Schwarzer-Vortrag

Journalisten lassen Kachelmann sprengen

Es ist jetzt auch schon wieder zehn Tage her, dass Jörg Kachelmann eine Veranstaltung mit Alice Schwarzer gesprengt hat, indem er mitten in ihrem Vortrag einfach das Wort ergriff. Aber als Lehrstück ist die Sache relativ zeitlos – und es ist ja nicht so, als ob all die Medien, die genau das berichteten, diese falsche Darstellung in der Zwischenzeit korrigiert hätten.

Der Vorfall an sich war bemerkenswert, aber vergleichsweise undramatisch: Die „Emma“-Herausgeberin hatte in der Universität Köln über „Sexualgewalt gegen Frauen und Recht“ gesprochen. Hinterher konnte das Publikum Fragen stellen, und unter anderem ergriff auch der Wetter-Experte das Wort.

Schwarzer hatte vor sechs Jahren sehr einseitig und teilweise unzutreffend und unzulässig über den Prozess gegen Kachelmann berichtet, an dessen Ende er vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde. Sie beschönigte und verklärte ihre zweifelhafte Rolle bei ihrem Vortrag in Köln und verdrehte auch weitere Tatsachen zur Verurteilung von Vergewaltigern in Deutschland.

Kachelmann wies in der anschließenden Fragerunde darauf hin, dass er nicht nur freigesprochen wurde, sondern die Frau, die sich als Opfer ausgab, später in einem Zivilprozess zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt wurde, weil sie ihn vorsätzlich wahrheitswidrig der Vergewaltigung bezichtigt habe. Er wies darauf hin, dass Schwarzer hingegen vorbestraft sei – wegen Steuerhinterziehung. Schwarzers Publikum reagierte mit Unmut auf Kachelmanns Wortbeitrag.

Niemand sprengte irgendwas. Niemand unterbrach irgendwen mitten im Vortrag. Der Vorgang ist von überschaubarer Dramatik.

Das würde man aber nicht glauben, wenn die Berichte darüber in den Medien liest.

„Mitten im Vortrag“ zum Thema „Sexualgewalt gegen Frauen und Recht“ habe Kachelmann das Wort ergriffen, heißt es falsch unter anderem bei der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ und diversen Schwesterblättern, im „Tagesspiegel“, bei „Focus Online“, „Spiegel Online“, n-tv.de, „Der Westen“ und „WeltN24“.

Dass Kachelmann den Vortrag „gesprengt“ habe, behaupten „Focus Online“, „Mannheimer Morgen“, die Mediengruppe Oberfranken, „Gala“, „Express“. „WeltN24“ lässt Kachelmann in Schwarzers Vortrag „platzen“.

Der Online-Auftritt der „Rheinischen Post“ überschrieb seinen Bericht zunächst: „Jörg Kachelmann stört Auftritt von Alice Schwarzer“. Kachelmann beschwerte sich darüber auf Twitter:

Und bekam vom Redaktionsleiter der Online-Ausgabe die Antwort:

Sechs Tage später gab Leurs dann doch nach – ein bisschen. Er schrieb Kachelmann:

(…) Beginnen möchte ich mit einer Entschuldigung: Unser Artikel, der am Morgen nach Ihrem Auftritt in Köln entstand, enthält tatsächlich eine Unwahrheit. Fälschlicherweise haben wir geschrieben, Sie hätten Alice Schwarzer während ihres Vortrages unterbrochen, quasi das Wort an sich gerissen. Das ist Unsinn, und das haben wir inzwischen im Artikel korrigiert (sehen Sie gerne nach). Dazu gehört auch die Schlagzeile, denn Sie haben eben nicht den „Vortrag gestört“, sondern allenfalls den Auftritt von Frau Schwarzer. Unsere Schuld, tut uns leid.

Wozu ich stehe, ist allerdings das Wörtchen „stören“ selbst: Natürlich haben Sie die Veranstaltung gestört, auch wenn Sie inhaltlich mit Ihren Äußerungen im Recht sind. (…) Damit stellen wir nicht Ihr Recht in Abrede, gemeinsam mit Ihrem Anwalt einen Vortrag zu besuchen und anschließend ein Statement vorzutragen (denn eine Frage haben Sie nicht gestellt). Wir bringen nur zum Ausdruck, dass die Mehrzahl der Anwesenden eher so mittelerfreut war, Ihre Ausführungen zu hören. Und das nennen wir in der Schlagzeile eben „stören“.

O–kay. Tatsächlich ist seitdem dieser „RP-Online“-Artikel geändert worden. Er trägt jetzt den Zusatz:

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Kachelmann habe das Wort bereits während des Vortrags von Alice Schwarzer ergriffen. Tatsächlich jedoch trug er seine Stellungnahme erst während der Fragerunde vor. Für den Fehler bitten wir um Entschuldigung.

Bei der Suche nach „Kachelmann“ auf RP-online ergibt sich nun das folgende verwirrende Bild:

Korrigiert wurde die Darstellung nur in einem Artikel. Der andere – eine Übernahme aus der gedruckten Zeitung – ist unverändert. Und im Blatt hat die „Rheinische Post“ ihre falsche Darstellung natürlich ebensowenig korrigiert wie die ganzen anderen Online-Medien.

Übrigens: Die „Hannoversche Allgemeine“ nutzte die Gelegenheit noch, zu spekulieren, ob Kachelmann trotz Freispruch und Verurteilung seines vermeintlichen Opfers nicht doch schuldig ist:

Doch nicht wenige Prozessbeobachter sind bis heute nicht von der Unschuld Kachelmanns überzeugt, der weiter an seiner Rehabilitation arbeitet. Entsprechend wird auch sein Wortbeitrag im Hörsaal von Buh- und Zwischenrufen begleitet.

Da hat der Versuch eines unter anderem von Alice Schwarzer vorverurteilten, rechtskräftig freigesprochenen Mannes, weiter an seiner „Rehabilitation“ zu arbeiten, fast etwas Anrüchiges.

[Offenlegung: Jörg Kachelmann schreibt gelegentlich für Übermedien.]

Nachtrag, 16:30 Uhr. RP-Online hat jetzt auch den zweiten Artikel transparent korrigiert.

Nachtrag, 23 Uhr. Die „Hannoversche Allgemeine“ hat eine Korrektur veröffentlicht.

70 Kommentare

  1. Weshalb nochmal wurde die Serie „Doof wie RP-Online“ nach der Nummer Neun nicht weiter fortgesetzt? ;-)

  2. Ich war zufällig bei dem Vortrag. Am nächsten Tag überrascht festgestellt, dass das so ein großes Medienecho erzeugt hatte. Tatsächlich dauerte ja der Auftritt von Jörg Kachelmann und seinem Anwalt jeweils nur einen recht kurzen Moment. Die Berichterstattung habe ich dann mehrheitlich genauso wie hier beschrieben wahrgenommen (Ausnahmen: Zeit-Online und Süddeutsche.de – Deren Artikel lasen sich so, als wären die Berichterstattenden vor Ort gewesen oder hätten zumindestens gut nachgefragt bei jemandem, der vor Ort war).
    Ich weiß nicht, ob das jemanden interessiert, aber ich habe mich gar nicht groß darüber aufgeregt, eher resigniert gedacht, tja mal wieder typisch, so ungenau wird halt heutzutage berichtet.
    Der Schluss der HAZ von Buhrufen auf die Annahme, Jörg Kachelmann sei irgendwelcher Straftaten schuldig, ist natürlich auch völlig unzulässig. Bestimmte Aussagen von Jörg Kachelmann im Themenkreis kann man völlig unabhängig davon kritisch sehen.

  3. Wenn man sich den verlinkten Artikel auf zeit.de mal durchliest und sich die Reaktionen auf Kachelmanns Wortmeldung und auf kritische Fragen an Schwarzer überhaupt seitens des Publikums so klarmacht, wird einem richtiggehend übel. Schlimmer kann’s bei der AfD auch nicht ablaufen.

  4. Vielleicht ist es nur eine Nebensache, aber mich hat doch sehr erschreckt, wie die Zuhörerschaft im Vorlesungssaal reagiert hat. Pfiffe, Buhrufe, als Jörg Kachelmann in sehr ruhigen Worten seine Sicht der Dinge schilderte. Das sollen Jura-Studenten gewesen sein? Die sollen demnächst Recht sprechen? Und die Diskussionsleiterin (Veranstalterin: Rechtswissenschaftliche Fakultät, Juniorprofessur für Strafrecht) lässt das so laufen?

  5. @7 Zwei Drittel des Saales waren durch Studierende von Gender Studies besetzt, die auch die Moderatorin gestellt haben.

  6. @6 und @7
    Mich hat das auch erschreckt, dass so viel Buh gerufen wurde. Und auch überrascht. Und ich frage mich sehr, wie sich das Publikum zusammen gesetzt hat. Dass das überwiegend Jurastudierende waren, würde ich anzweifeln. Dass es Studierende der „Gender Studies“ waren allerdings ebenso. So ein Studiengang wird an der Universität zu Köln doch gar nicht angeboten (noch nicht, zumindest). Da würde mich ernsthaft interessieren, wie Sie auf die Zahlen kommen. Dazu würde ich als Gender Studies-affine Person noch anfügen wollen, dass der sogenannte akademische Feminismus doch teilweise, gelinde gesagt, sehr mit vielen von Frau Schwarzer und in Emma vertretenen Positionen fremdelt (und vice versa) und ich deswegen eher nicht vermuten wäre, dass die Buhrufenden aus diesen Kreisen zu vermuten wären.

  7. Endlich ein kritischer Kommentar zu den unsäglichen Schlagzeilen diverser Zeitungen! Übrigens finde ich den Versuch des Herrn Leurs , die berechtigte und notwendige Richtigstellung der zum wiederholten Mal von Alice Schwarzer geäußerten Lügen durch Jörg Kachelmann als „eine Fortsetzung des Rechtsstreites Kachelmann/Schwarzer auf einer neuen Bühne“ zu diffamieren, genauso erbärmlich wie seine Begründung für die Bezeichnung „stören“. Die peinlichen Buh-Rufe bis hin zu der Aufforderung „dem das Mikrofon wegzunehmen“ (und das von zukünftigen Vertretern des Rechts!) als Legitimation für die Behauptung zu nutzen, dass Herr Kachelmann „gestört“ hätte, ist eine Mischung von Dreistigkeit und Dummheit, die nur noch von der haarsträubenden Aussage des Herrn Leurs übertroffen wird, Herr Kachelmann habe nicht den Vortrag, aber den Auftritt von Frau Schwarzer gestört. Aber immerhin hat Herr Leurs damit ein anschauliches Beispiel für den Begriff „Vollpfosten-Journalismus“ geliefert. Dafür sei ihm gedankt!

  8. re:12

    Herr Kachelmann,

    auch wenn die Darstellung des „Störens“ falsch gewesen sein mag, ich fand auch, daß Frau Schwarzer in der Berichterstattung nicht besonders gut wegkam. Der Einwurf Ihnen gegenüber, daß „das wohl sehr tief sitzen müsse“ (ich hoffe, da stimmt die Berichterstattung), lässt sie ja nun auch einmal mehr als unverschämt und als gefühllose Ideologin dastehen.

    Will sagen: die Berichterstattung mag nicht wahrheitsgemäß gewesen sein, einseitig fand ich sie eigentlich nicht. Aus meiner Sicht fiel sie – zumindest soweit ich das beobachtet habe – auch zu Ihren Gunsten aus.

  9. Die Studierenden bei dieser Veranstaltung sind Menschen,die feste Vorstellungen haben,was richtig und was falsch ist,
    das sie „Elite“ sind und sich auf garkeinen Fall wie ein Hartz4-Mob verhalten versteht sich von selbst,auch wenn sie es tun-tun sie es nicht ;-).
    Sie möchten sich ihr Weltbild erhalten! Und Fakten tun stören!!
    Und wenn Hrr Kachelmann diese auch noch selbst vorbringt…
    Und es gibt die ungeheure Fehlinformation/-illusion,das Jura und Gerichte etwas mit Gerechtigkeit zutun haben.
    Als 10/11jähriger fand ich Petrocelli ganz super und bekam von meinem Opa zu hören:
    Vor Gericht kriegste ein Urteil,keine Gerechtigkeit!
    Achja der Sieger schreibt die Geschichte
    -der,der sich vor Gericht durchsetzt,nicht unbedingt der Recht hat.

  10. es dürfte ja wohl klar sein, dass zu einem Vortrag einer Person, deren Positionen zu bestimmten Themen inzwischen mehr als umstritten sind und die sich durch ihr Andienen an ein Boulevard-Schmierblatt und die uneinsichtige, fortgesetzte Verbreitung von Lügen moralisch selbst ins Abseits geschossen hat, nicht nur Gegner und Kritiker sondern auch kritikunfähige Speichellecker kommen, die jede Kritik mit Buh-Rufen und Forderungen, dem Kritiker das Wort zu entziehen, zu stören versuchen. Das ist wohl bei jeder Veranstaltung so, wo umstrittene Themen diskutiert werden.

    Frau Schwarzer ist dabei vorzuwerfen, dass sie von ihrer einmal gefassten Position nur schwer abrücken kann, selbst wenn die sich als falsch erweist. Man kann ihr sogar unterstellen, dass sie sich nur durch die Drohung weiterer Klagen davon abhalten lässt, ihre einseitigen und unreflektierten Behauptungen zu wiederholen. Ein Einsehen ist bei ihr jedenfalls nicht erkennbar.

  11. @ Raoul #5
    Der Artikel in der ZEIT schien mir (abgesehen vielleicht vom Titel: Der Vortragscrasher) ganz sachlich und informativ. Auch die kontroverse Debatte unter dem Artikel konnte sich sehen lassen.
    Die Reaktion von Teilen des Publikums im Saal, die freie Rede über Fakten mit moralischer Entrüstung beantwortet haben, ist typisch für eine Denkweise, die das Wahre und Gute gepachtet zu haben meint.
    Wer sich da mutig hinstellt und mit Anstand eine begründete Gegenposition vertritt, stört tatsächlich, nämlich diese unheimlich selbstgewisse „Befindlichkeit“. Es scheint tatsächlich einen Feminismus zu geben, der Hand an den Rechtsstaat legen und „Lieber zehn Unschuldige bestrafen, als einen Schuldigen laufen lassen“ will .
    Danke an Jörg Kachelmann dafür, dass er sich zu diesem öffentlichen Widerspruch, zu diesem Akt der Aufklärung aufgerafft hat. Respekt!
    Um Missverständnisse zu vermeiden, sei noch erwähnt, dass ich nicht alles, was Alice Schwarzer jemals getan und gesagt hat, für illegitim oder Unsinn halte. Aber irgendwo ist halt für jede(n) mal Schluss.

  12. @ Jörg Kachelmann #7
    Zu den „Gender Studies“ ein schönes Zitat des Sozialwissenschaftlers Emmanuel Todd:
    „Man kann, wenn man sich dieses Absackens (des allgemeinen Bildungsniveaus) nicht bewusst ist, die zahlreichen regressiven Phänomene nicht verstehen, die in den 70er, 80er und 90er Jahren das amerikanische Leben befallen: die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die intellektuelle und künstlerische Provinzialisierung, die Entstehung eines schnellen und gewalttätigen Kinos, die Entwicklung absurder Sozial- und Geschichtswissenschaften, die den Konflikt zwischen Mann und Frau ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stellen (gender studies), die Obsession mit sexueller Belästigung, die Infragestellung der Abtreibung, die Rückkehr von Kreationisten, die Darwin und der Entstehung der Arten feindlich gegenüberstehen, die Verrottung der Justiz…Die massive Wiederkehr der Todesstrafe….“
    Das gewalttätige Kino, der Kreationismus und die Todesstrafe in einer regressiven Reihe mit den Gender Studies: das ist natürlich starker Tobak.

  13. @Jörg Kachelmann,
    Ich weiß nicht, ob Sie das interessiert, so wichtig ist es auch wirklich nicht. Aber Gender Studies kann an der Uni Köln als Fach mit Abschluss nicht studiert werden – Ein Zertifikat „Gender Studies“ kann allerdings erworben werden. Die „Studierenden der Gender Studies“ sind also formal zumindest Studierende anderer Fächer. Ich persönlich habe mich gewundert, da ich bislang davon ausging, wie oben gesagt, dass Alice Schwarzer und auch deren Rolle in Ihrem Prozess von vielen „Gender Studierenden“ durchaus kritisch gesehen wird.

  14. @ Andreas Müller (17): Ja, den Zeit-Artikel fand ich auch absolut in Ordnung, da war mein Kommentar etwas blöde formuliert. Mir ging es allein um das Verhalten der anwesenden Gäste, das Sie sehr zutreffend begründet haben.

  15. Man muss auch kein Hardcoremaskulist sein, um zu erkennen, dass Herr Kachelmann im Recht ist / war.
    Man muss kein Hardcorefeminist sein, um den Auftritt in der Lesung für schlechten Stil zu halten.

    „Wer A sagt, muss nicht B sagen.
    Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“

    Plädoyer für mehr Selbstkritik / -reflexion.

  16. Mal ’ne ganz themenfremde Frage (die gerne auch hier aus dem Faden gelöscht werden darf!):

    Kommt seitens uebermedien etwas zu der Danisch Geschichte?
    Ich würde mich gerne neutral und unabhängig zu dem Thema informieren, nicht bei dem Typen selber.
    Habe versucht, 2 seiner Artikel zum Thema zu lesen, aber es ist ein Graus, sowohl schreiberisch, als auch das Opfer-Gebahren.
    Mir scheinen seine Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen (lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen!), doch möchte ich das mal ohne Kampfbegriffe, wie „Staatsmedien“, „SED-Kader“, etc. lesen.
    Bisher hat sich da noch keiner so richtig rangetraut, was mich auch nicht wundert, bei den Rundum-Tiefschlägen, die er da verteilt.
    Wie gesagt, meinen Kommentar gerne löschen, hat nix mit dem Thema zu tun!

  17. „Man muss kein Hardcorefeminist sein, um den Auftritt in der Lesung für schlechten Stil zu halten.“
    Wo kann man die Regeln nachlesen, die diesen Stil definieren? Für wen gelten sie und warum?
    Ein kurzer Redebeitrag einer anwesenden Einzelperson mit offenem Visier ist in jedem Fall um Klassen besserer Stil als Rufmord-Kampagnen und handgreifliche Blockaden durch den „Schwarzen Block“, wie sie regelmäßig bei Vorträgen von Daniele Ganser oder Jörg Baberowski praktiziert werden.

  18. Eigentlich wollte ich selbst zu dieser Veranstaltung gehen, einfach weil es mich empört hat, dass diese selbsternannte Frauenrechtlerin sich immer noch schamlos auf jedem Podium spreizt. Wer derart mit der Bild“Zeitung“ paktiert ist in meinen Augen moralisch bankrott. Aber in Köln muss man wohl „schlimmeres“ anstellen, um sich zu disqualifizieren.
    Z.B.: öffentlich Altbier trinken. Dann gegen den Dom pinkeln. Im Stehen!
    @Kachelmann: Wie um alles in der Welt haben Sie es geschafft in diesem Idiotenstadel derartig ruhig zu bleiben? Ist mir unbegreiflich…

  19. Und nun hüpft er von Jörg Kachelmann zu den rechten Apologeten Ganser und Barberowski. Es scheint unmöglich, hier eine Diskussion zu führen, wo Müller nicht ein Thread-Hijacking versucht.

  20. Leider muss bei dieser Sache wieder sauer aufstoßen, dass manche Medienvertreter es wohl nie begreifen werden wie sie sich durch Übertreibungen, Verdrehungen und Lügen ihre eigene Existenzbasis nachhaltig zerstören. Wenn die Medien vom (größtenteils völlig) unberechtigten Vorwurf der „Lügenpresse“ weg kommen wollen, hilft ihnen dabei nur der feste Wille zur Wahrhaftigkeit und Sachlichkeit. Wer verdreht, übertreibt und lügt, darf sich nicht wundern, wenn immer mehr Leser oder Zuschauer abspringen.

  21. Frei nach Willy Brandt möchte man den Journalisten zurufen: „Mehr Sachlichkeit wagen!“ Vor allem, was Verben angeht. In den Überschriften lässt man die Personen gerne „pöbeln“, „sticheln“ oder sogar „keulen“. Warum? Gleiches gilt hier: Ist ein Aufeinandertreffen von Schwarzer und Kachelmann auf ihrer eigenen Veranstaltung nicht Sensation genug? Viele Überschriften stehen gerne auch über Beiträgen, die sogar recht sachlich formuliert sind. Der Druck, durch marktschreierische Überschriften Clicks zu erzeugen, scheint hoch zu sein. Leider haben Übertreibungen, die man früher nur in der Yellow-Presse und der BILD-Zeitung vorfand, nun auch einst seriöse Zeitungen erreicht.

    Was die Objektivität angeht, so dreht sich die Presse gerne von einer Einseitigkeit in die andere. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da wurde Alice Schwarzer für selbstverständliche Forderungen wie die, dass Frauen auch in einer Ehe nicht vergewaltigt werden dürfen, an den Pranger gestellt. Zum Ausgleich gewährt ihr die gleiche Presse heute offenbar absolute Narrenfreiheit, sodass sie sogar ohne großen Protest vorschlagen darf, das Wort „Unschuldsvermutung“ zum „Unwort“ zu erklären.

  22. @Maike
    Zu Ihrer Verwunderung der Unterstützung von Alice Schwarzer durch Gender Studierende: Das ist eigentlich sehr einfach zu erklären.
    Die Konfliktlinien zwischen dem klassischen Schwarzer-Feminismus und dem (intersektionalen) Gender-Feminismus verlaufen einfach auf anderen Feldern. Vereinfacht gesagt, Schwarzer bekämpft Pornographie, Prostitution und den ungebremsten Zuzug von muslimisch-archaisch sozialisierten Männern, die Gender-Feministinnen unterstützen das bzw. halten den Kampf dagegen für Diskriminierung.
    In dem Punkt, um den es hier geht, der Dämonisierung von Männern bzw. Männlichkeit sowie dem Herbeireden einer angeblichen „rape culture“ sind sie sich allerdings einig. Ein Mann wie Kachelmann, der es wagt, sich gegen eine Falschbeschuldigung zu wehren, anstatt sich wegzuducken oder sich am besten noch für seine Existenz zu entschuldigen, befeuert und stützt in deren Augen nur die „rape culture“, weil er angeblich vergewaltigte Frauen einschüchtert, die Vergewaltigung auch anzuzeigen.
    Außerdem weigert man sich über alle feministische Fraktionen hinweg anzuerkennen, dass es so etwas wie Falschbeschuldigungen in Vergewaltigungsanzeigen überhaupt gibt (außer in jüngster Zeit, aber nur in Fällen, in den der Beschuldigte ein Flüchtling ist), schließlich muss jeder Frau bei so etwas bedingungslos geglaubt werden. Demzufolge ist Kachelmann für alle Feministinnen ein rotes Tuch.
    Männer haben in deren Augen kein Recht, eine eigene Sicht auf die Geschlechterverhältnisse oder die Ereignisse in einer Paarbeziehung zu haben. Die Sicht des Mannes ist in ihren Augen irrelevant. Ein Mann, der so standhaft seine eigene Sicht der Dinge verteidigt wie Kachelmann, muss unerbittlich bekämpft werden.

  23. Ich habe das Gefühl, dass sich viele Autoren bei der Beschreibung des Vorgangs vornehmlich auf die Aussagen auf Twitter – und damit der anwesenden Studierenden – gestützt haben, die eben vielfach schrieben, dass Herr Kachelmann die Veranstaltung „gestört“ habe, sie „platzen ließ“ oder „wüst los schimpfte.“ Denn, wie die vielen Buh-Rufe im Video ja zeigen, fühlten sie sich durch die kritischen Worte des Herrn Kachelmann ja wohl schon irgendwie in ihrer einheitlichen Weltsicht angegriffen.

    Nicht Fakten sondern subjektive Eindrücke der Situation fütterten da offenbar die Texte.

    Anbei: Kudos an Herrn Kachelmann. Mutige Aktion. Mein vollster Respekt.

  24. @ TH #27
    Es geht hier um die Art und Weise des Widerspruchs zu einem Vortrag an einer Universität.
    Ich spreche jedermannmit Vergnügen das Recht zu, Ganser oder Baberowski nach einem Vortrag so zivilisiert persönlich zu widersprechen, wie es Jörg Kachelmann in Köln bei Alice Schwarzer getan hat. Würden sich alle Kritiker an diesem „schlechten Stil“ orientieren, wären wir in einer glücklicheren als der tatsächlichen Lage, in der Vorträge mit Einschüchterung oder gar handgreiflich unterbunden werden.

  25. @TH
    Leider führt das vom Thema weg, aber es kann dennoch nicht unwidersprochen bleiben. Daniele Ganser als „rechten Apologeten“ zu bezeichnen, ist – freundlich ausgedrückt – mehr als abenteuerlich. (Zu Baberowski kann ich nichts sagen, da ich seine Thesen zu wenig kenne.)
    Haben sie je irgendeinen Vortrag von Ganser gesehen (Auf YouTube gibt es jede Menge davon)? Was um alles in der Welt ist daran rechts? Das Eintreten gegen illegale Kriege? Die Aufklärung über Kriegspropaganda? Das Anprangern von von außen gesteuerten „regime changes“ (nichts anderes als ein Euphemismus für Putsch)? Die Forderung nach mehr Aufklärung über die Vorfälle von 9/11? All solche aufklärerische und kriegskritische Positionen wären vor 20-30 Jahren noch klassisch linke Positionen gewesen.
    Ich weiß schon, was kommen wird: Verschwörungstheoretiker!
    Verschwörungstheoretiker ist heute jeder, der die offiziell propagierte Verschwörungstheorie nicht einfach so schluckt und auf Widersprüche in derselben hinweist.

  26. 34, Aranxo

    Nett, dass Sie den Faden von Müller nochmals aufnehmen möchten. Zu Ganser ist hier m.E. das Wesentliche zusammengefasst:

    http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/basel/die_ganser-verschwoerung/

    Die Annahme, Müller würde die Herren Ganser und Barberowski hier nur ins Spiel bringen, um irgendein beliebiges Beispiel zu nennen, ist natürlich unsinnig. Es vergeht ja kein Thread, wo er nicht mit Derailing oder Whataboutism auffällt. Irgendwie muss er doch seine ihm politisch nahestehenden Figuren unterbringen.

  27. @TH
    Na, wenn Ihnen das schon reicht, offensichtlich ohne selbst einen Vortrag gesehen zu haben. Ich informiere mich lieber aus Primärquellen, erst recht wenn sie leicht erreichbar sind.
    Ich bin kein Schweizer und kannte die „Schweiz am Sonntag“ bisher nicht, aber laut Wikipedia macht diese ja nicht gerade den seriösesten Eindruck. Wenn man schon die Auflagenzahlen mit Sexskandälchen von Politikern pushen will. Offensichtlich nimmt man es da mit Persönlichkeitsrechten eh nicht so genau.

    Im übrigen würde ich auch gerne wissen, was an Kachelmanns Auftritt schlechter Stil gewesen sein soll. Das war schließlich nicht die Verleihung des Karlspreises. Wenn es hier um einen Gottesdienst oder eine sonstige Veranstaltung ginge, bei der Huldigung und Verehrung im Vordergrund stünden, würde ich Ihnen ja zustimmen. Es ging allerdings um eine Veranstaltung an einer Universität mit anschließender offener Diskussion, da sollte man mit unbequemen Fragen schon rechnen müssen. Aber Kachelmann, Müller und ich scheinen da wohl was falsch verstanden zu haben, weil offensichtlich Ihrer Ansicht nach generell für Veranstaltungen von Feministinnen gilt, dass offene Kritik nicht gestattet ist?

  28. @ Aranxo #36
    Der Vorwurf des „schlechten Stils“ gegen Jörg Kachelmann war vom „anderen Max“ in #23 gekommen. Unbegründet, unbegründbar.
    TH ist da nur reingegrätscht, weil er gerne beim Derailing helfen wollte. Darin ist er allerdings unschlagbar. Aus Pietät will ich jetzt auch gar nicht mehr viel zu seinen Qualitätsquellen sagen, in denen „das Wesentliche“ steht. Mehr muss, nein, darf man eben nicht wissen.

  29. Es ist faszinierend, wie hier der eine sich „aus Pietät“ nicht zu „Qualitätsquellen“ äußern will, der sonst auf Tichys Einblick verlinkt. Und wie der andere sich einmal nur auf eine Wikipedia-Passage stützt, um ansonsten Primärquellen zu empfehlen (vermutlich die Videos der Auftritte vom Putin-Fan Ganser, wo der von einem Krieg der Deutschen gegen Syrien schwurbelt). Da ist es nicht sehr weit bis zu den Alternativ-Fakten. Immerhin hilft der andere dem einen beim Lesen, das ist ja schon mal was.

  30. Noch einmal etwas zur Sache:

    Ein längereres Video, an dem nachvollziehbar ist, wer was wie gesagt hat: https://www.youtube.com/watch?v=nREIqsY55fY (auch am Tag nach der Veranstaltung gab es bereits Videos auf Youtube, mittels derer der Wahrheitsgehalt der journalistischen Beiträge eingeschätzt werden konnte).

    GeStiK ist eine Einrichtung der Universität zu Köln, die in Forschung und Lehre aktiv ist. Ein Studiengang „Gender und Queer Studies“ startet zum Wintersemester 2017/18: http://gestik.uni-koeln.de/21302.html

    Vielen Dank an Stefan für die sehr gute Darstellung und an Herrn Kachelmann für seine interessanten Beiträge hier zu Vorhersagemodellen und z. B. auch sein lesenswertes Interview anlässlich der Vorwürfe an Kai Diekmann (http://www.taz.de/!5372455/).

    Feminismus ist eine Haltung, die gleiche Rechte für Frauen gegenüber Männern fordert. Gender Studies haben einen oft interessanten und legitimen Forschungsgegenstand und häufig ein Methodenproblem, doch auch empfehlenswerte Veröffentlichungen zum Gegenstand liegen vor (z. B. Doris Bischof-Köhler. (4)2011. Von Natur aus anders. Die Psychologie der Geschlechtsunterschiede. Kohlhammer).

  31. @ TH:

    Persönlich habe ich mich kaum mit Ganser beschäftigt. Von Ihrem Artikel her würde ich sagen, dass man ihn womöglich als jemanden sehen kann, der – jedenfalls in manchen Fragen – zu Verschwörungstheorien neigt; und man mag seine Seriosität infrage stellen. Inwieweit eine solche Kritik berechtigt ist, will ich hier aber ausdrücklich offen lassen; wie gesagt weiß ich kaum etwas von dem Mann, und ich habe gelernt, mit meinem Urteil vorsichtig zu sein, wenn ich mich nicht selbst über etwas oder jemanden genauer informiert habe.

    Aber: Was immer man Ganser vorwerfen mag: Ist er „rechts“? Wie ARANXO schon geschrieben hatte: Vor nicht allzu langer Zeit hätten seine Positionen, falls sie in dem verlinkten Artikel und in der Wikipedia angemessen wiedergegeben werden, wohl als (sehr) links gegolten. Ich muss da an einen bissigen Kommentar von Norbert Häring denken, der schreibt:

    „Die politische und mediale Welt wird gerade neu eingeteilt in rechts und neurechts (früher bekannt als ‚links‘), sowie einen ungenannten Rest, den man als Mitte bezeichnen könnte, wenn es nicht komisch anmuten würde, die gesellschaftliche Mitte zwischen rechts und neurechts zu verorten. Diese nicht genannte Nichtmitte ist die Heimat der guten, politischen Gesinnung und der Wahrheit.“
    http://norberthaering.de/de/ueber-das-geld/27-german/news/736-tichy-und-broder

  32. Ich finde ja, man könnte diese komischen Artikel über den Kommentarspalten auch einfach weglassen. Sonst besteht immer wieder die Gefahr, dass man denkt, das eine müsste mit dem anderen was zu tun haben.

  33. ich empfand die reaktion schwarzers, meinem eindruck nach „sieh an, der herr kachelmann hat ja gefühle!“ als für einen menschen in ihrer position widerlich.

    .~.

  34. @44 Hanno,
    das dachte ich auch schon. Nun ist es doch aber in diesem Falle so, dass sich bezüglich des Artikels und des beschriebenen „Problems“ alle sehr einig sind, oder?

  35. @ 45
    Ebenso wie das ungerührte Weitergehen der Moderatorin im Text nach Jörg Kachelmanns Stellungnahme diente das verbale Gerührtsein von Frau Schwarzer nach den Ergänzungen des Anwalts dazu, einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Gesagten konsequent auszuweichen. Hier ist intellektuell etwas an ein Ende gekommen, hat die Auseinandersetzung mit einer komplexen Realität aufgegeben.
    Dies alles zu einer Stilfrage zu machen, führt in dieselbe Richtung: von der Revolte in den Biedermeier. Das hat auch mit Vergreisung zu tun. Die Vergreisung von Frau Schwarzer ist altersbedingt normal, die Frühvergreisung ihrer jungen Fans im Hörsaal dagegen nicht.

  36. Man stelle sich vor, eine Frau hätte es nach jahrelangem Kampf durch etliche Instanzen erreicht, dass ihr ein Gericht endlich bescheinigt, dass sie tatsächlich vergewaltigt wurde. Und ein männlicher Journalist, der sie all die Jahre als Falschbeschuldigerin verunglimpft hat, sie als männerhassendes Monster und notorische Lügnerin dargestellt hat, hätte in einer persönlichen Konfrontation für sie nicht weiter als ein „Das muss ja tief sitzen“ übrig. Was würde wohl Frau Schwarzer zu so etwas sagen? Wie armselig!

    @LLL
    Seit geraumer Zeit taugen die Kategorien links und rechts nicht mehr, um den wesentlichen politischen Antagonismus unserer Zeit zu beschreiben. Ich würde eher sagen, die Kampflinie verläuft derzeit zwischen Globalisten und Identitären/Nationalisten.
    Bei den Globalisten finden sich Neoliberale wie Obama, Clinton, Soros, Merkel, Juncker, Schulz wie auch die radikalen Linken als deren nützliche Idioten. Deren Bestreben ist die Auflösung oder zumindest Entmachtung von Nationalstaaten und die Zentrierung von Macht in supranationalen Organisationen, die aber (zumindest derzeit) ein gewaltiges Defizit an Demokratie haben. Das Bestreben ist freier Welthandel, freier Austausch von Waren und Menschen (letztendlich aber billigen Arbeitskräften) und nivellierte Gesetze für alle auf Basis von Political Correctness.
    Auf der anderen Seite gibt es rechte Nationalisten wie Trump, Le Pen, die AfD, aber auch gestandene Sozialdemokraten wie Lafontaine und Wagenknecht, evtl. auch Tsipras oder Beppe Grillo. Das sind diejenigen, die sich gegen einen Zuzug von Menschen aus aller Herren Länder und Multikulti überall wehren, die glauben, dass sinnvolle Sozialsysteme nur auf der Basis von definierten Territorien und den entsprechend definierten Bewohnern machbar sind, sprich Nationalstaaten. Die es auch nicht für sinnvoll erachten, alle unter den Kamm von weltweit einheitlichen Gesetzen zu scheren, sondern sich regionale Besonderheiten erhalten wollen. Und die immer mehr Abgabe von Kompetenzen an undurchsichtige supranationale Organisationen ohne echte Demokratie wie EU oder UNO eben als demokratiegefährdend ansehen.
    Man kann sicher herauslesen, welche Seite mir derzeit sympathischer ist. Leider, leider hat sich der Großteil der Linken auf die Seite der Globalisten geschlagen, in der m.E. naiven Hoffnung auf eine freie und gleiche Welt ohne Grenzen. Ich fürchte allerdings, da sind sie auf dem Holzweg, denn da werden sie von den Neoliberalen, den Finanzmagnaten, den großen Konzernen ganz böse über den Tisch gezogen.

  37. @46: Hallo Maike, ja das stimmt wohl. Die fehlende Kontroverse zum Artikel dürfte noch mehr dazu verleiten. Wobei ich persönlich mit OT-Diskussionen auch kein Problem habe (müssen halt die Seitenbetreiber wissen, was Sie laufen lassen). Ist ja auch nicht so, dass ich mich nicht schon mal selbst an sowas beteiligt hätte. Es ist halt nur überraschend, wie weit weg das manchmal geht und (oft weniger überraschend) wer das wie in welche Richtung einleitet.

    Ich fürchte, das war jetzt auch hoffnungslos OT.

  38. @Hanno
    Genau. Und auch off-topic: Und es ist schon erstaunlich von wie vielen verschiedenen Ausgangsfragestellungen wir heutzutage ständig beim Thema „Statistiken zur Ausländerkriminalität“ zu landen scheinen :-)

  39. @44, Hanno:

    Ja, die Müllers haben Zuwachs bekommen hier. Erst wird eher verdruckst Querfront-Ideologie verbreitet, inzwischen wird offen das „Identitäre“ bejubelt. Die Admins halten sich zurück, lassen es zu, andere Diskutanten werden abgeschreckt oder ziehen sich entnervt zurück, man übernimmt themenunabhängig Thread um Thread. Es ist wie aus dem Lehrbuch.

  40. @ Andreas Müller: Danke für den Link. Ja, das bestärkt mich in dem Eindruck, dass Ganser wohl eher „links“ als „rechts“ ist; oder, um sarkastisch zu sein: Dass er eher „neurechts“ als „rechts“ ist.

    @ ARANXO:

    Für diese Analyse spricht einiges. Leute, die gar nicht „per se“ etwas gegen mehr Internationalismus haben und auch nicht sonderlich nationalistisch sind, aber eben den „demokratiedefizitären“ neoliberalen Internationalismus kritisch sehen, werden dann offenbar oftmals ebenfalls in die rechte Ecke gestellt, obwohl sie dort nicht hingehören.

  41. @ Stefan Niggemeier #52
    „Wo?“
    Da ist nichts zu finden, aber TH hat Ahnung(en). Er spürt, dass es da etwas geben könnte, das er gerne exkommunizieren würde. Andere vermissen eine Debatte über „Statistiken zur Ausländerkriminalität“ (#50).
    Dieses spannende Thema auf einem Thread über den Fall Kachelmann zu diskutieren, wäre aber nun wirklich geschmacklos. Der Fall dürfte zwar in die PKS entsprechend eingegangen sein, aber nur wegen ausländerfeindlicher Vorurteile der Polizei. Wäre Kachelmann nicht Schweizer, sondern Deutscher, hätte man ihn garantiert nie dieser Tat falsch verdächtigt und ihn dafür sogar monatelang in Untersuchungshaft genommen, obwohl er mehr oder minder feste Wohnsitze in 13 inländischen Unterkünften vorweisen konnte. Der Schweizfeindliche Rassismus in Großen Kanton hat in diesem Fall mal wieder den Gipfel des Matterhorns überschritten (und zuvor noch die Nächtigungsgebühr in der Hörnlihütte geprellt).

  42. @LLL (53)
    Genau so würde ich mich sehen. Ich habe mich immer als Linken gesehen, fühle mich aber angesichts der den Neoliberalen devot in den Hintern kriechenden offiziellen „linken“ Parteien zunehmend heimatlos. Der Deutschnationalismus und die Heimattümelei der AfD gefällt mir allerdings auch nicht. Mit christlichem Abendland kann ich als Atheist auch nichts anfangen. Meine Werte sind eher in der Aufklärung begründet: Menschenrechte, Demokratie, Wissenschaftlichkeit und Rationalität.
    @TH
    Wenn Sie mich einen Querfrontler nennen, darf ich Sie dann einen Systemling oder NWO-Apologeten nennen?

  43. @ Stefan Niggemeier
    Sorry. Das ist nicht mein Ziel, sondern ein bedauerlicher Kollateralschaden. Vielleicht ist die alte Regel, dass man Ärger mindestens eine Nacht überschlafen sollte, bevor man zurückkeilt, doch ganz sinnvoll. Ich halte dann also mal wieder eine Weile die Klappe.

  44. @ 57 (gelöscht):

    Eine kritische Meinung gegenüber supranationalen Institutionen, wie sie heute REAL existieren, ist nicht unbedingt Ausweis von Nationalismus.

    In der Tat hat ja selbst die Anstalt die EU aufgrund fehlender Demokratie und ihrer neoliberalen Politik ziemlich scharf kritisiert. Und dass die Anstalt weder nationalistisch noch „rechts“ ist – darauf zumindest wird man sich vielleicht einigen können.

    Im Gegensatz zu einem „linken“ Kritiker wäre ein Nationalist wohl auch dann gegen supranationale Institutionen, wenn sie deutlich demokratischer und wesentlich weniger neoliberal wären.

  45. @LLL
    Das sehe ich genauso. Das macht es ja mit den Querfrontvorwürfen so schwer, würde ich sagen. Die Aussage „es gibt keine sinnvolle Unterscheidung zwischen Links und Rechts mehr“ finde ich allerdings so nicht haltbar, und daher schon querfrontverdächtig.

  46. @Maike
    Ich fürchte, da missinterpretieren Sie mich. Ich habe geschrieben:
    „Seit geraumer Zeit taugen die Kategorien links und rechts nicht mehr, um den wesentlichen politischen Antagonismus unserer Zeit zu beschreiben.“
    Das Entscheidende an der Aussage ist die Einschränkung: „um xyz zu beschreiben“
    Mit anderen Worten: Ich halte die Unterscheidung in links und rechts durchaus in vielen Feldern noch für tauglich, nur eben nicht für die m.E. wesentlichste Konfliktlinie unserer Zeit.

  47. Schwarzers perfide Verknüpfung des Prozesses gegen Kachelmann mit der Behauptung, gerade dieser „Fall“ sei Symbol für sexuelle Gewalt gegen Frauen innerhalb von Beziehungen, ist dermaßen gemein, dass nicht nur Kachelmann, sondern das gesamte Auditorium in Revolte oder Hohngelächter hätte ausbrechen müssen. Der Redebeitrag Kachelmanns ist geradezu überhöflich. Ekelhaft die vielen Schlagzeilen, die Störung behaupteten, obwohl es – leider, leider – keine gab.
    Hier das Zitat Schwarzers, auf das ich mich beziehe:“ Der Fall Kachelmann stand und steht für dieses hochexplosive Problem der sexuellen Gewalt innerhalb von Beziehungen, unabhängig davon, äh, vom Wahrheitsgehalt, ja, was nun, wer Schuld war. Sind Frauen der Besitz von Männern?“

  48. @aranxo
    Ich schrieb ja lediglich querfront“verdächtig“. Ihre konkrete Positionierung kenne ich ja gar nicht. Ich würde halt anders formulieren als Sie und sagen, es gibt linke und rechte „Globalisten“ und linke und rechte „Antiglobalisten“. Aber es ist schon komplex und unübersichtlich geworden und so wie „links“ und „rechts“ früher gebraucht wurde, ist es nicht mehr tauglich. Oder ich finde es Beispielsweise sehr unrichtig, wenn die Grünen als „linke“ Partei angesehen werden, da ich die als sehr affin zum neoliberalen Dogma empfinde.

  49. #64

    Ich wäre bezüglich der eigentlich zu erwartenden Zuhörer-Reaktionen völlig Ihrer Meinung, wenn ich nicht Herrn Kachelmanns Info über die Zusammensetzung dieses Auditoriums gelesen hätte, das (bis auf ca. 20% der Teilnehmer) völlig auf Frau Schwarzer zugeschnitten war. Und diese fühlte sich unter ihresgleichen offenbar so sicher, dass Herr Kachelmanns Wortmeldung vermutlich ein regelrechter Schock für sie war. Jedenfalls interpretiere ich ihre dümmliche und völlig sachfremde Reaktion „Ich bin ja richtig gerührt usw..“ als krampfhaftes Bemühen, wieder den Boden unter den Füssen zu bekommen, in dem sie wahrscheinlich viel lieber versunken wäre. Ist ja auch verdammt peinlich, ungehemmt über einen vermeintlich Abwesenden in perfider Weise herzuziehen und dann steht der plötzlich in voller Lebensgröße da und neben ihm auch noch der Jurist mit seinen schweinsledernen Handschuhen . Was ich übrigens mit einiger Schadenfreude konstatiert habe, ist, dass niemand von den ca. 1000 Zuhörern Frau Schwarzer auf die Anwesenheit von Herrn Kachelmann und Herrn Schwenn hingewiesen hat und dass auch die Moderatorin offenbar Tomaten auf den Augen hatte. Schließlich saßen die beiden unübersehbar mitten unter den Studierenden. Und die plötzliche Schweigsamkeit von Frau Schwarzer zum Fall Kachelmann, die sie schon im Saal beim Autogrammgeben befiel (angeblich aufgrund von Müdigkeit!) und die erstaunlicherweise bis heute andauert, sollte eigentlich auch die dümmsten Erfinder von verlogenen Schlagzeilen zu der Erkenntnis bringen, dass Frau Schwarzers dubioser Vortrag von Herrn Kachelmann nicht gestört, unterbrochen oder gesprengt wurde (wie es immer noch bei Google zu finden ist) , sondern dass diese lediglich in die Grube gestürzt ist, die sie Herrn Kachelmann gegraben hat. Es bleibt nur zu hofffen, dass diese erneuten Diffamierungen von Herrn Kachelmann durch Frau Schwarzer rechtliche Konsequenzen für sie haben.

  50. Als behauptet wurde die Erde sei keine Scheibe war das auch irgendwie „störend“ – Wer sich freiwillig auf einen Vortrag von Frau Schwarzer begibt braucht meines Erachtens so viel Aufmerksamkeit wie die Leute die immer noch behaupten die Erde sei eine Scheibe. Nämlich gar keine.

  51. Die Headline ist richtig gemeint, aber falsch gemacht (was meist am schlimmsten ist): Kachelmann hat weder die Veranstaltung, noch Schwarzer gestört, sondern das Weltbild der Anwesenden. Daher die Unruhe. Allerdings ist regelmäßig auch das Gegenteil wahr.

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