Jahren 2014 und 2015 mit vier reißerischen Artikeln gemacht hatte, mit denen er das Persönlichkeitsrecht der früheren Kommunalpolitikerin verletzte.
Und das waren nur vier Artikel von mehr als 150, die der „Blick“ über Spiess-Heggelin und ein mögliches Sexualverbrechen bei einem Fest veröffentlicht hatte, einer so genannten Landammann-Feier kurz vor Weihnachten 2014. Was dort genau geschah, ist bis heute nicht geklärt. Spiess-Heggelin hatte sich am Morgen nach der Feier in eine Klinik begeben, weil sie Unterleibsschmerzen und Gedächtnislücken hatte. Der Verdacht, ihr seien womöglich K.o.-Tropfen oder andere Drogen verabreicht worden, konnte nicht mehr nachgewiesen werden, weil ein Blut- und Urintest zu spät gemacht wurde. Bei der Untersuchung wurde allerdings die DNA eines anderen Politikers gefunden. Was in der Nacht vorgefallen ist, daran kann sich Spiess-Heggelin nicht erinnern.
So unklar alles auch war und ist: Der „Blick“ und andere Medien in der Schweiz haben die Sache genüsslich ausgeschlachtet, über einen langen Zeitraum. Und Spiess-Heggelin setzt sich dagegen zur Wehr, bis heute. Im Gespräch mit unserem Podcast-Host Holger Klein erzählt Spiess-Heggelin, was ihr widerfahren ist, wie sie inzwischen damit umgeht – und was für ein Meilenstein das jüngste Urteil ist. Auch wenn der Rechtsstreit noch andauern wird. Der Ringier-Verlag hat angekündigt, Berufung einzulegen.
Den ganzen Podcast mit Jolanda Spiess-Heggelin können Sie hier hören:
(Sie können den Podcast auch über die Plattform oder App Ihrer Wahl hören. Hier ist der Feed.)
Die Gesprächspartnerin
Jolanda Spiess-Hegglin ist Journalistin, Beraterin und ehemalige Zuger Kantonsrätin der Grünen Partei. 2016 gründete Spiess-Hegglin den Verein #NetzCourage, der Betroffene digitaler Gewalt unterstützt und sich für Aufklärung und Prävention einsetzt. Mit der Winkelried & Töchter GmbH berät sie Betroffene von Medienkampagnen. Im Herbst 2024 erschien ihr Buch „Meistgeklickt“, in dem Spiess-Heggelin die Geschichte der „medialen Hetzjagd“ auf sie erstmals selbst erzählt. Für ihr Engagement erhielt sie 2021 den Ida-Somazzi-Preis und den FemBizSwiss-Award in der Kategorie Innovation. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Zug.
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