Eine Plattform aus der Hölle
Konflikte und Gemeinheiten sind schon immer Teil öffentlicher Diskurse gewesen. Doch auf X nimmt die politische Aggression überhand – und macht eine vernünftige Nutzung der Plattform bis auf Weiteres unmöglich.
Der Umbau von Twitter zu X hat unter Journalist:innen, Wissenschaftler:innen und Institutionen zu großem Händeringen geführt. Sollte man die Plattform verlassen, um die reaktionäre Politik des neuen Besitzers nicht zu unterstützen?* Sollte man bleiben, um aufzuklären, um weiterzukämpfen?
Der Soziologe Rudolf Stichweh plädierte zuletzt in einem Post auf X für den Verbleib auf der Plattform. Allerdings mit der nicht ganz ernstgemeinten heroischen Begründung, man dürfe die Augen vor dem Grauen, das unsere Gesellschaft prägt, nicht abwenden. Stichweh schreibt: „Das beste Argument für X ist, dass die Plattform ein anschauliches Bild erlaubt, wie es in der Hölle aussieht. Täglich Millionen kleiner und größerer Teufel, mit denen man aber leben muß, weil man nun mal in der Hölle ist. Sie können es auch Gesellschaft nennen.“
Stichwehs pessimistische Soziologie verweist darauf, dass jede Öffentlichkeit immer auch ein Ort ständiger Irritation ist – wo sich Menschen zwar oft die Hand reichen, die meiste Zeit aber gegenseitig auf die Füße treten. Das ist nicht erst seit der Digitalisierung so. Die Geschichte der Öffentlichkeit zeigt, dass heftige Konflikte, zwischenmenschliche Gemeinheit, Bitterkeit und Hohn schon immer dazugehört haben.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass auch Twitter vor X ein Ort war, auf den viel öffentlichkeitskritische Paranoia projiziert wurde. Schon lange, bevor Elon Musk die Plattform übernahm, hatten regelmäßige Benutzer:innen sie oft halb liebevoll, halb hasserfüllt „Höllenplattform“ genannt. Schon damals waren Doomscrolling und ständiges Angeschrienwerden für viele belastend. Es gab regelmäßig Belästigung und Beschimpfung, Frauenhass und Rassismus.
Zudem muss man zugeben, dass es anderswo nicht immer viel besser ist. Auch auf Bluesky, wohin zahlreiche ehemalige X-Nutzer:innen abgewandert sind, gehen die Menschen teils mit großer Bitterkeit aufeinander los. Auch dort bekommt man immer wieder freche oder anmaßende Kommentare, oder ist selbst der freche und anmaßende Kommentator (immer eine Frage der Perspektive).
Was X aber besonders macht, ist zum einen natürlich der neue Besitzer selbst. Dieser hat in den letzten…
Der guten Frau Dr. Louks ist bei Euch das „s“ am Ende abhanden gekommen.
Beste Grüße
Vielen Dank, ist korrigiert.
Beste Grüße
Es gibt eine Plattform ohne Algorithmen, ohne Werbung und ohne all die zerstörenden Mechanismen. Aber die ist wohl zu langweilig.
Ich persönlich bin direkt am Tag der Übernahme durch Elon Musk raus. Und es grämt mich, wenn Staatsoberhäupter, Ministerien u.ä. sich weiter auf X äußern. Speziell in Deutschland ist es auch eigentlich völlig unangebracht, da der Marktanteil eigentlich sehr gering ist (die mir von Google eben präsentierten 8-11 Millionen erscheinen mir bei weitem zu hoch geschätzt, aus der täglichen Erfahrung mit der Umwelt völlig unplausibel, Instagrams 45 Millionen daneben sind z.B. auch absolut unplausibel).
Es sind einzig die politischen und medialen Kreise, die X‘ Bedeutung in Deutschland künstlich am Leben erhalten. Habecks Rückkehr ein tragischer Irrtum. Das Niveau wird dabei den marktschreierischen Verhältnissen angepasst. Absolut unnötig.
Ich stimme #4 zu einhundert Prozent zu. Für mich ist es ein Unding, dass sich nach wie vor Politiker in einem solchen zerstörerischen Medium aufhalten. Und was noch schlimmer ist, bei einem solchen Typen mit Allmachtsfantasien halte ich es schon fast für töricht, dass nicht früher oder später auch der Missbrauch von sensiblen Daten (eben auch und vorrangig von seinen politischen Gegnern) befürchtet werden muss.
X ist die Hölle. Für Lügner, Hetzer, Schmarotzer und Faschisten.
X ist die Hölle für die, die es sich in der Echokammer im Zustand der Realitäts- und Diskursverweigerung bequem gemacht haben.
Die dort den Spiegel vorgehalten kriegen. Denen ihre Lügen und Verbalinjurien um die Ohren fliegen.
Mir gefällts.
Die einzigen Personen für die es wirklich wichtig ist so eine Plattform sind doch Journalisten. Alle die möglichst zeitnah über die wichtigsten Ereignissen auf der Welt informiert werden sollten um ihren Beruf auszuüben. Bei denen verstehe ich das zögern sich von der Plattform abzuwenden.
Beim Rest hab ich gar kein Verständnis mehr dafür und mache sie auch allesamt mit verantwortlich das dieser „Höllenpfuhl“ noch besteht.
Und die ganzen Journalisten/Medienschaffenden können sich doch einfach absprechen auf ein „eXit Datum“ an dem sie zusammen auf eine andere Plattform wechseln. Und schon ist das Problem erledigt und das Ars****** mit Gottkomplex kann dort rumschreien wie er will.
Aber anstatt dessen wird mittlerweile jeder Gedankenfurz den er hat auch von seriösen und wichtigen Medien wiedergegeben.
Es gibt auch keinerlei Mitleid mehr für Leute die dort Shitstorms erfahren, geht einfach weg!